Anästhesie
Die Inhalationsanästhetika:
Obwohl reine Inhalationsnarkosen kaum noch durchgeführt werden, nehmen Inhalationsanästhetika
(IA) in der Allgemeinanästhesie einen wichtigen Platz ein. Heutzutage wird eine Kombination von iv-Narkotika und IA bevorzugt.
IA werden über die Lunge aufgenommen und auch durch diese wieder abgegeben.
Forderung an ein ideales Anästhetikum
- gute Steuerbarkeit: rasches anfluten, schnelle Vertiefung und schnelles abfluten. Durch Veränderung der insp. Konz. des IA sollte eine rasche
Veränderung der Narkose bewirken.
- geringe Nebenwirkung
- große therapeutische Breite
- ausreichende hypnotiosche Wirkung, Reflexdämpfung, Analgesie und Muskelrelaxierung
- Reversibilität: Ausfallserscheinungen sollten rasch zurück gehen
- geringe Verstoffwechselung
- keine Schleimhautreizung
- Stabilität bei der Lagerung
-keine Brand- und Explosionsgefahr
Das ideale Inhalationsanästhetikum gibt es leider nicht!!!!
Die IA liegen bei Raumtemperatur vor:
- als Gas: Lachgas (N20)
- als Flüssigkeit: Halothan, Enfluran, Methoxyfluran, Isofluran, Disofluran Äther
Die flüssigen IA müßen zunächst in den Dampfförmigen (volativen) Zustand umgewandelt werden. Diese Umwandlung geschieht in speziellen Narkoseverdampfern, in die das IA in einer genau einstellbaren Konz. dem Pat. zugeführt wird. Lachgas kann direkt aus der Gasversorgung oder aus dem Zylinder über ein Rotameter (Dosiereinrichter) durch das Narkosesystem zum Patienten geleitet werden.
Ein Inhalationsanästhetikum ist flüssig, wenn der Siedepunkt über der Raumtemperatur und gasförmig, wenn sein Siedepunkt unterhalb der Raumtemperatur liegt.
Dampfdruck
Der Dampfdruck stellt das Gleichgewicht zwischen flüssiger und gasförmiger Phase in einem geschlossenen Behälter dar. Er wird in mm Hg gemessen.
In einem geschlossenen Behälter wird dabei ein Gleichgewichtszustand erreicht, in dem ebensoviel Moleküle aus der Flüssigkeit in die gasförmige Phase übertreten wie umgekehrt aus der gasförmigen in die flüssige Phase. Es ist dann ein gesättigter Dampf enstanden. Ein gesättigter Dampf übt für das jeweilige IA einen charakteristischen Dampfdruck aus. Der dampfdruck wird in mm Hg gemessen. Da mit steigender Temperatur auch der Dampfdruck ansteigt, wird immer angegeben, bei welcher Temperatur der Dampfdruck gemessen wurde.
Die Sättigungskonzentration, ist die Konzentration des Inhalationsanästhetikums in einem gesättigten Dampf; sie ist temperaturabhängig!
Je höher der Dampfdruck, desto höher ist die Sättigungszentration und umgekehrt!
Die Drücke des Gasgemisches( Sauerstoff, Narkosegase) addieren sich zum Partialdruck!
Je höher der Partialdruck, desto schneller verläuft die Narkoseeinleitung bzw. desto rascher wird die gewünschte Narkosetiefe erreicht.
Während einer Narkose wird mit gasgemischen gearbeitet. In einem Gasgemisch addieren sich die Drücke der einzelnen gase, die als Partialdrücke (Dalton-Gestez) bezeichnet werden, zu dem Gesamtdruck des Gasgemisches.
Je höher der Partialdruck eines IA, desto schneller verläuft die Narkoseeinleitung bzw. desto rascher wird die Narkosetiefe ereicht.
Die Löslichkeit der Gase bestimmt die Geschwindigkeit, mit der eine bestimmte Narkostiefe erreicht oder vermindert werden kann.
Die im Blut physikalisch gelöste Menge des IA ist direkt proportional zum Partialdruck der Substanz im Blut. Im Gleichgewichtszustand ist der Partialdruck des Gases im Blut genauso hoch wie in der Inspirations- bzw. Alveolarluft.
