In einer Zeit des Umbruchs, in der Krieg und Industrialisierung die menschliche Seele entfremdeten, entstand eine Kunstrichtung, die die inneren Abgründe des Individuums schonungslos offenlegte: der Expressionismus. Diese tiefgreifende Analyse entführt den Leser in das Herz dieser Epoche, beleuchtet die zentralen Themen wie Entfremdung, Todessehnsucht und die verzweifelte Suche nach Sinn in einer zunehmend desillusionierten Welt. Im Fokus steht die expressionistische Liebeslyrik, insbesondere das Werk Bertolt Brechts, dessen Gedichte die Zerrissenheit zwischen menschlicher Sehnsucht und gesellschaftlichen Zwängen widerspiegeln. Von der nihilistischen Ablehnung der Liebe in seinen frühen Werken, geprägt vom "Baalschen Weltgefühl", bis hin zu einem Hoffnungsschimmer, der in seinen späteren Gedichten aufkeimt, zeichnet die Analyse ein facettenreiches Bild von Brechts Auseinandersetzung mit dem Thema Liebe. Dargestellt wird, wie Brecht die Vergänglichkeit der Gefühle, die Entmenschlichung in einer kapitalistischen Gesellschaft und die daraus resultierende innere Leere thematisiert. Anhand von Interpretationen seiner berühmtesten Gedichte, darunter "Erinnerung an die Marie A." und "Die Liebenden", wird die expressionistische Formensprache Brechts – die grelle, ausdrucksstarke und oft verstörende Bildhaftigkeit – entschlüsselt und in den Kontext seiner Biografie und seiner marxistischen Weltanschauung gestellt. Doch nicht nur Brecht steht im Mittelpunkt: Auch andere bedeutende Lyriker des Expressionismus wie Else Lasker-Schüler und Gottfried Benn werden betrachtet, um ein umfassendes Verständnis der expressionistischen Liebesauffassung zu ermöglichen. Dabei wird die Bedeutung der Naturmetaphorik, die Rolle des Ich-Zerfalls und die Kritik an der bürgerlichen Gesellschaft hervorgehoben. Diese kritische Auseinandersetzung mit der Epoche bietet nicht nur einen Einblick in die expressionistische Kunst, sondern regt auch dazu an, über dieConditio humana und die Herausforderungen des modernen Lebens nachzudenken. Ein Muss für Liebhaber der Literaturgeschichte, Studierende und alle, die sich für die dunklen und faszinierenden Seiten der menschlichen Seele interessieren. Tauchen Sie ein in eine Welt voller Leidenschaft, Verzweiflung und dem verzweifelten Versuch, inmitten des Chaos einen Funken Hoffnung zu finden. Eine Reise durch die expressionistische Gefühlswelt, die noch lange nach dem Lesen nachhallt.
Definition des Expressionismus
Der Expressionismus entstand in einem Zeitraum des frühen 20. Jahrhunderts von 1905-1930. Der Expressionismus (lat. expressio = Ausdruck) wurde 1911 von der Malerei auf die Literatur, durch einige literarische Vereinigungen ("Die Brücke" und "Der blaue Reiter") übertragen. Der Ausdruck, der Expressionismus, spiegelt das damalige Weltbild wieder. Das Bild eines von Krieg und Moderne beeinflussten Menschen. Das Individuum wird in der Industrialisierung entfremdet, der Mensch als Krone der Schöpfung verliert sich in der Allgemeinheit und zieht sich, mit seinen deprimierten Gedanken, in sich selbst zurück. Von der Außenwelt abgeschottet entstanden so viele lyrische Werke voller Todessehnsucht und Verzweiflung. Zu dieser Zeit entstanden nur wenige Liebesgedichte einiger populärer Lyriker. (Bertolt Brecht, Gottfried Benn, Else Lasker-Schüler.) Aber auch diese exemplarischen Werke sind von negativem Gedankengut bestimmt. Das heißt sie handeln von unerfüllter oder zurückgewiesener Leidenschaft voller Melancholie und Sarkasmus. Sprachlich folgten alle Lyriker einer bestimmten Struktur: Die Sprache wirkte grell, ausdrucksstark, komprimiert, gestaut, explosiv und rauschhaft. Mit ihren Assoziationen, Bildern und Phantasien zerstörten sie die gewohnte "realistische" und "impressionistische" Raum-Zeitvorstellung.
