Das Klima Europas
1. Es gibt eine Vielzahl verschiedener, auch naturräumlicher Faktoren, die das europäische Klima beeinflussen, oder für den lokalen Klimatyp prägend sind. Diese sind:
1.1. Klima:
Jetstream
Ostwinde
Westwinde
Lokale Winde
Föhn
Berg-Tal Wind, Tal-Berg Wind
See-Land Wind, Land-See Wind
Mistral
Bora
Schirokko
Westseitenklima
Ostseitenklima
Innertropische Konvergenzzone (ITC)
Landinneres Küste
Veränderungen des Klimas von Nord nach Süd
Veränderungen des Klimas von West nach Ost
Hoch- und Tiefdruckgebiete
1.2. Relief:
A: Zentralmassiv (Frankreich)
B: Rhône-Tal (Flussniederung)
C: Kaukasus
D: Pontisches Gebirge
E: Pyrenäen
F: Alpen
G: Dinarisches Gebirge
1.3. Meeresströmungen:
Golfstrom
1. Erklärung der Faktoren und ihrer Bedeutung für das europäische Klima:
Europa befindet sich in der Frontalzone, d.h. dass dort Warm- und Kaltluft aufeinandertreffen. Die tropische Warmluft sucht einen Druckausgleich mit der polaren Kaltluft, was bedeutet, dass sich Luftmassen auf Grund der Gradientkraft in der Höhe vom Subtropischen Hochdruckgürtel zur Tiefdruckrinne der subpolaren Zone bewegen, also von Süden nach Norden. Unter anderem wirkt hier auch die Corioliskraft auf die Luftmassen ein. Diese Bewegungen der Luftmassen werden Jetstream genannt, finden in einer Höhe von ca. 10,000m statt und werden auf Grund der verschiedenen Kräfte, die auch wegen der Erdrotation auf sie einwirken, von Westen nach Osten abgelenkt, sind also Westwinde. Sie erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 400km/h. Der Jetstream fällt mit der Frontalzone (ca. 30bis 60N) zusammen, in der der Westwind bis in Bodennähe durchgreift. Hierbei ist der Unterschied zwischen Nordsommer und -winter zu beachten: Die Westwinde verschieben sich in Richtung Norden, wenn Nordsommer ist, und wehen weiter südlich im Nordwinter. Dies ist auf das Verschieben der Innertropischen Konvergenzzone (ITC) zurückzuführen. Diese Zone, die in der Nähe des Äquators liegt, ändert wie oben angegeben ihren Verlauf und beinflusst damit im Laufe des Jahres entsprechend das Vorkommen anderer Luftdruck- und Windgürtel, die sich dann im gleichen Rhythmus verschieben. So kann es beispielsweise vorkommen, dass im Nordsommer der allersüdlichste Teil Europas in den Randbereich des Tropischen Luftkreislaufs mit einbezogen wird.
Ein anderer Faktor sind die Ostwinde. Die polaren Ostwinde entstehen wie folgt: Am Nordpol liegt in Bodennähe ein Hoch vor, weil die Luftmassen dort sehr kalt und somit schwer sind, und daher absinken. Sie bewegen sich in Richtung der Subpolaren Tiefdruckfurche. Auf Grund der Corioliskraft werden sie sehr stark nach Westen abgelenkt, bewegen sich nahezu parallel zu den Breitengraden. Dies geschieht im Bereich vom Nordpol bis zur Subpolaren Tiefdruckfurche, wobei die Corioliskraft ja nachlässt, je weiter sich die Luft vom Pol entfernt. Diese Ostwinde haben Einfluss auf das Klima in den nördlichen Spitzen Europas, den Skandinavischen Ländern. Sie sind jedoch nicht verantwortlich für die kalten Temperaturen in den nördlicheren Breiten; dies ist auf den flachen Einfallswinkel der Sonnenstrahlen zurückzuführen.
Die auf der Nordhalbkugel aus Nordost wehenden Passate in Bereich der Tropen und Subtropen haben keinen primären Einfluss auf das Klima Europas. Sie entstehen auf Grund des Luftdruckgefälles von den Rossbreiten zum Äquator, und sind Teil des Tropischen Luftkreislaufs.
Die Hochdruckgebiete (= Antizyklone) auf der Nordhalbkugel, also über Europa, werden von sich im Uhrzeigersinn bewegenden Luftmassen gebildet, die Tiefdruckgebiete (= Zyklone) entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn. Die Kreisbewegung der Luftteilchen wird durch die Corioliskraft verursacht. In den Übergangszonen vom Ost- zum Westwind kann die Hoch- bzw. Tiefbildung gut beschrieben werden: Auf Grund der polaren Ostwinde und der Westwinde treten bei Zusammentreffen dieser Luftmassen im Bereich der Tiefdruckfurche Wirbel auf, also Tiefdruckgebiete, die sich gegen den Uhrzeigersinn bewegen. In der Zone, wo Ostpassate und Westwinde aufeinandertreffen, entstehen ebenfalls Wirbel, die sich im Uhrzeigersinn bewegen, und Hochdruckgebiete darstellen. Die Wirbel bilden sich ständig neu, verändern sich und vergehen wieder. Das stark ausgebildete Tiefdruckgebiet, dass sich im Nordwinter beispielsweise über Island und die nördliche Westküste Europas erstreckt, ist im Nordsommer nicht mehr bzw. an anderer Stelle vorhanden.
