In der vorliegenden Arbeit werden zwei individuelle Trainingspläne für den Zeitraum von 3 Monaten erstellt. Als Grundlage zur Erstellung des Trainingsplanes dient das 5-Stufen-Modell der Trainingssteuerung. Dieses Modell besteht aus den Punkten Diagnose, Zielsetzung, Trainingsplanung, Durchführung und Analyse/Evaluation. Die einzelnen Stufen werden gleichzeitig als Gliederungspunkte der Arbeit verwendet.
Dabei werden sämtliche Teste, Ergebnisse und Übungen dokumentiert und ausgewertet. Dafür wurden zwei fiktive Probanden gewählt die im nächsten Kapitel naher beschrieben und vorgestellt werden sollen: Eine 22-jährige, weibliche Kundin mit vorderer Kreuzbandruptur (links) und ein 66-jähriger männlicher Kunde mit diagnostizierter Coxarthrose.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Die Erstellung eines individuellen Trainingsplans
2. Fallbeispiel 1: Vorderer Kreuzbandruptur links, vor 8 Wochen Kreuzbandplastik
2.1 Krankheitsbild „vordere Kreuzbandruptur (mit Plastik-OP)
2.2 Diagnose beim Kreuzbandriss
2.3 Behandlung des Kreuzbandrisses
2.4 Operative Behandlung beim Kreuzbandriss
2.5 Anamnese
2.6 Anamnese/Gesundheitsanamnese und Diagnose
2.7 Berufanamnese
2.8 Sportanamnese
2.9 Haltung
2.10 Tests
2.10.1 Ausdauertest/PWC Test
2.10.2 Motorische Tests
2.10.3 Flexibilitätstest/Muskelfunktionstest
2.10.4 Krafttest
2.11 Behandlung und Trainingsgrundlagen
2.12 Zielsetzung
2.13 T rainingsplanung
2.14 Übungsauswahl und Ausführung
2.15 Übungen
2.16 Erklärung für die Übungsauswahl für die Rehabilitation
2.16 Evaluation
3. Fallbeispiel 2 Coxarthrose ab Phase 3
3.1 Krankheitsbild Coxarthrose (Hüftarthrose)
3.2 Symptome
3.3 Diagnose
3.4 Behandlung
3.5 Intensität und Effekte von Krafttraining bei Älteren
3.6 Das 5-Stufen-Modell im Muskeltraining
3.7 Gesundheitssportkonzepte
3.8 Diagnose / Anamnese
3.9 Gesundheitsanamnese / Medikamente
3.10 Diagnose
3.11 Abklärung möglicher Kontraindikationen
3.12 Tests
3.13 Ziele
3.14 Trainingsprinzipien
3.15 Individuelle Trainingsplanung
3.16 Übungsauswahl und Ausführung
3.17 Auswertung des Trainingsprozesses
3.18 Fazit
4 Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die medizinische Rehabilitation hat mittlerweile einen wichtigen Platz im deutschen Gesundheitswesen eingenommen und gilt unter Experten als unverzichtbarer Teil der Versorgungsstruktur. Chronische Leiden wie beispielsweise Rückenschmerzen dominieren das heutige Krankheitsgeschehen. Aufgrund des demografischen Wandels ist auch in der Zukunft davon auszugehen, dass der Rehabilitationsbedarf weiter steigen wird. Um dies zu verhindern, es ist es sinnvoll bereits vorsorglich präventive Maßnahmen einzuleiten. Rehabilitationszentren sind aber auch ein wichtiger Ort, um Patienten nach Unfällen und schweren Verletzungen wieder auf die Beine zu bringen. Arbeitnehmer sollen schnellstmöglich wieder am Arbeitsleben teilnehmen können, Frühverrentungen und Pflegebedürftigkeit sollen vermieden werden. Die medizinische Rehabilitation wird stationär oder ambulant erbracht. Der Begriff Rehabilitation bedeutet nix anders als „wieder fähig machen“. Nach schweren Verletzungen, Operationen oder chronischen Schmerz zuständen weist der menschliche Körper durch die Ruhigstellung der Gelenke schnell muskuläre Defizite auf. Das primäre Ziel ist es also, die muskuläre Funktion für den Stütz und Bewegungsapparat wiederaufzubauen. Das medizinische Training kann verschiedene Zielstellungen haben: vollständige