In einem Reich, in dem Macht und Prophetie aufeinanderprallen, entfaltet sich im fünften Auftritt von Sophokles' "Antigone" ein dramatischer Konflikt, der das Schicksal Thebens für immer verändern wird. König Kreon, einst standhaft in seinen Überzeugungen, steht nun dem blinden Seher Teiresias gegenüber, dessen düstere Warnungen ihn bis ins Mark erschüttern. War Kreon zunächst noch bereit, dem Rat des Sehers zu folgen, so entbrennt bald ein erbitterter Streit, in dem gegenseitige Beschuldigungen und düstere Prophezeiungen die Luft vergiften. Teiresias enthüllt Kreons verhängnisvolle Zukunft, eine Zukunft, die von Schuld, Unglück und dem Zorn der Götter gezeichnet ist. Wird Kreon, geblendet von seinem Stolz und seiner Paranoia, die Zeichen der Zeit erkennen und sein Unrecht wiedergutmachen, oder wird er Theben in den Abgrund reißen? Diese tiefgründige Analyse des fünften Auftritts beleuchtet nicht nur die zentralen Themen von Schuld, Sühne und göttlicher Gerechtigkeit, sondern auch die komplexen Charaktere von Kreon und Teiresias. Untersucht wird die zerstörerische Kraft des Eigensinns, die Bedeutung von Einsicht und die Rolle des Chores als Mahner und Vermittler. Eine fesselnde Auseinandersetzung mit einem Schlüsselmoment der griechischen Tragödie, die Fragen nach Verantwortung, Machtmissbrauch und derUnausweichlichkeit des Schicksals aufwirft. Leser erwartet eine detaillierte Inhaltsangabe, eine tiefschürfende Personencharakteristik, eine präzise Dialoganalyse und eine umfassende Betrachtung der Funktion des Chores in diesem entscheidenden Abschnitt des Dramas. Entdecken Sie, wie Sophokles in diesem zeitlosen Werk die menschliche Natur in ihren dunkelsten und erhabensten Facetten offenbart und wie die Konfrontation zwischen König und Seher das Fundament einer ganzen Gesellschaft ins Wanken bringt. Ein Muss für jeden Liebhaber der klassischen Literatur und all jene, die sich für die ewigen Fragen der Menschheit interessieren.
Esther König
Sophokles´ Drama “Antigone“: Analyse des 5. Auftritts
(Inhaltsangabe, Personencharakteristik, Dialoganalyse, Funktion des Chores)
Klassenarbeit
Im 5. Auftritt von „Antigone“ trifft König Kreon den blinden Seher Teiresias, seinen Ratgeber (V. 993-995).
Anfangs ist Kreon höflich zu dem alten Seher und bereit, auf seinen Rat zu hören, denn dieser hat ihm schon oft gute Dienste erwiesen. Teiresias berichtet Kreon, dass er viele schlechte Omen bemerkt hat, wie das ungewöhnliche Verhalten der Vögel (V. 1001-1005) und die Unfähigkeit, durch ein Flammenopfer von den Göttern eine Vision gesandt zu bekommen. Seiner Meinung nach sind die Götter erzürnt über das Verbot, Polyneikes zu bestatten, der von „Hund und Vogel“ (V. 1017) aufgefressen wird, anstatt ein rechtmäßiges Grab zu erhalten. Doch Teiresias sagt auch, dass der Mensch, der Einsicht zeigt, auf Vergebung hoffen kann, Zitat: „Der bleibt nicht ohne Rat und Segen, der sich heilen lässt von seinem Übel und sich wandeln kann. Nur Eigensinn macht sich der Torheit schuldig“ (V. 1025-1028). Er rät dem König, dem Toten endlich die letzte Ehre zu erweisen und ihn in Frieden ruhen zu lassen. Doch Kreon, der mehr und mehr zur Paranoia neigt, glaubt an eine Verschwörung gegen ihn, an der nun auch die Seher teilnehmen. Er beschuldigt die Seherzunft der Habgier und spricht eine sehr deutliche Drohung gegen Teiresias aus: „...kein Mensch vermöchte Götter zu entweihen. Es stürzen aber...auch große Geister schlimmen Sturz, wenn sie Gemeines schön verbrämen um Gewinn“ (V. 1044 f.). Mit diesen Worten setzt Kreon der Beleidigung der Seherzunft die Krone auf, denn jetzt beschuldigt er Teiresias ganz persönlich der Gewinnsucht und der Lüge. Ab diesem Zeitpunkt verwandelt sich das Gespräch in einen Streit, der sich mehr und mehr steigert. Beide Männer werfen sich gegenseitig Dummheit vor, Kreon bezeichnet Teiresias als geldsüchtigen Lügner und der Seher den König als verbrecherischen Tyrannen. Kreon weiset ihn darauf hin, dass er mit dem „Fürsten spricht“ (V. 1057) und Teiresias kontert, er habe es nur ihm zu verdanken, dass er die Stadt gerettet und seinen Thron erworben habe (V. 1058).
