In diesem Essay wird der Bau und die Funktion der Bagdadbahn knapp erläutert.
Die Bagdadbahn, prägt ein aufwändiges Infrastrukturprojekt zwischen dem deutschen Kaiserreich und dem Osmanischen Reich. Sie ist einer der ingenieurtechnisch aufwändigsten Werke seiner Zeit. Die Idee mit dem Eisenbahnbau führt allerdings ins frühere 18. Jahrhundert in das nordamerikanische Territorium zurück. Anfänglich stellte der Eisenbahnbau aufgrund der geografischen Umstände einen alternativen Transportweg zu Straßen und Flüssen dar.
Die Bagdadbahn als nachahmendes Infrastrukturprojekt, beschreibt die Strecke von Konya (Türkei) nach Bagdad (Irak). Das damalige Bagdad welches im Osmanischen Reich integriert war, sollte aber nicht das Streckenende sein, sondern als eine Weiterführung ins persische Golf dienen. Die Strecke von Konya nach Bagdad betrug ungefähr 1.600 km und machte einen zwanzig Kilometer langen Tunnelbau im Taurus Gebirge, sowie umfängliche Arbeiten im Amanos Gebirge erforderlich - was zu der Zeit mit den vorhandenen Ressourcen unvorstellbar war. Beim Bau der Bagdadbahn waren ca. 35.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Inhaltsverzeichnis
I. Allgemeines
II. Vorgeschichte
III. Kaiser Wilhelm II.: „meine Bahn“
III.I Innenpolitik des deutschen Kaiserreichs
III.II Bagdadbahn als Instrument deutscher Weltmachtpolitik
IV. Auswertung
V. Quellen- und Literaturverzeichnis
I. Allgemeines
Die Bagdadbahn, prägt ein aufwändiges Infrastrukturprojekt zwischen dem deutschen Kaiserreich und dem Osmanischen Reich. Sie ist einer der ingenieurtechnisch aufwändigsten Werke seiner Zeit. Die Idee mit dem Eisenbahnbau führt allerdings ins frühere 18. Jahrhundert in das nordamerikanische Territorium zurück. Anfänglich stellte der Eisenbahnbau aufgrund der geografischen Umstände einen alternativen Transportweg zu Straßen und Flüssen dar. Die Bagdadbahn als nachahmendes Infrastrukturprojekt, beschreibt die Strecke von Konya (Türkei) nach Bagdad (Irak). Das damalige Bagdad welches im Osmanischen Reich integriert war, sollte aber nicht das Streckenende sein, sondern als eine Weiterführung ins persische Golf dienen. Die Strecke von Konya nach Bagdad betrug ungefähr 1.600 km und machte einen zwanzig Kilometer langen Tunnelbau im Taurus Gebirge, sowie umfängliche Arbeiten im Amanos Gebirge erforderlich - was zu der Zeit mit den vorhandenen Ressourcen unvorstellbar war. Beim Bau der Bagdadbahn waren ca. 35.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Bau der Bagdadbahn beschreibt einen langen Prozess, geprägt von Umständen die sich aus dem I. Weltkrieg ergaben. Datiert wird er von 1903 bis 1940. Übernommen wurde der Bau der Bagdadbahn von Georg Siemens, welcher zugleich die Anatolische Eisenbahngesellschaft gründete. Unter dem Druck des Kaisers Wilhelm II. konnte die Konstruktion der Bahn gewährleistet werden. Die Errichtung der Bagdadbahn ließ sich maßgeblich unter den deutschen Firmen unterteilen.
II. Vorgeschichte
Im 19. Jahrhundert war das Osmanische Reich von den Kolonialmächten politisch - insbesondere Großbritannien und finanziell von Frankreich - abhängig geworden. Das Reich verlor den größten Teil des auf dem Balkan gelegenen Territoriums, musste mit Istanbul an die Grenzen seines Reiches rücken und hatte zudem erhebliche finanzielle Probleme, was insbesondere das türkische Militär anging. Sultan Abdulhamid II., der letzte fungierende Sultan des Osmanischen Reichs, versuchte den Verlust auszugleichen, indem er den Orient sichern wollte. Die Bagdadbahn sollte die optimale Lösung dafür bieten um zwar ein leistungsfähiges, flexibles und schnelles Transportsystem zu ermöglichen, jedoch vielmehr, leichtere und vor allem größere Truppenverschiebungen bis zum Persischen Golf zu gewährleisten. Die Bahn sollte damit nicht bis Bagdad gebaut werden - sie sollte bis Basra erweitert werden. Von Basra aus sollte der Persische Golf politisch stabilisiert und durch vorhandene reiche Erdölfelder wirtschaftlich erschlossen sein. Nicht nur der Orient, sondern auch das arabische Territorium sollte vor der „arabischen Revolte“ (Natho 2011, S. 14) gesichert werden. So war das Projekt aus Sicht des Sultans politisch gerechtfertigt den Nahe-Osten zu sichern. Allerdings stand hierbei eine entscheidende Problematik im Weg, die Finanzierung. Das Osmanische Reich war über französische Großbanken fest an Frankreich gebunden und hatte auch für das aufwändige Infrastrukturprojekt nicht genügend Ressourcen in Bereitschaft. Sultan Abdulhamid II. strebte das Reich aus diesem Bann zu befreien und gab das Infrastrukturprojekt im Hinblick eines Vertrauenspotentials an die deutsche Führung weiter.
