Inhaltsverzeichnis
Allgemeiner Teil
Warum Hitler?
Hitlers Bedeutung für Europa
Biographischer Teil
Hitlers Eltern
Kindheit und Jugend
Die Zeit in Wien
Die Zeit in München
Der Erste Weltkrieg
Der Einstieg in die Politik
Die lokale Politik
Der Putschversuch
Die Haft in Landsberg
Die große Politik
Das Dritte Reich bis 1939
Der Zweite Weltkrieg
Das Ende Hitlers
Literaturverzeichnis
Allgemeiner Teil
Warum Hitler?
Seit dem Moment der Aufgabenstellung war für mich klar, daß ich mich mit der Biographie Adolf Hitlers beschäftigen würde. Den Grund hierfür können, meines Erachtens, zwei Zitate, die ich allerdings erst während meiner Arbeit entdeckt habe, besser ausdrücken, als ich es gekonnt hätte:
Dr. Hans Frank, ehemaliger Generalgouverneur in Polen, vor seiner Hinrichtung: "Hitler muß als Erscheinung und Charakter, als Mensch, Übermensch und Untermensch so eingehend wie möglich studiert und erforscht werden. Nicht aus Dienstbeflissenheit an seinem 'Ruhm', nein, aus der einfachen Notwendigkeit heraus, aus seiner Existenz zu lernen. Denn immer wieder, bei allen Völkern, sind diese Hitler möglich." (zit. nach de Boor, S.5). "Ich zweifle nicht daran, daß sich hinter jedem Verbrechen eine persönliche Tragödie verbirgt. Wenn wir diesen Geschichten und Vorgeschichten der Verbrechen genauer nachgehen würden, könnten wir möglicherweise mehr tun, um neue zu verhindern, als mit unserer Entrüstung und Moralpredigten." (Miller, S.208).
Hitlers Bedeutung für Europa
Adolf Hitler hat, so hoffe ich, das Denken der Menschen und im besonderen der Europäer geprägt wie kein zweiter. Aufgrund der negativen Erfahrungen des Dritten Reiches sind die Völker Europas heute sensibilisiert für antidemokratische und menschenverachtende Tendenzen, wie sie es vor den Greueltaten des Nationalsozialismus nicht waren. Der Kampf gegen das Unrechtsregime hat die Völker Europas geeint und ist noch heute ein alle verbindendes Ziel, das über allen nationalen Egoismen und Meinungsdifferenzen steht. Man kann sogar behaupten, daß Hitler, natürlich ohne dies zu beabsichtigen, die europäische Einigung gefördert oder doch zumindest beschleunigt hat. Die Erlebnisse des Ersten und besonders des Zweiten Weltkrieges haben das Verlangen nach Frieden und Freiheit aller europäischen Völker verstärkt und zu der Einsicht geführt, daß dieses Ziel nur im Rahmen einer gemeinsamen Politik zu verwirklichen ist.
Neben der schwer faßbaren Wirkung auf das Denken der Menschen hat Hitlers Politik auch einige konkrete Folgen. Hitler hatte fast alle deutschen und Millionen von europäischen Juden ausgerottet, was sowohl zur Gründung des Staates Israel geführt hat, als auch zu einer allgemeinen kritischen Hinterfragung des Antisemitismus', der seit hunderten von Jahren meist kritiklos akzeptiert und funktionalisiert wurde. Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland wurde in besonderem Maße vom überwundenen Nationalsozialismus beeinflußt und die Teilung Deutschlands ist eine Folge der Hitlerschen Politik, die den Ost-West- Konflikt ständig zu nutzen suchte.
Biographischer Teil
Hitlers Eltern
Im folgenden Abschnitt über die Eltern Adolf Hitlers erscheint der Hitlersche Familienname in verschiedenen Schreibweisen, was damals gerade in diesen ländlichen Gegenden nicht selten war.
Maria Anna Schicklgruber brachte am 7. Juni 1838 im Haus eines Bauern ihren Sohn Alois zur Welt, der Jahre später der Vater von Adolf Hitler werden sollte. Die damals ledige Magd konnte für das Geburtenbuch keine Angabe über die Identität des Vaters machen, die übrigens bis heute nicht gänzlich geklärt ist. Fünf Jahre später heiratete sie den Müllergesellen Johann Georg Hiedler, der einer relativen armen Familie entstammte. Ihren Sohn Alois gab sie damals zu Johann Nepomuk Hüttler aus Spital, dem Bruder ihres Gatten, vermutlich befürchtend, "das Kind nicht gehörig aufziehen zu können" (Fest, S.31). Als potentielle Väter Alois Hitlers kommen drei Männer aus Maria Anna Schicklgrubers Umfeld in Frage: Ihr Ehemann Johann Georg Hiedler, dessen Bruder Johann Nepomuk Hüttler und ein Jude aus Graz namens Frankenberger, in dessen Haushalt Alois' Mutter beschäftigt gewesen sein soll. Sehr viel bedeutender als die Frage wer denn nun wirklich Hitlers Großvater war, ist die Wirkung dieser ständigen Ungewißheit auf die Psyche Alois und später Adolf Hitlers. Dazu komme ich jedoch noch im Abschnitt über Adolf Hitlers Kindheit zu sprechen. Wichtig bleibt festzuhalten, daß Alois Hitler nicht wußte, wer sein Vater ist und daß Adolf Hitler demnach seinen Großvater nicht kannte.
Neunundzwanzig Jahre nach Anna Schicklgrubers Tod ließ der Bruder ihres ebenfalls verstorbenen Ehemannes diesen als rechtmäßigen Vater Alois Hitlers in das Geburtenbuch eintragen, die Korrektheit dieser Angabe ist allerdings, wie bereits erwähnt, nicht gesichert. Der mittlerweile fast vierzigjährige Zollbeamte hatte nun offiziell einen Vater und konnte sich Alois Hitler nennen. Trotz dieser nachträglichen Legitimierung ist sicher, daß Adolf um die mysteriösen Umstände seines Vaters Abstammung wußte. Interesse an dieser verspäteten Vaterschaftserklärung hatten nach Joachim Fest sowohl Alois als auch dessen Ziehvater: Der gesellschaftliche Rang Alois Hitlers war höher als jemals eines Hiedlers oder Hüttlers zuvor, er war gerade befördert worden und Johann Nepomuk Hüttler war verständlicherweise sehr stolz auf ihn. Somit war der eine daran interessiert, den Namen der Familie weitervererbt zu wissen und der andere, seine Karriere durch einen ehrlichen Namen zu vollenden. Alois hatte sich nach einer abgebrochenen Schusterlehre für dieösterreichische Beamtenlaufbahn entschieden. "Mit Vorliebe zeigte er sich, als Repräsentant der Obrigkeit, beiöffentlichen Anlässen und legte Wert darauf, mit seinem korrekten Titel angesprochen zu werden. (...) Die photografischen Portraits, die er meist aus Anlaß seiner Beförderungen anfertigen ließ, zeigen unverändert einen stattlichen Mann, der unterm mißtrauischen Amtsgesicht rauhe, bürgerliche Lebenstüchtigkeit und bürgerliche Repräsentationslust erkennen läßt: nicht ohne Würde und Selbstgefallen stellt er sich, mit blitzenden Uniformknöpfen, dem Betrachter." (Fest, S.33). Alois Hitler war dreimal verheiratet, wobei er jedesmal (!), noch zu Lebzeiten der einen Frau, ein Kind von der nächsten erwartete.
Über den Werdegang Adolf Hitlers Mutter ist weit weniger bekannt. Klara Anna Gassl kam, genauso wie Alois Hitler, aus einer armen ländlichen Gegend und war vor der Hochzeit mit ihrem 23 Jahre älteren Mann Alois, in dessen Haushalt als Gehilfin angestellt01
Kindheit und Jugend
In den nun folgenden Betrachtungen beziehe ich mich hauptsächlich auf die Ausführungen Alice Millers, die die Kindheit Hitlers aus einem psychoanalytischen Blickwinkel betrachtet. Dies erscheint mir für einen Erklärungsversuch Adolf Hitlers Persönlichkeitsstruktur notwendig, da auch ich der Auffassung bin, daß ein so ausgeprägt haßerfüllter Charakter eine starke Prägung in der Kindheit erfahren haben muß.
Laut Alice Miller war die Familienstruktur in der Hitler aufwuchs, determiniert von den psychischen Problemen seiner Eltern. Beide hatten unterbewußt Konflikte zu verarbeiten, die teilweise im vorherigen Kapitel angeklungen sind. Adolf als das zweifellos schwächste Glied dieser Familie bekam das deutlich zu spüren.
Auf Alois Hitler lastete eine "mehrfache Schmach" (Miller, S.178). Er kam aus extrem armen Verhältnissen, er war ein uneheliches Kind, er wurde sehr jung von seiner Mutter getrennt und er war eventuell jüdischer Abstammung. Durch seine berufliche Kariere befreite er sich von der ersten, durch die vorehelichen Schwängerungen seiner späteren Ehefrauen von der zweiten Schmach, die Ungewißheit über seine Herkunft blieb ihm jedoch sein ganzes Leben erhalten. Seine jüdische Abstammung war zwar nicht bewiesen, obwohl Frankenberger für ihn bis zum 14. Lebensjahr Alimente zahlte, aber doch möglich. Eine Ungewißheit mit der schwer umzugehen ist. Sicher scheint jedoch folgendes: Alois Hitler war ein sehr strenger Vater, der von seinem Sohn, wie vom Rest der Familie, Gehorsam forderte und es auch nicht an körperlichen Züchtigungen seines Sohnes, und ab und an auch seiner Frau, fehlen ließ. Für das Schlagen seines Sohnes zur Verarbeitung seiner Kindheitsdemütigungen gibt es auch, aus psychoanalytischer Sicht durchaus plausible Gründe. Alois Hitler muß aus drei Gründen neidisch auf seinen Sohn Adolf gewesen sein: Adolf war ein eheliches Kind, das als Sohn eines Zollbeamten einer höheren sozialen Klasse angehörte als er selber als Kind und das bei seiner Mutter aufwuchs, die ihn nicht abgeben mußte. Außerdem kannte er seinen Vater und bekam ihn "(...)sogar täglich körperlich zu spüren(...)" (Miller, S.186). Das Schlagen von Kinder galt außerdem als durchaus legitimes Erziehungsmittel, war gesellschaftlich toleriert und widersprach somit auch nicht der sozialen Stellung Alois Hitlers. Seine Mutter mußte den Tod der drei Kinder verarbeiten, die sie vor Adolf gebar, die jedoch alle vor Adolfs Geburt an Diphterie verstarben. Somit "(...) hat Klara innerhalb von 4-5 Wochen eine Geburt und den Tod von drei Kindern überstanden." (Miller, S.214). Adolf Hitlers Beziehung zur Mutter war demnach wohl auch zweifach belastet. Er wuchs mit einer Mutter auf, die unter ständigem Streß stand, da sie schon von Alois unterdrückt wurde und die ihn nie vorbehaltlos lieben konnte, weil sie a) ständig auch mit seinem Tod rechnen mußte und b) die verstorbenen Kinder sicherlich unterbewußt nach dem Motto "Gustav (ihr Erstgeborener) wäre bestimmt immer brav gewesen" idealisierte. Später konnte er auch mit seiner Mutter nie offen über die Erniedrigungen sprechen, die er durch seinen Vater erfuhr, da auch sie von ihm unterdrückt wurde und seine Autorität akzeptierte. Selbst nach seinem Tod blickte sie noch ehrfurchtsvoll auf die in der Küche stehenden Pfeifen des Verstorbenen. Adolf Hitler "(..) konnte also die Zuwendung seiner Eltern nur auf Kosten einer vollständigen Verstellung und Verleugnung seiner wahren Gefühle bekommen." (Miller, S.219). Dies konstatiert sich, laut Alice Miller, in seiner Lebenshaltung, wobei sie eine Stelle von Joachim Fest zitiert: "Die eigene Person zu verhüllen wie zu verklären, war eine der Grundanstrengnungen seines Lebens. Kaum eine Erscheinung der Geschichte hat sich so gewaltsam, mit so pedantisch anmutender Konsequenz stilisiert und im Persönlichen unauffindbar gemacht. Die Vorstellung, die er von sich hatte, kam einem Monument näher als dem Bilde eines Menschen. Zeitlebens war er bemüht, sich dahinter zu verbergen." (Fest, S.29). Soviel zur Atmosphäre in der Hitler die ersten Jahre seines Lebens verbrachte. Adolf Hitler wurde am 20. April 1889 in Braunau am Inn geboren, die Familie zog jedoch in den darauffolgenden Jahren, aufgrund mehrerer Versetzungen des Vaters vielfach um. Zuerst nach Groß-Schönau in Niederösterreich (1890 bis 1892), was wegen der kurzen Verweildauer für Adolf ebenso unbedeutend war wie Braunau und Passau, wo er aus demselben Grund von 1892 bis 1894 mit seiner Familie lebte. 1894 wurde der Vater nach Linz versetzt, und 1895 erlebte Adolf einen weiteren Umzug, diesmal nach Lambach, wo der Vater ein kleines Anwesen erwarb und Adolf als Chorknabe und Meßdiener im nahegelegenen Benediktinerstift aktiv war. Zwei Jahre später kaufte sich der mittlerweile vorzeitig pensionierte Vater ein Haus in Leonding bei Linz, wo er sich endgültig zur Ruhe setzte. Die Jahre bis zum Tod seines Vater waren geprägt von Adolfs Kampf gegen die Pläne seines Vater, ihn in eine geregelte Beamtenlaufbahn zu zwängen. Nach eigenem Bekunden setzte er seinen Plan, Kunstmaler zu werden, dagegen. Er beschloß, sich auf der Realschule in Linz, auf die er 1899 geschickt wurde, zu verweigern und somit seine bis dahin relativ guten Noten zu verschlechtern, auf daß der Vater von seinem Plan, ihn Staatsbeamter werden zu lassen, absähe. Ein kleines Stück Autonomie unter der totalitären Herrschaft des Vaters. War Linz zu damaliger Zeit ohnehin ein Hort nationalistischer Bestrebungen, so kam Hitler noch auf eine Schule, deren entschieden nationalgesinnte Atmosphäre ihn stark zu prägen schien. Als Alois Hitler 1903 starb probierte Adolfs Mutter zuerst, die Erziehung im Sinne des Verstorbenen weiterzuverfolgen, ihn zumindest weiter zur Schule gehen zu lassen. Nach ihrem Versuch, ihn auf die Realschule in Steyr zu schicken, um bessere Noten zu erreichen, widersprach sie seinen Schulabgangsplänen nicht mehr, als im Herbst 1905 noch immer keine Besserung der Noten zu erkennen war. Nach dem Tod ihres Mannes zog Klara Hitler mit ihrem Sohn in eine Linzer Wohnung und bezog eine beträchtliche Pension, was Adolf ein recht angenehmes und untätiges Leben ermöglichte, wobei er seine Absicht Maler zu werden weiter verfolgen konnte. Dieser Entschluß kann wohl als versuchter Ausbruch aus der engen und beschränkenden Bürgerwelt gedeutet werden. Wirklichkeitsflüchtige Neigungen waren charakteristisch für Hitler, wofür Fest auch einige Beispiele anführt. So soll er zum Beispiel nach dem Erwerb eines Loterieloses wilde Pläne über die Bewohnung einer ganzen Etage eines herrschaftlichen Linzer Hauses geschmiedet haben, gefolgt von einem Tobsuchtsanfall, als die Ziehung der Lottozahlen diese Absicht zunichte machte. Seine damalige Liebe zu Wagner schien diese Neigungen ebenso zu bestärken. Während seines ersten vierzehntägigen Wienbesuchs im Mai 1906 zeigte er sich begeistert von dem Glanz, den ihm diese Stadt vermittelte, zog jedoch erst im September 1907 endgültig nach Wien, mit dem festen Vorsatz, erst wieder nach Linz zu kommen, wenn er es zu etwas gebracht hätte. Hitler verließ die Stadt mit einem Gefühl der Enttäuschung und des Hasses.
