In einem idyllischen Dorf, tief verwurzelt in Tradition und Vorurteilen, entfaltet sich eine erschütternde Geschichte um Identität, Ausgrenzung und die zerstörerische Macht des Andersseins. Andorra, scheinbar ein Hort des Friedens, wird zur Bühne eines tragischen Schicksals, das die Frage nach Schuld und Verantwortung aufwirft. Im Zentrum steht Andri, ein junger Mann, der unverschuldet ins Visier einer engstirnigen Gesellschaft gerät. Gebrandmarkt als "anders", kämpft er verzweifelt um Anerkennung und Zugehörigkeit, während er unaufhaltsam in eine Rolle gedrängt wird, die ihm von aussen auferlegt wird. Die Bewohner Andorras, gefangen in ihren eigenen Ängsten und Projektionen, errichten eine Mauer des Misstrauens und der Feindseligkeit, die Andri zunehmend isoliert. Liebe, Freundschaft und familiäre Bindungen werden auf eine harte Probe gestellt, als die Vorurteile immer tiefer in das Gefüge der Gemeinschaft eindringen. Ist es möglich, sich von den Fesseln falscher Zuschreibungen zu befreien, oder ist das Schicksal eines Einzelnen bereits vorbestimmt durch die kollektive Wahrnehmung? Tauchen Sie ein in eine beklemmende Erzählung, die die Mechanismen von Ausgrenzung und Diskriminierung aufdeckt und die Frage nach der Menschlichkeit in einer von Vorurteilen geprägten Welt neu stellt. Eine intensive Auseinandersetzung mit Antisemitismus, sozialer Verantwortung und dem Mut zur Wahrheit, die den Leser bis zum Schluss in ihren Bann zieht. Erleben Sie, wie eine Lüge zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird und wie eine Gemeinschaft ihre Unschuld verliert, als sie einen Unschuldigen opfert. Eine zeitlose Parabel über die Gefahren des Konformismus und die Notwendigkeit, sich gegen jede Form von Diskriminierung zu stellen. Entdecken Sie die Abgründe einer Gesellschaft, die ihre eigenen Werte verrät und die Konsequenzen einer Verblendung, die unweigerlich in die Katastrophe führt. Eine Geschichte, die lange nach dem Zuklappen des Buches nachhallt und dazu anregt, die eigenen Vorurteile zu hinterfragen und sich für eine Welt der Toleranz und Akzeptanz einzusetzen. Ein erschütterndes Drama über die Macht der Vorurteile, die Zerstörung von Identität und die Suche nach Wahrheit in einer Welt der Lügen. Erforschen Sie die komplexen Beziehungen zwischen Tätern und Opfern und die subtilen Mechanismen, die zu Ausgrenzung und Gewalt führen. Eine literarische Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der menschlichen Natur und dem unaufhörlichen Kampf gegen Intoleranz und Hass, relevant für Leser, die sich mit Themen wie Identität, Vorurteile, Diskriminierung, Antisemitismus, soziale Verantwortung, Wahrheit und Gerechtigkeit auseinandersetzen möchten.
Inhaltsangabe mit Interpretationsansätzen
Aufbau
Das Stück ist in 12 Bilder eingeteilt.
Die Vorgeschichte wird in Gesprächen allmählich mitgeteilt. Schauspiel wird durch kurze Vordergrundszenen unterbrochen
2 Hauptteile:1. in den ersten 6 Bildern wird gezeigt, wie Andri sich wie ein normaler
Andorraner . verhalten will, aber an den Vorurteilen der Andorraner scheitert; sie wollen in ihm den . . typischen Juden sehen
. 2. Andri nimmt die aufgezwungene Rolle des Juden widerwillig an; mit allen Konsequenzen.
Gang der Handlung
1. Bild:
Der Ort der Handlung wird vorgestellt, fast alle Andorraner werden vorgestellt. Spannungen werden deutlich
1. politische Spannungen zwischen Andorra/Nachbarstaat und den Schwarzen
2. gesellschaftliche Spannungen zwischen Andorraner/ Andri Andorraner/Lehrer
3. persönliche Spannungen zwischen Sodat/Barblin Soldat/Andri in Andri selbst
Barblin weißelt wegen dem Sankt Georgstag das Haus ihres Vaters. Der Soldat belästigt sie. Barblin sagt zwar, sie sei verlobt, traut sich aber nicht Andri zu nennen. Sie hat wohl Angst, daß der Soldat Andri als Juden und Küchenjungen verachten wird.
Man bemerkt in dem gesamten Bild die Angst vor den Schwarzen. Diese Angst wird mit verschiedenen Bemerkungen ausgedrückt. Pater und Soldat fürchten einen Platzregen, der
Jemand sagt : es hängt was in der Luft , die Prozession wird unter Militärschutz durchgeführt .
Außerdem gibt es Parolen wie: lieber tot als Untertan und bis zum letzten Mann kämpfen .
Im Widerspruch dazu stehen die Reden des Paters, :Andorra ist ein schönes Land... ein friedliches Land .
Das Weißeln symbolisiert erstens die Unschuld der andorrianischen Jungfrauen und zweitens die Unschuld der Andorraner.
Übrigens: der Soldat sagt, der Platzregen saut euch die Tünche ab -- Hinweis darauf, daß alles nur scheinbar rein, sauber und gerecht ist, denn der Platzregen ( das Unheil ) läßt alles wieder schmutzig werden, als hätte man eine Sau drauf geschlachtet .
Barblin hat auch Angst. Die Schwarzen vernichten die Juden. Sie ist wegen Andri besorgt und um sich selbst, da die Braut eines Juden geschoren wird. Das Schicksal wird angedeutet.
Andri ist als Küchenjunge beschäftigt, will aber Tischler werden.
Der Tischler findet es aber nicht gut, daß ein Jude Tischler werden will; er hat es nicht im Blut. Andri soll lieber Markler werden oder zur Börse gehen.
Der Lehrer soll daher viel zu teures Geld für die Tischlerlehre zahlen. Er ist also bereit sich seine Vorbehalte abkaufen zu lassen.
Hier merkt man schon, daß der Lehrer mit dem Gedanken spielt, die Wahrheit über Andris
Herkunft zu sagen. Andri habe das Handwerk angeblich nicht im Blut, kommentiert er damit, daß die Andorraner ihr Blut noch kennenlernen werden. ( Denn Andri ist ja vom gleichen Blut wie die Andorraner selbst- und auch von dem Blut der Schwarzen, den Judenhassern). Man kann die Wahrheit auch schon an dem Versprecher, ,, Es handelt sich um meinen Sohn,... Pflegesohn" erkennen.
Daß das Verhältnis Barblin / Andri deshalb zu Problemen führen kann, merkt man hier auch schon.
Auch als der Soldat nach Andris Schwester fragt, zeigt bereits wage das Problem der Beziehung.
Einen Hinweis auf Andris Schicksal findet man auch darin, saß der Lehrer einen Pfahl sieht, den sonst keiner wahrnimmt ( Er hat eine Vision ).
Der Wirt nutzt die Geldnot des Lehrers aus, um ihn sein Land weit unter Preis abzukaufen.
Andri freut sich, daß er Tischler werden kann. Diese Freude wird aber schnell getrübt, als er
auf den betrunkenen Soldaten trifft. Dieser demütigt ihn, sagt frech, er habe es auf Barblin abgesehen, kränkt ihn mit antisemititischen Vorurteilen (Klischees), stellt ihm ein Bein, schlägt ihm das Geld aus der Hand und beleidigt seine Gefühle für Barblin.19-23 (Vorahnung auf die Vergewaltigung)
Vordergrundszene mit Wirt
Man merkt hier, daß die Handlung in der Vergangenheit liegen muß ( Wirt sagt: Wir haben uns alle in der Geschichte getäuscht. Damals! ). Er spricht in der Gegenwart zu dem Zuschauer und schaut zurück auf das damalige Geschehen und versucht, es zu erklären. Wichtig ist ihm dabei, daß ihn keine Schuld trifft.
Er tritt hier als unbedeutende Randfigur auf, als einfacher Mitläufer
Später zeigt sich, daß er ein brutaler Mensch ist, da durch seinen Steinwurf die Senora getötet wurde.
Den Stein hat er aber bestimmt nicht aus Hass auf die Schwarzen geworfen. Er hat der Senora als eifriger Geschäftsman Unterkunft gewährt. Mit dem Steinwurf möchte er den fremdenfeindlichen Andorranern beweisen, daß er trotzdem hinter ihnen steht
2. Bild
Die Konflikte werden vertieft.
