Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
- Informationsverarbeitungsmodel über Affekte
2. Hypothese/ Fragestellung
- Emotion und Kognition:
- Merkmale, wie sich heiße von kalte Kognitionen unterscheiden:
1. Affektive Reaktionen sind primär.
2. Affekt ist die Basis.
3. Affektive Reaktionen sind unvermeidbar.
4. Affektive Bewertungen neigen dazu unwiderruflich zu sein.
5. Affektive Urteile beinhalten das Selbst.
6. Affektive Reaktionen sind schwer zu verbalisieren.
7. Affektive Reaktionen sind nicht abhängig von Kognition.
8. Affektive Reaktionen lassen sich vom Inhalt trennen.
3. Methode
- Emotion ohne Bewußtheit
- Empirische Befunde
4. Ergebnisse
5. Diskussion
6. Literatur
Informationsverarbeitungsmodel über Affekte
,,Die Emotionen sind ursprünglich und fundamental. Sie sind nahe an unserer inneren Wahrheit." (Cunnings, 1973 zit. nach Zajonc, 1980).
Im Gegensatz zu Cunnings Meinung steht die zeitgenössische postkognitive Psychologie. Sie betrachtet Emotionen als ausdauernd. Eine affektive Reaktion, so wie Zuneigung und Abneigung oder die Gefühle Vergnügen oder Mißfallen, basiert auf einem vorherigen kognitiven Prozeß. In so einem Prozeß werden verschiedene Unterscheidungen gemacht und Merkmale identifiziert. Ihr Wert wird geprüft und ihr Nutzen wird getestet. Erst danach kann man urteilen.
,,Bevor ich etwas mögen kann, muß ich Vorkenntnisse haben und mindestens einige Unterscheidungsmerkmale identifizieren können. Objekte müssen erkannt werden, bevor wir sie bewerten können." (Zajonc, 1980, S. 151).
In seinem Artikel hat Zajonc versucht, Erkenntnisse über die Art und Weise zu entwickeln, in der der Affekt als Teil der Erfahrung verarbeitet wird. Ferner hat er versucht, Affekt von Informationsverarbeitung zu trennen, der keine affektive Qualität hat. Sein Artikel beschränkt sich auf Aspekte von Emotionen, die mit unseren Vorlieben zu tun haben. Das sind Emotionen die allgemeine Qualität von Verhalten, die der Nähern-Meiden- Unterscheidung unterliegt. Er beschäftigt sich mit heißen Kognitionen (Abelson, 1963, zit. nach Zajonc, 1980) und versucht sie von kalte Kognitionen zu unterscheiden. Im Gegensatz zur Experimentalpsychologie beschäftigt sich die Sozial-psychologie mit Affekten und heißen Kognitionen. Affekte dominieren soziale Interaktionen. Der größte Teil unserer Unterhaltungen im Alltag stellt ein Austausch von Information über unsere Meinungen, Vorlieben und Bewertungen dar. In so einer Unterhaltung werden Affekte nicht nur wörtlich, sondern auch nicht-wörtlich übermittelt. Z. B. kann der Ton beim Sprechen wichtiger als die wörtliche Bedeutung sein (Argyle, 1970, Zit. nach Zajonc, 1980). Deshalb können wir z. B. auch bei Fremdsprachen Emotionen identifizieren, ohne daß wir die inhaltliche Bedeutung verstehen.
2. Hypothese/ Fragestellung
Emotion und Kognition
Entsprechend des Models der Informationsverarbeitung von Affekten wird die Präferenz erst nach einem früheren kognitiven Prozeß gebildet und ausgedrückt. Wie genau müssen Objekte kognitiv verarbeitet werden, bevor wir sie bewerten können? Zajonc behauptet, daß Objekte nur minimal kognitiv verarbeitet werden müssen. Um diese Möglichkeit genauer zu betrachten, ist es wichtig, Gedanken von Emotionen unterscheiden zu können. Zajonc erörtert Wundts Mutmaßung, daß ein Affekt immer beim Denkprozeß vorhanden ist. Bei Denkprozessen gibt es immer einen Affekt. Es gibt auch Affekt ohne Denkprozeß. Eigentlich wäre es möglich, daß wir etwas mögen oder vor etwas Angst haben, ohne genau zu wissen, was es ist.