Als Abschluss des Streitgesprächs enthüllt Teiresias Kreon seine Zukunft. Er wird für seine Sünden, die Verurteilung Antigones und das Bestattungsverbot für Polyneikes, teuer bezahlen müssen, doch nicht nur er, die ganze Stadt wird seinetwegen ins Unglück stürzen. Teiresias sagt: „Wie ein Schütze schoss ich dir die Pfeile ins Herz, denn du hast meinen Zorn gereizt, sie haften, ihrem Brand entrinnst du nicht“ (V. 1084 f.). Damit meint er, dass seine Prophezeiung wie ein Fluch auf Kreon lasten wird, von dem er sich nicht befreien kann.
Nach Teiresias´Abgang redet der Chor Kreon ins Gewissen, versucht ihn zu bewegen, den Rat des Sehers zu befolgen und Polyneikes zu begraben. Erst zögert der König noch, denn er will ja sein Gesicht nicht verlieren, indem er nun doch sein Gesetz aufhebt. Doch die unheilvollen Prophezeiungen haben ihn erschüttert. Bisher hat Teiresias immer recht behalten und so stur ist Kreon nicht, dass er einen Fluch der Götter oder gar den Tod in Kauf nimmt, so wie es Antigone getan hat.
Teiresias ist ein weiser Mann, der nicht mit seinen Augen, sondern mit seinem Geist sieht und deshalb oft Dinge erkennt, die anderen Menschen verborgen bleiben. Die Gebote der Götter snd ihm sehr wichtig und es bereitet ihm Furcht, wenn sie seine Opfer nicht annehmen, wie es durch Kreons Bestattungsverbot geschah (V. 1019). Teiresias ist von seiner eigenen Weisheit und der Richtigkeit seiner Aussagen überzeugt und glaubt, er allein könne die Stadt auf rechtem Weg lenken. Er weiß jedoch, dass auch er selbst, der ja blind ist, nicht ohne einen Führer auskommen kann, darum vertraut er dem Knaben, seinem Lehrling, rückhaltlos (vgl. V. 1014). Teiresias sieht sich selbst als geistigen Führer, als Wegweiser für Theben und das Wohl der Stadt liegt ihm am Herzen. Als vernünftigste Tugend sieht er Einsicht an (V. 1030).
Kreon hält von Einsicht und der Bereitschaft zum Nachgeben nicht viel. Selbst nach der Enthüllung seiner unheilvollen Zukunft zögert er noch, ehe er sein Bestattungsverbot aufhebt. Doch selbst dann ist er nicht wirklich einsichtig. Er gibt nicht zu, dass er einen Fehler begangen hat, er bestattet Polyneikes nur, weil er seine Haut retten und nicht mit dem Fluch der Zornigen Götter leben will. Hier kommt deutlich der Egoismus des Königs zum Ausdruck. Sein Leben und sein Wohl sind ihm wichtiger als Staatsinteressen - denn als das Wohl des Staates hat er seine Gesetze ja immer begründet. Er hält nicht um jeden Preis an seinen Prinzipien fest, wie es Antigone tut. Sobald es für seine Person riskant wird, rettet er lieber seine Haut. Kreon ist psychisch labil, er leidet unter Paranoia, sieht überall Verschwörungen, selbst in Teiresias, deinem Ratgeber, dem er immer vertraut hat (V. 1033).
