In dieser Arbeit werden die Entstehung und der Verlauf der japanischen Wirtschaftskrise von 1995 bis 2004 beschrieben sowie die wirtschaftstheoretischen Modelle dargelegt, die die Rezession erklären können. Zuerst werden die Charakteristika der japanischen Wirtschaft aufgezeigt, danach erfolgt eine Erläuterung der japanischen Bankenstruktur. Die Gründe für die Rezession und die einzelnen Faktoren, die bei der Krise bedingten, stellen Hauptaugenmerk des nächsten Kapitels dar. Infolgedessen wird auf die gescheiterte Stabilisierungspolitik eingegangen. Keynesianische und neu-keynesianische Erklärungen zur Krise sollen im abschließenden Kapitel beurteilt werden.
Ushinawareta Nijūnen, auf Deutsch "zwei verlorene Dekaden", bezeichnet die Rezession in Japan, die mit dem Platzen der Blasen-Wirtschaft zu Beginn der 1990er-Jahre eingeleitet wurde und sich in der Zeit des großen Preisverfalls fortsetzte. Da auch die wirtschaftliche Entwicklung von 2000 bis 2010 sehr schwach war, wird auch von den zwei verlorenen Dekaden gesprochen. Hatte Japan in den 1980er Jahren noch ein starkes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen (zwischen 1960 und 1990 BIP-Wachstum von 5 % pro Jahr), sank ab 1991 das Wachstum gegen Null und es kam zu einem enormen Anstieg der Arbeitslosenrate. Die erste Rezession dauerte von 1992 bis 1995, die zweite begann 1997. Das Resultat war ein Rückgang der Inflation ab den frühen 1990er-Jahren und ab 1998 eine Deflation. Durch die Deflation wurden die nominalen Zinssätze auf null gesenkt. Der japanische Aktienmarkt fiel um 75 % und die Werte für Gewerbeimmobilien sanken um 80 % gegenüber ihren vorzeitigen Höhepunkten von 1990. Zudem hielten japanische Banken Unmengen an faulen Krediten, was die wirtschaftliche Lage noch verschlimmerte. Parallelen zur Großen Depression sind erkennbar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wirtschaftsstruktur Japans
- Japans Ökonomie vor der Krise
- Japans Banken
- Entstehung und Verlauf der Krise
- Verringerung der aggregierten Konsumnachfrage
- Schuldendeflation
- Maßnahmen gegen die Rezession – Stabilisierungspolitik
- Geldpolitik
- Fiskalpolitik
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die japanische Wirtschaftskrise von 1995 bis 2004, auch bekannt als die "zwei verlorenen Dekaden". Ziel ist es, die Entstehung und den Verlauf der Rezession zu beschreiben und relevante ökonomische Modelle zu analysieren, die diese erklären können. Die Arbeit beleuchtet die Struktur der japanischen Wirtschaft vor der Krise, die Rolle des Bankensystems und die Auswirkungen der staatlichen Stabilisierungspolitik.
- Die Struktur der japanischen Wirtschaft vor der Krise und ihre Besonderheiten (Exportorientierung, geschlossener Binnenmarkt, hohe Sparquote).
- Die Rolle des japanischen Bankensystems und die Entstehung von Blasenmärkten (Immobilien und Aktien).
- Die Ursachen der Rezession (geringe Konsumnachfrage, Schuldendeflation).
- Die Effektivität der staatlichen Stabilisierungspolitik (Geld- und Fiskalpolitik).
- Ökonomische Modelle zur Erklärung der japanischen Rezession.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die "zwei verlorenen Dekaden" der japanischen Wirtschaftsgeschichte ein, die mit dem Platzen der Spekulationsblasen in den frühen 1990er Jahren begann und durch anhaltende Deflation gekennzeichnet war. Sie skizziert den starken Wirtschaftsaufschwung Japans in den 1980er Jahren und den darauffolgenden Rückgang des Wachstums, den Anstieg der Arbeitslosigkeit und die Entwicklung einer Deflation. Die Arbeit beschreibt ihren Fokus auf die Entstehung und den Verlauf der Krise, die Analyse wirtschaftswissenschaftlicher Modelle und die Bewertung der Stabilisierungspolitik.
Die Wirtschaftsstruktur Japans: Dieses Kapitel beschreibt die Charakteristika der japanischen Wirtschaft vor der Krise. Es hebt Japans Position als eine der führenden Wirtschaftsmächte hervor, den starken Wirtschaftsaufschwung des 20. Jahrhunderts, und die Verschiebung des industriellen Schwerpunkts hin zu Hightech- und Elektroindustrie in den 1980er Jahren. Die Analyse beleuchtet den exportorientierten Sektor, den geschlossenen Binnenmarkt, starke Regulierungen, hohe Sparraten und das große Bankensystem. Die staatliche Steuerung der Marktbedingungen, die zu Marktmachtkonzentration und hohen Preisen für inländische Konsumgüter führten, wird ebenfalls behandelt. Die hohen Sparraten, bedingt durch eine konsumsteuerorientierte Politik, und der daraus resultierende Produktivitätsrückgang aufgrund der Überalterung der Bevölkerung und der strikten Einwanderungsbestimmungen werden als wichtige Faktoren erörtert. Die beschriebenen Ineffizienzen führten zur Abwanderung japanischer Firmen ins Ausland.
