Ein Fluch lastet auf dem Hause Moor, und die Brüder Karl und Franz stehen im Zentrum eines zerstörerischen Konflikts, der Leidenschaft, Intrige und Rebellion entfesselt. Friedrich Schillers "Die Räuber", ein bahnbrechendes Werk des Sturm und Drang, entführt den Leser in eine Welt moralischer Grausamkeit und politischer Verwerflichkeit, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse auf erschreckende Weise verschwimmen. Graf Maximilian von Moor, gefangen zwischen der Liebe zu seinem idealistischen, aber verstoßenen Sohn Karl und den skrupellosen Machenschaften seines jüngeren Sohnes Franz, wird zum Spielball dunkler Mächte. Franz, getrieben von Neid und Machthunger, spinnt ein Netz aus Lügen und Täuschungen, um Karl um sein Erbe und seine Geliebte Amalia zu bringen. Karl, von der Gesellschaft verraten und von seinem Vater verflucht, findet sich in den Wäldern wieder, als Anführer einer Räuberbande, die Gerechtigkeit sucht, aber in blutiger Rache versinkt. Amalia, hin- und hergerissen zwischen ihrer Treue zu Karl und dem Druck, sich dem Willen ihres Onkels zu fügen, wird zum Opfer einer tragischen Liebe. Inmitten von Verrat, Gewalt und Verzweiflung stellt Schiller die Frage nach der Natur des Menschen, der Bedeutung von Freiheit und der Möglichkeit von Vergebung. Die explosive Mischung aus politischen Intrigen, familiären Konflikten und romantischer Sehnsucht macht "Die Räuber" zu einem zeitlosen Drama über die dunklen Abgründe der menschlichen Seele. Tauchen Sie ein in Schillers Meisterwerk und erleben Sie eine Geschichte von Schuld, Sühne und der zerstörerischen Kraft der menschlichen Leidenschaften. Entdecken Sie die psychologischen Feinheiten der Charaktere, die Sprachgewalt und die dramatische Intensität, die "Die Räuber" zu einem Meilenstein der deutschen Literatur gemacht haben. Begleiten Sie Karl auf seinem Weg vom idealistischen Studenten zum gefürchteten Räuberhauptmann, und erleben Sie, wie seine Ideale im Angesicht der Realität zerbrechen. Erforschen Sie die Motive von Franz, dessen Hass und Ehrgeiz ihn zu immer neuen Grausamkeiten treiben. Leiden Sie mit Amalia, deren Liebe und Treue auf eine harte Probe gestellt werden. "Die Räuber" ist mehr als nur ein Theaterstück; es ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den existenziellen Fragen des Lebens und ein Spiegel der gesellschaftlichen Missstände seiner Zeit. Lassen Sie sich von Schillers dramatischer Sprache und den komplexen Charakteren in den Bann ziehen und erleben Sie ein Theaterstück, das bis heute nichts von seiner Brisanz verloren hat. Ein unvergessliches Leseerlebnis für alle, die sich für deutsche Klassik, psychologische Dramen und Geschichten über Rebellion und Gerechtigkeit interessieren.
Friedrich Schiller: ,,Die Räuber" , 2. Akt, 2. Szene
Erschließung eines poetischen Textes
Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759 - 1805) ist neben Johann Wolfgang von Goethe zu den bedeutensten Dichtern der deutschen Klassik zu zählen. Leben und Werk Schillers lassen sich in folgende Abschnitte gliedern: 1. Die Sturm und Drang- Periode, in welcher er sein Jugendwerk verfasste. 2. Die Periode der philosophischen und poetologischen Abhandlungen, in der zahlreiche theoretische Arbeiten, sowie Hymnen entstanden. 3. Die klassische Periode, deren Hauptthema die Polarität zwischen Personalität und gesellschaftlichen Determinismus ist.
In seinem Stück ,,Die Räuber" (1781), das seinerzeit eine bis dahin völlig neue, spektakuläre Wirkung beim Theaterpublikum hatte, stehen sich die beiden ungleichen Brüder, Franz und Karl Moor, ein kühler, auf politische Macht fixierter Intrigant und ein für die personale Autonomie kämpfender Rebell, gegenüber.
