Eva Illouz schreibt in ihrem soziologischen Werk "Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklärung" über die Liebe und den damit verbundenen Wandel. Das vorliegende Essay beschränkt sich auf das 4. Kapitel "Liebe, Vernunft, Ironie". Es wird zunächst eine inhaltliche Zusammenfassung des Kapitels vorgenommen. Im Anschluss folgt eine kritische Diskussion.
Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklärung von Eva Illouz
Eva Illouz schreibt in ihrem soziologischen Werk „Warum Liebe weh tut. Eine soziologische Erklärung“ über die Liebe und den damit verbundenen Wandel. Das folgende Essay beschränkt sich auf das 4. Kapitel „Liebe, Vernunft, Ironie“. Es wird zunächst eine inhaltliche Zusammenfassung des Kapitels vorgenommen. Im Anschluss folgt eine kritische Diskussion.
Illouz beginnt das Kapitel mit der Aussage, das die Moderne die Liebe ganz anders wahrnimmt und lebt als in der Vormoderne. Burke und Marx beschreiben die Moderne als eine Art Ernüchterung, ein sogenanntes Entreißen oder gar Herausreißen aus einem vertrauten und lang erhaltenden Raum (vgl. Illouz 2011, S. 283). Durch die Moderne erlangten die Menschen zwar mehr Wissen aber Hinterfragten und Reflektierten die Dinge sowie Entscheidungen und den eigenen Lebensstil zunehmend. „Die Vernunft macht die Welt berechenbarer und sicherer, aber auch nichtssagender.“ (Illouz 2011, S. 284). Max Weber hat laut Illouz den wohl wichtigsten soziologischen Begriff in diesem Zusammenhang definiert. Er spricht von der „Entzauberung“ der Moderne. Er meint hier nicht etwa, dass man aufhören sollte zu Glauben, sondern das die Wissenschaft gezielt darauf gerichtet ist alles Mystische zu erklären und man dadurch nicht mehr die Möglichkeit bekommt sich ein eigenes Bild von den Dingen zu schaffen, die nicht sofort erklärbar sind. Dadurch nimmt man den Menschen das letzte bisschen Licht bzw. den unerklärbaren Funken (vgl. Illouz 2011, S.285).
In einem weiteren Schritt spricht die Autorin über die „Verzauberte Liebe“. Sie sagt: „Eine verzauberte Erfahrung ist durch mächtige kollektive Symbole vermittelt, die einen auf ein Gefühl des Heiligen einstimmt.“ (Illouz 2011, S. 186). Diese sogenannten Symbole werden folgendermaßen gegliedert. Das erste Symbol ist die „Heiligkeit des Liebesobjekts“, hier wird der zu liebende Gegenstand oder die Frau (geliebte) ins Zentrum gerückt und abgöttisch verehrt. Bei dem zweiten Symbol der „Unmöglichkeit, die Liebe zu begründen oder zu erklären“, geht es um die Macht der Liebe. Jeder Mensch ist in irgendeiner Weise gezwungen zu lieben. Der Verstand kann sich nicht darüber hinwegsetzen. Als drittes wird die „Erfahrung, die die Erfahrungsrealität des Liebenden überwältigt“ geschildert. Die Liebe wird als Gefühl angesehen, welches die komplette Realität einer Person einnimmt. Bei Punkt Nummer vier „In der verzauberten Liebe gibt es keine Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt der Liebe“ geht es um zwei sich liebende Menschen die nicht getrennt werden können, weil die Verbindung zu mächtig ist. Als Beispiel für Nummer fünf „das Liebesobjekt ist einzigartig und unvergleichlich“, bezieht sich Illouz auf die Einmaligkeit des anderen. Die zu liebende Person ist durch niemand anderen ersetzbar oder austauschbar. Als letztes