Die Zeit in Wien
Wien um die Jahrhundertwende war eine glanzvolle Metropole, die Hauptstadt der Doppelmonarchie, eines Reiches mit rund 50 Millionen Menschen, bestehend aus mehr als zehn Völkern und Rassen, die von hier aus regiert und zusammengehalten wurden. Vorerst lebte Adolf hier von finanziellen Mitteln der Mutter. Die Wiener Zeit, die Hitler selbst als "die lebendige Erinnerung an die traurigste Zeit seines Lebens" bezeichnet (Hitler, S.20), begann für ihn sofort mit einem harten Sturz: Im Oktober 1907, als er die Aufnahmeprüfung an die Wiener Kunstakademie nicht bestand, da seine malerischen Leistungen ungenügend waren, zerschlug sich für Hitler der Traum, akademischer Maler zu werden. Man empfahl ihm ein Architektur-Studium, da seine Leistungen auf dem zeichnerischem Gebiet, seine malerischen Fähigkeiten weit überträfen. Da Hitler die Realschule nie abgeschlossen hat, war ihm dieser Weg versperrt und er ging weder zur Beendigung der Schule nach Linz zurück, noch als es seiner Mutter zunehmend schlechter ging. Adolf führte in Wien sein Bummelleben weiter und schmiedete hochgestochene Pläne, ohne sich auch nur im geringsten um deren Verwirklichung zu kümmern. Erst der Tod der Mutter am 21. Dezember 1907, der ihn laut Fest schwer getroffen hat, veranlaßte ihn, zur Klärung der Nachlaßfragen für kurze Zeit nach Linz zurückzukehren. Im Februar 1908 kehrte er der Stadt endgültig den Rücken. Sein mit 80-100 Kronen recht hohes Monatseinkommen aus elterlichem Erbe und Waisenrente übertraf sogar das Anfangsgehalt eines Lehrers oder Juristen, womit Hitler ein gutverdienender Mann war. Dies ermöglichte Adolf, der zu dieser Zeit mit seinem Jugendfreund August Kubizek eine Wohnung bezog, ein plan- und sorgloses Leben, das von Müßiggang geprägt war. Er entwickelte sich weiter zu einem regelrechten Träumer, der, einschließlich eines deutschen Idealstaates, alles zu erneuern plante, jedoch nichts konnte. Im September 1908 scheiterte er ein zweites Mal an der Aufnahmeprüfung der Kunstakademie, was seinen Haß auf Schulen und Akademien noch verstärkte. Nach diesem zweiten jähen Schlag zog er sich geniert in Wien zurück, so daß weder seine dort lebende Halbschwester, noch Kubizek oder sein Vormund etwas von ihm hörten.
In diese Zeit fällt sein gelegentlicher Kontakt mit Jörg Lanz von Liebenfels, dem Herausgeber einer rassistisch antisemitischen Zeitschrift. "Von seiner Ordensburg Werfenstein in Niederösterreich aus (...), betrieb Lanz die Gründung und Organisation eines arioheroischen Männerordens, der den Vortrupp der blonden und blauäugigen Herrenrasse in der blutigen Auseinandersetzung mit den minderwertigen Mischrassen bilden sollte. Unter der Hakenkreuzfahne, die er bereits im Jahre 1907 dort aufgezogen hatte, versprach er, dem sozialistischen Klassenkampf durch den Rassenkampf 'bis aufs Kastrationsmesser' zu begegnen, und beschwor die Systematisierung von Züchtungs- und Vernichtungspraktiken" (Fest, S.59). Hitler übernahm in dieser Zeit antisemitische Ressentiments und Herrschergedanken, die, wenn dort auch in sublimierter Form, durchaus dem Grundtenor der Wiener Gesellschaft entsprachen. Der dumpfe Antisemitismus der Linzer Jahre wandelte sich ihn Wien zum ideologisch gefestigten Haß, auch wenn ein konkreter Anlaß dafür heute nicht mehr faßbar ist. Der Antisemitisus ermöglichte Hitler eine erlaubte Politisierung seiner privaten Probleme und ein legitimiertes Ausleben seiner Aggressionen, war der Judenhaß doch seit zwei Jahrtausenden von den Kirchen und Staaten praktiziert worden. Der Antisemitismus war, und ist teilweise wohl noch heute, ein erlaubtes Ventil zur Verarbeitung der Frustrationen Einzelner sowie ganzer Völker. Außerdem ist denkbar, daß sich sein Judenhaß erst in Wien in diesem Maße festigte, da das Thema, aufgrund der möglichen jüdischen Abstammung seines Vaters, in seiner Famile tabuisiert wurde. Weitere Hitler prägende Gestalten dieser Wiener Jahre waren Georg Ritter von Schönerer, Führer der christlich-sozialen Partei (CSP), und Karl Lueger, Leiter der Deutschen Arbeiter Partei (DAP), ein Zusammenschluß Deutscher Arbeiter, um ihren Interessen gegenüber den tschechischen Billigarbeitern Nachdruck zu verleihen. Von Lueger lernte Hitler das Prinzip kennen, "(...) sich all der einmal schon vorhandenen Machtmittel zu bedienen, bestehende mächtige Einrichtungen sich geneigt zu machen, um aus solchen alten Kraftquellen für die eigene Bewegung möglichst großen Nutzen ziehen zu können." (zit. nach Fest, S.68). Bis November 1909 zog Hitler mehrfach innerhalb Wiens um, bis Ende 1909 sein Erbe aufgebraucht war. Die Waisenrente erschlich er sich weiterhin, indem er bei seinem Vormund einen vermeintlichen Akademiebesuch geltend machte, lebte aber dennoch von nun an in ärmlichen Verhältnissen. In dieser Zeit, in der der Widerspruch zwischen Hitlers Anspruch und der Realität wohl am gravierendsten war, lernte er im Obdachlosen-Asyl einen gewissen Reinhold Hanisch kennen, der für kurze Zeit sein Wegbegleiter war. Ihm gegenüber gab er sich als akademischer Maler aus, eine Aussage die, wie wir wissen, seinen damaligen Wunschträmen entsprach. Gemeinsam lebten sie von den Aquarellen, die Hitler nach Postkartenmotiven malte, und die Hanisch dann verkaufte. Hanisch war wohl sein einziger Wiener Freund in diesen Tagen, Hitlers Unverträglichkeit wurde mehrfach bekundet. Er erwies sich als eigenbrötlerischer, lebensabgewandter und unduldsamer Politisierer. Als Hanisch im August 1910 ein von Hitler gemaltes Bild für 10 Kronen verkaufte, das Hitler für 50 Kronen wert hielt, kam es zum großen Bruch zwischen beiden. Er ließ Hanisch 1938 hinrichten. Ein jüdischer (!) Mitbewohner eines Obdachlosen-Asyls oder Männerheims verkaufte fortan Hitlers Bilder, selten auch er selber. Wien, das er als "schwerste, wenn auch gründlichste Schule" seines Lebens bezeichnete, begann er zu hassen. Er träumte weiter von einem Leben als Architekt, tat aber nichts dafür.
"Nur seine Träume waren anspruchsvoll, ehrgeizig und auf ein großes Schicksal gerichtet. Die Beharrlichkeit, mit der er sie gegen die Realität träumte, verleiht diesem Lebensabschnitt, allem Phlegma und aller passiven Ziellosigkeit zum Trotz, den Anschein auffallender innerer Konsequenz. Unbeirrbar wich er allen Festlegungen aus und verharrte in vorläufigen Zuständen. Wie seine Weigerung, in die Gewerkschaft einzutreten und sich damit als Arbeiter kenntlich zu machen, ihm den bürgerlichen Anspruch bewahrt hatte, so blieben ihm im Männerheim, solange er sich nicht arrangierte, die Verheißung auf Genialität und künftigen Ruhm erhalten." (Fest, S.89). Von Wien enttäuscht zog Hitler am 24. Mai 1913 nach München.
Die Zeit in München
München war zu jener Zeit als eine Stadt der Künste bekannt, eine Stadt der Museen, in der es sich als Künstler, für den Hitler sich ja zweifellos hielt, zu leben lohnte. Seinen Beteuerungen, aus politischen Gründen nach München gegangen zu sein, darf man wohl keinen Glauben schenken, da der Zusammenhang zwischen seinem immer wieder betonten Künstlerdasein und der Wahl der Stadt doch zu augenfällig ist; außerdem hätte sich für ihn als Politiker doch dann sicherlich die Reichshauptstadt Berlin als Wohnort angeboten. Des weiteren floh er wohl ausösterreich, um dort dem Militärdienst zu entgehen. Hitler, der sich auch in München mit dem Kopieren von Postkarten über Wasser hielt, führte dort ein ebenso leeres und kontaktarmes Leben, wie zuvor in Wien. Obwohl alle Richtungen vertreten waren, schloß er sich weder einer Partei noch einer politischen Gruppe an, was seine Aussage aus politischen Gründen nach München gegangen zu sein, ebenfalls erschüttert. Die in München herrschende intellektuelle Unruhe ging an ihm genauso vorbei, wie die künstlerische. Das einzige Problem, das ihn wirklich beschäftigt zu haben scheint war, einen sozialen Abstieg zu verhindern, was jedoch keinesfalls bedeutet, daß er sich um einen sozialen Aufstieg bemüht hätte. Er wollte lediglich nicht weiter absteigen, was für ihn das Ende bedeutet hätte, und so hielt er an seinem Glauben, besonders begabt oder auserwählt zu sein, fest, um die Rückschläge zu verkraften, die ihm das Leben zufügte.
Im Januar 1914 machte ihn dieösterreichische Kriminalpolizei doch ausfindig und brachte ihn zumösterreichischen Konsulat, was ihm letzten Endes eine Musterung in Salzburg am 5. Februar 1914 beschehrte. Als untauglich entlassen, ging er sofort nach München zurück, wo er teilnahmslos weiterlebte. Anstelle von persönlichen Bindungen zog er es vor, mit flüchtigen Kneipenbekanntschaften über politische Dinge am Stammtisch zu diskutieren, anstatt sich ernsthaft politisch zu engagieren.
Die Proklamation des Krieges am 1. August 1914 war da für ihn wie eine Erlösung. Auf einem zufälligen Foto, das jubelnde Massen bei der Kriegserklärung auf dem Münchner Odeonsplatz zeigt, ist Hitler, in der Masse untergehend, unter den Jubelnden zu sehen. Der Krieg, in den die Völker Europas voller Erwartung und Enthusiasmus zogen, war für Hitler die Möglichkeit, seine deutsch-nationale Gesinnung unter Beweis zu stellen. Er genoß das Gemeinschafts- und Zugehörigkeitgefühl und meldete sich, obwohl erösterreicher war, freiwillig bei der bayrischen Armee. Der Widerspruch zu seiner Flucht vor derösterreichischen Armee ist nur scheinbar, da ihm dasösterreichische Militär für ihn unnötige Zwänge auferlegt hätte, während er nun in den Krieg zog, was für ihn eine Art Befreiung von all seinen Sorgen bedeutete. Er mußte sich vorerst keine Gedanken mehr darüber machen, was aus ihm werden sollte. Am 4. August 1914 erhielt er den Bescheid, daß seinem Antrag auf Einberufung stattgegeben wurde.
Der Erste Weltkrieg
Nach einer kurzen Ausbildungszeit erlebte Hitler mit seinem Regiment am 29. Oktober 1914 seine erste Schlacht an der Westfront. Er verbrachte den ganzen Krieg als Botengänger, eine Aufgabe, die seinem einzelgängerischen Wesen sehr nahe kam. Seine Vorgesetzten beurteilten ihn als zuverlässig, pflichtbewußt und äußerst ernst veranlagt. Obwohl er übereifrig war und sich musterhaft gab, was wohl auf seine Bestrebungen zurückzuführen ist, sich hinter den Pflichten und Regeln zu verstecken, wurde er, mit Hinweis auf seine fehlenden Führungsqualitäten, nicht befördert. Hitler sonderte sich von seinen Kameraden ab und distanzierte sich auch dadurch von ihnen, daß er ihre Interessen und Probleme nicht teilte. Er schrieb zum Beispiel nicht an seine Familie und war auch nicht an soldatischen Weibergeschichten interessiert. Man sah ihn wohl oftmals ruhig und in sich versunken in der Ecke sitzend. Im Dezember 1914 wurde ihm das Eiserne Kreuz zweiter Klasse verliehen, wonach er im Oktober 1916 eine leichte Verwundung am Oberschenkel erlitt. Diese Verletzung verschlug ihn in ein Lazarett bei Berlin, wo er sich neben München aufhielt, bis er wieder an die Front zurückgeschickt wurde. Die Situation in Berlin und München desillusionierte ihn vollkommen, mußte er doch feststellen, daß der trennende Parteienstreit wieder an die Stelle des verbindenen Kriegsenthusiasmus' getreten war; dahinter witterte er natürlich sofort eine Verschwörung der Juden. Im März 1917 folgte dann die Befreiung, er wurde wieder an die Front geschickt. Seinen ersten Heimaturlaub im Oktober 1917 verbrachte er dann bei seinen Angehörigen in Spital, was darauf schließen läßt, daß seine persönlichen Erfolge im Krieg sein Selbstwertgefühl steigerten. Im Mai 1918 wurde ihm das Regiments- Diplom für Tapferkeit vor dem Feind verliehen und im August desselben Jahres das Eiserne Kreuz erster Klasse, das nur sehr selten an Mannschaftsgrade vergeben wurde. Ein konkreter Anlaß hierfür ist nicht bekannt und es ist, trotz einiger Legenden, wahrscheinlich, daß seine ständigen guten Dienste ausschlaggebend für die Verleihung waren. Wichtiger als der Grund ist die persönliche Bedeutung, die das Eiserne Kreuz erster Klasse für Adolf Hitler gehabt haben muß. Für ihn alsösterreicher stellte es sicherlich eine Legitimation der politischen Mitsprache in Deutschland dar. Seinen zweiten Heimaturlaub im September 1918 verbrachter er dann auch wieder in Spital.
