Themen:
Geschichte des Wasserspringens
Geschichte des Rettungsschwimmens
Referent: Jan Schiltz
A. Geschichte des Wasserspringens
Schon im 8. Jahrhundert v. Chr. soll nach HOMER (,,Odyssee") in
Griechenland nicht nur geschwommen, sondern auch Wassertreten, Tauchen und Wasserspringen betrieben worden sein. Zu dieser Zeit gab es allerdings noch keine Wettkämpfe, sondern diese Aktivitäten wurden allein aus Spaß an der Freude absolviert.
Im antiken Griechenland hieß es damals sogar, daß derjenige, der nicht schreiben und schwimmen konnte, nicht gebildet sei.
Die Römer forderten Wasserspringen zu dieser Zeit in der Militäraus- bildung von ihren Soldaten ab.
Mutige Wasserspringer mußten die Germanen sein, die außerdem sehr gute Schwimmer waren. Besonders die am linken Rheinufer ansässigen germanischen Stämme der Bataver lehnten sich zur Zeit des Zeitrechnungswechsels gegen die Herrschaft der Römer auf und sprangen ins Wasser, hielten die Boote ihrer Feinde fest und drückten sie unter Wasser. (s. DIEM, 1971)
Nachdem man lange nichts über Wasserspringen in die Geschichtsbücher schrieb (im Mittelalter war das Wasserspringen aus moralischen Gründen verpönt), veröffentlichte der Ingolstädter Hochschullehrer und Humanist N. WYNMAN 1538 ein in lateinischer Sprache verfaßtes Zwiegespräch über die Schwimmkunst in Augsburg, in dem Erläute- rungen zu den Themen
Wasserspringen, Tauchen, Wassertreten, sowie das Rettungsschwimmen berücksichtigt wurden.
Nahezu revolutionär für die Entwicklung des Wasserspringens (nicht nur in Deutschland) war die Begeisterung, mit der die sog. ,,Halloren", die als Salzsiedler in Halle ansässig waren und Schwimmen, Wasserspringen und Fischestechen als Zunftbrauch pflegten, ihre Künste an kommende Generationen weiterleiteten. FULDA berichtet: ,,... es ist nicht leicht einen Hallorenjungen zu finden, der nicht im sechsten, siebten Jahre von der Brücke springt und schwimmt, daß es eine Lust ist."
So ließ sich im Jahre 1728 der preußische König FRIEDRICH WILHELM I. von den Halloren Wassersprünge vorführen und setzte sie für den Schwimmunterricht der Fischer und Schiffer ein.
1793 erläutert J.C.F. GUTSMUTHS das Wasserspringen wie folgt:
,,Das Herabspringen von ansehnlichen Höhen ins Wasser sollte gleich- falls von jungen Leuten geübt werden, wenn sie schon fertige Schwimmer sind, weil es in sehr vielen Fällen sehr nützlich werden kann. Es ist dabey durchaus nöthig, klein anzufangen, sich nicht auf den Bauch zu werfen, und im Falle, daß man mit dem Kopfe zuerst ins Wasser schießt, mit der Hand die Stirn zu bedecken, damit die Gegenwirkung des Wassers unschädlich werde. Auch werden dabey am sichersten die Füße zusammengeschlossen gehalten."
1840 gründeten die Halloren TICHY und LUTZ, die 1811 nach Berlin gekommen waren, einen Verein zur Förderung des Wasserspringens, die sog. ,,Tichyschen Frösche". Diese urkundlich älteste nachweisbare deutsche Vereinigung, die als sportlicher Schwimmverein bezeichnet werden kann, traf sich an zwei Abenden in der Woche und sonntags vormittags. In der Zeit von 1840 bis 1845 kamen eine Reihe schwimm- freudiger Männer zusammen, die sich unter Leitung des Tänzers SERJOI v.a. im Wasserspringen übten. 1843 traten H.O. KLUGE und K.EULER in den Verein bei. Im gleichen Jahre erweiterten sie eine von KLUGE bereits 1833 herausgegebene Liste von 50 Sprüngen auf 89 Sprünge. Diese Liste nannte sich nun ,,Schwimm- und Springgymnastik" und beschrieb 53 Sprünge aus dem Stand, 22 mit Anlauf und 14 Paarsprünge, die wiederum in Abfaller, Hechts, Kopfsprünge, Salti und Schrauben untergliedert waren.
