Diese Arbeit thematisiert, inwieweit moderne Kinderliteratur alte Geschlechterkonstruktionen überwinden kann und welche Geschlechterstereotype in Kinderbüchern von Kirsten Boie aufgebrochen werden, bestehen bleiben oder neu konstruiert werden. Anhand ausgewählter Geschichten wird untersucht, welches Bild von Geschlechterasymmetrien und Geschlechtergerechtigkeit durch Figurenkonstellationen, Sprache, Bilder und Inhalte gezeichnet wird und welchen Anteil Literatur daran haben kann, Geschlechterungleichheiten, die größtenteils immer noch zu Ungunsten der Frau bestehen, aufzuzeigen respektive zu verringern. Hierfür wird zunächst erläutert, wie Erwartungshaltungen und Merkmalszuschreibungen der unterschiedlichen Geschlechter entstehen und reproduziert werden, um anschließend exemplarisch einzelne Kinderbücher von Kirstin Boie in den Blick zu nehmen.
Der Mann geht arbeiten und die Frau behütet Haus und Kinder. Dieses, bis in die 1960er geltende Rollenbild, wird heute als überholt angesehen, da die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht nur angestrebt wird, sondern auch im Grundgesetz verankert ist. Dennoch bleiben geschlechtstypische Erwartungshaltungen noch immer bestehen und sind Bestandteil gesellschaftlicher Strukturen. Kinder für diese Strukturen zu sensibilisieren und sie dadurch sichtbar und diskutierbar zu machen ist wichtig, weil das Merkmal ‚männlich´ oder ‚weiblich´ immer noch mit der hierarchischen Anordnung gesellschaftlicher Chancen, Grenzen und Barrieren verbunden ist.
Denn daraus leiten sich unterschiedliche individuelle Lebenschancen ab. Die Literatur bietet eine Sicht von außen auf eine fiktive Welt. Diese kann der Welt, in der wir selbst leben und agieren sehr ähnlich sein. Wir können uns mit den Protagonisten identifizieren, sie bewundern, sie bemitleiden oder uns von ihnen abgrenzen. Es gibt wohl kaum Kinder, die nicht schon einmal davon geträumt haben, stark und selbstbewusst zu sein wie Pippi Langstrumpf, durch die Lüfte zu fliegen wie Peter Pan oder in ein phantastisches Wunderland abzutauchen wie Alice. Literatur kann uns Wünsche offenbaren und Missstände aufzeigen. Sie kann uns eine Welt eröffnen, die möglich wäre und beeinflussen, wie wir uns und andere wahrnehmen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Geschlechterstereotype
- 2.1 Produktion und Reproduktion von Geschlechterstereotypen: doing gender
- 2.1.1 Durch die Familie
- 2.1.2 Durch die Institution Schule
- 2.1.3 Durch Konsumgüter und Medien
- 2.2 Literatur und Geschlechterasymmetrien
- 3. Analyse ausgewählter Kinderbücher von Kirsten Boie
- 3.1 Die Autorin Kirsten Boie
- 3.2 Geschlechtsspezifische Unterschiede und Gemeinsamkeiten in ausgewählten Kinderbüchern
- 3.2.1 Repräsentation und Darstellung weiblicher und männlicher Figuren
- 3.2.2 Familiäre Strukturen und Freundschaften
- 3.2.3 Sprache
- 3.2.4 Genderstereotype und Reaktionen auf nicht genderstereotypes Verhalten
- 3.3 Exemplarische Analyse einzelner Schwerpunktthemen
- 3.3.1 Lena und Mathematik in „Lena hat nur Fußball im Kopf“
- 3.3.2 Chancen und Grenzen des Buches „Kann doch jeder sein wie er will“
- 4. Ausblick: Kirsten Boies Kinderbücher als geeignete Lektüre zur Sensibilisierung für Geschlechterasymmetrien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Darstellung von Geschlechterkonstruktionen in Kinderbüchern von Kirsten Boie. Ziel ist es, zu analysieren, inwieweit diese Bücher traditionelle Geschlechterstereotype überwinden oder reproduzieren. Die Arbeit beleuchtet die Entstehung und Reproduktion von Geschlechterstereotypen im Allgemeinen und untersucht anschließend exemplarisch ausgewählte Bücher von Boie auf ihre Darstellung von Geschlechterasymmetrien und -gerechtigkeit.
- Analyse der Entstehung und Reproduktion von Geschlechterstereotypen
- Untersuchung der Repräsentation weiblicher und männlicher Figuren in Kirsten Boies Kinderbüchern
- Bewertung der sprachlichen Gestaltung und ihrer Wirkung auf die Geschlechterdarstellung
- Auswertung der Darstellung familiärer Strukturen und Freundschaften
- Beurteilung des Potenzials von Kirsten Boies Büchern zur Sensibilisierung für Geschlechterasymmetrien
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Geschlechterrollen und -stereotype ein und erläutert den Wandel vom traditionellen Rollenbild hin zur angestrebten Gleichberechtigung. Sie hebt die Bedeutung von Kinderliteratur für die Sensibilisierung von Kindern für Geschlechterasymmetrien hervor und benennt die zentrale Forschungsfrage der Arbeit: Inwieweit gelingt es moderner Kinderliteratur, alte Geschlechterkonstruktionen zu überwinden und welche Geschlechterstereotype werden in Kirsten Boies Büchern aufgebrochen, bestehen bleiben oder neu konstruiert? Die Einleitung skizziert den methodischen Ansatz der Arbeit, der darin besteht, ausgewählte Geschichten von Kirsten Boie zu analysieren, um das Bild von Geschlechterasymmetrien und -gerechtigkeit zu untersuchen.