In der Nacht vom 13. zum 14. Oktober 1918 wurde Adolf Hitler bei einem Gasangriff verwundet, so daß er vorrübergehend erblindete und in das Lazarett Pasewalk in Pommern gebracht werden mußte. In den frühen Novembertagen erholten sich seine Augen wieder, Zeitung konnte er jedoch noch immer nicht lesen, so daß ihn die Nachricht von der Revolution, die er am 10. November von einem Geistlichen bekam, sehr überraschend traf. Nach seiner Entlassung aus dem Lazarett Ende November 1918 ging er zurück nach München, wo er sich beim Ersatzbataillon seines Regiments meldete. Seine späteren Ausführungen, die Erblindung im Lazarett und die Novemberrevolution wären für seinen Entschluß, Politiker zu werden, von Bedeutung gewesen, sind wohl wieder einmal mit Vorsicht zu genießen. Schließlich schloß er sich nach seiner Rückkehr nach München noch immer keiner politischen Gruppierung an oder besuchte eine politische Veranstaltung, und das, obwohl München während der Novemberereignisse eine zentrale Rolle spielte und in politischem Aufruhr begriffen war. Ende des Krieges und Revolution im Novembe0123
Der Einstieg in die Politik
Als Hitler im Frühsommer 1919 nach München kam, war die Stadt, die während der Revolution schon eine politische Vorreiterrolle inne hatte, wieder in politischem Aufruhr - die Gegenrevolution formierte sich. "Als Land der Revolution wurde Bayern jetzt das Land der Gegenrevolution" (Fest, S.162). Nach besagtem Dienst für den Untersuchungsausschuß, den Hitler wohl sehr zufriedenstellend erledigt hatte, wurde er zu einem Kursus für "staatsbürgerliches Denken" kommandiert, wo ihm historische, politische undökonomische Fakten vermittelt werden sollten. Hitler, der bei diesem Kursus den Hochschullehrern als begnadeter Rhetoriker auffiel, hinterließ bei ihnen ein zweideutiges Bild. Da war einerseits der sichere und redegewandte Rhetoriker, der Gruppen begeistern konnte und andererseits ein Mensch, der im persönlichen Gespräch mit den Professoren extrem unsicher wirkte. Aufgrund seines Talents wurde Adolf Hitler in ein Aufklärungskommando berufen, dessen Aufgabe es war, heimkehrende Soldaten, die aus Kriegsgefangenschaft kamen, antimarxistisch und nationalistisch zu beeinflussen. Hier sammelte er Erfahrungen sowohl auf rhetorischem als auch auf psychologischem Gebiet und wetterte gegen alles. Angefangen bei den "Novemberverbrechern" bis hin zum Versailler Vertrag sah er alles unter dem Einfluß der jüdisch-marxistischen Weltverschwörer.
Hitler bekam den Auftrag, eine Veranstaltung der kleinen unbedeutenden Deutschen Arbeiterpartei (DAP) zu besuchen, die im Prinzip nicht einmal als richtige Partei bezeichnet werden konnte. Vielmehr war die am 5. Januar 1919 von Anton Drexler gegründete Partei eine Vereinigung von Stammtischpolitikern, die sich einmal wöchentlich zusammenfanden, um politische Probleme zu diskutieren. Die Partei machte keinerlei Anstalten, sich nach außen hin populär zu machen und genügte sich vollkommen in ihren Stammtischdasein. Adolf Hitler besuchte, seinem Auftrag gemäß, am 12. September 1919 eine Zusammenkunft der Partei, die an diesem Abend einen Gastredner geladen hatte. Nach gehaltener Rede kam es zu einer Auseinandersetzung Hitlers mit dem Redner, wobei auch Drexler das ungeheuere Redetalent des Besuchers erkannte. Wenige Tage später bekam Adolf Hitler unaufgefordert eine Mitgliedskarte mit der Nummer 555 zugeschickt, zusammen mit der Einladung zu einer Ausschußsitzung der Partei. Hitler nahm an der Sitzung teil und trat der Partei als siebtes Ausschußmitglied, zuständig für Werbung und Propaganda, bei. Die politische Arbeit in der DAP schien genau seinen Neigungen zu entsprechen. Die Aktivitäten verbanden eine Absage an die beengende bürgerliche Ordnung mit seiner bis dato entdeckten rhetorischen Begabung und setzten keinerlei Bildung im üblichen Sinne voraus. Schon kurze Zeit später, am 16. Oktober 1919, sprach er als zweiter Redner auf einer Versammlung der Partei vor 1100 Menschen, die er mühelos in seinen Bann zog. Sein unaufhörlicher Redefluß und sein unvergleichlicher Redestil begeisterten die Zuhörer, was ihm eine Selbstbestätigung war und ihn zu weiteren rhetorischen Höhenflügen animierte. Eine Wechselwirkung zwischen ihm und seinem Publikum, die von nun an immer wieder zu beobachten war. Er erkannte seine rednerische Begabung als Ausweg aus der Ziellosigkeit, die sein Leben bis dahin bestimmt hatte, so daß er zeitweise sogar Werberedner werden wollte.
Statt dessen intensivierte er seine Aktivitäten in der DAP, wandelte diese und dachte schon früh daran, eine Massenpartei aus ihr zu machen. Noch im 0123 Die lokale Politik Aufgrund der symbiotischen Beziehung Hitlers zu seiner Partei ist seine Biographie vom Moment seines Eintritts in die Politik an, unzertrennlich mit der Parteigeschichte verbunden. Wenn die Person Hitlers also zeitweilig hinter der Geschichte der Partei zu verschwinden scheint, so liegt dies daran, das Hitler schlichtweg die Partei war.
Hitler begann, die Partei neu zu formen: er führte den Heilsgruß ein, genauso wie Uniformen und Ränge, machte die Hakenkreuzfahne zum Parteisymbol, verschärfte die Propagandapolitik der NSDAP, so daß fortan halbmilitärische Mannschaftswagen, Parolen skandierend durch die Straßen fuhren und die roten Plakate der Partei überall zu sehen waren. Straßenumzüge der Nationalsozialisten gehörten bald zum gewohnten Bild der Stadt. Er überzog das ganze Land mit regelrechten Versammlungswellen und sprach auf vielen dieser Massenkundgebungen, die nun fast wöchentlich abgehalten wurden.
Bereits im März 1920 wurden in Berlin und in München rechtsgerichtete Versuche unternommen, die Regierungen zu stürzen, was in Berlin mit dem sogenannten Kapp-Putsch mißlang, im München, von Freikorps und Reichswehr getragen, jedoch zum Regierungswechsel führte. Der rechtsgerichtete Gustav von Kahr war nunmehr bayrischer Regierungschef. Diese Entwicklung sorgte für eine Mobilmachung vieler linker Kräfte, wonach mehr als 50.000 Mann unter Waffen standen, die den Aufstand im Rheinland und in Sachsen-Thüringen probten, der allerdings diesmal von der Reichswehr niedergeschlagen wurden. Der vorhergegangene Kapp-Putsch wurde aufgrund eines Generalstreiks beendet, da die Reichswehr nicht gegen die rechten Putschisten vorgegangen war. Die politische Gesinnung der Reichswehr wurde damit überdeutlich.
"Dank der neuen Machtverhältnisse wurde Bayern, mehr noch als bisher, zum natürlichen Sammelpunkt rechtsradikaler Umtriebe" (Fest, S.194). Die Partei, die mittlerweile sogar linke Versammlungen sprengte, hatte sich zum Liebling der bayrischen Landesregierung gemausert, die in ihr eine Stütze ihrer Macht sah. Entsprechend seinem Vorsatz, sich die mächtigen Kräfte geneigt zu machen, bandelte er mit der etablierten Macht an. Hitler, der die Partei als Massenbewegung verstanden wissen wollte, nicht also für einen kleinen elitären Kreis, fand zunehmend Zugang zur Münchner High-Society, in der er sich eher unauffällig benahm und die sich für den absonderlichen Mann lediglich interessierte. Sein Verhalten war stets ehrerbietig und von einer gewissen Schüchternheit geprägt. Obwohl deren vermögende Gönner ihn im Dezember 1920 beim Erwerb des "Völkischen Beobachters" finanziell unterstützten, hatte Hitler in der feinen Gesellschaft keine herausragende Rolle. "In der Partei dagegen blieb er weiterhin in einer Umgebung aus biederem Mittelstand und halbkriminellem Rowdytum, das seinem tiefsitzendem Bedürfnis nach Aggression und physischer Gewalt Genüge tat" (Fest, S.199). Dietrich Eckart, ein Mann, der ihn in dieser Zeit stark prägte und ihn in eben jene High-Society einführte, nannte ihn im "Völkischen Beobachter" im August 1921 das erste Mal "den Führer", dessen Idealbild er für ihn verkörperte. Die Partei, die mittlerweile, ein Jahr nach Verkündung ihres Programms, etwa das Zehnfache an Mitgliedern zählte, mehrere Ortsgruppen gegründet und rund 80 Kundgebungen zelebriert hatte, bedurfte nun nur noch der formalen Absegnung der Hitlerschen Führung. Inhaltlich leitete das Ausschußmitglied für Propaganda die Geschicke der Partei ohnehin schon fast diktatorisch. Der Aufstieg der NSDAP, durchweg begünstigt durch die in Kraft tretenden Bestimmungen des Versailler Vertrages, den das deutsche Volk als eine jähe Schmach empfand, war im Prinzip Hitlers Werk. Er nutzte innerparteiliche Spannungen, bezüglich der Zusammenarbeit mit anderen völkischen Parteien beziehungsweise deren Eingliederung in die NSDAP, zum Austritt aus der Partei, wobei er seinen Wiedereintritt für den Fall in Hoffnung stellte, daß einige Forderungen seinerseits erfüllt würden. Hitler hatte seine Stellung innerhalb der Partei richtig eingeschätzt und so gab der Parteiausschuß seinen Forderungen nach. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 29. Juli 1921 wurde Hitler diktatorischer Führer der NSDAP und der Auschuß trat zurück. Fortan war er "der Führer". Hitler, der durchaus auch bereit war, politische Ziele unter Gewaltanwendung durchzusetzen, gründete am 3. August 1921 die Sturmabteilung, die sogenannte SA. Sie setzte sich hauptsächlich aus ehemaligen Mitgliedern von sich auflösenden halbmilitärischen Einwohnerwehren und heimkehrenden Freikorps zusammen und war, offiziell, eine Ordnungstruppe der NSDAP auf deren Veranstaltungen und hatte auch eine beachtliche Propagandawirkung. Nach einer großen Schlacht der SA mit Gruppen der Sozialdemokraten im Münchner Hofbräuhaus am 4. November 1921, gehörten die Straßen der Stadt der NSDAP. "Tatsächlich hat das beispiellos rüde Auftreten der SA, den Erwartungen Hitlers gemäß, dem Aufstieg der Partei keinen Abbruch getan, selbst innerhalb des soliden rechtschaffenden Bürgertums verminderte es keineswegs die Anziehungskraft der Bewegung" (Fest, S.211).
Dem Aufstieg Hitlers kamen zwei Faktoren zugute. Erstens die Inflation, unter anderem verursacht durch die hohe Verschuldung des Staates durch den Krieg, die in der Weltwirtschaftskrise endete. Zweitens die Tatsache, daß die Weimarer Republik von der breiten Masse nicht richtig akzeptiert wurde, da sie nicht mit den Herrschaftsstrukturen des einstigen Kaiserreichs vergleichbar war. Die Menschen wollten einen Staat, mit dessen Ordnung sie sich identifizieren konnten. Das einst blühende und starke Kaiserreich war einer abhängigen und unterdrückten Republik gewichen. Hitlers Leistung bestand nun darin, daß er die von den Demokraten angefeindete Gehorsamserziehung der Deutschen nicht in Frage stellte, sondern sich ihrer bediente. Viele Deutsche wollten eine Autorität, die ihnen eine klare Linie vorgab und die sie nicht wie die Weimarer Republik verwirrte. Hitler verkörperte diese Autorität.
"Die Fähigkeit Hitlers, Versammlungen der verschiedensten Menschen - je größer und je gemischter, desto besser - in eine homologe knetbare Masse zu verwandeln, diese Masse erst in eine Art Trancezustand zu versetzen und ihr dann etwas wie einen kollektiven Orgasmus zu bereiten, ist bekannt. (...) Hitlers Reden liefen langsam und stockend an, hatten wenig logischen Aufbau und manchmal kaum einen klaren Inhalt. (...) Diese hypnotische Massenwirkung war Hitlers erstes und lange Zeit sein einziges politisches Kapital. Wie stark sie war, darüber gibt es (...) unzählige Zeugnisse." (Haffner, S.22f). Hitlers politische Kundgebungen glichen theatralischen Veranstaltungen. Die Räume die er dafür nach psychologischen Gesichtspunkten aussuchte testete er auf deren Akustik und besetzte sie zu einem Drittel stets mit eigenen Anhängern, um halbleere Säle zu vermeiden. Ständig war er um eine Verbesserung seines rhetorischen Stils bemüht. Dieser verfehlte seine Wirkung nicht und war wohl hauptausschlaggebend für den sprunghaften Anstieg der Mitgliederzahlen der NSDAP von rund 6.000 im Januar 1922 auf etwa 55.000 im November 1923. Die Partei wurde zum Inbegriff des bayrischen Nationalismus und hatte mittlerweile etwa fünfzig Ortsgruppen. Aufgrund eines rechtsextremistischen Anschlags auf den Außenminister Walther Rathenau im Juni 1922 angefeindet und in Teilen Deutschlands sogar verboten, wurde die NSDAP in Bayern weiterhin protegiert.
Am 14./15. Oktober 1922 wurde Hitler zu einer Demonstration nationalistischer Verbände in Coburg eingeladen, zu der er, wie gebeten, "einige Begleitung" mitbrachte. Hitler ließ 800 SA-Männer nach Coburg transportieren, um die Veranstaltung, zu der als Gast geladen war, zu sprengen und an sich zu reissen. Aus der provozierten blutigen Straßenschlacht mit den Kommunisten, ging die SA siegreich hervor und Hitler erkannte die Stärke seiner Position auch außerhalb Münchens. Gerüchte über einen bevorstehenden Putsch der NSDAP machten die Runde.
Ende Januar 1923 berief Hitler einen Parteitag der NSDAP in München ein, der eine beeindruckende Präsentation seiner Macht werden sollte. 5.000 SA-Männer aus ganz Bayern wurden aufgeboten und zwölf Massenkundgebungen in Münchner Sälen waren geplant. Nach vergeblichen Versuchen, den Parteitag zu verbieten, sogar der Ausnahmnezustand wurde über München verhängt, setzte sich Hitler mit Unterstützung der Reichswehr letzten Endes doch durch und der Parteitag fand ohne Zugeständnisse in der geplanten propagandawirksamen Form statt. Er hatte die Kraftprobe mit der staatlichen Gewalt gewonnen, die meinte, "(...) es schien an der Zeit, den Führer der Nationalsozialisten an die Spielregeln zu erinnern." (Fest, S.232). Begleitet und unterstützt wurde Hitlers Sieg über die Obrigkeit durch die Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen im Januar 1923, da Deutschland seinen im Versailler Vertrag festgesetzten Reparationsforderungen nicht mehr nachkommen konnte. Die inflationären Tendenzen der Zeit vor der Besetzung nahmen nun dramatische Formen an, die Entwertung der Mark war nicht mehr zu stoppen. Hitler nutzte die Ruhrbesetzung politisch dahingehend aus, daß er den NSDAP-Mitgliedern die Beteiligung am Ruhrkampf, dem passiven Widerstand, untersagte, da, seiner Meinung nach, erst der Feind im Inneren, in Form der "Vaterlandsverräter und Novemberverbrecher", erledigt werden müsse, bevor man es sich leisten könne, gegen Frankreich zu kämpfen.