Es zeigt wie Andri durch die Handlungsweise der Andorraner ihm gegenüber zunehmend unsicherer wird. Dieses Bild zeigt auch, wie Andri sich um die Einordnung in die andorrianische Gesellscheft bemüht.
Hier wird deutlich, wie sich die Handlungsweise der Andorraner in seinem persönlichen Bereich auswirkt; welche Spannungen mit Barblin dadurch hervorgerufen werden. Barblin sagt, daß sie ihn liebt und versucht, ihn zu verführen.
Andri kann darauf nicht eingehen. Seine Probleme sind zu stark. Er ist innerlich zerrissen und verzweifelt. Er denkt laut nach, ob es stimmt, daß er anders ist als die Andorraner. Er möchte aber unbedingt so sein wie sie.
Barblin mag über diese Probleme nicht reden. Sie reden eigentlich aneinander vorbei. Sie spricht von der Liebe zu ihm und er nur von seinen Problemen.
Nur als Andri auf den Soldaten zu sprechen kommt (Er hat ein Aug auf dich), reagiert sie prompt und zeigt sich überrascht: Der!
Vordergrundszene mit Tischler
Er gibt zu, mit dem überhöhten Lehrgeld, Andri von der Lehre abhalten zu wollen.
Rechtfertigt sich aber sofort wieder, da Andri ja auch Verkäufer hätte werden könne ( da es ihm doch eher liegen würde ).
"Natürlich" ist er auch nicht daran schuld, daß alles so gekommen ist.
3. Bild
Hier werden die Auswirkungen der Vorurteile gegenüber Andri an seiner Lehrstelle aufgezeigt.
Man sieht Andri und den Gesellen mit je einem fertigen Stuhl. Sie unterhalten sich über die heimische Fußballmannschaft, der Andri auch zugehören möchte.
Der Geselle scheint ihn aufnehmen zu wollen. Andri reibt sich vor Freude die Hände. Dies wäre dann für ihn ein Zeichen, daß er endlich als Andoraner akzeptiert werden würde. Da er seinen Stuhl für die Lehrlingsprobe sorgfältig gearbeitet hat, schaut er diesem Test zuversichtlich entgegen.
Doch schon vor der Prüfung von Andris guter Arbeit, betont der Tischler wieder, daß Andri das Tischlerhandwerk nicht im Blut habe.
Der Tischler fängt an, den falschen Stuhl, also den des Gesellen, zu untersuchen. Andri weist mehrmals auf den Irrtum hin. Doch der Tischler scheint dies--vielleicht sogar absichtlich --- nicht hören zu wollen oder nimmt es erst gar nicht zur Kenntnis.
Statt dessen stellt der Tischler nur die absolut schlechte Arbeit fest und lobt anschließend Andris Stuhl, den er aber dem Gesellen zurechnet.
Der Geselle verschweigt aus Feigheit die Wahrheit.
Andri protestiert aufs schärfste gegenüber diesem unverschämten Verhalten.
Aber der Tischler lenkt nicht ein; er hat so selbst dafür gesorgt, daß seine Vorurteile zutreffen (daß Andri sich für diesen Beruf nun einmal nicht eignet).
Der Tischler will Andri nicht mehr länger in seiner Werkstatt beschäftigen. Da er es aber gut mit Andri meint , will er ihn in der Buchhandlung weiter beschäftigen und ihn dort einweisen.
Vordergrund mit Gesellen
Der Geselle gibt seine Feigheit zu. Beschwert sich aber gleich über Andris ablehnendes
Verhalten nach diesem Vorfall( was nach dem Verhalten des Gesellen aber doch vollkommen gerechtfertigt ist). Andris Verärgerung kann oder will er nicht verstehen, ja er wundert sich sogar darüber. Er weist alle Schuld von sich.
4. Bild
...kann man in zwei Teile einteilen: der Doktor untersucht Andri das Gespräch Andri/Lehrer
Die Beschränktheit, Voreingenommenheit und Taktlosigkeit des Doktors wird aufgezeigt.
Er betont dabei, was für ein toller Kerl früher der Lehrer war, weil er für die Wahrheit eintrat. Anschließend prahlt er damit, wie weitgereist er sei und vieviel Wert er doch auf seine Heimat legt.
Er spricht voller Vorurteile und verärgert (fast haßerfüllt) über die Juden. Er weiß dabei nicht , daß Andri bei den Andorranern als Jude gehalten wird.
Er fühlt sich von den Juden verdrängt, weil sie schon auf allen Lehrstühlen der Welt sitzen.
Ein einfacher Andorraner, so sagt er, zieht dabei den kürzeren und muß in die Heimat zurück. Andri kann dieses dumme Gerede nicht ertragen und geht weg.
Die Mutter sagt nun dem Lehrer, daß Andri doch Jude sei.
Der Doktor entschuldigt sich und sagt leichthin, es war doch nur Spaß.
Aber auf der anderen Seite meint er: Die Wahrheit wird man hier doch noch sagen dürfen. Der Lehrer, der gerade nach Hause kommt, wirft ihn nach diesen Reden aus dem Haus. Er ärgert sich noch sehr über diesen Doktor und versucht Andris Rücken in der andorrianischen Gesellschaft zu stärken.
Hier hätte er letztmals die Gelegenheit gehabt, - frei von jeglichem Druck -, Andri die Wahrheit über dessen Herkunft zu sagen
Der Lehrer reagiert nun entsetzt als Andri ihm mitteilt, daß er und Barblin heiraten möchten. Andri kann diese Ablehnung nun überhaupt nicht verstehen. Auch die Mutter versteht dies nicht.
Beide können ja nicht wissen, daß Andri der Halbbruder Barblins ist. Der Lehrer muß den drohenden Inzest verhindern.
Da der Lehrer keine Begründung nennt, kann Andri diese Ablehnung nur in seinem angeblichen Judsein begründen.
Andri muß nun seinen "Pflegevater" als Heuchler sehen. Einerseits kämpft der Lehrer öffentlich gegen die Vorurteile an, andererseits, wenn er betroffen ist, die Vorurteile aber wohl nicht überwinden kann.
Zum Schluß des Bildes ertränkt der Lehrer seine Probleme wieder im Alkohol.
5. Bild
Es hat eine ganz besondere Bedeutung. Man erfährt zum erstenmal vom Lehrer, daß Andri tatsächlich sein eigener Sohn ist und aus den bisherigen Andeutungen heraus daher kein Jude.
Der Lehrer ist verzweifelt: Er hat früher gelogen und wollte später dir Wahrheit sagen. Aber er war immer zu feige und hat daher den Zeitpunkt verpaßt. Und jetzt nach dem Heiratswunsch seines Sohnes ist die Wahrheit unglaubwürdig geworden. Die Lüge hat sich selbstänig gemacht. Die Lüge ist ein Engel
6. Bild
Man kann es wieder in zwei Haupthandlungen aufteilen:
1. Die Vergewaltigung Barblins
2. Der Lehrer versucht Andri die Wahrheit zu sagen.
Andri schläft allein auf der Schwelle zur Barblins Kammer. Der Soldat schleicht sich leise dort hinein. Barblin will schreien, aber der Soldat hält ihr den Mund zu. Daraus kann man entnehmen, daß der Soldat gegen ihren Willen in ihre Kammer eindringt und daß sie vergewaltigt wird.
Andri hält einen Monolog, aus dem er zu seiner Außenseiterposition jetzt wohl steht. Er will Barblin heiraten und mit ihr auswandern und dort ein neues Leben anfangen. Die Kraft dazu scheint er aus der Liebe zu Barblin zu schöpfen.. Er wirkt sehr selbstbewußt. Dann erscheint der angetrunkene Lehrer. Nachdem er sich scheinbar Mut angetrunken hat, will er Andri die Wahrheit seiner Herkunft sagen. Er nennt ihn bewußt seinen Sohn . Der Ausspruch "Du verdankst mir dein Leben" ist allerdings doppeldeutig. Andri denkt dabei wieder an die Rettung als kleines Judenkind, der Lehrer meint allerdings damit, daß er sein Vater ist. Er bekennt sogar: Ich habe gelogen. Andri will sich dies aber alles eigentlich nicht erzählen lassen. Andri ist vom Lehrer enttäuscht; er hat den Lehrer bewundert, weil er ihn als Juden aufgenommen hat und jetzt wo er Barblin heiraten will, fängst er an zu heucheln. Der Lehrer ist für ihn nicht besser als jeder andere Andorraner.
