Mutter Teresa
Als Anfang September 1997 die Zeitungen voll waren mit den Ereignissen rund um den Tod von Lady Di, wurde Zeitgleich vom Tode eines weiteren, einzigartigen Menschen unserer Zeit berichtet:
Mutter Teresa
Sie starb am 5. September im Alter von 87 Jahren in Kalkutta/Indien.
Mutter Teresa, dieser Name ist sicherlich fast allen ein Begriff. Aber wer sich dahinter verborgen hat und warum sie zu dem wurde, wofür alle sie lobten und verehrten, wußte ich selber nicht so genau und deshalb habe ich mich mit ihrem Leben etwas eingehender beschäftigt.
Als Agnes Gonsha Bojaxhiu wurde Mutter Teresa in Skopje am 27. August 1910 geboren. Diese alte Stadt war damals Teil Albaniens, eines der kleinen unterentwickelten Länder auf der Balkaninsel in Südosteuropa an der Adria gegenüber Italien.
Als Agnes 1910 geboren wurde, gehörte ihre Vaterstadt zum türkischen Osmanischen Reich. Im Winter war es kalt und sehr heiß im Sommer Skopje, das auf beiden Seiten des Wardars liegt, wurde von der alten türkischen Festung auf einem Berg und der großen und reizvollen Moschee des Mustafa Pascha aus dem Jahr 1492 beherrscht. Es gab mehr als hundert Klöster in den Bergen rund um Skopje; allerdings hatten die Türken während ihrer jahrhundertelangen Herrschaft viele von ihnen verfallen lassen. Aber wenn die Türken auch ein strenges Regiment führten, verboten sie doch nicht die Ausübung des Christentums bei ihren orthodoxen und römisch-katholischen Minderheiten. Als Agnes zwei Jahre alt war, brach 1912 der erste Balkankrieg in Mazedonien aus, und ein Jahr später war Skopje von den Türken befreit und durch Vertrag Serbien einverleibt.
Skopje ist jetzt die Hauptstadt Mazedoniens, einer der sechs Föderativen Republiken, aus denen das damals kommunistisch regierte Jugoslawien bestand. Es gibt nur noch wenige Türken. Klöster und Moscheen sind geschlossen oder zu öffentlichen Gebäuden gemacht worden. Skopje ist auch äußerlich nicht mehr dieselbe Stadt, in der Agnes Gonxha Bojaxhiu die ersten 18 Jahre ihres Lebens verbracht hat.35 Jahre nach ihrem Weggang wurde die Stadt mit ihren 200.000 Einwohnern im Juli 1963 von einem Erdbeben zu 80% zerstört.
Agnes, aus bäuerlichem Stamm, verbrachte nach eigenen Aussagen in Skopje eine glückliche Kindheit in einer Familie mit zwei Mädchen und einem Jungen. Der Ursprung ihrer religiösen Berufung liegt in ihrer Familie.
,,Ich glaube, es fing bei uns zu Hause an, in meiner eigenen Familie", hat sie gesagt, ,,ich war damals noch ein Kind, und besonders meine Mutter war Jesus in der Euchanstie hingegeben. Und ich erinnere mich, daß sie sagte, als ich noch zu Hause wohnte: Lege deine Hand in seine Hand- und wandere den ganzen Weg zusammen mit ihm. Sie wußte, was von jemand verlangt wird, der sein Leben ganz Jesus schenkt."
Im Alter von zwölf Jahren wollte Agnes Missionarin werden, ,,um hinauszugehen und die Liebe Christi weiterzugeben". Während ihrer Schulzeit - sie ging auf eine staatliche Schule - trat sie in die Marianische Kongregation ein. Jugoslawische Jesuiten waren 1925 zur Arbeit in die Erzdiözese von Kalkutta geschickt worden. Einer von ihnen schrieb Briefe über die Missionsarbeit in Bengalen nach Haus. Agnes lauschte diesen begeisterten Briefen, wenn sie regelmäßig in den Gruppenstunden vorgelesen wurden, und sie erregten ihre Anteilnahme an der Missionsarbeit in Indien.
Ihr wurde klar, daß noch mehr Arbeit nötig war, um das physische Leben der Menschen zu verbessern. Und nur zwei Prozent der Einwohner Indiens waren Christen.
Agnes entschloß sich, in der Bengalenmission zu dienen. Man brachte sie mit den Schwestern von Loreto in Verbindung, einem Zweig des 1609 von Mary Ward gegründeten ,,Instituts der Allerseligsten Jungfrau Maria", gemeinhin als Englische Fräulein und Dami lnglesi bekannt, je nach dem Land, in dem sie wirken. Mary Ward und sieben Gefährtinnen hatten damals in Samt Omer in Flandern eine Internatsschule für katholische englische Flüchtlinge und eine Tagesschule errichtet. Der Zweck des Ordens was die Unterrichtung der Jugendlichen. Er nahm die Regel der Jesuiten an.
1821 hatte Mary Ball ein Haus in Rathfarnham bei Dublin gegründet, das dann zum Mutterhaus des 1822 gestifteten Zweiges der Schwestern von Loreto wurde. Später wurde Indien eine der Provinzen des irischen Generalats. Einige der irischen Schwestern lehrten in der Erzdiözese Kalkutta, als Agnes sich für die Bengalenmission entschied. Zur Vorbereitung darauf wurde sie am 29. November 1928 in das Mutterhaus der Schwestern von Loreto in Rathfarnham jetzt einem südwestlichem Vorort von Dublin, geschickt.
