Ein verhängnisvoller Ackerstreit, der Generationen entzweit, entfacht eine tragische Liebesgeschichte, die in Gottfried Kellers "Romeo und Julia auf dem Dorfe" ihren unerbittlichen Lauf nimmt. In einem Schweizer Dorf, wo Geiz und Starrsinn das Leben der Bauern Marti und Manz bestimmen, keimt zwischen deren Kindern, Sali und Vrenchen, eine zarte Zuneigung. Doch die unversöhnliche Feindschaft ihrer Väter, ausgelöst durch den Besitz eines kleinen Ackerstücks, stellt sich als unüberwindbare Barriere entgegen. Während die Familien in Armut und Hass versinken, wächst die Liebe zwischen Sali und Vrenchen unaufhaltsam. Getrieben von Verzweiflung und dem Wunsch nach einem gemeinsamen Leben, suchen sie einen Ausweg aus dem Elend und der gesellschaftlichen Isolation. Sie fliehen vor der Enge des Dorfes, vor den zerstörerischen Kräften, die ihre Familien entzweit haben, und suchen ihr Glück in der vermeintlichen Freiheit. Doch die Schatten der Vergangenheit und die unerbittliche Härte der Realität holen sie ein. Ein geheimnisvoller Geiger, der Hüter einer düsteren Wahrheit, kreuzt ihren Weg und enthüllt ein lang gehütetes Geheimnis um den verhängnisvollen Acker. Gefangen zwischen Tradition und Sehnsucht, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, treffen Sali und Vrenchen eine folgenschwere Entscheidung. Sie wählen den Freitod, um der Welt ihrer Väter zu entfliehen und ihre Liebe in der Ewigkeit zu vereinen. Kellers Novelle ist ein erschütterndes Spiegelbild einer Gesellschaft, die von Materialismus und Vorurteilen geprägt ist, und eine zeitlose Mahnung vor den verheerenden Folgen von Hass und Unversöhnlichkeit. Sie ist eine Geschichte über die Unschuld der Liebe, die im Angesicht der Widrigkeiten aufbegehrt, und über das tragische Scheitern zweier junger Menschen, die in einer Welt ohne Hoffnung keinen Platz finden. "Romeo und Julia auf dem Dorfe" ist ein literarisches Meisterwerk, das den Leser tief berührt und zum Nachdenken über die Werte unserer Gesellschaft anregt. Die Themen Liebe, Verlust, soziale Ungerechtigkeit und die zerstörerische Kraft des Hasses werden auf eindringliche Weise dargestellt. Die Geschichte von Sali und Vrenchen ist eine universelle Parabel über die Unmöglichkeit, persönliches Glück in einer Welt zu finden, die von Konflikten und Vorurteilen zerrissen ist. Eine Geschichte, die unter die Haut geht und noch lange nach dem Lesen nachwirkt.
ROMEO UND JULIA AUF DEM DORFE
von Gottfried Keller
Zwei Bauern, Marti und Manz haben ihre Äcker fast nebeneinander. Eine Ackerfläche, von der man nicht weiß wem sie gehört, trennt ihre Gründe. Marti und Manz haben je ein Kind, Sali (7 Jahre) und Vrenchen (5 Jahre), welche sich prächtig verstehen und zusammen viel Spass haben. Eines Tages wird der „Mittelacker“ versteigert, wobei es eigentlich nur 2 Interessenten gibt, Manz und Marti. Manz erwirbt ihn, und wirft seinem Nachbar vor, er habe mit seinem Pflug ein Eck in seinen neuen Grund gemacht und solle es wieder ausbessern. Marti denkt nicht daran.
Aufgrund dieses Ackers stehen sich die Beiden nun feindlich gegenüber. Sie hassen sich gegenseitig sosehr, dass sie sich selber in der Ruin treiben. Martis Frau hält das nicht mehr aus und stirbt, als Vrenchen noch nicht einmal 14 Jahre alt ist. Für das Mädchen beginnt nun eine harte Zeit. Salis Mutter erfüllt ihrem Sohn jeden Wunsch.
Immer wenn die Manzens über die Martis reden muss der mittlerweile kräftige, hübsche, Junge Sali an Vrenchen denken, an sie kann er sich nicht im schlechten erinnert, doch da die Väter der beiden Jugendlichen so verfeindet sind beachten sie sich gegenseitig nicht, was Vrenchen traurig macht.
