Mit Wieland war der erste der ,,Großen Vier" in die kleine Stadt an der Ilm gekommen. Goethe folgte ihm 1775 nach. Um den inzwischen schon berühmt gewordenen Dichter an seine neue Heimat zu binden, bekam er ein Jahr später das Gartenhaus als Geschenk. Bald nach Goethes Übersiedelung vom Main an die Ilm, folgten andere bedeutende Geistesschaffende seinem Beispiel. Auf seinen Rat hin wurde 1776 Johann Gottfried Herder als Prediger an der Stadtkirche berufen, die heute Herderkirche genannt wird. Als vierter in der ,,Quadriga der Titanen" kam Friedrich Schiller 1787 hinzu. Zunächst nur für zwei Jahre, in denen er anfangs nicht den erwünschten Zugang zu Goethe fand. Daraufhin ging er ins benachbarte Jena, um eine Professur für Geschichte zu übernehmen. Nach zehn Jahren kehrte er nach Weimar zurück und verblieb bis zu seinem Tod im Jahre 1805.
,,Wenn man Wieland nicht lesen wollte, weil man dieses oder jenes an ihm auszusetzen findet, welchen von unsern Schriftstellern würde man denn lesen wollen?" Wieland war der meistgelesene Dichter seiner Zeit, der erste der Weimarer Klassiker, außerdem Philosoph, Gesellschaftskritiker, Journalist und Prinzenerzieher. Sehr früh widmete er sich dem Schreiben und durch seinen Staatsroman ,,Der goldene Spiegel" wurde die verwitwete Herzogin Anna Amalia in Weimar auf ihn aufmerksam und übersandte ihm ein Angebot als Prinzenerzieher an ihrem Hof zu arbeiten. Zwar war Wieland kein Freund von Absolutismus, auch legte er nie den Eid auf das Herzogtum ab oder ließ sich adeln, die Aussicht aber, auf die Erziehung des künftigen Regenten des Herzogtums Einfluß nehmen zu können, reizte ihn so sehr, daß er letztlich zu sagte. Es gelang Wieland den späteren Großherzog für Literatur zu interessieren, denn dem Beispiel seiner Mutter Anna Amalia folgend, setzte Karl August später die Ausgestaltung der Residenz zum Musenhof fort. Karl August holte Johann Wolfgang von Goethe nach Weimar und berief Johann Gottfried Herder zum Generalsuperintendenten, 1799 kam dann Friedrich von Schiller. Neben seiner pädagogischen Aufgabe widmete sich Wieland intensiv seinem dichterischen Schaffen, was ihm am Hofe auch Kritik eintrug. Doch konnte Wieland in Weimar endlich die Idee einer eigenen Zeitschrift verwirklichen. Als Verleger, Redakteur und Autor in einer Person, gab er ab 1773 den ,,Teutschen Merkur" für kulturell interessierte Leser heraus. An dieser erfolgreichen Zeitschrift arbeitete später auch Schiller mit. Goethe sagte über Wieland in seiner Gedenkrede: ,,Auch versammelten sich wertvolle Männer bald um ihn her, und dieser Verein vorzüglicher Literatoren wirkte so viel, daß man durch mehrere Jahre hin sich des Merkurs als Leitfaden in unserer Literaturgeschichte bedienen kann." 1775 zog sich Wielnd zunehmend ins Privatleben zurück, um den vorherrschenden literarischen Stil des Sturm und Drangs auszuweichen. Der Stadt Weimar und der verletzenden Behandlung durch einige Neider am Hofe überdrüssig, kaufte er sich 1779 in Oßmannstedt ein Gut, daß jedoch seine finanziellen Möglichkeiten von Anfang an überschritt, so daß er 1803 wieder nach Weimar ziehen mußte. Mit dem Anwachsen des ausländischen Einflusses Sein Name wurde für einen der kleinsten auf deutschem Gebiet begann Stadtplätze und dem darauf befindlichen Wielands Stern noch einmal zu leuchten: Denkmal verwendet, der als Schnittpunkt denn kein anderer deutscher Dichter hatte von fünf Strassen zählt. Das Denkmal durch die Verbreitung seiner Werke einen am gleichen Tag eingeweiht wie das vergleichbaren europäischen Ruhm erlangt. Goethe- Schiller-Denkmal, also am 4.9.1857. Am 20. Januar 1813 starb Christoph Martin Wieland im Alter von 79 Jahren in Weimar.