Diese Vereinigung bestand bis zum Jahre 1845. Sie war die Wiege der deutschen Wasserspringer. Dennoch sollte es eine geraume Zeit dauern, bis weitere sportliche Schwimmvereine entstanden. Trotz der Auflösung versuchten KLUGE und EULER das Wassersprin- gen im Sinne eines Turnens in der Luft weiterzuentwickeln. Auch durch den Einfluß anderer Turner und den Bau neuer Badeanstalten breitete sich das Wasserspringen weiter aus.
Trotz erster Wertungstabellen wird das wettkampfähnliche Wassersprin- gen erst in der Zeit um 1880 berichtet. Kurz nach der Gründung des Deutschen Schwimmverbandes 1886 veranstaltete man die ersten Meisterschaften im Kunstspringen. Schon damals unterschied man in Kunstspringen (federndes 1m- oder 3m-Brett) und in Turmspringen (starre Plattform in 5m, 7½m oder 10m Höhe). 1889 fanden die ersten Europameisterschaften in Wien statt. Die
Wettkampfbestimmungen änderten sich zu dieser Zeit fast jährlich. 1890 führte man eine Sprungtabelle mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden ein. Im Jahre 1896 fanden die ersten Mehrkampfmeisterschaften statt. Sie waren eine Kombination aus den Teildisziplinen Schwimmen, Tauchen und Springen. Nach den ersten Weltmeisterschaften 1899 in Schweden wurde das Wasserspringen 1904 in das olympische Programm in St. Louis aufgenommen. Die Damen, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Bezug zu dieser Sportart in den Büchern erwähnt worden waren, messen sich erstmals 1921 bei den ersten deutschen Meisterschaften der Damen im Kunstspringen. Die ersten Meisterschaften im Turmspringen finden erst später statt (Herren 1925 , Damen 1933).
Während bis zum Ersten Weltkrieg die Deutschen im Kunstspringen und die Schweden im Turmspringen dominierten, nahmen seit 1920 die amerikanischen Springer eine führende Stellung ein, da sie die deutsche Schule des Kunstspringens (exakte Ausführung vom Sprungbrett) mit der schwedischen Schule des Turmspringens (gutes, fast spritzerloses Eintauchen) kombinierten und dadurch maßgeblich zu einer einheitlichen Auffassung über den Sprungstil beitrugen (vgl. BEYER).
Im Jahre 1945 kommt der Schwimmbetrieb aus Kriegsgründen völlig zum Erliegen.
B. Geschichte des Rettungsschwimmens
Die organisierte Wasserrettung läßt sich bis ins Altertum zurückführen, allerdings wurde sie erst in der Neuzeit institutionalisiert. Sogar die Wiederbelebung durch Atemspende in vorchristlicher Zeit in China ist in Büchern beschrieben (ca. 1500 v.Chr.).
1770 wurden in Paris entlang der Seine in regelmäßigen Abständen mit
Rettungsgeräten gefüllte Kästen aufgestellt. So blieb der Rettungsge- danke allgegenwärtig und führte zur Gründung von zahlreichen lokalen Rettungsorganisationen.
So gründete der Deichgraf Albertus CAKOEN 1767 die ,,Maatschappij tot Redding van Drenklingen", woraus sich die heutige Dachorganisation ,,Oranje Kruis" in den Niederlanden entwickelte. Ein Jahr später wurde in Hamburg eine ,,Anstalt für im Wasser verunglückter Menschen" errichtet.Die Veranlassung zur Gründung einer solchen Anstalt war wohl der Untergang des Schiffs ,,Adventure" nebst Besatzung in der Tyne- Mündung in England. Diesem Beispiel folgten u.a. Lübeck und Kopen- hagen (1792). Erst 1824 wurde auf Anregung Sir William HILLARYs die ,,National Institution for the preservation of life from shipwreck" gegründet, aus der sich 1854 die ,,Royal National Life-Boat Institution for the preser- vation of life from shipwreck" bildete.