Der Dialog zwischen Kreon und Teiresias artet schnell zum Streitgespräch aus. Die Gegner werfen sich kurze, aber „harte“ Beschimpfungen an den Kopf, die die jeweilige Meinung über den anderen zum Ausdruck bringen. Der erste längere Dialogteil des Sehers, der dem Streit unmittelbar vorausgeht, bezieht sich auf die Vergangenheit, während der Lange Redepart am Ende des Streits über Kreons Zukunft Auskunft gibt. Nach Teiresias´ Abgang spricht der Chor mit Kreon und Redet ihm ins Gewissen. Im gesamten 5. Auftritt hat Kreon nicht die Oberhand in den Dialogen.
Häufig gestellte Fragen zu Sophokles' Drama "Antigone": Analyse des 5. Auftritts
Worum geht es im 5. Auftritt von "Antigone"?
Im 5. Auftritt trifft König Kreon den blinden Seher Teiresias, der ihm als Ratgeber dient. Es geht um die Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern und die Warnungen des Sehers vor den Konsequenzen von Kreons Handlungen.
Wie beginnt die Interaktion zwischen Kreon und Teiresias?
Anfangs begegnet Kreon dem Seher höflich und ist bereit, auf seinen Rat zu hören, da Teiresias ihm bereits in der Vergangenheit gute Dienste geleistet hat.
Welche schlechten Omen bemerkt Teiresias?
Teiresias berichtet Kreon von ungewöhnlichem Verhalten der Vögel und der Unfähigkeit, durch ein Flammenopfer Visionen von den Göttern zu empfangen.
Warum sind die Götter laut Teiresias erzürnt?
Die Götter sind erzürnt, weil Kreon verboten hat, Polyneikes zu bestatten, wodurch dessen Leichnam von Tieren gefressen wird, anstatt ein ordentliches Grab zu erhalten.
Welchen Rat gibt Teiresias Kreon?
Teiresias rät Kreon, dem Toten die letzte Ehre zu erweisen und ihn in Frieden ruhen zu lassen.
Wie reagiert Kreon auf den Rat von Teiresias?
Kreon glaubt an eine Verschwörung gegen ihn, an der nun auch die Seher teilnehmen. Er beschuldigt die Seherzunft der Habgier und droht Teiresias.
Welche gegenseitigen Vorwürfe erheben Kreon und Teiresias?
Kreon bezeichnet Teiresias als geldsüchtigen Lügner, während Teiresias Kreon als verbrecherischen Tyrannen beschimpft.
Welche Zukunft enthüllt Teiresias Kreon?
Teiresias enthüllt Kreon, dass er für seine Sünden, die Verurteilung Antigones und das Bestattungsverbot für Polyneikes, teuer bezahlen muss und die ganze Stadt ins Unglück stürzen wird.
Was bewirkt der Abgang von Teiresias?
Nach Teiresias' Abgang redet der Chor Kreon ins Gewissen und versucht ihn zu bewegen, den Rat des Sehers zu befolgen und Polyneikes zu begraben.
Warum zögert Kreon zunächst, das Bestattungsverbot aufzuheben?
Kreon zögert, weil er sein Gesicht nicht verlieren will, indem er nun doch sein Gesetz aufhebt.
Was bewegt Kreon schließlich dazu, seine Entscheidung zu ändern?
Die unheilvollen Prophezeiungen von Teiresias erschüttern Kreon, da er bisher immer recht behalten hat. Er will den Fluch der Götter und den Tod vermeiden.
Wie wird Teiresias charakterisiert?
Teiresias wird als weiser Mann beschrieben, der mit seinem Geist sieht und Dinge erkennt, die anderen verborgen bleiben. Die Gebote der Götter sind ihm sehr wichtig.
Wie wird Kreon charakterisiert?
Kreon wird als jemand dargestellt, der von Einsicht wenig hält und nur zögerlich zum Nachgeben bereit ist. Er ist psychisch labil, leidet unter Paranoia und sieht überall Verschwörungen.
Welche Funktion hat der Chor in diesem Teil des Dramas?
Der Chor hat eine wichtige Funktion, da sein Zuspruch Kreon zur Umkehr bewegt und dem 5. Auftritt seine Funktion als retardierendes Moment verleiht.
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- Esther König (Author), 2000, Sophokles - Antigone - Analyse des 5. Auftritts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99290