Der Lehrer nimmt mehrere Anläufe, die Wahrheit zu sagen, da Andrie aber sehr schroff reagiert und nicht zugänglich ist, läßt sich der Lehrer schließlich resigniert von Andri wegschicken." Du haßt mich? " Andri gibt auf diese Frage keine Antwort/ Lehrer geht .
Andri versucht in Barblins verschlossene Kammer zu kommen und muß feststellen, daß der Soldat mit Barblin zusammen war. "Das ist nicht wahr"
In diesem Moment hat Andri sicherlich seinen letzten Halt verloren, weil seine Liebe zu Barblin zerstört wurde.
Vordergrund mit Soldat
Er gesteht, daß er Andri nicht leiden konnte und glaubt auch jetzt noch, daß Andri ein Jude war. Im übrigen hat er nur seinen Dienst getan.
7. Bild
Pater und Andri sind in der Sakristei. Die Mutter hatte den Pater gebeten, mit Andri zu reden, daß er sich selbst annimmt.
Andri verhält sich zuerst zurückhaltend, dann aber spricht er über seine Probleme. Er sagt, er bekomme Eigenschaften von den Andorranern zugeordnet, die typisch für einen Juden sind (feige, nicht fröhlich, nicht gemütlich, gehetzt, vorlaut, kein Gemüt, ehrgeizig . Er fragt nun den Pater, ob das stimmt, daß er anders ist . Später stellt er fest: Ich bin nicht anders. ich will nicht anders sein.
Der Pater macht ihm aber klar, daß Andri doch andres ist, er sei gescheiter .
Der Pater hat also auch Vorurteile; sie sind aber positiv, er lobt ihn.
Das bringt Andri aber keinen Vorteil, er sieht sich nur weiter ausgeschlossen aus der andorrianischen Gemeinschaft, und deshalb - so meint er - verweigert der Lehrer ihm Barblin. Als der Pater ihn nun nicht mehr als Person anspricht ( eine Unart habt ihr alle, alles bezieht ihr darauf, eure Überempfindlichkeit) sondern ihn in die Gruppe der Juden einordnet, bricht Andri zusammen.
Nur weil er Jude zu sein scheint, denkt Andri, hat der Soldat ihm seine Geliebte Barblin weggenommen. Natürlich reagiert Andri darauf sehr empfindlich. Aber als dann auch noch der Pater die Überempfindlichkeit kritisiert, bricht für Andri alles zusammen.
Andri will gehen als der Pater sein Meßgewand anlegen muß. Der Pater spricht ihn so nun auch äußerlich als Amtsperson an und unterstreicht noch einmal, daß er sich als Jude doch annehmen soll.
Vordergrund mit Pater
Er ist der einzige, der kniet und der sich schuldig bekennt.
Er sagt er ist schuldig geworden, weil er sich ein Bildnis gemacht hat, was ja den 1o Geboten widerspricht. Er redet nur von dem Bildnisgebot und geht auf das offensichtliche Problem nicht ein: Er äußert sich nämlich nicht dazu, daß er der einzige außerfamiliäre Zeuge gewesen wäre, der weiß, daß Andri den Stein gar nicht geworfen hat.
8.Bild
Die Senora hat sich bei dem Wirt einquartiert. Der Soldat, der Doktor, der Tischler und der Jemand protestieren dagegen und unterhalten sich dann über die politische Situation. Andri wird vom Soldaten verprügelt. Die Senora tritt für ihn ein.
In diesem Bild beginnt der zweite Durchgang im Konflikt Andris und der Andorraner. In den ersten Szenen grenzen sie defensiv (also ohne Gewalt) Andri aus, nun kommt aber Gewalt hinzu.
Der Wirt begründet das Aufnehmen der Senora damit, dass es "das Gastrecht der Andorraner noch gebe". Er sagt auch , er wäre der erste, der einen Stein wirft , ( wenn es darum ginge sein Land zu verteidigen; und das tut er ja dann auch).
Er ist aber nur geschäftstüchtig und will wie jeder Geschäftsmann Geld verdienen. Er macht also genau das, was man den Juden (Andri) als Vorurteil zuschiebt.
Bei dem Gespräch der näherrückenden politischen Zuspitzung wiederholt der Soldat seine Durchhalteparolen, der Doktor weist wieder auf die Beliebtheit Andorras an. "Ein Hort des Friedens und der Freiheit der Menschenrechte" und "Die ganze Welt würde uns verteidigen, denn wir sind ein Volk ohne Schuld" . Genau bei dieser Aussage erscheint der immer wieder beschuldigte Andri und wirft wieder Geld ins Orchestrion.
Der Soldat reizt ihn, darauf wird Andri ungewöhnlich aggressiv und schlägt dem Soldat die Mütze vom Kopf.
Andri wird gleichdrauf von anderen Soldaten festgehalten und von dem Soldat feige geschlagen. Die Senora ergreift Partei für Andri, ohne sicher zu wissen, ob er ihr Sohn ist. Sie verlangt vom Wirt einen Arzt. Der Wirt (er hat den Vorfall von innen beobachtet) aber macht Andri nur Vorwürfe, dass er die Leute rein nervös machen würde . Das Unrecht, das eben Andri widerfahren ist, nimmt er nicht zur Kenntnis. Als der Arzt dann doch kommt , sind die Senora und Andri auf dem Weg zum Lehrer.
Der Doktor behauptet, dass es den Juden nur darauf ankäme, dass man ihnen ein Unrecht tut, sie wollen, dass man ein schlechtes Gewissen hat . Auf Anraten des Doktors soll der Wirt "nicht immer soviel in der Welt herum schwätzen, was er gesehen habe". (Da der Wirt sich die Unbeliebtheit der Bevölkerung durch das Aufnehmen der Senora zugezogen hat, wird er es später damit ausgleichen, daß er die Senora mit einem Stein bewirft . Doch dabei tötet er sie und schiebt es Andri in die Schuhe Bei dieser Sache "schwätzt" er allerdings "viel in der Welt herum", um den Verdacht von sich zu weisen.)
Im Vordergrund ist zum zweiten Mal keine Zeugenschranke zu sehen: Der Lehrer und die Senora unterhalten sich über ihre gemeinsame Schuld. Hier wird zum ersten Mal deutlich, dass Andri das uneheliche Kind der Senora und des Lehrers ist. Can verspricht ihr, bald die Wahrheit zu sagen. Glaubt aber nicht daran, dass man es ihm glauben wird. Deshalb die Frage: "Und wenn sie die Wahrheit nicht wollen?"77
9.Bild
Nachdem die Senora Andri Andeutungen über seine wahre Herkunft gemacht hat, geht sie. Der Pater soll Andri die Wahrheit sagen, aber dieser hat das "Jud sein" angenommen. Can bringt die Nachricht, dass die Senora durch einen Stein getötet worden ist und dass Andri sie ermordet haben soll.
Es ist eines der wichtigsten Bilder. Es bringt den inneren und äußeren Wendepunkt des Dramas. Der Leser hofft , jetzt klärt sich alles, zumal ja auch die Senora erschienen ist , aber durch die Ermordung der Senora kann man den dramatischen Ausgang ahnen. Denn die einzige Zeugin, die Andris wahre Herkunft kennt, lebt nicht mehr und die Schwarzen haben einen Grund einzumarschieren..
Man kann es in zwei Teile fassen:
---Der Pater versucht vergeblich, Andri seine wahre Herkunft zu erklären
---Die Senora wird ermordet, deshalb können die Schwarzen einmarschieren.
Durch die Zuneigung der Senora gerührt, löst sich fast Andris innere Erstarrung. Er ist enttäuscht, als er hört, dass sie nun wieder gehen wird. Zuvor aber noch macht sie ihm aber Andeutungen über seine wahre Herkunft; "Die Wahrheit wird sie richten ,und du, Andri, bist der einzigste hier, der die Wahrheit nicht zu fürchten hat." Dieser versteht sie nicht. Die Senora schenkt ihm einen Ring.