Seit dem 8. Februar 1923 kam der "Völkische Beobachter", der zuvor einmal die Woche erschien, täglich heraus. Außerdem bildeten Mitgliederbeiträge, Spenden, Eintrittsgelder zu Hitlers Veranstaltungen und Sammlungen, den finanziellen Stamm der Partei, der jedoch bei weitem nicht ausreichte, den Bedarf an Geld, den die Partei aufgrund ihres mächtigen Auftretens hatte und der mit den tatsächlichen Mitgliederzahlen in noch keinem Verhältnis stand, zu befriedigen. Zunehmend fand die Partei, wohl vielfach durch Hitler, Zugang zu bürgerlichen Gönnerkreisen, die die NSDAP aus der Angst vor der vermeintlichen kommunistischen Gefahr heraus unterstützten.
Am 1. Mai 1923 wollte Hitler die traditionell an diesem Tage stattfindende Kundgebung linker Gruppen in München unterbinden, wofür er sogar die Erlaubnis erhielt, dort Kampfverbände zusammenzuziehen, wieder vor dem Hintergrund, daß seine Aktionen der Position der bayrischen Regierung zuträglich waren und deswegen geduldet wurden. Nach Hitlers Plänen hätte dieser Tag nach dem Beispiel von Coburg verlaufen sollen, er rechnete sogar mit der Unterstützung der Reichswehr. Diese wurde ihm jedoch wider Erwarten versagt. Er bekam von der Reichswehr keine Waffen und die blutigen Straßenschlachten blieben aus. "Es war der erste empfindliche Rückschlag nach einem jahrelang stürmischen Aufstieg, und für mehrere Wochen zog Hitler sich, von Selbstzweifeln erfüllt (...) nach Berchtesgaden zurück." (Fest, S.246) und "Wie in einem Rückfall in die alten Lethargien und Unlustgefühle ließ er sich treiben." (ebd.). Sowohl Hitlers Niederlage als auch seine Flucht nach Berchtesgaden, schadeten seinem Prestige ungemein. Hitler mußte erkennen, daß seine ständige Präsenz und die um ihn herum inszenierten Sensationen die einzigen Fundamente waren, auf denen sein guter Name basierte. "Den Mann gibt es gar nicht; er ist nur der Lärm, den er verursacht." (Kurt Tucholsky).
Den Umschwung brachte die unvermeidbare Aufgabe des Ruhrkampfes und die Fortsetzung der Reparationszahlungen am 24. September 1923 durch die Reichsregierung unter Gustav Stresemann. Hitler, der zuvor den Beginn des Ruhrkampfes demagogisch genutzt hatte, verwendete nun dessen Ende für sich, indem er die Beendigung des Widerstandes vor den Führern des Kampfbundes als Verrat bezeichnete und sich wieder dessen Führung übertragen ließ. Unverzüglich ließ er die 15.000 SA-Leute in Alarmbereitschaft setzen und befahl allen NSDAP-Mitgliedern, aus anderen nationalen Organisatioen auszutreten, um die Vormachtstellung der eigenen Partei zu stärken. Für den Abend des 27. September plante er vierzehn Massenveranstaltungen, die jedoch von der bayrischen Landesregierung zusammen mit der Erklärung des Ausnahmezustandes am 26. September verboten wurden. Hitler verkündete, daß entweder München oder Berlin fallen müsse. Es könne kein Nebeneinander beider Städte geben, hatte er schon vorher verkündet. Entweder müsse das bolschewistische Norddeutschland oder das nationale Bayern siegen. Am 1. Oktober 1923 versuchte die Kommunistische Internationale einen Putsch, der jedoch von der Reichswehr niedergeschlagen wurde. Die einzige wirkliche Gefahr für die Republik kam noch immer aus Bayern. Ursprünglich wollte der Kampfbund am 10. November nach München einmarschieren, doch Hitler änderte den Plan, als er erfuhr, daß sich die nationale und konservative Prominenz Bayerns am Abend des 8. November 1923 im Münchner Bürgerbräukeller traf.
Der Putschversuch
Adolf Hitler beschloß, die geplante Versammlung an sich zu reißen. Er ließ den Bürgerbräukeller von SA-Leuten umstellen und sprengte die Veranstaltung. Hitler verkündete, daß die nationale Revolution ausgebrochen sei, daß man die bayrische Landesregierung und die Reichsregierung abgesetzt habe und daß eine provisorische Rechsregierung gegründet würde. Die führenden und wichtigsten Persönlichkeiten dieser Zusammenkunft kommandierte er in einen Nebenraum, wo er sie unter Androhung von Waffengewalt - und letzten Endes dank der Autorität Ludendorffs - von seinen Plänen überzeugen konnte und ihnen die von ihm zugedachten Regierungsämter übertrug.
Anschließend begab er sich aufs Podium wo er die Masse mit Leichtigkeit von der unbedingten Notwendigkeit des Putsches überzeugte und ihr die neue Regierung vorstellte. Er selber übernahm die Führung die provisorischen Reichsregierung. Den bayrischen Ministerpräsidenten, einige Landesminister und den Münchner Polizeipräsidenten, allesamt bei der Versammlung anwesend, verhaftete man kurzerhand. Mit der SA und dem Kampfbund im Rücken und den Zustimmungen der Vertreter von Reichswehr und Polizei war Hitler der festen Überzeugung, es geschafft zu haben.
Tatsächlich aber konnte er sich auf die quasi erzwungenen Worte seiner Mitverschwörer nicht verlassen. Otto von Lossow, der Oberbefehlshaber der bayrischen Reichswehr, widerrief nach seiner Rückkehr vom Bürgerbräu alle gemachten Zusagen und Gustav von Kahr, der während des Ausnahmezustands eingesetzte Generalstaatskommissar, erklärte Hitlers NSDAP sowie seinen Kampfbund für aufgelöst. Die Stimmung des Volkes war jedoch weiterhin auf Hitlers Seite und so war Hitler am Morgen des 9. November 1923 davon überzeugt, durch massive Propaganda das Volk zu begeistern und auf seine Seite für den geplanten Marsch nach Berlin zu bringen. Ein Plan, an dem er im weiteren Verlauf des Tages wieder zu zweifeln begann, wohl nicht zuletzt aus der Angst heraus, diesmal ernsthaft mit der Reichswehr aneinanderzugeraten, den Ludendorff dann jedoch mit einem energischen "Wir marschieren!" zur Ausführung kommen ließ. Mit den wichtigsten Leuten der Partei an der Spitze, zog Hitler, gefolgt von einigen tausend Menschen durch die Münchner Innenstadt. Auf dem Münchner Odeosplatz, wo für ihn der Erste Weltkrieg begann, endete nun sein Putsch unter einem Schußwechsel, dem sechzehn Demonstranten und drei Polizisten zum Opfer fielen. Ludendorff wurde sofort verhaftet, Hitler, der sich während der Tumulte den Arm ausgerenkt hatte, gelang vorerst die Flucht. Er versteckte sich in Uffing am Staffelsee im Landhaus von Ernst Hanfstaengl, der ihn schon vorheröfter unterstützt hatte, wo er zwei Tage später verhaftet wurde, nicht ohne sich sein Eisernes Kreuz erster Klasse anhängen zu lassen. Hitler war, vorerst eine Hinrichtung erwartend, verzweifelt, denn "(...) die unerwarteten Schüsse vor der Feldherrnhalle bedeuteten nicht nur das abrupte Ende eines unaufhaltsam scheinenden dreijährigen Aufstiegs und aller seiner taktischen Voraussetzungen, sondern auch und vor allem einen schrecklichen Zusammenstoß mit der Wirklichkeit." (Fest, S.274). Sein auf dem Beifall der Massen gebautes Kartenhaus schien in sich zusammenzubrechen. Erst die Gewissheit, eine ordentliche Gerichtsverhandung zu bekommen, ließ ihn wieder hoffnungsvoller in die Zukunft blicken - Publikum. Tatsächlich nutzte er die Gelegenheit, um von all seinem rhetorischen Talent Gebrauch zu machen, wobei er den Hochverratsprozeß vom 01
Die Haft in Landsberg
Die Haft in der Festung Landsberg gestaltete sich für Hitler denkbar angenehm. Die wöchentlich erlaubte Besuchszeit von sechs Stunden nahm er fast täglich in Anspruch, so daß er während seiner Haftzeit "Hof für die Hunderte von Besuchern" (Infos, S. 6) hielt. Er schrieb während der sechmonatigen Zeit den ersten Teil seines Buches "Mein Kampf", in dem er seine Weltanschauung zu vermitteln und sein Märtyrerbild zu inszenieren versuchte. Das Buch, in dem er sich recht unsystematisch sowohl über seine Jugend als auch über seinen politischen Werdegang äußerte, ist ein "wahres Sammelsurium (...) aus dem aber doch nach mühsamer Lektüre einige Gedanken als die für Hitler offensichtlich wesentlichsten herausgefunden werden können, einfach aus dem Grund, weil sie in immer anderen Wendungen wieder und wieder vorgetragen werden." (ebd.). Im Vorwort des Buches heißt es: "So habe ich mich entschlossen (...) nicht nur die Ziele unserer Bewegung klarzulegen, sondern auch ein Bild der Entwicklung derselben zu zeichnen. Aus ihr wird mehr zu lernen sein als aus jeder rein doktrinären Abhandlung." (Hitler, S.XXVIII). Leider hat ihn keiner ernst genommen.
Alles, was Hitler bewegte, war immer wieder auf seine Rassenlehre zurückzuführen, die im Prinzip noch nicht einmal sein Werk, sondern nur eine Modifizierung allgemein gängiger Theorien war. Der Rassismus, genauer der Antisemitismus, war das verbindende Glied, das all seine Gedanken in einen Zusammenhang brachte.
Die Rassentheorie leitete Hitler wohl hauptsächlich von den 1859 erschienen Werken des Naturforschers Charles Dawins ab, dessen Theorie der natülichen Selektion davon ausging, daß bei der Fortpflanzung immer die besseren und stärkeren Gene weitervererbt würden, so daß das Schwache diesem natürlichen Prozeß zum Opfer falle. Hitler und die Sozialdarwinisten vertraten nun die Meinung, daß auch im Bezug auf die von ihnen zweifelsfrei erkannten verschiedenen Rassen nur die stärkeren überleben würden und daß man diesen ohnehin natürlichen Prozeß dadurch beschleunigen müsse, daß man Schwaches und Krankes nicht weiter am Leben erhalte, es sogar vernichte. Er machte die Ausmerzung der Juden zum höchsten Ziel der nationalsozialistischen Bewegung, wobei alles andere der Hinarbeitung auf dieses Ziel diente. Die Ziele seiner Erziehung waren es, die starke arische Rasse ideologisch auf den zu bestehenden Rassenkampf vorzubereiten. Zu diesem Zweck wünschte er sich eine kerngesunde Jugend, wobei der Schwerpunkt natürlich auf dem Körperlichen lag und das Geistige absichtlich vernachläßigte, um die menschlichen Instinkte zu verstärken, die natürlich auch den Gesetzen Darwins folgten. Der humanistischen Bildung erklärte er eine klare Absage. Der Körper sollte ausgebildet werden, um die "Zuchttauglichkeit" zu gewährleisten. Wie es allen faschistischen Bewegungen eigen ist, sollte eine kollektive Elite herausgebildet werden, eben die Rasse. Dem entsprach auch seine sozialpolitische Konzeption. Hierbei zielte er auf die vollständige Aufhebung der Klassenunterschiede, um den Nationalstolz zu stärken. Innenpolitisch stellte er sich als Führer an die Spitze der Nation, die zuerst ihm unbedingten Gehorsam zu leisten hatte und dann, hierarchisch abgestuft, jedem seiner Vertreter. Die Verwirklichung des absoluten Führerprinzips mit ihm an der Spitze. In der Außenpolitik waren seine Vorstellungen nicht weniger radikal. Das Endziel seiner Bestrebungen, den angemessenen Lebensraum für das deuts01
Die große Politik
Der Entschluß normale Politik zu betreiben, kam für Hitler einem Neuanfang gleich. Die deutsche Währung begann sich zu stabilisieren, in den Verhandlungen über die Reparationszahlungen gelangen den deutschen Verhandlungsführern erste Erfolge, die Franzosen erwogen einen Rückzug aus dem Ruhrgebiet, die Eingliederung Deutschlands in den Völkerbund wurde diskutiert und amerikanisches Anleihenkapital half der Wirtschaft. In den Wahlergebnissen schlug sich dies nieder. In den Reichstagswahlen vom Dezember 1924 büßten die radikalen Parteien erhebliche Mandate ein. Auch durch das Verbot der Partei und des "Völkischen Beobachters" sah er sich nicht zu unterschätzenden Problemen gegenüber, da er nun weder auf die Unterstützung der Reichswehr setzen konnte, noch auf die Mittel der Gönner, die ihn vor dem mißglückten Putschversuch unterstützt hatten. Die Partei war in verschiedenen völkischen Organisationen aufgegangen. Zuerst versuchte Hitler, das Vertrauen der etablierten Regierung wiederzugewinnen, weswegen er am 4. Januar 1925 mit dem bayrischen Ministerpräsident Held zusammentraf, um ihm ein Legalitätsversprechen zu geben, um seinen zukünftigen legalen Kurs zu beschwören. Zur aktiven Teilnahme an der parlamentarischen Politik benötige er aber seine Partei und den "Völkischen Beobachter". Held, der Hitler einerseits Glauben schenkte und sich andererseits mächtig genug sah, Hitler im Fall der Fälle von illegalen Aktivitäten abzuhalten, stimmte ihm zu. Am 26. Februar 1925 erschien wieder die erste Ausgabe des "Völkischen Beobachters" und einen Tag später wurde die NSDAP im legendären Bürgerbräukeller neu gegründet, begleitet von einer Rede mit den üblichen Themen. Er verwirklichte das Führerprinzip innerhalb der Partei, indem er sich zu deren diktatorischem Herrscher machte und bekräftigte seinen alleinigen Führungsanspruch auf die deutschnationale Bewegung.
Kurz danach begann die bayrische Regierung jedoch, Zweifel gegen den Mann zu hegen, der sich zwar offiziell zur Verfassung bekannte, aber auch keinen Hehl daraus machte, sie außer Kraft setzen zu wollen und erteilte Hitler kurzerhand Redeverbot auföffentlichen Veranstaltungen. Gepaart mit innerparteilichen Querelen, die sich an der Rolle der SA innerhalb der Partei entzündeten, machte ihm dies politisch schwer zu schaffen. Einen weiteren herben Schlag mußte die Partei, die in München nur noch 700 Mitglieder hatte, bei den für den 29. März 1925, aufgrund des Todes Friedrich Eberts, angesetzten Neuwahlen zum Reichstag hinnehmen. Ihr Kandidat Ludendorff erhielt nicht viel mehr als ein Prozent der Stimmen. Hitlers Position innerhalb der NSDAP war aufgrund der Niederlagen, besonders in Norddeutschland, geschwächt, so daß eine Gruppe um Gregor Strasser am 22. November 1925 die Änderung des Programms forderte und im Januar 1926 sogar den Ausschluß Hitlers aus der Partei. Hitler zeigte sich von all dem nicht sonderlich beeindruckt und verbrachte lange Zeit in einem gemieteten Häuschen auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden, wo er am zweiten Teil seines Buches "Mein Kampf" arbeitete, dessen erster Teil jedoch kein einschlagender Erfolg war. Er wartete auf eine Gelegenheit, sich des linken Flügels der Partei zu entledigen und dieselbe wieder zu einigen.
