In dieser Arbeit soll die These begründet werden, dass Herrschaft und Knechtschaft eng verkoppelte, beinahe ununterscheidbare Zustände sind und nur in ihrer Ganzheit und der ihr innewohnenden gedoppelten Bedeutung zu verstehen sind. Der zum Selbstbewusstsein führende Prozess verläuft in mehreren Stufen – kurz gesagt: Negation äußerer Objekte (einfaches Fürsichsein), Negation des Selbst im Anderen, Aufhebung der Negation des Selbst im Anderen, Herrschaft und Knechtschaft, wechselseitige Anerkennung, gemeinsames Selbstbewusstsein - wobei vor allem die Herrschaft-Knechtschaft-Phase und der dyadische, nicht-soziologische Ansatz behandelt werden sollen.
Das Grundwesen des Kapitels "Herrschaft und Knechtschaft" aus der "Phänomenologie des Geistes" (1807) besteht in einer ausgeprägten Dialektik. Hegel entwirft Thesen, denen er unmittelbar Antithesen entgegengestellt. Schon allein in der äußeren Form vermittelt er hier, dass alles Existente nur in seiner Auflösung besteht – was existiert, muss vernichtet werden, um zu existieren. Gemeint ist hier keine gegenständliche Zerstörung, sondern die Verwandlung in etwas Brauchbares, dem eigenen Sein Nützliches. Gemeint ist eine Zerstörung auf der Ebene der Erkenntnis. Erst wenn ICH Bewusstsein darüber erlange, dass ICH etwas, das ICH nicht selbst bin, aufheben muss, um es zu erkennen und nützlich zu machen, kann ICH aktiv und schöpferisch werden, und in der Negation des Anderen MICH selbst finden.
Inhaltsverzeichnis
- Die gedoppelte Bedeutung von Herrschaft
- Textgrundlage
- Sekundärliteratur
- Lese-Hinweis
- Das Grundwesen des Textes
- Das Selbstbewusstsein braucht andere Selbstbewusstseine
- Die Hegelsche Terminologie der Begierde
- Indem ICH den Anderen anerkenne
- Es stellt sich die Frage, wer diesen Kampf der Anerkennung für sich entscheiden kann
- Herrschaft kann in zweierlei Hinsicht bestehen
- Im Sinne meiner Hauptthese möchte ich nun erörtern
- Gleichzeitig verliere ICH durch Herrschaft meine Freiheit
- Wir befinden uns in einem permanenten Spannungszustand
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Hegels Konzept der Herrschaft und Knechtschaft in der "Phänomenologie des Geistes". Sie zielt darauf ab, die gedoppelte Bedeutung dieser Beziehung aufzuzeigen, d.h. die wechselseitige Abhängigkeit und die Gleichzeitigkeit von Herrschaft und Knechtschaft zu verdeutlichen.
- Die Dialektik von Selbst und Anderem
- Die Rolle der Begierde in der Selbstfindung
- Die Bedeutung der Anerkennung für das Selbstbewusstsein
- Die unauflösbare Verbindung von Herrschaft und Knechtschaft
- Die negative Freiheit in der Herr-Knecht-Beziehung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Arbeit beginnt mit einer kurzen Einführung in Hegels "Phänomenologie des Geistes" und erläutert die zentrale Rolle der Dialektik im Text.
- Es wird die These aufgestellt, dass das Selbstbewusstsein das Andere benötigt, um sich selbst zu erkennen und dass dieser Prozess der Selbstfindung durch die Dialektik von Herrschaft und Knechtschaft gekennzeichnet ist.
- Hegels Begriff der Begierde wird eingeführt und als treibende Kraft des Kampfes um Anerkennung beschrieben. Die Begierde, das Andere zu besitzen, führt zu einem Kampf, in dem sich der eine als Herr, der andere als Knecht durchsetzt.
- Es wird argumentiert, dass sowohl der Herr als auch der Knecht in der Herr-Knecht-Beziehung von der Anerkennung des Anderen abhängig sind. Die Anerkennung des Anderen ist somit ein notwendiger Schritt auf dem Weg zur Selbstfindung.
- Es wird herausgestellt, dass Herrschaft zwar eine Form der Freiheit von Unterwerfung darstellt, aber gleichzeitig mit einer Abhängigkeit vom Knecht verbunden ist. Der Knecht hingegen erlangt durch die Arbeit im Dienste des Herrn eine Form der Freiheit, die sich in der Entwicklung von Technik, Wissenschaft und Kunst manifestiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Begriffe wie Selbstbewusstsein, Anerkennung, Herrschaft, Knechtschaft, Begierde, Dialektik und negative Freiheit. Die Analyse von Hegels "Phänomenologie des Geistes" konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Selbst und Anderem und die Rolle der Anerkennung für die Selbstfindung des Menschen.
- Quote paper
- Johannes Jarchow (Author), 2006, Die gedoppelte Bedeutung von Herrschaft und Knechtschaft. Selbstbewusstsein bei Hegel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/985341