In einer Zeit des Umbruchs, als Rom seine Macht konsolidierte und sich gleichzeitig neuen kulturellen Einflüssen öffnete, erscheint ein Mann, dessen Werk die literarische Landschaft für immer prägen sollte: Publius Terentius Afer. Geboren in Nordafrika und als Sklave nach Rom gebracht, erlangte Terenz nicht nur seine Freiheit, sondern auch das Ansehen der höchsten Gesellschaftsschichten, insbesondere durch seine Verbindung zum Scipionenkreis. Doch sein kometenhafter Aufstieg war von Neid und Kritik begleitet, insbesondere vonseiten des Dichters Luscius Lanuvinus, der ihm Kontamination, Plagiat und fremde Mitarbeit vorwarf. Terenz' sechs vollständig erhaltene Komödien, darunter "Andria", "Heautontimorumenos", "Eunuchus", "Phormio", "Hecyra" und "Adelphoe", spiegeln das Alltagsleben der römischen Bürger wider, thematisieren Vater-Sohn-Konflikte, Erziehungsprobleme, Ehefragen und Liebesverwicklungen. Sein Stil, geprägt von einer reinen und gewählten Sprache, einer komplizierten Handlungsführung und einer feinen Charakterzeichnung, unterschied sich deutlich von der drastischen Komik seines Vorgängers Plautus. Obwohl bei einem breiten Publikum zunächst weniger beliebt, beeinflusste Terenz nachhaltig die Weltliteratur und das moderne Drama, von Hrotsvith von Gandersheim bis zu Molière und Lessing. Seine Werke, die auf den Komödien des Menander basieren, bieten einen faszinierenden Einblick in die Anfänge einer toleranten und reflektierenden Geisteshaltung im alten Rom, während sie gleichzeitig zeitlose Fragen der Menschlichkeit und der zwischenmenschlichen Beziehungen verhandeln. War sein plötzliches Verschwinden auf einer Bildungsreise nach Griechenland wirklich ein tragischer Schiffbruch, oder verbirgt sich dahinter eine dunklere Geschichte? Entdecken Sie das Leben und Werk eines Dichters, der trotz seiner kurzen Lebenszeit die literarische Welt nachhaltig veränderte und dessen Komödien bis heute nichts von ihrer Relevanz verloren haben – ein Muss für alle Liebhaber der klassischen Literatur und des Theaters. Tauchen Sie ein in die Welt des Terenz und erleben Sie, wie er die römische Bühne eroberte und die nachfolgenden Generationen von Schriftstellern inspirierte. Seine Geschichten von Liebe, Intrigen und familiären Verwicklungen sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch tiefgründig und bieten wertvolle Einblicke in die menschliche Natur.
Autor: Maria Friebel
Publius Terentius Afer
- größter röm. Komödiendichter (Dramatiker) in der Archaik (neben Plautus) _
- geb: um 190 v. Chr. in Nordafrika · Beiname: ,,Afer" = Afrikaner _
Sueton behauptet: Karthago
- Berber von dunkler Hautfarbe (evtl. libysche Herkunft) _ Bild aus seinen Handschriften · Latein nicht als Muttersprache
- kam in jungen Jahren als Sklave des röm. Senators Terentius Lucanus nach Rom · ließ den hochbegabten Knaben sorgfältig ausbilden und gab ihm bald die Freiheit, wobei der junge Mann den Namen seines Herrn annahm (ursprüngl. Name unbekannt)
- durch seine Verbindung mit Lucanus hatte der zieml. gebildete Terenz Kontakte zu den Aristokraten Roms · ihn verband eine enge Freundschaft mit Laelius und Scipio dem Jüngeren, so daß er auch ,,Mitglied" im Scipionenkreis war - einer Gesprächsrunde vornehmer, gebildeter und charaktervoller Männer