Wiederherstellung des ursprünglichen Niveaus der Aktivitäten , Wiedereingliederung in das soziale Umfeld -größtmögliche Wiederherstellung des Ausgangsniveaus und nahezu völlige Wiedereingliederung in das soziale Umfeld-Nutzung verbliebender Funktionen oder Aktivitäten (Kompensation)-Anpassung der Umweltbedingungen an die bestehenden Beeinträchtigungen der Aktivitäten des Betroffenen (Adaptation. Um die muskuläre Funktion wieder herzustellen muss die bewegende Funktion, die stabilisierende Funktion und die modulierende Funktion trainiert werden. Die bewegende Funktion wird durch die selektive Ansteuerung von z.B. inhibierten Muskeln trainiert und hat das Ziel, ausreichend hohe und physiologische Rotations-Momente am Gelenk erzeugen zu können. Beuger und Strecker wirken bei dieser Form des Trainings antagonistisch. Die stabilisierende Funktion wird durch das gleichzeitige Beanspruchen mehrerer an der Gelenkstabilisation beteiligter Muskelgruppen trainiert. Ziel ist es, komplexe Bewegungsabläufe unter stabilen muskulären Bedingungen durchführen zu können. Die modulierende Funktion ist die Voraussetzung, um bei nicht vorhersehbaren äußeren Einflüssen, die eine Gleichgewichtsstörung provozieren, angemessen und schnell reagieren zu können. Durch die Schulung der Tiefensensibilität als schnelle reaktive Bereitstellung angemessener Muskelaktivitäten wird die modulierende Funktion trainiert.
1.1 Die Erstellung eines individuellen Trainingsplans
Die Basis für den individuellen Trainingsplan ist die Eingangsanalyse. Anhand der Eingangsanalyse, der ärztlichen Empfehlung und den mit dem Patienten erarbeiteten Zielen erfolgt dann die Erstellung des Trainingsplanes. Wünsche und Erwartungen des Patienten sollten ebenso wie die individuellen Voraussetzungen berücksichtigt werden. Das übergeordnete Therapieziel sollte in einzelne Zwischenziele in Abhängigkeit von der Dauer der Gesamttherapie untergliedert werden, um spezielle Trainingszyklen in der Planung zu formulieren.“ Ein individueller Trainingsplan sollte ausführlich auf Papier gebracht werden und für den Patienten verständlich sein. Trainingsgewicht, Trainingsintensität, Wiederholungszahl und die Geräteeinstellung müssen unbedingt notiert werden. Wichtig ist es auch, dem Patienten verständlich zu machen, welche Muskelgruppen mit welchem Gerät trainiert werden. Der Therapeut sollte gemeinsam mit dem Patienten darauf achten, dass wirklich nur diejenigen Muskeln arbeiten, die trainiert werden sollen. Auch auf die richtige Atmung sollte der Patient hingewiesen werden: Ausatmen bei der Anstrengung, Einatmen bei der Entlastung. Die Einhaltung von Pausen (Regenerationstagen) ist ebenfalls ein wichtiger Faktor für ein erfolgreiches Training. Um eine optimale Muskelentwicklung zu gewährleisten, ist es wichtig, im Training immer wieder neue Reize zu setzen. Sollte der Patient während dem Trainingsprogramm Schmerzen verspüren sich der Zustand durch das Training insgesamt verschlechtern, ist es ratsam die Belastung zu reduzieren. Der Trainingsplan sollte so aufgebaut sein, dass ein Programm vorgegeben wird, das mit Beginn der Rehabilitation bis zur Wiedereingliederung in ein „normales“ Trainingsprogramm reicht. Nach dem Ende der Rehabilitation sollte der Patient das vorgegebene Training entweder in einem normalen Fitnessstudio oder weiterhin in einem ambulanten Rehabilitationszentrum (weitere Trainingsmöglichkeiten in einem Rehabilitation Zentrum fortführen.)
