Vulnerabilität und Überlebensstrategien


Dossier / Travail de Séminaire, 2000

23 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG

VULNERABILITÄT UND KRISENSITUATIONEN: EIN ÜBERBLICK
Armut und Verwundbarkeit
Krisen und Katastrophen
Die Krise des Nahrungssystems

ENTSTEHUNG VON KRISEN UND DAS AUSMAß DER VULNERABILITÄT
Ungleichheiten der Weltbevölkerung
Entitlement-Ansätze
Empowerment-Ansätze
Ansätze der politischen Ökonomie / Ökologie 12 Andere Ansätze
Krisentheoretische Zusammenhänge

NEUE WEGE DER ENTWICKLUNGSGEOGRAPHIE: EINE SCHLUßBETRACHTUNG

BIBLIOGRAPHIE

Einleitung

Rund 800 Millionen Menschen auf der Welt leiden an Unterernährung1. Und überall auf der Erde werden Menschen Opfer von Naturkatastrophen, die zwar in Entwicklungsländern besonders schlimme Auswirkungen haben, von denen aber auch hochindustrialisierte Länder nicht verschont bleiben2. Und so fragt sich die Entwicklungsforschung und die praktische entwicklungspolitische Zusammenarbeit bereits seit Jahrzehnten, wie denn den Menschen geholfen bzw. den ärgsten Folgen vorgebeugt werden kann.

Seit fast zwei Jahrzehnten nun geistert ein neuer Begriff durch die entwicklungspolitische Fachdiskussion - der Begriff der Vulnerabilität bzw. Verwundbarkeit. Auch wenn dieser Begriff oft ohne Konzeptanschluß verwendet wird, verbirgt sich dahinter doch ein neuer Forschungsansatz, der auch entscheidende Auswirkungen auf die Praxis der Entwicklungshilfe haben kann.

Welche Bedeutung dieser neue Ansatz in der Fachdiskussion inzwischen erlangt hat, zeigt die große Anzahl von Publikationen und Artikeln, die sich mit ihm beschäftigen oder ihn in Untersuchungen verwenden. Selbst der erste Bericht des International Panel on Climate Change (IPCC), welches für den internationalen Klimaschutzprozeß alle erhältlichen fachlichen Daten zusammenträgt, weist im Untertitel den Begriff der Vulnerabilität auf3. Weite Teile der entwicklungspolitischen Literatur haben den Begriff und oftmals auch die dahinter stehenden Konzepte übernommen.

Ziel dieses Papieres soll es nun sein, das Konzept der Vulnerabilität zu erläutern und einen Überblick über die Theorien zu vermitteln, die mit ihm einhergehen, wie beispielsweise bezüglich Entstehung von Vulnerabilität, Differenzierungen der Vulnerabilität in der Bevölkerung und entwicklungspolitische Implikationen des Begriffes. Allerdings sind die Blickwinkel auf ein so vielfältiges Thema sehr unterschiedlich und differieren massiv von Autor zu Autor. Ziel dieses Papieres ist es daher auch, in der gebotenen Kürze, aber doch in ausreichender Erläuterung die Vielfalt der Ansätze aufzuzeigen und einen inhaltlichen Überblick über die einzelnen Ansätze zu gewährleisten. Das Neue an dem Konzept der Vulnerabilität und damit seine besondere Leistung ist die besondere Beachtung und bestmögliche Analyse der Lebensumstände der Menschen anstelle einer einfachen Generalisierung z. B. nach ökonomischen Kriterien, was im vorher allgemein verwendeten Konzept der Armut der Fall war.

Als Übersetzung des englischen „vulnerability" werden im deutschen sowohl der Begriff „Vulnerabilität" als auch der Begriff „Verwundbarkeit" gebraucht; beide Begriffe werden in diesem Papier, wie auch in der Fachliteratur generell, synonym nebeneinander verwendet.

Das Konzept der Vulnerabilität ist eng verbunden mit der Krisentheorie. In derselben Vortragsreihe, in welcher auch dieses Papier erstellt wurde, wird ein weiterer Referent im Zusammenhang mit Hungerkrisen sicherlich intensiver auf dieses Themenfeld eingehen; es wird hier nur in dem Rahmen behandelt, in dem es für das Verständnis dieses Papieres wichtig ist. Auch die Naturgefahren werden daher hier nur in selbigem Rahmen behandelt, da hierzu ebenfalls ein weiteres Referat ansteht.

Vulnerabilität und Krisensituationen: ein Überblick

„vulnerability: Verwundbarkeit; Verletzlichkeit; Verletzbarkeit; Ungeschütztheit." 4

Armut und Verwundbarkeit

Bis in die 80er Jahre hinein wurde die entwicklungspolitische Debatte von der Diskussion über Armut und ihre Beseitigung bestimmt. Der Begriff der Armut wurde hier ausschließlich über ökonomische Faktoren (Einkommen, wirtschaftlicher Status etc.) definiert. Erst seitdem setzt sich langsam die Erkenntnis durch, daß wirtschaftliche Faktoren nicht den ganzen Entwicklungsstand eines Landes repräsentieren, sondern daß weitere Differenzierungen notwendig sind. Nicht alle Menschen einer Einkommensstufe leiden gleichermaßen unter negativen Einflüssen von außen; „soziale Charakteristika wie Klasse, Geschlecht, Ethnizität, Alter und Behinderung"5 schaffen erhebliche Unterschiede der Anfälligkeit auch innerhalb von Gruppen gleichen ökonomischen Statusses. Auch die Fähigkeit der Erholung nach einer Krise ist innerhalb solcher Gruppen unterschiedlich. Zudem können gelegentlich eigentlich reichere Gruppen unter Krisen mehr leiden als Gruppen mit niedrigerem Einkommen, wenn ihre Tätigkeiten verwundbarer sind. Daher setzt sich allmählich das Konzept der Vulnerabilität durch.

Das Konzept der Vulnerabilität (Verwundbarkeit) betrachtet „reale Menschen, die in realen Gesellschaften mit Unsicherheit und Risiken klarkommen müssen"6. Entsprechend definiert Chambers Vulnerabilität als „defencelessness, insecurity, and exposure to risk, shocks and stress"7. Andere Autoren bieten jedoch andere Definitionen8. Letztlich beschreibt das Konzept der Vulnerabilität aber grundsätzlich einen Forschungsansatz der Entwicklungsgeographie, der Menschen Risiken und Unsicherheiten ausgesetzt sieht und die Hintergründe, Ausprägungen und Lösungsansätze dieser Verwundbarkeit erforscht.

Der Begriff der Verwundbarkeit wird allerdings sehr vielfältig benutzt, oft auch in Zusammenhängen, die dem hier behandelten Konzept der Vulnerabilität fern sind. Neben der häufigen Gleichstellung des Begriffes der Vulnerabilität mit dem Begriff „Armut" (s. o.) fällt vor allem eine „Übergeneralisierung"9 des Vulnerabilitätsbegriffes auf. So werden Produktionssysteme oder Wohnformen an sich als vulnerabel bezeichnet. Dies verschleiert, daß die eigentliche Verwundbarkeit bei den Menschen liegt, die in diesen Systemen involviert sind und daß die Verwundbarkeit in ihren Fähigkeiten, sich gegen Gefahren zu schützen bzw. mit ihnen klarzukommen, begründet ist. Auch verdecken solche Begriffsanwendungen die Tatsache, daß die Fähigkeit zum Umgang mit Krisen innerhalb der Menschen, die in dem System involviert sind, sehr unterschiedlich ausfallen können.