Entwicklung der Liebesgedichte am Beispiel des Lyrikers Bertolt Brecht
Der marxistische Stückeschreiber revolutionierte das Theater des 20. Jahrhunderts, aber auch seine Liebesgedichte, die das Thema Liebe und menschliche Beziehungen erfassen, müssen bedeutend gewichtet werden. Die Entstehung seiner Liebesgedichte muss in mehrere Perioden eingeteilt werden, da in den 40 Jahren kein einziges Liebesgedicht entstand. In der ersten Periode davor, spiegelten seine Liebesgedichte die vergängliche Liebe und das asoziale Weltbild wieder. Erst in der zweiten Periode, ab 1950, stellt sich diesem Weltbild eine neue Grundhaltung des Menschen gegenüber. Die "Freundlichkeit" ist ein zentraler Begriff dieser Periode, in der der Mensch an die natürliche, gesellschaftliche und politisch ungetrübte Liebe glaubt. Es soll nun das Besondere Augenmerk auf die erste Periode Brechts Liebeslyrik geworfen werden, da diese in der expressionistischen Zeitepoche entstanden ist und den Zeitgeist auch auf interessante Weise wiederspiegelt. Die erste Periode Brechts, die Verneinung der Liebe, ist geprägt vom asozialen Weltbild. Dieser Begriff wurde von Baal geprägt und wird auch das "Baalsche Weltgefühl" genannt. Dieses Weltbild drückt die Erschütterung der Zeit aus., die durch Krieg und den Kampf ums nackte Oberleben aber auch durch die Nachkriegszeit bezeichnet ist. Von diesen Gefühlen beeindruckt, konnte Brecht seine Werke über Liebe und menschliche Beziehungen nur im Nihilismus ausdrücken. Deshalb ist die Vergänglichkeit ein zentrales Thema seiner Gedichte, in denen sich die Gefühle ins Nichts des Vergessens auflösen. Als ein wichtiges Moment benutzt Brecht auch Gegenstände der Natur um den Prozess des Vergessens einzuleiten, der zumeist im Mittelpunkt seiner Gedichte steht. Eine Erklärung hierfür ist, dass der Asoziale eine Welt und eine Gesellschaft verneint, in der die Liebe nur episodenhaft sein kann, wo keine Beständigkeit der Gefühle die Menschen auf längere Zeit verbinden kann. Denn es steht fest: Der Asoziale kann nur eine asoziale Liebe erleben. Das heißt, aus der Verzweiflung an der Gesellschaft, in der er lebt, entfesselt sich eine gesteigerte Lebenslust, sozusagen ein asozialer Vitalismus, der sich auf Kosten der Gefühle entfaltet. Die Animalität tritt als Gegenstück zur Liebe auf. Das heißt, die Liebe wurde durch den reinen Sexualakt ersetzt und sollte sie befriedigen. Diese allgemeine Ansicht findet sich auch bei Brecht wieder, der Partner wird zum Objekt: "Wenn du sie beschlafen hast, ist sie vielleicht ein Haufen Fleisch das kein Gesicht mehr hat." Doch innerlich schien Brecht ganz andere Anforderungen und Wünsche an die Liebe zu stellen, als er in seinen zynischen Werken festhielt. Diese entstanden nämlich nur aus dem Gefühl der Verzweiflung und dem Wissen um die Vergänglichkeit der menschlichen Gefühle heraus. Dieses Wissen prägte seine Liebesgedichte. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist das Gedicht "Erinnerung an die Marie-A." Bis 1926 blieben Brechts Gedichte ähnlich in der Verneinung der Liebe. Doch am Ende der ersten Periode verändert sich etwas: Die Ursache für die Vergänglichkeit verlagert sich. Bisher waren die Menschen selbst durch ihre Kontaktschwäche in dem übersteigerten Individualismus selbst für sie verantwortlich. Doch nun hervorgerufen durch Brechts Auseinandersetzung mit der maxistischen Lehre, setzt er neue Akzente. Nun findet der junge Brecht die Ursachen in politischen und wirtschaftlichen Gesetzen, die menschlich Beziehung zu steuern und zu rationalisieren. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist das Gedicht: "Die Liebenden." Doch nach und nach schleichen sich positive Momente in das negative Bild Brechts Liebeslyrik ein. Während des zweiten Weltkriegs jedoch entstehen keine neuen Liebesgedichte. Erst 1950 greift Brecht jenen Zweig seiner Arbeit wieder auf. Diese Gedichte sind aber nun geprägt von der Bejahung der Liebe und stehen im konträren Verhältnis zur ersten Periode. Die Liebe ist kein Selbstzweck mehr und kann als intimes Gefühl ausgelebt werden, solange die Gesellschaft außen vor bleibt.