Die unterschiedliche Löslichkeit von z.B. Isofluran in den einzelnen Flüssigkeiten (Blut) und Körpergeweben (Fettgewebe) wird durch das sogenannte Verteilungskoeffizienten angegben.Der Transport des IA zum Gehirn erfolgt mit dem Blutstrom. Hier bei ist nach dem Henry-Gesetz die im Blut physikalisch gelöste Menge des IA direkt anteilsmäßig zum Partialdruck der Substanz im Blut. Die Löslichkeit der Gase bestimmtDer Öl/Gas-Verteilungskoeffizient von Isofluran beträgt 91. Dies besagt, das im Gelichgewichtszustand in Öl 91mal mehr Isofluran enthalten ist als im Gasgemisch. Demgegenüber beträgt der Blut/Gas-Verteilungskoeffizient von Isofluran 1,4mal höher als im Gasgemisch. Im Vergleich zu Isofluran hat Lachgas, als schlecht fettlösliche Substanz einen Öl/Gas-Verteilungskoeffizient von 1.4, der Blut/Gas-Verteilungskoeffizient beträgt 0,47.
Aufnahme und Verteilung der IA
Die Tiefe der Narkose ist abhängig von:
- hängt vom Partialdruck des IA in der Alveole, des Blutes und des Gehirns ab
- der Konzentration des IA in der Inspirationsluft
- die größe der alveolären Ventilation
Die Aufnahme des IA in das Blut hängt im wesentlichen von drei Faktoren ab:
- Blutlöslichkeit
- Herzzeitvolumen (Verteilung)
- Partialdruckdifferenz des IA zwischen Alveolen und Lungenvenenblut.
Je löslicher ein IA im Blut, desto mehr Substanz muß aufgenommen werden, um den Partialdruck zu erhöhen. darum steigt der Partialdruck gut löslicher IA langsam an, der von schlecht löslichen
IA hingegen schneller. Die Narkoseeinleitung verläuft entsprechen mit gut löslichen Substanzen langsamer als mit schlecht löslichen.
Herzzeiltvolumen
Bei hohem Herzzeitvolumen verläuft die Narkoseeinleitung langsamer, bei niedrigen HZV (z.B. Hypovolämie, Schock) schneller!
Im Schock dürfen, wenn überhaupt, die IA Halothan, Enfluran, u. Isofluran nur in niedriger Konzentration zugefuehert werden.
Verteilung des Anästhetikums im Körper
Die Aufnahme hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Konzentration des IA in der Inspirationsluft-Luft
- Größe der Alveolären-Ventilation
- Höhe des HZV
- Gewebelöslichkeit des Anästhetikums
- Durchblutung des Gewebes
- Partialdruckdifferenz des Anästhetikums zwischen Blut und Gewebe
Je höher die Konzentration eines IA in der Inspirationsluft, desto höher auch die alveoläre Konzentration.
Die Narkoseeinleitung mit Halothan, Enfluran und Isofluran kann durch Hyperventilation beschleunigt werden.
Halothan, Enfluran und Isofluran wirken dosisabhängig atemdepressiv.
Bei einem hohen HZV veläuft die Narkoseinleitung langsamer als bei einem hohen HZV.
Bei goßer Durchblutung eines Gewebes steigt hier die Konzentration und der Partialdruck an. Das Fettgewebe wird durch den unterschiedlichen Gewebe-Blut-Verteilungskoeffizient verschiedentlich angereichert.
Ausscheidung der IA
Sie werden zum größten Teil abgeatmet; ein kleiner Teil wird jedoch ind der Leber metabolisiert und in konjungierter Form über die Nieren ausgeschieden.
Die Geschwindigkeit des "Abfluten" des IA hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Größe der Ventilation
- Höhe des HZV
- Löslichkeit des IA in Blut und Geweben
- Dauer der Narkose
Je größer die Ventilation bzw. das Atemminutenvolumen, desto rascher wird das Anästhetikum ausgeschieden.
Je länger die Narkose mit IA dauert, desto langsamer erfolgt die pulmonale Ausscheidung und damit das Erwachen aus der Narkose (Anreicherung in der Muskulatur und Fettgewebe)
Stoffwechsel
Halothan zu 10-20%, Enfluran zu 2,5%, Isofluran zu 0,2% aber Metoxyfluran (Pentrane) zu 70% in der Leber meatbolisiert.Lachgas wird praktisch überhaupt nicht matbolisiert.