bringt die Autorin an, dass das liebende Individuum nicht auf die „Eigeninteressen“ achtet bzw. sich dessen nicht bewusst ist (vgl. Illouz 2001, S. 287ff). Der zu liebende Mensch löst vor allem in der Anfangsphase einer Liebesgeschichte bei den liebenden überwältigende Gefühle aus. „Eine solche Version >>verzauberter<< Liebe ist zugleich spontan und bedingungslos, überwältigend und ewig, einzigartig und total“ (Illouz 2011, S. 289). In der Moderne gab es dann den extremen Wandel der sogenannten verzauberten Liebe. Der Wandel brachte vor allem eine neue Denkweise mit sich. Heute geben sich nur noch sehr wenige Menschen der Liebe vollkommen und bedingungslos hin. Klar ist sie immer noch wichtig für die Menschen aber dieses absolute ist verloren gegangen. Dabei stellt sich nun die Frage, warum ist das so? Laut Weber ist der entscheidenste Faktor, weshalb es zu einer Entzauberung geführt hat die sogenannte Rationalisierung der Lebensvollzüge (vgl. Illouz 2011, S. 291f). Man versucht in der Moderne immer mehr die Kontrolle über den eigenen Verstand zu erlangen. Jede einzelne Bewegung wird bewusst von den Personen gesteuert und man stellt sich ständig die Frage „Kann ich das so machen? Oder kann ich das so sagen?“.
Ein weiterer sehr spannender Abschnitt beschreibt die Verwandlung der Liebe in eine Wissenschaft. Die Liebe wird vor allem von der Psychologie genauer untersucht. Betrachtet man den geschichtlichen Ablauf, so kann man erkennen das die Liebe sich dahin wandelt, dass das eigene Ich in den Mittelpunkt rückt. Man beschäftigt sich nun mit Fragen die lauten „Was ist für mich gut? Was muss ich tun, um glücklich zu sein? Brauche ich dafür einen Partner?“. Dadurch, das man sich so intensiv mit den eigenen Interessen, Wünschen und Bedürfnissen beschäftigt hat, galt es immer mehr als negativ sich einer anderen Person zu Unterwerfen oder Kompromisse zu schließen mit denen man nicht zu 100 % einig ist (vgl. Illouz 2011, S. 295). Sehr schön Zusammengefasst und auf den Punkt gebracht ist folgendes Zitat: „In der neuen therapeutischen Kultur sind Selbstaufgabe und Selbstaufopferung höchst suspekt geworden, weil die Fähigkeit, die eigenen Interessen zu wahren, zum Synonym für geistige Gesundheit geworden ist.“ (Illouz 2011, S. 298).
Wenn man von Selbstaufopferung, Selbstaufgabe oder ähnlichem spricht, so verknüpfte man damit immer die Frau. Bei Männern hingegen gab es diese Eigenschaften nur sehr selten. Deshalb muss hier klar gesagt werden, dass der Feminismus ein wesentlicher Punkt in der Geschichte der Frauen und auch der Liebe war. Die zweite Welle des Feminismus veränderte vor allem das Gefühl von Liebe und Einstellung (vgl. Illouz 2011, S. 306f). Die neuen politischen wie auch kulturellen Erkenntnisse werden nun in der Gesellschaft mit neuen Normen und Werten unterstrichen. Mit dieser neuen Form sollte auch ausgeschlossen werden, dass junge Frauen von älteren Männern bedrängt oder belästigt werden. Es wurden Gesetzte aufgestellt die eine intime Liebesbeziehung zwischen älteren und jüngeren Menschen am Arbeitsplatz, in der Schule und Universitäten untersagte (vgl. Illouz 2011, S. 314f). Für manche war diese Einführung der neuen Rechte das Ende von Spontanität und einige fühlten sich eingeschränkt in ihren sexuellen Trieben.