Der etwa sechzigjährige Graf Maximilian von Moor regiert ein Schloss, das außerdem noch von seinem jüngeren Sohn Franz und seiner Nichte Amalia von Edelreich bewohnt wird. Franz gönnt seinem älteren Bruder Karl das Erbe nicht. Dieser studiert gerade in Leibzig. Franz gelingt es die Liebe des Vater zu seinem ältestem Sohn durch eine Briefintrige zu zerstören. In einem angeblich von Karl stammenden Brief wird um Verzeihung für seinen verworfenen Lebenswandel gebeten. Daraufhin verflucht Franz in einem Antwortbrief seinen Bruder im Namen des Vaters, weil er die Ehre des Hauses Moor zerstört haben soll. Durch diesen verletzenden Brief, der die Antwort auf sein Gesuch um Verzeihung war, fühlt sich Karl von der Gesellschaft verraten und wird durch Zuspruch und Vorschlag seines Kumpanen Spiegelberg zum Räuberhauptmann. Im Schloss versucht Franz, durch Lügen über seinen Bruder, die Gunst von dessen Verlobter Amalia zu erlangen. Diese weist ihn jedoch ab. Elf Monate später wartet Franz immernoch auf den Tod seines Vaters, um bald die Herrschaft über das Schloss zu haben. Um dem noch ein wenig nachzuhelfen, schmiedet er eine weitere Intrige. Durch einen verkleideten Boten lässt er dem alten Moor mitteilen, sein geliebter Sohn wäre bei einer Schlacht ums Leben gekommen.
In der zweiten Szene des zweiten Aktes nun tritt Amalia zum schlafenden Moor. Sie hört mit an, wie dieser im Schlaf von seinem Sohn Karl spricht. Als er erwacht bedauert er, nicht weiter geträumt zu haben, weil er gehofft hätte, dass ihm sein Sohn verzeiht. Amalia versichert dem alten Moor, Karl habe ihm längst verziehen und teilt ihm mit, dass auch sie es ihm nicht mehr nachträgt, dass er seinem Sohn schreiben lies, er würde ihn verfluchen. Moor nennt Amalia seine Tochter und erzählt ihr von dem Glück, das er empfunden hat, als er die Liebe seines Sohnes Karl und ihr bemerkte. Beide geraten ins Schwärmen über Karl, den sie ja für tot halten. Moor spricht von der Trauer, die er empfindet, weil er den Tod herannahen spührt und weis, dass sein geliebter Sohn am Sterbebett nicht bei ihm sein wird. Amalia wird von Erinnerung und Schwärmerei so mitgerissen, dass sie schließlich aufspringen muss, um sich ans Klavier zu setzen, um das Lied vom Abschied Andromachas und Hektors zu spielen. Am Ende der Szene tritt Daniel, der Diener auf und meldet einen Boten mit einer Nachricht. Franz kommt mit dem vermeintlichen Boten herein und kündigt dem alten Moor eine schreckliche Botschaft an.
Dieser Dialog, der vorwiegend zwischen Amalia und dem alten Grafen von Moor geführt wird, besteht zum grössten Teil aus kurzen Sätzen und Ellipsen, die von heftigen Emotionen der beiden geprägt sind. So spricht der alte Moor zu Amalia: ,,Nein, meine Tochter! diese Totenfarbe deines Angesichts verdammet den Vater. Armes Mädchen!..." (Seite 46; Zeile 14). Auffallend sind auch die zahlreichen Ausrufesätze, die wiederrum den inneren Zustand der beiden Personen verdeutlichen. Als Beispiel dafür wäre der Monolog Amalias gleich zu Beginn der Szene zu nennen, als sie spricht: ,,Leise, leise! er schlummert. Wie schön, wie ehrwürdig! - ehrwürdig, wie man die Heiligen malt - nein, ich kann dir nicht zürnen! Weißlockigtes Haupt, dir kann ich nicht zürnen!" (Seite 45; Zeile 20). Bei der Betrachtung dieses Monologes, aber auch noch anderer Textstellen bemerkt der Leser, dass Schiller nach den Rufzeichen keine neuen Sätze beginnt, sondern, dass in Kleinbuchstaben weitergeschrieben wird. Schiller macht dem Leser auf diese Weise klar, wie erregt beide Personen ihre wörtliche Rede vorbringen, ohne dass es diesem gleich bewusst wird. Amalia und der alte Moor halten nicht nach jedem Satz inne - im Gegenteil; beide sprechen wohl eher schnell und laut.