In der vorliegenden Arbeit werde ich mich im Rahmen der Erlangung der Lizenz Fachtrainer für Sportrehabilitation mit der Erstellung zwei individuelle Trainingspläne für den Zeitraum von 3 Monaten beschäftigen. Als Grundlage zur Erstellung des Trainingsplanes dient das 5 - Stufen - Modell der Trainingssteuerung. Dieses Modell besteht aus den Punkten Diagnose, Zielsetzung, Trainingsplanung, Durchführung und Analyse/Evaluation. Die einzelnen Stufen werde ich gleichzeitig als Gliederungspunkte meiner Arbeit verwenden. Dabei werden sämtliche Teste, Ergebnisse und Übungen dokumentiert und ausgewertet. Dafür habe ich als zwei fiktiven Probanden gewählt die ich im nächsten Kapitel naher beschreiben und vorstellen werde: Eine 22-jährige, weibliche Kundin mit vorderer Kreuzbandruptur (links) und eine 66-jährige männliche Kunde mit diagnostizierte Coxarthrose.
2. Fallbeispiel 1: Vorderer Kreuzbandruptur links, vor 8 Wochen Kreuzbandplastik
2.1 Krankheitsbild „vordere Kreuzbandruptur (mit Plastik-OP)
Bei einem Kreuzbandriss handelt es sich um eine der häufigsten Knieverletzungen. Die Medizin spricht davon, wenn es zu einem teilweisen oder vollständigen Riss des vorderen oder seltener des hinteren Kreuzbandes im Kniegelenk gekommen ist. Bleibt ein Kreuzbandriss unbehandelt, kann es langfristig zu (vorzeitigen) verschleißbedingten Schäden im Knie kommen, beispielsweise zu einer Kniearthrose, die im Laufe der Zeit ggf. die Implantation einer Knieprothese notwendig machen kann. Aufgabe der beiden Kreuzbänder ist es, den Oberschenkelknochen und das Schienbein im Inneren des Kniegelenks miteinander zu verbinden und auf diese Weise Stabilität und Bewegung zu gewährleisten. Wenn eines oder beide Kreuzbänder reißen, wird das Knie instabil und der Gang des Betroffenen unsicher. weil sich die Knochenenden vom Schienbein und dem Oberschenkelknochen im Kniegelenk gegeneinander verschieben können. Die Medizin unterscheidet zwischen einem vorderen und einem hinteren Kreuzbandriss. abhängig davon. welches Kreuzband von der Ruptur betroffen ist. Ein Riss des hinteren Kreuzbandes kommt dabei deutlich seltener vor als ein vorderer Kreuzbandriss. Epidemiologische Studien haben gezeigt. dass Kreuzbandrupturen im Mannschaftssport bei weiblichen Sportlern etwa 2.4 bis 9,5-mal häufiger vorkommen als bei Männern. Ungefähr 70 % der Verletzungen entstehen ohne direkte Beteiligung eines Mitspielers (sogenannte Nicht-KontaktSituationen), und verschiedene Studien haben gezeigt. dass Kreuzbandrisse im Ballsport am häufigsten bei der Landung nach einem Sprung und während schneller Richtungswechsel entstehen. Videoanalysen ergaben. dass sich das Kniegelenk zur Zeit der Verletzung am häufigsten in leichter Beugung. in Valgus- und Außenrotationsstellung befindet. In dieser Knieposition ist die Spannung im vorderen Kreuzband am höchsten. und die muskulären Agonisten des vorderen Kreuzbandes. die ischiocruralen Muskeln. haben einen ungünstigen Hebelarm. um das Tibia Plateau zu sichern. Eine plötzliche Anspannung dieses Muskels kann bei diesen Kraftverhältnissen der Hebelarme zur Ruptur des vorderen Kreuzbandes führen. Es gibt einerseits Hinweise. dass Unterschiede in der Koordination von Bewegungen und der neuromuskulären Kontrolle die unterschiedliche Inzidenz von Kreuzbandverletzungen bei Männern und Frauen erklären können. Frauen landen nach einem Sprung auf-rechter mit einem nur wenig