III. Kaiser Wilhelm II.: „meine Bahn“
III. I Innenpolitik des deutschen Kaiserreichs
Mit der deutschen Einigung 1871 entstand ein Wirtschaftsraum von erheblicher Dynamik. Die industrielle Revolution brachte durch das Nutzen von Erdöl für die Politik damit eine wirtschaftlich immanente Bedeutung herbei. Nicht nur der Import, sondern auch der Export dehnte sich aus. Schon 1890 wurde die Steinkohleförderung vervielfacht und später die Produktion von Stahl verdoppelt. Der soziale Aufstieg des deutschen Kaiserreichs wurde unmittelbar eine konkurrierende Bedeutung für Großbritannien - die Schere zwischen den beiden Großmächten dehnte sich immer weiter aus. Der Handel, welchen Großbritannien bisher als Transportmonopol weltweit innehatte, wurde nun durch den wirtschaftlichen Aufstieg des deutschen Kaiserreichs infrage gestellt und manövrierte den Argwohn Großbritanniens…
III. II Bagdadbahn als Instrument deutscher Weltmachtpolitik
Kaiser Wilhelm II. führte viele Reisen durch. Besonders bekannt ist seine 2. Orientreise aus dem Jahr 1898, in der beim Kaiser das Interesse an der orientalischen Frage heranzugehen, eindeutig gewachsen war. Betrachtet man die zeitlichen Abläufe, sollte man sich dessen bewusst sein, dass bereits Spannungen im britisch-deutschen Raum bestanden. War möglicherweise beim Kaiser ein bündnispolitisches Bild vom Osmanischen Reich entstanden, um sich auf einen potenziell bevorstehenden Krieg mit Großbritannien vorzubereiten und das Osmanische Reich als „Gegenstand imperialistischer Expansionsgelüste“ (Schöllgen 1989, S. 83) zu nutzen? Verfolgen wir die Bündnispolitik Großbritanniens was sich staffelweise etabliert, dann wird uns sofort bewusst, dass die Einstellung Großbritanniens eine Kriegsbereitschaft darstellt. Die Bagdadbahn allerdings, sollte diejenige machtpolitische Maßnahme illustrieren, womit sowohl aus politischer als auch aus wirtschaftlicher Ebene eine Antwort einhergehen sollte. Kaiser Wilhelm II. setzte daher immense Erwartungen an die Bagdadbahn. Zunächst sollten die Kosten, welche zur Finanzierung der Bagdadbahn gemacht wurden, ausgeglichen werden. Dies sollte die Konzession aus dem Jahre 1903 bewirken, die dafür geeignet war, den vollständigen Erdöl- und Mineralertrag, welcher während des Schienenbaus entstand, der Deutschen Bank zu überschreiben. Die Hoffnung auf ein reiches Erdölfeld war mit der Vorstellung umgeben, nicht nur die Kosten auszugleichen, sondern auch einen übergreifenden Ertrag daraus zu erwirtschaften. Die Bagdadbahn sollte damit das „volkswirtschaftliche Gleichgewicht Mitteleuropas“ (Türk 2010, S. 642) wiedergeben. Die Konsolidierung des Osmanischen Reichs, welches zu der Zeit aufständischen Jungtürken und Armeniern unterworfen war, sollte ebenso gewährleistet werden. Die Bagdadbahn war für das Osmanische Reich somit eine nötige Grundlage dafür, sich als Konkurrent zur Transsibirischen Eisenbahn zu erweisen. Die armenisch/russische Bedrohung im Van Gebirge, wäre mit flexiblen Truppenverschiebungen und einer zusätzlichen Planung, wie etwa einer mögliche Erweiterung der Bahn in Richtung nordöstlich der Türkei, damit überbrückbar gewesen. Die Bagdadbahn würde in diesem Fall als Anschluss dafür dienen, das Ostanatolien zu sichern und für das deutsche Kaiserreich eine entscheidende Möglichkeit bilden, sich im Vorfeld als zuverlässiger Bündnispartner zu erweisen. Die Stützung des Osmanischen Reichs nach außen war aber nicht der entscheidende Aspekt für den deutschen Imperialismus. Die Bündnispolitik des Kaisers als Antwort an Großbritannien war ein berechtigtes Vorhaben insbesondere dafür, das Osmanische Reich, welches nicht in der Lage war den Bau des Infrastrukturprojekts eigenständig zu vollziehen, als Gegenstand imperialistischer Expansionsgelüste zu nutzen. Würde die Strecke von Berlin bis nach Basra fertiggestellt, hätte das deutsche Kaiserreich die schnellste und flexibelste Zugriffsmöglichkeit bekommen, um das Machtspiel im Orient administrativ zu bestimmen. In Basra hätte der Kaiser einen Festpunkt installieren können was militär- und wirtschaftsstrategisch für die deutsche Flotte wäre. Damit hätte man entlang des Persischen Golfs jegliche komfortable Einflussmöglichkeit errungen, die für die Seemacht Großbritannien jedoch unangreifbar wäre. Zwar haben die Briten arabische Territorien darunter Kuwait und Oman im Vorhinein unter ihre Kontrolle bringen können, so fehlte es ihnen aber diese langfristig zu sichern. Wichtiger aber, der Zugriff für das deutsche Kaiserreich stand durch den liberalen Status von Basra offen. Die Bagdadbahn sollte damit den Traum der „deutsche(n) Kolonisierung“ (Türk 2010, S. 642) wahr werden lassen. Der Persische Golf ist zugleich auch ein optimaler Plan dafür, das britische Indien unter deutsch-osmanischer Herrschaft zu bringen, denn eine Kooperation, sowie die Installation von deutschen militärischen Standpunkten entlang des Persischen Golfs könnten diese Aussicht verwirklichen. Auch der „Finanzimperialismus“ (Mejcher) wäre dadurch ins Leben gerufen. Die deutsche Flotte am Persischen Golf wäre sowohl für den konformen Waffen- und Gütertransport, als auch als Transportmittel für das reiche Erdöl, damit ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor gewesen. Insgesamt kann man hier schließlich von einer erhofften deutschen Kolonisation im Orient sprechen.