2. Geschlechterstereotype: Dieses Kapitel definiert Geschlechterstereotype als stark vereinfachte, generalisierende und starre Meinungen über Verhaltensweisen und Eigenschaften, die den Mitgliedern einer Geschlechtergruppe zugeschrieben werden. Es wird der Unterschied zwischen deskriptiven und präskriptiven Anteilen von Stereotypen herausgearbeitet und wie diese im Alltag zur Legitimation bestimmter Verhaltensweisen verwendet werden. Das Kapitel analysiert die Ähnlichkeiten von Frauen- und Männerstereotypen in verschiedenen Kulturen und beleuchtet, wie diese Stereotype bereits im Kindesalter durch Komplimente und Sanktionen geprägt werden. Der Einfluss von auffälligen Merkmalen, eigenen Erfahrungen und Sprache auf die Bildung geschlechtsstereotypischer Vorstellungen wird diskutiert, wobei der Zusammenhang zwischen dem Merkmal „männlich“ oder „weiblich“ und der hierarchischen Anordnung gesellschaftlicher Chancen, Grenzen und Barrieren hervorgehoben wird. Schließlich werden die Gender Studies als Forschungsfeld eingeführt, das sich mit den Ursachen und Wirkungszusammenhängen von Geschlechterdifferenzen beschäftigt.
Schlüsselwörter
Geschlechterstereotype, Geschlechterkonstruktionen, Kinderliteratur, Kirsten Boie, Gender Studies, Geschlechterasymmetrien, Geschlechtergerechtigkeit, Rollenbilder, Figurenkonstellation, Sprache, Sensibilisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Geschlechterkonstruktionen in Kinderbüchern von Kirsten Boie
Was ist der Gegenstand dieser Bachelorarbeit?
Diese Bachelorarbeit untersucht die Darstellung von Geschlechterkonstruktionen in ausgewählten Kinderbüchern der Autorin Kirsten Boie. Im Mittelpunkt steht die Analyse, inwieweit diese Bücher traditionelle Geschlechterstereotype reproduzieren oder überwinden.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit analysiert die Entstehung und Reproduktion von Geschlechterstereotypen im Allgemeinen und untersucht spezifisch, wie Geschlechterasymmetrien und -gerechtigkeit in den Büchern von Kirsten Boie dargestellt werden. Es werden die Repräsentation weiblicher und männlicher Figuren, die sprachliche Gestaltung, familiäre Strukturen und Freundschaften sowie das Potential der Bücher zur Sensibilisierung für Geschlechterasymmetrien bewertet.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Kapitel zu Geschlechterstereotypen (inkl. deren Entstehung und Reproduktion durch Familie, Schule und Medien), eine Analyse ausgewählter Kinderbücher von Kirsten Boie (inkl. Figurenkonstellation, Sprache und Darstellung von Genderstereotypen), und einen Ausblick auf das Potential der Bücher zur Sensibilisierung. Konkrete Beispiele aus den Büchern, wie "Lena hat nur Fußball im Kopf" und "Kann doch jeder sein wie er will", werden analysiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zu Geschlechterstereotypen, ein Kapitel zur Analyse der Kinderbücher von Kirsten Boie (mit Unterkapiteln zur Autorin, geschlechtsspezifischen Unterschieden in den Büchern, exemplarischen Analysen einzelner Themen) und ein abschließender Ausblick.
Welche Methoden werden verwendet?
Die Arbeit verwendet eine qualitative Inhaltsanalyse ausgewählter Kinderbücher von Kirsten Boie, um die Darstellung von Geschlechterasymmetrien und -gerechtigkeit zu untersuchen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Geschlechterstereotype, Geschlechterkonstruktionen, Kinderliteratur, Kirsten Boie, Gender Studies, Geschlechterasymmetrien, Geschlechtergerechtigkeit, Rollenbilder, Figurenkonstellation, Sprache, Sensibilisierung.
Welche Forschungsfrage steht im Zentrum der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Inwieweit gelingt es moderner Kinderliteratur, alte Geschlechterkonstruktionen zu überwinden und welche Geschlechterstereotype werden in Kirsten Boies Büchern aufgebrochen, bestehen bleiben oder neu konstruiert?
Welche Aspekte der Geschlechterstereotype werden betrachtet?
Die Arbeit betrachtet sowohl deskriptive als auch präskriptive Aspekte von Geschlechterstereotypen und analysiert deren Einfluss auf die Darstellung von Figuren, Handlungssträngen und Sprache in den Büchern.
Welche Rolle spielt die Sprache in der Analyse?
Die sprachliche Gestaltung der Bücher und deren Wirkung auf die Geschlechterdarstellung wird als wichtiger Aspekt der Analyse betrachtet.
Welches Potential wird den Büchern von Kirsten Boie zugeschrieben?
Die Arbeit untersucht das Potential der Bücher von Kirsten Boie, Kinder für Geschlechterasymmetrien zu sensibilisieren und zu einem kritischen Umgang mit Geschlechterrollen anzuregen.
- Quote paper
- Tamara Glassl (Author), 2020, Geschlechterkonstruktionen in Kinderbüchern von Kirsten Boie. Kinderliteratur zur Überwindung alter Geschlechtskonstruktionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/990069