Bei vorherrschenden Westwinden bestimmen die wandernden Tiefdruckgebiete das europäische Wetter. Sie entstehen ja im Bereich der Tiefdruckfurche und wandern in bestimmten Bahnen in östlicher Richtung über Europa hinweg.
Hochdruckgebiete, die für Europa wetterbestimmend auftreten, können durch Ablösung aus dem Azorenhoch entstanden sein, das Teil des subtropischen Hochdruckgürtels ist, oder aus Kaltluftmassen, wie dem Winterhoch über dem stark ausgekühlten Sibirien.
Die lokalen Winde sind ein weiterer einflussreicher Faktor. Zum einen gibt es den Föhn. Er ist ein warmer Fallwind, der an der Leeseite von Gebirgen auftritt, wenn dort ein geringerer Luftdruck herrscht als an der Luvseite, und sorgt dann für Wolkenauflösung, also eine klare Sicht. Durch seine Wärme hat er zwei wichtige Auwirkungen: Zum einen wird er in Frühjahr oft als ,,Schneefresser" bezeichnet, da er den Schnee an den Berghängen taut, was starke Schneeschmelzen oder Lawinen zur Folge hat. Zum anderen bezeichnet man ihn im Herbst als ,,Traubenkocher", wenn diese Früchte dort reifen, was durch die Wärme des Windes beschleunigt wird. Außerdem sorgt er für Regen an der Luvseite eines Gebirges, z.B. der Alpen, wenn die Luftmassen dort aufsteigen, und sich abregnen, bevor sie sich über den Gipfel des Berges bewegen können.
Der See-Land Wind, auch auflandiger Wind genannt, kommt im Nordsommer vor, und ist darauf zurückzuführen, dass sich das Land im Sommer schneller erwärmt als im Winter, und daher die Luftmassen, die über der See abgesunken sind, sich in Richtung Land bewegen, um dort das Tief in Bodennähe auszugleichen. Der Land-See Wind oder ablandiger Wind entsteht im Nordwinter, da dann das Wasser noch mehr Wärme gespeichert hat als das Land. Diese Luftkreisläufe ändern sich auch innerhalb einer Jahreszeit, da sie nicht nur von Sommer und Winter sondern auch entsprechend von Tag und Nacht abhängen.
Der Berg-Tal Wind hängt ebenfalls mit der Erwärmung der Erdoberfläche zusammen. Im Sommer bzw. am Tag im Winter wird ein Berg erwärmt, die Luft steigt auf, was einen Wind bedeutet, der ,,bergauf" weht. Im Winter bzw. in der Nacht im Sommer ist der Berg relativ kühl, die Luftmassen sinken ab, es entsteht also ein Wind in Richtung des Tals.
Der Mistral ist ein beispielsweise in Südfrankreich auftretender kalter, trockener Nordwind. Er weht im Bereich des Rhône-Tals zwischen zwei Gebirgszügen, den Alpen und dem Zentralmassiv. Die Wolken haben sich zuvor an der Luvseite des Berges abgeregnet, ihre Bewegungen werden nun zwischen diesen beiden Gebirgen ,,kanalisiert", und sie sind kalt und trocken.
Der Bora kommt unter anderem an der Küste Dalmatiens vor. Die Wolken bewegen sich dort in Richtung Südwesten, und werden von dem Dinarischen Gebirge aufgehalten, bis sie sich abgeregnet haben und aufsteigen können. Dann bewegen sie sich an der Leeseite des Gebirges als ein kalter, trockener Fallwind abwärts. Auch am Schwarzen Meer existiert der Bora. Durch den Kaukasus und das Pontische Gebirge werden Luftmassen aufgehalten und regnen sich dort ab, womit sich der relativ hohe Niederschlag in dieser Gegend erklären lässt.
Der Schirokko ist ein warmer Wind aus dem Mittelmeergebiet, der aus südlicher Richtung weht. Nach Überqueren des Mittelmeeres ist er in Italien, Dalmatien, und auf dem Balkan heißfeucht, auf der Nordseite von Gebirgen föhnig (siehe Föhnbildung), in Spanien heißtrocken. Er führt aus der Sahara oft Staub mit sich. Da er ja in Spanien heißtrocken ist, steigen diese Luftmassen auf, nehmen Feuchtigkeit auf, und bleiben an den Pyrenäen hängen, wo sie sich abregnen.