gebeugten Kniegelenk. In dieser Position ist das vordere Kreuzband nur schlecht durch die ischiocrurale Muskulatur geschützt. Zusätzlich sind Frauen häufig Quadrizeps dominant. Die Ruptur des vorderen Kreuzbandes ist eine ernste Kniegelenksverletzung. Aufgrund der Instabilität kommt es bei Patienten häufig zu Meniskus- und Knorpelschäden und sekundär zu degenerativen Veränderungen des Kniegelenkes. Aus diesem Grunde sollte ein insuffizientes vorderes Kreuzband beim aktiven Patienten durch ein autologes Sehnentransplantat ersetzt werden. Kreuzbandersatzplastiken erfordern jedoch lange Rehabilitationsphasen. die mit einem langen Trainingsausfall verbunden sind. Der durchschnittliche Aktivitätsgrad der Patientenkann durch eine Kreuzbandersatzplastik zwar signifikant Einleitung gesteigert werden, dennoch bedeutet eine Kreuzband Verletzung für den betroffenen Sportler immer wieder das Ende einer Wettkampfkarriere bedeuten. Für ein Wettkampfteam kann der Ausfall von einem oder mehreren Spielern Ranglistenplätze, häufig sogar auch den Klassenerhalt kosten. Daher muss die Verhinderung von Kreuzbandverletzungen oberstes Ziel von Trainern, Physiotherapeuten und Sportärzten sein. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Inzidenz von Kreuzbandrupturen bei weiblichen Athleten im Ballsport deutlich höher ist als bei Männern. Am häufigsten kommen Kreuzbandrupturen in Sportarten mit Sprüngen und plötzlichen Drehbewegungen vor. Sportarten mit einer hohen Inzidenz sind Ballsportarten wie Handball, Basketball Fußball und Hockey. Ungefähr 70 % der Verletzungen entstehen jedoch ohne direkte Beteiligung eines Mitspielers in so genannten Nicht-KontaktSituationen. Es gibt eine Vielzahl anatomischer Unterschiede an der unteren Extremität zwischen Männern und Frauen, die die geschlechtsspezifische Inzidenz an Kreuzbandrupturen er-klären könnten. Bei Frauen ist die femorale Anteversion höher als bei Männern, und die Muskulatur ist schwächer entwickelt.
2.2 Diagnose beim Kreuzbandriss
Im Moment des Unfalls, also in dem Moment, in dem es zu dem Kreuzbandriss kommt, verspürt der Betroffene heftige Schmerzen sowie ein Zerreiß- oder Verschiebegefühl im Knie, das als Knacken zu hören ist. Unmittelbar nach dem vorderen Kreuzbandriss spürt der Betroffene meist starke Belastungsschmerzen im Gelenk. Rasch bildet sich ein Bluterguss: Es entsteht ein Spannungsgefühl und Belastungsschmerz. Zudem können auch eine Schwellung des Knies und ein Kniegelenkserguss (Gelenkerguss) auftreten. Diese akuten Beschwerden bei einem vorderen Kreuzbandriss klingen meist innerhalb von 10 bis 14 Tagen ab und das Gelenk lässt sich zunächst wieder normal belasten. Häufig verspürt der Betroffene im weiteren Verlauf ein Unsicherheits- und Instabilitätsgefühl im Kniegelenk und die Belastbarkeit des Gelenkes lässt auch im Alltag zunehmend nach. Charakteristisch sind:
- Unsicherheiten beim Gehen
- ein spontanes Wegknicken im Kniegelenk;
- belastungsabhängige Schmerzen und eine Streck- und Beugehemmung des Kniegelenks
Ein vorderer Kreuzbandriss wird im Allgemeinen durch die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine klinische Untersuchung des Kniegelenks diagnostiziert. Im Rahmen der Anamnese stellt der behandelnde Arzt dem betroffenen Patienten die folgenden Fragen:
- Handelt es sich tatsächlich beim jetzigen Knietrauma um einen Erstunfall oder ging dem Unfall schon ein Erstunfall voraus?