Problematisch ist zudem die Anwendung des Vulnerabilitätsbegriffes auf sehr großen Skalen. Oft werden Städte oder ganze Nationen als vulnerabel bezeichnet, wenn sie zum Beispiel in Zonen erhöhter seismischer Aktivität oder in Überschwemmungsgebieten liegen. Wird dann auf eben dieser Skala versucht, Abhilfe zu schaffen, so gibt es zwar generelle Verbesserungen, doch die eigentliche Struktur der Verwundbarkeit, die Ungleichheit der Menschen, wird so nicht beseitigt. Solche Maßnahmen verschärfen teilweise noch die Verwundbarkeit der meist ohnehin am stärksten betroffenen Randgruppen, wie später noch zu erläutern ist. Vulnerabilität muß also immer von den tatsächlichen Menschen, ihren Handlungen und Fähigkeiten ausgehen.10

Eine andere Möglichkeit, die Begriffsverwendung eindeutig zu machen, ist die generelle Verwendung von Adjektiven in Verbindung mit Vulnerabilität bzw. Verwundbarkeit. So spricht z. B. Dittrich im hier verwendeten Zusammenhang von „Gesellschaftlicher Verwundbarkeit" bzw. „social vulnerability"11.

Vulnerabilität in dem hier behandelten Sinne hat immer zwei Komponenten: die externe Seite, also auf die Menschen einwirkende Faktoren, und die interne Seite, also der Umgang der Menschen mit diesen Faktoren. So wird ein natürlicher Prozeß erst durch die Vulnerabilität der Menschen zu einer Naturkatastrophe12.Entsprechend sehen Watts und Bohle Vulnerabilität aufgegliedert in drei Teilbereiche13:

_ die Gefahr, Krisen, Belastungen und Schocks ausgesetzt zu sein;

_ die Gefahr unzureichender Fähigkeit, mit Belastungen, Krisen und Schocks fertig zu werden;

_ die Gefahr schlimmer Konsequenzen und begleitender Risiken der langsamen oder unvollständigen Erholung (resilience) von Krisen, Gefahren und Schocks.

Dem entsprechend sind diejenigen Individuen, Gruppen, Regionen und Systeme am verwundbarsten, „die am ehesten Gefahren ausgesetzt sind [...], deren Bewältigungsstrategien am eingeschränktesten sind, die am stärksten unter den Konsequenzen einer Krise leiden und deren Erholungspotential am geringsten ist."14

Grundsätzlich unterliegt jeder Mensch bzw. jede Personengruppe dauernd einer gewissen Vulnerabilität, der „Basisverwundbarkeit"15 bzw. im Englischen „baseline vulnerability"16. Sie ergibt sich aus zumeist strukturell angelegten Faktoren. Als Beispiele nennt Lohnert: „strukturelle Ungleichgewichte von Bevölkerung und Ressourcen; begrenzte Verfügungsrechte; strukturelle Macht- und Rechtlosigkeit; historisch begründete Strukturen der Überschußaneigung und Ausbeutung"17. Bohle nennt auch die Unsicherheit der Verfügungsrechte, einen hohen Grad der gesellschaftlichen Ungleichheit und eine generelle Tendenz zu Konflikten18.

Zu dieser Basisverwundbarkeit können sich noch andere Verwundbarkeitsfaktoren temporärer Art gesellen, die bei weiterer Zunahme letztlich in einer Krise (s. u.) münden können (vgl. Abb. 1). Chambers nennt sieben Faktoren, die die Vulnerabilität erhöhen können: geringere Unterstützung der weiteren Familie, steigende Kosten der Waren, die Verwendung oder Verlust von Vermögen zum Nahrungserwerb (schwächt die Regenerationsfähigkeit), zunehmende Lohnarbeit (fehlende Produktionsmittel = höhere Verwundbarkeit), die Ideologisierung der Politik (Personengruppen vernachlässigend), „food wars" (beeinträchtigen Nahrungssystem, brauchen Ressourcen und schaffen Flüchtlinge).19

Krisen und Katastrophen

Die Gefahren, denen die Menschen ausgesetzt sind, bestehen zunächst aus der Wahrscheinlichkeit, daß sie Opfer von Krisen und Katastrophen werden. Der Begriff der Krise wird in diesem Zusammenhang auf vielfältige Art und Weise definiert. Offe definiert sie als „Prozeß, bei dem die Struktur eines Systems in Frage gestellt wird"20 und schafft so eine Definition, die eine weitere Betrachtung erlaubt. Hierauf aufbauend beschreibt Lohnert eine Krise als einen (potentiellen) Wendepunkt im Zuge der Destabilisierung eines Systems21. Von diesem Punkt aus kann sich die Destabilisierung weiter zu einem Zusammenbruch des Systems ziehen, oder durch intensivierte Bemühungen der Beteiligten ein Stabilisierungsprozeß eingeleitet werden (vgl. Abb. 1).

Krisen können entweder konjunkturell (sporadisch) oder strukturell (periodisch) auftauchen. Dies ist von ihrer Ursache abhängig22. Tritt die Krise nur sporadisch oder gar einmalig auf, so ist sie in der Regel auf einzelne Ereignisse zurückzuführen. Periodisch auftretende Krisen sind dagegen in der Regel schon in einem System über die Instabilität seiner Strukturen verankert.

In der Regel finden sich die Betroffenen nach durchlaufener Krise auf einer höheren Stufe der Verwundbarkeit wieder; die Regeneration der Folgen einer Krise geschieht meist nur unvollständig. Der Grund dafür ist in dem Aufwand zu suchen, den Menschen zur Bewältigung einer Krise unternommen haben. Oftmals müssen hierfür Ersparnisse aufgebraucht oder wichtige Ressourcen über ihr Regenerationsniveau hinaus in Anspruch genommen werden. Außerdem hinterlassen Krisen oft psychologische Schäden wie Traumata oder auch körperliche Schäden bei Naturkatastrophen oder in der Folge der Unterernährung. Der Krisenbegriff läßt sich in diesem Zusammenhang auf viele Themenfelder anwenden, die eine Gefährdung des Menschen im Sinne des Vulnerabilitätskonzepts bewirken. Am gebräuchlichsten ist er für Nahrungskrisen. Mit dem Anschluß der meisten Volkswirtschaften an den Weltmarkt bildete sich ein weltumspannendes Nahrungssystem, welches die früher verbreiteten Formen von Subsistenzwirtschaft und lokalen Märkten abgelöst hat. Dieses Nahrungssystem hat zwar gerade für Länder mit schwierigen Anbaubedingungen die Abhängigkeit von lokalen Phänomenen (Dürreperioden etc.) massiv verringert, aber eine neue Abhängigkeit von einem sehr komplexen System geschaffen, welches durch massive Austauschprozesse geprägt ist. Dieses System hat viele Facetten und kann durch eine Störung der Austauschbeziehungen (durch Krieg, Boykotte, Handelsbeschränkungen, andauernde Ungleichgewichte in den Austauschvorgängen eines Landes etc.) leicht in Krisen unterschiedlicher räumlicher, zeitlicher und sozialer Reichweite geraten. Im Falle des Nahrungssystems ist bereits eine Krise als solche erkennbar. Andere Gefahrenquellen werden dagegen oftmals erst bemerkt, wenn es bereits zu einem Ereignis bzw. einer Katastrophe gekommen ist, oder unmittelbar davor. Dies ist vor allem der Fall bei Naturgefahren wie Hangbewegungen, Vulkanausbrüchen und Erdbeben. Auch hier kann von einer Krise im Sinne eines Wendepunktes im Prozeß der Destabilisierung eines Systems gesprochen werden, wenn sich so viel Prozeßenergie angestaut hat, daß ein Prozeß unmittelbar bevorsteht. Doch in der Regel sind solche Krisen nur in eingehenden Untersuchungen festzustellen. Eine Wendung in eine Erholungsphase ist auch hier nur möglich, wenn zur Verfügung stehende Reaktionsmethoden sinnbringend und effektiv angewendet werden.

