Wie ein unaufhaltsamer Tsunami erfasste der Imperialismus im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert die Welt, formte Kontinente neu und hinterließ ein Vermächtnis, das bis heute nachwirkt. Diese tiefgreifende Analyse entwirrt die komplexen Fäden, die diese Ära der Expansion und des globalen Wettbewerbs prägten. Von den wirtschaftlichen Triebkräften, die durch die industrielle Revolution entfesselt wurden – dem unstillbaren Durst nach Rohstoffen, neuen Absatzmärkten und der Notwendigkeit, die wachsende Überbevölkerung zu kanalisieren – bis hin zu den machtpolitischen Ambitionen der europäischen Großmächte, die nach Hegemonie und Prestige strebten, beleuchtet dieses Werk die vielfältigen Motive, die den Imperialismus antrieben. Es werden die unterschiedlichen Imperialismustheorien, von Lenins marxistischer Analyse bis zu Schumpeters' soziologisch orientierter Perspektive, kritisch untersucht und die Anwendungsformen – militärische Unterwerfung, wirtschaftliche Abhängigkeit und kulturelle Durchdringung – detailliert dargestellt. Ein besonderer Fokus liegt auf den Imperialismusströmungen in England, Frankreich, den USA, Russland und Deutschland, wobei die jeweiligen Ziele, Strategien und Kolonialgebiete beleuchtet werden. Die Faschoda-Krise, die Marokkokrisen und andere Schlüsselmomente werden analysiert, um die Spannungen und Konflikte aufzuzeigen, die letztendlich zum Ersten Weltkrieg führten und das Ende des klassischen Imperialismus markierten. Dieses Buch bietet einen umfassenden und aufschlussreichen Einblick in eine Epoche, die die Welt nachhaltig verändert hat, und regt dazu an, die langfristigen Auswirkungen auf die globale Politik, Wirtschaft und Kultur kritisch zu reflektieren. Es ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die die Ursprünge der modernen Welt verstehen und die komplexen Herausforderungen der Globalisierung im 21. Jahrhundert besser einordnen möchten. Die Analyse des Imperialismus dient als Schlüssel zum Verständnis gegenwärtiger geopolitischer Dynamiken und bietet wertvolle Perspektiven für zukünftige Entwicklungen im globalen Kontext. Tauchen Sie ein in eine Zeit des Umbruchs und der Transformation, in der das Streben nach Macht und Einfluss die Welt in ihren Grundfesten erschütterte. Entdecken Sie die verborgenen Mechanismen und die weitreichenden Konsequenzen des Imperialismus, die bis heute unsere Welt prägen.
Gliederung:
1. Definition des Imperialismus
2. Ziele/Motive
3. Imperialismustheorien
3.1 Anwendungsformen
4. Imperialismusströmungen
5. Quellen
1.) Definition des Imperialismus
a) aktuelle Definition nach dem Oldenbourg Geschichtsbuch: "Streben nach weltweiter
politischer und wirtschaftlicher Macht oder wenigstens Geltung. Als Mittel dienten Eroberung, Annexionen und wirtschaftliche Durchdringung fremder Gebiete. Im engeren Sinne werden als Zeit des Imperialismus die Jahre von etwa 1890-1914 angesehen, für die die Verbindung von Politik, wirtschaftlicher Expansion und Nationalismus charakteristisch war; expansive Politik im Dienst expansiver Wirtschaft."
2.) Ziele/Motive
- nach ind. Rev. --> neue Absatzmärkte und Rohstoffe
- militärische Sicherheitsüberlegungen und Machtinteressen
- von innenpol. Problemen ablenken ( Unzufriedenheit der stark anwachsenden Arbeiter- und
- Überbevölkerung --> neue Siedlungen Kleinbürgerschicht)
- Überlegenheit der westl. Kultur, weiße Rasse den Farbigen überlegen = Sozialdarwinismus "Der Stärkere unterdrückt den Schwächeren"--> Verhalten von Tier auf Mensch Übertragen
- Industrialisierung (neue Technologien: Eisenbahn. Dampfschiff, Kanäle, Telegraphie...)