Eines Tages brechen die Manzens auf um in die Stadt zu ziehen und dort eine Kneipe zu eröffnen. Als sie bei ihrem neuen Heim angekommen sind stürmt Frau Manz ist Haus, während die Männer die veralteten, kaputten Möbel abladen. Sie schämt sich dafür. Ihre Kneipe, die ihnen schön und gutaussehend angepriesen wurde ist eine trostlose Hütte. Am Anfang ist noch manchmal eine kleine Gruppe von Stadtmenschen in die Kneipe gekommen, doch jetzt haben die Manzens nichts mehr. Vater und Sohn gehen immer fischen, um wenigstens etwas zu essen zu haben.
Auch bei den Martis sieht es mittlerweile sehr schlecht aus, Vrenchen und ihr Vater fischen sich im wahrsten Sinne des Wortes ihr essen.
Eines Tages treffen die Zerstritten aufeinander und beschimpfen sich aufs Schlimmste. Sie beginnen auf einer Brücke zu kämpfen und kurz bevor Manz, Marti besiegt hat, hält sein Sohn ihn davon ab. Alles auf Grund von Vrenchen. Diese lächelt ihr ganz kurz an und dann verschwinden sie.
Sali kann diese Begegnung nicht mehr vergessen, also macht er sich am nächsten Tag auf ins das Dorf um Vrenchen zu besuchen. Er steht lange vor dem Haus der Martis, bis ihn Vrenchen sieht. Sali eilt hin, und will unbedingt mit ihr reden, doch Vrenchen vertröstet ihn auf später. Sie treffen sich auf dem letzten Acker den die Martis noch besitzen. Sali und Vrenchen sind überglücklich, dass sie einander wieder haben. Ihr Glück wird aber getrübt, als sie den Schwarzen Geiger sehen (den Vrenchen an der Nase wiedererkennt), der ihnen erklärt, dass der Acker um den sich ihre Väter so gestritten hatten ihm gehört, und dass sie es genau wissen. Sie haben ihn einfach um den Acker betrogen, weil der Geiger keinen Taufschein, noch sonstige Protokolle hat.
Als die beiden Verliebten aus dem Kornfeld herauskommen steht Vrenchens Vater vor ihnen. Der Mann will seine Tochter packen, doch Sali wirft ihm einen Stein auf den Kopf, dass er bewusstlos zusammensinkt. Marti hat sich nach diesem Schlag lange nicht erholt, aber als es ihm wieder besser geht, kennt er sich nicht mehr aus. Daher bringt Vrenchen ihn in eine Anstalt. Jetzt ist es endgültig vorbei, das Mädchen muss nun ihr Haus aufgeben. Vrenchen will in der Stadt einen Job suchen. Am letzten Sonntag den Sali und sie noch gemeinsam haben wollen die beiden tanzen gehen. Sali verkauft eine Uhr, um etwas Geld zu bekommen, damit kauft er für Vrenchen neue Schuhe. Am Sonntag ziehen sie los, zuerst frühstücken sie, dann wanden sie durch einen romantischen Wald. Beide denken nicht an morgen. In einem Gasthaus, als sie zu mittag essen fragt sie eine Kellnerin, ob sie verheiratet wären, keiner antwortet ihr, und sie denkt dass es so sei.
Nach dem Mittagessen, gehen Sali und Vrenchen in eine Stadt, um dort zu tanzen und es sich gut gehen zu lassen. Beide haben den gleichen Gedanken und kaufen für den anderen einen Ring. Die Verliebten wollen ihn dem anderen zum Abschied schenken. In der Stadt jedoch werden die Beiden erkannt und fliehen vor der Masse.
Schlußendlich tanzen sie in einem alten Dorf mit armen Leuten, da erblicken sie den Geiger der dort spielt. Er ist nicht böse zu ihnen, sondern erkennt ihr Leid. Sali und Vrenchen wollen sich einfach nach dieser Nacht nicht trennen, also schlägt der Geiger ihnen vor mit ihm und seinen Volk in die Berge zu gehen und dort zu heiraten. Er wartet keine Antwort ab, er verkündet es den Leute die noch tanzen. Sali und Vrenchen gehen einfach in dem Trubel mit, bei ihren alten Häuser und den 3 Äckern vorbei. Doch plötzlich bleiben sie stehen, die anderen sind guter Dinge, dass sie es nicht bemerken und weiterziehen.