Nach der Vorbereitung im Mutterhaus in Loreto wurde sie nach Indien geschickt, um dort das Noviziat zu beginnen. Sie kam am 6. Januar 1929 in Kalkutta an. Agnes Gonxha Bojaxhiu hatte endlich jenes riesige, andersartige und für Menschen oft verwirrende und beängstigende Land erreicht, in dem sie zu dienen gewünscht hatte, seitdem sie die Briefe des jugoslawischen Jesuiten in der Marianischen Kongregation gehört hatte. Sie war bereit ,,auszuziehen und die Liebe Christi weiterzugeben", obwohl damals niemand ahnen konnte, welch einzigartige Form dieses Weitergeben schließlich annehmen sollte Die junge Novizin legte ihre ersten Gelübde in Darjeeling am 24. Mai 1931 ab und nahm den Namen Teresa an.
Nach Ablegung der ersten Gelübde wurde Schwester Teresa in das Haus der Schwestern von Loreto im Bezirk Entally von Kalkutta geschickt, um dort zu unterrichten. Das Leben innerhalb der Klostermauern war angenehm, behütet und lohnend. aber unmittelbar jenseits dieser Mauern konnte Schwester Teresa nicht umhin, Moti-Jhil wahrzunehmen. der stechende Geruch der nahegelegenen Gerbereien drang herein und dazu der Gestank der von Menschenhand aufgeschütteten Berge von Müll. Moti-Jhil war einer der überfülltesten und elendsten Slums von Kalkutta, und Schwester Teresa konnte von der Terrasse von St. Maria aus daraufschauen. Eines Tages ging sie jenseits der Klostermauern durch die engen, schmutzigen Gassen von Moti-Jhil (Perlsee), und erlebte völlige Armut und großes Elend in ihrer nächsten Umgebung.
Schwester Teresa kehrte hinter ihre Klostermauern zurück, aber sie konnte nicht vergessen, was sie gesehen hatte. Sie ging wieder nach Moti Jhil und besuchte dann die anderen Slums von Kalkutta.
Sie erbat von ihren Oberen die Erlaubnis, hinaus in die Slums zu gehen. Ihre Bitte wurde gewährt. begleitet von Mädchen aus der Maianischen Kongrgation, Schülerinnen der Klosterschule im Alter zwischen zehn und zwanzig, ging sie in die Krankenhäuser, um die Kranken zu trösten, und in die engen Gassen mit Verbandszeug, Aspirin und Flaschen mit Jod, mit allem, dessen sie habhaft werden konnte. Gebet ohne Tat ist überhaupt kein Gebet, glaubte Schwester Teresa. Sie hat gesagt:" Tätiger Glaube ist Liebe, und tätige Liebe ist Dienst."
1946 auf der Fahrt zur jährlichen Erholung nach Darjeeling hörte Schwester Teresa eine innere Stimme und traf die Entscheidung, alles aufzugeben und ihm (Gott) in die Slums zu folgen und ihm unter den Ärmsten der Armen zu dienen.
Am 12. April 1948 gewährte der Papst ihre Bitte ,,allein außerhalb des Klosters unter den Armen mit Gott als einzigem Beschützer und Führer zu leben.
Im August desselben Jahres tauschte sie ihr Ordensgewand gegen eine weißen Baumwollsari mit einer blauen Borte und einem Kruzifix an der Schulter.
Sie unterzog sich einer intensiven Ausbildung in Krankenpflege und eröffnete Weihnachten 1948 ihre erste Schule in Moti-Jhil.
Am 7. 10. 1950 wurde die vom Papst genehmigte neue Kongregation der Missionarinnen der Nächstenliebe in Kalkutta gegründet und von da an hieß die Gründerin Mutter Teresa. Einige Jahre später überließ die indische Stadtverwaltung Mutter Teresa einen leerstehenden Kalitempel, der den Namen Nirmal Hriday, ,,Unbeflecktes Herz" erhielt und ein Ort war, wo die Mittellosen und Sterbenden der Straße in Würde und Frieden und mit Liebe umsorgt sterben konnten.
1962 erhielt Mutter Teresa, die 1942 indische Staatsbürgerin geworden war, als erste Person nichtindischer Herkunft die höchste bürgerliche Auszeichnung der indischen Regierung, den Lotusorden.
Am 6. Dezember 1964 erhielt Mutter Teresa im großen Saal des Konsistoriums im Vatikan aus der Hand Papst Pauls VI. den Friedenspreis Papst Johannes' XXIII. (23). Die 60.000DM, die mit dem Preis verbunden waren, benutzte Mutter Teresa zum weiteren Ausbau ihrer ,,Stadt des Friedens", wo Leprakranke ein Zuhause gefunden hatten.
Für ihr unermüdliches Engagement war Mutter Teresa 1979 in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.
Ihr Orden unterhält heute in mehr als hundert Ländern Niederlassungen, darunter Schulen, Apotheken, Krankenhäuser, Leprazentren und Sterbeheime. Mehrere hunderttausend Arme werden von etwa 4600 Schwestern der Gemeinschaft versorgt.
Die indische Regierung würdigte Mutter Teresa, die sich bis zu ihrem Tode aufopferungsvoll und selbstlos um die ärmsten der Armen gekümmert hatte, mit einem Staatsbegräbnis.
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