Ein weiterer sehr aktueller Punkt ist die Technologie. Zu Zeiten der Digitalisierung und dem Internet werden intime Beziehungen schon lange nicht mehr nur ausschließlich im realen Leben geführt. Das Internet revolutionierte die Liebe ausschlaggebend. Es ist sowohl die Liebe als auch die Rationalität rationalisiert worden (vgl. Illouz 2011, S. 319). In der Vormoderne waren Äußerlichkeiten nur eine Nebensache. Damals zählte der Stand und das Vermögen der Familie. Heute hingegen öffnet man eine App und Wischt nach rechts oder nach links bevor man sich entscheidet mit der anderen Person in Kontakt zu treten. Auch der Charakter wurde früher nur als nebensächlich betrachtet wohingegen heute fast keiner mehr mit jemanden liiert ist den er oder sie nicht mag (vgl. Illouz 2011, S. 323). Die sogenannten rationalen Methoden, so Illouz, wurden durch sechs kulturelle Mechanismen gesteigert. Zum einen durch die „Intellektualisierung“ und die „Rationale Steuerung des Stroms der Begegnungen“. Zum anderen durch die „Visualisierung“, die „Kommensurabilisierung“, das „Konkurenzdenken“ und die „Nutzenmaximierung“ (vgl. Illouz 2011, S. 326ff). Dadurch, dass das Internet eine hohe Auswahl an möglichen Partnern bieten, mit nahezu unendlich vielen Möglichkeiten, werden die Menschen diesbezüglich immer wählerischer. Man versucht unter tausenden den einen richtigen Partner zu finden. Man vergleicht mögliche Personen miteinander, man wägt ab oder erstellt sogar eine Pro und Contra Liste. Des Weiteren möchte man sich selbst in ein gutes Licht rücken und sich nur von seiner besten Seite zeigen (vgl. Illouz 2011, S. 330f). Ein sehr zentraler Punkt für die Liebe ist die Gleichheit. Die Gleichheit zweier Menschen, die beschließen eine romantische Beziehung zu führen. Oft wurde dies als unerotisch abgestempelt. Heute ist das allerdings eher selten der Fall. Geschlechtsspezifische romantische Handlungen lösen bei Männern oder Frauen romantische Gefühle aus. Die Macht, die man hat, wird in eine zwischenmenschliche Aktion umgewandelt. Dadurch verspürt man ein Gefühl der Ehrerbietung, wie zum Beispiel das der Mann der Frau die Tür aufhält. Jedoch ist dieses erotische Gefühl nur dann gegeben, wenn die Geste von dem „mächtigeren“ Geschlecht ausgeht (vgl. Illouz 2011, S. 335f). eute Hu Ein weiterer interessanter Punkt das erotische zu definieren ist der Wechsel zwischen Enthüllung und Verhüllung. Bei den erotischen Beziehungen hat man immer das Risiko sich selbst aufzugeben und sich vollkommen der Beziehung hinzugeben. Zudem hat man keine Garantie dafür nicht verletzt zu werden. (vgl. Illouz 2011, S. 3042). Eine sehr verwirrende Methode von romantischen Beziehungen kann die Doppeldeutigkeit sein. Das bedeutet, dass man seinen Gegenüber im Unklaren lässt oder nicht die vollständige Wahrheit sagt. Immer öfter kann man feststellen, dass die Moderne davon geprägt ist, dass die meisten Liebesbeziehungen von Unsicherheit und Ironie geprägt sind. Man fragt sich ob das, was man für diese Beziehung tut, angemessen und richtig ist (vgl. Illouz 2011, S. 348). Abschließend lässt sich sagen, das Liebe zunächst mit der Vernunft verflochten werden sollte. In einem weiteren Prozess ging die Liebe und die damit verbundenen Leidenschaft von Körper und Geist ein Stück weit verloren. Dies geschah durch kulturelle und politische Entscheidungen (vgl. Illouz 2011, S. 354).
[...]
- Arbeit zitieren
- Cassandra Götz (Autor:in), 2020, "Warum Liebe weh tut" von Eva Illouz. Eine kritische Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/989114
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.