- unterentwickelten Völkern durch Missionierung helfen (Religion und Kultur)
- Staat stärken, notfalls durch Unterwerfung
- Ziele allg.: Erreichen einer weltweiten polit., wirt. Hegemonie
(Von Land zu Land verschieden)
3. Imperialismustheorien
a) klassisch marxistische Imperialismustheorie (Lenin)
- Imp. = "unvermeidliches Nebenprodukt des Kapitalismus"
- aus kapital. Wirtschaft entstehen Krisen --> neue Ausbeutungsobjekte finden (Kolonien)
- durch Gewinn Arbeiter im eigenen Land bestochen
- Untergang des Kapitalismus durch Imp. hinausgeschoben
- Marx: Kap. Bringt Arbeiter zum Widerstand, der nach Expansion auf übrige Völker übertragen wird
- Problematik:- Beschränkung auf Ökonomische Aspekte
- geringe Profitchancen der Kolonialpolitik
- Fehleinschätzung des baldigen Zusammenbruchs des Kap.
b) soziologisch-orientierte Imperialismustheorie (Schumpeters)
- keine Begleiterscheinung des Kap. Sondern der vorkap. Führungsschichten (Adel/Militär)
- Drang zum Krieg, zur Expansion, zur Eroberung
- Imp. nicht förderlich für Kap.--> keine Vorgehensweise der Kapitalisten (Einstellungen gegen-
- kap. Strukturen für Kriegsverhinderung und friedliche Politik sätzlich)
- Problematik: - England im Freihandelssystem im Frühimp. mit imper. Tendenzen
- Grundsteine im kap. System: Streben nach Absatz- und Rohstoffmärkten
3.1. Anwendungsformen
a) militärischer Imp.:- vollständige machtpol. Unterwerfung einer fremden Nation (Waffeneinsatz)
- risikoreichste Form (Gegner zu stark --> Gebietverluste)
- schnellste Möglichkeit, Ziel zu erreichen
b) ökonomischer Imp.:- durch Ausbreitung des Welthandels möglich
- Land in wirt. Abhängigkeit drängen --> Kontrolle erlangen
c) kultureller Imp.: - erfolgreichste Form
- Aggressor verzichtet auf militärische und ökonomische Einsätze
- Versuch, Bevölkerung zu beeinflußen --> langfristig lenken
4. Imperialismusströmungen
--> England:- Ursprungsland der ind Rev. --> Imp. Zuerst eingesetzt
- bisher größte Seemacht --> gute Voraussetzung für frühe Kolonialisierung
- 1875--> 40% Suez-Kanal-Aktien; Seeweg nach Indien unter brit. Kontrolle
- Kolonien: 1882 Ägypten (Sicherung der Kanalzone); 1886 Kenia; 1895 Kolonie Rhodesien (Teile Somalias); 1898 Sudan: Burenstaaten Transvaal; 1899-1902 Oranje
- Faschoda-Krise: E wollte durchgehende Verbindung von Nord nach Süd (Kap- Kairo-Linie) Frk. Wollte geschlossenes Imperium von West nach Ost (Atlantik und ind. Ozean)
- konnte abgewendet werden
- Ziele: Suezkanal kontrollieren, Vormachstellung in der Welt, größte Seemacht bleiben, kontinentales Gegengewicht zu Rußland, Dtl´s Flottenpolitik über- bieten
--> Frankreich:- Ziele: - Revanchedenkenken für Niederlage im dt.-frz. Krieges
- Wiedereinrichtung der Weltmachtstellung durch Kolonien
- Stoßrichtungen Indochina und Afrika (viel Kapital vorhanden)
- Militär oft auf eigene Faust (militär. Imp.)
