Die Chemie der Insektizide - SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG


Facharbeit (Schule), 2000

13 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung / Aufgabe
1.1 Die Bedeutung der Insektizide für Mensch und Umwelt / Geschichte
1.2 Thematik dieser Arbeit

2. Grundlegendes und Tiefgehendes
2.1 Definition
2.2 Hauptunterscheidungen
2.3 Die chemische Insektenbekämpfung
2.3.1 Natürliche Insektizide
2.3.1.1 Pyrethroide
2.3.1.2 Rotenoide und Alkaloide
2.3.2 Synthetische Insektizide
2.3.2.1 Anorganische Insektizide
2.3.2.2 Organische Insektizide
2.3.2.2.1 Chlorierte Kohlenwasserstoffe
2.3.2.2.2 DDT und Lindan
2.3.2.2.3 Phosphorsäureester / Parathion
2.3.2.2.4 Carbamate

3. Notwendigkeit und Anwendung der Pestizide
3.1 Erfolge und Probleme durch die Anwendung von Insektiziden
3.2 Auswirkungen auf Mensch und Natur
3.3 Alternative Insektenbekämpfung

4. Resum é / Fazit

5. Anhang
5.1 Begriffsregister
5.2 Literaturverzeichnis

Die Chemie der Insektizide

1. Einleitung / Aufgabe

1.1 Die Bedeutung der Insektizide für Mensch und Umwelt / Geschichte

Sie sind die variantenreichste Klasse im Tierreich und sie sind in fast allen Lebensräumen ver- treten: Insekten. Nach über 600 Millionen Jahren haben sich auf unserem Planeten etwa eine Million verschiedene Insektenarten gebildet, 10.000 davon werden als Schädlinge eingestuft. In ihrer natürlichen Umgebung haben Insekten zwar einen großen Nutzen; in Haushalten, Ballungsgebieten und auf dem Land können sie sich aber schnell zur Plage entwickeln. Gegen Verursacher von Juckreizen durch Stiche, Überträger von Krankheits- erregern (z.b. Pest und Malaria) und Schädlingen für Pflanzen wurden schon bereits im antiken China Insektenbekämpfungsmittel ‚ent- wickelt‘ - damals nur aus Pflanzen. Bis heute hat sich ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Schädlingsbekämpfung gebildet. Die ersten chemischenWirkstoffe wurden im 19. Jahrhundert gegen die Aus- breitung von Schadinsekten entwik- kelt und eingesetzt. In den Siebzigern sollte z.B. durch den Einsatz von Insektiziden hauptsächlich die Ernte auf dem Land vergrößert werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.2 Thematik dieser Arbeit

Da sich die chemischen Möglichkeiten bei der Bekämpfung von Schädlingen bis heute durch- gesetzt haben, wollen wir in dieser Arbeit unseren Focus auf jene richten. Wir wollen ein übersichtliches Wissen über Insektizide vermitteln, zwischen den großen Gruppen der Insek- tizide unterscheiden und natürlich auch auf die chemischen Zusammensetzungen der einzel- nen Wirkstoffe eingehen. Wir möchten danach Fragen beantworten, die sich beim Umgang mit Insektiziden stellen: Wie ist die Wirkung auf Insekten? Welche Folgen haben chemische Insektenbekämpfungsmittel auf Menschen, Tiere und Umwelt? Welche Alternativen gibt es und sind sie sinnvoll?

Am Ende befindet sich ein Begriffsregister, in dem die wichtigsten Begriffe erläutert sind. Diese Begriffe sind im Text mit einem solchen Zeichen + gekennzeichnet.

2. Grundlegendes und Tiefgehendes

2.1 Definition

Insektizide [zu lat. caedere,inVerbindungen -cidere ‚töten‘] sind also Insektenbekämpfungsmittel, die vor allem im Pflanzenbau und der Land-/ Forstwirtschaft, aber auch zum Holzschutz, Vor- ratsschutz (z. B. zum Schutz von Getreidevorräten vor Kornkäfern) und in der Hygiene (z. B. zur Bekämpfung von typhusübertragenden Läusen oder von Malariamücken) eingesetzt werden. Man versucht die Insekten vornehmlich zu töten oder die Schäden auf ein tolerierbares Maß zu begrenzen. Insektizide nehmen nach der Bedeutung hinter den Fungiziden und Herbiziden den dritten Platz ein.