In den Subtropen oder der Warmgemäßigten Zone lässt sich zwischen folgenden Merkmalen unterscheiden. Ein Niederschlagsmaximum im Nordwinter an der Westküste Europas ist ein Merkmal für das Westseitenklima, oder verständlicherweise auch Winterregenklima genannt. Die Nordsommermonate in diesen Landesteilen sind meist sehr heiß und arid. Die dortigen Winter sind mild. Dieser Klimatyp kann außerdem noch als Mediterranes Klima bezeichnet werden.
Beim Ostseitenklima gibt es Regen in alles Jahreszeiten, wobei das Niederschlagsmaximum im Nordsommer liegt Die Sommer dieser Zone sind warm und die Winter mild.
Heiße Sommer und kalte Winter sind typisch für den kontinentalen Typ des subtropischen Klimas.
Charakteristische Merkmale für das maritime Klima der gemäßigten Zone sind milde Sommer, milde Winter, und ein relativ hoher Niederschlag. Für das kontinentale Klima sind warme Sommer und kalte Winter, also eine große Temperaturamplitude, und ein abnehmender Niederschlag mit wachsender Entfernung zur Küste prägend. Ab einer Breite von ca. 60_N beginnt in Europa die Kalte Zone, konkret mit der Taiga, auch Borealer Nadelwald genannt. Die Winter sind dort sehr lang und kalt, die Wachstumsperiode, d.h. die Tage, an denen es über 5_C warm ist, beträgt etwa 100- 170 Tage im Jahr. Noch etwas nördlicher liegt die Tundra, in der ähnliche Zustände herrschen wie im Borealen Nadelwald. Die Wachstumsperiode ist jedoch kürzer, ungefähr bis 100 Tage pro Jahr. Das bedeutet eine sehr niedrige, bodennahe Vegetation.
In Europa erfolgen von Norden nach Süden verschiedene Änderungen des Klimas. So nimmt die Jahresdurchschnittstemperatur von Nord nach Süd stark zu auf Grund der unterschiedlichen Winkel des Sonnenstrahleinfalls. Der Niederschlag verringert sich gleichmäßig im Nordsommer.
Von Westen nach Osten verringert sich die Menge des Niederschlags ebenfalls, jedoch unregelmäßiger und im Nordwinter. Die Temperaturamplitude wird größer je weiter man nach Osten kommt. Das heißt konkret, dass die Sommer heißer und die Winter kälter werden.
Ein weiterer für das europäische Klima wichtiger Faktor ist der Golfstrom, eine nordatlantische Meeresströmung. Er strömt von Westen auf die Britischen Inseln zu und teilt sich in mehrere Ausläufer: Der Hauptausläufer strömt weiter in Richtung Nordosten entlang der skandinavischen Küste bis zum russischen Murmansk. Ein weiterer Arm dieses Stroms zweigt in Richtung Island ab, ein anderer durchströmt die Nordsee in der Nähe der deutschen, dänischen und norwegischen Küste. Auch die Gewässer nahe der französischen und nordspanischen Küste werden von einem Ausläufer des Golfstroms erwärmt. Einige Orte, die an der von dem Golfstrom umspülten Küste liegen, haben eine relativ hohe Jahresdurchschnittstemperatur für ihre geographische Breite. So z.B. Bergen in Norwegen: Bergens Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei ca. 8_C. Es herrschen relativ hohe Temperaturen im Januar, um 0_C, und nicht zu hohe Temperaturen im Juli, um 15_C. Die Jahresamplitude beträgt also 15_C. Die jährliche Niederschlagsmenge ist ziemlich hoch, und es regnet das ganze Jahr über: Warme und feuchte Luftmassen steigen über dem Golfstrom auf, kühlen sich ab und bewegen sich in Richtung Land. Dort regnen sie sich ab und sinken dabei nieder. In Bodennähe sind sie dann warm und trocken. In diesem Teil Norwegens wird noch einmal konkret deutlich, wie sich hier das maritime und kontinentale Klima dieser Klimazone unterscheiden: Im Nordwinter ist das Klima an der Küste mild, im Landinnern ist es jedoch kalt. Im Nordsommer ist es an der Küste ebenfalls mild, im Landinnern hingegen warm. Der Niederschlag ist stark an der Küste, und nimmt ab, je weiter man sich von der See entfernt. Diese Erscheinung, die ja Westseitenklima genannt wird, tritt überall dort auf, wo der Golfstrom entlang einer Westküste fließt (s. dazu auch die Skizze). Durch das oben beschriebene Aufsteigen der feucht-warmen Luftmassen, ihrer Bewegung zum über das Land und dem Abregnen ist der hohe Niederschlag an den Westküsten zu erklären.
Als eine sehr wichtige Auswirkung des Golfstroms ist noch zu nennen, dass er die gesamte Nordsee und küstennahe Teile des Europäischen Nordmeers eisfrei hält. Dabei spielen auch die aus Westen wehende Winde eine Rolle, die die warme Strömung noch zusätzlich in Richtung der Westküsten bewegen.
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