Tourismus in Entwicklungsländern
1. Definition
Tourismus bezeichnet die Aktivitäten von Personen, die sich an Orte außerhalb ihrer ungewohnten Umgebung begeben und sich dort nicht länger als 1 Jahr zu Freizeit-, Geschäftsund Erholungszwecken aufhalten, wobei der Hauptreisezweck ein anderer ist, als die Ausübung einer Tätigkeit, die vom besuchten Ort aus vergütet wird.
2. Die Entwicklung des Tourismus
- bis 16. Jh.: ,,reisen" = Aufbruch zum Kriege
- Bedeutung längst überlagert und verändert worden
- wilhelminisches Kriegsvokabular: Urlaub = Erlaubnis durch den Vorgesetzten, sich auf einige Zeit zu entfernen -> gestaltete 'Freizeit auf Zeit' scheint noch heute das Prinzip des Urlaubs zu prägen
- seit Beginn der industriellen Revolution drei Phasen des Tourismus:
1. Bildungs- und Vergnügungsreisen des Adels und des Großbürgertums
2. Wander- und Bäderreisen der bürgerlichen Mittelschicht
3. Wirtschaftswunder nach dem 2. WK -> Tourismus erlebte enormen
Aufschwung: bürgerlicher Kur- und Wandertourismus wandelte sich zum blühenden Wirtschaftszweig Massentourismus
- Arten des Tourismus:
1. Erholungs- bzw. Vergnügungsurlaub
2. Heil- bzw. Bildungsurlaub
3. Gruppen- bzw. Individualtourismus
4. alternativer Tourismus
- Übergang von der Arbeits- zur Freizeitgesellschaft -> Demokratisierung des Tourismus -> Masse der Bev. zugänglich
-> Urlaub wird zur unverzichtbaren Selbstverständlichkeit
- These der enormen Expansion und Demokratisierung des Tourismus ist jedoch mit Einschränkungen zu versehen:
- Tourismus bleibt weitgehend auf die Bev. der reichen
Industriestaaten beschränkt - innerhalb der Dritten Welt: Erholungsreisen nur für eine kleine Oberschicht
- Industrienationen: manche Gruppen bleiben weitgehend vom Erholungstourismus ausgeschlossen - aus beruflichen (Bauern) oder wirtschaftlichen Gründen
=> Reisen nach wie vor eine Frage des Einkommens
3. Reiseboom in die Dritte Welt
- Ferntourismus = expansivster Wirtschafssektor -> Tourismus = führender Zweig der Wirtschaft
- wie Welthandel: Welttourismus konzentriert sich auf die reichen Gesellschaften des Nordens
- Entwicklungsländer im Welttourismus nur schwach vertreten - aber Besucherzahlen stiegen an -> Tourismus noch vor Erdöl, Zucker und Kaffee der wichtigste Devisenbringer
- 3 Dritte Welt: Tourismus konzentriert sich auf einige wenige Regionen: Mittelmeerraum, Ostafrika, Südostasien, und die Karibik - EL in der Nähe reicher Industriestaaten haben Standortvorteile
- BRD: nur eine kleine Minderheit verreist in außereuropäische Länder
- Soziogramm des typischen Fernreisenden: sie/er hat Hochschulabschluss, häufig höherer Angestellter, monatliches Haushaltseinkommen: 3000,- DM und mehr, Reisemotivation: neue Eindrücke und auf Entdeckung gehen -> Tourismus wird vermutlich wichtigste Wachstumsbranche der Weltwirtschaft bleiben
- Ferntouristen werden anspruchsvoller, gegenüber Umweltproblemen kritischer -> einige EL: Zahlen werden rückläufig sein
4. Internationaler Tourismus
- These: der Tourismus aus den reichen in die armen Länder ist zunächst - und vor allem - ein Markt. Er ist Bestandteil der ungleichen internationalen Arbeitsteilung.
-> Nachfrage in den IL als Voraussetzung zur Entwicklung des Tourismus in EL:
- Zuwachs an Einkommen, Freizeit, Bildung und Informationen
- zunehmendes Erholungsbedürfnis
- Interesse an Landschaft, Kultur und Bevölkerung fremder Länder;
Reiz der Ferne, Abenteuerlust, Prestige
- steigender Bedarf an Freizeitraum
- Überfüllung nahegelegener Erholungsgebiete
- Entwicklung moderner Verkehrstechnik
- aggressive Strategien zur Werbung und Vermarktung von Fernreisen
-> Fremdenverkehrswirtschaftliches Potential der EL:
- Naturfaktoren: wärmere Küsten, unberührte Landschaft, Klimabeständigkeit
- Kulturfaktoren: Zeugen vergangener Hochkulturen; Lebensformen,
Handfertigkeiten, Behausungen primitiver Völker; traditionelle Agrar-/ Kulturlandschaften; Kultbauten und Zeremonien fremder Kulturen
- sozio- ö konomische Faktoren: großes Angebot billiger, meist ungelernter Arbeitskräfte; niedriges Preisniveau
5. Die Bedeutung des Tourismus - Pro und Kontra
-> Der Tourismus als Einbahnstrasse
- Ferntourismus: Zusammentreffen von armen Einheimischen und reichen
Gästen -> besondere Probleme
- Arme = Menschen, die niemals Touristen sein werden; reisen
gelegentlich zu Hochzeiten oder rel. Festen - reisen selten zum Vergnügen
- ins Land der Armen kommen die Touristen -> Vertreter des Teils der
Menschheit, der über mehr Geld verfügt als er zum Leben braucht -> Überschuss kann für internat. Reisen verwendet werden
- nicht alle Touristen sind in ihrem Land reiche Leute -> Gegenteil:
zunehmende Zahl sind kleine Angestellte und Arbeiter - haben sich den Urlaub hart erarbeitet -> sind in der Heimat einfache Leute - können im Urlaub luxuriös leben
- neuer extravaganter Lebensstil möglich durch wirtschaftliche
Ungleichheit zwischen armen und reichen Ländern
- Ausgaben der Touristen bringen Devisen, Einkommen und Arbeitsplätze
- arme Länder orientieren ihre ländliche Wirtschaftsstruktur
zunehmend an den Bedürfnissen der internationalen Tourismusind.