2.2 Hauptunterscheidungen

Man unterscheidet die Insektizide (die Schädlingsbekämpfung überhaupt) in abiotische Mittel, die die mechanischen, physikalischen und chemischen Methoden umfassen, und in biotische Mittel, die die biotechnischen, biologischen, undökologischen Verfahren bilden. Eine Einteilung nach Art der Aufnahme der Insektizide ist nicht mehr zweckmäßig, da die Wirkstoffe in der Regel kombiniert werden. Die Bekämpfungsmittel würden dann in Kontakt+-, Fraß+- und Atemgifte+ unterteilt werden.

2.2.1 Die biologische Schädlingsbekämpfung

... versucht mit biologischen Methoden die Population von Schädlingen einzugrenzen. Einsatz finden primär natürliche Feinde der Schädlinge, zum Beispiel Räber, Schmarotzer und Krank- heitserreger.

Probleme bei der Massenzüchtung, dem Transport und der Lagerung verhinderten bislang eine breite Anwendung biologischer Methoden.

Im Gegensatz zur chemischen Schädlingsbekämpfung wird durch biologische Schädlingsbekämpfung die Umwelt nicht belastet. Jedoch kann es zu Ungleichgewichten in der Biosphäre+ führen, so dass vor dem Einsatz sorgfältige Untersuchungen notwendig sind. Überdies können die Auswirkungen außer Kontrolle geraten, was am Beispiel der seuchenhaft auftretenden Viruskrankheit der Kaninchen (Myxomatose) sichtbar wurde.

2.2.2 Die biotechnische Schädlingsbekämpfung

Darunter versteht man ein Zusammenspiel unterschiedlicher Methoden und Verfahren, mit deren Hilfe Schädlinge abgewehrt werden sollen. So werden physikalische (zum Beispiel Licht) und chemische Reize (zum Beispiel Sexuallockstoffe) zur Anlockung von Schädlingen ausgenutzt. Auch eine Verwendung von Insektenabwehrmitteln+ (Repellents) kann sinnvoll sein.

2.2.3 Dieökologische Schädlingsbekämpfung

Dieökologische Schädlingsbekämpfung ist eine Weiterentwicklung der biologischen Schädlingsbekämpfung. Ein Schädlingsbefall kann oftmals nicht auf eine einzige Ursache zurückgeführt werden, sondern ist an mehreren Stellen desökosystems verankert. Ziel einerökologischen Schädlingsbekämpfung ist daher die Wiederherstellung eines natürlichen Lebensraumes und damit einökologisches Gleichgewicht.

2.3 Die Chemische Insektenbekämpfung

Die Chemische Insektenbekämpfung lässt sich wiederum unterteilen in natürliche und synthetische Insektizide.

2.3.1 Die natürlichen Insektizide

Die natürlichen Insektizide sind die Bekämpfungsmittel, die in der Natur zu finden sind. Die Natur erzeugt eine Vielzahl insektentötender Stoffe, die allerdings ungleichmäßig gehäuft bei einigen Tier- und Pflanzenarten mehr oder weniger vorkommen. Insektizide aus Pflanzen sind einfacher zugänglich und meist stabile Verbindungen. Sie sind deswegen eingehender unter- sucht worden als solche tierischen Ursprungs.Vor allem handelt es sich um Kontaktinsektizide, deren chemischer Bau teilweise noch unaufgeklärt ist. Es sollen nur die wichtigsten beschrieben werden.

