Die Krisen der Weimarer Republik
1. Ursachen:
- Demokratie, Parlamentarismus und republikanische Staatsform entstanden nicht aus einer kontinuierlichen deutschen Entwicklung heraus. Die Entwicklung fand die Parteien unvorbereitet.
- Dilemma zwischen dem freiheitlichen Charakter der Verfassung und dem obrigkeitsstaatlichen Denken der Bürger. Die Verfassung sah keine Möglichkeit sich vor dem Staat gegen Radikale zu schützen.
- Einseitige den Deutschen zugeschriebene Kriegsschuld und die damit verbundene moralische Ächtung wurde als „Schmach“ empfunden.
- Erzwungene Unterzeichnung des Versailler Vertrages am 28.6.19 durch Erzberger mit folgendem Auflagen:
- Reduzierung der dt. Streitkräfte auf eine Gesamtzahl von 100.000 Mann unter Verzicht auf Flugzeuge, Panzer und Offensivwaffen
- Auflösung des Generalstabes, der Kriegsakademie und der Kadettenschulen
- Flotte soll nur aus Schiffen unter 10.000 Tonnen bestehen und keine U-Boote
- Außenpolitischer Druck des Versailler Vertrages und Sicherheitsforderungen, vor allem Frankreichs, Reparationsforderungen zu hohe Belastung für Staat und Wirtschaft, trotz stetiger Senkung der Forderungen (21.-22.6.20 in Boulogne 269 Milliarden Goldmark, 24.-29.1.21 in Paris 226 Milliarden Goldmark, 5.5.21 in London 132 Milliarden Goldmark zahlbar 2 Milliarden pro Jahr = 1987 letzte Rate)
- Kriegsinflation, Zahlungen aufgrund des Krieges (Renten usw.) und Kriegsfinanzierung wirken auch direkt auf die Nachkriegsinflation.
- Rückführung der 10 Millionen „Restsoldaten“ und ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft.
- Deutsche Industrieproduktion hat sich seit Kriegsbeginn halbiert.
- Auch landwirtschaftliche Produktion bringt nur noch 50 % der Leistung wie 1914.
2. Geschehnisse im zeitlichen Ablauf:
1919
Reichsfinanzminister Matthias Erzberger bringt die sog. Erzbergerische Finanzreform auf dem Wege mit welcher er versuchte die Reichsfinanzen auf soliden Boden zu bauen. Die wichtigste Aussage der Finanzreform ist:
Die Einnahmen des Reiches müssen um 900 % erhöht werden; dies sollte u. a. durch eine progressive Einkommensteuer (10 - 60 %) verwirklicht werden, damit die Ausgaben, die sich im wesentlichen aus Rückzahlungen und Verzinsungen der Kriegsanleihen, Zahlung der von den Siegern geforderten Wiedergutmachung, Rentenzahlungen für die Kriegshinterbliebenen und enorme Wiederaufbaukosten beglichen werden können.
Problem : Ist eine unzumutbare Härte für Republik, doch das Volk lastet es der Republik an, nicht dem Kaiserreich.
1920
Januar: - Versailler Vertrag tritt in Kraft
- Erzberger tritt nachdem er von einem Gericht verurteilt wurde zurück. Er wird nach der Verhandlung durch zwei Schüsse schwer verletzt.
März: - Kapp-Lüttwitz-Putsch: Flucht der Reichsregierung über Dresden nach Stuttgart - Problem: Reichswehr unter der Führung von General von Seeckt erklärt Reichswehrminister Noskes das die Truppe nicht auf die Truppe schießt, d. h. die nicht am Putsch beteiligten Soldaten waren dennoch nicht bereit die Verfassung zu verteidigen.
- Folge des Putsches ist eine Neugliederung der Regierung. Neuer Reichskanzler ist Hermann Müller (SPD) und Wehrminister Noske wird durch den Liberalen Geißler ersetzt.
März/ - Im Ruhrgebiet finden Aufstände kommunistischer Verbände (KPD April: und USPD) statt und damit verbunden ein Aufstand der „Roten Armee“ im Ruhrgebiet.
Juni: - Reichstagswahlen endeten mit erheblichen Verlusten für die Regierungskoalition (von 76,2 % auf 43,6 %)=> Minderheitsregierung unter Fehrenbach (Zentrum, DDP, DVP); Gewinner waren USPD, DNVP, DVP, die gegen den Versailler Vertrag gestimmt hatten.
Ab diesem Zeitpunkt hatte keine Regierung in der Weimarer Republik mehr die absolute Mehrheit.
Oktober: - Spaltung der radikalen USPD (Unabhängige SPD) Dezember:
- Anschluss des linken Flügels der USPD an die KPD 1921
Mai: - Regierung Fehrenbach tritt zurück, da die Zahlungsaufforderung durch die Alliierten nicht nachgekommen werden kann.
- Bildung einer neuen Regierung der alten Koalition unter Wirth (Zentrum).
- Abschluss des deutsch-russischen Handelsvertrages
August: - Erzberger wird durch rechtsradikale Organisation CONSUL ermordet 1922
Juni - Am 24.6.22 wird der Außenminister Walter Rathenau (DDP) ebenfalls durch Anhänger der Organisation CONSUL ermordet.
August - Beschleunigung der Inflation setzt ein.
November:. Rücktritt der Regierung Wirth (Zentrum) am 14.11.
- Bildung eines Minderheitskabinetts unter parteilosen Wilhelm Cuno unter Beteiligung von Zentrum, DDP, DVP und BVP, sowie parteilosen Fachministern, da diese mehr wirtschaftlichen Sachverstand besitzen.
Dezember: - Vereinigung der Rest-USPD mit der SPD, der einen deutlichen Linksruck in der „neuen“ SPD mit sich bringt.
1923
Januar: - Französische und belgische Truppen besetzten das Ruhrgebiet.
- Reichskanzler fordert zu passiven Widerstand auf.
August: - Cuno wird als Reichskanzler gestürzt; Stresemann wird durch eine
Großen Koalition (SPD, Zentrum, DDP, DVP) sein Nachfolger.
September - Abbruch des passiven Widerstandes im Ruhrgebiet
- Galoppierende Inflation
Oktober - Einrichtung der Deutschen Rentenbank zur Sanierung der Währung.
- Höhepunkt der Inflation wurde erreicht (1 Dollar = 4,2 Billionen Mark; Umlaufende Geldmenge = 400 Trillionen Mark).
Oktober/ - In Sachsen und Thüringen kam es zu Auseinandersetzungen November zwischen Länder und Reich => Notverordnung setzte Landesregierungen ab.
- Ausrufung der Rheinischen Republik mit franz. Unterstützung
- Konflikt zwischen Bayern und dem Reich mit der Folge des
Hitler-Ludendorff-Putsches in München (Januar 1924: Hitler
wird zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt)
- Verbot der KPD und NSDAP
- Einführung der Rentenmark (eine Rentenmark = 1 Billion Papiermark)
- Ende der Inflation
- Rücktritt des Kabinetts Stresemann, wegen Austritt der SPD aus der Regierung.
- Minderheitsregierung unter Marx mit Außenminister Stresemann (Regierungsparteien: Zentrum, DVP, DDP, BVP)
3. Fazit:
Ein Staat mit solchen Problemen kann auf Dauer nicht überlebensfähig sein.
Quellen:
- Horst Möller: Weimar - Die unvollendete Demokratie erschienen im Deutschen Taschenbuchverlag 6. Auflage April 1997
- Hagen Schulze: Kleine deutsche Geschichte erschienen im Verlag C.H. Beck München Auflage 1998