Welche dunklen Ahnungen beschleichen einen Krieger, fernab der Geborgenheit des Heims, inmitten der kalten Waffen? Franz Schuberts Vertonung von Ludwig Rellstabs Gedicht "Kriegers Ahnung" aus dem "Schwanengesang" offenbart eine tiefe Zerrissenheit zwischen Pflicht und Sehnsucht, zwischen Schlachtfeld und trauter Liebe. Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine detaillierte Reise durch Schuberts meisterhafte Komposition, enthüllt die subtilen musikalischen Mittel, mit denen er die emotionalen Schattierungen des Gedichts erfasst. Von den elegischen Klängen des Anfangs, die die ruhige aber kraftlose Stimmung des Kriegers widerspiegeln, bis hin zu den aufkeimenden Wutausbrüchen und der Verzweiflung in den schnelleren, unruhigeren Abschnitten, analysiert diese Arbeit jeden Takt. Entdecken Sie, wie Schubert durch Tempowechsel, Tonartenmodulationen und eine ausgefeilte Melodieführung die innere Welt des Kriegers zum Leben erweckt. Erfahren Sie mehr über Schuberts Leben, sein kompositorisches Schaffen und seinen unermesslichen Einfluss auf die Liedkunst. Tauchen Sie ein in die Analyse der Liedform, die die spannungsgeladene Struktur des Liedes offenbart. Diese detaillierte Untersuchung von "Kriegers Ahnung" ist ein Muss für alle Liebhaber klassischer Musik, Gesangsstudierende und Musikwissenschaftler, die die Genialität Schuberts in seiner ganzen Tiefe erfassen möchten. Eine fesselnde Reise durch die musikalische Interpretation eines zutiefst menschlichen Konflikts, meisterhaft dargeboten in Tönen und Worten, die bis heute nichts von ihrer emotionalen Wucht verloren haben. Dieses Werk erhellt die Verbindung von Lyrik und Musik, bietet einen neuen Zugang zu einem der ergreifendsten Lieder des "Schwanengesangs" und wirft ein neues Licht auf Schuberts kompositorische Meisterschaft im Bereich der Romantik, der Liedkunst und der musikalischen Interpretation von Gefühlen wie Sehnsucht, Krieg, Liebe und Verlust.
Franz Peter Schubert Schwanengesang, Lied Nr.: 2 Kriegers Ahnung
Biographie des Komponisten:
- geboren 1797 bei Wien
- 12 Kind seiner Eltern, Vater Lehrer
- 1808 Aufnahme in den Wiener Stadtkonvikt
- 1810 erste bekannte Komposition
- Kompositionsunterricht bei seinem Vater, später bei W. Holzer, W Ruzicka und ab 1812 bei Antonio Salieri (auch Lehrer Beethovens, Liszts und anderer)
- erstes bekanntes Lied „Erlkönig“ nach einem Gedicht von J.W. von Goethe
- 1824 Liederzyklus: „Die schöne Müllerin; 1827 „Die Winterreise“ beide nach W. Müller
- 1828 „Schwanengesang“ nach Texten von L. Rellstab und H. Heine; Zusammenfassung von seinen letzten Liedkompositionen
- 1828 Tod an Typhus
- hinterließ trotz frühem Tod weit über 1000 Lieder, gilt als erster wichtigster Komponist dieser Gattung
Kriegers Ahnung
In tiefer Ruh liegt um mich her der Waffenbrüder Kreis; mir ist das Herz so bang , so schwer, von Sehnsucht mir so heiß.
Wie hab ich oft so süß geruht an ihrem Busen warm! Wie freundlich schien des Herdes Glut, lag sie in meinem Arm.
Hier, wo der Flammen düstrer Schein ach! nur auf Waffen spielt, hier fühlt die Brust sich ganz allein, der Wehmut Träne quillt.