- War das Knie schon nach früheren Verdreh Traumen angeschwollen, hatte es mal gekracht, musste der Patient eine sportliche Betätigung wegen einer akuten Verletzung des gleichen Kniegelenkes abbrechen?
- Wurde da eine Punktion mit Abziehen von Blut vorgenommen?
- Erhielt der Verletzte einen Gips oder eine Bandage?
- War das Knie später nicht mehr so stabil wie das gesunde Knie?
- Kam es im weiteren Verlauf wiederholt zu Anschwellen bei geringem Verdrehen?
Der Arzt wird das verletzte Knie des Patienten dabei gründlich inspizieren und befühlen (Palpation). Frische Hautveränderungen lassen auf die Art und Intensität der Verletzung schließen. Spätestens das Feststellen von Verletzungs- und Operationsnarben sollten den Untersucher nach deren Anamnese fahnden lassen. Die Fehlstellung von Beinachsen ist von großer prognostischer Bedeutung. So führen Varusfehlstellungen in Kombination mit posterolateralen Kapselbandverletzungen zu Instabilitäten mit erheblichem Handikap für den Patienten. Aktive und passive Bewegungstest runden die körperliche Untersuchung ab. Die Schmerzpunkte um das Kniegelenk und die Funktion der Bänder werden dabei durch die Tastuntersuchung und bestimmte Bewegungsmuster geprüft. Ergänzend kommen meist bildgebende Verfahren zum Einsatz, wie Röntgenuntersuchungen und Magnetresonanztomographie (MRT). Einschränkungen gibt es dabei für Patienten mit früheren Kniegelenksoperationen mit Metallteilen. Eine weitere Untersuchung aus dem Bereich der Radiologie die Szintigraphie, hat in den letzten Jahren für die Erfassung von „aktiven“ Knorpel/Knochen-Läsionen beim Kniegelenk an Bedeutung gewonnen. So deuten „Hot Spots“ auf aktive chondoromalazische Herde mit Zelluntergang hin. Chrondromalazie bedeutet Knorpelschaden der Gelenke. Instabile Kniegelenke mit Hot spots sollten möglichst stabilisiert werden, um das Fortschreiten dieser Knorpelprozesse zu bremsen.
2.3 Behandlung des Kreuzbandrisses
Ein Kreuzbandriss kann grundsätzlich sowohl konservativ als auch operativ behandelt werden. Konservative Therapieverfahren beinhalten unter anderem die Physiotherapie zur Stabilisierung des Kniegelenks und zum Muskelaufbau sowie die Schmerztherapie und die Kältetherapie. Weil der vordere Kreuzbandriss vor allem junge und sportliche Menschen betrifft, haben die Patienten sehr häufig den Wunsch, weiterhin sportlich aktiv zu sein. Prinzipiell ist das bei einer guten Muskelführung des Kniegelenkes auch ohne ein funktionstüchtiges vorderes Kreuzband denkbar. Doch sollte man sich nicht täuschen lassen: Aufgrund möglicher Folgeschäden kann fünf Jahre nach einem Kreuzbandriss tatsächlich nur noch etwa jeder zweite Betroffene seinen Sport uneingeschränkt betreiben. Außerdem ist es einfach lebensfern, dass Patienten mit vorderem Kreuzbandriss langfristig und zum Teil über Jahrzehnte hinweg intensiven Muskelaufbau betreiben würden. Somit bestehen eigentlich keine Zweifel daran, dass das vordere Kreuzband nach einem Kreuzbandriss operativ im Rahmen einer Kreuzband-OP stabilisiert werden sollte. Das betrifft übrigens nicht mehr nur die jungen Erwachsenen, sondern auch Kinder und ältere Menschen. Bei der operativen Behandlung wird das gerissene Kreuzband im Rahmen einer sogenannten Kreuzbandplastik durch eine intakte körpereigene Sehne ersetzt.