Mit dem Auftreten der Senora erscheint plötzlich die Wende zum Guten nahe. Sie wäre die einzige gewesen, die noch imstande hätte sein können, Andri und die Andorraner von seiner wahren Herkunft zu überzeugen und somit sein Schicksal hätte verändern können. Der Pater soll Andri nun über seine wahre Herkunft unterrichten. Eine schwere Aufgabe, denn "Hochwürden haben unserem Andri erklärt, was das ist, ein Jud, und daß, er`s anehmen soll. Nun hat er´s angenommen. Nun müssen Hochwürden ihm sagen, was ein Andorraner ist, und dass er´s annehemen muss."
Andri weigert sich diese Wahrheit zu glauben: "Euch habe ich ausgeglaubt" "Wie viele Wahrheiten habt ihr?" Er sagt, dass man es fühle, "ob man Jud ist oder nicht". Andri ist nicht in der Lage, dass zu glauben, weil ihm der Pater wenige Tage zuvor gesagt hat, dass er doch das "Jud sein" annehmen sollte. Da wurde er unter die "guten Augen" des Paters geholt, aber nun werde der Pater zum Verräter werden.
(Auch dies ist ein Wink auf sein kommendes Schicksal, denn der Pater war nicht bei der Judenschau, wo er als Zeuge für Andri hätte aussprechen können. "Schwarz bist du geworden, Pater Benedikt") Der Pater fühlt sich hilflos.
"Nun sei er so, wie die Anderen ihn sehen wollten, nämlich anders" Jetzt kommt der Lehrer nach Hause und erzählt, dass die Senora mit einem Stein getötet worden ist und dass Andri sie getötet haben soll. Der Lehrer sagt: "Er (Andri) war hier, Sie (Pater) sind sein Zeuge."
Wahrscheinlich hat aber der Wirt die Senora umgebracht, da er ja irgendwie beweisen mußte, dass er auf der Seite der Andorraner und nicht auf der Seite der Schwarzen stehe. Dadurch dass er die Senjora aus purer Geschäftstüchigkeit aufgenommen hat, könnte er bei den Seinen ja als Überläufer gelten. Das will er nun mit seiner aggressiven Gewalttat unbedingt verhindern.
Die Schwarzen haben nun einen Grund in Andorra einzumarschieren. Da diese ( und auch die Andorraner) die Juden hassen, war es für den Wirt einfach zu behaupten, dass Andri den Stein geworfen habe.
Vordergrund mit dem Jemand
Der Jemand geht recht genau auf den Vorfall mit dem Steinwurf ein. Er sagt, dass es nicht erwiesen sei, dass Andri den Stein geworfen habe.
Dem Jemand tut Andri zwar leid, aber er meint, dass man auch vergessen müßte. Er hat also nichts dazu gelernt .
10. Bild
Während, die Schwarzen in Andorra einmarschieren, versucht der Lehrer verzweifelt aber vergeblich Andri von der Wahrheit zu überzeugen.
Im 10. Bild ist die letzte Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn zu sehen. Man sieht auch, wie Andri sich von seinem Vater trennt.
Andri zeigt sich nicht übberrascht, als er hört, dass die Schwarzen in Andorra einmarschiert seien. Es ist für ihn" genau so, wie man es sich hätte vorstellen können." . Der Lehrer sagt, er hätte den Andorranerm die Wahrheit gesagt. Er bekennt sich dazu, Angst vor Andorra gehabt zu haben, und schreit gegen die Häuser, dass er feig war .
Andri sagt ruhig: "was du getan hast, tut kein Vater" . Er weiß, dass er verloren ist, wie auch seine Vorfahren, die Juden . Er hat sich aufgegeben und erwartet untätig sein Ende. Er will auch nicht flüchten, was ihm der Lehrer vorschlägt.
Während Can sein Gewehr abgenommen bekommt, weil er auf sie Andorraner schießen wollte, "verschwindet" Andri und wirft wieder Geld in das Orchestrion
Vordergrund
Im Vordergrund erscheinen zwei schwarze Soldaten, die "kreuzweise hin und her"
marschieren, während wieder einmal "das Orchestrion spielt" . Die beiden Schwarzern verdeutlichen die Machtergreifung durch die Schwarzen. Das Orchestrion steht wieder für das immer wiederkehrende Problem des Antisemitismus.
11. Bild
Andri und Barblin sitzen auf der Schwelle zu ihrer Kammer. Andri macht Barblin
Vorhaltungen, da er glaubt, Barblin hätte ein Verhältnis mit dem Soldaten. Barblin hat keine Chance den wahren Sachverhalt zu erklären. Der Soldat kommt mit zwei Schwarzen, um Andri zu verhaften.
Andri trennt sich im elften Bild endgültig von Barblin. Die zweitletzte Szene verweist auf die zweite Szene, nur dass diesmal Andri mit Barblin schlafen will. Nicht aber als Liebende, sondern als Soldatenbraut-- wie er ja denken muß.
Er fragt sie, ob sie oft mit dem Soldaten geschlafen habe . Er meint, dass sie mit jedem schlafen würde und will sie nun zwingen, auch mit ihm zu schlafen.
Barblin aber hat das Bruder-Schwester-Verhältnis angenommen und will auch Andri davon überzeugen. "Andri ---Du bist keiner".
Sie versucht, ihn aber zu verstecken, als er als Jude abgeführt werden soll. Der Soldat führt die beiden schwarzen Soldaten zu Barblins Kammer, von der nur er weiß, dass es sie gibt. Barblin tritt für ihn ein und sagt, dass er ihr Bruder ist, wird aber nur von dem Soldaten, als Judenhure beschimpft.
Vordergrund mit dem Doktor
Der Doktor will sich kurz fassen, macht aber das Gegenteil.
Er bedauert den Lauf der Dinge. Auch er beteuert, dass er nicht Schuld daran wäre, "denn er war damals, wie heute Amtsarzt und weiß heute noch nicht, was er mit dem Vorfall zu tun habe." Obwohl er Andri nur zwei- oder dreimal gesehen hat, gibt er zu, dass Andri´s Bebehmen immer mehr jüdisch geworden sei (ist ja logisch). An den Mißhandlungen hättet er nie teilgenommen ( hier wird auf das zwölfte Bild hingedeutet).
Bei seiner Aussage fällt mir auf, dass er oft ich sagt Ich bin nicht für Greuel, ich will mich kurz fassen , ich habe ihn kaum gesehen, ich bestreite nicht, ich bin Amtsarzt das sind klare Aussagen, die eigentlich feststehen.
Von uns, man, wir, alle spricht er immer dann, wenn es um die Schludfrage geht und für ihn von Nachteil sein könnte.
Er spricht sehr hochtrabend, geschwollen, unnötiges Gerede, leere Phrasen
12. Bild
Die Schwarzen suchen die Juden und veranstalten deshalb eine Judenschau. Trotz mehrfacher Bekenntnis der Eltern wird Andri als Jude herausgesucht und wahrscheinlich umgebracht. Der Lehrer verübt Selbstmord und Barblin wird wahnsinnig.---
Frisch hat dieses Stück extra in zwei verschieden Bilder angelegt.
Die Konflikte (Andri-Lehrer, Andorra-Schwarze), die sich im ersten Bild andeuten, in den übrigen Bildern sich zuspitzen , finden im 12.Bild ihre gewaltsame Lösung und ihren Höhepunkt.
Die Judenschau wird zur " Maßnahme zum Schutz der Bevölkerung in befreiten Gebieten" ausgegeben. Die Andorraner müssen sich mit schwarzen Tüchern vermummen und die Schuhe ausziehen, weil der Judenschauer, den Juden an den Füßen erkennt, so der Doktor . Alle Andorraner sind von der perfekten Organisation begeistert. Sie tun folgsam und ängstlich alles, was man ihnen befehlt. (Das freie Volk macht Bücklinge)
Der Wirt aber weigert sich zunächst sein schwarzers Tuch überzuziehen. Er beteuert nur ständig, keine Schuld am Tod der Senora zu haben (, was in dem Leser den Verdacht wachsen läßt, dass er der Täter ist). Diese Schuld sagt ihm der Lehrer ins Gesicht, worauf sich auch der Wirt "unter die Vermummten mischt" , um der Rache der Schwarzen zu entgehen und auch um unauffällig zu sein , in der Masse unterzutauchen. Diese aber suchen keinen Täter, sondern nur den Juden.