Diese Chance bot ihm der innenpolitische Streit um die Enteignung der Fürstenhäuser. Der linke Flügel der Partei aus dem Norden war für die Enteignung, während Hitler selber die Ansicht vertrat, daß man die Fürsten nicht vollständig enteignen könne und ihnen das lassen müsse, was ihnen zustehe. Er berief eine Führertagung der Partei für den 14. Februar 1926 in Bamberg ein. Hier verstand er es, das Programm der Norddeutschen zu entkräften und das ursprüngliche Programm der Partei von 1920 zu bestätigen, wobei auch in die Frage der Fürstenenteignung zu Gunsten Hitlers entschieden wurde. Hitler war der unangefochtene Führer der Partei, dessen Autorität uneingeschränkte Geltung hatte. Auf einer Generalmitgliederversammlung am 22. Mai 1926 in München, wurde eine neue Satzung in Kraft gesetzt, die seinen innerparteilichen Führungsanspruch quasi institutionell absegnete. Hitler begann nun, die innerparteilichen Strukturen straffer zu organisieren. Er schaffte einen gewaltigen Verwaltungsapparat und demontierte die letzten demokratischen Instanzen der Partei. Er gründete einen nach dem Führerprinzip geordneten Staat innerhalb des Staates, mit allen nötigen Ämtern und Behörden, die auch dem richtigen Staat eigen waren, ergänzt durch die spezifisch nationalsozialistischen Ämter wie zum Beispiel das "Amt für Volkgesundheit und Rasse". Die Parteimitglieder uniformierten sich zusehends, eigene Orden und Abzeichen wurden kreiert und mit der Hakenkreuzfahne als Flagge ähnelte die NSDAP wirklich beinahe einem kleine Staat. "Die immer dominierender hervortretende Person Hitlers prägte und bestimmte durch solche Mittel zunehmend die Strukturen: selbst der Apparat spiegelte charakteristische Züge seiner Biographie. Schon die exzessive bürokratische Leidenschaft in den weitläufigen und vertrackt gestaffelten Ämtern sowie der Kult mit Titeln und nichtssagenden Zuständigkeiten verriet das ununterdrückbare Erbe des k.u.k. Beamtensohnes; in ähnlicher Weise deutete die Vorherrschaft des subjektiv willkürlichen Elements auf die Herkunft Hitlers aus dem Untergrund gesetz- und bindungsloser Wehrverbände; auch die alten megalomanen Neigungen machten sich in den maßlos übertriebenen Größenordnungen erkennbar, nicht anders als die hochstaplerische Repräsentationslust, die noch den Institutionen von kümmerlichstem Gewicht prunkende Bezeichnungen verlieh." (Fest, S.350). Unterdessen stabilisierte sich die wirtschaftliche Lage Deutschlands zunehmends, so stieg das Volkseinkommen erheblich und die Arbeitslosenzahl lag nur noch bei 400.000. Im Sommer 1928 arbeitete er, abgeschieden auf dem Obersalzberg, an seinem zweiten jedoch unveröffentlichten Buch, nachdem die bayrische Landesregierung die Partei im Frühjahr für so wenig gefährlich hielt, daß sie das Redeverbot Adolf Hitlers im Frühjahr 1927 aufhob. Am 9. März 1927 sprach er das erste Mal wieder im Zirkus Krone in München, die Massenwirkung seiner Reden ließ aufgrund der wirtschaftlichen Lage jedoch nach, so daß Hitler 1928 den geplanten Parteitag absagte und anstatt dessen nur eine Führertagung einberief. Hitler verlor jedoch nicht den Glauben, mit seiner unbedeutenden aber straff organisierten Partei eines Tages eine weitere Chance zu bekommen. Bei den Reichstagswahlen vom 20. Mai 1928 errang die NSDAP zwölf Mandate. Darunter auch Joseph Goebbels, der sich in einem Artikel danach nicht als Mitglied des Reichstages betrachtete, sondern als Inhaber der Immunität, womit er das Verhältnis der Partei zum Parlament erneut verdeutlichte. Für Hitler hieß es nun, auf die nächste nationale Krise zu warten, um aus der NSDAP wieder eine Massenbewegung zu machen. Diese Gelegenheit bot sich ihm in Form des Young-Plans für die Regelung der Reparationszahlungen. Das nie unaktuell gewordene Thema gewann ab dem Februar 1929 erneute Brisanz. Die unter dem Vorsitz des Amerikaners Young tagende Konferenz bemühte sich, die Fragen der Höhe und der Dauer der Reparationszahlungen endgültig verbindlich zu klären - im Prinzip ein objektiver Fortschritt. Schnell formierte sich die Rechte zum propagandawirksamen Widerstand gegen die Pläne unter Leitung von Alfred Hugenberg, der mit großem Propagandaaufwand ein Volksbegehren gegen den Plan verwirklichen wollte. Trotzdem scheiterten die Rechten am Volksentscheid, da sich die Mehrheit für die Annahme des Plans entschied, der endlich Gewissheit brachte. Trotzdem hatte die Diskussion für die NSDAP Vorteile. Zum einen brachte sich die Partei wieder ins Gespräch und zum anderen brachte sie Adolf Hitler wertvolle Kontakte zur deutschen Wirtschaft, die sich bis dahin auf einige wenige mittelständische Fabrikanten beschränkten. Die Erfolge der NSDAP bei den Landtagswahlen von 1929 ließen sich darauf zurückführen. Die Partei zog in mehrere Landtage ein und stellte in Coburg sogar den Bürgermeister.
p>Als äußeres Zeichen des Erfolges erwarb Adolf Hitler mit Unterstützung von Fritz Thyssen und anderen Geldgebern für die Partei ein größeres Haus in München zur Unterbringung der Parteizentrale, das sogenannte "Braune Haus". Zur selben Zeit überzogen Hitler und seine Partei Deutschland mit einer regelrechten Propagandaorgie, bei der er zusammen mit der gesamten Rednerelite der NSDAP das ganze Land besuchte. Unterstützt wurden diese Bemühungen durch die Deutschland erfassende Weltwirtschaftskrise, letztendlich ausgelöst durch den sogenannten "Schwarzen Freitag" an der New Yorker Börse vom 29. Oktober 1929, der, neben ähnlichen Crashs in Deutschland, auch zum Abzug von amerikanischen Geldern aus Europa führte. Begleitet von einer Selbstmordwelle, anfänglich hauptsächlich Bankiers, später auch Kleinbürger, stieg die Arbeitslosenzahl schlagartig. Die höchste Arbeitslosenzahl wurde mit 6.120.000 Menschen im Februar 1932 festgestellt. Natürlich hatte dies auch Auswirkungen auf den Zulauf zu den radikalen Parteien. Der Mittelstand und die Jugend waren von der Propagandawirkung der "demagogischen Vereinfachung der Probleme" (Infos, S.4) der NSDAP zuerst gefesselt, später auch die Arbeiterklasse, obgleich sich Hitler, wie erwähnt, stets um die Aufhebung des Klassenkampfes bemühte, um den Nationalismus zu stärken. Der Vergleich der Mitgliederzahlen mit den ausgegebenen Mitgliedsnummern läßt darauf schließen, daß viele Leute der Partei nur kurzfristig angehörten. Den Höhepunkt der Propagandawelle Hitlers erlebte Deutschland 1932, wo Hitler während fünf Deutschlandflügen auf fast zweihundert Kundgebungen vor über zehn Millionen Menschen sprach. Begleitet wurden diese Veranstaltungen noch immer von gewalttätigen Ausschreitungen, die immer zum Propagandastil der NSDAP gehörten. 1932 gab es unter den Nationalsozialisten 86 Todesopfer, deren Tod von Hitler immer wieder demagogisch verwertet wurde.
p>Bis 1930 spielte die Partei im Reichstag nur eine untergeordnete Rolle, obwohl ihr Auftreten nicht unspektakulär war. Fast immer traten die 14 und später nur noch 12 Abgeordneten uniformiert und im Gleichschritt auf. Sie bekannten immer, die Kompromißfindung nicht unterstützen zu wollen, sondern die Absicht zu hegen, den Reichstag zu behindern. Die NSDAP-Vertreter, die natürlich einem absoluten Fraktionszwang (Führerprinzip) unterlagen, hatten aber erst nach dem Wahlsieg vom 14. September 1930 die nötige Macht, ihre kontraproduktiven Ziele zu verwirklichen. Bei den Reichstagswahlen vom 14. September 1930 erlangte die NSDAP mit 18,3 Prozent der Stimmen 107 Mandate. Die NSDAP war somit nach der SPD die zweitstärkste Fraktion des Reichstages, Hitler wurde einer der wichtigsten deutschen Politiker, obgleich er aufgrund seinerösterreichischen Staatsangehörigkeit nicht kandidierte. Hitler hatte es verstanden, Jugendliche und ein ganzes Heer von Nichtwählern zu mobilisieren, die erklärte Gegner der Republik mitten in ihr Parlament katapultierten. Trotz anfänglicher Bedenken Hitlers gegen den einsetzenden Massenzulauf der NSDAP, die Partei gewann bis Jahresende ziemlich genau 100.000 neue Mitglieder, zeigte sich, daß es keine Probleme bereitete, die Scharen "in den großen Topf der nationalsozialistischen Idee hereinzuholen" (zit. nach Fest, S.404). Nach einer sofortigen Versammlungswelle begannen sich die Erfolge auf kommunaler Ebene zu wiederholen. Die ersten von Goebbels inszenierten Pogrome gegen Juden und die Schlägereien mit Kommunisten und Sozialisten, sowie die von Kommunisten und Nazis (ein aus Bayern stammender und seit geraumer Zeit oft verwendeter Kosename für die Nationalsozialisten) unterstützten Metallarbeiterstreiks waren Vorboten des Sturzes der alten Ordnung. Am 25. September 1930 wurde Hitler vor dem Reichgerichtshof als Zeuge in einem Prozeß geladen, in dem drei Offiziere der Reichswehr angeklagt wurden, einem Erlaß zuwiderhandelnd, Kontakte zur NSDAP aufgenommen und in der Reichswehr für sie geworben zu haben. In seiner Aussage erklärte er offen, die Weimarer Verfassung mit legalen Mittel, also durch Erlangung der absoluten Mehrheit im Reichstag, außer Kraft setzen zu wollen. "Tatsächlich widersprach die Verfassungsbeseitigung mit legalen Mitteln, der herrschenden Lehre zufolge, nicht der strikten demokratischen Verfassungsidee; die Souveränität des Volkes deckte auch den Verzicht des Volkes auf die Souveränität. Hier lag eines der Einfallstore, durch die Hitler ungehindert vorrücken, allen Widerstand lähmen und den Staat erobern und sich unterwerfen konnte." (Fest, S.407).
p>Am 13. Oktober 1930 wurde der Reichstag eröffnet und die Nationalsozialisten blockierten, wie angekündigt, die Entscheidungsfindung im Reichstag mit allen Mitteln. Im Februar 1931 verließ die Fraktion der NSDAP den Reichstag jedoch geschlossen, als ein Gesetz verabschiedet wurde, daß die Möglichkeit der Abgeordneten einschränken sollte, ihre Immunität zu mißbrauchen. Hitler hatte erkannt, daß er auf der Straße erheblich mehr erreichen konnte, als in einem machtlosen Parlament. Die Wirtschftskrise verschlimmerte sich zusehends und die Nazis konnten ihren Reichstagserfolg in vielen Länderparlamenten wiederholen, wurden sogar einmal stärkste Fraktion. Er erkannte aber auch, daß eine absolute Mehrheit im Parlament noch kein Weg war, die Demokratie aus den Angeln zu heben, da bei der Besetzung des Reichskanzlerpostens die Macht des Präsidenten nach der Weimarer Verfassung auschlaggebend war, und nicht die Mehrheit im Parlament. Hitler mußte sich also an Hindenburg halten. In der folgenden Zeit machte Hitler auch viel Werbung bei den Industriellen, konferierte mit dem Reichskanzler Brüning und Führern der Reichswehr. Am 10. Oktober 1931 erreichte er sogar eine Unterredung mit Hindenburg, die jedoch nicht zu seiner Zufriedenheit verlief. Hitler anvancierte aber zu einem anerkannten Verhandlungspartner.
Schon am folgenden Tage, dem 11. Oktober 1931, reiste Hitler nach Bad Harzburg zu einer Versammlung, bei der die gesamte nationale Opposition vertreten war. Die gesamte rechte Elite war anwesend, egal ob aus Politik oder Wirtschaft, alles Gegner der Republik. Die Anwesenden schlossen sich in der "Harzburger Front" zusammen und forderten den Rücktritt Brünings. Hindenburg begann das Vertrauen in den Reichskanzler zu verlieren. Der Aufstieg Hitlers schien nun nicht mehr zu bremsen, da noch nicht einmal die Staatsmacht sich zutraute, der Hitlerschen Bewegung entgegenzutreten. "(...) General von Schleicher antwortete (...), als im Verlauf einer Konferenz die Forderung nach energischen Maßnahmen gegen die Nationalsozialisten laut wurde: >Dazu sind wir nicht mehr stark genug. Wenn wir das probieren, dann werden wir einfach hinweggefegt!<" (Fest, S.436). Hitler gab den Menschen die irrationalen Visionen, die die Weimarer Republik nicht mehr zu bieten hatte. Im September 1931 hatte Hitlers Nichte Geli Raubal in der gemeinsamen Wohnung Selbstmord begangen, was Hitler wohl in eine tiefe Krise stürtzte, der er durch eine verstärkte Rede- und Reisetätigkeit Herr zu werden versuchte. Wenn es auch ungeklärt ist, ob es sich bei der Beziehung zu seiner Nichte um eine erotische Beziehung gehandelt hat, so war sie doch zumindest seine einzige große Liebe Hitlers, der unter seinen Frontkumpanen sogar als "Weiberfeind" verschrien war. Fest steht, daß es sich um eine enge Beziehung gehandelt hat, die sich nach außen jedoch hauptsächlich auf gemeinsame Opernbesuche beschränkte. Allgemein wird bei Hitlers Beziehung zu Frauen von einem perversen Verhältnis berichtet, das Alice Miller auf das gestörte Verhältnis zu seiner Mutter zurückführt. Im Frühjahr 1932 lief die Amtsperiode des Reichspräsidenten Hindenburg aus, und Hitler stellte sich, nachdem er vorerst unschlüssig war, letzten Endes doch zur Wahl. Zuvor trat er jedoch im Februar 1932 als Regierungsrat in den Braunschweigischen Staatsdienst ein, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Da der erste Wahlgang vom 13. März 1932 keine absolute Mehrheit für Hindenburg brachte, mußte ein zweiter Wahlgang durchgeführt werden, der für den 10. April 1932 geplant war. Hindenburg erreichte die absolute Mehrheit und Hitler verlor die Wahl. Bis dahin hatte er aber einen Wahlkampf geführt, der Maßstäbe setzte. "Hitler über Deutschland!" war die Devise, als Adolf Hitler mit einem Flugzeug von Ort zu Ort flog und auf unzähligen Veranstaltungen sprach, nachdem 50.000 Grammophonplatten verschickt und Werbefilme in den Vorprogrammen der Kinos plaziert wurden. Die Propagandamaschinerie kam aufgrund der zwei Wochen später anstehenden Landtagswahlen gar nicht erst zum Stehen.
