Michael Köhlmeier, geboren am 15. Oktober 1949 in Hard am Bodensee und aufgewachsen in Hohenems, ist ein renommierter österreichischer Autor. Sein literarisches Debüt erfolgte 1982 mit dem Roman "Der Peverl Toni und seine abenteuerliche Reise durch meinen Kopf", der große Beachtung fand. Köhlmeier schrieb weitere Romane wie "Moderne Zeiten" (1984) und "Spielplatz der Helden" (1988), bevor er sich der Neubearbeitung homerischer Mythen widmete, darunter "Telemach" (1995) und "Kalypso" (1997).
Sein Werk "Dein Zimmer für mich allein" (1997, Deuticke Verlag) erzählt die Geschichte eines Mannes, der aus einem Zug steigt, um Wasser zu holen und sich dann auf die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht begibt. Dies führt ihn in die Wohnung einer wunderschönen Frau. Köhlmeier selbst erlebte einen ähnlichen Vorfall auf einer Reise von Mailand nach Zürich.
Dein Zimmer für mich allein
Autor:Michael Köhlmeier:
Geboren: 15. 10. 1949 in Hard am Bodensee, aufgewachsen in Hohenems
Studium 1970-1978: Germanistik, Politologie, Mathematik und Philosophie in Gießen und Frankfurt.
Debütroman: "Der Peverl Toni und seine abenteuerliche Reise durch meinen Kopf" (1982) · große Beachtung.
Folge von weiteren Romanen wie "Moderne Zeiten" (1984) und "Spielplatz der Helden" (1988).
Homerischer Mythen neubearbeitet: "Telemach" (1995) und "Kalypso" (1997).
Griechische Mythen im österreichischen Rundfunk · erneut hohe Popularität
Preise: der Rauriser Literaturpreise (1982), der Johann-Peter-Hebel Preise (1988) oder der Manès-Sperber Preises (1994). 1997 wurde er mit dem Grimmelshausen-Preis ausgezeichnet. Heute lebt Michael Köhlmeier mit seiner Frau Monika Helfer, mit der er seit 1981 verheiratet ist, noch immer in Hohenems.
Weitere Werke von Michael Köhlmeier sind unter anderem:
"Die Musterschüler", "Bleib über Nacht", "Sunrise", "Calling", "Die Figur", "Der Unfisch", "Like Bob Dylan"
Das Buch:
Die Erzählung "Dein Zimmer für mich allein" ist 1997 im Deuticke Verlag erschienen. Der Umschlag zeigt das Gemälde "Femme nue dans un Fauteuil rouge" von Felix Vallotton.
Die Entstehungsgeschichte:
Ein Mann wird aus einem Zug durch das Fenster hinausgehoben, um Wasser zu holen. Ohne Mantel und Papiere macht er sich auf die Suche nach einem Unterschlupf für die Nacht. Dieser Umstand bringt ihn in die Wohnung einer wunderschönen Frau. Für Köhlmeier selbst, ist die Erzählung zwar völlig unwahrscheinlich, trotzdem möchte er, dass man so eine "phantastische" Geschichte zumindest für möglich hält. Einen Teil dieser Erzählung hat Köhlmeier ja selbst erlebt, nämlich als er unterwegs war von Mailand nach Zürich.
In einem Interview mit einem Journalist des Standards sagte er folgendes:
,,Ich hatte einen so irren Durst. Wenn da der Zug bei einer Tankstelle stehen geblieben wäre, hätten sich die Leute darum gerissen, hinausgehoben zu werden. Ich hätte es auch gemacht, selbst auf die Gefahr hin, dass ich den Zug dann verpasse." ,,Eigentlich", meint der Autor, ,,könnte man die Geschichte als ganz realistische lesen. So hätte ich es am liebsten." In dieser Erzählung spiegelt sich auch die Art von Köhlmeier Bücher zu schreiben wider: ,,Im Prinzip ist bei mir die Situation beim Schreiben so, wie sie im Buch beschrieben ist. Ich habe das Gefühl, es kommt jemand zu mir und erzählt mir eine Geschichte. Und wie der die erzählt, ist mir ganz egal. Im ersten Niederschreiben habe ich gar nicht das Gefühl, dass ich etwas erfinde, oder sehr beteiligt bin, da bin ich relativ gleichgültig und lass' mich von der jeweiligen Figur einfach führen."
Davon inspiriert kam dann die Geschichte "Dein Zimmer für mich allein" zustande.
Die Hauptpersonen:
Zwei junge Menschen sind die Hauptfiguren in diesem Buch. Zum einen gibt es den jungen Mann, von dem man aber den Namen nicht kennt, und zum Anderen ist Marianne die zweite Hauptdarstellerin des Buches.