Barblin hat keine Angst vor den Schwarzen. Sie will sogar die Andorraner zum Widerstand bewegen, was diese nicht wollen und nicht wagen. Sie schmeißt dem Judenschauer ihr Tuch "vor die Stiefel" und wird darauf - die erste Gewaltat der Schwarzen - "weggeschleift" . Der Lehrer und die Mutter stehen anfangs unvermummt und versuchen durch wiederholte, aber vergebliche Geständnisse, das drohende Schicksal von Andri zu verhindern . Der einzige der Andris Unschuld bezeugen könnte ,i st der Pater, der aber "in dieser Stunde" nicht anwesend ist. Wohl aus Feigheit, um nicht nachgesagt zu bekommen, dass er als christlicher Pater zu einem Juden hält.
Der Judenschauer behandelt scheinbar alle gleich (dies soll auch die Vermummung deutlich machen) . Der Jude soll nach auffallenden Gesten und Verhaltensmerkmalen beurteilt werden. Eigentlich liegt in diesem Verhalten die reinste Willkür. Derjenige, der nämlich gehemmt oder verklemmt -Juden sind angeblich feig- an dem Judenschauer vorbeigeht, ist ein Jude. Jeder kann also Jude sein und so fällt das Urteil als erstes auf den typischen Andorraner, der Jemand. So wird zum ersten Mal deutlich, dass jeder Mensch Jude sein kann. Auch wird deutlich, dass der Jude nichts Charakteristisches hat. Der Jemand läuft also ängstlich vor dem Judenschauer vorbei und wird deshalb als Jude identifiziert. "Der ist´s nicht, Der sieht nur so aus, weil er Angst hat", verteidigt ihn der Soldat .
Auch Andri geht angsterfüllt an dem Judenschauer vorbei. -Obwohl es ihm im 10. Bild egal ist und er sich aufgegeben hat. Er meint also doch, wenn auch nur im Unterbewußtsein, dass er Andorraner ist. Er wird herausgeholt und trotz Bekenntnis der Mutter als Jude identifiziert. Als der Lehrer Andri auffordert zu reden, lächelt dieser nur. Er ist schon zu tief in einer Judenrolle drin, als dass er auf sein innere Stimme hören kann. Als er den Ring nicht hergeben will, meint der geldgierige Tischler: "Wie er sich wehrt um sein Geldsachen" . Andri wird dem Finger abgehackt, dann wird Andri abgeführt.
In der Nachszene zerbricht die Familie an Andris Schicksal: Der Lehrer erhängt sich im Klassenzimmer und Barblin wird wahnsinnig. Sie -als Judenhure geschoren- weißelt nun das blutbefleckte Pflaster des Platzes, weil sie Andorra wieder rein machen will. Auf dieses Verhalten, reagieren die Andorraner damit, dass sie sagen, sie wäre irre . Auf die Frage Barblins, wo der Pater gewesen wäre ", als sie unsern Bruder geholt haben, wie ein Schlachtvieh" 127, schweigt der Pater. Er läßt sogar ruhig die Beschuldigung über sich ergehen, dass "er schwarz (also schlecht und böse) geworden wäre" . Die Andorraner (S, W, D, T) "verlieren sich nach allen Seiten", denn sie gehen ihrem Alltagsleben wieder nach. "Wenn die Judenschau vorbei ist, bleibt alles wie bisher" , sagte der Doktor .
Dafür steht auch das Orchestrion. "Es fängt von selbst an, zu spielen, die immer gleiche Platte" Es ist immer das Gleiche , die Welt wird sich nicht verändern.
Barblin
Außer Andri ist sie die einzige Person, die mit Namen genannt wird. Sie stellt damit keinen Gesellschaftstyp dar (wie der Wirt oder Tischler), sondern eine ganz bestimmte Person.
Sie hat das erste und auch das letzte Wort.
Der Soldat belästigt sie. Barblin sagt zwar, sie sei verlobt, traut sich aber nicht Andri zu nennen.
Sie wirkt durch diese Annäherung irritiert.
Sie hat wohl Angst, daß der Soldat Andri als Juden und Küchenjungen verachten wird
Seltsamerweise geht sie als letzte bei der Prozession mit; Sie fühlt sich vielleicht durch die Beziehung zu dem angeblichen Juden Andri schon etwas isoliert, geht aber bei der Prozession aus Tradition mit.
Barblin hat auch Angst. Die Schwarzen vernichten die Juden. Sie ist wegen Andri besorgt und um sich selbst, da die Braut eines Juden geschoren wird. Das Schicksal wird angedeutet. Mit Andri redet sie nicht über ihre Angst.
Andorraner
Die Schwarzen bekennen sich offen zum Antisemitismus. Bei den Andorranern ist er vorerst noch verborgen.
Tischler
Er scheint ein reicher Mann zu sein; Handwerker mit alter Tradition. Er bringt mit die meisten Vorurteile.
Er preßt Andri am deutlichsten in die Rolle des Juden und beeinflußt seine Entwicklung am negativsten.
Er verhält sich genauso geldgierig , wie er es den Juden eigentlich unterstellt ,
Der Tischler findet es nicht gut, daß ein Jude Tischler werden will; er hat es nicht im Blut. Er vertritt alle die, die geschäftstüchtig und durch Vorurteile befangen sind.
Wirt
Der Wirt hat angeblich nichts gegen Juden und gegen Andri; hält Andri für eine "regelrechte Ausnahme". Andri verhält sich nicht so negativ, wie es Juden seiner Meinung nach tun, sonst hätte er Andri ja auch nicht als Küchenjunge eingestellt.
Er bestätigt zwar, daß das Lehrgeld Wucher ist, " aber wenn's um Geld geht verhalten sich die Andorraner wie der Jud". und genau nach diesem Vorurteil verhält sich auch der Wirt: Er nutzt nämlich die Geldnot des Lehrers aus, um ihn sein Land weit unter Preis abzukaufen.
Den Stein hat er aber bestimmt nicht aus Hass auf die Schwarzen geworfen. Er hat der Senora als eifriger Geschäftsmann Unterkunft gewährt. Mit dem Steinwurf möchte er den fremdenfeindlichen Andorranern beweisen, daß er trotzdem hinter ihnen steht.
Er vertritt alle , die sich jeder Situation anpaßen, um an seinen Profit zu kommen und die auch nicht vor einer heimtückischen Gewalt zurückschrecken.
Lehrer
Neben Andri ist er die wichtigste Person.
Zwischen dem Lehrer und den Andorranern gibt es Spannungen; er haßt sie ( weil sie falsch sind) und diese behandeln ihn schlecht ( weil er aggressiv ist und trinkt).
Er ist oft betrunken--weist daraufhin, daß er Probleme hat--traut sich die Wahrheit nicht zu sagen.
Er durchschaut die Haltung der Andorraner; sie lehnen Andri ab bzw. pressen ihn in eine bestimmte Rolle.
...geht nicht bei der Prozession mit und zeigt somit seine Verachtung über die Andorraner und über ihre frommen Bräuche (alles nur Schein / alles nur oberflächlich weiß)
Im 1. Bild merkt man schon, daß der Lehrer mit dem Gedanken spielt, die Wahrheit über
Andris Herkunft zu sagen. Andri habe das Handwerk angeblich nicht im Blut, kommentiert er damit, daß die Andorraner ihr Blut noch kennenlernen werden. ( Denn Andri ist ja vom gleichen Blut wie die Andorraner selbst- und auch von dem Blut der Schwarzen, den Judenhassern).15
Soldat
Er gehört in den öffentlichen gesellschaftlichen Bereich.
Genau wie die anderen Personen stellt er mit seinem Typ ein Gruppe dar; nämlich die der andorranischen Armee.
Die Abneigung des Soldaten Andri gegenüber wird in der Handlung immer wieder deutlich aufgezeigt:
Er schlägt Andri, stellt ihm ein Bein, macht obszöne Bemerkungen über Barblin., beleidigt ihn und seine Gefühle für Barblin. (1. Bild)
Er scheint, Andri zu hassen. Er versucht ihn zu vernichten:
Wie macht er das?
1.Er rivalisiert mit Andri um die Gunst Barblins und geht dabei rücksichtslos (Brutalität) vor:
Schon am Anfang verhält er sich Barblin gegenüber sehr aufdringlich , er gibt damit an, daß er alle Mädchen bekommen kann, die er haben will.
Barblin ist da anders. Sie weist ihn ab.
Dann vergewaltigt der Soldat Barblin, weil er sie anders nicht bekommen kann. Die Liebe zu Barblin stärkt Andri und gibt ihm wohl auch noch einen Lebenssinn. Daher muß diese Vergewaltigung, die er als solche ja nicht wahrnimmt, ihm den letzten Halt nehmen.