Kurzbiographie zu Bertolt Brecht:
Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Er besuchte von 1904-17 die Volkshochschule, und ab 1908 das Realgymnasium. Nach den Notabitur beginnt er an der Universität in München ein Studium der Medizin und der Philosophie. Dieses Studium wurde 1918 durch seinen Dienst als Sanitätssoldat in einem Lazarett unterbrochen, eine Zeit, die ihn zu einem erbitterten Kriegsgegner machte. Am 3. November heiratet er die Opernsängerin Marianne Zoff, mit der er eine Tochter hat. Im gleichen Jahr der Heirat begegnet er zum ersten Mal Helene Weigel. Nach der Scheidung von Marianne 1927 heiratet er 1929 Helene. 1930 kommt ihre gemeinsame Tochter zur Welt. 1933 flüchtet Brecht, inzwischen überzeugter Sozialist, mit seiner Frau Helene durch viele Länder, bis sie 1941 in die USA gelangten. Zwischenzeitlich (1935-39) war er in Moskau Mitherausgeber der Exil- Monatsschrift ,,Das Wort" und schrieb satirische Gedichte für den Deutschen Freiheitssender. Nach dem Krieg ging Brecht, dem die Alliierten die Einreise in die Westzone verweigerten, nach Ost-Berlin. Mit seiner Frau gründete er 1949 das "Berliner Ensemble", das zur eigenständigsten und wichtigsten Experimentierbühne Europas heranwuchs. Brechts vielseitige dramatische Dichtung, verbunden mit stetem Klassenkampf, hatte den Zwiespalt zwischen menschlicher Freiheit und sozialer Gerechtigkeit, zwischen dem Glücksverlangen des einzelnen und der Notwendigkeit des Opfers an die Gemeinschaft zum ständigen wiederkehrenden Thema. Seine teils realistischen, teils grotesken und satirischen Erzählungen, Gedichte, Balladen und Moritaten machten ihn trotz seiner äußerlichen Bejahung der kommunistischen Weltanschauung zu einem der einflussreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Aber die Resignation in Brechts Werken aus der Zeit nach dem Bau der Berliner Mauer ist unverkennbar, ebenso wie die Hohlheit der satirischen Feierlichkeit der politischen Huldigungsgedichte Bertolt Brecht starb am 14. August 1956 an den Folgen eines Herzinfarkts.
Erinnerung an die Marie A.
An jenem Tag im blauen Mond September Still unter einem jungen Pflaumenbaum Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe In meinem Arm wie einen holden Traum. Und über uns im schönen Sommerhimmel War eine Wolke, die ich lange sah Sie war sehr weiß und ungeheuer oben Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir- Ich kann mich nicht erinnern.
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer Ich weiß nur mehr: Ich küßte es dereinst.
Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen Wenn nicht die Wolke da gewesen wär Die weiß ich noch und werd ich immer wissen Sie war sehr weiß und kam von oben her. Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind Doch jene Wolke blühte nur Minuten Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind.
Interpretation des Gedichts "Erinnerung an die Marie A." von Bertolt Brecht:
Die im Expressionismus entstandenen Werke waren geprägt von der besonderen Ausdrucksform derer Autoren. All ihre Verachtung und ihr Hass gegenüber der Welt entlud sich in ihren Werken. Im Vordergrund stand Verfall, Vergehen, Untergang und Weltende. Doch auch das Thema "Liebe" war vertreten. Der junge Brecht befaßte sich mit diesem Thema:
Im Vordergrund steht die Vergänglichkeit der menschlichen Gefühle. Diese Haltung entstand aus dem Gefühl der Verzweiflung, die sich in dieser ersten Schaffensperiode deutlich zeigt. Das prägnanteste Beispiel hierfür ist das Gedicht "Erinnerung an die Marie A.". Als Bertolt Brecht am 21. Februar 1920 im Nachtzug nach Berlin fährt, schreibt er in sein Notizbuch das sentimentale Lied Nr. 1004. Später nannte er es "Erinnerung an die Marie A.". In diesem Liebeslied, das als eines der berühmtesten und schönsten dieses Jahrhunderts gilt, nimmt er Abschied von einer Augsburger Geliebten, deren Gesicht er vergessen hat. Er erinnert sich nur an das Erlebnis unter dem Pflaumenbaum, weil eine Wolke am Himmel stand, die er auch längst vergessen hätte, wenn sie nicht während der Liebesstunde im Wald verschwunden wäre. Bestand hat das Wandelbare. Darin drückt sich im übertragenen Sinne die Bereitschaft aus, von der Heimatstadt Abschied zu nehmen.
Die Struktur des Gedichts vollzieht sich im Dreiertakt:
In der ersten Strophe wird das Liebesverhältnis im Zusammenhang mit der genau beschriebenen Naturkulisse erwähnt, wobei die Geliebte nur ,,still und bleich" ist. Im Kontrast zu ihr steht die "weiße Wolke". Brecht widmet ihr 4 von 8 Versen. Diese Wolke, die das lyrische Ich lange sah und die plötzlich verschwunden war, bringt das Liebesverhältnis unter den Aspekt der Vergänglichkeit. Eine weitere Auffälligkeit äußert sich im Reimschema; es erinnert an kein bekanntes:
"September"- A ,
"Pfaumenbaum"- B "Liebe"- C ,.
Traum"- B ,Himmel"- D "Sah"- E " Oben"- F ,,Da"- E
Dieses Reimschema zieht sich durch alle drei Strophen.
Eine auf die Epoche zurückzuführende Auffälligkeit zieht sich ebenfalls durch die drei
Strophen: es ist das verwenden von Metaphern und Personifizierungen (,junger
Pflaumenbaum"; "stille bleiche Liebe"; viele Monde geschwommen";,jene Wolke blühte"). Strophe 1 und 3 beinhalten zwei Sätze, die sich über vier Verse ziehen. In der 2. Strophe wird die entscheidende Frage gestellt"und fragst du mich, was mit der Liebe sei?", die sobald beantwortet wird"So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern." Die Zeit läßt die Erinnerung an die Geliebte allmählich verblassen. Das Ich kann nur noch feststellen: "Ich weiß nur mehr: ich küßte sie dereinst."