"Die Reden Hitlers in den Jahren seines großen Massenzulaufs enthalten bemerkenswerterweise nur ein ganz geringes Maß konkreter Absichtserklärungen und vernachlässigen selbst seine ideologischen Fixpunkte, den Antisemitismus und den Lebensraum. Ihr auffälligstes Merkmal ist vielmehr ihre vage, allgemeine Thematik und der häufige Rückgriff auf unverbindliche weltanschuliche Metaphern (...)" (Fest, S.459). Hitler setzte auf die Wirkung seines rhetorischen Stils und nicht auf den politischen Inhalt seiner Reden. Sein Konzept ging allerdings auf. Hindenburg entließ am 30. Mai 1932 Brüning und machte auf Anraten des Reichswehrministers von Schleicher den rechten Franz von Papen zum Reichskanzler. Dieser plante recht bald eine Entmachtung des Parlaments und eine Änderung des Wahlrechts, außerdem gelang ihm beim sogenannten Preußenputsch die gewaltlose Machtübernahme, wonach er die SPD-Regierung absetzte. Da Papen jedoch keinerlei politische Grundlage im Reichsparlament hatte, sah sich Hitler in der Lage, Schleicher gegenüber den Posten des Reichskanzlers zu fordern. Schleichers Plan sah vor, Hitler zum Reichskanzler zu machen, um ihn so an die Verfassung zu binden und ihn so seiner wirksamsten Waffe zu berauben, scheiterte aber am Widerstand Hindenburgs. Am 12. September 1932 wurde der neue Reichstag unter Papen aufgrund der Intervention der Nationalsozialisten wieder aufgelöst und eine Neuwahl für den 6. November 1932 festgesetzt. Das hieß für Hitler erneut Wahlkampf, dieser brachte ihn diesmal an den Rand der Erschöpfung. Hitler hatte fast das ganze Jahr mit Wahlkämpfen verbracht. Am Tag der Wahl verlor die NSDAP zwei Millionen Stimmen und vierunddreißig Mandate. Papen, durch den Wahlsieg nicht sonderlich gestärkt, fand noch immer keinen Rückhalt im Parlament und wollte seine Reformpläne mit Gewalt durchsetzen. Schleicher wandte sich dagegen und wurde von Hindenburg am 2. Dezember 1932 zum neuen Reichskanzler ernannt. Bei einem Treffen Hitlers mit Papen in Köln einigten sich beide darauf, gemeinsam die Macht an sich zu reißen, wobei Hitler Reichskanzler werden sollte und Papen einige seiner Leute in die neue Regierung entsenden könnte, vorausgesetzt, daß diese bereit seien, Hitlers Politik mitzutragen. Schleicher versuchte derweil im Parlament Kräfte zu sammeln, um nach einer Auflösung des Reichstages die NSDAP und die KPD zu verbieten, scheiterte aber an Hindenburg, dem Papen schon einmal einen ähnlichen Vorschlag gemacht hatte, der dann aber am Widerstand Schleichers scheiterte. Der Reichspräsident, der über die Kehrtwendung Schleichers nicht wenig verwundert war, entließ ihn am 30. Januar 1933 und ernannte Hitler zum Reichskanzler, nachdem der zukünftige Vizekanzler von Papen mit seiner Ministermehrheit im Kabinett versprach, Hitler zu zügeln. Hitler erhielt außerdem das Reichsinnenministerium, das Ministerium für zivile Luftfahrt, das preußische Innenministerium, das ihm die Kontrolle über die preußische Polizei sicherte und die Zusage, daß Neuwahlen stattfinden würden. Mit der Versicherung, den Reichstag auflösen zu können, wollte Hitler sich die Option offen lassen, die Machtverhältnisse in der eben übernommenen Reichsregierung neu zu verteilen, da Hitler zwar nun Reichskanzler war, aber keinen entscheidenden Einfluß im Reichstag besaß. Die entscheidenen Ministerien waren in der Hand der Konservativen und die Reichswehr befehligte weiterhin Hindenburg. Hitler war vorerst zum Scheinkanzler degradiert und wollte diese Stellung durch einen triumphalen Wahlerfolg ausbauen.
Das Dritte Reich bis 1939
Mit der Machtergreifung verschwindet Hitlers Person noch mehr als bisher hinter der Politik, die er vertrat. Da Hitler jedoch der unumstrittene "Führer" des Reiches war, oder zumindest sehr schnell dazu wurde, steht seine gesamte Politik gleichbedeutend für seinen Charakter. Eine Politik, die immer Grenzen ausgelotet und ausgenutzt hat, nach Extremen strebte und Gewalt als politisches Mittel einzusetzten sich nicht scheute. Eine Politik, die durchwegs von Hitlers rassenideologischem Wahn und dessen Folgen geprägt war, was von seinem alleinigen Führungsanspruch über die systematische Judenverfolgung und -vernichtung bis hin zum Zweiten Weltkrieg reichte. Alles in allem eine Politik des Hasses, die sich mit einer ungeheuren Dynamik entfaltete.
Der 30. Januar 1933, der von den Nationalsozialisten als "Tag der Machtergreifung" gefeiert wurde, war im doppelten Sinne eine Täuschung. Zum einen ergriff Hitler die Macht nicht aktiv, das Amt wurde ihm vielmehr von Hindenburg auf Anraten Papens angetragen, zum anderen entsprach der Begriff der Macht keineswegs den Befugnissen des Reichskanzlers Adolf Hitler. Gemäß den getroffenen Vereinbarungen löste Hindenburg den Reichstag am 1. Februar 1933 auf, die Neuwahl wurde für den 5. März 1933 anberaumt - ein Monat ohne Parlament, in der Hitler mit den Befugnissen der Staatsautorität Wahlkampf führen konnte. Der erste Schritt in diese Richtung waren die Notverordnungen vom 4. und vom 6. Februar 1933, in denen Hitler, der als Reichskanzler solche Notverordnungen erlassen konnte, die Presse- und Versammlungsfreiheit einschränkte, sowie die preußische SPD-Regierung absetzte und die Macht von Papen übertrug. Am 16. Februar 1933 bat Hitler um die Entlassung aus dem Braunschweigischen Staatsdienst und eine Verordnung vom 17. Februar 1933 verpflichtete die preußischen Polizeibeamten, die Partei kontrollierte ja auch das preußische Innenministerium, die nationalen Verbände zu unterstützen. Am 22. Februar 1933 erklärte Hitler durch eine weitere Verordnung die SA, dießsowie die Stahlhelm-Verbände zur Hilfspolizei. Der Brand des Reichstagsgebäudes in der Nacht vom 27. auf den 28. Februar 1933 gab ihm eine weitere Waffe zur Unterdrückung der politischen Gegener an die Hand, die "Verordnung gegen Verrat am deutschen Volk und hochverräterische Umtriebe", die vom Reichspräsident und der Reichsregierung erlassen wurde. Es wurde nie vollständig geklärt, ob der Brandanschlag von den Nationalsozialisten fingiert wurde, oder ob der Verurteilte, ein Holländer namens van der Lubbe, wirklich ein Einzeltäter gewesen ist, wovon man heute allerdings ausgeht. Viel entscheidender als die Schuldfrage ist die Macht, die Hitler aufgrund der sogenannten "Reichstagsbrandverordnung" bekam, die Verordnung vom Folgetag setzte nämlich den gesamten Grundrechtskatalog bis auf weiteres außer Kraft und legitimierte die Ersetzung der Landesregierungen durch Reichskommissare. Mit der Verordnung wurde im Prinzip der Ausnahmezustand verhängt, und eine Welle von Verhaftungen erfaßte hauptsächlich die KPD. Der staatlichen Willkür waren praktisch keine Grenzen mehr gesetzt: Hausdurchsuchungen ohne Durchsuchungsbefehl, unbefristeteVerhaftungen ohne Haftbefehl und die Beschlagnahme von Privateigentum waren nunmehr juristsich gedeckt. Die "Reichstagsbrandverordnung" blieb bis 1945 in Kraft, was de facto heißt, daß es im Dritten Reich vom 28. Februar 1933 bis zu seinem Ende, mehr als zwölf Jahre später, keine Grundrechte gab.
Das Ergebnis der Reichstagswahl vom 5. März 1933 fiel für Hitler enttäuschend aus. Trotz seiner Möglichkeiten, die politischen Gegner zu unterdrücken und ihnen einen geregelten Wahlkampf praktisch unmöglich zu machen, hatte er es nicht geschafft, mit der NSDAP die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich zu vereinigen. 43,9% der abgegebenen Stimmen entfielen auf die Partei der Nationalsozialisten. Hitler ließ sich davon jedoch nicht entmutigen und wandelte selbst diese Niederlage, wie das in der Parteigeschichte so oft geschehen war, in einen Sieg um. Das Wahlergebnis, das er im Kabinett als "Revolution" deutete, immerhin war die NSDAP trotzdem die mit Abstand stärkste Fraktion im Reichstag, so meinte er, berechtigte ihn jedenfalls dazu, dem Willen der Mehrheit folgend, die Befugnisse der "Reichtagsbrandverordnung" auszunutzen, um, durch den Einsatz von Reichskommissaren, die Politik der Bundesländer mit der Politik der Reichsregierung gleichzuschalten. Am 12. März 1933 verkündete er in einer Radioansprache, daß die Gleichschaltung der Länder vollzogen sei, und daß die schwarz-weiß-rote Fahne, sowie die Hakenkreuzflagge von nun an die Staatsfahne bilde, die schwarz-rot-goldene Fahne der Weimarer Republik war damit abgeschafft. Die "SS-Leibstandarte Adolf Hitler" wurde am 17. März 1933 als Leibgarde Hitlers gegründet und übernahm später wichtige Aufgaben im Dritten Reich. Am 21. März 1933 trat der neu gewählte Reichstag erstmals zusammen, und Hitler hielt eine Rede, in deren Verlauf er sich an die einstige Größe des Reiches vor 1918 zurückerinnerte und in Lobeshymnen auf den Reichspräsidenten Hindenburg verfiel. Zwei Tage später, am 23. März 1933, vereinigte Hitler aufgrund des "Gesetzes zur Behebung der Not von Volk und Reich" die Exekutive und die Legislative auf die Regierung. Den Antrag auf die Verabschiedung des Gesetzes brachte er im Reichstag mit der Begründung ein, eine handlungsfähige Regierung zu benötigen, für die es unerträglich sei, ständig die Genehmigung des Reichstages für ihre Schritte einholen zu müssen. Außerdem rechtfertigte er den Antrag damit, daß, aufgrund der Mehrheit der Regierung im Parlament, das Gesetz ohnehin nur in einem sehr begrenzten Rahmen Anwendung finden würde. Trotz der Gegenstimmen der SPD wurde das Gesetz mit überwältigender Mehrheit verabschiedet, was nicht zuletzt ein weiteres Mal auf die rhetorisch-demagogischen Fähigkeiten Hitlers zurückzuführen war, obwohl auch nicht vergessen werden darf, daß uniformierte Gefolgsleute Hitlers, vorwiegend SA-Leute, durch Sprechchöre ihrerseits Druck auf die Parlamentarierer ausübten. "Wir fordern das Ermächtigungsgesetz - sonst gibt's Zunder!" (zit. nach Fest, S.559) lautete die eindeutige Parole, die wieder einmal deutlich machte, wie sehr Hitler bereit war, politische Ziele mit Gewalt oder doch zumindest mit Gewaltandrohung durchzusetzen. Das Ermächtigungsgesetz übertrug die gesetzgebende Gewalt vom Reichstag auf die Reichsregierung, die weiterhin auch das Recht erhielt, über Verfassungsänderungen abzustimmen. Die Regierung unter Hitler konnte nun also die Gesetze erlassen, die sie später selber durchsetzte. Am 1. April 1933 rief Julius Streicher, ein fränkischer Gauleiter der NSDAP, zum Boykott jüdischer Geschäfte, Arztpraxen und Rechtsanwaltskanzleien auf, ein Aufruf, der von uniformierten Parteimitgliedern unterstützt wurde, die sich vor die Geschäfte stellten und diese blockierten.
Was dem Ermächtigungsgesetz folgte, waren Parteiverbote en gros, die dazu führten, daß die NSDAP sich in einem Gesetz vom 14. Juli 1933 kurzerhand zur einzigen politischen Partei erklärte und das Gründen neuer Parteien beziehungsweise die Neugründung alter Parteien schlichtweg verbot. Am selben Tag wurde das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" erlassen, das offiziell verordnete Sterilisierungen erlaubte, wenn man dem Patient verebliche Krankheiten oder schweren Alkoholismus nachweisen konnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Hitler alle andern Parteien verboten oder zu Selbstauflösung veranlaßt, sowie die Gewerkschaften aufgelöst und ihre Mitglieder in die am 10. Mai 1933 gegründete "Deutsche Arbeitsfront" (DAF) überführt. Die Gleichschaltung und der totale Machtanspruch des Regimes wurde auf fast alle Bereiche des täglichen Lebens ausgeweitet. Unter der Führung Joseph Goebbels wurden in seinem Ministerium sieben Abteilungen gebildet, die die Gleichschaltung vorantreiben sollten: Propaganda, Rundfunk, Presse, Film, Theater, Musik und Bildende Kunst. Im Dezember 1934 waren über 4000 Bücher verboten. Nur einige wenige Zeitungen durften, unter erheblichen Einschränkungen natürlich, weiter publizieren - den Willen der Partei.
Unter Hitlers Diktat begann die Wirtschaft sich allmählich wieder zu erholen, was auch der Grund dafür war, daß die arbeitende Bevölkerung die Beschneidung ihrer Rechte mehr oder weniger hinnahm. "Entscheidend war vielmehr das Gefühl wiederhergestellter sozialer Sicherheit nach traumatischen Jahren der Angst und der Depression. Dieses Gefühl überlagerte alles; es hat die anfangs durchaus verbreiteten Widerstandsneigungen zersetzt, den Leistungswillen mobilisiert und ganz wesentlich jenes Bild sozialer Befriedung erzeugt, auf das die neuen Machthaber so selbstbewußt verweisen konnten: der Klassenkampf war nicht nur verpönt und verboten, er war auch weitgehend aufgegeben." (Fest, S.598). Das war es, was Hitler immer gewollt hatte, und es war sein Verdienst, daß er es erreicht hat. Er hatte sich ein Volk geschaffen, dessen Gegensätzlichkeiten im verbindenden Element der Nationalität beziehungsweise der Rasse aufgingen. Ein Volk, mit dem er dem Endziel all seiner Politik entgegenstreben konnte: der Lebensraumerweiterung gen Osten und die Ausrottung der den Arier bedrohenden Juden. Er war es, der die mit der Armut einhergehenden psychischen Probleme der Menschen erfaßt und sich nutzbar gemacht hat, der die Frustration in Motivation umgewandelt hat. Daß er dazu lediglich Pläne, wie zum Beispiel den Autobahnbau, verwendet hat, die schon vor ihm in der Weimarer Republik erarbeitet, nur nicht umgesetzt wurden, störte keinen, genausowenig wie die zwangsläufig inflationäre Tendenz seiner Politik. Während sich die Weltwirtschaft nach der großen Krise nur allmählich wieder erholte, wurde Deutschland zu einer Art Wohlstandsinsel, auf der 1936 immerhin Vollbeschäftigung herrschte. Hitler verschuldete den Staat dafür ohne Ende und ließ Geld drucken, um die ehrgeizigen Projekte zu bezahlen. Letzten Endes aber immer mit dem Ziel, Krieg zu führen, da es keinen anderen Ausweg mehr aus dem finanziellen Kamikazekurs dieses Staates gab. Am 19. Oktober 1933 trat das Deutsche Reich aus dem Völkerbund aus.