Zajonc sagt, daß die Erlebnisform, die wir als Emotion bezeichnen, alle Kognitionen begleiten. Die Emotion entsteht früh während des Erkennen- und Abrufprozesses. Sie ist abgeleitet von parallelen, separaten und teilweise unabhängigen Systemen des Organismus.
Merkmale, wie sich heiße (affektive) von kalte Kognitiven unterscheiden:
1) Affektive Reaktionen sind primär.
Wundt (1973) Bartlett (1932) und Osgood (1962) behaupteten, daß Emotionen und Gefühle zuerst vor einem kognitiven Prozeß kommen.
Zajonc erörtert, daß bei Entscheidungsprozessen Affekte eine wichtige Rolle spielen. Wir wissen, was wir mögen, aber nicht immer wissen wir warum. Die erste Reaktion auf die Umwelt ist affektiv.
2) Affekt ist die Basis.
Der Affekt ist das erste, was in der Evolution von komplexen Anpassungsmechanismen Tiere von Pflanzen unterscheidet. Und im Gegensatz zu Sprache und Kognition ist affektive Reaktion universal unter den Tierarten. Z.B. wenn ein Kaninchen mit eine Schlange konfrontiert wird, hat es keine Zeit zu überlegen. Es muß sofort reagieren. Die Entscheidung zu fliehen müssen auf der Basis von minimaler kognitiver Beurteilung getroffen werden. (Zajonc, 1980, S.156)
3) Affektive Reaktionen sind unvermeidbar.
,,Man kann den Ausdruck der Gefühle kontrollieren, aber nicht die Erfahrung an sich." (Zajonc, 1980, S.156)
Im Gegensatz zu Bewertungen von objektiven Stimuluseigenschaften können die begleitenden affektiven Reaktionen nicht willentlich kontrolliert werden.
4) Das affektive Urteil tendiert dazu unwiderruflich zu sein.
Wir können bei Tatsachen akzeptieren, daß wir uns irren. Aber wir irren uns nie darüber, was wir mögen oder nicht mögen, weil wir unseren Gefühlen trauen. Sie sind ,,subjektiv valide".
5) Affektive Urteile beziehen sich auf das Selbst.
Wenn wir ein Objekt oder ein Ereignis bewerten, beschreiben wir nicht, was im Objekt oder im Ereignis, sondern etwas, was in uns selbst ist. Der Zustand des Urteils steht in Beziehung zum Urteilsobjekt. Z.B. ,,Ich mag nicht die schwarze Katze." (Zajonc, 1980, S.157)
6) Affektive Reaktionen sind schwer zu verbalisieren.
Der bemerkenswerte Aspekt der ersten Eindrücke von Personen ist ihre Unverzüglichkeit. Die Reaktion wird automatisch gemacht. Wenn wir uns danach fragen, was wir an dieser Person mögen, fällt es uns schwer, diese Frage zu beantworten. Wir haben nicht genügend affektive verbale Ausdrucksmöglichkeiten. Die Kommunikation eines Affekts liegt viel mehr in nicht verbalen Ausdrucksformen (Ekmann, Friesen, 1969; Schneider, Hastorf, Ellsworth, 1979). Zajonc glaubt, daß diese Tatsache mit dem Verarbeitungsprozeß eines Affekts zu tun hat.
7) Affektive Reaktionen müssen nicht abhängig von Kognition sein.
Präferenzen können nur unvollkommen aus der Aggregation von objektiven Merkmalen vorhergesagt werden.
a) Objektmerkmale, die zur Diskriminierung, Rekognition und Kategorisierung von Objekten herangezogen werden (sog. Diskriminada) und, b) Objektmerkmale, die zur affektiven Bewertung bezüglich Attraktivität, Konflikt, Vergnügen, Abneigung usw. herangezogen werden (sog. Präferenda).