In der 3. Strophe wird verdeutlicht, daß allein die weiße Wolke das Liebesverhältnis vergegenwärtigt: "Und auch den Kuß, ich hätt ihn längst vergessen / Wenn nicht die Wolke da gewesen wär." Die Liebe ist gegangen; allein die Wolke ist geblieben. Somit ist die Liebe nur ein wiederholbarer Naturvorgang, mit dem Unterschied, daß das eigentlich so vergängliche Naturereignis sich zunehmend ins Gedächnis prägt, wobei die Geliebte in der bedeutungslosen Ungewißheit untergeht: "Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind." Die eigentliche "Liebe" kann nur in Bezug zur Wolke bestehen. Die Liebe um der Liebe Willen und die Vergänglichkeit sind das zentrale Moment; der Mensch bleibt beinahe ganz im Hintergrund.
Die Liebenden
1 Seht jene KRANICHE in grossen Bogen!
2 Die WOLKEN, welche ihnen beigegeben
3 Zogen mit ihnen schon, als sie entflogen
4 Aus einem Leben in ein andres Leben..
5 In GLEICHER Höhe und mit GLEICHER Eile
6 Scheinen sie alle beide nur daneben.
7 Dass so der Kranich mit der Wolke TEILE
8 Den schönen Himmel, den sie KURZ befliegen
9 Und keines andres sehe als das Wiegen
10 Des andern in dem Wind, den BEIDE spüren
11 Die jetzt im Flug beieinander liegen:
12 So mag der Wind sie in das Nichts entführen.
13 Wenn sie nur nicht vergehen und sich bleiben
14 So lange kann sie beide nichts berühren
15 So lange kann man sie von jedem Ort vertreiben
16 Wo REGEN DROHEN oder SCHÜSSE SCHALLEN.
17 So unter SONN und MOND verschiedenen Scheiben
18 Fliegen sie hin, einander ganz verfallen.
19 Wohin, ihr? - NIRGEND hin. - Von wem davon?
20 - VON ALLEN.
21 Ihr fragt, wie lange sind sie schon beisammen?
22 - Seit kurzem. - Und wann werden sie sich trennen?
23 - BALD.
Interpretation -"Die Liebenden"
Das Liebesgedicht "Die Liebenden" von Bertolt Brecht (1898-1956) entstand in den Jahren 1925 / 1926. Zu dieser Zeit drückte sich in Brechts Liebeslyrik zwar immer noch die Verneinung der Liebe und damit das zerstörerische Vergängliche aus, aber die Ansicht über die Ursache für diesen Zustand hatte sich für den Autor verändert. Brecht war in dieser Zeit gerade neu geprägt durch die marxsche Lehre und sah nun die Ursachen in der Umwelt, den wirtschaftlichen und politischen Gesetzen, die den Menschen bestimmten und gefangen hielt. Der Mensch war nicht länger ein Opfer seiner Kontaktschwäche und der Partner nur sein Objekt. Mit dieser neuen Erkenntnis schrieb Bertolt Brecht die Oper"Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", aus der das Gedicht "Die Liebenden" stammt. Die dargestellte Szene, das Gedicht, findet nämlich in dem Bordell der Stadt Mahagonny statt. Zwischen einer Dirne und einem Kunden entwickelt sich für einige Augenblicke das Gefühl von Liebe.
Am Anfang des Gedichtes blicken die Liebenden auf zu den Kranichen, deren große Bogen sie bewundern. Aber die Kraniche sind hier mehr als nur Zugvögel. Die Situation der Liebenden wird auf die Vögel förmlich projiziert; sie fliegen in eine andere Welt. Voller Idylle und Harmonie können sie gleichermassen sich selbst und die Natur genießen. Sie sind einander völlig gleichberechtigt und genügen sich. Zusammen fühlen sie sich stark. Doch von außen droht Regen und Schüsse schallen. Ihre Umwelt hält sie gefangen und lässt die Leibenden nur kurz träumen, doch am Ende des Gedichtes wird deutlich, dass sie nicht vor Allen entfliehen können und schon bald getrennt sein werden.
Der Leser muss mit dem Gedicht die Höhen und Tiefen durchmachen', da er direkt im ersten Vers durch den Imperativ "Seht" aktiviert wird. Doch gleich wechselt Brecht das Tempus und fährt im erzählendem Präteritum fort, welches die Entfremdung aus der Realität unterstützt. Am Ende des Gedichtes verfällt der Autor in einen Dialog, welcher einerseits die Illusion von der Liebe zerstört und die Liebenden, sowie den Leser in die Realität zurückweißt, aber andererseits auch einfach den praktischen Grund hat in den Dialog der Oper überzuleiten. Die Sprache und ebenso die Versmasseinteilung haben eine ähnliche Wirkung. Die Terzien, als Form, unterstützen das harmonische Anfangsbild. Das Reimschema verdeutlicht den Harmoniebruch am Ende des Gedichtes. Die anfangs klingenden Verse, "g-h_g44, schlagen in das Schema"g-g-h" um und zum Höhepunkt endet das Gedicht mit dem Reimpaar J_i44 , dieser stumpfe Umschwung erschreckt den Leser und führt die Realität vollends herbei.