2.3.1.1 Die Pyrethroide

Pyrethroide werden aus Chrysanthemen-Arten gewonnen, die früher an der dalmatinischen Küste beheimatet waren, heute allerdings erstaunlicher Weise in Kenia ihr Haupt- erzeugerland finden. Der Inhaltsstoff der ‚ Chrysanthemum cinerariaefolium ‘ wird aus den getrockneten Pflanzen mit einer Kombination von Lösungsmitteln, meist Meth- anol oder Kerosin, gelöst und ist damit ein teures Produkt. Die entstandenen Extrakte oder Stäube werden als Pyrethrum bezeichnet. Der Hauptwirkstoff des Pyrethrums ist das Pyrethrin I (zu 10% enthalten), das den insektiziden Effekt verur- sacht. Weitere Hauptwirkstoffe sind Pyrethrin II (zu 9%) und Cinerin I und II (zu je 3%). Pyrethrum ist ein gelbes bis schwachgelbesöl mit rund 25% Wirkstoff- gehalt. Es ist unlöslich in Wasser, aber löslich in Kohlenwasserstoffen. Wichtige andere (aber synthetische) Pyrethroide sind Allethrin, Furethrin, Cyclethrin, Bar- thrin, Bimethrin, Phthalthrin, Japothrin und Pyresthrin. Alle besitzen die beschrie- bene weiß- / gelbliche Färbung und sind bis auf Phthalthrin alle fluid. Pyrethroide basieren auf einer Beeinflussung der Natriumkanäle der Nervenmembranen, das natürliche ist allerdings nicht sehr stabil und die hohen Herstellungskosten ver- hindern einenökonomisch sinnvollen Einsatz in der Landwirtschaft. Synthetische Stoffe sind daher die wirtschaftlich interessantere Wahl.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Molekülstrukturen der in

2.3.1.2 Rotenoide und Alkaloide

Die Verbindungen der Rotenoide werden aus den Wurzeln der in warmen Zonen beheimateten Pflanzen der Hülsenfrüchtler gewonnen, besonders aus den Arten Derris, Lonchocarpus, Munulea, Milletia, Neorautanenia und Tephrosia. Sie werden seit Jahrhunderten zur Ungezieferbekämpfung, zur Bereitung von Pfeilgiften und zur Betäubung von Fischen eingesetzt. Es sind im allgemeinen farblose, wasserlösliche und giftige Substanzen. Die Inhaltsstoffe der Wurzeln, die die insektizide Wirkung haben, besitzen alle als Strukturmerkmal das viergliedrige Gerüst des 6a,12a-Dehydro- 6H-rotoxon-12-on.

Das Handelsprodukt ist ein Pulver oder Harz, das je nach Hersteller Rotenoide in wechselnden Mengen enthält.

Unter einem Alkaloid versteht man gewöhnlich einen stickstoffhaltigen, basischen, in einer Pflanze vorkommenden Stoff mit einer ausgeprägten, charakteristischen physiologischen+ Wirkung. Chemisch gesehen stellen die Alkaloide keine einheitliche Stoffgruppe dar. Einige Beispiele für Alkaloide: das aus der Tabakpflanze gewonnene Nicotin, das Opium und das früher als Malariabekämpfungsmittel verwendete und heutzutage in einige Getränken vorkommende Chinin. Sie (speziell Nicotin) setzen sich aber aufgrund ihrer hohen Toxizität+ auf Warmblüter+ und daher Menschen nicht durch.

2.3.2 Die synthetischen Insektizide

Synthetische Insektizide sind das genaue Gegenstück zu den natürlichen: Sie werden nicht in der Natur gebildet und sind daher nur durch die künstliche Schaffung vom Menschen gegen- ständlich. Synthetische Insektizide lassen sich ferner in organische und anorganische gliedern.

2.3.2.1 Anorganische Insektizide

Anorganische Insektizide wie Arsen-Präparate, Kryolith oder Cyanwasserstoff sind in der Bun- desrepublik Deutschland verboten. Diese Insektizidklasse ist zu toxisch für andere Lebewesen oder zu gefährlich im Gebrauch (da sie auch Phosphorverbindungen enthalten können).

2.3.2.2 Organische Insektizide

Die organischen Insektizide stellen eine der wichtigsten Gruppen in der Insektenbekämpfung dar. Die DDT-Auswirkungen (und damit das Verbot) haben diese wirksame und vielfach angewandte Klasse, wenn auch nicht positiv, bekannt gemacht.

Den Gruppen, denen wir uns zuwenden wollen, sind die Chlorkohlenwasserstoffe, insbeson- dere DDT und seinem Ersatz Lindan, die Phosphorsäureester und Parathion sowie die Car- bamate.

2.3.2.2.1 Die Chlorkohlenwasserstoffe

Die Gruppe der chlorierten Kohlenwasserstoffe bildet den Beginn der Entwicklung synthetischer Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfungsmittel. Sie sind fettlösliche, oftmals recht beständige Verbindungen. Eine gemeinsame toxische Eigenschaft aller flüchtigen Chlorkohlenwasserstoffe ist ihre narkotische und hautreizende Wirkung. Die spezifische Toxizität ist an den jeweiligen Stoffwechsel geknüpft.