Der junge Mann ist ein ziemlich frecher Mensch. Er besitzt die Unverfrorenheit, es sich in einer fremden Wohnung tagsüber gemütlich zu machen, ohne den Wohnungseigentümer davon wissen zu lassen. So ist er rechtlich gesehen zwar in die Privatsphäre eines anderen Menschen eingedrungen, andererseits hat er sich nur das Recht zum Überleben zu recht "geschnitzt".
Marianne ist eine hübsche selbstständige Frau, die alleine in einer Wohnung lebt. Sie arbeitet tagsüber, und kommt erst am Abend wieder nach Hause.
Eigentlich müsste man zumindest empört darüber sein, wenn sich jemand in einer fremden Wohnung einrichtet, à la Schneewittchen bei den sieben Zwergen. Marianne hingegen toleriert das Geschehen, und macht keine Anstalten dagegen etwas zu Unternehmen.
Inhaltsangabe:
Er aß von ihrem Tellerchen, trank aus ihrem Becherchen, schlief in ihrem Bettchen.
Ein Mann begibt sich mit dem Zug auf die Reise in sein Heimatland. Es ist Winter. Menschen drängen sich in den zu warmen Waggons. Jemand verlangt nach Wasser. Plötzlich hält der Zug und die ganze Aufmerksamkeit wendet sich dem jungen Mann zu, der neben dem Fenster steht. Er fühlt sich irgendwie verpflichtet Wasser zu holen. Sein inneres ICH, der Spaßmacher, gibt ihm Handlungsanleitungen und treibt ihn an, das rettende Wasser zu besorgen.
Heldenhaft klettert er aus dem Zugfenster, während der Zug hält. Er sieht eine Tankstelle, wo er das Wasser besorgen will. Sie scheint Rettung in höchster Not.
Doch als der Mann mit drei Mineralwasserflaschen wieder zurückkommt und auf den Zug zumarschiert, fährt dieser bereits ab. Trotz aller Bemühungen den Zug aufzuhalten, fährt der Zug ohne ihn weiter. Nun ist er völlig hilflos und mittellos: Mantel und Koffer, das heißt Geld sowie alle wichtigen Papiere, sind im Zug.
Nur mit Hose und Hemd bekleidet, und drei Wasserflaschen im Arm macht sich der Mann auf die Suche nach der nächsten Ortschaft, um der eisigen Kälte zu entwischen. Nach einem langen Marsch an der Straße, ohne dass ihn ein Autofahrer mitnimmt, kommt er endlich zu drei Wohnblöcken, die nur zum Teil bewohnt sind. Halb erfroren, flüchtet der junge Mann in das Dachgeschoß eines der drei halbfertigen Wohnblöcke. Mit Styropor eingedeckt verbringt er dort die erste Nacht.
Am nächsten Morgen beobachtet er eine Frau, die in einer der fertigen Wohnungen einen Stock tiefer lebt, wie sie gerade die Tür öffnet. Sie ist für ihn die Frau mit dem "Goldhelm": ihre blonden, langen Haare erinnern ihn an einen goldenen Helm. Ziemlich geschwächt und erneut von seinem Spaßmacher angetrieben, betritt er heimlich ihre Wohnung, während sie den Müll austrägt. Er macht sich ein Bild von ihrem Zuhause, und bevor sie wieder zurückkommt, nimmt er sich den Zweitschlüssel zu ihrer Wohnung, der gleich neben der Tür hängt, hoffend, dass das nicht auffällt, und verlässt sie sofort wieder. Er sieht ihr vom Dachgeschoß aus zu, wie sie wieder in der warmen und ordentlichen Wohnung verschwindet.
Die Wohnung wird später für ihn zum sprichwörtlichen Himmel auf Erden.