2.4 Operative Behandlung beim Kreuzbandriss
Die modernen arthroskopischen Techniken haben die ältere Technik, bei der das gesamte Gelenk eröffnet werden muss, vollständig verdrängt. Auch Techniken, bei denen das zerrissene Kreuzband wieder zusammengenäht wurde, sind heute überholt. Stattdessen wird das verletzte Kreuzband durch eine körpereigene Sehne ersetz die man als Kreuzbandplastik bezeichnet. Die Schwere der Knieverletzung wird auch in der Nachbehandlung nach einem Kreuzbandriss deutlich. Dabei gilt die Rehabilitation als wichtigste Maßnahme, um den Erfolg der Operation dauerhaft zu sichern. Die Nachbehandlung nach einer Operation beim Kreuzbandriss muss frühfunktionell erfolgen, Ziel ist eine möglichst rasche und vollständige Streckung des Kniegelenkes und eine Beugefähigkeit von bis zu 120°. Die Arbeitsfähigkeit ist zumindest bei einer Bürotätigkeit nach 14 Tagen wiederhergestellt. Die sachgerechte und zeitintensive Rehabilitation dauert wesentlich länger - sie kann durchaus erst nach acht bis zehn Wochen oder sogar noch später abgeschlossen sein. Und fast immer muss sich daran noch ein weiteres individuelles Aufbautraining anschließen. So ist meist erst nach drei Monaten ein leichtes Lauftraining möglich, und die Wiederaufnahme kniebelastender Sportarten ist frühestens nach einem halben Jahr empfehlenswert. Die Langzeitprognose einer richtig durchgeführten Kreuzbandersatzoperation ist insgesamt gut: Die Stabilität des Gelenkes ist über Jahre gesichert. Allerdings muss der Betroffene auch wissen, dass die Entstehung einer Arthrose im verletzten Gelenk nicht immer verhindert werden kann. Ihre Entwicklung ist trotz einer gelungenen Operation entscheidend von den vorhandenen Vorschäden oder den begleitenden Meniskusverletzungen abhängig. Aber: Nur ein stabilisiertes Gelenk hat eine Chance, davor wirklich geschützt zu sein.
2.5 Anamnese
In der Allgemeinanamnese werden die allgemeinen persönlichen Daten des Kunden aufgenommen. Dies sind der Name und die Kontaktdaten, darüber hinaus aber z. B. auch das Alter und das Geschlecht. Der Anamnesebogen Sport Reha ist dem, des allgemeinen Fragebogens des Fitnesstrainings ähnlich, jedoch muss der Trainer über bisher durchgeführte Maßnahmen informiert sein. Im besten Fall bringt der Kunde einen Abschlussbefund vom Physiotherapeuten mit. Mit diesen Voraussetzungen kann der Trainer ein optimales Training gestalten. Hier wird auch deutlich welche Ziele der Kunde hat.
Für den weiteren Verlauf dieser Arbeit beziehen sich alle personenbezogenen Daten auf die folgende Person: Nikita M. Alter 22, Hockeyspielerin. Die Kundin ist 22 Jahre und weiblich. Beruflich übt sie eine sitzende Bürotätigkeit aus und in ihrer Freizeit spielt sie Hockey. Bei einem Hockeyspiel vor 8 Wochen ist ihr das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen. Die anschließende Behandlung erfolgte mit einer Kreuzbandplastik-OP und danach bei der Physiotherapie. Diese Physiotherapie ist ausgelaufen und sie möchte weiter Sport machen, um ihr Knie weiter zu stabilisieren und die Genesung fördern.