Herz, daß der Trost dich nicht verläßt, es ruft noch manche Schlacht. Bald ruh ich wohl und schlafe fest,
Herzliebste - gute Nacht.
Der Vorgabe des Gedichtes folgend, hat Schuberts Lied 4 Teile. In jedem Teil steigert der Komponist das Tempo und fällt erst in den letzten 11 Takten in Tempo und Tonart (c- Moll) des Anfanges zurück. Die Teile seien hier als A, B, C und D bezeichnet.
Teil A umfaßt 28 Takte in der Grundtonart c- Moll. Als Tempoangabe ist „Nicht zu langsam“ zu lesen. Die 28 Takte enthalten 8 Takte Vorspiel im Klavier, 5 Takte Gesang + Klavier, 1 Takt Zwischenspiel, wieder 11 Takte Gesang und Klavier und 3 Takte Überleitung (nur Klavier). Also:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Oder: 12 Takte Klavier und 16 Takte Klavier + Gesang.
In diesem Teil spiegelt Schubert die Grundhaltung des Gedichtes (ruhig, kraftlos, elegisch) wieder. Er verwendet wenig dynamische Bezeichnungen und erreicht trotz eines akzentuierten Rhythmus ein Höchstmaß an Ruhe und ein dahin fließen der Melodie.
Da Teil B und C besitzen können sie durchaus auch als ein Teil gesehen werden. Die Tempobezeichnung ist hier „Etwas schneller“ und Schubert erreicht die Temposteigerung dadurch, das er die achtel Läufe im Klavier erst als Triolen spielen läßt und später in beiden Händen zu repetierten achtel Akkorden übergeht.
Doch nicht nur diese Verschnellerung des Tempos läßt auf 2 Teile schließen, sonder sie geht einher mit einem Tonartwechsel von Es- Dur nach fis- Moll, dann nach a- Moll und letztlich nach f- Moll.
Teil B besteht aus 13 Takten Klavier + Gesang und einem Zwischentakt.
Teil C enthält 17 Takte Klavier + Gesang und ebenfalls einem Zwischentakt. Also:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese Teile enthalten insgesamt 32 Takte, also 4 Takte mehr als Teil A. Dabei jedoch nur 2 reine Klaviertakte. Man kann hier also eine Verdichtung der Wort - Tonbeziehung erkennen.
Teil B drückt Freude und Hoffnung aus. Durch die schöne, lyrische Gesangslinie verdeutlicht der Komponist die Erinnerung des Kriegers, die in dieser Strophe vorherrscht.
In Teil C hingegen herrscht die aufkeimende Wut und Zerrissenheit vor. Dies erreicht Schubert durch eine monotone und schnelle Klavierbegleitung, anfängliche große Sprünge in der Gesangslinie und durch die wechselnden Tonarten (alle Moll).
Mit Teil D wechselt nicht nur erneut die Tonart (a- Moll) und die Tempobezeichnung (Geschwind, unruhig) sondern auch die Taktart. Hatten wir am Anfang noch 3/4, so ist es nun 6/8.
46 Takte Gesang und Klavier und 2 Takte Einleitung, sowie 3 und 1 Zwischentakte sind zu hören.
Also:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Dies sind also 51 Takte, wobei der 51 Takt schon der Anfang der Coda (11 Takte) bildet. Somit haben wir die runden Zahlen: Teil D = 50 Takte, Coda 12 Takte.
Teil D wird beherrscht von dem Wunsch nicht zu verzweifeln und führt fließend in die Coda, welche Tempo, Tonart und Taktart von Teil A besitzt. Es ist das zurückfallen in den Zustand des Anfanges.
Diese Verzweiflung in Teil D drückt Schubert durch sechzentel Bewegungen im Klavier und einer schrittweisen Gesangslinie die nur von einzelnen, größeren Sprüngen unterbrochen wird aus.
Die Coda enthält 2 reine Klaviertakte und 9 + 1 Takt Klavier und Gesang.