Während Marianne tagsüber als Verkäuferin arbeitet, macht es sich der Mann in ihrer Wohnung gemütlich. Anfangs bemüht er sich, keine Spuren zu hinterlassen. Er isst nur bei offenem Fenster und legt sich anstatt ins warme, komfortable Bett, nur auf den Fußboden, um ja nicht aufzufallen. Doch später, als er merkt, dass sie weiß, dass jemand tagsüber in der Wohnung ist, und dass sie das ganze Theater anscheinend toleriert, entsteht eine Art Kommunikation zwischen den beiden - aber ohne Sprache sondern nur mittels kleiner, aber liebevoller Gesten. Als er einmal sein schmutziges Unterhemd vergisst, findet er es am nächsten Tag gebügelt und gewaschen auf der Waschmaschine vor. Nach einigen Tagen kommt Marianne mit einem Mann zu früh nach Hause. LESEPROBE 1: SEITE 97
Sie unterhalten sich, und sie erklärt ihm, dass sie sich in einen anderen Mann verliebt habe. Aber der junge Mann unter dem Bett weiß, dass das nicht sein kann. Er hat sie tagelang beobachtet, und es gibt auf keinen Fall einen anderen Mann in Mariannes Leben. Das hätte er sonst bemerkt. Bis ihm dann ein Licht aufgeht. Es kann nur er sein, den sie meint. Dies ist das Ende einer ungewöhnlichen Geschichte. Einer Geschichte, die dem Erzähler im Wiener Café Eiles von jenem jungen Mann vorgetragen wird. Der Erzähler muss letztlich von dem jungen Mann erfahren, dass der Spaßmacher weiterhin unter Mariannes Bett versteckt liegt.
Interpretation und Wirkung:
Vielleicht wollte Michael Köhlmeier in seiner Erzählung "Dein Zimmer für mich allein" darauf hinweisen, dass es in der heutigen Zeit viele Menschen gibt, die kein richtiges Zuhause haben. Der Mann ist zwar mit dem Zug auf dem Weg in seine Heimat, doch findet er durch einen Zufall einen Ort, wo er sich noch geborgener fühlt, als zu Hause in seiner Heimat. In einer Textstelle heißt es, "Ich an deiner Stelle würde in meine Achselhöhle kriechen. Ich lade dich ein in meine Achselhöhle! Da hast du ein Zimmer ganz für dich allein. Hier ist dein Himmel." Dies sagt er zu seinem Spaßmacher, der im Kopf des Mannes wohnt. Auch er hat ein zu Hause.
Der Mann fühlt sich in der fremden Wohnung auch deswegen so wohl, da er frei ist. Er kann gehen, wann immer ihm danach ist. Wenn er nicht will, muss er nicht dort sein. Das ist seine Freiheit, und deswegen ist er dort auch so glücklich und fühlt sich heimatlich und geborgen.
Er beweist seine Freiheit auch, indem er sich von dem Mann im Café einfach verabschiedet und geht. Er steht auf, geht an einem Tischchen mit Zeitungen vorbei, winkt ihm zu und kommt nicht mehr wieder. Das ist Freiheit. Er braucht keine Fragen zu beantworten, die er nicht beantworten will.
In dieser Erzählung geht es aber auch um eine ziemlich ungewöhnliche Art der Freundschaft. Jedoch denke ich, dass es sich auf keinen Fall um eine richtige Beziehung handeln kann. Eine Beziehung basiert auf Vertrauen, und das Vertrauen der Frau zu ihrem sogenannten heimlichen Untermieter, den sie nie kennen gelernt hat, gibt es in Wirklichkeit nicht. Diese Erzählung wirkt für mich wie eine Art Polizeibericht. Ein Wohnungseigentümer stellt fest, dass sich ein fremder während der Eigentümer arbeitet, in seiner Wohnung einquartiert. Vielleicht wollte Köhlmeier im Hintergrund seiner Erzählung auch zeigen, wie leicht es in der heutigen Zeit sein kann, in das Leben anderer Menschen einzudringen. Er stellt somit auch die Sicherheit in Frage. Man kann sich heute nirgends mehr sicher fühlen, nicht einmal in den eigenen vier Wänden.
Zeitgeschichtlicher Hintergrund:
Das Buch ist 1997 erschienen, das bedeutet, es befasst sich mit den neuesten Themen.
Die Umstände werden nur nach und nach bekannt, wobei aber viele Details trotzdem noch ungewiss bleiben. So zum Beispiel der Name des Mannes, der nie genannt wird. Wo er den Zug verlässt um Wasser zu holen, ist ebenso ungewiss. Man erfährt auch nicht, wer der Mann im Café ist.
So kann man alles selbst erfinden, was auch wieder ein neuer Anreiz wäre, das Buch einmal zu lesen. Eine Vermutung, die den Mann im Café betrifft, wäre, er ist Journalist, der diese Geschichte deswegen anhört, weil er sie in einer seiner Storys verwenden will. Lediglich die Frau hat einen Namen - Marianne.
Erzählhaltung:
Die Erzählung ist in der personalen Erzählhaltung geschrieben, jedoch auch in der Ich-Form. Was aber auch auffällt, ist, dass das Buch fast gänzlich ein innerer Monolog ist, da der Mann sich nur mit sich und seinem Spaßmacher unterhält. Ab und zu gibt es ein paar Teile, wo sich der Erzähler wieder zu Wort meldet.