Die Krise des Nahrungssystems

Da der Begriff der Vulnerabilität häufig auf Nahrungskrisen angewendet wird, sei hier kurz das Nahrungssystem als solches und seine spezielle Verwundbarkeit beschrieben. Seit die regionale Subsistenzwirtschaft weitgehend durch ein weltwirtschaftliches System ersetzt wurde, darf die Untersuchung des Nahrungssystems den Fokus nicht mehr nur auf die Produktion richten; das Nahrungssystem besteht in der heutigen Realität aus vier Faktoren und ihren Wechselwirkungen23:

1. Nahrungsproduktion: Nahrungsmittel müssen zunächst produziert werden.

2. Nahrungsaustausch: Geschieht durch ein meist internationales Handelssystem, welches für den Transport der Lebensmittel vom Erzeuger zum Verbraucher sorgt. Fand dieser Prozeß früher meist auf regionalen Märkten statt, so werden heute Nahrungsmittel rund um die Welt transportiert, bevor sie den Abnehmer erreichen.

3. Nahrungsverbrauch: Der Konsument erhält Nahrungsmittel im Tausch gegen Geld oder andere Tauschmittel und verbraucht sie, um den Fortbestand seines Lebens zu sichern.

4. Reproduktion: Nahrungsmittel, bzw. ihre Erzeugungsbedingungen, weisen eine gewisse Regenerationsfähigkeit auf. Ein Nahrungssystem ist nur dann nachhaltig, wenn die Verbrauchsrate der Lebensmittel ihre Regenerationsfähigkeit nicht übersteigt. Anderenfalls geht das betreffende Nahrungsmittel zwangsläufig zur Neige, wie im Falle des Tequila in Mexiko, dessen Gewinnung die Regenerationsfähigkeit der wilden Agave, aus der er gewonnen wird, immer massiver überstieg24. Das Nahrungssystem ist somit sozial und ökologisch bestimmt.

Krisen können nun auf praktisch jeder dieser Stufen ansetzen. Sie erscheinen dann als:

1. Produktionskrise: durch Störungen bei Rohstoffen und Produktionsabläufen (Dürren, Naturkatastrophen, Weiterverarbeitung etc.) kann die Produktion unter das Nachfrageniveau sinken.

2. Verteilungskrise: entsteht durch Eingriffe in das Verteilungssystem, also in das Handelssystem. Ursachen können zeitweise erhöhte Transportkosten (z. B. durch Preissteigerungen der OPEC), Kriege (bewußte oder unbewußte Eingriffe in das Handelssystem; in Form von Boykotten oder Isolation auch als Waffe eingesetzt), Schutzzölle, Streiks oder andere Einflüsse sein.

3. Konsumptionskrise: Z. B. hervorgerufen durch Finanzschwächen der Nachfrager.

4. Reproduktionskrise: entsteht, wenn entweder die Nutzung natürlicher Ressourcen deren Regenerationsrate übersteigt oder Naturkatastrophen etc. in die Bestände bzw.

deren Regenerationsfähigkeit eingreifen.

5. Mischungen aus den o. g. Krisentypen.

Entstehung von Krisen und das Ausmaß der Vulnerabilität

Betrachtet man sich eine Krise, so entsteht leicht der Eindruck, sie wäre eine plötzlich aufgetretene Mangelsituation, basierend auf einem einzelnen Ereignis. Doch ein Ereignis kann letztlich nur dann eine Krise auslösen, wenn es auf Strukturen trifft, die es negativ beeinflussen kann. Vulnerabilität ist zunächst die Möglichkeit bzw. die Wahrscheinlichkeit, daß ein Ereignis zu einer Krise bzw. Katastrophe wird. An dieser Stelle sei also die Frage aufgeworfen, welche strukturellen Eigenschaften die Vulnerabilität von Individuen oder Gruppen erhöhen.

Ungleichheiten der Weltbevölkerung

„Verwundbarkeit stellt sich [...] als das Produkt aus einer Vielzahl gesellschaftlicher Ursachen und Prozesse dar. Diese wirken sowohl auf und zwischen unterschiedlichen räumlichen Maßstabsebenen (Haushaltsebene, lokale, regionale, nationale, globale Ebene), als auch innerhalb und zwischen sozialen Bezugseinheiten (z. B. Familie, sozioökonomische Gruppen und Klassen, Staat)" schreibt Dittrich25. Und auch der WBGU stellt fest: „die Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken des globalen Wandels und ihr mögliches Schadensausmaß hängen wesentlich davon ab, welches Land und welche sozialen Gruppen betroffen sind"26. So seien Schäden in Entwicklungsländern aufgrund der höheren Verwundbarkeit sehr viel größer, und auch die Eintrittswahrscheinlichkeit sei dort höher, vor allem, weil ein niedrigerer technologischer Standard bestehe27.

Nach Bohle ist Vulnerabilität etwas genauer abhängig von raumzeitlichen Dimensionen von Klasse, Geschlecht, Wirtschaft, Umwelt, Macht und Politik28. Dementsprechend bleibt festzuhalten, daß zumeist gesellschaftsstrukturelle Faktoren für Unterschiede in der Vulnerabilität verantwortlich sind. Wenn große Teile der Menschheit an Unterernährung leiden, so stehen diesem Faktum riesige Nahrungsmittelberge anderswo gegenüber, die mangels Absatz vernichtet werden. Heute werden tatsächlich ausreichend Nahrungsmittel produziert, um die ganze Weltbevölkerung zu ernähren29. Das Problem ist also hier die Zugänglichkeit der Lebensmittel für Teile der Weltbevölkerung, und das in einer Zeit, da moderne Transportmittel vorhanden sind. Dieser Hunger beruht somit auf Phänomenen der strukturellen Ungleichheit der Weltbevölkerung. Doch diese Ungleichheiten bestehen auf allen räumlichen und sozialen Ebenen. In kaum einem Land hungert die ganze Bevölkerung; auch die ärmsten Entwicklungsländer haben besser gestellte Personenkreise, deren Vulnerabilität geringer ist. Die Entscheidung über Faktoren wie Nahrungssicherheit und Vulnerabilität liegt, von externen Einflüssen abgesehen, auf Haushaltsebene bei der Verteilung der Kontrolle über Lebensmittel und Haushaltsressourcen, auf der Gemeindeebene bei der Verfügungsgewalt über Land und andere Produktivressourcen, auf der nationalen Ebene bei der Kontrolle über die öffentliche Ressourcenverteilung und auf der internationalen Ebene bei den Entscheidungen der kommerziellen und finanziellen Institutionen, die den Welthandel bestimmen. Insgesamt ergeben sich so vier räumliche Dimensionen, auf denen Ungleichheiten von Menschen für die Zugänglichkeit lebenswichtiger Ressourcen, vor allem Lebensmittel, entstehen können.