1775 übersiedelte Goethe auf Einladung des jungen Herzogs Karl August nach Weimar. Die sächsische Residenzstadt genoss damals bereits einen Ruf als ,,Musenhof", an dem die Herzogin Anna Amalia bedeutende Persönlichkeiten des deutschen Geisteslebens vereint hatte, darunter Christoph Martin Wieland. In literarischen Gesprächsrunden, musikalischen Zirkeln und ähnlichem bot sich dort ein Begegnungsfeld des aufgeklärten Adels mit dem gebildeten Bürgertum, das in dieser Art einmalig in Deutschland war. Nach Ankunft Goethes, der rasch zum hohen Staatsbeamten aufrückte, sollte sich die künstlerisch-wissenschaftliche Geselligkeit der Stadt umso reicher entfalten.
(1776 Staatsdiener, 1779 Geheimer Rat, 1782 Finanzkammerpräsident und Adelstitel) Das 1782 bezogene Haus am Frauenplan wurde zu einem Anziehungspunkt auch für eine lange Reihe teils prominenter auswärtiger Besucher. G. C. Helmershausen. Im Hauptgebäude wohnte dann Goethe bis zu seiner Italienreise 1786. Nach seiner Anwesen von der Familie Helmershausen undübergab es Goethe als dessen alleinigen Besitz. Bis zu seinem Tod 1832 hat Goethe mit seiner Familie hier gelebt. Nach seinem Ableben bewohnten seine Nachkommen weiterhin das Haus am Frauenplan. Sein Enkelübergab es in seinem Testament dem Staat.
Goethes nach anfänglichen Vorbehalten gefasster Entschluss, in Weimar zu bleiben, wurde nicht zuletzt durch Charlotte von Stein gefördert. Der Kreis seiner Pflichten mehrte sich beständig, so übernahm er unter anderem die Oberaufsicht über den Ilmenauer Bergbau, der sein Interesse an mineralogischen und anderen naturwissenschaftlichen Studien wieder aufleben ließ. In der Abgeschiedenheit des bis 1782 bewohnten Gartenhauses entstanden zahlreiche Gedichte und Balladen wie ,,Harzreise im Winter" oder ,,Der Erlkönig". Nach seiner Rückkehr nach Weimar, im Juni 1788, übernahm Goethe die Leitung des ,,Freien Zeichen-Institutes", wurde aber ansonsten auf eigenen Wunsch von allen Ämtern entbunden. Ab 1791 übernahm er die Oberdirektion des Hoftheaters. Kurz darauf lernte er seine künftige Lebensgefährtin Christiane Vulpius kennen. Die Verbindung mit der in ärmlichen Verhältnissen lebenden Vollwaisen stieß in der standesbewußten Hofgesellschaft auf Ablehnung und trübte vorübergehend das Verhältnis zu Charlotte von Stein. 1806 heiratete er schließlich seine langjährige Lebensgefährtin. Im selben Jahr kam es in Rudolstadt zur ersten Begegnung mit Friedrich von Schiller, dem Goethe 1789 eine ehrenamtliche Professur in Jena vermittelte, ansonsten aber reserviert gegenübertrat. Trotz allem blieb Schiller weitgehend die wichtigste Bezugsperson und sein Tod im Mai 1805 bedeutete eine schmerzliche Zäsur im Leben Goethes. Der umfangreiche Briefwechsel der beiden Weggenossen bezeugt die Intensität der geistigen Beziehung und des freundschaftlichen Verhältnisses und zählt zu den eindrucksvollsten Zeugnissen dieser Art in der deutschen Literatur. Mit fortschreitendem Alter zog sich Goethe vom literarischem Betrieb und vom Weimarer Gesellschaftsleben zurück und widmete sich seiner umfangreichen naturkundlichen Sammlung. Nachdem 1816 seine Frau starb wendete er sich oberflächlich an W. Humboldt. Später wurde er sehr krank und legte mit 78 Jahren die Hoftheaterleitung nieder. Goethe starb am 22.März 1832 in seinem Haus am Frauenplan und wurde an der Seite Schillers in der Weimarer Fürstengruft beigesetzt. Goethe war auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn ein Autor von europäischem Rang, dessen Werke in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Darüber hinaus belegt die umfangreiche Korrespondenz mit bedeutenden Persönlichkeiten seine Ausnahmeposition im deutschen und europäischen Geistesleben, ebenso wie die internationale Besucherliste seines Weimarer Domizils. Die Maßstäbe, die er in seiner ,,Kunstperiode" setzte, definierten mit dem Ideal der Weimarer Klassik einerseits gültige Richtwerte, waren andererseits aber auch offen für neue Strömungen und wirkten so auf die nachfolgende Generation.