Chlorkohlenwasserstoffe (CKW) besitzen einige Eigenschaften, gegen die schwere Bedenken zu erheben sind:

- CKW haben lipophile+ Eigenschaften und unterliegen daher nur sehr langsam einem Abbau im Körper durch Enzyme (hohe Persistenz+).
- CKW werden im Fettgewebe gespeichert, in der Nahrungskette angereichert und über die Milch ausgeschieden, wo sie direkt auf die unmittelbaren Nachkommen übertragen und weiter akkumuliert+ werden.

Auch bei Chlorkohlenwasserstoffen besteht die Möglichkeit, dass sich Resistenzen, besonders bei Organismen mit schnellem Generationswechsel wie bei den Insekten, entwickeln können.

Wichtige chlorierte Kohlenwasserstoffe sind zum Beispiel Aldrien, Dieldrin, Endrin, Kepone, Mirex und Pentac. Daneben gibt es noch die Wirkstoffgruppe des Hexachlorcyclohexan und seinen verwandten Stoffen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.3.2.2.2 DDT und Lindan

DDT (systematisch-wissenschaftlich: 2,2-Bis-(p-chlorphenyl)-1,1,1- Abb. 1: Molekülstruktur von DDT trichloräthan) (Abb. 1) wurde zum ersten Mal im Jahre 1873 beschrieben. 1935 begann Paul Müller mit der planmäßigen Suche nach einem dauerwirkenden, d. h. chemisch beständigen, sowie schwerflüchtigen Kontaktinsektizid+. Vier Jahre später hatte er Erfolg und im März 1940 wurde es als Insektizid anerkannt. Durch die Entwicklung von DDT war erstmals die Möglichkeit gegeben, durch Bekämpfung der Ano- pheles-Arten die Malaria auszurotten und durch Vernichtung der Kleiderläuse das Fleckfieber Die Chemie der Insektizide einzudämmen.Auch die gefürchtete Tse-Tse-Fliege (Überträger der Schlafkrankheit) konnte mit Hilfe des DDT wirksam bekämpft werden. 1948 wurde Paul Müller dafür mit dem Nobelpreis der Medizin ausgezeichnet.

DDT ist aber für Warmblüter ein Nervengift. Es hat eine relativ geringe akute Toxizität, jedoch besitzt es die unangenhme Eigenschaft, im Fett von Warmblütern gespeichert zu werden. Deshalb wurde 1974 DDT in der Bundesrepublik Deutsch- land und in vielen anderen Staaten verboten. In der BRD ist aber als Alternativprodukt Lindan (Abb. 2)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Molekülstruktur von Lindan

immer noch zugelassen.Wie DDT handelt es sich bei Lindan um ein Kontaktgift, das aufgrund seiner hohen Fettlöslichkeit in den Körper eindringt, wo es primär das Nervensystem beein- flusst. Da es nur langsam abgebaut wird, reichert es sich wie das DDT in der Nahrungskette des Menschen an. Da es bislang nicht in einem so großen Ausmaße eingesetzt wurde wie DDT, sind die weltweiten Rückstandsprobleme noch nicht so gravierend. Jedoch ist eine weitreichende Lindan-Anwendungökologisch ebenso bedenklich wie die Anwendung von DDT.

2.3.2.2.3 Phosphorsäureester und Parathion

Phosphorsäureester, die sogenannten Dialkylphosphate, besitzen eine hohe neurotoxische+ Wirkung durch Hemmung eines Enzyms, das für den Abbau von Acetylcholin verantwortlich ist, welches durch die Übertragung von Nervenimpulsen gebildet wird. Eine solche Blockierung führt zu einer Daueranregung, die mit dem Tod enden kann. Es ist daher nicht verwunderlich, daß Phosphorsäureester nicht nur als Kontaktinsektizide, sondern auch als chemische Kampfstoffe Verwendung finden.

Damit eine insektizide Wirkung vorhanden ist, müssen die Phosphorsäureester eine gewisse Struktureinheit besitzen: am Phos phor muß direkt ein Schwefel- oder Sauerstoffatom gebunden sein, die weiteren Reste können Alkoxy-, Alkyl- oder Aminogrup- pen sein.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Molekularer Aufbau von Parathion (E 605)

Im Gegensatz zu den Chlorkohlenwasserstoffen werden Phosphorsäureester relativ schnell abgebaut.