Das Glück und der Rauschzustand der Liebenden wird gleich zu Anfang angezeigt, deshalb werden die ersten drei Verse auch durch die Vokaltönung auf dem "044 -Laut miteinander verbunden. Um dies noch zu steigern setzt Brecht im dritten Vers einen Binnenreim ein (""zogen"-"entflogen 41 ), der gleichzeitig den Textfluß beschleunigt. Die Harmonie wird in Assonanzen wieder aufgegriffen: Vers 6 "scheinen 41 - "beider 44 und Vers 17 "Sonn 44 _ "Mond 41 . Das Gedicht verändert sich 41 jedoch mit der Anapher "so lange kann , Vers 14/15, die eine Bedingung enthält. Denn nur zusammen sind die Liebenden stark, doch zusammen können nicht bleiben', denn die Macht des Geldes treibt sie auseinander und die Dirne muss auf ihren nächsten Kunden warten. So beginnt das Ende und der Rückzug in die Realität. Das Scheitern der Liebe scheint vorbestimmt, denn die Liebenden wissen nicht., wohin sie wollen und das Nichts, aus Vers 12, ist also nur ein unerreichbares Ziel. In diesem Nichts, welches Liebe verspricht, aber nicht erreicht werden kann, drückt Brecht den Nihilismus seiner expressionistischen Zeit aus.
Durch verschiedene Schlüsselworte kommt einerseits immer wieder die Gleichheit der Liebenden,' die konträr zu ihrem wirklichen sozialem Unterschied, Dirne und Kunde steht (Vers 5 "gleicher", Vers 10 "beide 41 ) zum Ausdruck. Aber auch die Gleichheit von Mann und Frau im Gedicht symbolisiert von Wolke und Kranich und Sonn und Mond. Anderseits wird aber auch die Kurzlebigkeit des Augenblickes deutlich, Vers 8 "kurz und Vers 23 "bald . Ohne mehr über den Autor und seine Zeit zu wissen, könnt man auf eine Theorie kommen, durch die vielen Anspielungen auf männlich / weiblich. Man könnte glauben, dass Brecht als Grundlage für sein Gedicht auf die biblische Mythologie, auf die Adams und Evas zurückgreift. Die Liebe zweier Menschen im Paradies symbolisiert durch Kranich und Wolke.
Viel eher ist dieses Gedicht aber als Gesellschaftskritik zu sehen, besonders mit Blick auf die es umgebende Oper. Der Autor kritisiert die Zeit, in der die Liebe, besser gesagt die Sexualität, zur Ware wird und das Geld die Menschen in ihrem Tun und Handeln bestimmt. Die Dirne muß auf den nächsten Kunden warten, um zu überleben; aus rein materieller Not heraus muß sie Ihrem Geliebten verlassen. Diese Auffassung des Dichters taucht immer wieder in seinen Werken auf-. "Erstens, vergeßt nicht, kommt das Fressen / Zweitens kommt der Liebesakt.",
Trotz dieses pessimistischen Weltbildes zeigt sich in dem Gedicht "',Die Liebenden" doch eine Hoffnung, ausgedrückt durch die zentrale Naturmetaphorik. Denn wenn die "schlechten Zeiten" sich ändern, ist es möglich zu lieben, da der Wunsch nach dem Geflühl vorhanden in den Menschen ist.
Else Lasker-Schüler (1869-1945)
Nur dich
Der Himmel trägt im Wolkengürtel Den gebogenen Mond.
Unter dem Sichelbild
Will ich in deiner Hand ruhn.
Immer muß ich wie der Sturm will, Bin ein Meer ohne Strand.
Aber seit du meine Muscheln suchst, Leuchtet mein Herz.
Das liegt auf meinem Grund Verzaubert.
Vielleicht ist mein Herz die Welt, Pocht-
Und sucht nur noch dich Wie soll ich dich rufen?
Interpretation
Das Gedicht "Nur dich" hat Else Lasker-Schüler geschrieben. Sie lebte von 1869-1945 und gehört damit zu den Dichtern des Expressionismus (1905-1930).
