Die Idee und die ersten Überlegungen zu diesem Beitrag sind in der kritischen Zeit der Corona-Pandemie entstanden, als plötzlich für alle, Schüler wie Lehrer, Angestellte wie Freiberufler die Notwendigkeit bestand, in die virtuelle Welt „umzuziehen“. In dieser Arbeit werden die ersten Schritte psychodramatischer Arbeit im Netz beschrieben, die ich gemeinsam mit einem Netzwerk von Psychodramatikern und Kollegen aus unterschiedlichen Städten und Ländern auf der Plattform „Zoom“ gegangen bin. Zuerst wird auf die Voraussetzungen und Vorbereitungen für die Umsetzung von online Sessions eingegangen, sozusagen die Einrichtung eines Raums, in dem Begegnung und Spontanität im Sinne von Moreno auch virtuell möglich werden. Die Grundelemente des Psychodramas werden aus Sicht deren online-Umsetzung analysiert und die neue Qualität einer Arbeit im virtuellen Raum näher erläutert. Es werden dann einige Arrangements und Aktivitäten für jede der Arbeitsphasen eines digitalen psychodramatischen Prozesses beschrieben und auch mithilfe der von mir gesammelten Feedbacks ihre Wirkung reflektiert. Anschließend wird die psychodramatische online Arbeit im pädagogischen Anwendungsbereich des Sprachunterrichts mit der PDL (Sprachpsychodramaturgie) betrachtet.
Die Chancen und Risiken der neuen, virtuellen Arbeitsumgebung werden beleuchtet. Dabei liegt mein Fokus einerseits auf den Möglichkeiten, den menschen- und gruppenzentrierten psychodramatischen Prozess auch ohne echten Kontakt wirkungsvoll zu gestalten. Auf der anderen Seite möchte ich auch auf die Chancen eingehen, die das psychodramatische Verfahren mit seinen Techniken und Prinzipien gerade für die kreative Gestaltung virtueller Gruppenarbeit bieten kann, sei es für Schulunterricht, Weiterbildung und Training oder Meetings und Projektarbeit im Rahmen einer agilen Arbeitskultur. In einem abschließenden Fazit werde ich versuchen, Psychodrama in den Rahmen einer gesellschaftlichen Entwicklung zu setzen, die Digitalisierung und virtuelle Realität nicht mehr als Alternative für Technikbegeisterte bereithält, sondern zur Notwendigkeit für viele Bereiche des beruflichen und privaten Lebens aller Menschen macht.
Inhaltsverzeichnis
1. Zwangsdigitalisierung während der Coronakrise
1.1. Wie sich unser Leben während der Pandemie digitalisierte
1.2. Psychodrama im Experimentiermodus: Erste Versuche virtueller psychodramatischer Arbeit
1.3. Die Idee für diese Abschlussarbeit
2. Rahmenbedingungen und(technische) Voraussetzungen
2.1. Technische und organisatorische Voraussetzungen
2.2. Gestalten und Halten eines sicheren und geschützten Rahmens
2.2.1. Informationen im Vorfeld
2.2.2. Teilnehmer im virtuellen Raum empfangen und „abholen“
2.2.3. Die „Spielregeln“ kommunizieren
3. Gestaltung des digitalen psychodramatischen Handlungsraum: Von bunten Haftnotizen und Seidentüchern
3.1. Die Bühne
3.1.1. Bühne auf dem Bildschirm in der Galerie
3.1.2. Bühne auf dem Bildschirm außerhalb der Galerie
3.1.3. Bühne im physischen Raum des Protagonisten/der Leitung
3.2. Die Akteure: Protagonist, Hilfs-Ich, Leitung, Gruppe
4. Phasen der psychodramatischen Arbeit und Möglichkeiten der virtuellen Umsetzung
4.1. Die Erwärmungsphase
4.1.1. Raumlauf in der Galerie
4.1.2. Fliegende Gegenstände in der Galerie
4.1.3. Aktionssoziometrie: Step-in Galerie
4.1.4. Aktionssoziometrie: 0 bis 100%
4.2. Die Aktionsphase
4.2.1. Vom Körperausdruck zu Inszenierung
4.2.2. Themenfindung im Gespräch
4.3. Die Integrations- und Abschlussphase
4.3.1. Der Psychodramabrunnen
4.3.2. Feuerwerk im Chat
5. Ein besonderer Anwendungsbereich für Psychodrama
5.1. Virtueller Sprachunterricht mit der PDL (Sprachpsychodramaturgie)
5.1.1. Bescherung in der Galerie
5.1.2. Die Wortwolke
5.1.3. Das Doppeln in der Psychodramaturgie und seine digitale Umsetzung
5.1.3.1. Doppeln auf verbalem Impuls mit Bildhintergrund
5.1.4. Die Gruppendramaturgie und ihre digitale Umsetzung
5.1.4.1. Die Zusammenkunft. Gruppendramaturgie mit Bild als Auslöser
5.2. Zusammenfassung
6. Chancen und Risiken von Psychodrama online
6.1. Von Grenzen und Pannen
6.2. Das geht nur online
6.3. Psychodrama online: Eine Zukunftsprognose
Literaturverzeichnis
- Quote paper
- Monica Baudracco-Kastner (Author), 2020, Psychodrama goes online. Möglichkeiten virtueller psychodramatischer Arbeit für Training und Beratung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/987681
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