Bekanntester Vertreter stellt wohl das Parathion (E605) dar, andere Beispiele sind Bromophos und Malathion.

Parathion ist das bekannteste insektizide Dialkylphosphat und besitzt die genaue chemische Bezeichnung O,O-Diethyl-O-(4-nitrophenyl)-thiophosphat. Es wurde 1944 von dem Chemiker G. Schrader entwickelt. Eine schnelle Resorption+ erfolgt über die Lunge und die Haut. Es sind mehrere hundert Vergiftungen beim Menschen beschrieben.

2.3.2.2.4 Die Carbamate

Carbamate wie zum Beispiel Carbaryl, Carbofuran oder Propoxur hemmen wie die Phos- phorsäureester ebenfalls das Enzym Acetylcholinesterase und entfalten daher eine ähnliche neurotoxische Aktivität.Wahrscheinlich besitzen Carbamate eine immunsuppressive+ Wirkung. Die Stoffe dieser Gruppe sind meist farblos und teils fest, teils flüssig. Sie lassen sich gut in Lösungsmitteln wie Alkohol, Aceton und Äther lösen, weniger in Wasser und Benzinen. Auch wenn sie toxisch auf Warmblüter (und Menschen) reagieren und die Insekten über mehrere Generationen resistente Stämme bilden, haben sich die Carbamat-Insektizide vor allem in den USA wirtschaftlich hervorgetan und stellen sogar einen hohen Marktanteil dar. Durch die wahr- lich vielseitige Verwendung dieser Insektizide und die einfach Behandlung von Carbamat-Vergif- tungen (Verabreichung von Atropien), die selten geschehen, lassen sich diese Insektizide als wirklich vorteilhaft klassifizieren.

3. Notwendigkeit und Anwendung der Pestizide

3.1 Erfolge und Probleme durch die Anwendung von Insektiziden

Als Bekämpfungsmittel gegen Krankheitsübertragungen sind Pestizide+ unerlässlich geworden. So konnten in der Vergangenheit große Erfolge bei der Seuchenbekämpfung und bei der Steigerung der Agrarprodukte verbucht werden. Für den persönlichen Komfort möchte der eine oder andere sicherlich auch nicht sein Mückenspray für die Terrasse weggeben. Doch für die Beseitigung von derartigen Schädlingen musste in einem der bekanntesten Fälle der Vergan- genheit ein großer Preis bezahlt werden: Das Insektizid DDT (siehe Abschnitt 2.3.2.2.2 „DDT und Lindan“), dessen Anwendung seit 1974 in der Bundesrepublik Deutschland verboten ist, war jahrelang das wichtigste chemische Insektizid. Auf Sri Lanka konnte z.b. die Anzahl an Malaria- Kranken (Insekten waren dort Krankheitsüberträger) von 2,8 Millionen auf 110 Fälle reduziert werden. Zu diesem Zeitpunkt war man sich noch nicht bewusst, dass das Insektizid über die Nahrungskette wieder den Weg zurück zum Menschen finden würde (zu den Auswirkungen mehr im nächsten Abschnitt). Als herauskam, dass DDT den Nahrungskreislauf (und damit dasökosystem) hochgradig gefährdet, wurde es größtenteils nicht mehr eingesetzt und die Zahl der Malaria-Kranken stieg wieder auf 2,5 Millionen an.

3.2 Auswirkungen auf Mensch und Natur

Ob Insektizide schädlich oder nicht schädlich sind, bleibt allgemein immer wieder ein Streit- punkt. Zum einen hat die Forschung in diesem Bereich seit vielen Jahren schon erhebliche Fortschritte gemacht, zum anderen warnen Experten vor der Benutzung von Insektiziden in Innenräumen. Dazu seien im folgenden zwei verschiedene Meinungen gegenübergestellt:

Dafür spricht:

„Bevor die Bayer AG als internationaler Hersteller Insektizide auf den Markt bringt, muss sie die Wirkstoffe international anerkannten Tests unterziehen.

