Die Tragödie "Hamlet" von William Shakespeare gewinnt den Leser durch ihre Einzigartigkeit. Diese ist in der Beschreibung der Gefühlswelt Hamlets und in dessen meisterhafter Wortgewandtheit zu finden. Diese Arbeit stellt Interpretationen zu den Monologe Hamlets vor.
Shakespeare gab Hamlet einen untrüglichen Blick für das Wahre und Echte und einen sehr beweglichen Geist, der von Unentschlossenheit beherrscht ist. Die wortmächtigen Monologe und Reden Hamlets spiegeln seine tiefsten Empfindungen und Phantasien wider. Gerade durch seine tiefsten Gedanken erfährt man, wie Hamlet seine Einstellung zur Welt, zum Auftrag seines Vaters und zu sich selbst ändert.
Interpretation - Monologe Hamlets (1.2, 1.5, 3.1, 4.4)
Die Tragödie ,, Hamlet" von William Shakespeare gewinnt den Leser durch ihre Einzigartigkeit. Diese ist in der Beschreibung der Gefühlswelt Hamlets und in dessen meisterhafter Wortgewandtheit zu finden.
Shakespeare gab Hamlet einen untrüglichen Blick für das Wahre und Echte und einen sehr beweglichen Geist, der von Unentschlossenheit beherrscht ist. Die wortmächtigen Monologe und Reden Hamlets spiegeln seine tiefsten Empfindungen und Phantasien wieder. Gerade durch seine tiefsten Gedanken erfährt man, wie Hamlet seine Einstellung zur Welt, zum Auftrag seines Vaters und zu sich selbst ändert.
Der junge Prinz Hamlet wird durch den Geist seines ermordeten Vaters beauftragt, seinen Onkel zu töten. Auf diese Weise soll er den Mord an seinem Vater rächen. Unsicherheit, Wankelmütigkeit und schwacher Ehrgeiz sind Charaktereigenschaften Hamlets, die letztendlich das Scheitern der Rache vorprogrammieren. Er spielt die Rolle eines Verrückten, um die Wahrheit über den Mord ans Licht zu bringen. Doch Hamlet gerät dadurch nur in Schwierigkeiten. Er selbst tötet und fällt den Intrigen seines Onkels zum Opfer.
Durch den Tod seines Vaters und der übereilten Heirat der Mutter mit seinem Onkel bricht für Hamlet die Welt zusammen. Er ist wohlbehütet aufgewachsen und nun wird er mit der Realität des Lebens konfrontiert. Seine Enttäuschung über die Welt und deren Menschen ist so groß, dass er von Depressionen und Selbstmordgedanken gequält wird. Doch davon will er lassen, da Gott also ,,...der Ew´ge sein Gebot [...] gegen Selbstmord!" (Z.315/316) gerichtet hat.
Die Aussage, ,, Wie ekel, schal und flach und unersprießlich scheint mir das ganze Treiben dieser Welt!" (Z.317/318), zeigt Enttäuschung über den Menschen, und dass für ihn die Welt verdorben und ekelerregend ist. Hamlet muss von nun an lernen, nachdem er humanistisch in Wittenberg ausgebildet worden ist, dass die Realität des Lebens von der erlernten Theorie abweicht und ihm am Hof nicht weiterhelfen kann.
Er ist zutiefst entsetzt über die schnelle Heirat von Onkel und Mutter. Die Unbegreiflichkeit darüber wird durch Wiederholungen, wie ,,Zwei Mond`erst tot!" (Z.322) oder ,,Ein kurzer Mond; bevor die Schuh´verbraucht" (Z.331), deutlich. Innige Liebe, dachte er, verbände einst seine Mutter mit dem Vater. Doch diese feste Überzeugung wurde durch die Vermählung zerstört. Seine Verachtung: ,,Schwachheit, dein Nam´ ist Weib!"(Z.330) gilt nicht nur seiner Mutter, sondern allen Frauen. Für ihn sind Frauen schwach, sie besitzen ein mangelhaftes Urteilsvermögen, trotz Vernunft und sind nicht in der Lage Versuchungen zu widerstehen. Denn ein Tier, das nicht Vernunft hat, würde länger trauern als seine Mutter (s.Z.334/335). Hamlet vergleicht seine Mutter mit der thebanischen Königin Niobe, die durch Überheblichkeit den Zorn der Götter auf sich gelenkt hat und die daraufhin ihre Kinder töteten. Durch diesen Vergleich will Hamlet ausdrücken, was für seelische Schmerzen ihm durch seine Mutter zugefügt wurden, die ihm mit ihrer falschen Trauer etwas vorspielte (,,...frevelhafte[...] Tränen...",Z.338). In Gedanken war sie schon mit dem Bruder ihres verstorbenen Gatten verheiratet.