2. Der Soldat weiß, wo Barblins Kammer ist, findet dort Andri und kann ihn dort denn auch verhaften.
Dabei beschimpft er Barblin als Judenhure, obwohl er Barblin selbst wie ein Flittchen behandelt hat und auch vermuten könnte, daß Andri immer nur vor ihrer Kammer gewesen ist Nach der Judenschau, als Barblin nur noch weißelt, will der Soldat sie nicht mehr kennen , er verleugnet, eine angebliche Judenhure überhaupt zu kennen. Feigheit!
Später verhält sich der Soldat Andri gegenüber feige und brutal.
Im 8. Bild provoziert der Soldat Andri, indem er Andri (hinterhältig) nach seiner Braut fragt. Verletzt greift Andri den Soldaten daraufhin an. Als sich der Soldat nun nicht mehr alleine durchsetzen kann, schlägt und tritt der Soldat Andri, während die anderen Soldaten ihn festhalten.
Wie auch die anderen Andorraner hat der Soldat sich ein Bild von Andri gemacht; nämlich Andri sei unter anderem feige! Dabei verhält es sich genau umgekehrt. Aber immer wieder weist der Soldat auf seinen Mut hin, im Prahlen ist er nämlich groß: Wenn die Schwarzen wie Heuschrecken vom Himmel fielen, auch dann würde er sie nicht durchlassen oder Er kämpft bis zum letzten Mann(19)
Doch als die Schwarzen in Andorra einfallen, wird er freiwillig zur "Rechten Hand " der schwarzen Besetzer, er wird zum Werkzeug des Feindes, denn
1. er zeigt den Schwarzen Andris Versteck, Barblins Kammer,
2. als die Andorraner entwaffnet werden, hilft er ihnen wieder und nimmt dem Lehrer das Gewehr . ab,
3. er verliest sogar die Order des Befehlshabers der Schwarzen
4. er achtet darauf, daß die Judenschau ordentlich ausgeführt wird
5. er weist auf den Ring hin, Andri solle ihn abgeben und der Soldat bewirkt, daß ihm der Finger . abgehackt wird.
Der Soldat identifiziert sich mit der Armee, denn er bezeichnet sich selbst als solche( das wagt er zu sagen, mir ins Gesicht, der Armee ins Gesicht . Daher muß er sich bedingungslos in das Gefüge der Armee eingliedern; er muß sich der Macht der Armee zur Verfügung stellen. Dies bestätigt sich auch darin, weil er immer wieder deren Parolen aufsagt. Die Verantwortung übernimmt die Armee, der Soldat selbst braucht keine Eigenverantwortung zu haben.
Die Feigheit der andorrianischen Soldaten zeigt sich ganz besonders darin, daß er beim Einmarsch der Schwarzen sein "Fähnchen umstellt" und sich der Macht des Stärkeren
kampflos und vorbehaltlos zur Verfügung stellt. Er muß sich übrigens daher auch nicht in die Schlage bei der Judenschau einreihen. Seine Selbstsicherheit bekommt er nur durch die Gruppe der Soldaten.
Er vertritt die Arme und alle Leute, die feige, prahlerisch und brutal sind, die auf eignes Denken verzichten, alles nachplappern und sich jeder führenden Macht bedenkenlos zur Verfügung stellt.
An der Zeugenschranke erklärt der in zivil gekleidete Soldat ja nur seine Pflicht getan zu haben. Er bestätigt, Andri nicht gemocht zu haben. Er hat aber die Macht der Gruppe- Armeedazu gebraucht, Andri zu vernichten
Geselle
Er verkörpert alle, die feige, verantwortungslos sind. Die vor Autoritäten kuschen und ihre eigenes Versagen auf Schwächere schieben.
Doktor
Er verkörpert alle, die beschränkt und vorurteilsbefangen sind, die aber in einer
gesellschaftlichen anerkannten Position sind und ihr Fehlverhalten nicht eingestehen, sondern es mit schönen Phrasen zudecken und die Schuld daran anderen zuschieben
Ochestrion----Situation bleibt unverändert, immer wieder das gleiche Geldstücke----Vorurteil geldgieriger Jude
Schuhe---------man hat Andri alles in die Schuhe geschoben, alle Schlechtigkeiten der Andorraner
weiß------------täuschen Reinheit und Unschuld vor, anfänglich wird die Lüge des Lehrers übertüncht, auch will man sich von den Schwarzen abheben
Kirche ist nicht so weiß, wie sie tut, sie ist auch rot :die Kirche hat auch Schuld
Platzregen gewitter-------Katastrofe steht ins Haus
Schweigen--------Angst, Hiflosigkeit, verstehen sich nicht mehr, reden aneinander vorbei, er fehlen ihnen die Worte, Entfremdung
Schwelle -------- Ort , wo sich Andris Schicksal entscheidet
Was hat es zu bedeuten, dass einige Personen an der Zeugenschranke erscheinen? nur die öffentliche Meinung An der Zeugenschranke erscheinen nach und nach alle andorranischen Personen des öffentlichen Lebens. Sie sind nicht als einzelne individuelle Person zu sehen, sondern sie verkörpern jeweils einen bestimmen Typ in der andorrianischen Gesellschaft. Sie stehen für das breite Volk, das sich eine Meinung gebildet hat, bzw. das sich ein Bildnis von Andri gemacht hat.
Die Darsteller des öffentlichen Lebens rechtfertigen sich, und zeigen sich einsichtig, Fehler gemacht zu haben:
erhöhte Lehrgeldforderung, die Stuhlverwechslung, daß man sich über Andris Herkunft
getäuscht hat, ihn nicht leiden konnte, der Steinwurf nicht erwiesen ist
Diese Verfehlungen sind offensichtlich, der Hauptfehler, Andri in die Judenrolle gepreßt zu haben- mit den Vorurteilen- wird aber verdrängt. Außerdem sagen sie , Andri wäre mit schuld an dem ganzen Ausgang.
Deutlich wird auch folgendes: Nur weil Andri kein Jude nun gewesen ist, bedauern alle das Geschehene. Also wenn er wirklich Jude gewesen wäre, hätten sie auch keine Schuld.
Damit wird gezeigt, daß die Andorraner an ihren Vorurteilen festhalten und daß sie unbelehrbar sind. Sie verdecken und verdrängen ihr Versagen. Sie haben nichts dazu gelernt.
Das wird deutlich an der Zeugenschranke gezeigt
Der einzige, der sich wirklich schuldig zeigt ist der Pater. Er hätte sich kein Bildnis machen dürfen. Auf seine Schuld nicht als Entlastungszeuge bei dem Steinwurf ausgesagt zu haben, geht er nicht ein.
Pater verhält sich genau umgekehrt: das Offensichtliche verschweigt er und die Bildnisproblematik gesteht er ein.
Warum läßt Frisch das Gericht nicht erscheinen?
Da Frisch uns zeigen will, daß das Volk (hier die Andorraner) uneinsichtig ist und die
Hauptproblematik -vorurteilhaftes Denken- nicht wahrnehmen, glaube ich kaum, daß ein
Gericht zu einer anderen Beurteilung gekommen wäre. Ein Gericht, welches ja auch nur aus Andorranern bestanden hätte, wäre genauso blind dem Bildnisverbot gegenüber gewesen wie die Andorraner, die an der Zeugenschranke vertreten wurden. Die Zeugenaussagen erfahren somit auch mehr Wirkung ,ein Urteil würde davon nur ablenken.
Welcher Andorraner hätte auch schon Anklage erheben sollen???
Warum ist das Ende offen?
Es ist aussichtslos gegen Vorurteile zu kämpfen. Trotz dem schrecklichen Geschehen, wird sich nichts ändern. Auf die Zeugenaussagen verweise ich.
Die Andorraner sprechen immer noch von der Judenhure, sie haben immer noch Vorurteile, sie nehmen das Geschehene mit dem schrecklichen Ausgang nicht zur Kenntnis. Barblin weißelt am Anfang ,um die Lüge des Vaters zuzudecken und am Ende um den Mord an Andri zu verdecken, ungeschehen zu machen
Warum wird nicht gezeigt, daß Andri getötet wird?
Die Schwarzen haben damals schon die Juden umgebracht, und es liegt auf der Hand, dass sie sich jetzt auch so verhalten.
Warum keine Ortsangabe? Warum Keine Zeitabgabe?