Sylwan Tompkins (1962; 1981) stellte die vorherrschende Rolle unmittelbarer, nicht erlernter affektiver Reaktionen heraus. Er wies darauf hin, daß Säuglinge auf laute Geräusche oder mit Atemschwierigkeiten Furcht reagieren, ohne daß sie das kognitiv bewertet oder vorher gelernt hätten. Sie scheinen darauf ,,eingestellt" zu sein, auf bestimmte Reize mit einer emotionalen Reaktion zu antworten, die generell genug ist, um zu einer Reihe von Situationen zu passen. Für erwachsene Menschen ist Sexualität und auch das Lösen schwieriger Probleme aufregend. (Lexikon der Psychologie, Arnold, Eysenck, Meili, 1996, Band 1) Zajonc betrachtet die Emotionen als die primären motivierenden Kräfte menschlicher Handlungen: Sie erweitern unsere angeborenen Bedürfnisse und unsere erworbene Motive, indem sie ein Gefühl der Dringlichkeit bereiten. Die Emotionen statten jede Aktivität mit einem Gefühl der Wichtigkeit aus und wandeln Gleichgültigkeit in Verlangen um. Aus dieser Perspektive ist ohne Emotion alles ohne Bedeutung; mit Emotion kann alles wichtig sein.
8) Affektive Reaktionen können vom Inhalt getrennt sein.
Affektive Erfahrungen werden nicht immer von verbalen oder anderen kognitiven Repräsentationen begleitet. Ist dies doch der Fall, dann können diese unpräzise und widersprüchlich sein. Die semantische Repräsentation eines Ereignisses wird eher vergessen, als der Affekt, der dazugehört.
Z.B. wenn wir uns an ein Buch oder einen Film erinnern, können wir uns nicht immer an dessen Inhalte erinnern, aber wir können uns erinnern, ob er uns gefallen hat, oder nicht. (zit. nach Zajonc, 1980, S.195).
3. Methode
Emotionen ohne Bewußtheit
In einer langen Reihe von Experimenten wurden Probanden eine Vielzahl von Reizen vorgelegt, wie beispielsweise fremdsprachige Wörter, japanische Buchstabe, Zusammenstellungen von Zahlen und fremde Gesichter. Die Reize wurden mit einem Tachistoskop gezeigt, das sie so kurz einblendete, daß die Darbietungszeit unter der für das Erkennen notwendigen Zeitspanne lag. Die Probanden waren immer noch in der Lage, Präferenzen anzugeben, ohne daß sie wußten, warum sie einen Reiz einem anderen vorzogen. Die schlichte Wiederholung der Darbietung von Reizen erhöhte deren Attraktivität: Die Reize, die am häufigsten gezeigt wurden, erhielten die stärkste ,,Sympathie". Es ließ sich zeigen, daß diese gesteigerte Sympathie auch vom Erkennen abhängig war.
Empirische Befunde
Die vorherrschende Annahme bisher war, daß affektiven Reaktionen kognitive Prozesse vorausgehen müssen. ,,Bevor ich etwas mag, muß ich erst wissen, was es ist".(Zajonc, 1980, S. 151)
Widerlegender Hinweis:
a) ,,exposure effect": Mit Zunahme der Darbietungshäufigkeit eines Stimulus wächst die Präferenz für diesen.
b) Die bewußte Wiedererkennung (recognition), die das Gefühl der Vertrautheit für einen Stimulus ausmacht, ist nicht primär, sondern das Subjektive das von der Person gefühlt wird.
c) Affektive Komponenten erleichtern die Wiedererkennung.
d) Die höchste Wiedererkennungsleistung ist vorhanden, wenn beim Erwerb des Items ein affektives Rating abgegeben werden muß oder eine Selbstein- schätzung verlangt wird.
4. Ergebnisse
Als Experimentelle Befunde nannte Zajonc die Befunde zum ,,exposure effect". Probanden sind nicht in der Lage Stimuli als alt oder neu richtig und nicht zufällig zu erkennen, aber sie haben die alten, vertrauten Stimuli bevorzugt, wenn sie nach dem Mögen gefragt wurden.