Sali verkündet Vrenchen seine Gedanken, die ganze Welt hinter sich zu lassen und ein gemeinsames Leben ohne Sorgen zu führen. Vrenchen hatte auch schon darüber nachgedacht und ist froh darüber. Sie steckten sich gegenseitig noch die gekauften Ringe an und eilen zum Fluss. Dort binden sie ein Boot, das mit Heu beladen ist los, und steigen ohne Furcht darauf. Nächsten Morgen findet man die Leichen von Sali Manz und Vrenchen Marti, engumschlungen im Wasser treiben.
Interpretation von Romeo und Julia auf dem Dorfe
Thema: Zwei Verliebte aus verfeindeten Familien finden durch ihre Liebe den Tod.
Motive: Liebe, Probleme, verfeindete Eltern, Eifersucht, Verzweiflung, Geiz, Neid, Materialismus, Außenseiter (schwarzer Geiger), Ehe, Lebensgemeinschaft ohne Ehe, gestörte Eltern- Kind Beziehung
Textsorte: Novelle...kommt aus dem Italienischem und heißt Neuigkeit. Sie hat bestimmte Merkmale:
1. krisenhafter Vorfall, besondere Begebenheit
2. einsträngige Handlung
3. keine Epische Breite (keine Einzelheiten und Details), sondern Raffung und Verdichtung.
Episch könnte man das Buch viel breiter erzählen; es gibt etliche Vorausdeutungen und einige Rückblicke.
4. Rahmen -> die Geschichte, die erzählt wird, wird in eine 2. Geschichte eingebaut.
Die Auseinandersetzung der Eltern ist der Rahmen für die unglückliche Liebesgeschichte der Kinder.
Eine Novelle erzählt etwas erfundenes. Dem Autor ist es aber wichtig, dass der Leser glaubt, es war Wirklichkeit.
Aufbau: Es gibt keine Kapitel, oder Sinnabschnitte, es ist durchgängig beschrieben.
Autorintention: kleine Probleme muss man lösen können, nicht zu sehr am Besitz hängen, Menschen sind wichtiger ! Großer Einfluss der Gesellschaft auf das Leben einzelner Personen. Außenseiter und Arme haben keine Chance in die Gesellschaft aufgenommen zu werden. Die Einstellung der Eltern hat großen Einfluß auf die Kinder.
Aktualität: Heute sind Besitz und Statussymbole wichtiger als der Mensch der sie besitzt (Auto, Handy, PC, Villa Generationskonflikt: Eltern lehnen Partner des Kindes von Vornherein ab. Sie beurteilen Bekannte sehr oberflächlich und nach dem Besitz.
Wirkung beim Leser: Am Anfang habe ich mir gedacht, dass das Buch nicht so gut ist, da es von der Sprache her schwer zu verstehen war, doch dann versetzte ich mich richtig hinein. Zuerst war die Geschichte berührend, dann gab es einen Aufschwung und der Schluss war sehr tragisch.
Leseerfahrung: Zuerst ist das Buch episch breit geschrieben, es passiert nicht viel. Nachher wird das Erzähltempo beschleunigt, Dramatik setzt ein. Zum Schluss wir der Leser auf die Folter gespannt.
Zeitungsnotiz: Sie erhöht die Autentität (= Wirklichkeitsgetreu)
Charakteristik der Personen aus Romeo und Julia auf dem Dorfe
Sali: anfangs ein aufgeweckter Knabe, fleißig Später traurig, betrübt, und verliebt , schämt sich für seine Eltern, er liebt Vrenchen über alles, ist sich jedoch über eine Heirat nicht im Klaren (wegen Vorfall mit ihrem Vater), er würde alles für sie tun, sensibel, hoffnungsvoll, von Gesellschaft nicht sehr abhängig, besitzt Zivilcourage,
Vrenchen: fröhliches Mädchen, Tod der Mutter- viel Arbeit (verwahrlost), traurig, schämt sich ebenfalls für das was ihr Vater getan hat, sie liebt Sali und will ihn unbedingt heiraten, bürgerliche Einstellung, gesellschaftsabhängig, entschlossen, leidenschaftlich, zielstrebig
Marti: Vater von Vrenchen, normaler Bauer, wird feindselig, habgierig, ehrgeizig, besitzergreifend, stur, arm, nachtragend, egozentrisch -> steht für materialistische besitzende Bauerngemeinschaft wird später geisteskrank
Manz: Vater von Sali, Ebenbild von Marti
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in "Romeo und Julia auf dem Dorfe"?