Wer aber konkret ist am verwundbarsten, und was macht genau die Verwundbarkeit aus, oder besser noch, an welchen Kriterien ist sie feststellbar? Hierzu gibt es in der Literatur viele Ansätze, manche Autoren begnügen sich auch damit, diese Fragen gar nicht erst zu behandeln, sondern anhand von Fallbeispielen Vorstellungen dieser Thematik zu entwickeln. Die UNO hingegen definiert Vulnerabilität einfach als meßbar „auf einer Skala von 0 (kein Schaden) bis 1 (totaler Verlust)"30. Doch sonderlich praxistauglich ist eine solche Feststellung nicht, solange sie keine Indikatoren nennt, die Vulnerabilität verdeutlichen und quantifizieren können.

Indikatoren für eine Kartierung bzw. Feststellung und Bewertung von Vulnerabilität müssen sich an den sozialen Verhältnissen und somit auf Sozialtheorien stützen. Da diese aber selbst umstritten sind, ist eine theoretisch korrekte Findung von Indikatoren für Vulnerabilität nur schwer zu leisten.31

Antworten auf diese Fragen hat z. B. Wisner systematisch zusammengefaßt32. Er geht davon aus, daß marginalisierte Menschen und Haushalte besonders verwundbar sind. Marginalität wird hier über eine Reihe wirtschaftlicher Faktoren definiert, zu denen neben dem Zugang zu Ressourcen und dem Grad der Armut auch physikalische, räumliche, soziale und politische Kriterien gerechnet werden. Marginalisierte Haushalte sind meist in allen Belangen benachteiligt; sie sind meist isoliert, politisch von geringem Einfluß und oftmals wegen Unterernährung weniger leistungsfähig. Daher weisen sie meist die größte Vulnerabilität auf. Als anwendungsorientierte Messung für Marginalität und Vulnerabilität nennt Wisner fünf Faktoren. Diese Faktoren wirken selten alleine; meist sind sie in beliebigen Zusammensetzungen miteinander kombiniert. Sie seien hier kurz dargestellt:

1. Der Faktor der sozio-ökonomischen Klasse wird mit zunehmenden sozio- ökonomischen Differenzierungen in der Diskussion immer wichtiger. Die Kluft zwischen den reichsten zehn Prozent und dem ärmsten Drittel einer Gesellschaft verschärft sich weltweit immer weiter33. Mit der Verarmung verlieren Menschen ihren Zugang zu Produktivressourcen. Dieser Verlust erhöht die Vulnerabilität gegen wirtschaftliche Krisen, Nahrungskrisen und Naturgefahren, a) weil eine Einschränkung von finanziellen Rücklagen und Produktivressourcen die Möglichkeiten einschränkt, auf diese Krisen angemessen zu reagieren, b) weil solche Menschen oft gezwungen sind, die verbliebenen Ressourcen (z. B. Land) überzubeanspruchen (Bodendegradation, ggf. Hangdestabilisierung durch Bewuchsvernichtung), c) weil in dieser Situation oft der Zwang zum Ortswechsel in andere, oft gefährlichere (Überschwemmungsgebiete, steile Hänge) oder weniger ergiebige Gebiete bestehen kann, d) weil Verarmung oft auch den Wechsel zu einfacheren Behausungen bedeutet, die z. B. Stürmen oder Überflutungen schlechter standhalten und mangels Ressourcen nur schwer neu errichtet werden können.

2. Das Geschlecht spielt eine wichtige Rolle, an der Vulnerabilität gemessen werden kann. Die Relevanz dieses Faktors, also die Ausprägung der geschlechterspezifischen Unterschiede bezüglich der Rolle eines Individuums in der Gemeinschaft bzw. im Haushalt, ist von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden. Generell aber haben Frauen weniger Zugang zu Ressourcen und weniger Mitbestimmungsrechte als Männer. Entsprechend leiden sie in Katastrophensituationen mehr.

3. Das Alter spielt ebenso eine wichtige Rolle. Alte Menschen sind oft anfälliger gegenüber Gefahren und Krisen. 1979 starben in den USA Tausende älterer Menschen infolge einer Hitzewelle34. Oft aber spielt dies mit der Armut zusammen: diese Menschen starben, weil sie sich weder eine Klimatisierung noch den Wegzug in angenehmere Gebiete leisten konnten. Aber gerade auch die Verwundbarkeit gegenüber Hungerkrisen ist vom Alter (und Geschlecht) abhängig, was teilweise auf die Bedürfnisse, vor allem aber auf die innerhaushaltliche Nahrungsverteilung (mit Bevorzugung des männlichen Haushaltsvorstandes) zurückzuführen ist. Entsprechend sterben sehr junge und sehr alte Menschen am ehesten in Hungersnöten. Problematisch sind in diesen Zusammenhängen auch die Jugendarbeitslosigkeit und vielerorts sinkende Renten.

4. Die Ethnizität wirkt sich besonders auf die Marginalisierung aus. Besonders ethnische Minderheiten werden oftmals aus der Gesellschaft ausgeschlossen bzw. an ihren Rand gedrängt mit entsprechenden Folgen für die Vulnerabilität dieser Personengruppen.

5. Behinderungen werden leider nur selten als eigener Faktor der Vulnerabilität behandelt. Dennoch sind behinderte Menschen besonders in Gefahr. Je nach Behinderung bekommen sie Informationen über Gefahren oft nicht mit oder können sie, im Falle geistiger Behinderung, nicht verstehen. Behinderte Menschen können daher aus Unwissenheit oder aufgrund ihrer Behinderung in vielen Fällen gefährdete Orte nicht selbständig verlassen. Ihnen gebührt bei Katastrophenwarnungen und Evakuierungen besondere Aufmerksamkeit. Zudem sind Behinderte oft sozial am Rande der Gesellschaft und haben auch innerhalb der Haushalte meist eine schwache Stellung, was ihre Vulnerabilität erhöht. Behinderungen werden auch in Katastrophensituationen produziert, was oft in Notfallplänen zu wenig Beachtung findet. Behinderte Menschen müssen in Vulnerabilitätsbetrachtungen einbezogen werden, stellen sie doch beispielsweise in Afrika bereits rund zehn Prozent der Bevölkerung, behindert durch Krankheiten, Unfälle in Heim, Verkehr oder Arbeit, fehlerhafte Geburtshilfe, Unterernährung, zivile Konflikte oder Kriege35.