Obwohl dies eindeutige Verstöße gegen das Ermächtigungsgesetz darstellte, löste Hitler am 30. Januar 1934 durch das "Gesetz über den Neuaufbau des Reiches" die Landtage auf und am 14. Februar 1934 den ebenfalls bedeutungslos gewordenen Reichstag. Das Ermächtigungsgesetz hatte klare Beschränkungen der Befugnisse im Bereich der Landtags- beziehungsweise Reichstagsauflösungen und der Gliederung des Bundes vorgesehen. In der Röhm-Affaire, die am 30. Juni und am 1. Juli 1934 ihren Höhepunkt fand, schaffte es Hitler, sich oppositioneller Gruppen innerhalb der SA und der Partei zu entledigen, was sogar noch die breite Zustimmung der Bevölkerung, der Reichswehr und des Reichspräsidenten fand. Die SA, die bei der Revolution eine tragende Rolle bei der Durchsetzung Hitlers Politik spielte, fand sich nicht damit zurecht, daß Hitler die Revolution für beendet erklärte und der SA somit ihrer kämpferischen Rolle beraubte. Dies galt besonders für deren Führer Ernst Röhm, den Hitler somit zum Hochverräter stilisieren konnte, der zusammen mit der SA eine zweite Revolution beabsichtige, die innere Sicherheit gefährde. Unter diesem Vorwand ließ Hitler dann auch Ernst Röhm und weitere führende SA-Leute ermorden, zusammen mit ein paar anderen unliebigen Parteigenossen. Hindenburg, von Hitlers Agitation ebenso getäuscht, setzte fortan großes Vertrauen in Adolf Hitler, der seiner Meinung nach unter Einsatz seiner persönlichen Sicherheit diesen hochverräterischen Akt unterbunden habe. Hitler machte am 20. Juli 1934 dießzu einer eigenen Organisation innerhalb der NSDAP.
Aufgrund eines am Tag zuvor verabschiedeten Gesetzes wurde am 2. August 1934 durch den Tod Hindenburgs das Amt des Reichspräsidenten auf ihn übertragen. Hitler war also von nun an sowohl Reichskanzler als auch Reichspräsident, was bedeutete, daß er von da an auch Oberbefehlshaber der Wehrmacht war. Noch am selben Tag wurde die Wehrmacht auf Adolf Hitler vereidigt, wenig später mußten alle Beamten und Reichsminister den Treueschwur auf ihn leisten.
Am 13. Januar 1935 konnte Hitler einen weiteren politischen Erfolg für sich verbuchen. Bei einer im Saarland durchgeführten Volksabstimmung über die Wiedereingliederung des Landes ins Reich, von dem es durch den Versailler Vertrag 1919 getrennt wurde, fiel mit überwältigender Mehrheit für die Wiedereingliederung aus. Wenn auch nie ein Zweifel am Willen des Saarlandes bestand, so konnte Hitler dieses Ergebnis trotzdem propagandistisch für sich nutzen und als seinen Erfolg ausgeben. Die Propagandawirkung der teilweisen Demontage des Versailler Vertrages war immerhin erheblich. Die Reaktion der europäischen Länder beschränkte sich auf Verhandlungsangebote, da der Schock des letzten Weltkrieges noch zu tief saß, um ernstlichere Schritte zu erwägen. Wohl aus dem selben Grund ließen es sich die Alliierten gefallen, daß Hitler am 16. März 1935 durch das "Gesetz für den Aufbau der Wehrmacht" bei einer geplanten Friedensstärke von 550.000 Soldaten die allgemeine Wehrpflicht wieder einführte. Ein weiterer Verstoß gegen den Versailler Vertrag. Auf dem siebten Reichsparteitag der NSDAP vom 9. bis zum 16. September 1935, der traditionell in Nürnberg stattfand, wurden weitere Schritte zur systematischen Judenverfolgung beschlossen. Am 15. September 1935 wurde das "Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" sowie das Reichsbürgergesetz verabschiedet. Sie untersagten Mischehen zwischen Juden und Deutschen, außerehelichen Verkehr von Juden mit Deutschen, die Anstellung von Juden in deutschen Haushalten sowie das Hissen der Hakenkreuzfahne durch Juden; außerdem wurden Juden zu Bürgern minderen Rechts degradiert. "Rassekunde" wurde zwar schon im September 1933 zum Pflichtfach in der Schule, die systematische Diskriminierung der Juden erreichte jedoch erst durch die "Nürnberger Gesetze" ihren Höhepunkt. Fortan war die arische Abstammung unablässiges Kriterium für die Anstellung imöffentlichen Dienst.
Am 7. März 1936 besetzte Hitler mit der Wehrmacht das seit der französischen Rheinbesetzung und den Locarno-Verträgen entmilitarisierte Rheinland. Ein weiterer klarer Vertragsbruch, der die Alliierten nicht veranlaßte, energische Maßnahmen gegen das Dritte Reich einzuleiten. Bei den XI. Olympischen Sommerspielen einige Monate später präsentierte Hitler sein Reich von seiner besten Seite, schon Wochen vor den Spielen verschwanden alle Juden-Verbotsschilder von den Straßen. Währenddessen kämpfte die deutsche "Legion Condor" auf der Seite der Antirepublikaner um General Franco im spanischen Bürgerkrieg, um das deutsche Material im Kampfeinsatz zu erproben.
Auf dem achten Parteitag in Nürnberg vom 8. bis zum 14. September 1936 verkündete Hitler seinen Vierjahresplan, dessen Ziel es war, die deutsche Industrie und die deutsche Wehrmacht innerhalb der besagten Frist kriegsbereit zu machen. Zum ersten Mal ehrte Hitler auf dem Parteitag die toten Nationalsozialisten, die während des Putschversuches von 1923 ihr Leben ließen, ein Ritual, das auf allen weiteren Reichsparteitagen sorgsam gepflegt wurde. Am 30. Januar 1937 ließ Hitler die Geltungsdauer des Ermächtigungsgesetzes auf weitere vier Jahre verlängern. Die formale Verlängerung seiner ohnehin schon absoluten Macht. Im September 1937 kam der "Duce" Benito Mussolini zu einem Staatsbesuch nach Deutschland und wurde von Hitler mit einem gigantischen Aufwand empfangen, der große Teile der Hauptstadt hatte schmücken lassen. Hitler brachte dem italienischen Diktator Sympathien entgegen, wie er es anderen Menschen gegenüber nicht zu tun gewohnt war. Er verlieh Mussolini hohe Orden und erhielt über lange Zeit hinweg die Zuneigungen, die er dem Italiener entgegenbrachte. Auch Mussolini blieb der Deutschlandbesuch unvergeßlich. Im Verlauf einer Geheimkonferenz vom 5. November 1937 äußerte sich Hitler im Kreise der hohen Militärmachthaber über seine weiteren außenpolitischen Vorstellungen. Er sprach erneut über seine Pläne der Verbreitung des Ariertums und der Eroberung weiteren Lebensraums, was seiner Meinung nach, nur auf dem Kontinent, sprich: im Osten, stattfinden könne. Das Protokoll von Oberst Hoßbach, das er während der Konfernz anfertigte, wollte Hitler als testamentarischen letzten Willen für den Fall seines vorzeitigen Ablebens verstanden wissen. Außerdem machte er wohl erstmals konkrete Angaben über den zeitlichen Rahmen seiner Pläne. Spätestens 1943/45 wollte er den Eroberungskrieg entfesseln, gesetzt den Fall, daß zum Beispiel innere Unruhen in Frankreich einen vorzeitigen Beginn der Offensive unterstützten, würde er sogar schon 1938 losschlagen. Nachdem er mit seinen Plänen in der um ihn versammelten Offiziersrunde auf nicht allzu positive Resonanz stieß, zog er sich bis Mitte Januar 1938 auf den Obersalzberg zurück. Die durch die Kriegspläne negativ berührten Militärs wurden entlassen und ersetzt.
Am 12. März 1938 ließ er seine Truppen inösterreich einmarschieren, das er am darauffolgenden Tag dem Reich anschloß, da er in Linz von denösterreichern sehr überschwenglich empfangen wurde. Es scheint sicher, daß Hitler beim Einmarsch nachösterreich über dessen weiteres Schicksal noch gar nicht entschieden hatte, da er erst die Reaktionen des Ausland abwarten wollte, und sich tatsächlich erst dort für den Anschluß an das deutsche Reich entschloß. Seine Gefühle gegenüber der Stadt Linz hatten sich jedoch in all den Jahren nicht geändert. Mit schier unglaublicher Gewalt wüteten SS-Kommandos in den Straßen von Linz und "(...) zum ersten Mal zeigte sich der nationalsozialistische Terror in aller Offenheit." (Fest, S.755). Die europäischen Westmächte zeigten wiederrum keine Reaktion, da sie teilweise in Hitler sogar noch den Kämpfer gegen den Kommunismus sahen, den es für sich zu gewinnen galt.
Vom 3. bis 9. Mai 1938 reiste Hitler zu einem Staatsbesuch zu Mussolini nach Rom. Dieser versuchte, den Prunk, mit dem Hitler ihm in Deutschland aufgewartet hatte, noch zu überbieten, und der gesamte Besuch wurde ein großer Erfolg. Hitler und Mussolini diskutierten die Frage Südtirols, Italien war nach der Besetzungösterreichs um Hitlers Vorgehen in Bezug auf Südtirol besorgt, und Hitler verließ Italien mit der Gewißheit, daß Mussolini bei einer deutschen Besetzung der Tschechoslowakei keine Schritte gegen seinen deutschen Bundesgenossen unternehmen würde.
Mit der Besetzung des Sudetenlandes am 1. Oktober 1938 und der Eingliederung der übrigen Tschechoslowakei bis Mitte März 1939 fanden Hitlers außenpolitische Erfolge der waffenlosen Annexionen, die später als "Blumenkriege" bezeichnet wurden, ein Ende. Ohne militärische Auseinandersetzungen hatte Hitler das Saargebiet, das Rheinland,österreich und die Tschechoslowakei in das Deutsche Reich integriert, das "Großdeutsche Reich" entstand. Die Westmächte hatten unterdessen lediglich versucht, Hitler zu beschwichtigen und auf diplomatischem Wege von seinem Expansionskurs abzubringen. Bis zu dieser letzten Annexion hatte Hitler es immer verstanden, das internationale Kräftespiel dahingehend auszunutzen, daß er mit einer "dynamischen Verbindung von Drohungen, Schmeicheleien, Friedensschwüren und Gewaltakten" seine tatsächlichen Ziele verdunkeln konnte, womit er seine offenen Aggressionen nie sichtbar werden ließ. Nach der Einnahme der Tschechoslowakei entschlossen sich jedoch England und Frankreich zu einer Garantieerklärung für Polen, um Hitler zu stoppen. "Hitlers herausfordernder Kriegswille stand in bemerkenswertem Widerspruch zu den realen Kräfteverhältnissen und kann als ein erstes Zeichen seines einsetzenden Wirklichkeitsverlustes angesehen werden; denn heute ist unbestritten, daß er im Herbst 1938 eine bewaffnete Auseinandersetzung nur wenige Tage überstanden hätte." (Fest, S.777). Adolf Hitler begann, sich selbst maßlos zu überschätzen. Unterdessen läutete die "Reichskristallnacht" am 9. November 1938 endgültig die staatliche Verfolgung der Juden in Deutschland ein. Das Attentat eines Juden auf einen deutschen Diplomaten in Paris, nahm Hitler zum Anlaß, erstmals eine regelrechte Judenverfolgung zu befehlen. In der Nacht brannten in ganz Deutschland jüdische Synagogen, wurden jüdische Geschäfte verwüstet und geplündert. Hitler befahl außerdem, insbesondere reiche Juden zu verhaften und ihren Besitz zu enteignen. Die Unterbringung der Juden in Konzentrationslagern sei sofort sicherzustellen.
Da eine weitere Eroberung von Lebensraum ohne kriegerische Auseinandersetzungen nicht mehr zu bewerkstelligen war, strebte Hitler nun mit allen Mittel auf den Krieg zu, den er schon so oft angekündigt hatte. Nachdem Polen am 26. März 1939 den Vorschlag, Danzig an das deutsche Reich abzutreten, eine exterritoriale Autobahn- und Eisenbahnverbindung durch den polnischen Korridor zu gewähren und dafür langfristige Grenzvereinbarungen zu erhalten, anblehnte, war der Krieg eigentlich nur noch eine Frage der Zeit. Nur noch zwei militärische Bündnisse schloß Hitler vor dem Angriff auf Polen. Am 22. Mai 1939 schloß er in Berlin den sogenannten Stahlpakt mit Mussolini, der eine beiderseitige Verpflichtung der Unterzeichner darstellte, der jeweils anderen Macht, im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung, unbedingten militärischen Beistand zu leisten. Ganz gleich, ob es sich um einen Offensiv- oder Defensivkrieg handelte. Das Papier machte Deutschland und Italien zu unbedingten Verbündeten. Am 23. August 1939 wurde der berühmte deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt unterzeichnet, zusammen mit einem geheimen Zusatzabkommen, daß die Neuregelung Europas nach Beendigung des Krieges vorsah, im Prinzip eine geplante Beuteverteilung zwischen dem Dritten Reich und der Sowjetunion.
Unter einem Vorwand begann die Wehrmacht am 1. September 1939 um 4:45 Uhr mit der Invasion Polens.