Ebenso unterliegt die Formulierung - das heißt die Zubereitung - weltweit anerkannten Anforderungen in bezug auf Toxikologie, Stabilität,Wirksamkeit und Sicherheit. Grundsätzlich sind bei sachgerechter Handhabung alle Baygon-Produkte sicher in der Anwendung und stellen kein Risikopotential für den Verbraucher dar.

Die Produkte der Bayer AG sind auf dem neuesten Forschungsstand und ermöglichen eine individuelle Schädlingsbekämpfung nach Art und Umfang des Befalls.

Im Rahmen ihrer Produktverantwortung beobachtet die Bayer AG weltweit diese Produkte.

Nur bei einer unsachgemäßen Anwendung kann es zur gesundheitlichen Beeinträchtigung kommen“ a)

Dagegen spricht:

„Das Risiko durch Insektizide bleibt / Ärzte warnen vor Einsatz von Pyrethroiden / nur wenige Mittel sind amtlich begutachtet Mediziner haben jetzt wieder vor Anwendung von Insektiziden in Innenräumen gewarnt. Obwohl es schon seit Jahren gesundheitliche Bedenken beim Einsatz dieser Chemikalien gibt, sind sie hierzulande nach wie vor nicht zulassungspflichtig. Mit einer geplanten Verordnung sollen strengere Bestimmungen eingeführt werden. [...]“ b)

Wie man an diesen Beispielen sehen kann, ist die Bildung einer objektiven Meinung zur Benutzung von Insektiziden schwierig.Trotzdem sollen nun Fakten dargelegt werden, wie der Mensch auf Insektenbekämpfungsmittel reagieren kann.

Werden Insektizide in Wohnungen verteilt, so bleiben immer wieder Rückstände an Möbeln, Wänden und Lebensmitteln übrig. Durch gesunde Haut kann der Mensch Insektizide nur schlecht aufnehmen, jedoch kann die Aufnahme durch das Blut gefährlich und lebensbedrohlich werden (Verletzungen und Allergien, die der Haut schaden, reichen aus, um den Kontakt mit dem Blut zu ermöglichen).

Über den Wirkungsgrad entscheidet aber noch der Zustand, in dem sich der eingedrungene Stoff befindet. Hierzu wurde zum Beispiel vor längerer Zeit ein Fütterungsversuch an Ratten durchgeführt, bei dem sich herausstellte, dass in Maisöl gelöstes Permethrin+ sechsmal giftiger war als in Wasser gelöstes.

Im folgenden sind die verschiedenen Vergiftungssymptome beim Menschen aufgelistet.

Akute Vergiftungssymptome:

Reizerscheinungen deräußeren Haut und der Schleimhaut:

- im Gesicht vorwiegend „Kontakt - Dermatitis+“
- schmerzhafte Wahrnehmung von Sinnesempfindungen
- krankhaft abnorm auftretende Sinnesempfindungen wie Taubheit, Kribbeln und Reizun- gen

Reizerscheinungen, die das Gehirn betreffen:

- depressive Stimmung oder Niedergeschlagenheit
- lähmende Müdigkeit
- starke Kopfschmerzen
- Schwindel
- Anfälle beim Schlaf, abwechselnd mit innerer Unruhe

Reizerscheinungen, die Magen und Darm betreffen:

- krampfartige Bauchschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Anhaltende Durchfälle

Reizerscheinungen, die sich in vegetativen+ Regulationsstörungen bemerkt machen:

- Schweißausbrüche
- Herzjagen

Reizerscheinungen, die Blutbildungs- und Gerinnungsstörungen zur Folge haben:

- Blutergüsse auf der Haut
- Bluthaltiger Harn

Neben akuten Vergiftungssymptomen treten auch chronische Vergiftungssymptome auf:

- Konzentrationsstörungen und eingeschränkte Leistungsfähigkeit
- Mangelndes Durchhaltevermögen bei schwierigen Arbeiten
- Verschlechterung der sprachlichen Ausdrucksweise (z.b. Silbenverdrehung)
- Wiederum depressive Einstellung und Verlust an der Lebensfreude

Nach diesen Beispielen ist zu sehen, dass der Mensch auf die Wirkstoffe in Insektiziden ähnlich oder gleich wie ein Insekt reagieren kann, da es beim Menschen ebenfalls wie ein Nervengift wirkt.