In Frankreich wurde 1865 die ,,Société centrale de sauvetage des naufragés" gegründet. (1894 hatte Frankreich 485 Rettungsstationen mit Booten, Kanonen und Pfeilapparaten, mit denen 7007 Menschen gerettet wurden.) Die meisten Seestaaten folgten dem gegebenen Beispiel, so Holland (1824), Belgien (1838), Dänemark (1851), Italien, Schweden, Spanien (1880), Rußland, USA (1871), China, Japan; in Österreich ist die Hafenpolizei ausgerüstet und verpflichtet, Rettungen auszuführen. Belgien und die USA unterhalten ihre Rettungsorganisationen auf Staatskosten. Zielsetzung all dieser Vereinigungen war einerseits die Rettung im akuten Notfall und andererseits die Vorbeugung durch Aufklärung der Bevölkerung. Nachdem 1874 in London die ,,Royal Human Society for the Recovery of Persons Apparently Deach by the Drowning" gegründet wurde, so änderte sich schon 1904 der Name in ,,Royal Life Saving Society" und wird zum weltweiten Modell aller Lebensrettungsgesellschaften. Die große öffentliche
Bedeutung dieser Gesellschaft wird dadurch untermauert, daß bis zur Gegenwart der König von England als ihr Protektor und der Prinz von Wales als ihr Präsident fungieren. Nach englischem Vorbild wurde 1866 die ,,Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger", aus der 1906 eine vom preußischen Kultus- ministerium eingerichtete ,,Zentralstelle für das Rettungswesen an Binnen- und Küstenwässer" hervorgegangen ist.
Als 1912 eine Anlegestelle vor Rügen am Brückenkopf trichterförmig in sich zusammenstürzt, wobei viele Passanten den Ertrinkenden nur hilflos zusehen können (17 Opfer), wird das Verlangen der Öffentlichkeit immer größer und entscheidende Initiativen führen am 5.Juni 1913 zur Gründung der ,,Deutschen Lebens- Rettungs- Gesellschaft", die später zur größten Organisation ihrer Art werden sollte.
Zu Gründerzeiten ertranken jährlich in Deutschland zwischen 5000 und 8000 Menschen (die vorliegenden Angaben schwanken). Bis zum Jahre 1949 konnte diese Zahl auf 2000 gedrückt werden, 1980 waren es ,,nur" noch 600 Opfer. Zwischen 1950 und 1980 wurden von den Helfern der DLRG 47361 Menschen vor dem Ertrinkungstod gerettet.
Nachdem 1923 die DLRG vor dem Ruin stand, kann das Jahr 1925 als jener Zeitpunkt festgehalten werden, an dem die eigentliche Entwicklung und der Ausbau zur größten, selbständigen Wasserrettungsorganisation der Welt begonnen hatte.
Allerdings mußten zu Kriegszeiten alle größeren Vorhaben zurückge- stellt werden, die Organisation DLRG hatte nach dem Zusammenbruch Deutschlands als Folge des Zweiten Weltkrieges zu bestehen aufgehört. Die Besatzungsmächte in den vier Zonen Deutschlands hatten zu dieser Zeit alle Vereine verboten, aber schon wenige Monate später setzen verschiedene Bemühungen ein, die Sportverbandsarbeit wieder aufzu- nehmen und ein Antrag auf die Fortführung der DLRG-Tätigkeit gestellt. Die DLRG wurde vom Staat 1975 zum ,,Erweiterten Katastrophenschutz" erklärt.
Bis zur Wende war die DLRG in der DDR verboten.
C. Literaturverzeichnis
BEYER, E. (Hrsg.)
Reclams Sportführer; Stuttgart 1971
BOHUS, J.
Sportgeschichte; München 1986
BROCKHAUS´
Konversationslexikon; Leipzig 1898
BUNDESANSTALT FÜR ARBEITSSCHUTZ (Hrsg.); HENTER, A. Wassersport Unfallstatistiken; Dortmund, 1987
DIEM, C.
Weltgeschichte des Sports, Band 1, 3. Auflage; Stuttgart 1971
DLRG ; Schmitz/Bartnitzke (Hrsg.)
Humanität und Sport im Dienst am Mitmenschen; Schorndorf 1977
FISCHER, C.
Öffentlichkeitsarbeit einer Nonprofit-Organisation: Die DLRG; Bochum 1995
FULDA, K.
Philonexia, 2. Auflage; Leipzig 1914
GUTHSMUTHS, J.C.F.
Gymnastik für die Jugend; Dresden 1793
LÖHR, K./WILKENS Dr., K.
Rettungsschwimmen, 2. Auflage; Schorndorf, 1982
PANASANIAS ; HOENN, K. (Hrsg.)
Beschreibung Griechenlands; Zürich 1954
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