Vorurteile, Voreingenommenheit, Klischees und sich ein Bildnis machen dies gibt es überall und jederzeit. Hier wird uns ein Beispiel vorgeführt, daß zu jeder Zeit und überall in der Welt passieren kann und auch schon vorgekommen ist.
Es ist ein Modellort, weil es deutlich machen soll, dass jedes Land und somit auch jede Person betroffen sein kann. Andorra kann also überall sein.
Wie sieht sich der Darsteller und wie ist er tatsächlich?(Selbstdarstellung der Darsteller)
Die Andorraner allgemein; wie sie sich sehen:
Die Schwarzen bekennen sich offen zum Antisemitismus.
Bei den Andorranern ist er vorerst noch verborgen. Sie haben ein absolut positives Selbstbild. Sie sagen von sich, daß sie ein Volk ohne Schuld wären , sie sagen," kein Volk ist so beliebt wie wir".
Deshalb fühlen sie sich den Schwarzen auch überlegen und haben trotz der Stärke der Schwarzen keine Angst vor ihnen der Andorraner macht keine Bücklinge (Doktor) , er ist nüchtern und schlicht sie sind fair( bei uns gilt jeder was er ist, Titel werden abgelehnt).
Die Andorraner allgemein; so sind sie tatsächlich:
Alle Personen sind in ihrem klischeehaften Denken gefangen.
Sie passen sich den jeweiligen Machtverhältnissen ohne Probleme an.
Sie fühlen sich als einzelnen Person nicht für das verantwortlich, was sie in der Gruppe tun. Sie verhalten sich so, um ihr Leben und ihren Besitz zu schützen
Durch ihr Verhalten sind sie schuld am Tod Andris Wenn sie wirklich so beliebt wären, dann wären die Schwarzen nicht in Andorra einmarschiert.
Bei der Judenschau wird sehr wohl deutlich , daß die Andorraner große Angst vor den
Schwarzen haben und sich diesen auch ganz schnell unterwerfen und "Bücklinge" machen. "bei uns gilt jeder was er ist", wenn dem so wäre, gäbe es keine Probleme mit Andri. der Doktor legt sehr wohl Wert auf seinen Titel, sonst würde er nicht betonen, daß er Professor ist.
Lehrer kritisiert diese Selbstherrlichkeit: Sie werden ihr eigenes Blut noch kennenlernen und Andri sagt: wieso seit ihr stärker als die Wahrheit?
Tischler so sieht er sich:
großzügig
er meint es gut feilscht nicht
reich, Handwerker mit Tradition, stolz auf sein Vaterland, haben das Handwerk im Blut, er
fühlt sich und ehrenhaft
aber er feilscht doch, als es um Andris Bezahlung geht , will aus der jüdischen Geschäftstüchtigkeit, selbst Profit ziehen
er ist nicht und ehrenhaft, da er Andris Arbeit nicht zur Kenntnis nimmt
Großzügig ist er auch nicht, denn berechtigte Reklamation seiner Kundschaft lehnt er ab
geldgierig ist er, denn er verlangt überhöhtes Lehrgeld, um sich die Ausbildung eines Juden gut bezahlen zu lassen
Wirt
verständnisvoll, (bestätigt den Wucher mit den 50 Pfund) gemütlich
hat angeblich nichts gegen Juden
legt Wert auf das Gastrecht und zeigt sich pflichtbewußt aber
nutzt Notlage gewinnbringend für sich aus
hat wohl doch was gegen Juden, weil Andri doch nur eingestellt wurde, weil er eine Ausnahme sei
ist nicht pflichtbewußt, sondern hat es nur auf ihr Geld abgesehen
gemütlich kann er kaum sein, sonst wäre er nicht so gewalttätig(Steinwurf)
Geselle
Sieht sich stark und gönnerhaft
hat Verantwortung für seinen Freund aber
bei der Lehrlingsprobe verantwortungslos und feige auch bei seiner Zigarette
feige, tritt von hinten
Soldat
aufdringlich prahlerhaft
bekommt alle Mädchen
stark, will kämpfen bis zum letzten Mann , lieber tot als Untertan aber
Barblin bekam er nicht
paßt sich den Besetzern ohne Vorbealte an, verliest die Order der Schwarzen
brutal
feige
angeblich kämpfen bis zum fetzen Mann , ist aber der erste der umfällt
Jemand
zeigt sich ironisch: die letzten werden die ersten sein macht sich lustig über das Wort Spitzelin
er glaubt vielleicht , er steht über den Dingen und wirkt dadurch weise
aber
er bezieht nie Stellung und hält sich aus allen heraus
Wie verhalten sich die Andorraner? (die stumme Gruppe)
Sie verhalten sich stumm.
Warum verhalten sie sich so?
Die stummen Andorraner haben ihre Sprecher in den verschiedenen Typen. Diese handeln stellvertretend für gesellschaftliche Gruppen.
Dieses Stumme steht sicherlich auch dafür, um zu zeigen, daß die Masse unfähig ist, sich zu äußern; daß jeder einzelne ein Mitläufer ist, der sich der Meinung des Lauteren anschließt. Die Masse tut niemanden etwas zuleide, aber sie duldet schweigend das Unrecht. Sie sind wie Fähnchen im Wind.
Wirkung auf den Leser.
Es macht betroffen, zu sehen, was sich aus Vorurteilen entwickeln kann.
Vielleicht wird dem Leser auch deutlich, daß er aus dem Starrsinn der Andorraner lernen
kann, sein eigenes Verhalten zu ändern, weil er einfach nicht so sein will, wie es die Zeugen vorführen.
Gedanken, Weltbild und Menschbild Frischs
Frisch will mit seinem Werk dem Leser verdeutlichen, wie schlimm es ist, sich von einem Menschen ein Bild zu machen. Dem Juden werden viele negative Eigenschaften unterstellt. Ganz gleich wie er sich verhält, scheint er angeblich das Böse in sich zu verkörpern.
Frisch läßt Andri als angeblichen Juden auftreten und zeigt uns, wie die gesellschaftlichen
antisemitischen Vorurteile Andri zu Fall bringen.
Ich denke, der Autor will uns mit seinem Stück auffordern, auf Bildnisse zu verzichten. Frisch erkennt, daß sich Menschen oft Bildnisse von seinen Mitmenschen machen. Diese Personen werden dadurch in Rollen gedrängt, die ihrem Wesen nicht entsprechen. Er kritisiert die negativen Vorurteile, die wir Minderheiten- wie zB Juden oder auch Ausländer gegenüber entgegenbringen.
Eigenschaften, die uns an uns selbst stören, schiebt man gerne Minderheiten zu und macht diese zu Sündenbock .
Diese Gedanken, die Frisch wohl bewogen haben, dieses Stück zu schreiben, zeigen eigentlich, daß sein Welt- bzw Menschbild nicht allzu positiv ist.
Entwicklung Andris
Andri verhält sich vollkommen normal und liebenswert. Die Andorraner machen sich aber ein negatives Bild von ihm.
Andri erkennt logischerweise nicht, daß er anders sei und lehnt das auch ab (er will das gar nicht wahrhaben)
ER tut alles Mögliche, um den Andorranern zu beweisen, daß er genauso ist, wie die Andorraner zu sein glaube ( wie die Andorraner sein wollen):
er verschwendet sein Geld im Orchestrion,
er will bescheiden sein und nicht zu den Lehrstühlen der Welt streben,
er will einen andorranischen Beruf Tischler( er ist ja auch besser geeignet als der Geselle) Er reagiert gefühlsbetont und überschwenglich, als er hört, daß er Tischler lernen kann Als ihm bei der Lehrlingsprobe Unrecht geschieht, tritt er mutig für sich ein. Er will Fußball spielen, wie es andorranische Jugendliche tun
Er will heiraten, er verhält sich Barblin gegenüber anständig und verführt sie nicht
er verkörpert die Tugenden, die die Andorraner zu unrecht für sich beanspruchen
Die Schwierigkeiten, die er trotzdem mit den Andorranern hat, werden Andri im 1. Bild schon deutlich vor Augen geführt.
Er freut sich, daß er Tischler werden kann, aber der Soldat bremst seine gute Laune gleich aus18ff
Er muß sich vom Tischler und Gesellen demütigen lassen .
Er muß erkennen, daß er nicht die Freiheit gelassen bekommt sich frei zu entwickeln.
Er kann seine Wünsche und Fähigkeiten nicht ausleben.