- Vorwürfe des schmähsüchtigen, weil wenig erfolgreichen, Dichters Luscius Lanuvinus: · Kontamination (Verarbeitung von zwei Stücken zu einem)
- Plagiat (hier: Bearbeitung einer griech. Komödie)
- fremde Mitarbeit (durch seine oben genannten Freunde)
- dieses beantwortete T. mit einer Retourkutsche (Übersetzung aus griech. = unverständlich, Erfolg nur Darstellung) im ,,Phormio"-Prolog
- T.` lit. Schaffen beginnt bald nach dem Sieg des Aemilius Paullus bei Pydna über den letzten großen Gegenspieler Roms - Perseus von Makedonien, dessen Hofbibliothek nach Rom gelangt _ wesentl. Anstoß zur Beschäftigung mit Literatur
- April 166: Erstaufführung der ,,Andria" (das Mädchen von Andros) zu den Ludi Megalenses
- April 165: Erste Aufführung der ,,Hecyra" (die Schwiegermutter) zu den Ludi Megalenses (wurde abgebrochen) aus
- April 163: Erstaufführung des ,,Heautontimorumenos" (der Selbstquäler) zu den Ludi Didaskalien
Megalenses (amtl. Lis-
- April 161: Erstaufführung des ,,Eunuchus" (der Verschnittene) zu den Ludi Megalenses ten: Datum
- September 161: Erstaufführung des ,,Phormio" zu den Ludi Romani u. andere
- 160: Erstaufführung der ,,Adelphoe" (die Brüder) und zweite Aufführung der ,,Hecyra" Details der
(wurde wieder abgebrochen) bei den Leichenspielen des L. Aemilius Paullus (Vater des Aufführg.
jüngeren Scipio) _Anm.: tiefe Freundschaft zu Scipio d. J. erkennbar eines dra-
- Sept. 160: dritte, endlich erfolgreiche Aufführung der ,,Hecyra" (vorher wegen mangelnden mat. Wer-
Interesses von Seiten der Bürger abgebrochen _ ungeduldig, da Gerüchte von Boxkämpfen kes) bekannt und Gladiatorenspielen) zu den Ludi Romani (S. 44)
- bald darauf: Bildungsreise nach Griechenland (_ griech. Leben aus eigener Anschauung kennen zu lernen und in der Hoffnung weitere unbekannte Komödien des Menanders aufzuspüren) · verschollen
- sein Todesjahr ungewiß · Sueton behauptet: 159 auf der Heimreise von Griechenland Schiffbruch
Tod durch Ertrinken Rettung, aber Tod aus Gram über den Verlust seiner neuen Nachdich tungen menandr. Stücke
- hinterließ seiner Tochter ein Landgut von 20 Joch
- kurzes Leben (nur _ 30 Jahre alt geworden)
Werke:
- sechs vollständig erhaltene Komödien (Vorbild: Komödien d. sogenannten Neuen att. Komödie von Apollodoros v. Karystos _ 2 und Menandros _ 4):
- ,,Andria" - Wiedererkennungskomödie mit Vater-Sohn-Konflikt, Täuschung und Selbsttäuschung (Nebenhandlung von Menanders ,,Perinthia") _ Kontaminierung
- ,,Heautontimorumenos" - Charakterkomödie mit Generationenkonflikt und Intrigenstück mit Wiedererkennung (Frage der Hauszucht)
- ,,Eunuchus" - wirkungsvolle Intrigen- und Wiedererkennungskomödie (Gestalt aus dem ,,Schmeichler" des Menander) _ Plagiat
- ,,Phormio" - klass. Musterbsp. einer komplizierten, aber klar durchgeführten
Intrigenkomödie
- ,,Hecyra" - anspruchsvolle, voraussetzungsreiche ,,Antikomödie" mit ungewöhnlich feiner Charakterzeichnung, der Überwindung traditioneller Rollenerwartungen und einer ,,armen" Handlung, die mehr auf Verhüllung als auf Offenlegung zielt (T.` ruhigstes + aufregenstes Stück) _ Inhalt: S. 858