- Kolonien: 1881 Tunesien, 1893 Elfenbeinküste, 1895/96 Madagaskar, 1887-1897 Indochina (Kambodscha, Laos, Vietnam)
--> USA:- keine Einmischung in europäische Angelegenheiten
- Ziele:- Verdrängung Spaniens aus Mittelamerika
- Umwandlung der Karibik in " amer. Meer" (Dom. Rep., Hawaii, Samoa)
- Sicherung der Inselbrücke nach Ostasien (Philippinnen, Hawaii, Samoa)
- greift nur dort an, wo amer. Politik behindert wird
- eigene Wirtschaft stärken
- Kolonien: 1898 Kuba und Puerto Rico, 1903 Panama, 1905 Dom. Rep., 1912 Nicaragua, Südostasiatische Inseln, Alaska
(Kaum große Überseegebiete, nur einzelne um USA herum)
--> Russland :- Beginn 1880 --> ganz Zentralasien (östlich des Kaspischen Meeres bis Provinz
Merw)
- wollten dieses Gebiet milit. Absichern, sie erreicht Nordgrenze Afghanistans
Und Grenzen Persiens, Nordindiens und Chinas
- seit 1890 Erschließung weiterer Gebiete Sibiriens und des Ferne Ostens --> Westgrenze gesichert
- Transsibirische Eisenbahn --> Eindringen in Mandschurei und andere Regionen Chinas
- 1904/05 bewaffneter Konflikt mit Japan --> russ. Niederlage
- im Nahen Osten:- Politik hegemonialer Vorherrschaft
- Meerengen unter Kontrolle zu bringen
--> Deutschland:- wachsende Industrie dringt auf Weltmärkte
- Absatzmärkte, Rohstoff- und Siedlungsgebiete gegen Überbevölkerung
- dt. Kultur in ganze Welt verbreiten --> festigt Nationalstolz und Zusammenhalt
- 1871-1890 --> defensiver Imp. durch Bismarck (Satuiertheit)
- in dieser Zeit wichtigste Kolonien erworben (Ostafrika, Kamerun, Togo, Südwestafrika)
- 1890-1914:- aggressiv unter Wilhelm II: "neuer Kurs"
- "Platz an der Sonne"
- soziale Lage entstraffen
- Flottenrüsten (Konflikt mit England)
- Beziehungen der restlichen Großmächte entspannen
- W II --> Waffeneinsatz als Mittel der Diplomatie
- 1890 Helgoland-Sansibar-Vertrag
-1898 einige Gebiete in China; einige Inseln im Pazifik (Neuguinea Samoa)
- Krisen: 1. Marokkokrise 1905/06
- Rede W II in Tanger (Straße von Gibraltar)
- erklärte Souveränität des Sultans, dt. Mitsprache und WirtschaftInteressen bekräftigt--> Spanien und Frankreich verärgert
- diplomatische Niederlage --> Isolation Dtl´s von Großmächten
2. Marokkokrise
- Frk. Besetzt Fez (Hauptstadt von Marokko)
- 1911 Kanonenboot "Panther" ("Panthersprung") nach Agadir
- W II gibt Agadir frei, E und andere Großmächte stehen hinter Frk.
- Dtl. erhält Teil Neu-Kameruns
- nach 2. Marokkokrise Dtl. von Großmächten isoliert
- Konstellation für 1. Weltkrieg war gegeben
Mit dem Ausbruch des 1. Weltkrieges war auch das Zeitalter des klassischen Imp. zu Ende.
5. Quellen
- Lehrbuch: Geschichte, Politik und Gesellschaft 2
- Encarta 99
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Definition von Imperialismus laut dem Oldenbourg Geschichtsbuch?
Laut dem Oldenbourg Geschichtsbuch ist Imperialismus das "Streben nach weltweiter politischer und wirtschaftlicher Macht oder wenigstens Geltung. Als Mittel dienen Eroberung, Annexionen und wirtschaftliche Durchdringung fremder Gebiete. Im engeren Sinne werden als Zeit des Imperialismus die Jahre von etwa 1890-1914 angesehen, für die die Verbindung von Politik, wirtschaftlicher Expansion und Nationalismus charakteristisch war; expansive Politik im Dienst expansiver Wirtschaft."
Welche Ziele und Motive gab es für den Imperialismus?
Die Ziele und Motive für den Imperialismus waren vielfältig, darunter: die Suche nach neuen Absatzmärkten und Rohstoffen nach der Industriellen Revolution, militärische Sicherheitsüberlegungen und Machtinteressen, die Ablenkung von innenpolitischen Problemen (Unzufriedenheit der Arbeiter- und Kleinbürgerschicht), Überbevölkerung und das Bedürfnis nach neuen Siedlungen, der Glaube an die Überlegenheit der westlichen Kultur (Sozialdarwinismus), die Industrialisierung und neue Technologien, die Missionierung unterentwickelter Völker und die Stärkung des Staates durch Unterwerfung.
Welche Imperialismustheorien werden unterschieden?
Es werden hauptsächlich zwei Imperialismustheorien unterschieden: die klassisch marxistische Imperialismustheorie (Lenin) und die soziologisch-orientierte Imperialismustheorie (Schumpeter).
Was besagt Lenins marxistische Imperialismustheorie?