Hamlet versteht nicht, warum die Mutter einen Mann, der so unähnlich seinem Vater ist, heiraten kann. Er vergleicht sich mit Herkules, um diese Unähnlichkeit auf ironische Weise zu unterstreichen. Für ihn war sein Vater ein ,,...trefflicher Monarch!" (Z.323). Sein Onkel hingegen stellt er mit dem griechischen Fruchtbarkeitsgott Satyr, der halb Mensch und halb Tier ist, auf eine Stufe, der durch seine Künste die Mutter für sich gewonnen hat (s.Z. 324). Die Ehe zwischen seiner Mutter und dem Onkel ist für ihn blutschänderisch und sie ruft tiefes Entsetzten in ihm hervor und nochmals beklagt er die ,,schnöde Hast"(Z.340) von beiden. Am Ende des Monologs ahnt Hamlet, dass nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. (,, Es ist nicht, und es wird auch nimmer gut.", Z.342)
Doch er wird schweigen, obwohl sein Herz gebrochen ist. Ekel und die Enttäuschung Hamlets über die Welt sind fruchtbare Voraussetzungen, dass er, nachdem er von dem Geist die Wahrheit über den Tod seines Vaters erfahren hat, den ,,Racheauftrag" ohne Zögern übernimmt.
Als der Geist von Hamlets Vater ihm seine traurige Geschichte erzählt und ihm den Namen seines Mörders nennt, fühlt sich der junge Prinz wie gelähmt. Und wird auf diese Weise ungewollt in die Rolle des Rächers gezwungen.
Der Geist verschwindet im Morgengrauen und Hamlet versucht sich im darauffolgenden Monolog zu beruhigen. Die Nachricht schockiert ihn und er hat Angst den Boden unter den Füßen zu verlieren. ,,Halt, halt mein Herz!" (Z.766) ist ein Wunsch nach Hilfe, nach jemandem, der ihm beisteht. Er will nicht unter dieser schrecklichen Wahrheit zusammenbrechen und bittet seine Sehnen, nicht so schnell zu altern und ihn aufrecht zu tragen. Das Mitleid für den ,,...arme[n] Geist..." (Z.769) bewegt Hamlet sehr und er ist bereit alles zu tun, was der Geist von ihm verlangt. Er nimmt sich fest vor, ihn nicht zu vergessen, ,,...solang Gedächtnis haust in dem zerstörten Ball hier" (Z.769/770). Er bezeichnet seinen Kopf als einen zerstörten Ball, da er verwirrt und unsicher ist.
Sofort möchte Hamlet die ,,...Spuren des Vergangenen" (Z.774) aus seinem Gedächtnis löschen, denn von nun an soll ganz allein das Gebot des Geistes sein Denken einnehmen (s.Z. 776).
Dann greift er auf seine bisherigen Erkenntnisse zurück, die er schon im letzteren Monolog preisgegeben hat. Frauen sind ,,...höchst verderblich"(Z. 779) und scheinen nichts Gutes an sich zu haben. Dabei kommt in ihm die Verachtung, die seiner Mutter gilt , wieder hoch. Mit der Aussage, dass sein Onkel ein ,,...lächelnder, verdammter Schurke..."(Z.780) sei, zeigt er seinen Hass gegen ihn, der immer größer zu werden scheint. Der Hass schürt den Rachegedanken in ihm. Da er nun hinter die Falschheit des Onkels gekommen ist, will er den Auftrag des Geistes möglichst schnell erfüllen. Seine Losung, ,,Ade, ade! gedenke mein!" (Z.786), will er solange verfolgen, bis der Mord gerächt ist, denn er hat es seinem Vater geschworen.