Dieses Gedicht lässt sich in zwei Teile gliedern. Im ersten Teil geht es um ihre Visionen und Wünsche: Unter dem Sichelbild Will ich in deiner Hand ruhn (Vers 2). Im zweiten Teil erklärt sie jedoch, dass diese noch nicht erfüllt werden: Und sucht nur noch dich- Wie soll ich dich rufen? (Vers 7). Ihre Vision ist die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, die sie im Bild darstellt: Der Himmel trägt im Wolkengürtel den gebogenen Mond (Vers 1). Sich selbst vergleicht sie mit einem aufgewühltem Meer, dass dem Sturm ausgeliefert ist (Vers 3). Sie fühlt sich den Weltgeschehnissen, dem Leben und den Menschen ausgesetzt und machtlos: Bin ein Meer ohne Strand (Vers 3). Sie hat eine Vision, aber kann sie nicht erreichen. Sie möchte vielleicht "die Sterne vom Himmel holen" um ihr Glück zu erfahren. Doch das liegt noch wie eine Muschel auf dem Meeresgrund verborgen und muss entdeckt werden (Vers 4/5). Ihr Herz, welches sie als Muschel bezeichnet, hat aber schon einen Hauch von der Vision gespürt, wie die Muschel das Mondlicht, und ist deshalb "Verzaubert'. Doch stumm wie sie, ist es schwer für ihr Herz den oder das Richtige zu finden. Ihre Situation (Vers 6) ist vergleichbar mit den Wirren in der Welt. Denn die gleich, Sehnsucht befindet sich überall! Else Lasker-Schüler verwendet eine sehr bidhafte Sprache. In vielen Gedichten findet man Bilder wie: Herz, Mond, Himmel. Das Gedicht besteht aus sieben Strophen mit je zwei Zeilen. Es beinhaltet keine Reime.
Nachtcafé
von
Gottfried Benn
Der Frauen Liebe und Leben.
Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte
Rülpst tief drei Takte lang: das schöne Abendbrot Die Trommel liest den Kriminalroman' zu Ende.
Grüne Zähne, Pickel im Gesicht
winkt einer Lidrandentzündung.
Fett im Haar
Spricht zu offenem Mund mit Rachenmandel Glaube Liebe Hoffnung um den Hals.
Junger Kropf ist Sattelnase gut. Er bezahlt- für sie drei Biere.
Bartflechte kauft Nelken, Doppelkinn zu erweichen.
D-Moll: die 35. Sonate. Zwei Augen brüllen auf-.
Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal, damit das Pack darauf rumlatscht!
Schluß! He Gigi!-
Die Tür fließt hin: Ein Weib
Wüste ausgedörrt. Kanaanitisch braun.
Keusch. Höhlenreich. Ein Duft kommt mit. Kaum Duft.
Es ist nur eine süße Vorwölbung der Luft gegen mein Gehirn.
Eine Fettleibigkeit trippelt hinterher.
Gedichtsanalyse zu «Nachtcafé» von Gottfried Benn
Zur Erörterung werde ich zunächst eine Übersicht über Fakten zur Entstehung des Expressionismus geben: Der Begriff Expressionismus (=Ausdruckskunst)entstand in dem Jahr 1905 und wurde von der Malerei auf die Literatur übertragen. Konkret wurde der Begriff von einem Dichterclub, zu dem auch Gottfried Benn gehörte, im Jahre 1922 auf die Literatur übertragen. Das zu analysierende Gedicht ist in acht Strophen gegliedert. Jede von ihnen beschreibt einen Sachverhalt.(Zum Beispiel ist in der vierten Strophe wortwörtlich von einem "jungen Kropf' die Rede, der für die "Sattelnase" gut ist und ihr drei Biere bestellt.) In dem Gedicht geht es um Geschehnisse in einem Nachtcafe. Da sitzt ein "Cello" und trinkt Etwas an einem Tisch, eine "Flöte" rülpst ein "junger Kropf" bezahlt für die Sattelnase drei Biere. Kurz, in dem Café herrscht ein reges Treiben. Gottfried Benn arbeitet hier mit einer totalen Chiffre. Er gibt Männern sowie Frauen einfallsreiche Namen wie "junger Kropf' oder "Sattelnase" und die Personen werden von dem lyrischen Ich genaustens beschrieben, doch eher in einer nicht vertrauten Art und Weise. Da werden Menschen zu Instrumenten ("Das Cello trinkt rasch mal. Die Flöte rülpst tief drei Takte lang.") und werden mit einer puren Ästhetik der Hässlichkeit manifestiert.(Zweite Strophe: "Grüne Zähne, Pickel im Gesicht. ")Dieses ist die literarische Technik, die Gottfried Beim hier anwendet: Die Verwendung von grotesken Bildern. ("Fett im Haar',"...winkt einer Lidrandentzündung. ")Deutlich ist hierbei die Bevorzugung einer negativen Thematik zu erkennen.(Menschliche Anomalien, Krankheit("Bartflechte","...ein Weib wüste ausgedörrt"),Verfall, Tod("Spritzt nicht das Blut von Chopin in den Saal) und Hoffnungslosigkeit ("Ein Duft kommt mit. Es ist nur eine süsse Verwölbung der Luft gegen mein Gehirn.") Die Wirklichkeit wird präzise mit schockierenden Details wiedergegeben. Hierbei spricht der Verfasser wahrscheinlich das Sehen, Beobachten, Einordnen, Ab - und Einschätzen von anderen Menschen an. Dieses geschieM in unserer Welt alltäglich. Man sitzt in der Schule und beobachtet seine Mitmenschen, oder man befindet sich im Bus und vertreibt sich die Zeit im "sich Geschichten ausdenken "über andere Fahrgäste oder man sitzt einfach in einem Café und schreibt darüber, wie sich Besucher verhalten, wie Gottfried Benn es wohl getan haben muss. An dem Gedicht ist auffallend, dass die Sentimentalität und das Mitgefühl in zyni~cher Kälte gehalten sind. Gottfried Benn verwendet dieses Gedicht, um die radikale, subjektive Thematik des "lyrischen Ichs" in Szem zu setzen. Er erlebt die moderne Ich-Spaltung als Kluft zwischen Geist und Fleisch. Das so gespaltene Ich Steht der äusseren Welt zudem fremd und hilflos gegenüber. Ihr Wesen scheint der Erkenntnis nicht zugänglich. Die literarische Kritik spielt an der zeitgenössischen Wertvorstellung, in der die grausame Wirklichkeit (Laster, Krankheit und Elend) verharmlost wird- Bedeutet dies auch Kritik an der Zivilisation? Auf diesen Punkt werde ich gleich zurückkommen. Durch die neue literarische Epoche werden neue Wahrnehmungsweisen anerkannt. Aufgrund der Auflösung von traditionellen Weltbildern, wie zum Beispiel dem christlichen Glauben, entsteht ein moralisches Chaos. Dein expressionistischen Didner erscheint die Umwelt vor allen Dingen die Großstadt, in Unordnung, Disharmonie und Chaos.