Diese Faktoren beschreiben zunächst die interne Seite der Verwundbarkeit. Will man nun Vulnerabilität untersuchen, so muß man verschiedene Krisen und Katastrophen betrachten, wie sie auf die Menschen im Untersuchungsgebiet bzw. auf die zu untersuchende Personengruppe einwirken können. Dem sind die Fähigkeiten und Reaktionen der Menschen entgegenzusetzen, differenziert durch die o. g. Faktoren. Deren Differenzierungskraft muß zuvor für die jeweilige Gesellschaft untersucht werden.

Zu den Entstehungsmechanismen für diese Ungleichheiten werden derzeit die folgenden Modelle diskutiert. Gewisse Überschneidungen unter ihnen lassen sich kaum verleugnen. Diese Konzepte stehen nicht direkt gegeneinander. Auch sind sie selten in reiner Form zu finden. Es ist also davon auszugehen, daß die Realität von verschiedenen Prozessen geprägt ist, von denen einige über die nachfolgenden Konzepte erklärbar sind. Die meisten von ihnen sind struktureller Art und bilden so die Basisvulnerabilität (s. o.).

Entitlement-Ansätze

Menschen verfügen in der Regel über „Verfügungsrechte" (entitlements) für lebenswichtige Ressourcen. Zunächst sind diese Verfügungsrechte monetärer Art: ein Arbeiter tauscht seine Arbeitskraft gegen einen Geldbetrag ein, welcher seinem Vermögen zufließt. Dieses Vermögen wiederum kann er gegen ein Warenbündel eintauschen, über welches er somit das Verfügungsrecht besitzt. Steigen nun die Preise lebenswichtiger Ressourcen stärker als die Löhne und Gehälter von Teilen der Bevölkerung, so verringern sich deren Verfügungsrechte, die Menge der zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel oder aber das Vermögen der betroffenen Personen, welches zum Ausgleich eingesetzt wird, sinkt.

Darüber hinaus werden unter den Verfügungsrechten auch diejenigen, meist informellen, Rechte zusammengefaßt, „die bestimmte Personen aufgrund von Normen, Konventionen oder Sitten"36 erhalten haben. Diese Betrachtungsweise betrifft vor allem Haushalte, in welchen in den meisten Gesellschaften ein Ungleichgewicht in der Verteilung von Verfügungsrechten zu Gunsten der männlichen Haushaltsmitglieder im erwerbsfähigen Alter gegeben ist.37 Auch andere Verteilungsprinzipien sind denkbar und in der Realität zu finden. Bei solchen informellen Verfügungsrechten sprechen wir von „extended entitlements" (erweiterten Verfügungsrechten)38.

Nach diesem Ansatz muß ein Mensch dann verhungern, wenn seine Verfügungsrechte nicht für den Erwerb von ausreichend Nahrungsmitteln ausreichen. So sind Fälle von Hungerkrisen bekannt, bei welchen im entsprechenden Wirtschaftsraum genügend Lebensmittel vorhanden waren, aber weite Teile der Bevölkerung diese nicht erwerben konnten39. Vulnerabilität wäre aus dieser Sichtweise das Risiko, Opfer von Preisschwankungen zu werden bzw. das Fehlen von Alternativen zum Nahrungserwerb bei starken Preisschwankungen. Die verwundbarsten Gruppen wären also nach diesem Ansatz diejenigen Menschengruppen, die dem größten Risiko von Preisschwankungen unterliegen, ohne in soziale Sicherungsnetze eingebunden zu sein40. Ziel der Entwicklungshilfe muß es daher sein, die Verfügungsrechte dauerhaft zu sichern, also beispielsweise die Märkte und Löhne dauerhaft zu stabilisieren. Die Bedeutung dieses Ansatzes liegt vor allem in der Aussage, daß gerade Nahrungskrisen mit ökonomischen Instrumenten im vorhinein bekämpft werden können; entsprechend der Krisentheorie können einmalige Hilfslieferungen im Krisenfall das Problem nicht grundlegend beseitigen. Im Gegenteil muß auch bei Hilfslieferungen daran gedacht werden, daß die „extended entitlements" die eigentliche Verteilung bestimmen und so das Problem manchmal noch nicht einmal momentan lösen. Einen solchen Fall beschreibt Kuch für den Sudan. Das „Sudan Council of Churches" führte dort ein Nahrungshilfeprogramm für unterernährte Kinder unter fünf Jahren durch. Bedürftige Kinder bekamen wöchentlich Rationen mit nach Hause. Doch zeigte sich bald, daß dies kaum etwas an der Situation der betroffenen Kinder änderte - die Unterernährung blieb. Der Grund ist darin zu suchen, daß die Rationen nicht den Kindern zugute kamen, sondern familienintern entsprechend den „extended entitlements" weiterverteilt wurden.41

Empowerment-Ansätze

Nach den „Empowerment"-Ansätzen ist ein wesentlicher Grund für Vulnerabilität besonders in Bezug auf die Nahrungsversorgung in den Machtstrukturen der Weltbevölkerung auf allen Ebenen. Demnach sind diejenigen, die am wenigsten soziale und legitime Rechte bzw. Macht haben, am verwundbarsten. Macht- und Rechtlosigkeit bzw. entsprechende Benachteiligung kann es auf allen Ebenen geben - im Haushalt, im regionalen Bereich, sowie auf der nationalen und der internationalen Ebene42. Der Begriff „Macht" kann nach Friedmann in drei Dimensionen aufgeteilt werden43:

Soziale Macht entscheidet über die Produktivfaktoren von Individuen und Gemeinschaften. Sie enthält z. B. „den Zugang zu Information, Wissen und Fertigkeiten und die Teilhabe an sozialen Netzen und Ressourcen"44. Soziale Macht erweitert das Spektrum der Möglichkeiten, die zur persönlichen bzw. gemeinschaftlichen Krisenbekämpfung zur Verfügung stehen und senkt somit die Vulnerabilität.

Politische Macht bezeichnet nicht allein die Häufigkeit des Wahlganges, sondern bezeichnet in erster Linie den Grad der Mitbestimmung von Individuen und Gemeinschaften in Entscheidungsprozessen, vor allem die eigene Zukunft betreffend. Hierzu gehört auch die Möglichkeit zur Teilnahme an Interessensverbänden und Gewerkschaften, aber auch die Möglichkeit zur Mitwirkung und Mitbestimmung in politischen Parteien. Auch politische Macht wirkt verwundbarkeitssenkend, da sie Menschen befähigt, in Krisenzeiten Ansprüche geltend zu machen.