Lenins Theorie besagt, dass Imperialismus ein unvermeidliches Nebenprodukt des Kapitalismus ist. Krisen in der kapitalistischen Wirtschaft führen zur Suche nach neuen Ausbeutungsobjekten (Kolonien). Die Arbeiter im eigenen Land werden durch Gewinne bestochen, und der Untergang des Kapitalismus wird durch Imperialismus hinausgezögert. Er ging davon aus, dass der Kapitalismus bald zusammenbrechen würde.
Was besagt Schumpeters soziologisch-orientierte Imperialismustheorie?
Schumpeter argumentierte, dass Imperialismus keine Begleiterscheinung des Kapitalismus ist, sondern auf vorkapitalistischen Führungsschichten (Adel/Militär) beruht. Der Drang zum Krieg, zur Expansion und zur Eroberung sei nicht förderlich für den Kapitalismus.
Welche Anwendungsformen des Imperialismus gab es?
Es gab drei Hauptanwendungsformen: militärischen Imperialismus (machtpolitische Unterwerfung durch Waffeneinsatz), ökonomischen Imperialismus (wirtschaftliche Abhängigkeit durch Ausbreitung des Welthandels) und kulturellen Imperialismus (Beeinflussung der Bevölkerung ohne militärische oder ökonomische Einsätze).
Welche Rolle spielte England im Zeitalter des Imperialismus?
England war das Ursprungsland der Industriellen Revolution und setzte den Imperialismus früh ein. Als größte Seemacht hatte es gute Voraussetzungen für die Kolonialisierung. Es kontrollierte den Suezkanal und strebte eine durchgehende Verbindung von Nord nach Süd in Afrika an (Kap-Kairo-Linie). Zu den Kolonien gehörten unter anderem Ägypten, Kenia, Rhodesien und Teile Somalias.
Welche Ziele verfolgte Frankreich im Imperialismus?
Frankreich verfolgte das Ziel, seine Weltmachtstellung durch Kolonien wiederherzustellen und das Revanchedenken für die Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg zu befriedigen. Die Stoßrichtungen waren Indochina und Afrika. Zu den Kolonien gehörten unter anderem Tunesien, die Elfenbeinküste, Madagaskar und Indochina.
Welche Rolle spielten die USA im Zeitalter des Imperialismus?
Die USA vermieden eine Einmischung in europäische Angelegenheiten und konzentrierten sich auf die Verdrängung Spaniens aus Mittelamerika und die Umwandlung der Karibik in ein "amerikanisches Meer". Sie sicherten die Inselbrücke nach Ostasien und griffen nur dort an, wo die amerikanische Politik behindert wurde. Zu den Kolonien gehörten unter anderem Kuba, Puerto Rico, Panama und die Philippinen.
Welche Imperialistischen Ziele verfolgte Russland?
Russland konzentrierte sich auf die Expansion in Zentralasien und sicherte dieses Gebiet militärisch ab. Es erschloss weitere Gebiete Sibiriens und des Fernen Ostens. Die Transsibirische Eisenbahn ermöglichte das Eindringen in die Mandschurei und andere Regionen Chinas. Im Nahen Osten strebte Russland eine Politik hegemonialer Vorherrschaft an.
Wie gestaltete sich der Imperialismus in Deutschland?
Deutschland verfolgte nach 1890 unter Wilhelm II einen aggressiven Imperialismus ("neuer Kurs"). Ziele waren die Erschließung von Absatzmärkten, Rohstoff- und Siedlungsgebieten, die Verbreitung der deutschen Kultur, die Stärkung des Nationalstolzes und der Zusammenhalt. Es kam zu Konflikten mit England durch die Flottenrüstung. Die Marokkokrisen führten zur Isolation Deutschlands von den Großmächten.
Was waren die Marokkokrisen?
Es gab zwei Marokkokrisen. In der ersten (1905/06) erklärte Wilhelm II in Tanger die Souveränität des Sultans und forderte deutsche Mitsprache und Wirtschaftsinteressen, was Spanien und Frankreich verärgerte. In der zweiten (1911) schickte Deutschland das Kanonenboot "Panther" nach Agadir, um deutsche Ansprüche geltend zu machen. Nach beiden Krisen war Deutschland von den Großmächten isoliert.
Wann endete das Zeitalter des klassischen Imperialismus?
Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges endete das Zeitalter des klassischen Imperialismus.
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- Marcel Wanka (Author), 2000, Imperialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97708