Der Reihungsstil, Ls heisst der schnelle Wechsel unzusammenhängender Bilder(zum Beispiel Strophe 1 und 2: "Die Trommel liest den Kriminalroman zu Ende Grüne Zähne, Pickel im Gesicht. ")ist Stilmittel in diesem Gedicht und beschreibt diese neu entstandenerWahrnehmungsweise. In der sechsten Strophe des Gedichts ist die für den Expressionismus typische Katastrophenstimmung deutlich zu erkennen.(" Zwei Augen brüllen auf Spritzt rück das Blut von Chopin in den Saal. ")Die allgemeine Stimmung Rdni zur Ablehnung der Gesellschaft.(Sechste Strophe: damit das Pack darauf rumlatscht. ") Die Furcht vor Übergewalt der modernen Zivilisation entsteht, ausserdern wird in diesem Gedicht das Gefühl der Monotonie und der Sinnlosigkeit des Daseins vermittelt.(siebte Strophe:" Ein Duft kommt mit. Es ist nur eine süsse Verwölbung gegen mein Gehirn-") Ein letzter wichtiger Punkt für die Analyse dieses Gedichts ist der Ich-Zerfall. Mit dem Thema der Ich-Gefährdung hängt die Vorliebe von-Gottfiied Benn für Themen wie Wahnsinn und Selbstmord, Krankheit, Tod und Hinrichtung, Verfall und Untergang zusammen. Das großstädtische Leben führt zum Ich- Zerfall, weil das Individuum nicht mehr selbst handelt, sondern nur noch die Aktivität , hier in dem Cafi, beobachten kann: Der Mensch steht nicht mehr über den Dingen, sondern die Umwelt dringt aggressiv itr ihn ein und gefährdet seine Selbstbestimmung.
Was mir an diesem Gedicht gefällt, ist, dass es durch seine Chiffren einmal ganz anders ~st als viele Gedichte. Menschen werden als Instrumente dargestellt und hinter den Worten, wie zum Beispiel Bartflechte und Doppelkinn verstecken sich männliche und weibliche Züge, Als Leser kann man sich optimal in das Lyrische Ich eindenken und ist positiv erstaunt darüber, was für Eindrücke einem durch- das Gedicht vermittelt werden. Man fügt sich leicht in die Rolle einer in einem Cafi sitzenden Person hinein, die sich das Geschehen in ihrer Umwelt zuteil macht. Das Gedicht ist sicherIi& nicht naclr einmaligem Lesen weggelegt und vergessen, nein, man ertappt sich Dabei, wie man beim nächsten Cafebesuch die Mitmenschen bestimmten Instrumenten zuordnet. Also~ Mitmenschen aufgepasst vor Leuten, die allein im Café sitzen und mit grossen Augen ihre Umwelt anschauen. ( ...)
Quellen:
Nachweise für die Gedichtinterpretation
- Izabella Kiss-. poesie und geist
Bertolt Brecht: "Die Liebenden"
- Jean-Claude Capèle:
Bertolt Brechts Liebesgedichte
- Lexika; zur Definition des Expressionismus
- Alles vergessen, gnädiges Fräulein? Erinnerung an Dora M., Brechts erste Berliner Freundin; von Dr. Werner Hecht
- Brecht, Bertolt: Leben und Werke
- Material- Literatur des Expressionismus
Häufig gestellte Fragen
Was ist Expressionismus laut diesem Dokument?
Der Expressionismus war eine Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts (1905-1930), die sich von der Malerei auf die Literatur ausdehnte. Er spiegelt das damalige Weltbild wider, beeinflusst von Krieg und Moderne, wobei das Individuum in der Industrialisierung entfremdet wird.
Wie wird die Entwicklung der Liebesgedichte am Beispiel von Bertolt Brecht in diesem Dokument beschrieben?
Brechts Liebesgedichte werden in zwei Perioden eingeteilt. Die erste Periode, die vor 1950 liegt, spiegelt vergängliche Liebe und ein asoziales Weltbild wider. Die zweite Periode, ab 1950, zeigt eine neue Grundhaltung, mit der "Freundlichkeit" als zentralem Begriff. Das Dokument konzentriert sich auf die erste Periode, die in der expressionistischen Ära entstand.