Psychische Macht meint Faktoren, die über das Auftreten eines Menschen und seine Wirkung auf andere Individuen wirken. Diese Faktoren sind in der Regel Ausdruck eines gesunden Selbstbewußtseins. Dies beschreibt die Möglichkeit, im persönlichen Kontakt zu anderen Menschen bereits durch das Auftreten Erfolge zu erzielen. Psychische Macht ist oft sowohl Folge als auch Grundlage sozialer und politischer Macht und so von beiden meist nicht zu trennen. Auch psychische Macht ist verwundbarkeitssenkend, da erst sie in Krisenzeiten das Einfordern von Ansprüchen ermöglicht.45

So sehr der Empowerment-Ansatz auch an sozialdarwinistische Ansichten erinnert, so ernst ist er dennoch zu nehmen. Daß bei der Vulnerabilitätsdebatte gerade auch Machtaspekte eine Rolle spielen, steht wohl außer Frage. Ein Ansatz für die Entwicklungshilfe wäre also ein „Empowerment", eine Stärkung der Macht unterprivilegierter Menschen. Soziale Macht kann geschaffen werden, indem den Menschen Zugang zu Informationen gewährt wird, politische Macht kann durch eine Demokratisierung gestärkt werden und psychische Macht kann durch eine Stärkung des Selbstbewußtseins der Menschen gefördert werden. Um gerade aber nicht sozialdarwinistische Effekte zu erzeugen, müssen den Menschen auch Sozialverhalten und Gemeinschaftsgefühl nahegelegt werden. Zudem muß bedacht werden, daß eine selektive Stärkung der Macht von Personengruppen wiederum zu einer Benachteiligung anderer Gruppen führen kann. Dennoch ist auf Dauer ein „Empowerment" der Menschen vor allem in Entwicklungsländern unumgänglich.46

Wie Lohnert bemerkt, müssen Lösungen für das Machtproblem an globalen, nationalen, regionalen und lokalen Machtstrukturen ansetzen. Prinzipiell müßten alle Menschen an den sie betreffenden Entscheidungen und produktiven Ressourcen beteiligt werden; dies gilt als „Grundvoraussetzung für die Bekämpfung des Hungers in der Welt".47 Ansätze der politischen Ökonomie / Ökologie

Die Ansätze der politischen Ökonomie / Ökologie

untersuchen die fundamentalen Widersprüche und Konflikte, die in der Struktur der Weltgesellschaft bestehen. Bernstein et al. nennen folgende Beispiele für solche Widersprüche und Konflikte: „Klassenspaltung zwischen denen, die von der Arbeit anderer profitieren und jenen, die ausgebeutet werden; Konflikte zwischen Männern und Frauen über die Produktion und den Zugang zu Lebensmitteln; Konflikte zwischen Regierungen untereinander und zwischen Regierungen und Bevölkerung"48. Diese Aufzählung kann allerdings nur ein Anriß der Konflikte sein, die hier zu betrachten sind. Weitere Punkte wären z. B. Interessenskonflikte im Kampf um Landnutzung und natürliche Ressourcen.

Andere Ansätze

Da auch externe Faktoren bei der Betrachtung von Vulnerabilität nicht vergessen werden dürfen, nennt Lohnert zusätzlich zu den genannten Ansätzen noch demographische und ökologische Ursachen, welche in enger Wechselwirkung zueinander stehen. Wichtig für das Überleben einer Population ist, biologisch betrachtet, das Verhältnis zwischen der Population eines Gebietes und den Ressourcen, die diese Population zum Leben benötigt. Dies läßt sich auch auf die Humanökologie übertragen. Zwar ist die Erde reich an Rohstoffen, die mit Hilfe des Weltmarktes auf der ganzen Erde verteilt werden können, doch viele lebenswichtige Ressourcen werden in aller Regel vor Ort abgebaut (z. B. Wasser, Brennstoffe), auch wenn theoretisch ein Bezug über den Weltmarkt möglich wäre. Dies betrifft vor allem weniger entwickelte Gebiete.

Noch hat die Erde genug landwirtschaftliches Potential, um die Menschheit zu versorgen, vergleicht man global die Produktionsmenge mit dem Bedarf49. Faktisch jedoch stößt dies auf erhebliche Verteilungsprobleme. Gerade regional gibt es immer häufiger Probleme mit Übernutzungen von Ressourcen - zum Beispiel, wenn Städte durch die Trinkwassergewinnung in Feuchtgebieten diesen das ökologische Potential entziehen. Besonders schlimme Folgen hat dies für die ohnehin durch die Landwirtschaft gebeutelten Waldbestände der Erde: nach Dillon sind rund zwei Milliarden Menschen auf Brennholz angewiesen, von denen 1,5 Millionen es in ihren Gebieten schneller verbrauchen, als es nachwächst50. Dieses Prinzip hat beispielsweise während des Krieges in Bosnien- Herzegowina zur kompletten Vernichtung aller Holzbestände im Umkreis der belagerten Städte geführt51. Auch die Ausweitung des Ackerbaus in Folge hohen Bevölkerungsdrucks in ökologisch sensiblen Regionen wie der Sahelzone ist problematisch und hat konkret im Sahel zu einem Vorantreiben der Desertifikation geführt52.

Entsprechend diesen Ansätzen besteht Verwundbarkeit also verstärkt in Regionen, in denen der Bedarf der Bevölkerung die Menge an Rohstoffen übersteigt, die nachhaltig erwirtschaftet werden könnte. Austauschprozesse mit der restlichen Welt können hier im Einzelfall Entlastungen bringen, schaffen jedoch neue Abhängigkeiten von einem komplexen System der Stoffströme in der Weltwirtschaft.

Krisentheoretische Zusammenhänge

Die hier genannten grundlegenden Aspekte, die zu Vulnerabilität und so letztlich zur Krise führen, lassen sich mit der Krisentheorie vereinigen. Es läßt sich folgern und auch beobachten, daß entitlement-Ansätze eher auf sporadisch auftretende Krisen zutreffen, während die anderen Ansätze eher mit strukturellen Krisen einhergehen. Ein Versuch, die verschiedenen Konzepte zu vereinen, wird in folgender Tabelle unternommen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Zusammenhänge zwischen Krisentheorie und Erklärungsansätzen. Eigener

Entwurf nach Vorlage von Bohle, H.- G. (1993): Geography of Vulnerable Food Systems. Fig. 1, S. 21. Verändert und ergänzt.

Neue Wege der Entwicklungsgeographie: eine Schlußbetrachtung

Mit dem Konzept der Vulnerabilität hat sich die Entwicklungsgeographie einen neuen Ansatz geschaffen, der die Probleme der Menschen strukturell und gleichzeitig individuell, also frei von störenden Generalisierungen, untersucht und somit Wege aufzeigt, über die Veränderungen der Strukturen die Situation gerade in den ärmsten Ländern der Welt gezielt zu verbessern.

Fakt ist, daß Menschen unterschiedlichen Gefahren ausgesetzt sind. Fakt ist auch, daß ihr Umgang damit, die Möglichkeiten, mit diesen Gefahren umzugehen und sie möglichst unbeschadet zu überstehen, sehr unterschiedlich sind. Das Konzept der Vulnerabilität schafft es, wie diese Schrift gezeigt hat, diese Sachverhalte zu erfassen und zu beschreiben und so die Grundlagen für eine Änderung zu schaffen.

Die wesentlichen Fragen, die das Konzept begleiten, sind heute weitgehend beantwortet.