IV. Auswertung
Mit der Bagdadbahn und der politischen Sicherung des Orients unter den Osmanen und der Deutschen wäre somit ein militärstrategisch bedachter Zug durch Kaiser Wilhelm II. vollbracht worden, dem weder Großbritannien, noch Frankreich und noch Russland auszusetzen hätten. Jedoch reflektiert uns die Geschichte den gegenwärtigen Verlauf als die erwünschte taktische Machtsicherung im Orient. 1914 eroberte Großbritannien Basra - welches bereits 1901 Kuwait für sich gewann - und setzte die Planung damit in den Schatten. Südlich von Basra hatte somit schon Großbritannien eine Hegemonie aufgebaut und war in der Lage, sich das reichliche Erdölvorkommen sowie den Persischen Golf bis Indien zu sichern. Mit der Eroberung von Basra kam die Bagdadbahn letztlich zu spät…
V. Quellen- und Literaturverzeichnis
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Frech, F.: Der Kriegsschauplatz der türkisch-persischen Grenze und seine Erdölvorkommen.; in: Geographische Zeitschrift 21. Jahrg. 9. H., Franz Steiner Verlag, 1915, S. 483-484.
Gasimov, Zaur: Wissen und Macht: Türkei- und Nahostexperten in Russland.; in: Osteuropa 2016 Vol. 66 No. 11/12 Die Ordnung der Dinge: Qualitative Analysen zum Osten Europas, Berliner Wissenschafts-Verlag, 2016, S. 57.
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Natho, Heinrich: Auf der Suche nach der Arabischen Revolution.; in: Archäologie in Deutschland No. 4, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2011, S. 14.; siehe auch ausführlich: Blomert, Reinhard: Zu diesem Heft.; in: Leviathan Vol. 40 No. 4, Nomos Verlagsgesellschaft mbH, 2012, S. 14.
Oberender, Andreas: Gegen Zar und Sultan: Armenischer Terrorismus vor dem Ersten Weltkrieg.; in: Osteuropa Vol. 66, No. 4, Exolosive Melange: Terrorismus und imperiable Gewalt in Osteuropa, Berliner Wissenschafts-Verlag, 2016, S. 8-9.
Pulido-Rull, Ana; Brown, Christopher; Necipoğlu, Gülru: A PRONOUNCEMENT OF ALLIANCE: AN ANONYMOUS ILLUMINATED VENETIAN MANUSCRIPT FOR SULTAN SÜLEYMAN.; in: Muqarnas Vol. 29, Brill, 2012, S.5.
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Schöllgen, Gregor: Die Großmacht als Weltmacht. Idee, Wirklichkeit und Perzeption Deutscher "Weltpolitik" im Zeitalter des
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Yerçil, Mehmet: The Berlin-Baghdad Express: The Ottoman Empire and Germany's Bid for World Power, 1898–1918 Schienen für den Sultan. Die Bagdadbahn: Wilhelm II., Abenteurer und Spione Die Bagdadbahn, Mesopotamien und die deutsche Ölpolitik bis 1918. Aufhaltsamer Übergang ins Erdölzeitalter. Mit Dokumenten.; in: German History Volume 29 Issue 4, Oxford Academic, 2011. Siehe auch Ediger, Volkan Ş.; Bowlus, John V.: Greasing the wheels: the Berlin-Baghdad railway and Ottoman oil, 1888–1907.; in: Middle Eastern Studies Volume 56, Taylor & Francis Online, 2020, S. 655-675.
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- Quote paper
- Kemal-Alp Sağkaya (Author), 2021, Die Bagdadbahn als Schlüssel zum Orient. Ein kurzer Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/992374
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