Der Tango, Ende des 19. Jh., in den Einwanderervierteln von Montevideo und Buenos Aires entstanden, erlebte im letzten Jahrhundert einen Wandel hinsichtlich seiner Rezeption und seiner Bedeutung für die porteños, die Einwohner1 von Buenos Aires. War der Tango ab den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts fast von der Bildfläche verschwunden, setzte in den 90er Jahren ein erneuter Tangoboom ein, aber mit verändertem Gesicht.
In der vorliegenden Arbeit werden die Ergebnisse meines Feldforschungspraktikums August 1999 bis Februar 2001 in Buenos Aires, Argentinien, präsentiert. Der Tango als Gesellschaftstanz manifestiert sich vor allem in zwei Räumen, den clases de tango, dem Tangounterricht, und den milongas, den Tanzlokalen. Anhand einer clase de tango und mehrerer von mir besuchter Tanzlokale möchte ich aufzeigen, wer heutzutage Tango tanzt und was die Hauptmotive sind, welche die von mir begleiteten Personen veranlassen, in ihrer Freizeit Tango tanzen zu lernen.
Innerhalb der Stadtethnologie diskutiert man darüber, ob sich "die Stadt insgesamt stärker in räumlich verankerten communities mit gemischter Bevölkerung gliedert, oder ob sich jegliche räumliche Verankerung sozialer Beziehungen zugunsten nicht mehr eindeutig verorteter Netzwerke auflösen wird" (Welz 1991). Mein Anliegen war es zu untersuchen, ob die milongas als gemeinsamer Raum für eine aspatial community diese Theorie bestätigen oder ob sie ein Treffpunkt sind für eine community, die sich durch das Miteinanderwohnen in dem selben barrio identifiziert. Weiterhin wird versucht, die wichtigsten Merkmale und Kodexe der milongas, der Tangolokale, darzustellen und den Ablauf einer Tangoklasse sowie deren soziales Netzwerk zu analysieren.
Die Arbeit gliedert sich in zwei Bereiche. Der erste Teil gilt dem Feldforschungspraktikum und seiner praktischen Durchführung. Es wird Vor- und Nachbereitungsphase besprochen, sowie die genaue Fragestellung und die angewandten Methoden reflektiert. Im zweiten Teil wird das Forschungsergebnis vorgetragen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DAS FELDFORSCHUNGSPRAKTIKUM
- Themafindung
- Ursprüngliche Fragestellung
- Methodenauswahl und geplante Durchführung
- DER REALE VERLAUF DER FELDFORSCHUNG
- VORBEITUNGEN
- Rahmenbedingungen
- Auswahl der Untersuchungseinheit vor Ort
- Modifizierung der Fragestellung
- METHODEN
- Zensus
- Interviews
- Semistrukturierte Interviews
- Unstrukturierte Interviews
- Netzwerkanalyse
- Persönliche Aufzeichnungen und Auswertung schriftlicher Quellen
- NACHBEREITUNG
- SCHWIERIGKEITEN DER FORSCHENDEN
- TANGO ARGENTINO IM HEUTIGEN BUENOS AIRES: MOTIVE, ORTE UND BEZIEHUNGEN AM FALLBEISPIEL EINER CLASE DE TANGO
- GEOGRAFISCHE UND GESCHICHTLICHE HINTERGRÜNDE
- Argentinien
- Buenos Aires
- MILONGAS
- Rituale
- El Cabeceo
- La Tanda
- Die Uhrzeit
- TANGO ARGENTINO
- Entstehungsgeschichte
- Der getanzte Tango
- TANGO ALS SUBKULTUR UND ASPATIAL COMMUNITY
- Subkultur
- Der Tango als aspatial community
- MOTIVATION - WARUM AUSGERECHNET TANGO?
- Die Möglichkeit die traditionellen Geschlechterrollen auszuleben
- Wiederentdeckung eines typischen Elementes argentinischer Identität
- Tango nach einer einschneidenden Veränderung im Leben
- Die clase als club de solos y solas
- UNTERRICHT
- Tangounterricht in Buenos Aires allgemein
- Tango bei Luis
- Unterrichtsort
- Spell Café
- Bar Sedón
- Luis
- Die Klassenmitglieder
- Ablauf einer typischen Klasse
- DAS NETZWERK DER TEILNEHMER – PERSÖNLICHE BEZIEHUNGEN DURCH DEN TANGO
- Persönliche Netzwerke
- Das Gesamtnetzwerk
- Die Rezeption des Tango Argentino im heutigen Buenos Aires
- Motive und Beweggründe für das Erlernen des Tango
- Soziale und kulturelle Bedeutung des Tango
- Analyse des sozialen Netzwerks der Tangotänzer
- Die Rolle der Milongas als aspatial community
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Motive, Orte und Beziehungen im Tango Argentino im heutigen Buenos Aires. Sie untersucht die Wiederbelebung des Tango als Gesellschaftstanz und analysiert die Gründe, warum Menschen in ihrer Freizeit Tango tanzen lernen. Der Fokus liegt dabei auf den Tangoklassen, den Milongas und dem sozialen Netzwerk der Teilnehmer.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit und die Forschungsfrage vor. Im Kapitel "Der reale Verlauf der Feldforschung" werden die Methoden und die Vorbereitung des Feldforschungspraktikums beschrieben. Der Schwerpunkt liegt auf dem Einsatz verschiedener Methoden wie Zensus, Interviews und Netzwerkanalyse. Das Kapitel "Tango Argentino im heutigen Buenos Aires: Motive, Orte und Beziehungen am Fallbeispiel einer clase de tango" beleuchtet die geografischen und historischen Hintergründe, die Entstehung des Tango, die Rolle des Tango als Subkultur und aspatial community sowie die Motivationen der Tangotänzer. Es werden die Rituale in den Milongas, der Ablauf einer Tangoklasse und das soziale Netzwerk der Teilnehmer analysiert. Dieses Kapitel untersucht die Gründe, warum die Menschen den Tango lernen und wie sich diese Gründe in den Klassen und Milongas manifestieren.
Schlüsselwörter
Tango Argentino, Buenos Aires, Milongas, Tangoklassen, aspatial community, soziale Netzwerke, Geschlechterrollen, kulturelle Identität, Feldforschung, qualitative Methoden, Zensus, Interviews, Netzwerkanalyse.
- Quote paper
- M.A. Anna Beutler (Author), 2002, Der Tango Argentino im heutigen Buenos Aires, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9903