Fragen nach den Gründen für Vulnerabilität, ihrer Differenzierung und ihrer praktischen Untersuchung sind von unterschiedlichen Autoren unterschiedlich beleuchtet worden.

Was jedoch der Diskussion noch fehlt, ist ein Gesamtkonzept, welches die bislang sehr stark diffundierenden Modelle und Erkenntnisse systematisch zusammenfaßt und so eine übersichtlichere Arbeitsgrundlage für die Praxis schafft. Bisher gibt es hierfür zwar Ansätze; eine ausführliche Systematisierung des Themas ist dem Autor nicht bekannt. „Das Ziel einer globalen Risikominimierungspolitik muß es sein, Schadensausmaß und Eintrittswahrscheinlichkeit unter Berücksichtigung ihrer regional- und sozialgruppenspezifischen Verstärker zu mindern" fordert der WBGU53. Die Akteure der Entwicklungszusammenarbeit sind also jetzt aufgerufen, die gewonnenen Erkenntnisse zu vertiefen und in die Praxis umzusetzen. Dies betrifft vor allem die privaten und staatlichen Organe der Entwicklungszusammenarbeit, die bislang oftmals aus Finanznot, Koordinationsschwächen und Alltagspraxis heraus von der Durchführung von Einzelprojekten dominiert war. Sie sind aufgefordert, künftig systematisch entlang des Vulnerabilitätskonzeptes eine Förderungspolitik zu betreiben, die den Verwundbarsten der Weltgesellschaft hilft und dazu beiträgt, die Struktur der Verwundbarkeit weltweit aufzubrechen. Auch können sie durch praktische Erfahrungen das Konzept der Vulnerabilität in Bezug auf Realitätsnähe sicherlich noch ergänzen.

Doch auch die Wissenschaft bleibt aufgefordert, noch offene Fragen zu klären, das Modell in Theorie und Praxis weiter auszubauen und eine Übertragung auf die praktische Anwendung voranzutreiben.

Wenn alle wesentlichen Akteure dieses Konzept übernehmen und nach ihm arbeiten, so ist vielleicht bald Entwicklungszusammenarbeit auf einer ganz neuen Ebene möglich - ein systematisches Annähern an die Strukturen, die wirklich für die Probleme der Menschen in den „Entwicklungsländern" verantwortlich sind.

Bibliographie

_ Allgemeine Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD): Tagesschau. 15. 10. 2000, 20:00 Uhr.

_ Bohle, H.- G.: The Geography of Vulnerable Food Systems. In: Bohle, H- G., Downing, T. E., Field, J. O. und F. N. Ibrahim Hrsg. (1993): Coping with Vulnerability and Criticality. Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 1. Saarbrücken, Fort Lauderdale.

_ Dittrich, C. (1995): Ernährungssicherung und Entwicklung in Nordpakistan.

Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 11. Saarbrücken. _ International Panel on Climate Change (1998): The Regional Impacts of Climate Change. An Assessment of Vulnerability. Cambridge.

_ Kuch, P. J.: Food Situation among the Displaced Sudanese in Khartoum State. In: Bohle, H- G., Downing, T. E., Field, J. O. und F. N. Ibrahim Hrsg. (1993): Coping with Vulnerability and Criticality. Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 1. Saarbrücken, Fort Lauderdale. _ Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. Entwicklungspolitik, Getreidehandel und verwundbare Gruppen in Mali. Das Beispiel Mopti. Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 8. Saarbrücken. _ Monreal, S. (unveröff. Manuskript): Terminologie und Definitionen: Naturgefahr, Naturrisiko, Naturkatastrophe, Vulnerabilität, Risikomanagement. _ Pons / Collins Verlage (1991²): Deutsch-Englisch, Englisch-Deutsch Großwörterbuch. Grundlage für alle hier erfolgten Übersetzungen. _ Süddeutsche Zeitung 27. 09. 2000: „Der Tequila wird knapp"; 16. 10. 2000 „Tod in Geröll und Schlamm"; 18. 10. 2000: „Mit den Händen nach Leben graben". _ taz, die Tageszeitung. Diverse Zeitungsartikel.

_ Wisner, B.: Disaster Vulnerability. Geographical Scale and Existential Reality. In: Bohle, H.-G. Hrsg. (1993): Worlds of Pain and Hunger. Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 5. Saarbrücken, Fort Lauderdale. _ Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (1998): Welt im Wandel. Strategien zur Bewältigung globaler Umweltrisiken. Jahresgutachten 1998. Berlin, Heidelberg, New York.

[...]


1 Zahl aus: Allgemeine Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD): Tagesschau. Sendung vom 15. 10. 2000, 20:00 Uhr.

2 Dies haben die jüngsten Starkniederschläge in der Schweiz und Italien einmal mehr bewiesen, die Überschwemmungen und Hangrutschungen mit sich führten und so landwirtschaftliche und wirtschaftliche Schäden in kaum überschaubarer Höhe verursachten, mindestens 15 Menschen das Leben kosteten und sogar zur Sperrung von Alpenpässen führten. Viele Menschen waren hier von Lawinen bedroht, die Ausrufung des Notstandes wurde überlegt (Informationen aus: ARD, Tagesschau, 15. 10. 2000, 20:00 Uhr sowie Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 16. und 18. Oktober 2000). In weniger entwickelten Ländern haben solche Desaster oft weit schlimmere Folgen, wie z. B. der WBGU anmerkt (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (1998): Welt im Wandel. Strategien zur Bewältigung globaler Umweltrisiken. Jahresgutachten 1998. Berlin, Heidelberg, New York, S. 190).

3 International Panel on Climate Change (1998): The Regional Impacts of Climate Change. An Assessment of Vulnerability. Cambridge.

4 Pons / Collins Verlage (1991²): Deutsch-Englisch, Englisch-Deutsch Großwörterbuch.

5 Wisner, B. (1993): Disaster Vulnerability. Geographical Scale and Existential Reality. S. 13. In: Bohle, H.-G- Hrsg. (1993): Worlds of Pain and Hunger. Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 5. Saarbrücken, Fort Lauderdale.

6 Collins, J. und F. M. Lappe (1986): Myths of Hunger. San Francisco, S. 4. Zitiert in: Bohle, H.- G.: The Geography of Vulnerable Food Systems. In: Bohle, H- G., Downing, T. E., Field, J. O. und F. N. Ibrahim Hrsg. (1993): Coping with Vulnerability and Criticality. Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 1. Saarbrücken, Fort Lauderdale. S. 17. Eigene Übersetzung.

7 Chambers, R. (1989): Vulnerability, Coping and Policy. IDS Bulletin (20, 2). o. O., S. 2. Zitiert in: Bohle S. 17. bzw. S. 1 in: Lohnert, S. 6.

8 vgl. Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. Entwicklungspolitik, Getreidehandel und verwundbare Gruppen in Mali. Das Beispiel Mopti. Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 8. Saarbrücken. S. 6.

9 Wisner, B. (1993): Disaster Vulnerability. S. 14.

10 vgl. zur Verwendung des Begriffes „Vulnerabilität" auch Wisner, B. (1993): Disaster Vulnerability. S. 14-15.

11 Dittrich, C. (1995): Ernährungssicherung und Entwicklung in Nordpakistan. Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 11. Saarbrücken, S. 15f.

