Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der primären Sozialisation durch Eltern und Familie, und der sekundären Sozialisation durch die Schule bei den jungen weiblichen Mitgliedern (0-12 Jahre) der matrilinearen Gesellschaft der Minangkabau. Es soll die Frage beantwortet werden, welche Erziehungs- und Bildungsprozesse sich auf die Identität dieser jungen weiblichen Mitglieder auswirken. Im ersten Teil der Hausarbeit wird die Gesellschaft der Minangkabau vorgestellt und deren kulturspezifische Erziehungsmuster erläutert, und im zweiten Teil wird die Erziehung und Bildung in der Schule aufgeführt.
Als Sozialisation bezeichnet man den lebenslangen Erwerb von Werten, Normen, Verhaltensmustern und Einstellungen, der die Übernahme einer sozialen Rolle ermöglicht. Die Sozialisation hilft dem Individuum, sich in seiner Umgebung zurechtzufinden und seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Sozialisation findet in verschiedenen Phasen der Entwicklung sowie in unterschiedlichen Umgebungen statt. Aus diesem Grund wird die Sozialisation in die primäre Sozialisation, die sekundäre und die tertiäre Sozialisation unterschieden. Die primäre Sozialisation findet statt durch Eltern und Familie als Instanz, die sekundäre Sozialisation findet statt durch Kindergarten, Schule und Peergroup. Die tertiäre Sozialisation geschieht durch Erwachsene in Beruf, Hochschule, Militär und Unternehmen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Kulturspezifische Erziehungsmuster
2.1. Das Prinzip des Ängstigens
2.2. Das Prinzip des Beschämens
2.3. Geschlechtsspezifische Elemente der Erziehung
3. Erziehung in der Schule
4. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Als Sozialisation bezeichnet man den lebenslangen Erwerb von Werten, Normen, Verhaltensmustern und Einstellungen, der die Übernahme einer sozialen Rolle ermöglicht. Die Sozialisation hilft dem Individuum, sich in seiner Umgebung zurechtzufinden und seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Sozialisation findet in verschiedenen Phasen der Entwicklung sowie in unterschiedlichen Umgebungen statt. Aus diesem Grund wird die Sozialisation in die primäre Sozialisation, die sekundäre und die tertiäre Sozialisation unterschieden. Die primäre Sozialisation findet statt durch Eltern und Familie als Instanz, die sekundäre Sozialisation findet statt durch Kindergarten, Schule und Peer-group. Die tertiäre Sozialisation geschieht durch Erwachsene in Beruf, Hochschule, Militär und Unternehmen.
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der primären Sozialisation durch Eltern und Familie, und der sekundären Sozialisation durch die Schule bei den jungen weiblichen Mitgliedern (0-12 Jahre) der matrilinearen Gesellschaft der Minangkabau. Es soll die Frage beantwortet werden, welche Erziehungs- und Bildungsprozesse sich auf die Identität dieser jungen weiblichen Mitglieder auswirken.
Im ersten Teil der Hausarbeit wird die Gesellschaft der Minangkabau vorgestellt und deren kulturspezifische Erziehungsmuster erläutert, und im zweiten Teil wird die Erziehung und Bildung in der Schule aufgeführt.
2. Kulturspezifische Erziehungsmuster
Die Minangkabau in West Sumatra sind die weltweit größte matrilineare (in der Erbfolge der Mutter folgend) und matrilokale (Wohnsitz bei der Familie der Frau) Gesellschaft mit ca. 3 Millionen Einwohnern. Sie sind innerhalb der Sozialwissenschaften ‘‘berühmt" geworden durch die gleichzeitige Existenz von mutterrechtlichen Traditionen und den patriarchalischen (Vorrangstellung des Mannes in Familie und Gesellschaft) Erscheinungsformen des Islam. Im Rahmen des asiatischen Handelsnetzes drang der Islam in das Minangkabau Kerngebiet vor. Durch fortgesetzte Aufnahme und Betonung islamischer Werte versuchen männliche Führer allmählich eine stärkere Position als Vorsteher von Familie und Gemeinschaft einzunehmen. Auch die Errichtung islamischer Schulen und Gebetshäuser und die Etablierung islamischer Führer in bäuerlichen Gemeinschaften verschiebt die Ordnung in Richtung des männlichen Vorrangs.