Was ist das "Baalsche Weltgefühl", das im Dokument erwähnt wird?
Das "Baalsche Weltgefühl" repräsentiert die Erschütterung der Zeit durch Krieg, den Kampf ums Überleben und die Nachkriegszeit. Es führte dazu, dass Brecht seine Werke über Liebe nur im Nihilismus ausdrücken konnte.
Was sind die zentralen Themen in Brechts Liebesgedichten der ersten Periode laut diesem Dokument?
Vergänglichkeit ist ein zentrales Thema, wobei Gefühle sich im Nichts auflösen. Die Verneinung einer Gesellschaft, in der Liebe nur episodenhaft sein kann, führt zu gesteigerter Lebenslust auf Kosten der Gefühle. Animalität tritt als Gegenstück zur Liebe auf.
Wie veränderte sich Brechts Sicht auf die Ursachen der Vergänglichkeit der Liebe?
Zunächst sah Brecht die Menschen selbst für die Vergänglichkeit verantwortlich. Später, beeinflusst von marxistischen Lehren, sah er die Ursachen in politischen und wirtschaftlichen Gesetzen.
Was sind die wichtigsten Punkte der Kurzbiographie von Bertolt Brecht?
Bertolt Brecht (1898-1956) war ein Dramatiker, Lyriker und Theoretiker. Er war Kriegsgegner, heiratete zweimal und floh vor dem Nationalsozialismus in die USA. Nach dem Krieg gründete er das "Berliner Ensemble". Seine Werke thematisierten den Konflikt zwischen Freiheit und sozialer Gerechtigkeit.
Was ist die Kernaussage des Gedichts "Erinnerung an die Marie A."?
Das Gedicht thematisiert die Vergänglichkeit menschlicher Gefühle. Die Erinnerung an eine Geliebte verblasst, während die Erinnerung an eine Wolke, die während einer Begegnung unter einem Pflaumenbaum zu sehen war, bestehen bleibt.
Wie ist die Struktur des Gedichts "Erinnerung an die Marie A." laut dem Dokument?
Das Gedicht ist in einem Dreiertakt strukturiert, wobei die erste Strophe das Liebesverhältnis mit einer Naturkulisse verbindet. Das Reimschema ist ungewöhnlich. Es werden Metaphern und Personifizierungen verwendet.
Was ist die Interpretation von "Die Liebenden" laut dem Dokument?
Das Gedicht thematisiert ein Gefühl der Liebe, das zwischen einer Dirne und einem Kunden in einem Bordell entsteht. Ihre Situation wird auf Kraniche projiziert, die in eine andere Welt fliegen. Die Liebe ist vergänglich und durch die Umwelt und gesellschaftliche Zwänge bedroht.
Wie wird die Sprache und die Versmasseinteilung im Gedicht "Die Liebenden" interpretiert?
Die Terzien unterstützen das harmonische Anfangsbild. Das Reimschema verdeutlicht den Harmoniebruch am Ende des Gedichtes. Vokaltönungen und Binnenreime verstärken das Gefühl von Harmonie, während eine Anapher und der plötzliche Realitätseintritt das Ende und den Rückzug in die Realität markieren.
Welche Schlüsselworte und Motive werden im Gedicht "Die Liebenden" hervorgehoben?
Gleichheit der Liebenden, die Kurzlebigkeit des Augenblicks und biblische Anspielungen werden erwähnt. Das Gedicht wird aber vor allem als Gesellschaftskritik gesehen, die die Kommerzialisierung der Liebe und die Macht des Geldes thematisiert.
Was ist die Interpretation des Gedichts "Nur dich" von Else Lasker-Schüler laut dem Dokument?
Das Gedicht drückt die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit aus. Die Autorin vergleicht sich mit einem aufgewühlten Meer, das dem Sturm ausgeliefert ist. Sie hat eine Vision, kann sie aber nicht erreichen.
Was sind die zentralen Punkte der Gedichtsanalyse zu "Nachtcafé" von Gottfried Benn?
Das Gedicht beschreibt Geschehnisse in einem Nachtcafé mit einer Vielzahl von Charakteren und grotesken Bildern. Es wird mit dem Expressionismus und seiner Betonung auf die Ästhetik des Hässlichen in Verbindung gebracht. Es werden menschliche Anomalien, Krankheit, Verfall und Hoffnungslosigkeit thematisiert.
Welche Stilmittel werden in "Nachtcafé" laut dem Dokument verwendet?
Der Reihungsstil (schneller Wechsel unzusammenhängender Bilder) , Katastrophenstimmung, Ablehnung der Gesellschaft, Ich-Zerfall und die Furcht vor der Übergewalt der modernen Zivilisation werden betont. Das Gedicht vermittelt das Gefühl der Monotonie und der Sinnlosigkeit des Daseins.
- Quote paper
- Stephan Schnitzler (Author), 1999, Definition des Expressionismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98438