12 Vgl. Maskrey, A. (1989): Disaster Mitigation: A Community Based Approach.

Development Guidelines No. 3. Oxfam, Oxford, S. 1. Zitiert in: Wisner, B. (1993): Disaster Vulnerability. S. 13.

13 Watts, M. u. H.-G. Bohle: Hunger, Famine and the Space of Vulnerability. In: Geo Journal, 30.2, 1993, S. 118. Zitiert in: Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 6.

14 Bohle, H.-G., Downing, T. u. M. Watts: Climate Change and Social Vulnerability. In: Global Environmental Change, 4, 1994, S. 38, Zitiert in: Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 7.

15 Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 17.

16 Bohle, H.- G. (1993): Geography of Vulnerable Food Systems. S. 22.

17 Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 17.

18 Bohle, H.- G. (1993): Geography of Vulnerable Food Systems. S. 22.

19 Chambers, R. (1989), S. 3f. Zitiert in: Bohle, H.- G. (1993): Geography of Vulnerable Food Systems. S. 16.

20 Offe, C. (1984): The Contradictions of the Welfare State. Cambridge, S. 36. Zitiert in: Bohle, H.- G. (1993): Geography of Vulnerable Food Systems. S. 19.

21 Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 2f.

22 vgl. Bohle, H.- G. (1993): Geography of Vulnerable Food Systems. S. 19.

23 Vgl. Bohle, H.- G. (1993): Geography of Vulnerable Food Systems. S. 18f.

24 Nach: Süddeutsche Zeitung 27. 09. 2000: „Der Tequila wird knapp"

25 Dittrich (1995): Nordpakistan. S. 16.

26 Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (1998): Welt im Wandel. Strategien zur Bewältigung globaler Umweltrisiken. Jahresgutachten 1998. Berlin, Heidelberg, New York, S. 188.

27 ebenda.

28 Bohle, H.- G. (1993): Geography of Vulnerable Food Systems. S. 24.

29 Weltbank (1986): Poverty and Hunger. Issues and Options for Food Security in Developing Countries. Washington, S. 13. Zitiert in: Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 9.

30 United Nations Organisation (1991): Mitigation Natural Disasters - Phenomena, Effects and Options. New York, S. 157. Zitiert in: Monreal, S. (unveröff. Manuskript): Terminologie und Definitionen: Naturgefahr, Naturrisiko, Naturkatastrophe, Vulnerabilität, Risikomanagement. Eigene Übersetzung.

31 Wisner, B. (1993): Disaster Vulnerability. S. 16-17.

32 Vgl. Wisner, B. (1993): Disaster Vulnerability. S. 21-27.

33 Wisner, B. (1993): Disaster Vulnerability. S. 23. Ähnliche Zahlen und Trends nennt WBGU (1998): Jahresgutachten. S. 190.

34 Wisner, B. (1993): Disaster Vulnerability. S. 24.

35 Wisner, B. (1992): Health and the Future / The Future of Health. In: Seidman, A. und FR. Anang (Hrsg.): 21st Century Africa. African Studies Association and Africa World Press, Atlanta, Trenton, S. 163. Zitiert in: Wisner, B. (1993): Disaster Vulnerability. S. 27.

36 Vgl. Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 11.

37 Vgl. Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 12, sowie Wisner, B. (1993): Disaster Vulnerability. S. 24f.

38 Vgl. Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 11f.

39 Vgl. Sen, A. (1981): Poverty and Famines, Clarendon, Oxford. Sowie: Drèze, J. u. A. Sen (1989): Hunger and Public Action. Clarendon, Oxford. Beide zitiert in: Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S.12. Beide Publikationen nennen den Fall einer Hungerkrise in Bengalen / Bangladesch.

40 vgl. Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 12.

41 Kuch, P. J.: Food Situation among the Displaced Sudanese in Khartoum State, S. 41. In: Bohle, H.-G., Downing, T. E., Field, J. O. und F. N. Ibrahim Hrsg. (1993): Coping with Vulnerability and Criticality. Freiburger Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung. Saarbrücken, Fort Lauderdale.

42 Vgl. Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 13.

43 vgl. Friedman, J. (1992): Empowerment. The Politics of Alternative Development. Blackwell, Cambridge. S. 33. Zitiert in: Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 14.

44 Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 14.

45 Vgl. Friedmann, J. (1992): Empowerment. The Politics of Alternative Development. Blackwell, Cambridge, S. 33. Zitiert in: Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 14.

46 Persönliche Bewertungen des Autors.

47 Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 15.

48 Bohle, H.- G. (1993): Geography of Vulnerable Food Systems. S. 20. Eigene Übersetzung.

49 Weltbank, Zitiert in: Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt.

50 Dillon, J. L. (1993): Population, Ressources and Food: The World between Today and Tomorrow. In: Quaterly Journal of International Agriculture, Vol.32, No. 4. O. O., S. 342. Zitiert in: Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S.9.

51 Vgl. hierzu diverse Presseartikel aus des Zeit des Bosnienkrieges. So schildert die Hilfsorganisation „Brücke der Hoffnung" in der taz vom 21. 06. 1995, S. 20, unter dem Titel „Viel schwieriger als in Sarajewo" u. a. von der weitgehenden Abholzung der Wälder um die Enklave Srebrenica, die im Laufe des Krieges ihre Einwohnerschaft mehr als verzehnfacht hat, und die darauf basierenden Probleme, die Menschen mit dem Winter bekommen konnten. In Sarajewo kostete nach den Bedingungen von Angebot und Nachfrage im August 1993 der Kubikmeter Holz bereits 250 Dollar und Treibstoff gar 40 Dollar pro Liter („Mit einigen Litern Diesel zur Operation", taz vom 11. 08. 1993, S. 8). Im Winter 1992/93 galten daher und wegen des Fehlens von Feuerstätten nach UNHCR 1,5 Millionen Menschen in Bosnien als „von Hunger und Kälte akut gefährdet" („Minus 15 Grad und keine Öfen", taz vom 06. 01. 1993, S. 8).

52 vgl. Lohnert, B. (1995): Überleben am Rande der Stadt. S. 9.

53 WBGU (1998): Jahresgutachten. S. 188.

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Vulnerabilität und Überlebensstrategien
Université
University of Bonn
Cours
Oberseminar Geographische Entwicklungsforschung
Auteur
Année
2000
Pages
23
N° de catalogue
V98525
ISBN (ebook)
9783638969765
Taille d'un fichier
504 KB
Langue
allemand
Annotations
etwas chaotisch, weil Versuch, die ebenso chaotische Literatur wiederzugeben
Mots clés
Vulnerabilität, Oberseminar, Geographische, Entwicklungsforschung
Citation du texte
Malte Hövel (Auteur), 2000, Vulnerabilität und Überlebensstrategien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98525

Commentaires

  • invité le 14/1/2001

    gar nicht sooo chaotisch ....

    Ich hab die Hausarbeit überflogen und finde sie nicht so chaotisch ... ganz normal für eine Arbeit dieser Art; kenne das Problem seltsamer Literatur nur zu gut ... komisch, daß die Autoren dafür teilweise auch noch Geld bekommen ... *g
    lg, maya

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