Jede Kultur formt Erziehungsmuster, die sich danach richten, was Gut und Böse ist, nach dem allgemeinen Rechts- und Unrechtsempfinden, nach Anstand, Wohlverhalten und dem guten Umgangston. Der Sozialisationsprozess stellt also Orientierungssysteme zur Verfügung, die das Individuum befähigen, sich in die Gesellschaft einzufügen. (vgl. Metje 1995, S.124)
2.1. Das Prinzip des Ängstigens
Ein kulturspezifisches Erziehungsmuster bei den Minangkabau ist das Prinzip des ‘‘Ängstigens“. Dieser Erziehungsmechanismus mit Angst zu disziplinieren wird vor allem bei Kindern zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr angewendet. Die Eltern sind der Meinung, die Kinder müssen ‘‘geängstigt“ werden, da sie dann sofort hören. Dem Wunsch der Kinder, im Dunkeln noch auf der Straße zu spielen, wird folgendermaßen begegnet: ‘‘Wenn Du im Dunkeln rausgehst, kommen Tiger und fressen Dich oder böse Geister kommen und nehmen Dich mit“. Auch andere Beispiele zeigen, wie bei Ungehorsam diszipliniert wird: ‘‘Draußen sind verrückte Menschen! Geh nicht zu weit vom Haus weg, sonst beißen Dich die Hunde. Draußen sind Leute mit abgeschnittenem Kopf. Wenn Du jetzt nicht hörst, wirst Du auch so. Wenn Du nicht artig bist, bringe ich Dich zur Polizei. Wenn Du zu weit weggehst, schlagen Dich die Leute. Wenn Du böse bist, wirst Du später immer arm bleiben. Wenn Du weinst, hören Dich die Diebe, die draußen sind und holen Dich. Also sei besser ruhig!“
Das führt dazu, dass Kinder erste Unterscheidungen in Bezug auf Personen vornehmen, in ‘ ernährende Mutter und nichternährende Andere‘ und in ‘Familienangehörige und Fremde‘. Durch diesen Erziehungsmechanismus erfahren Kinder Schutz, Liebe und Wärme im engsten Familienverband. Die Familie wird den Kindern als ein Schutzraum dargestellt , in dem sie Vertrauen und Geborgenheit erleben. Diese enge Einbindung in die Familie bildet die emotionale Grundlage dafür, Wünsche der Eltern zu achten und einzuhalten und Vergehen dagegen als besonders schwerwiegend zu erachten. Sowohl das Vertrauensgefühl innerhalb der Familie wird verstärkt, indem die Außenwelt als bedrohlich und gefährlich dargestellt wird, als auch das Abhängigkeitsgefühl von anderen Mitgliedern. Vertrauen und Abhängigkeit stellen somit die emotionale
Grundlage des innerfamiliären Konzepts dar. (vgl. Metje 1995, S.127-128)
Im Vergleich hierzu, ist es interessant ein Zitat von Sobonfu Some anzuführen, die aus ihrer Heimat, einer ebenfalls matrilinearen Gesellschaft in Burkina Faso, über eine andere Form der primären Sozialisation berichtet: „Oft ist das Kind mit seinen Großeltern und anderen Ältesten zusammen, die ihm die Geschichte seiner Familie und die Weisheit seines Volkes vermitteln. Es wächst auf, ohne jemals Einsamkeit zu kennen. Es läuft herum, spielt und erkundet alles Lebendige in seiner Welt, während die Ältesten ihm die Namen nennen- eine Heilpflanze, ein Herdentier, ein Vogel von besonderer Schönheit. Die Ältesten behalten es im Auge und bieten ihm einen verführerischen
Reichtum von Erfahrungen und Wahlmöglichkeiten an, sodass seine Neigungen und Gaben zutage treten. Seine Vorlieben und sein Wesen kommen deutlich zum Vorschein und die Einzigartigkeit seines Beitrages an die Gemeinschaft wird erkannt und gewürdigt. Die einzige Regel des Dorfes besteht darin, die besten Absichten und edelsten Charaktereigenschaften jedes oder jeder Einzelnen zu fördern". (Some 2000, S. 9-10) Das verdeutlicht, dass anders als bei den Minankabau, die Kindheit hier wesentlich vom Aspekt der Freiheit und der Förderung des Individuums geprägt ist.
2.2. Das Prinzip des Beschämens
Hierbei handelt es sich um ein Erziehungsmuster zum Erlernen kultureller Regeln durch Beschämen. Nicht selten setzen Eltern das Auslachen ihrer Kinder in der Öffentlichkeit dafür ein. Die Anderen, also die außerhalb der Familie stehenden Personen, werden in den Vordergrund der Argumentation gerückt, vor denen sich jeder im Falle eines Fehlverhaltens zu schämen hat. Es soll die Anpassung der Kinder an Verhaltensregeln fördern und korrektes Verhalten anderen Menschen gegenüber bewirken. Die Einprägung des Schamgefühls soll das Verhalten als eine Art Gewissen kontrollieren. Es soll für die Kinder ein Mittel zur Selbstbeherrschung sein und die Bereitschaft herbeiführen, sich an die kulturellen Spielregeln anzupassen und dadurch Lob und positive Reaktionen der Umwelt zu bekommen. (vgl. Metje, S.128)
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- Harieth Mielke (Author), 2017, Sozialisierung von Mädchen in der Gesellschaft der Minangkabau in Indonesien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/981315
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