Hier erscheint Hamlet sehr zielsicher, überzeugt und bereit, alles dafür zu tun, den Auftrag zu erledigen.
Kurz darauf will Hamlet, dass die Wachen über dieses Ereignis schweigen. Weiterhin fordert er, egal welches Wesen er auch annehmen mag, dass keiner von ihnen auch nur ein Wort einem Anderen verrät. Die Rache ist eingeleitet und Hamlet stellt sich geistesgestört, um herauszu- finden, ob der Geist die Wahrheit gesprochen hat. Diese Unsicherheit wird durch die Aussage:
,,...zum wenigsten weiß ich gewiß..."(Z.783/784) deutlich, die Hamlet, im weiteren Verlauf des Geschehens, weitgehend beherrscht. Er wird vor eine unlösbare Aufgabe, den neuen König zu töten und die Mutter aus dem Spiel zu lassen, gestellt. Die Ausführung des Planes verzögert sich durch Hamlets problematische Persönlichkeit und durch den vorher erwähnten Konflikt.
,, Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage" (Z.1688) ist wohl eine der bekanntesten Aussagen dieser Tragödie, welche einen Monolog Hamlets einleitet. Dieser ist der Höhepunkt im Ringen Hamlets mit sich selbst. Er weiß nicht, ob er kämpfen oder das Leid ertragen soll. Außerdem beklagt Hamlet gesellschaftliche Mißstände und spielt wiederholt mit dem Gedanken des Selbstmordes.
,, Im Widerstand zu enden. Sterben- schlafen- Nichts weiter!" (Z.1692/1693) und zu wissen, dass man keine Schmerzen mehr erdulden muss, ist für Hamlet ein Ziel, das ,, [a]ufs innigste zu wünschen..."(Z.1696) ist. Er will sich der grausamen Welt entziehen und möchte sterben. Doch dann schränkt er den Gedanken wieder ein und will schlafen, will von einer anderen Welt träumen, durch die er der Realität entfliehen kann. Alles Irdische zwingt den Menschen stillzustehen und ist, seiner Auffassung nach, das Übel allen Elends. Dieses wird durch die Mißstände der Gesellschaft, wie Spott, Unterdrückung und Misshandlungen hervorgerufen. Er erkennt aber auch, dass er Leid zufügt, vor allem als er Ophelia abweist. Sie begeht später Selbstmord, gerade deshalb auch, weil Hamlet ihr deutlich macht, dass er sie nicht mehr liebt. Die verschmähte Liebe (s.Z.1704) für Ophelia bezeichnet Hamlet als eine Qual, genauso wie den Aufschub von Gerechtigkeit (,,des Rechtes Aufschub",Z. 1704) und den Mißbrauch der Ämter, durch den sich unwürdige Menschen an Verdienst bereichern (z.B.Onkel) können. All diese Lasten, meint Hamlet, würde kein Mensch erdulden, wenn er sich das Leben nehmen könnte.
Doch der Mensch hat Angst vor dem Ungewissen und erträgt lieber alle Übel. Und ,,[s]o macht Bewußtsein Feige aus uns allen..."(Z.1715). Auch Hamlet wird durch sein Bewußtsein zu einem Feigen, aus seiner Entschließung wird Unentschlossenheit. Langsam erkennt er die Abgründe seiner Seele, wie sie jeder Mensch hat, der sich oft durch ,,...Wagestücke hohen Flugs und Werts..."(Z.1718) von seinen Plänen abbringen lässt.
Als Ophelia auftritt, bezeichnet er sie als Nymphe (griechische Naturgottheit), die durch ihre Reinheit und Natürlichkeit bezaubert. Doch im darauffolgenden Dialog leugnet er eiskalt seine Liebe für sie. So pardox dies ist, so ist auch seine Persönlichkeit, die letztendlich zum Scheitern der Rache führt. Von nun an spitzt sich die Situation zu und bald wendet sich das Blatt gegen Hamlet. Er selbst wird zum Mörder, als er Polonius ersticht, und schwebt bald darauf in Gefahr, von Laertes oder dem König getötet zu werden.
Hamlet ist kein Mensch der Tat und durch seine ständigen Zweifel klagt er sich selbst an, da er den König immer noch nicht ermordet hat, obwohl sich ihm vermehrt die Gelegenheit geboten hat.