Der Zweite Weltkrieg
Der Rest ist Geschichte: Hitlers Blitzkrieg-Konzeption entsprechend wurde Polen innerhalb von weniger als zwanzig Tagen förmlich überrannt. England und Frankreich erklärten, gemäß ihren Garantieerklärungen für Polen, dem deutschen Reich den Krieg und wiesen demnach auch Hitlers Friedensangebot nach dem Polenfeldzug zurück, das Hitler unter der Bedingung machte, daß der geschaffene Status quo beibehalten werden sollte. Der Angriff auf Polen, war auch für Australien, Indien und Neuseeland Anlaß, Hitler den Krieg zu erklären. Im deutsch- sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag vom 28. September 1939 traten die geheim getroffen Zusatzvereinbarungen des Nichtangriffspaktes in Kraft. Am 6. und am 10. Oktober erklärten die Südafrikanische Union und Kanada dem Reich den Krieg. Am 9. April 1940 begann Hitler den Feldzug gegen Dänemark und Norwegen und am 10. Mai 1940 startete die deutsche Offensive gegen die Niederlande, Luxemburg, Belgien und Frankreich. Der Großteil der Schlachten war jedoch recht schnell zu einem Ende geführt worden. Am 15. Mai 1940 kapitulierten die Niederlande, am 28. Mai 1940 Belgien und am 10. Juni 1940 Norwegen; Mussolini erklärte England und Frankreich den Krieg. Auch der Krieg mit Frankreich fand am 22. Juni 1940 in der Unterzeichnung eines Friedensvertrages sein Ende, der fast ganz Frankreich unter deutsche Militärverwaltung stellte. Am 13. August 1940 begann die Luftschlacht um England. Nach Hitlers Plan sollte während der Luftschlacht die Invasion des Königreiches auf dem Seeweg vorbereitet werden. Aufgrund der schweren Verluste der deutschen Luftwaffe war eine Durchführung des Landeunternehmens jedoch unmöglich geworden.
Am 18. Dezember 1940 entschied sich Hitler für einen Angriff auf die Sowjetunion. Hitler erließ eine Weisung an die Wehrmacht, nach der sie darauf vorbereitet sein müsse, noch vor Beendigung des englischen Krieges eine Invasion der Sowjetunion nach dem Blitzkrieg- Prinzip durchzuführen.
Mit dem 6. April 1941 begann Hitler den Balkan-Feldzug, wobei er Jugoslawien und Griechenland angriff. Die jugoslawische Armee kapitulierte bereits am 17. April 1941, vier Tage später Griechenland. Mit dem Angriff der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 begann Hitlers großer Krieg. Der Krieg gegen die Sowjetunion überstieg in seinen Dimensionen alles zuvor Dagewesene. "Mit 153 Divisionen, 600000 motorisierten Fahrzeugen, 3580 Panzern, 7184 Geschützen und 2740 Flugzeugen eröffnete Hitler im Morgengrauen des 22. Juni 1941, gegen drei Uhr fünfzehn, den Angriff auf die Sowjetunion; es war die gewaltigste auf einem Schauplatz vereinte Streitmacht der Geschichte." (Fest, S.884). Aber auch in einer anderen Hinsicht war der Feldzug gegen die Sowjetunion etwas ganz neues: den Kampfverbänden folgten besondere Kommandos, die mit der systematischen Ausrottung der Juden in den eroberten Gebieten betraut waren. Die Verwirklichung von Hitlers Lebensraumpolitk, gepaart mit seinen rassenideologischen Vorstellungen. Vorerst konnten die deutschen Militärs auch bedeutende Erfolge feiern: nach nur einem halben Kriegsjahr lagen die deutschen Truppen vor Moskau und Leningrad, die wirtschaftlich wichtige Ukraine war in deutscher Hand. Im Winter wurde Hitlers eigentlicher Krieg jedoch zum entscheidenen Wendepunkt des anderen, größeren Krieges. Der russische Winter, auf den die deutschen Soldaten in keiner Weise vorbereitet waren, brachte die Wende und die Gegenoffensive der russischen Armee. Trotz fanatischer Befehle zum Halten der Front, wie sie durchaus Hitlers Alles-oder-nichts- Mentalität entsprachen, mußten sich die deutschen Truppen zurückziehen. Im Frühjahr 1942 versuchte die deutsche Wehrmacht, die erlittenen Gebietsverluste wiedergutzumachen, der Kampf um Stalingrad begann, der die endgültige Wende des Krieges brachte. Den immer drastischer zutagetretenden Probleme des Zweifrontenkrieges hatte Hitler, außer einigen Durchhalteparolen und den unglaubwürdig gewordenen Visionen von der Zeit nach dem Krieg, nicht mehr viel entgegenzusetzen.
Nach dem Angriff japanischer U-Boote auf den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 und der anschließenden Kriegserklärung der USA an Japan, wurde der Krieg endgültig zum Weltkrieg. Aufgrund von Bündnisverpflichtungen mußte das Dritte Reich den USA am 11. Dezember 1941 ebenfalls den Krieg erklären. Deutschland befand sich nach einigen weiteren Kriegserklärungen mit einem großen Teil der Welt im Kriegszustand.
Auf der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 propagierte Hitler die "Endlösung der Judenfrage", die intensivierte systematische Vernichtung aller europäischen Juden. Im April 1942 wurde die planmäßige Vergasung von Juden aus dem gesamten deutschen Reich in Auschwitz eingeleitet.
Im folgenden Jahr, am 14. Januar 1943, begann die Konferenz von Casablanca, auf der sich Churchill und Roosevelt, über ihre weitere Politik gegenüber Deutschland berieten. Sie verabredeten, von Deutschland nur eine absolut bedingungslose Kapitulation zu akzeptieren. Nachdem am 2. Februar 1943 die deutschen Truppen in Stalingrad kapitulieren mußten, proklamierte Joseph Goebbels, während seiner berühmt gewordenen Rede im Berliner Sportpalast am 18. Februar 1943, als Reaktion auf die in Casablanca gestellten Forderungen, den "totalen Krieg".
Am 25. Juli 1943 wurde Benito Mussolini gestürtzt und gefangengenommen.
Die Invasion der Alliierten in der französichen Normandie am 6. Juni 1944 läutet das Ende des Krieges ein. Hitler vermochte den Alliierten an allen Grenzen keine bedeutende Gegenwehr mehr zu leisten. Der von ihm durch den Einzug von Jugendlichen und Veteranen des Ersten Weltkrieges am 25. September 1944 gebildete "Volkssturm" konnte das unvermeidliche Ende unter höchsten Verlusten nurmehr herauszögern. Am 20. Juli 1944 verübten hohe Offiziere der Wehrmacht, unter der hauptsächlichen Leitung von Claus Graf Schenk von Stauffenberg, ein Sprengstoffattentat auf Hitler, kombiniert mit einem geplanten Staatsstreich. Wie schon bei einigen wenigen Anschlagsversuchen zuvor, überlebte Hitler aufgrund eines Zufalls. Die Resonanz bei der Bevölkerung nahm sich außerordentlich gering aus, dei erhoffte Signalwirkung blieb aus. Dafür führte Hitler den Krieg nun noch rücksichtsloser und verfolgte die Juden noch radikaler.
Die nach Hitlers Suizid neu gebildete Regierung unter Admiral Dönitz kapitulierte am 7. Mai 1945 bedingungslos.
Das Ende Hitlers
Adolf Hitler hatte sich seit dem Beginn des Rußlandfeldzuges sehr aus demöffentlichen Leben zurückgezogen. "(...) schon nach den ersten Mißerfolgen begann er, die Wirklichkeit zu meiden und sich in die abstrakte Welt der Kartentische und Lagekonferenzen zurückzuziehen; den Krieg hat er seit dieser Zeit fast nur noch als Strich- und Zahlenwerk auf papierenen Landschaften erlebt." (Fest, S.913). Hitler hatte sich in den Jahren charakterlich nicht verändert und flüchtete noch immer vor der Realität. Aber der Krieg hat ihn viel Energie gekostet und dementsprechend waren auch seine Nerven angegriffen. Er begann zu altern und die Bilder seines Fotografen Hoffmann hatten mit dem wahren Bild, das Hitler abgab, nichts mehr zu tun. Durch die Einnahme von Medikamenten, die ihm sein Leibarzt fast täglich verabreichte, erhielt er sich bis zum Ende eine bemerkenswerte Leistungsfähigkeit. Die verabreichten Medikamente ersetzten für Hitler den Effekt der eigenen Motivierung durch die Zustimmung der Masse.
Später lebte er dann im Führerbunker unter der Reichskanzlei, wo er bis zu seinem Selbstmord blieb. "Alle Zeugen jener Wochen stimmen in der Beschreibung Hitlers überein und vermerken vor allem den gebeugten Körper, das graue und verschatteteGesicht, die immer leiser werdende Stimme. Über den Augen, die so suggestiv gewesen waren, lag ein trüber Firnis von Erschöpfung und Müdigkeit. Immer sichtbarer ließ er sich gehen, es schien, als fordere der Stilisierungsdruck so vieler Jahre endlich seinen Preis." (Fest, S.992). Hitler wurde oft wütend und verlor die Kontrolle über sich.
Am 29. April 1945 heiratete Hitler im Führerbunker seine Geliebte Eva Braun, die er im Atelier Hoffmanns kenngelernt hatte. Damit ging für sie wohl ihr meist ersehnter Wunsch in Erfüllung. Eva Braun, die mit Hitler die meiste gemeinsame Zeit auf dem Obersalzberg verbracht hatte, überlebte bereits mehrere Selbstmordversuche, die sie in der Meinung unternahm, von Hitler nicht geliebt zu werden. Mehrfache beklagte sie sich darüber, daß er sie aus seinem Leben ausgrenzte. "Möglicherweise gab er jetzt auch mehr auf als die Regie des seit je als Rolle begriffenen Lebens. Denn trotz aller beiläufigen Umstände bezeichnete die Eheschließung noch unter einem anderen Aspekt eine bemerkenswerte Zäsur: sie war nicht nur eine Geste der Erkenntlichkeit gegenüber dem einzigen Wesen, das, wie Hitler einmal bemerkt hatte, ihm außer der Schäferhündin Blondi bis zuletzt treu geblieben war; vielmehr bedeutete sie auch einen Akt definitiver Abdankung. Als Führer, so hatte er wiederholt geäußert, dürfe er nicht verheiratet sein, die mythologische Vorstellung, die er mit dem Begriff verband, vertrug keine menschlichen Züge; (...)" (Fest, S.1016). Am darauffolgenden Tag, am 30. April 1945, beging das Ehepaar Hitler gemeinsam Selbstmord. Auch seine Hündin Blondi nahm er mit in den Tod, an ihr ließ er die Wirkung der Giftkapseln testen. "In diesem Leben fehlt alles, was einem Menschenleben normalerweise Schwere, Wärme und Würde gibt: Bildung, Beruf, Liebe und Freundschaft, Ehe, Vaterschaft. Es ist, von der Politik und der politischen Leidenschaft einmal abgesehen, ein inhaltsloses Leben, und daher ein gewiß nicht glückliches, aber eigentümlich leichtes, leichtwiegiges, leicht wegzuwerfendes. Ständige Selbstmordbereitschaft begleitet denn auch Hitlers politische Laufbahn. Und am Ende steht wirklich, wie selbstverständlich, ein Selbstmord." (Haffner, S.9)
Literaturverzeichnis
de Boor, Wolfgang: Hitler - Mensch Übermensch Untermensch. R. G. Fischer, Frankfurt am Main 1985
Deutscher Bundestag u.a. (Hrsg.): Fragen an die deutsche Geschichte. Deutscher Bundestag, Bonn 19816
Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Der Nationalsozialismus. Franzis, München 1991
Fest, Joachim C.: Hitler. Ullstein (Propyläen), Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1973 Haffner, Sebastian: Anmerkungen zu Hitler. Kindler, München 1978 Hitler, Adolf: Mein Kampf. Zentralverlag der NSDAP, München 1940 Maser, Werner: Das Regime. Heyne, München 1983
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in "Hitler - Mensch Übermensch Untermensch"?
Dieses Dokument ist eine umfassende Sprachvorschau, die Titel, Inhaltsverzeichnis, Ziele und Schlüsselthemen, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter enthält. Es ist eine Analyse von Adolf Hitler, seiner Biografie und seiner Bedeutung für Europa.
Was sind die Hauptteile des Dokuments?
Das Dokument ist in drei Hauptteile unterteilt: ein allgemeiner Teil, ein biographischer Teil und ein Literaturverzeichnis.
Was behandelt der allgemeine Teil?
Der allgemeine Teil befasst sich mit der Frage, warum Hitler studiert werden sollte und welche Bedeutung Hitler für Europa hatte, insbesondere im Hinblick auf das Denken der Menschen und die Sensibilisierung für antidemokratische Tendenzen.
Was beinhaltet der biographische Teil?
Der biographische Teil umfasst Hitlers Eltern, seine Kindheit und Jugend, seine Zeit in Wien und München, den Ersten Weltkrieg, seinen Einstieg in die Politik, den Putschversuch, seine Haft in Landsberg, die große Politik, das Dritte Reich bis 1939 und den Zweiten Weltkrieg und das Ende Hitlers.
Wer waren Hitlers Eltern?
Hitlers Vater war Alois Hitler, ein Zollbeamter, und seine Mutter war Klara Anna Gassl, eine Hausgehilfin.
Was war Hitlers Kindheit und Jugend geprägt?
Hitlers Kindheit war geprägt von einer schwierigen Familienstruktur, in der seine Eltern unterbewusste Konflikte zu verarbeiten hatten. Sein Vater war streng und forderte Gehorsam, während seine Mutter den Tod dreier Kinder vor Adolf verarbeiten musste.
Was tat Hitler in Wien?
In Wien lebte Hitler von finanziellen Mitteln seiner Mutter und versuchte erfolglos, in die Kunstakademie aufgenommen zu werden. Er entwickelte antisemitische Ressentiments und Herrschergedanken.
Warum zog Hitler nach München?
Hitler zog nach München, um dem Militärdienst in Österreich zu entgehen und sich als Künstler zu versuchen.
Welche Rolle spielte der Erste Weltkrieg in Hitlers Leben?
Der Erste Weltkrieg bot Hitler die Möglichkeit, seine deutsch-nationale Gesinnung unter Beweis zu stellen. Er verbrachte den Krieg als Botengänger und wurde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
Wie begann Hitlers Einstieg in die Politik?
Hitler wurde zu einem Kurs für "staatsbürgerliches Denken" kommandiert und trat später der Deutschen Arbeiterpartei (DAP) bei, wo er sein rhetorisches Talent entdeckte.
Was war der Putschversuch?
Der Putschversuch war ein gescheiterter Versuch Hitlers, die Macht in München zu übernehmen und eine nationale Revolution auszurufen.
Wie war Hitlers Haft in Landsberg?
Die Haft in Landsberg war für Hitler angenehm. Er empfing viele Besucher und schrieb den ersten Teil seines Buches "Mein Kampf".
Was ist der Inhalt von "Mein Kampf"?
Das Buch "Mein Kampf" beschreibt Hitlers Weltanschauung, seine Rassenlehre und seine politischen Ziele.
Was geschah im Dritten Reich bis 1939?
Im Dritten Reich festigte Hitler seine Macht, schaltete politische Gegner aus, verfolgte Juden und bereitete Deutschland auf den Krieg vor.
Wie begann der Zweite Weltkrieg?
Der Zweite Weltkrieg begann mit dem deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939.
Wie endete Hitler?
Adolf Hitler beging am 30. April 1945 im Führerbunker in Berlin Selbstmord.
Welche Literatur wurde für diese Analyse verwendet?
Das Literaturverzeichnis enthält eine Liste von Büchern, die für die Analyse von Hitler verwendet wurden, darunter Werke von Wolfgang de Boor, Joachim C. Fest, Alice Miller und anderen.
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- Peter Hans (Author), 2000, Hitler, Adolf, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98471