-> Elektrifizierung von Dörfern wird zugunsten von Klimaanlagen in Hotel aufgeschoben
-> Trinkwasser wird in Swimmingpools geleitet
-> Küstenstreifen werden für Hotelsiedlunge reserviert -> Fischer werden verdrängt
=> Aufeinandertreffen der Neureichen auf Zeit und der Armen auf Dauer muss zu Konflikten führen
-> Entwicklung des Tourismus
-Initialphase: - Verflechtungen mit der in der Hauptstadt lokalisierten
Bauindustrie sehr stark
- Nahrungsmittel und Großteil der Baumaterialien müssen importiert werden
- wenige Agrarbetriebe beliefern mit wenigen Produkten in Nähe ihres Standorts gelegene Hotels
- in der Hauptstadt lokalisierter Kleinbetrieb beliefert Hotel mit Softdrinks selten mit Bier
-Wachstumsphase: - Bauwirtschaft profitiert am meisten
- Hauptstadt: Entstehung zahlreicher Betriebe des Bau- und Ausbaugewerbes
- von Hotels benötigte Inputs werden im Land erzeugt
- große Betriebe der Getränke-, Nahrungs- und Genussmittelind. entstehen neu oder entwickeln sich aus vorhandenen Kleinbetrieben mit nur begrenztem Absatz
- Vorprodukte werden zum Teil noch importiert, zunehmend von heimischen Produkten mit einem Standort in der Nähe der Betriebe
- Umland der Fremdenverkehrszentren: Entstehung von Agrarbetrieben -> beliefern die Hotels direkt
-Konsolidiergsphase: - wachsende Besucherzahlen -> steigende Nachfrage -> Ausweitung der tourismusorientierten Agrarproduktion auf das Hinterland
- Import geht zurück - aber: spielt im kleinen Volkswirtschaften für die Versorgung der Hotels noch eine große Rolle
-> Auswirkungen des Tourismus
- Wirtschaftlich: - Deviseneinnahmen zur Verbesserung der
Außenwirtschaftsbilanz; aber: Tourismusbedingter Devisenabfluss; allgemein: zunehmende Abhängigkeit
- Privater Einkommenszuwachs; aber: ungleiche vertikale und horizontale Verteilung; allgemein: Preisanstieg
- Tourismuszentren als Entwicklungspole, Infrastrukturausbau; aber: trotz hoher öffentlicher
Erschließungskosten in peripheren Gebieten nur geringe regionalwirtschaftliche Verbesserung durch landwirtschaftliche Verbesserungen, durch landwirtschaftliche Innovationen oder Ausbau der Zulieferindustrie
- Gesellschaftl.: - Arbeitsplätze im formellen und informellen Sektor:
Hotels und Gaststätten; Bau, Verkehr, Versorgung: tourismusspezifische Dienstleistungen (Reisebüro, Mietwagen, etc.); aber: ungleiche Entlohnung von Ausländern und Einheimischen, Saisonabhängigkeit; allgemein: Verschärfung der sozialen Gegensätze
- Akkulturation durch Demonstrationseffekt; aber: negative Wirkung durch Kopieren touristischer Verhaltensweisen; allgemein Vorurteilsverstärkung durch Verständnisbarrieren
- Entlastung der Verdichtungsräume durch Umleitung von Migrationsströmen; aber: Entstehung von Elendsvierteln in Tourismuszentren durch übermäßige Zuwanderung; allgemein: soziale Entwurzelung durch Wanderung
- Kulturell: - Erforschung, Restaurierung und Schutz historischer
Stätten; dadurch auch Stärkung der nationalen
Identität; Aber: Ausverkauf von Kulturschätzen
- Wiederbelebung des Kunsthandwerks; Aber: finanzielle Abhängigkeit der Handwerker von Monopolhändlern; außerdem: Überfremdung in Stil und Technik bei der Serienfertigung von ,,typischen" Souvenirs
- Erhaltung und amtliche Unterstützung von traditionellen Volksbräuchen und Festen; aber: Kommerzialisierung und Pervertierung zu Folklore-Shows; allgemein: rasche Auflösung überkommener Normen
- landschaftl., ökol.: - Landschaftsschutz; Anlage von Naturparks zur Erhaltung
von Tierwelt und Vegetation; aber: Landschaftszerstörung durch Übernutzung und Zersiedelung; Bau massiver hotelkomplexe ohne Rücksicht auf landestypische Bauformen; allerdings auch fragwürdige, pseudotypische Architektur
- konkurrierende Nutzung der geringen Wasservorräte, die für einheimische Bevölkerung und Landwirtschaft dringend notwendig
- oft fehlende Entsorgung führt zur Umweltverschmutzung von Wasser und Land und damit auch zur Minderung der Attraktivität für Touristen
-> Zukunftsperspektiven für den Dritte-Welt-Tourismus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
-> Dritte-Welt-Tourismus - Pro und Kontra
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- Arbeit zitieren
- Juliane Voigt (Autor:in), 2000, Tourismus in Entwicklungsländern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98904
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