Schubert baut in diesem Lied von Teil zu Teil immer mehr Spannung auf und gibt dieser Spannung auch mehr Raum, wie man sehr gut an der zunehmenden Zahl von Takten erkennen kann.
Häufig gestellte Fragen zu Franz Peter Schubert Schwanengesang, Lied Nr.: 2 Kriegers Ahnung
Wer war Franz Peter Schubert?
Franz Peter Schubert war ein österreichischer Komponist, geboren 1797 in der Nähe von Wien. Er gilt als einer der bedeutendsten Komponisten der Romantik und insbesondere des Kunstliedes. Er starb 1828 an Typhus, hinterließ aber ein umfangreiches Werk von über 1000 Liedern.
Was ist der "Schwanengesang"?
Der "Schwanengesang" ist eine Sammlung von Liedern, die 1828 veröffentlicht wurde. Die Texte stammen von Ludwig Rellstab und Heinrich Heine. Es handelt sich um eine Zusammenstellung von Schuberts letzten Liedkompositionen.
Worum geht es in "Kriegers Ahnung"?
"Kriegers Ahnung" handelt von einem Krieger, der inmitten seiner Waffenbrüder ein Gefühl der Sehnsucht und des Heimwehs verspürt. Er erinnert sich an seine Geliebte und den Frieden, den er bei ihr fand, im Gegensatz zur düsteren Realität des Krieges.
Wie ist das Lied "Kriegers Ahnung" aufgebaut?
Das Lied ist in vier Teile (A, B, C und D) gegliedert. Jeder Teil steigert das Tempo, bevor es in den letzten Takten wieder zum Anfangstempo zurückkehrt. Teil A ist ruhig und elegisch, während die Teile B und C eine Steigerung des Tempos und der Tonarten erfahren. Teil D ist schnell und unruhig und mündet in eine Coda, die an den Anfang erinnert.
Welche musikalischen Elemente werden in Teil A verwendet?
Teil A ist in c-Moll gehalten und hat das Tempo "Nicht zu langsam". Er enthält ein Vorspiel, Gesangspassagen, Zwischenspiele und eine Überleitung. Schubert verwendet wenig dynamische Bezeichnungen, um eine ruhige und dahin fließende Melodie zu erzeugen.
Wie wird das Tempo in den Teilen B und C gesteigert?
Das Tempo wird durch schnellere Klavierläufe gesteigert, die zunächst als Triolen gespielt werden und später in repetierte achtel Akkorde übergehen. Dies geht auch einher mit Tonartwechseln.
Welche Gefühle werden in den Teilen B und C ausgedrückt?
Teil B drückt Freude und Hoffnung durch eine lyrische Gesangslinie aus. Teil C hingegen vermittelt Wut und Zerrissenheit durch eine monotone Klavierbegleitung, große Sprünge in der Gesangslinie und wechselnde Moll-Tonarten.
Was passiert in Teil D?
In Teil D wechselt nicht nur die Tonart (a-Moll) und das Tempo (Geschwind, unruhig), sondern auch die Taktart von 3/4 zu 6/8. Das Klavier spielt Sechzehntel-Bewegungen, und die Gesangslinie wird von größeren Sprüngen unterbrochen. Dieser Teil drückt den Wunsch aus, nicht zu verzweifeln.
Was kennzeichnet die Coda?
Die Coda nimmt Tempo, Tonart und Taktart von Teil A wieder auf und vermittelt das Zurückfallen in den Anfangszustand. Sie enthält Klavierpassagen und Gesang. Sie beginnt im 51 Takt und umfasst 12 Takte.
Welche Liedform liegt dem Lied zugrunde?
Man kann eine dreiteilige Liedform mit Abgesang erkennen, wobei die deutliche Teilung des Mittelteils (B und C) beachtet werden muss.
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- Mark Mönchgesang (Author), 2000, Kriegers Ahnung aus Franz Schubert: Schwanengesang, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98977