Wirkungsstärke der IA - MAC
Um eine bestimmte Narkosetiefe zuerreichen, ist auch eine bestimmte Mindestkonzentration in der Inspirationsluft erforderlich.
Das Maß hierfür ist die: minimale alveoläre Konzentration -MAC
Die MAC eine IA ist die alveoläre Konzentration, bei der 50% aller Pat. auf den Hautschnitt nicht mehr mit Abwehrbewegungen reagieren. Sie wird als 1 MAC des Anästhetikums bezeichnet.
Je niedriger der MAC-Wert eines IA, desto größer seine Wirkungsstärke!
Der MAC wird beeinflußtdurch:
Bei Kombinationen verschiedener Anästhetika addiert sich die die Wirkung --> MACØ Alter --> je älter desto weniger IA
Hyothermie --> erniedrigt den MACØ
Schwangerchaft, Sedativhypnotika, Opioide ----> MACØ Hypoxie, Anämie, Hypotonie --> MACØ
Chronischer Alkoholabusus --> MAC
Der MAC sollte nur eine Leitlinie darstellen, er berücksichtigt nicht die ausgeprägten Reaktionen des Kreislaufssystems (Blutdruckanstieg, Tachykardie)
Narkosestadien bei Inhalationanästhesien
Narkosestadien nach Guedel
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei Überdosierung kommt es zur Lähmung der Atmung und des Kreislaufszentrum.
Bei den heutigen Kombinationsanästhesien werden die Narkosestadien nicht mehr in
klassischer Form durchlaufen. Exzitationsstadien können bei Narkoseein- und ausleitung gelegentlich beobachtet werden. Die Kombination von IA, Muskelrelaxantien und Opioide bietet eine bessere Narkoseführung in den oberen Narkosestadien bei ausgeschalteten Bewußtsein und ausreichende Analgesie und Muskelrelaxierung.
Charakteristika der einzelnen IA
Halothan:
- ausgeprägte hypnotische aber keine analgetischeWirkung
- 1-3 Vol.% bei Spontanatmung
- 0,8% mit 65% Lachgas und assist. Beatmung
- neg. inotrop, Bradykardie, Herzrhythmusstörungen
- bei Halothan keine Katecholamine!
- Abfall des HZV und des art. Drucks, Abnahme des Schlagvolumens, Anstieg des enddiastolischen Volumens im linken Ventrikel
- Atemdrepression, Reaktion auf Hypoxie und Kyperkapnie gedämpft
- Bronchodilatation, (Asthma, COLD, Bronchospasmus)
- geringe Muskelrelaxierung, (Verstärkt aber die Wirk. von nicht depol. Muskerlrelax.
- Uterusrelaxierung
- geringfügige Einschränkung der Nierenfunktion durch erniedrigtes HZV
- Halothanhepatitis; darf bei kompensierten Lebererkr. angewendet werden, jedoch nicht bei dekompensierten, keine kurzfristige Wiederholung der Halothannarkose
- sollte mit Lachgas kombiniert werden --> Potenzierung, geringere NW
- KI: Hirndruck, dek. Leberinsuffizienz, KHK
- Halothan sollte mit einem iv. Anästhetikum eingeleitet und mit Lachgas ergänzt werden.
Enfluran (Ethrane)
- RR-Abfall wie Halothan, erniedrigtes Schlagvol. und HZV (neg. inotrop) leichte Zunahme der Hfq, keine wesentl. sensib. auf Katecholamine
- Abnahme der Koronardurchblutung und des Sauerstoffbedarfs( wie Halothan)
- Atemdepression, Bronchodilatation bei erhöhten Bronchotonus
- realxiert Konzentrationaabhängig die Skelettmuskulatur, wenig dep. Muskelrelaxantien
- ZNS: Myoklonien, Dyskinesien
- Niere: in Hohen Dosen nephrotoxisch --> Fluor
- Leber: Wie Halothan
Gute muskelrelaxierende Wirkung, fehlende sensibilsierund des Myokards auf Katecholamine.
Methoxyfluran (Penthrane) ist wegen seine nephrotoxizität nicht mehr in Anwendung. Es war das stärkste volatile IA.
Isofluran (Forene)
- vorwiegende iv. Einleitung der Narkose und Aufrechterhaltung mit Isofluran.
- Isofluran beeinflusst beim Herzgesunden das Myokard von allen volatilen IA am wenigsten. Außer Sevofluran noch weniger.