Doch nicht nur der Mensch ist durch das Wirken jener Giftstoffe betrof- fen; der Natur und damit dem Tier- reich kann ebenfalls großer Schaden zugeführt werden. Ob Insektizide in einem kleinen Garten oder auf großen Ackerlandschaften Anwen- dung finden, spielt hierbei keine große Rolle, denn es reicht die Tat- sache, dass die Giftstoffe sich über die Nahrungskette weiter verbreiten. So gelangen die Insek- tizide in den Boden und in andere Pflanzen, wodurch weitere Tierar- Abb. 4: ten vernichtet werden und dem Rückgang derWanderfalken in der Bundesrepublik und in der DDR Boden geschadet wird. Besonders im eigenen Garten können durch aus Nützlinge getötet werden, die ohne Insektizide selbständig Schädlinge vernichten.

In Abbildung 4 ist der Rückgang der Wanderfalken in der Bundesrepublik Deutschland durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln grafisch dargestellt und soll hier als allgemeiner Vertreter für die Schäden von Insektiziden stehen.

Praktisch gesehen ist somit jedes Insektizid, was durch seine Anwendung ungewollt anderen Organismen schadet oder sie tötet, ein Umweltverschmutzer und damit ein Giftstoff. Man kann kaum sagen, dass chemische Insektizide als ungefährlich eingestuft werden können. DDT ist wiederum ein gutes Beispiel hierfür, denn die lange Persistenz im Boden, in der Pflanze und im menschlichen und tierischen Organismus ist ebenso wie seine Akkumulation+ sehr bedenklich - und dies gilt auch für andere Insektizide.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3.3 Alternative Insektenbekämpfung

Wie nun zu sehen war, hat die chemische Insektenbekämpfung ihre Nachteile. Glücklicherweise gibt es eine Menge Alternativen, durch die man massive Schäden in der Umwelt (z. B. Kontaminierung+ des Bodens und des Grundwassers) vermeiden kann.

Eine wichtige Alternative stellen zum Beispiel bioaktive Stoffe dar, die durch leichtere Abbaubarkeit und gezieltere Wirkung wesentlich umweltschonender sind. Neben der chemischen Schädlingsbekämpfung gibt es noch die Bereiche der biologischen, biotechnischen undökologischen Schädlingsbekämpfung, die alle jedoch ihre eigenen Vor- und Nachteile haben. Im eigenen Haus und Garten gibt es natürlich spezielle Möglichkeiten, um auf Insektenpulveroder sprays verzichten zu können. Diese Möglichkeiten begrenzen sich allerdings wirklich nur auf diesen kleinen Bereich, denn hauptsächlich werden Insektizide mit trag- oder fahrbaren Geräten oder mit Flugzeugen auf große Flächen ange wandt (versprüht oder verstreut). Daher ist die folgende Ansammlung an Alternativen nur für den privaten Gebrauch relevant.

Bevor sich in einem Haus Insekten einnisten, sollte die Vorbeugung an erster Stelle stehen. Hierzu gibt es ver- schiedene Möglichkeiten: Wenn man bei offenem Fenster oder geöffneter Tür Licht angeschaltet lässt, werden Insek- ten angelockt - dies kann man vermeiden. Ebenso bildet ein zu feuchtes Klima in einem Badezimmer einen idealen Lebensraum für Silberfischchen+ und ähnliche. Durch Essen- reste werden Ameisen, Schaben, Motten und Wespen ange- zogen.

Haben vorbeugende Maßnahmen nicht geholfen und man muss in seinem Heim einen Insektenbefall feststellen, so kann man auf Mittel zurückgreifen, die in jedem Haushalt vorhanden sind. Ameisenstraßen können beispielsweise mittels Backpulver und Kaffeesatz blockiert werden. Mit Honig oder Zuckerwasser besteht die Möglichkeit des Umlenkens. Auf jeden Fall muss das Ziel der Ameisen ausfindig gemacht und beseitigt werden (häufig handelt es sich um Essensreste) - wird das Ameisennest selber gefunden kann man es auch selber beseitigen. Eine Möglichkeit wäre hier Wasserdampf und kochendes Wasser. Den Schutz vor Fluginsekten bieten die bekannten Fliegengitter, bzw. die etwas teureren Gitterjalousien.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Alternative Insektenbekämpfung: z.B. Lavendelöl

Als Schutz vor Schädlingen in der Speisekammer sollte man alle Lebensmittel in geschlossenen Gefäßen aufbewahren, befallene Nahrungsmittel sollten sofort entfernt werden. Mit Essigwasser sollte der Speiseschrank nach dem Befall ausgewaschen werden.