Man nimmt sein tatsächliches Verhalten nicht wahr und zwängt ihn statt dessen in die
Vorurteile. Die Gesellschaft versucht mit Erfolg von ihren eigenen Fehlern abzulenken und sie Andri in die Schuhe zu schieben.
Andri reagiert zuerst passiv, unauffällig, dann nachdenklich , aktiv (tritt mutig für sich selbst ein) und später aggressiv(stößt den Vater am Ende das weg)
Im Gespräch mit Barblin verhält er sich nachdenklich; auf ihr Liebeswerben geht er nicht ein. Er denkt über die Vorurteile nach, mit denen er belastet wird.
Übrigens wird damit schon ein Vorurteil, das der Pater später ausspricht erfüllt:er zeigt kein Gefühl, er denkt nach( der Pater sagt, er habe mehr Verstand als Gefühl) Bei seinem Nachdenken drängt sich eine Vorahnung auf, es gibt Menschen, die verflucht sind...Plötzlich bist du wie sie sagen... Er fühlt sich als Opfer, als Gejagten und Gehetzten Auch hier stellt der Pater später fest, Andri habe etwas Gehetztes
Dabei ist Andri eigentlich kein gehetzter Mensch, sondern er reagiert so auf die Vorurteile; es ist also eine Folge des andorranischen Verhaltens ihm gegenüber.
Im 3.Bild kämpft er mutig, aber erfolglos gegen das Unrecht bei der Lehrlingsprobe an.
Als er im 4.Bild erfahren muß, daß er Barblin nicht heiraten darf, muß er davon ausgehen, daß dies nur an seinem angeblichen Judsein liegt und stößt seinen Vater aggressiv von sich. Im
6.B verhöhnt er seinen Vater sogar.
Er macht hier 6.B seinem Vater deutlich, daß er sich nicht mehr für Ihn interessiert. Sein eigenes Leben ist Andri jetzt viel wichtiger . Als er mit Barbin spricht, deutet er an, daß er einen Plan hat und das Land mit ihr verlassen will. Er will sich selbständig machen. Er nimmt Abstand von allem Andorranischem, indem er sie trotzig haßt . Die Liebe zu Barblin gibt ihm dabei Halt und Kraft. Doch gerade als er seine neue Zukunft plant, muß er die schreckliche Erfahrung mit Barblin machen. Andri muß glauben, Barbin ist ihm untreu geworden, weil er angeblich Jude ist . Er bricht in sich zusammen. Jetzt muß er anfangen zu glauben, daß er wirklich so ist, wie die anderen es sagen.
Im Gespräch mit dem Pater versucht dieser, Andri die positiven Seiten des Judsein zu verdeutlichen. Andri kämpft letztmalig dagegen an (Ich will nicht anders sein) Als der Pater Andri aber nicht mehr persönlich anspricht sondern ihn mit" ihr und euch" anredet , kommt es zum Zusammenbruch. Ich denke, hier verliert er nun seine Identität.
Andri verändert sich jetzt; er greift den Soldaten (nachdem A. provoziert wird) an. Er nimmt keine Rücksicht mehr. Er ist selbstsicher.
Er ist von seiner neuen Rolle so überzeugt, daß er im 9. B. sich voll zum Judsein bekennt.
Er zeigt sich stolz, selbstsicher ja fast arrogant 84. Der Pater scheitert an seine Aufgabe, Andri nun zu sagen, daß er doch kein Jude sei.
Andri betont hier alle Eigenschaften in sich zu finden, die man ihm immer unterstellt hat( siehe kleinen Monolog )
Andri ist jetzt unter dem Druck der Gesellschaft so geworden, wie die Andorraner ihn sehen wollen; wie die Andorraner übrigens selbst auch sind , dies aber nicht wahrhaben wollen.
ZUSAMMENFASSUNG
Zu Beginn wird Andri als lebendige Person vorgeführt
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Hauptidee von "Inhaltsangabe mit Interpretationsansätzen"?
Es handelt sich um eine detaillierte Zusammenfassung eines Dramas in 12 Bildern. Die Zusammenfassung beinhaltet Interpretationsansätze, Beschreibungen der Handlung und der Charaktere sowie Analysen der zugrunde liegenden Themen wie Vorurteile, Antisemitismus, Schuld und Identität.
Wie ist das Stück aufgebaut?
Das Stück ist in 12 Bilder unterteilt. Die Vorgeschichte wird schrittweise durch Gespräche enthüllt. Das Schauspiel wird durch kurze Vordergrundszenen unterbrochen. Das Stück besteht aus zwei Hauptteilen: der erste Teil (die ersten 6 Bilder) zeigt, wie Andri versucht, sich wie ein normaler Andorraner zu verhalten, aber an den Vorurteilen der Andorraner scheitert; der zweite Teil zeigt, wie Andri widerwillig die ihm aufgezwungene Rolle des Juden annimmt.
Was sind die Hauptkonflikte, die im Stück dargestellt werden?
Es gibt mehrere Konflikte: politische Spannungen zwischen Andorra und einem Nachbarstaat (die Schwarzen), gesellschaftliche Spannungen zwischen Andorranern und Andri sowie persönliche Spannungen zwischen dem Soldaten und Barblin, dem Soldaten und Andri, und Andri selbst.
Was symbolisiert das Weißeln im ersten Bild?
Das Weißeln symbolisiert erstens die Unschuld der andorrianischen Jungfrauen und zweitens die Unschuld der Andorraner.
Was ist die Bedeutung der Vordergrundszenen?
Die Vordergrundszenen bieten Einblicke in die Gedanken und Motive bestimmter Charaktere. Sie dienen auch dazu, die Handlung aus einer bestimmten Perspektive zu kommentieren und zu interpretieren.
Welche Rolle spielt der Lehrer in der Geschichte?
Der Lehrer ist eine zentrale Figur, da er Andri als Pflegesohn aufnimmt und später dessen Vater ist. Er ist hin- und hergerissen zwischen dem Schutz Andris und der Enthüllung der Wahrheit über seine Herkunft. Seine Lüge und seine Feigheit tragen zum tragischen Ausgang der Geschichte bei.
Was ist die Bedeutung der Figur Barblin?
Barblin ist eine wichtige Figur. Außer Andri ist sie die einzige Person, die mit Namen genannt wird. Sie ist Andris Geliebte und möglicherweise seine Halbschwester. Sie verkörpert Unschuld und wird zum Opfer der Umstände. Am Ende des Stücks wird sie wahnsinnig und versucht, die Schuld der Andorraner durch das Weißeln des Platzes zu sühnen.
Wie verändern die Vorurteile der Andorraner Andri?
Anfangs ist Andri ein normaler und liebenswerter junger Mann. Durch die Vorurteile der Andorraner wird er jedoch gezwungen, sich in die Rolle des Juden hineinzufinden. Er beginnt, die ihm zugeschriebenen negativen Eigenschaften anzunehmen, was letztendlich zu seinem Untergang führt.
Was symbolisiert das Orchestrion?
Das Orchestrion symbolisiert die Wiederholung und das Festhalten an Vorurteilen. Es steht für die Unveränderlichkeit der Situation und die Unfähigkeit der Andorraner, aus ihren Fehlern zu lernen.
Was ist die Bedeutung der Judenschau im letzten Bild?
Die Judenschau ist der Höhepunkt des Stücks und verdeutlicht die Konsequenzen der Vorurteile und des Antisemitismus. Sie zeigt, wie die Andorraner bereit sind, sich den Schwarzen zu unterwerfen und Andri zu opfern, um ihre eigene Schuld zu verbergen.
Warum bleibt das Ende des Stücks offen?
Das offene Ende soll verdeutlichen, dass Vorurteile schwer zu überwinden sind und dass sich die Situation trotz der tragischen Ereignisse wahrscheinlich nicht ändern wird. Es dient auch dazu, den Leser zum Nachdenken über die eigenen Vorurteile und Verhaltensweisen anzuregen.
Was ist die Botschaft des Autors mit diesem Stück?
Der Autor möchte den Leser darauf aufmerksam machen, wie schädlich es ist, sich ein Bild von einem Menschen zu machen und ihn in eine Rolle zu zwängen. Er kritisiert die negativen Vorurteile gegenüber Minderheiten und fordert dazu auf, Bildnisse abzubauen und Menschen unvoreingenommen zu begegnen.
- Arbeit zitieren
- Clarissa Blum (Autor:in), 1999, Frisch, Max - Andorra - Inhaltsangabe und Interpretation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97775