Japans Banken: Das Kapitel analysiert die Rolle des japanischen Bankensystems in der Krise. Es betont den starken staatlichen Einfluss auf das Finanzsystem, die staatlichen Subventionen, die die hohen Sparquoten der Haushalte förderten, und die enge Beziehung zwischen Banken und Unternehmen. Die Kreditvergabe basierte eher auf Beziehungen als auf tatsächlicher Profitabilität, was zu riskanten Kreditvergaben führte. Die Deregulierungsmaßnahmen der 1980er Jahre, kombiniert mit übertriebenem Optimismus und dem Glauben an die "too-big-to-fail"-Mentalität, trugen zur Entstehung von Immobilien- und Aktienblasen bei. Die späte Reaktion der japanischen Zentralbank durch eine Zinserhöhung im Jahr 1990 wird als unzureichend dargestellt.
Schlüsselwörter
Japanische Wirtschaftskrise, Rezession, Deflation, Schuldendeflation, Bankensystem, Stabilisierungspolitik, Geldpolitik, Fiskalpolitik, Exportorientierung, hohe Sparquote, Blasenwirtschaft, Deregulierung, Überalterung der Bevölkerung.
Häufig gestellte Fragen zur Seminararbeit: Die Japanische Wirtschaftskrise 1995-2004
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit analysiert die japanische Wirtschaftskrise der Jahre 1995 bis 2004, auch bekannt als die „zwei verlorenen Dekaden“. Sie untersucht die Ursachen, den Verlauf und die staatlichen Gegenmaßnahmen (Stabilisierungspolitik).
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Wirtschaftsstruktur Japans vor der Krise (Exportorientierung, Binnenmarkt, hohe Sparquote, Bankensystem), die Entstehung von Blasenmärkten (Immobilien und Aktien), die Ursachen der Rezession (geringe Konsumnachfrage, Schuldendeflation), die Effektivität der staatlichen Geld- und Fiskalpolitik und relevante ökonomische Modelle zur Erklärung der Krise. Die Rolle des japanischen Bankensystems und der staatliche Einfluss darauf werden detailliert untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Wirtschaftsstruktur Japans (inkl. einer detaillierten Betrachtung des Bankensystems), zur Entstehung und zum Verlauf der Krise, zu den Maßnahmen der Stabilisierungspolitik und eine Zusammenfassung. Jedes Kapitel liefert eine detaillierte Analyse der jeweiligen Aspekte.
Wie wird die Wirtschaftsstruktur Japans vor der Krise beschrieben?
Die Arbeit beschreibt Japan als exportorientierte Volkswirtschaft mit einem geschlossenen Binnenmarkt, hohen Sparquoten und einem stark regulierten, vom Staat beeinflussten Bankensystem. Hohe Sparquoten, bedingt durch konsumsteuerorientierte Politik, und der daraus resultierende Produktivitätsrückgang aufgrund der Überalterung der Bevölkerung und strikter Einwanderungsbestimmungen werden als wichtige Faktoren erörtert. Die beschriebenen Ineffizienzen führten zur Abwanderung japanischer Firmen ins Ausland.
Welche Rolle spielte das japanische Bankensystem?
Das Bankensystem wird als zentraler Faktor für die Krise dargestellt. Der starke staatliche Einfluss, staatliche Subventionen und die enge Beziehung zwischen Banken und Unternehmen führten zu riskanten Kreditvergaben, die auf Beziehungen statt auf Profitabilität basierten. Die Deregulierungsmaßnahmen der 1980er Jahre und die "too-big-to-fail"-Mentalität trugen zur Entstehung von Blasen bei. Die späte Reaktion der Zentralbank wird kritisiert.
Welche Ursachen für die Rezession werden genannt?
Als Hauptursachen werden eine geringe aggregierte Konsumnachfrage und Schuldendeflation genannt. Die Entstehung von Blasenmärkten und deren Platzen spielten eine entscheidende Rolle. Die Arbeit analysiert auch die Ineffizienzen der japanischen Wirtschaft und deren Beitrag zur Krise.
Wie wird die Effektivität der Stabilisierungspolitik bewertet?
Die Arbeit analysiert die geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen der japanischen Regierung und bewertet deren Effektivität bei der Bekämpfung der Rezession. Die späte und teilweise unzureichende Reaktion der Zentralbank wird kritisch beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Japanische Wirtschaftskrise, Rezession, Deflation, Schuldendeflation, Bankensystem, Stabilisierungspolitik, Geldpolitik, Fiskalpolitik, Exportorientierung, hohe Sparquote, Blasenwirtschaft, Deregulierung, Überalterung der Bevölkerung.
Welche ökonomischen Modelle werden analysiert?
Die Arbeit erwähnt die Analyse relevanter ökonomischer Modelle zur Erklärung der japanischen Rezession, benennt diese aber nicht explizit.
- Quote paper
- Dominik Prinz (Author), 2019, Die japanische Wirtschaftskrise von 1995 bis 2004. Entstehung, Verlauf sowie Stabilisierungspolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/975792