2.6 Anamnese/Gesundheitsanamnese und Diagnose
Die Gesundheitsanamnese gibt zusätzliche wichtige Informationen über eventuelle Beschwerden, Medikamenteneinnahmen, Therapieempfehlungen usw. und ist damit der wichtigste Teil des Eingangsgesprächs. Nikita ist 168cm groß und wiegt 60kg. Nichtraucherin, Vorerkrankungen wie Asthma, Schilddrüsenerkrankungen oder Diabetes Mellitus Typ2 wurden verneint. Abgesehen von dem Riss im vorderen Kreuzband der operativ behandelt wurde, hat die Kundin keine Beschwerden. Bis ca. eine Woche nach der OP erfolgte die orale Einnahme von Ibuprofen 600 (Schmerzmittel) 2-3x täglich, danach keine mehr. Durch eine unphysiologische Bewegung bei einem Hockeyspiel, kam der Riss im vorderen Kreuzband zustande. Weitere Bänder oder Sehnen wurden sind nicht betroffen. Ziel ist es, das Knie zu stabilisieren und damit Genesung zu unterstützen. Ein Instabilitätsgefühl oder Streckdefizit wurde verneint. Die Ganganalyse ergibt ein beschwerdefreies Gangbild. Somit sind für das beginnende Training keine Kontraindikationen vorhanden. Erfahrungen mit einem Fitnesstraining, bis auf die Physiotherapie und dem Hockey spielen hat Nikita nicht. Dies würde sie gerne ändern, da sie in ihrem Vollzeitberuf eine überwiegend sitzende Tätigkeit ausführt.
2.7 Berufsanamnese
Die Berufsanamnese gibt Auskunft über sitzende und stehende Tätigkeiten und damit typischen Bewegungen oder körperlichen Belastung, Stressfaktoren und Arbeitszeiten. Nikita übt eine Teilzeitstelle an 5 Tagen die Woche als Bürofachkraft aus und sitzt daher überwiegend. Stress hat sie zurzeit nicht.
2.8 Sportanamnese
Die Sportanamnese gibt Auskunft über die Sportart, die der Kunde eventuell betreibt, die Trainingsbelastung, Trainingsumfang, Trainingsziel und Wettkampfziel. Wie in der Anamnese/Diagnose konnten wir bereits entnehmen, dass Nikita nebenbei Hockey spielt. Dies tut sie 2-3x die Woche.
2.9 Haltung
Der Haltungszustand im Allgemeinen zeigte keine Besonderheiten: Die Füße stehen parallel und schulterbreit auf dem Boden, X-und O-Beine sind nicht zu erkennen. Das Becken ist gerade und auch die Knie sind auf einer Höhe. Nikita zeigt allerdings eine Schonhaltung auf, da sie ihr Gewicht mehr auf das linke Knie verlagert und das geschädigte rechte Knie so entlastet. Aus Erfahrungen (Persönliche und aus dem Fitnessstudio in dem ich arbeite) würde ich dies auf psychische Gründe zurückführen, da nach so einem Unfall im Hinterkopf immer eine gewisse Unsicherheit bei Belastung bestehen bleibt.
2.10 Tests
Bei Reha-Kunden sollte natürlich bedacht werden, dass diese nicht maximal belastbar sind und der Trainer sensibel einschätzen sollte, welche Tests und Intensitäten ihre Anwendung finden. Im Zweifel gilt: lieber von der Durchführung absehen, wenn man sich nicht sicher ist, dass es dem Kunden eher schadet als nützt.
2.10.1 Ausdauertest/PWC Test
Unter der Physical Working Capacity (PWC) versteht man die in Watt angegebene mechanische Leistung eines Menschen bei einer definierten Herzfrequenz. Sie macht Aussagen über das Dauerleistungsvermögen der jeweiligen Person. Für ein rehabilitatives Training ist die Verbesserung der Ausdauer ein nicht zu vernachlässigender Aspekt: Während die lokale Kraftausdauer als Grundlage des Muskeltrainings zu trainieren ist, ist die allgemeine Ausdauer ebenso wichtig, da sie die Basis für alle alltäglichen Belastungen einerseits und für die Anforderungen in der Therapie bzw. im Training andrerseits darstellt. Zudem hat Ausdauertraining neben der physischen Komponente auch eine psychische, da u. a. die Stressresistenz erhöht wird. Schließlich können die Auswirkungen von Erkrankungen, die durch Bewegungsmangel entstehen, verhindert werden. Um den IST-Zustand der Kundin zu überprüfen, werde ich mit Ihr einen PWC-Test durchführen. Auch dieses Testergebnis kann zum einen regelmäßig überprüft und Fortschritte besser festgestellt werden, zum anderen kann man auch hier das Ergebnis bzw. das Verbessern des Ergebnisses zur Verlaufsmotivation nutzen.