Johann Gottfried Herder war Philosoph, Theologe und Dichter, dessen Schriften wesentlich die deutsche Klassik und Romantik beeinflußt und die deutsche Sprach-und Geschichtswissenschaft mitbegründet haben. In Straßburg trennte er sich wegen eines Augenleidens vom Prinzen. Hier begegnete er 1770 dem jungen Goethe, ein Ereignis, das als der Beginn des Sturm und Drang angesehen wird. 1776 siedelte er dann nach Weimar über, wo er auf Goethes Betreiben das Amt des Generalsuperintendenten 1801 übernahm. Von 1783 bis 1794 dauerte die enge Freundschaft mit Goethe. Herder begrüßte die Französische Revolution, was man ihm am Hofe verübelte. Er führte seine geschichts- und sprachphilosophischen Gedanken in den Briefen zur Beförderung der Humanität weiter fort, in denen er sich unter anderem mit der Bedeutung einer nationalen Dichtung für den kulturellen Werdegang eines Volkes auseinandersetzte, denn für ihn war das Volk Träger der Geschichte. Er verknüpfte hierbei antikes und christliches Ideengut und setzte sich mit seiner Forderung nach aufklärerisch-didaktischer Dichtung in Widerspruch zu Goethe und Schiller. Die Entfremdung zwischen ihnen und dem Herzog Seine Initialen wurden ebenfalls für einen Platz, trat ein! Ein scharfer Angriff auf die kantische die darauf befindliche Kirche und das Denkmal Philosophie sowie die Ablehnung der Klassik, sowie einen Brunnen benutzt. Sein Wohnsitz führten zu seiner Vereinsamung und Isolierung befindet sich am Rande des Platzes und wurde vom geselligen Leben der Residenzstadt. 1726 nach den Vorstellungen des Barock Er starb am 18.Dezember 1803 in Weimar. umgebaut. Es war ihm als Dienstwohnung Herder zählte neben Goethe, Schiller und zugewiesen worden und auch heute noch Wieland, mit dem er befreundet war, zu den ist es der Amtssitz des jeweiligen Superindent- bedeutendsten Persönlichkeiten in Weimar. enten und kann daher nicht besichtigt werden. Er war Goethes Lehrer und wahrscheinlich der unterbewerteste Autor in diesem Zeitalter! ,,Ich fange an, mich hier ganz leidlich zu befinden, und das Mittel ist, ich frage niemand. Wohin ich nur sehe, pflegt hier jeder ein Gleiches zu tun. So viele Familien, ebenso viele abgesonderte Schneckenhäuser, aus denen der Eigentümer kaum herausgeht, um sich zu sonnen. In diesem Stück ist Weimar das Paradies. Jeder kann nach seiner Weise privatisieren, ohne damit aufzufallen. Eine stille, kaum merkbare Regierung läßt einen so friedlich hinleben und das bißchen Luft und Sonne genießen. Will man sich anhängen, eindrängen, brillieren, so findet man allenfalls seine Menschen auch." Die unglückliche Liebe zu Henriette von Arnim bestärkte Schiller im Entschluß, nach Weimar zu gehen. Am 21. Juli kam er dort an, nahm Kontakt zu seiner früheren Vertrauten Charlotte von Kalb wieder auf und lernte Johann Gottfried von Herder sowie Christoph Martin Wieland kennen. Wieland, der Patriarch und Graziendichter, der letzte Meister des deutschen Rokoko, zeigte sich äußerst gesprächig und ließ durchblicken, daß er an des bisherigen Produktionen Feinheit und Geschmack vermisse, aber im übrigen nicht zweifle, daß aus seinem jungen Landsmann ein bedeutender Schriftsteller werden könnte. Von Herder war von vornherein nicht viel zu erwarten, obwohl der große Humanist in dem durchdringenden Ernst seines Wesens Schiller viel näher stand. Im weiteren Verlauf entwickelte sich die zunächst