- ,,Adelphoe" - Problemstück und Enthüllungsdrama ohne Intrige, Frage der Hauszucht, zwei Generationen (Plagiat: Szene aus Werk von Diphilos)
+ Handschriften (z.T. illuminiert): Masken der auftretenden Personen, Handlungsbild jeder Szene
- nutzte Prologe, um sich gegen die Anfeindungen von Kritikern zu verteidigen (_ spiegelt lit. Kampf dieser Zeit wider)
- wirkte stark auf die Weltliteratur, v. a. modernes Drama (Hrotsvith von Gandersheim, Molière, Lessing, Schiller, Sachs, Cervantes, Eliots) und die Formung der latein. Schriftund gesprochenen Sprache _ Anm.: Eunuchus und Adelphoe im MA bes. wegen ihrer zahlreichen Sinnsprüche beliebt
- Themen: Alltagsleben der Bürger _ Vater-Sohn-Problem (als erster), Erziehungsprobleme, Ehefragen, Liebesverwicklungen bzw. -affären mit Wiedererkennung, Heirat u. Menschlichkeit
Stil:
- Streben seinem Vorbild griech. Menander (Sublimität, versöhnlich-resigniertes Weltbild) möglichst nahe zu kommen · Enthüllungsmonolog in den Einleitungsszenen; Doppelfkt./
-handlungen der Stücke => lebensechte, sorgfältige Charakterisierung der Personen + Handlung; indirekte Charakteristik durch die Sprache
- komplizierte, planmäßige/strenge, kunstvoll angelegte Handlungsführung · Zuschauer dadurch fesseln _ Grenzen: stereotype Handlungsträger(z. B. der listenreiche Sklave) und Motive (Verwechslung 2er Personen, Rollentausch)
- im Gegensatz zu Plautus: Fehlen von drast. Komik/ Situationskomik, grobem,
volkstümlichen Scherz und Vulgärem (Unflätigkeiten); geringere Anzahl an Cantica
(Lieder); Fehlen von dessen metrischem Reichtum; auf realist. Wahrscheinlichkeit bedacht (weniger naiv, zurückhaltender)
- reine/glatte, gewählte, einer gepflegten Konversation gemäßen Sprache (statt att. Umgangssprache: gehobene Umgangssprache der Scipionenzeit · Scipionenkreis)
- sermo cotidianus: größere Freiheit im Satzbau, häufige Verwendung von Interjektionen und griech. Wörtern
- bes. bei d. gebildeten oberen Schichten der röm. Gesellschaft beliebt; bei breitem
Publikum erst allmählich durchgesetzt (, da kompli. Konversationston + verschlungene Handlg.)
- Exposition in Dialogform (statt Expositionmonolog)
- widmete sich u. a. der Palliata (siehe Paul) => Anpassung an röm. Verhältnisse
- offiziell verpöhnt (Härte der alten uirtus = Art v. Tugend!) in Rom _ durch
Häufig gestellte Fragen zu Publius Terentius Afer
Wer war Publius Terentius Afer?
Publius Terentius Afer war neben Plautus der größte römische Komödiendichter (Dramatiker) in der Archaik. Er wurde um 190 v. Chr. in Nordafrika geboren und trug den Beinamen "Afer" (= Afrikaner). Einige Quellen, wie Sueton, nennen Karthago als seinen Geburtsort.
Woher stammte Terenz?
Terenz stammte wahrscheinlich aus Nordafrika und war möglicherweise ein Berber von dunkler Hautfarbe mit libyscher Herkunft. Latein war nicht seine Muttersprache.
Wie kam Terenz nach Rom?
Er kam in jungen Jahren als Sklave des römischen Senators Terentius Lucanus nach Rom. Dieser ließ den hochbegabten Knaben sorgfältig ausbilden und gab ihm bald die Freiheit. Terenz nahm den Namen seines Herrn an, sein ursprünglicher Name ist unbekannt.