Seine Rache ist träge und er bezeichnet sich indirekt als ein Vieh, das nichts weiter tut als zu schlafen und zu essen und dessen Denkkraft ungebraucht in ihm schimmelt. Zwar ist der Mensch in der Lage über Vergangenheit und Zukünftiges nachzudenken, doch ihm fehlt die ,,Fähigkeit und göttliche Vernunft" (Z.2769), um diese Gedanken auch in die Tat umzusetzen. ,,Sei´s viehisches Vergessen oder sei´s ein banger Zweifel..." (Z.2771/2772), der Hamlet immer wieder von seinem Vorhaben abbringt. Er schimpft über seine Bedächtigkeit und meint, all seine Gedanken haben nur zu einem Viertel Weisheit und zu drei viertel Feigheit (Z.2773/2774). Hamlet bemerkt also, dass er zu viel philosophiert und feige ist. Wieder stellt er sich die Frage, warum er eigentlich noch lebt. Wahrscheinlich hält ihn nur noch die Rache am Leben, denn sie muss vollbracht werden. Er schämt sich, tatenlos zu sein, denn er besitzt ,,...Grund und Willen und Kraft und Mittel [...], um es zu tun" (Z.2777/2778). Hamlet bewundert den Mut des ,,zarten Prinzen"(Z.2781) Fortinbras, der für sein Vaterland in den Krieg gezogen ist. Vor allem die Selbstlosigkeit dessen ist für Hamlet ,, [w]ahrhaft groß..."(Z.2786). ,,Nicht ohne großen Gegenstand sich regen; doch einen Strohhalm selber groß verfechten, wenn Ehre auf dem Spiel" (Z.2787-2789) steht, so möchte auch er gerne sein.
Hamlet denkt, ihn selbst erweckt nichts, weder der Tod seines Vaters noch die Schande seiner Mutter. Er besitzt genug Gründe, um zu kämpfen, doch er ,,...seh´ indes beschämt, den nahen Tod von zwanzigtausend Mann" (Z.2792/2793). Er entwickelt die Auffassung, dass er eine ,,Memme" ist, die lieber den Tod von zwanzigtausend Mann hinnimmt, als selbstlos zu kämpfen.
Doch Hamlet will nicht, dass Menschen nur für ein ,,Phantom des Ruhms"(Z.2794) sterben. In seiner Sache kann er nicht mit vielen Soldaten siegen, sondern mit viel Geschick und Zielstrebigkeit. Seine Gedanken sollen sich nur noch um den Mordplan drehen, denn ansonsten will er sie verachten.
Hamlet erkennt in diesem Monolog seine eigenen Schwächen und weiß, dass schnell etwas geschehen muss. Aber es ist zu spät , um sein Schicksal zu ändern. Immer mehr gerät er selbst in Gefahr, die Leute halten in für verrückt und gefährlich. Sein Onkel schickt ihn nach England, um ihn dort umbringen zu lassen, doch er entkommt durch eine List. Als er nach Dänemark zurückkehrt, erfährt er von Ophelias Tod, die er einst so liebte. Kurz darauf schmieden der König und Laertes einen Plan, Hamlet bei einem Duell zu töten. Er handelt unüberlegt, denkt weder über die Folgen noch über Intrigen nach. Hamlet nimmt an und erst, als er seine Mutter sterben sieht, tötet er den König. Bei diesem Duell muss Hamlet sein eigenes Leben lassen, aber Fortinbras kehrt siegreich heim und wird König. Die unterschiedliche Einschätzung von Hamlet und Fortinbras durch Hamlet zeigt, wer letztendlich seine Ziele erreichen wird. Hier wird also schon der Ausgang der Tragödie klar.
Die zahlreichen Monologe enthalten viele Vorausdeutungen auf das weitere Geschehen und man sieht, das junge Menschen, die nie wirklich mit der Realität in Kontakt kommen, als Erwachsene Probleme haben und sich schwer in der Welt durchsetzen können.
- Arbeit zitieren
- Juliane Hess (Autor:in), 2000, Shakespeare, William - Hamlet - Interpretation der Monologe 1.2,1.5,3.1,4.4, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98246
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