Dennoch sind auch einige Unterschiede bei den Dialogen der Hauptpersonen dieser Szene nicht ausser Acht zu lassen. Die wörtliche Rede des Grafen wirkt eher gramgebeugt und in tiefer Trauer resigniert. Dem Leser ist, als würde er die dunkle, alte Stimme Moors hören. Diesen Effekt erzielt Schiller vor allem durch die Verwendung eher dunkler Vokale in Moors Reden; so auch in Zeile 21 auf Seite 46: ,,So sah er, als er ins sechzehnte Jahr ging. Itzt ist er anders - Oh, es wütete in meinem Inneren - ..." . Moor spricht in eher langen Worten und komplizierteren Ausdrücken, wodurch er in seiner Sprache zwar gebildeter, aber auch langsamer und eher bedächtig - nicht ganz so emotional, wie Amalia - erscheint. Beispiele hierfür wären: ,,...Verzeihung erhalten aus seinem Munde..." (Seite 46; Zeile 9) und ,,Dieser huldreiche, erwärmende Blick..." (Seite46; Zeile 33). Amalia erscheint durch Schillers Wiedergabe ihrer Reden jung und ungestühm. Dazu tragen die kurzen Satze und Wörter, sowie der emotionale Inhalt und die Verwendung heller Vokale in den von ihr gesprochenen Textstellen bei. Als Beispiel wäre hier ,,Nein, nein! er ists nicht. Bei Gott! das ist Karl nicht - Hier, hier. So ganz, so anders..." (Seite 46; Zeile 27) zu nennen.
In dieser Szene werden die Konflikte zwischen dem alten Moor und Karl und Amalia und Karl in den Vordergrund gerückt. Der Konflikt zwischen Vater und Sohn äussert sich in der Qual des Grafen, von der er nicht einmal im Schlaf befreit ist. Er gibt sich die Schuld am Tod seines Sohnes und möchte von Amalia Worte hören, die sein Gewissen beruhigen: ,,...Armes Mädchen! Ich brachte dich um die Freuden deiner Jugend - o fluche mir nicht!" (Seite 46; Zeile 15). Der Konflikt zwischen Amalia und Karl, also die zerstörte Liebesbeziehung, wird durch ihr Schwärmen für ihren verstorbenen Verlobten und durch ihre Sehnsucht nach ihm zum Ausdruck gebracht. Ihren Höhepunkt erlangt Amalias Schwärmerei von Karl in Zeile 6; Seite 47, als sie ihre Sehnsucht mit dem Gedanken ans Jenseits verbindet: ,,Ja süß, himmlisch süß ists, eingewiegt zu werden in den Schlaf des Todes von dem Gesang des Geliebten - vielleicht träumt man auch im Grabe noch fort - ein langer, ewiger, unendlicher Traum von Karln,...".
Maximilian von Moor bringt durch die Anrede ,,Nein, meine Tochter!" (Seite 46; Zeile 14) zum Ausdruck, dass er die Frau nicht als minderwertiges Geschöpf betrachtet, was zur Zeit des 18. Jahrhunderts durchaus der Fall war. Amalia ist nicht mit ihm verwandt und auch keine Adelige. Trotzdem binden den Grafen innige väterliche Gefühle an sie. Moor verkörpert in diesem Werk einen absolutistischen Herrscher; macht aber nicht immer von seiner Macht gebrauch. So könnte er seinen Söhnen die Gemahlin praktisch vorschreiben. Er verzichtet jedoch darauf und nimmt ein Mädchen niederen Standes in seiner Familie auf.
In den nun folgenden Szenen wechseln sich zwei Schauplätze ab: das Schloss des Grafen von Moor und der Wald, in dem Karl mit seiner Räuberbande haust. Dieser erweist sich als ,,Robin - Hood - Räuber", der trotz des rauhen Umganges sein Gefühl für Ehre und sein Gewissen nicht verloren hat. Der vermeintliche Bote, den Franz benutzt hatte, um seine
Intrigen auszuführen, gesteht nun Amalia voller Reuhe seine Untaten. Währenddessen stösst Kosinsky zu den Räubern. Er berichtet von seinem Leben, das dem von Karl sehr ähnlich ist. Dadurch wird der Räuberhauptmann veranlasst, nach Hause zu seiner Geliebten zu ziehen. Amalia bemerkt bald, dass es ihr Geliebter ist, der vor ihr steht und nicht Graf von Brand, der Karl zu sein vorgibt. Auch Franz bemerkt den Schwindel und befielt dem Diener Daniel Karl zu vergiften. Daniel berichtet Karl aber von Franz' Plänen und veranlasst diesen zur Flucht. Während der längeren Abwesenheit des Hauptmannes kommt es nun unter den Räubern zu Unruhen. Schweizer, ein treuer Freund und Anhänger Karls, ersticht Spiegelberg, nachdem er dessen Pläne, Karl zu ermorden, mitangehört hat. Karl begegnet nun dem davongejagtem Diener, der ihm vom Vater berichtet, der in einem Verlies Hunger leiden muss. Karl schickt Schweizer mit einigen Räubern zum Schloss, um Franz lebend in seine Hand zu bekommen und befreit den Vater, ohne sich selbst zu erkennen zu geben. Franz plagt das Gewissen und die Angst vor Gott; er erdrosselt sich, nachdem er die Räuber das Schloss überfallen gehört hat. Schweizer erschießt sich, weil er seinen Auftrag, Franz lebend zu fangen, nicht erfüllt hat. Karl tötet Amalia, weil er von seinen Räubern an den Treueschwur erinnert wird und weil er sich vor ihnen nicht menschlich zeigen will. Bei der Enthüllung von Karls Identität stirbt der Graf. Karl kann so nicht länger weiterleben und möchte die Belohnung, die auf seinen Kopf ausgesetzt ist, sogar noch einem Tagelöhner zukommen lassen.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Analyse von Schillers ,,Die Räuber", 2. Akt, 2. Szene?