Welche Verbindungen hatte Terenz in Rom?
Durch seine Verbindung mit Lucanus hatte Terenz Kontakte zu den Aristokraten Roms. Er war eng mit Laelius und Scipio dem Jüngeren befreundet und gehörte zum Scipionenkreis, einer Gesprächsrunde vornehmer, gebildeter und charaktervoller Männer.
Welche Vorwürfe wurden gegen Terenz erhoben?
Der Dichter Luscius Lanuvinus erhob Vorwürfe wie Kontamination (Verarbeitung von zwei Stücken zu einem), Plagiat (Bearbeitung einer griechischen Komödie) und fremde Mitarbeit (durch seine Freunde).
Wann begann Terenz' literarisches Schaffen?
Sein literarisches Schaffen begann bald nach dem Sieg des Aemilius Paullus bei Pydna über Perseus von Makedonien, dessen Hofbibliothek nach Rom gelangte. Dies war ein wesentlicher Anstoß zur Beschäftigung mit Literatur.
Welche Komödien hat Terenz geschrieben?
Terenz schrieb sechs vollständig erhaltene Komödien, die sich an der Neuen attischen Komödie von Apollodoros von Karystos und Menandros orientieren: "Andria", "Heautontimorumenos", "Eunuchus", "Phormio", "Hecyra" und "Adelphoe".
Wann wurden seine Komödien uraufgeführt?
Die Uraufführungen fanden zwischen 166 v. Chr. und 160 v. Chr. statt:
- "Andria": April 166 v. Chr.
- "Hecyra": April 165 v. Chr. (abgebrochen)
- "Heautontimorumenos": April 163 v. Chr.
- "Eunuchus": April 161 v. Chr.
- "Phormio": September 161 v. Chr.
- "Adelphoe" und zweite Aufführung von "Hecyra": 160 v. Chr. (Hecyra wurde wieder abgebrochen)
Was geschah mit Terenz nach seinen Erfolgen?
Bald nach seinen Erfolgen unternahm Terenz eine Bildungsreise nach Griechenland, um das griechische Leben kennenzulernen und weitere Komödien des Menanders zu finden. Er verschwand jedoch und sein Todesjahr ist ungewiss. Sueton berichtet von einem Schiffbruch auf der Heimreise aus Griechenland im Jahr 159 v. Chr.
Welche Themen behandelte Terenz in seinen Komödien?
Terenz behandelte Themen wie das Alltagsleben der Bürger, das Vater-Sohn-Problem, Erziehungsprobleme, Ehefragen, Liebesverwicklungen bzw. -affären mit Wiedererkennung, Heirat und Menschlichkeit.
Wie war sein Stil?
Terenz strebte danach, seinem Vorbild Menander möglichst nahe zu kommen. Er nutzte Enthüllungsmonologe, lebensechte Charakterisierungen, indirekte Charakteristik durch die Sprache und komplizierte Handlungsführungen. Im Gegensatz zu Plautus vermied er drastische Komik, Vulgäres und metrischen Reichtum. Seine Sprache war rein, gewählt und einer gepflegten Konversation gemäß. Er passte die Palliata (römische Komödie in griechischer Tracht) an römische Verhältnisse an.
Welchen Einfluss hatte Terenz auf die Weltliteratur?
Terenz wirkte stark auf die Weltliteratur, insbesondere auf das moderne Drama (Hrotsvith von Gandersheim, Molière, Lessing, Schiller, Sachs, Cervantes, Eliots) und die Formung der lateinischen Schrift- und gesprochenen Sprache. Seine Werke, insbesondere "Eunuchus" und "Adelphoe", waren im Mittelalter wegen ihrer zahlreichen Sinnsprüche beliebt.
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- Maria Friebel (Author), 2000, Terenz (Publius Terentius Afer), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98019