- Hfq leicht erhöht, art. RR fällt ab durch die Gefäßdilatation
- Isofluran wirkt stärker Atemdepressiv als Halothan, jedoch weniger als Enfluran
- Muskelrelaxierung gleich wie Enfluran
- äußerst geringe Vertsoffwechselung
- am wenigsten neg. Inotrop
- ausgeprägte blutdrucksenkende und atemdepressive Wirkung
Lachgas (Stickoxydul)
- Vorsicht bei Lachgas-Zylinder, Druck ist nicht eindeutig ablesbar
- zur Ergänzung zu anderan Anästhetika, Opioide
- schwaches Anästhetikum; bei 80%-Gabe Narkosestadium I
- max. inspir. Konzentration sollte 70% nicht übersteigen
- Kombinationen mit anderen IA setzt den MAC herab
- beim Herzgesunden kaum beieinträchtigung der Herz-Kreislauf-Funkt.
- beim Herzkranken jedoch stärker negative inotropie
- respiratorissche Wirkung gering, keine bis leichte Atemdepression, in Kombination stärkere atemdepressive Wirk.
- Diffusion in luftgefüllte Hohlräume und Körperhöhlen: luftgefüllte Dramschlingen Cuff am Tubus, Pneumothorax, Pneumoperitoneum, Pneumozephalus
Keine Zufuhr von Lachgas beim Pneumothorax, auch bei einer Luftembolie Lachgaszufuhr sofort stoppen
- Cuff am Tubus mit Lachgas füllen, Diffusion von Lachgas in den Cuff kann zur lebensbedrohlichen Ballonhernie führen.
- um eine Lachgasdiffusionshypoxie zu vermindern, muß der Pat. einige Minuten mit 100% Sauerstoff präoxygeniert werden
- starke analgetische, aber schwache narkotische Wirkung
Intravenöse Anästhetika, Sedativa, Opioide
Mit iv. Narkotika wird die Narkose eingeleitet
Vorteil:
- einfache Technik durch iv. Gabe
- rasches zugleich angenehmes Einschlafen
- fehlendes Exzitationstadium
Nachteil:
- schlechte Steuerbarkeit
Kombination mit Hifssubstanzen(Adjuvanzien)
- Barbiturate (Brevimytal, Trapanal)
- Ketamin (Ketanest)
- Etomidate (Hypnomidate)
- Opioide (Fentanyl, Sufenta)
- Benzodiazepine (Dormicum, Diazepam, Flunitrazepam)
- Neuroleptika (DHB)
Barbiturate
Ultrakurzwirkende Barbiturate Brevimytal,Trapanal
- führen inerhalb 20-30 Sek zum Schlaf
- dämpfen dosisabhängig das Atemzentrum, Ansprechen auf CO2 vermindert
- konstriktorisch auf das Bronchialsystem
- Potenzierung der Atemdepression in Kombination mit einem Opioid
- negativ inotrop, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen
- Enzyminduktion in der Leber
- Hyperalgesie
- Vorsicht vor intraarterieller Injektion --> Kunstfehler
Ketamin
- katatoner Zustand
- Entkoppelung, Pat kann die Sinneseindrücke nicht verarbeiten
- anfangs kann eine Atemdepression einsetzen, Schuzrefelxe erhalten
- Stimulation von Herz und Kreislauf
- Muskeltonus wird erhöht bis zu ruckartigen Bewegungen
- starke Speichel- und Drüsensekretion, mit Atropin unterdrückbar
- Bronchodilatation
- möglichst nur in Kombination mit einem Benzodiazepin, an Nachinjektionen denken
- KI: Hirndruck, Hypertonie, KHK, Kerzinsuffizienz, Mitral- und Aortenstnose großen Eingriffen, Epilepsie, psych. Erkrankungen,
Etomidat
- geringste NW auf das Atem- und Kreislaufsystem
- dämpft den Hirnstamm, starkes Hypnotikum
- keine Analgesie
- Myoklonien sind keine seltenheit
- leichte Atemdepression
- KI: keine bekannt
Propofol
- starkes Hypnotikum, keine Analgesie
- nach zügiger iv. Gabe kann es zu einem 1 min Atemstillstand kommen
- angenehmes Einschlafen
- Hfq mesit erhöht, RR wird erniedrigt
- Arbeit zitieren
- Armin Krause (Autor:in), 1999, Anästhesie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98765
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