Die Analyse behandelt die zweite Szene des zweiten Aktes von Friedrich Schillers Drama ,,Die Räuber". Es werden Charaktere wie Graf Maximilian von Moor, Amalia von Edelreich, und Franz Moor vorgestellt und deren Beziehungen zueinander beleuchtet. Insbesondere wird auf die Dialoge zwischen Amalia und dem alten Grafen, deren emotionale Verfassung und die Konflikte, die in der Szene thematisiert werden, eingegangen.
Wer sind die Hauptcharaktere in dieser Szene und welche Konflikte werden dargestellt?
Die Hauptcharaktere in dieser Szene sind Amalia von Edelreich und der alte Graf Maximilian von Moor. Dargestellte Konflikte sind der Konflikt zwischen Vater (Maximilian) und Sohn (Karl Moor) sowie der Konflikt zwischen Amalia und Karl aufgrund der (vermeintlich) zerstörten Liebesbeziehung.
Welche sprachlichen Mittel setzt Schiller ein, um die Emotionen der Charaktere darzustellen?
Schiller verwendet kurze Sätze, Ellipsen und zahlreiche Ausrufesätze, um die heftigen Emotionen der Charaktere zu verdeutlichen. Er vermeidet nach Rufzeichen neue Sätze mit Großbuchstaben, um die Erregung der Figuren zu betonen. Außerdem unterscheidet er die Sprache des Grafen (gramgebeugt, tiefe Trauer, dunkle Vokale) von der Sprache Amalias (jung, ungestüm, helle Vokale).
Wie wird die Rolle Amalias in Bezug auf die damaligen gesellschaftlichen Normen dargestellt?
Maximilian von Moor behandelt Amalia nicht als minderwertiges Geschöpf, obwohl sie nicht adelig ist und nicht mit ihm verwandt. Dies deutet darauf hin, dass Moor die damaligen Normen, die Frauen als weniger wertvoll ansahen, teilweise in Frage stellt.
Was geschieht nach der zweiten Szene des zweiten Aktes in ,,Die Räuber"?
Nach der Szene wechseln sich die Schauplätze zwischen dem Schloss des Grafen von Moor und dem Wald, in dem Karl mit seiner Räuberbande lebt, ab. Es kommt zu weiteren Intrigen, Geständnissen und schließlich zu tragischen Ereignissen wie dem Selbstmord von Franz, dem Tod von Schweizer und Amalia sowie dem Sterben des Grafen. Karl möchte die Belohnung für seine Gefangennahme einem Tagelöhner zukommen lassen.
Welche Bedeutung hat das Werk ,,Die Räuber" in der deutschen Literaturgeschichte?
,,Die Räuber" gilt als ein wichtiges Werk der deutschen Literatur, da Schiller sich mit diesem Stück gegen die damals bestehenden Normen wandte und eine vollkommen neue Art des Theaters wagte. Es erzielte spektakuläre Erfolge beim Publikum.
Was ist die Kernbotschaft der Analyse in Bezug auf die Szene?
Die Kernbotschaft der Analyse ist die detaillierte Untersuchung der sprachlichen und inhaltlichen Gestaltung der zweiten Szene des zweiten Aktes von ,,Die Räuber", wobei die Charakterisierung der Figuren, die Darstellung ihrer Konflikte und die Bedeutung der Szene im Gesamtkontext des Dramas hervorgehoben werden.
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- Andrea Mathussek (Author), 1999, Schiller, Friedrich - Die Räuber - 2. Akt, 2. Szene, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98052