Dieses Phänomen spricht für die Annahme von Zajonc, daß es ein affektives System gibt, das emotionale Bewertung leistet, noch ohne daß das kognitive System richtig eine bewußtes Erkennung geleistet hat.
Als Beispiel habe ich das Experiment von Kunst-Wilson & Zajonc (1980) (Zajonc, 1980, S.163) zum ,,exposure effect" im bezug auf die visuelle Wahrnehmung ausgewählt. In der ersten Phase, wurde den Probanden geometrische Figuren für eine Millisekunde dargeboten .
In der zweiten Phase, wurden Stimuli von der erste Phase und neue Stimuli dargeboten, aber jetzt wurden die Stimuli für eine längere Zeit dargeboten, so daß die Probanden es wahrnehmen konnten.
Jetzt wurden die Probanden gefragt, ob die Stimuli alt oder neu waren (Wiedererkennungsurteil) und ob sie die Stimuli mochten oder nicht mochten (affektives Urteil). Die Ergebnisse waren folgende:
Die Wiedererkennungsleistung war auf Zufallsniveau. Nur 48% der Probanden haben auf die Frage, ob der Stimulus alt oder neu war, richtig geantwortet.
Aber von den Stimuli, die gemocht wurden, waren 60% alt und 40% neu. D. h., daß die Probanden die alten Stimuli bevorzugt haben, ohne es wahrzunehmen. 16 von 24 Probanden haben die alten Stimuli besser gefunden als die neuen Stimuli. Aber nur 5 von 24 Probanden waren in der Lage, auch über Zufallsniveau zu sagen, daß sie den alten Stimuli wiedererkannt haben.
Schlußfolgerung
In seinem Artikel versuchte Zajonc (1980) zu zeigen, daß es eine separate Speicher- und Verarbeitungsstruktur für affektive und kognitive Informationen gibt, die unabhängig voneinander arbeiten, parallel arbeiten können und sich gegenseitig beeinflussen können.
R1: Eine Affekt folgt immer direkt auf den sensorische Input
R2: Wiedererkennung (recognition)
R3: Merkmalsidentifikation
5. Diskussion
Die kognitive Revolution hat an die Stelle des behavioristischen Menschen, der sich nur verhält, einen Denker gesetzt, dessen Kopf mit kühlen Überlegungen gefüllt ist. Beispielsweise können wir nach dieser Auffassung jemanden erst im Anschluß an die Analyse der Situation mögen oder nicht mögen. Gefühle und Präferenzen sind Kognitionen und Schlußfolgerungen nachgeordnet.
Eine davon abweichende Sichtweise behauptet, daß Gefühle und Präferenzen nicht notwendigerweise von Gedanken abgeleitet werden, sondern unmittelbare Reaktionen auf Reize sind, unabhängig von der kognitiven Analyse. Wir mögen diese Person und trauen jener nicht. Diese spontane Reaktion verleiht unseren Erfahrungen die unmittelbare Gefühlsqualität. Sie ist Teil ihrer Gesamtbedeutung und unabhängig davon, was wir über Sie denken.
Müssen wir nicht unterscheiden, erkennen und interpretieren, was ein Reiz ist, bevor wir diesbezüglich etwas fühlen? Nach den Forschungen von Zajonc ist das anders. Untersuchungen dieser Art zwingen uns, über das Ausmaß nachzudenken, in welchem unsere Reaktionen, einschließlich einfacher Präferenzen, von unwillkürlichen Bewertungen beeinflußt werden, die dem Bewußtsein nicht zugänglich sind.
6. Literatur
Zajonc, R. B. (1980). Feeling and Thinking, Preferences Need No Inferences. American Psychologist, Vol. 35, No. 2, 151-175.
Arnold, Eysenck, Meili, (1996). Lexikon der Psychologie, Band 1, 2 und 3
- Quote paper
- Stefan Kusinski (Author), 1998, Emotion und Kognition, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98344
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