Aber es gibt auch einige andere Alternativen, zum Beispiel auf der Basis ätherischer+öle. Gemeint sind Lavendel und Zitronenmelisse, die Ameisen genauso gut aufhalten. Den Motten- schutz für Kleider können kleine Lavendelsäckchen darstellen, doch sollten sich Motten bereits in Kleidungsstücken eingenistet haben, so sollte man den betroffenen Gegenstand für ein paar Stunden in eine Tiefkühltruhe legen und im nachhinein ausbürsten, da die Motten am Kältetod sterben.

Öffnungen und Spalten in Wänden sollten unbedingt verdichtet werden, damit Insekten gar nicht erst den Weg ins Haus finden können.

Um den Insektenbefall im Garten vorzubeugen, sollte man diesen naturnah gestalten und so sauber wie möglich halten, denn Abfall und Essensreste locken Ratten und Mäuse an. Sollte sich allerdings ein Schädlingsbefall in der Wohnung zu einem ernsthaften Notfall herausstellen, sollte mit der Bekämpfung unbedingt ein Kammerjäger beauftragt werden. Dieser weiß genau mit Giftstoffen umzugehen, denn unsachgemäße Anwendung kann für die Gesundheit schwerwiegende Folgen haben kann (siehe Abschnitt 3.2).

4. Resum é / Fazit

Zusammenfassend können wir sagen, dass die chemische Insektenbekämpfung für die Welt große Vor- und Nachteile mit sich brachte. Jahrzehntelange Forschung nach immer besseren Wirkstoffen verschaffte der chemischen Schädlingsbekämpfung einen bedeutenden Wirtschafts- zweig, den Menschen die Beseitigung von Seuchen und Schädlingen und der Umwelt einen großen Schaden. Trotz vieler existierender Alternativen zur chemischen Insektenbekämpfung wird noch immer dieser Wirtschaftszweig aus kommerziellen Gründen aggressiv am Leben gehalten, die Schädigung von Menschenleben,Tieren und Natur wird dabei außer Acht gelassen. Jedoch muss dazu erwähnt werden, dass bei größerer Notwendigkeit von Insektiziden - wie zum Beispiel bei der Bekämpfung von Seuchen - keineökologischen oder biologischen Alternativen Anwendung finden könnten, für den privaten Gebrauch sollte aber auf chemische Mittel zum schonen der eigenen Gesundheit verzichtet werden. Es kann aber auf alle Fälle gesagt werden, dass die Entwicklung auf diesem Gebiet noch längst nicht ausgereift ist.

5. Anhang

5.1 Begriffsregister

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

5.2 Literaturverzeichnis

- Horst Fey,Wörterbuch der Schädlingsbekämpfung,Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 1983
- E. Döhring u. I. Iglisch, Probleme der Insekten- und Zeckenbekämpfung, Erich Schmidt Verlag Berlin, 1978
- R.Wegler, Chemie der Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel, Springer Verlag Berlin Heidelberg New York, 1970
- Ursula Herrmann, Bertelsmann - Die neue deutsche Rechtschreibung, Bertelsmann Lexikon Verlag Gütersloh, 1996
- Brockhaus in 24 Bänden, F. A. Brockhaus, Mannheim 1986

- http://www.neckermann.de/
- http://www.baygon.com/
- http://www.uni-marburg.de/
- http://www.free.de/
- http://www.yorkie.ch/
- http://www.zdf.de
- http://www.bmu.gv.at/
- http://www.piana.de/
- http://www.uni-kiel.de/
- http://www.berlinonline.de/

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Details

Titel
Die Chemie der Insektizide - SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG
Autoren
Jahr
2000
Seiten
13
Katalognummer
V98484
ISBN (eBook)
9783638969352
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dies ist eine Belegarbeit im Fach Chemie Das Thema ist "Insektizide" (Insektenbekämpfung).
Schlagworte
Chemie, Insektizide, SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG
Arbeit zitieren
Robert Mueller (Autor:in)Marius Schönwiese (Autor:in), 2000, Die Chemie der Insektizide - SCHÄDLINGSBEKÄMPFUNG, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98484

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