Für den PCW-Test wird die Kundin auf dem Fahrradergometer gesetzt und dieses wird so eingestellt, dass das Bein in der ,ausgestreckten Position‘ eben nicht ganz durchgestreckt ist; der Lenker wird so eingestellt, dass sie mit einem 45 Grad vorgebeugtem Oberkörper auf dem Ergometer sitzt. In der Praxis haben sich verschiedene Zielpulse bewährt. Im Alter zwischen 31 und 50 Jahren, der altersspanne der hiesigen Kundin liegt der Zielpuls bei 150 Schläge pro Minute. Zu Beginn des Tests des Tests wird der Ruhepuls der Kundin notiert, welcher bei 65 Schläge/Minute liegt. Die Kundin beginnt nun mit einer Leistung von 25 Watt und bei einem gleichmäßigen Trittfrequenz zu fahren. Alle zwei Minuten wird wie Wattzahl um 25 gesteigert bis die vorher festgelegt Herzfrequenz erreicht ist. Bei jeder Steigerung wird der Puls der Kundin kontrolliert und notiert. Wichtig ist, dass nach Erreichen des Zielpulses nicht sofort mit der Belastung aufgehört wird sondern, dass das Ergometer auf die geringste Belastungsstufe gestellt wird und die Belastung langsam heruntergefahren wird. Hierbei sollte noch einmal der Erholungspuls gemessen werden und zwar nach einer, nach drei und nach fünf Minuten. Im vorliegenden Fall haben die Kunden den Puls von 150 Schläge/Minute bei 125 Watt erreicht. Um diese Leistung nun zu bewerten ist die erreichte Wattleistung durch das Körpergewicht zu teilen. 125(Watt)/60(Kilo) =2,08
Diese Leistung ist wie folgt einzuordnen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Nikita befindet sich mit Ihrem Wert von 2,8 im guten Bereich, der aber durchaus noch ausbaufähig.
2.10.2 Motorische Tests
Um einen Trainingsplan erstellen zu können ist es unumgänglich, den IST - Zustand der Beweglichkeit und Kraft festzustellen. Dafür wird sich Birgit einigen Beweglichkeit - und Krafttests unterziehen. Für einen späteren Re- Test ist außerdem die Dokumentation von Tageszeit, Tagesform, Stresslevel usw. unerlässlich ist.
2.10.3 Flexibilitätstest/Muskelfunktionstest
Um ein muskuläres Gleichgewicht Herzustellen bzw. zu erhalten und so Verletzungen Vorzubeugen ist es wichtig das Muskeln nicht nur kräftig, sondern auch beweglich sind. Folgende Muskeln werde ich daher einem Flexibilitätstest unterziehen.
Wir verwenden bei uns manuelle Beweglichkeitstests modifiziert nach Janda.
Wir testen folgende Muskelgruppen:
Brustmuskulatur (M. pectoralis major) Ergebnis: +
Hüftbeuger (M. iliopsoas) Ergebnis 0
Oberschenkelmuskulatur (M. rectus femoris) Ergebnis: +
Rückwärtige beinmuskulatur (Mm. Ischiocrurales) Ergebnis: 0
Wadenmuskulatur (Mm. triceps surae) Ergebnis: 0
Nach Beendigung der Test konnte keine Beeinträchtigung in der Flexibilität festgestellt werden, leichte Defizite sollten durch das Training verbessert werden.
2.10.4 Krafttest
Durch verschiedene Krafttests werden wichtige Werte für die Planung des bevorstehenden Krafttrainings ermittelt. Diese Werte sind wichtig für die Planung und Durchführung des Krafttrainings.
Wir führen hier einen „funktionalen“ Test nur mit dem Körper (Gewicht) durch
Zur Stabilisierung des Kniegelenks tragen vor allem die Oberschenkelmuskeln bei, so dass ich diese aufgrund der erlittenen Verletzung der Kundin einen Krafttest unterziehen werde. Da aber auch noch weiter Muskeln auf das Knie wirken werden auch die verschiedenen Anteile der Gesäßmuskulatur jeweils einem Test unterzogen.
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