Grundlage:
Am Ursprung des ,,Amphitryon"-Stoffes steht die Sage von der Zeugung und der Geburt der ungleichen Brüder Herakles und Iphikles.
Die Geschichte des thebanischen Feldherrn Amphitryon findet sich zuerst im pseudohesiodischen ,,Schild des Herakles". Um Herakles göttliche Abkunft zu belegen, erzählt der Autor in schlichter Gläubigkeit, wie Zeus mit der Absicht, mit einer Sterblichen einen Plagenbekämpfer zu zeugen, nachts Alkmene besucht, die, da noch in der gleichen Nacht auch ihr Gatte Amphitryon siegreich zu ihr zurückkehrt, Zwillinge gebiert, deren einer Herakles, der Göttersohn, deren anderer Iphikles, der Sohn des Amphitryon, ist. Die lange Kette dramatischer Bearbeitungen beginnt im Altertum. Die ersten Glieder liegen allerdings im Dunkeln, da kein einziges der griechischen ,,Amphitryon"-Dramen ist erhalten geblieben ist, lediglich die Kenntnis einiger Namen und Fragmente, ergänzend tritt ein Vasenbild hinzu.
Kleists Hintergrund
Über die Entstehung des dreiaktigen Blankversdrama ist nur sehr wenig bekannt. Offenkundig reicht Kleists Arbeit dran mindestens bis zu seinem Dresdener Aufenthalt im Jahr 1803 zurück, wenn nicht sogar bis in seine Schweizer Zeit, und überschneidet sich teilweise mit der Ausarbeitung des ,,Zerbrochenen Krugs".
Man vermutet, dass Kleist im Auftrag seines Schweizer Freundes Zschokke, der eine deutsche Ausgabe der Werke Molières plante, an die Arbeit gegangen sei und erst im Verlauf sich so weit vom Original entfernt habe, dass sein Werk nicht mehr als Übersetzung auszugeben gewesen sei.
Daten
1803 Kleists Aufenthalt auf Wielands Gut in Ossmannstedt, Arbeit an ,,Amphitryon"
1807 Januar Kleist auf dem Weg von Königsberg nach Berlin unter dem Verdacht der Spionage verhaftet und in französische Kriegsgefangenschaft gebracht.
Während der Haft hatte er einige Bewegungsfreiheit und konnte weiter an seinen schriftstellerischen Projekten arbeiten
Anfang Mai erscheint sein Drama ,,Amphitryon" (durch die Vermittlung von Adam Müller) im Druck bei C. Arnold in Dresden
08.04.1899 Uraufführung ,,Amphitryons" in Berlin Seite 2
Das Stück
Form: Blankversdrama in 3 Akten
Ort/Zeit: Theben, 1.Akt (5 Auftritte) bei Nacht, 2. Akt (6 Auftritt) bei Tag, 3.Akt ( 11 Auftritte)
Personen: Jupiter, in der Gestalt des Amphitryon
Merkur, in der Gestalt des Sosias
Amphitryon, Feldherr der Thebaner
Sosias, sein Diener
Alkmene, Gemahlin des Amphitryon Charis, Gemahlin des Sosias Feldherren
Handlung: Der siegreiche Feldherr Amphitryon schickt seinen Diener Sosias nach Hause, um seiner Gemahlin Alkmene seine baldige Ankunft zu melden. Sosias trifft jedoch vor dem Schloss seins Herrn auf den Gott Merkur, der die Gestalt von Sosias angenommen hat. Das andere Ich von Sosias verwehrt ihm mit Prügeln den Einlass. Merkur bewacht das Liebeslager im Schloss, denn dort verbringt Jupiter, der höchste Gott des Olymp, in der Gestalt Amphitryons, gerade eine herrliche Liebesnacht mit Alkmene. Als nun Amphitryon am nächsten Morgen bei seiner Gemahlin erscheint, trifft er sie in höchster Verzückung an und damit beginnen die Verwirrungen, Täuschungen und Verstrickungen. Die Götter Merkur und Jupiter nehmen Menschengestalt an, um Alkmene, Amphitryon, Sosias und Charis zu täuschen, mit ihnen zu spielen. Sie stiften Unruhe und treiben die Menschen durch ihre Spiegelungen in ein Labyrinth der Gedanken und Gefühle und stürzen sie in existenzielle Krisen.
Kleist und Molière
Der Untertitel ,,Ein Lustspiel nach Molière" weist auf die wichtigste Quelle hin, die Kleist seinem Drama zu Grunde gelegt hat, den ,,Amphitryon" des Molière aus dem Jahr 1668, der seinerseits u. a. auf den ,,Amphitruo" des Plautus, die erste tragikomische Bearbeitung des Stoffes zurückgreift.
Kleist folgt zwar dem französischen Drama in weiten Teilen recht genau, so dass man sein Stück zunächst nur als Bearbeitung angesehen hat, doch akzentuiert er diese Vorlage an vielen Stellen neu und fügt vor allem die wichtige Szene II,5 hinzu, die den Konflikt Alkmenes viel stärker betont. Zudem tritt sie bei Molière während des gesamten dritten Aktes nicht mehr auf; Kleist gibt ihr hier eine tragende Funktion. Insgesamt schwächt er den höfisch-gesellschaftlichen Charakter von Molières Stück zugunsten einer ausführlichen Darstellung der Identitätsproblematik und der religiösen Fragen ab.
Kritik an Kleist
Der Untertitel ,,Ein Lustspiel nach Molière" bildet in der Geschichte der Urteile, die über Kleists Werk gefällt wurden, gleichsam den roten Faden. Schon 1826 nannte Tieck diesen Versuch Molière umzugestalten eine Verirrung. Dieses Urteil sollte genau hundert Jahre vorherrschen. Erst in den 20ern unseres Jahrhunderts erkannte man Kleists Bedeutung und die seines Stückes, die die Literaturgeschichten des 19.Jahrhunderts als missglückt bezeichnet oder übergangen hatten.
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