Die Novelle erzählt die Geschichte von Sali und Vrenchen, zwei jungen Liebenden aus verfeindeten Bauernfamilien. Der Streit ihrer Väter um ein Stück Land führt zu Feindschaft und Armut. Sali und Vrenchen finden trotz allem zueinander, aber die äußeren Umstände und die Ablehnung durch ihre Familien treiben sie in den Selbstmord.
Was sind die Hauptmotive der Geschichte?
Die Hauptmotive sind Liebe, Probleme, verfeindete Eltern, Eifersucht, Verzweiflung, Geiz, Neid, Materialismus, Außenseiter (der schwarze Geiger), Ehe, Lebensgemeinschaft ohne Ehe und gestörte Eltern-Kind-Beziehungen.
Welche Textsorte ist "Romeo und Julia auf dem Dorfe"?
Es handelt sich um eine Novelle. Eine Novelle zeichnet sich durch einen krisenhaften Vorfall, eine einsträngige Handlung, Raffung und Verdichtung sowie gegebenenfalls einen Rahmen aus.
Wie ist die Novelle aufgebaut?
Die Novelle hat keine Kapitel oder Sinnabschnitte, sondern ist durchgängig beschrieben.
Was ist die Intention des Autors?
Der Autor möchte zeigen, dass kleine Probleme gelöst werden müssen und man nicht zu sehr am Besitz hängen sollte, da Menschen wichtiger sind. Er thematisiert den großen Einfluss der Gesellschaft auf das Leben einzelner Personen und die mangelnde Chance für Außenseiter und Arme, in die Gesellschaft aufgenommen zu werden. Auch die Einstellung der Eltern hat einen großen Einfluss auf die Kinder.
Was ist die Aktualität der Novelle?
Die Aktualität liegt darin, dass auch heute Besitz und Statussymbole oft wichtiger sind als der Mensch selbst. Es gibt auch einen Generationskonflikt, bei dem Eltern den Partner des Kindes von vornherein ablehnen und Bekannte oberflächlich nach Besitz beurteilen.
Wie wird die Geschichte aus der Sicht des Lesers erfahren?
Anfangs ist das Buch sprachlich schwer zu verstehen. Die Geschichte ist zunächst berührend, dann gibt es einen Aufschwung, und der Schluss ist sehr tragisch.
Wie wird das Erzähltempo im Verlauf der Geschichte variiert?
Zuerst wird die Geschichte episch breit geschrieben, es passiert nicht viel. Danach wird das Erzähltempo beschleunigt und Dramatik setzt ein. Zum Schluss wird der Leser auf die Folter gespannt.
Welche Rollen spielen Sali und Vrenchen in der Geschichte?
Sali ist anfangs ein aufgeweckter Knabe, später traurig und verliebt. Er schämt sich für seine Eltern und liebt Vrenchen über alles. Vrenchen ist ein fröhliches Mädchen, das nach dem Tod der Mutter viel Arbeit hat. Sie ist traurig, schämt sich für ihren Vater und will Sali unbedingt heiraten.
Wie werden die Väter, Marti und Manz, charakterisiert?
Marti, Vrenchens Vater, ist ein normaler Bauer, der feindselig, habgierig, ehrgeizig, besitzergreifend, stur, arm, nachtragend und egozentrisch wird. Manz, Salis Vater, ist sein Ebenbild.
Welche Bedeutung hat der Geiger in der Geschichte?
Der Geiger ist am Anfang geheimnisvoll, düster und ein Einzelgänger. Später wandelt er sich und will den Kindern helfen. Er ist ein Symbol der Geschichte und kehrt an wichtigen Stellen wieder.
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- Linda Reiter (Author), 2000, Keller, Gottfried - Romeo und Julia auf dem Dorfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/99282