Köhlmeier versucht intensiv und ausdruckstark zu schreiben. Er beschreibt das, dass im Buch gerade erlebt wird, richtig ausdrucksstark, sodass der Leser glaubt er sei wahrhaftig bei dieser Szene dabei.
EIN BEISPIEL: Der junge Mann sieht, bevor er wieder aus der Wohnung ins Dachgeschoß zurückkehrt, um dort die Nacht zu verbringen, ein Photo von Marianne auf einem Sekretär. Köhlmeier beschreibt das so: (LESEPROBE 2: S.73)
Ich finde das Buch sehr interessant, und besonders der Schluss, der offen lässt, wie der Mann unter dem Bett heraus gekommen ist, regt die eigene Phantasie an.
Querverbindung:
Michael Köhlmeier wird mit dem vorliegenden Buch seinem Ruf als begnadeter Geschichtenerzähler gerecht. Diese Geschichte von einem "romantischen Voyeur", der sich in sein "Opfer" gar jeden Tag aufs Neue verliebt, gleicht einem modernen Märchen, das allerdings mit Virginia Woolfs legendärem feministischen Essay "Ein Zimmer für mich allein" (1929) außer der ziemlich ähnlichen Überschrift nichts gemein hat.
Quellen: A.: Michael Köhlmeier "Dein Zimmer für mich allein" und "Die Musterschüler" B.: Encarta 99: Österreichische Literatur
C.: Der Brockhaus: Literaturepochen
D.: Link: www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/koelunfisch/werke.html
E.: Link: www.derstandard.at/arc/19970321/171.htm
F.: Link: www.derstandard.at/arc/19970320/68.htm
G.: Link: www.amazon.de (Stichwort: Köhlmeier Michael)
Häufig gestellte Fragen
Wer ist der Autor von "Dein Zimmer für mich allein"?
Der Autor von "Dein Zimmer für mich allein" ist Michael Köhlmeier, geboren am 15. Oktober 1949 in Hard am Bodensee.
Was sind einige von Michael Köhlmeiers anderen Werken?
Neben "Dein Zimmer für mich allein" hat Michael Köhlmeier auch Werke wie "Die Musterschüler", "Bleib über Nacht", "Sunrise", "Calling", "Die Figur", "Der Unfisch" und "Like Bob Dylan" verfasst.
Worum geht es in der Erzählung "Dein Zimmer für mich allein"?
Die Erzählung handelt von einem Mann, der aus einem Zug steigt, um Wasser zu holen, diesen verpasst und anschließend Unterschlupf in der Wohnung einer fremden Frau findet, während diese arbeitet. Es entwickelt sich eine ungewöhnliche Beziehung zwischen den beiden.
Wann wurde "Dein Zimmer für mich allein" veröffentlicht?
Die Erzählung "Dein Zimmer für mich allein" wurde 1997 im Deuticke Verlag veröffentlicht.
Wer sind die Hauptpersonen in "Dein Zimmer für mich allein"?
Die Hauptpersonen sind ein junger Mann, dessen Name nicht genannt wird, und Marianne, eine selbstständige Frau, in deren Wohnung er sich aufhält.
Wie beschreibt der Autor die Entstehung der Geschichte?
Köhlmeier beschreibt, dass die Geschichte von einem eigenen Dursterlebnis im Zug inspiriert wurde und dass er beim Schreiben das Gefühl hat, ihm werde eine Geschichte erzählt, die er nur aufschreibt.
Welche Interpretation kann man der Erzählung geben?
Die Erzählung kann als Hinweis auf Menschen ohne festes Zuhause interpretiert werden, oder als eine ungewöhnliche Form der Freundschaft. Sie wirft auch Fragen nach Sicherheit und Privatsphäre auf.
Welche Erzählhaltung wird in "Dein Zimmer für mich allein" verwendet?
Die Erzählung ist in der personalen Erzählhaltung geschrieben, aber auch in der Ich-Form. Es gibt viele innere Monologe des Mannes.
Welche Querverbindung gibt es zu anderen Werken?
Die Geschichte gleicht einem modernen Märchen und hat eine ähnliche Überschrift wie Virginia Woolfs Essay "Ein Zimmer für mich allein", hat aber ansonsten nichts gemein.
Welche Quellen werden in Bezug auf das Buch "Dein Zimmer für mich allein" angegeben?
Zu den Quellen gehören unter anderem Michael Köhlmeiers Werke selbst, Lexika wie Encarta 99 und Der Brockhaus, sowie verschiedene Links zu Artikeln und Rezensionen.
- Quote paper
- Desi P. (Author), 1998, Köhlmeier, Michael - Dein Zimmer für mich allein, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98953