problematische Bekanntschaft mit Goethe zu einer äußerst gewinnbringenden Freundschaft. Mitte 1794 gewann Schiller schließlich Goethe als Mitarbeiter für die geplanten ,,Horen". Mit einer schriftlichen Anfrage in dieser Sache setzte der schließlich über ein Jahrzehnt geführte Briefwechsel ein. Die entscheidende Begegnung vollzog sich im Anschluß an eine Tagung der Jenaer ,,Naturforschenden Gesellschaft" am 20.Juli. Schiller war fortan ein häufiger Gast in Goethes Gartenhaus und übersiedelte 1799 ganz nach Weimar. Das gemeinsame Wirken erstreckte sich künftig auf gegenseitige Beratung bei sämtlichen Schriften. Neben anderen, zahlreichen Zeitschriften der beiden Schriftsteller, wurde Goethe zudem regelmäßig Beiträger der ,,Horen" und vollendete, auf Wunsch Schillers, sein Lebenswerk Faust I +II. Ohne Zweifel ist es den vereinten Bemühungen Goethes und Schillers gelungen, aus dem bescheidenen Weimarer Theater wenigstens für kurze Zeit eine der bedeutendsten Bühnen zu machen. In der Zusammenarbeit der beiden Dichter entwickelte sich der an Antike und Renaissance orientierte Stil der ,,Weimarer Klassik", wobei Goethe die Objektivität des wissenschaftlichen Naturbetrachtungen einbrachte, Schiller dagegen die kritische Sittlichkeitslehre Kants. Ausführlich befassten sich beide mit der Theorie der literarischen Gattungen. Im Dezember 1799 übersiedelte Schiller nach Weimar, um durch dortige Theaterpraxis Anregungen für seine eigenen dramatischen Werke zu erhalten. 1802 wurde er in den Adelsstand erhoben und bezog sein eigenes Haus. Das Schillerhaus entstand 1777 und verfügteüber Seitengebäude, Stallungen und einen Garten. Schiller durfte aus einer lärmenden Straße unter Bäume flüchten. Sein Wohnhaus spiegelt die schlichte Umgebung wider in der der Dichter lebte und arbeitete. Auf seinem Schreibtisch liegt das letzte Manuskript. Die Tapeten in den Räumen sind original nachempfunden und einige Möbel stammen auch aus seiner Zeit.
Er starb am 9. Mai 1805 in Weimar an den Folgen einer Krankheit, ohne sein Drama ,,Demetrius" zu vollenden. 1827 wurde sein Sarg in die Weimarer Fürstengruft überführt. Bereits zu Lebzeiten hoch angesehen, wurde Schiller nach seinem Tod- vor allem bezüglich seiner Freundschaft zu Goethe- zum Gegenstand einer Legendenbildung und zuweilen kultischen Verehrungen. Als ,,Klassiker" wurde sein Werk zum festen Bildungsgut und gehört immer noch zum festen Bestandteil der Schullektüre.
Warum nun ,,Die Großen Vier"? Nicht nur die Freundschaft untereinander und die daraus resultierende Zusammenarbeit der größten deutschen Dichter ist wertvoll, sondern auch Individualität jedes Einzelnen prägte Weimar. Trotz allem sind die Ähnlichkeiten zueinander verblüffend! Ausgehend von ähnlichen Studiengängen, den gleichen Themen in ihren verfassten Werken über die Gründungen kulturell interessanter Zeitschriften bis zur Vorliebe des Nationaltheaters, hatten sie einiges gemeinsam. Ihre großen Vorbilder waren Shakespeare, Kant und Homer mit denen sie den typischen Stil der Weimarer Klassik prägten. Und nicht zuletzt fanden alle ihre letzte Ruhe in der Stadt an der Ilm.
Quellen:
Encarta 2000 Internet
Marco Polo
Bertelsmann Lexika Brockhaus
- Arbeit zitieren
- Susann Riedel (Autor:in), 1999, Die großen Vier in Weimar, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98236
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