Die Tatsache, dass die Rapszene männerdominiert ist und es gleichzeitig Frauen gibt, die mit bestimmten Strategien in diese Szene eintreten und das Geschlechterverhältnis ins Schwanken bringen, führt zur Forschungsfrage dieser Arbeit: In welchem Maße herrscht in den Texten und in der Selbstdarstellung der Künstlerin Shirin David ein Potential, vorherrschende Geschlechterverhältnisse im Deutschrap umzukehren und neu zu ordnen?
Und wie geht sie mit dem Sexismus, der ihr entgegengebracht wird, um? Diese Untersuchung soll gestützt werden mit der destruktiven Geschlechtertheorie von Judith Butler und ihren Aussagen zum Subversionspotential. Außerdem sollen ausgewählte Songtexte der Künstlerin inhaltlich analysiert, ihre Selbstdarstellung in das Modell „Rap Model“ von Menrath und Völker eingeordnet und im Anschluss auf ihr Subversionspotential überprüft werden. Um den Kontext herzustellen, in dem sich die Künstlerin bewegt, soll außerdem die HipHop-Kultur im Allgemeinen erläutert werden. Dabei soll, neben einem geschichtlichen Abriss des HipHop, auf die Elemente dieser Kultur eingegangen werden mit besonderem Fokus auf den Rap und seinen verschiedenen Stilrichtungen.
Nachdem die Theorien von Judith Butler näher beleuchtet wurden, soll im weiteren Teil der Arbeit auf den performativen Charakter und das Subversionspotential der HipHop-Kultur eingegangen werden anhand der Theorien von Bourdieu und Klein/Friedrich. Anschließend soll geklärt werden, inwiefern die zu Beginn genannten klischeehaften Einstellungen zu den Rollenverteilungen von Mann und Frau im Rap vorzufinden sind. Im folgenden Kapitel wird dann das Modell des "Rap Model" von Menrath und Völker hinzugezogen. Basierend auf den vorangegangenen Erkenntnissen der HipHop-Kultur, der Theorien zur Konstruktion von Geschlecht und den Rollenverteilungen im Rap, werden dann im Hauptteil der Arbeit ausgewählte Songtexte von Shirin David inhaltlich analysiert. Im Schlussteil soll außerdem die aktuelle Debatte um die Künstlerin Shirin David näher beleuchtet und in den Kontext gesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Methodenauswahl
- 3. Gründe für die Interpretenauswahl
- 3.1. Kurzbiografie Shirin David
- 4. Die HipHop-Kultur und ihre Anfänge
- 4.1. Elemente der HipHop-Kultur
- 4.1.1. DJing
- 4.1.2. Breakdance
- 4.1.3. Graffiti
- 4.1.4. Rap
- 4.2. HipHop in Deutschland
- 4.1. Elemente der HipHop-Kultur
- 5. Die Konstruktion von Geschlecht
- 5.1. Doing Gender nach West/Zimmermann
- 5.2. Die Geschlechter- und Performanztheorie nach Judith Butler
- 5.2.1. Das Subversionspotential
- 6. HipHop als performative Kultur
- 6.1. Die Habitus-Theorie nach Bourdieu
- 6.2. Subversion im performativen Akt
- 6.3. Subversionspotential der Geschlechterrollen im HipHop
- 7. Geschlechtliche Rollenverteilung im Rap
- 7.1. Weiblicher HipHop
- 8. Analyse Shirin David
- 8.1. Gib ihm
- 8.2. ICE
- 8.3. Zwischenfazit der Textanalyse
- 8.4. Untersuchung nach dem Subversionspotential
- 9. Diskussion: Die aktuelle Debatte um Shirin David
- 9.1. Öffentliche Reaktionen auf die „Boss-Bitch“
- 9.2. Shirin Davids Umgang mit Sexismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht das Potential von Deutschrap zur Neuordnung der Geschlechterverhältnisse, am Beispiel der Künstlerin Shirin David. Die Arbeit analysiert die Rolle von Frauen im männerdominierten Genre und beleuchtet Strategien weiblicher Künstlerinnen, sich gegen sexistische Stereotypen zu positionieren. Es wird untersucht, inwieweit Shirin David durch ihre Musik und ihr Auftreten eine Subversion der traditionellen Geschlechterrollen im HipHop darstellt.
- Die Geschlechterdarstellung im Deutschrap
- Sexismus und Stereotypisierung weiblicher Künstlerinnen
- Strategien weiblicher Künstlerinnen zur Subversion von Geschlechterrollen
- Analyse der Musik und des öffentlichen Auftretens von Shirin David
- Die Rezeption von Shirin David in der Öffentlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Ausgangslage dar: Deutschrap ist ein stark männerdominiertes Genre, in dem Frauen oft mit sexistischen Aussagen konfrontiert werden und in klischeehafte Rollenbilder gesteckt werden. Trotzdem versuchen weibliche Rapperinnen, sich in der Szene zu etablieren und die bestehenden Machtstrukturen herauszufordern. Die Arbeit fokussiert sich auf Shirin David als Beispiel einer erfolgreichen weiblichen Rapperin und untersucht ihr Potential zur Subversion der Geschlechterrollen. Die Einleitung verweist auf den Erfolg von Shirin David und den gleichzeitig anhaltenden Sexismus in Deutschrap, was die Forschungsfrage begründet.
4. Die HipHop-Kultur und ihre Anfänge: Dieses Kapitel beschreibt die Entstehung und die zentralen Elemente der HipHop-Kultur – DJing, Breakdance, Graffiti und Rap – und deren Entwicklung in Deutschland. Es wird der geschlechtsspezifische Aspekt bereits in der Entstehung der Kultur beleuchtet und die Dominanz männlicher Künstler*innen in der Geschichte thematisiert. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Raps und seinem Wandel im deutschsprachigen Raum, um den Kontext für die nachfolgende Analyse des Geschlechterverhältnisses zu schaffen.
5. Die Konstruktion von Geschlecht: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar, indem es die Konzepte von "Doing Gender" nach West/Zimmermann und die Geschlechter- und Performanztheorie nach Judith Butler einführt. Es wird erläutert, wie Geschlecht nicht als biologische Gegebenheit, sondern als sozial konstruierte und performative Kategorie verstanden wird. Die Theorie von Butler wird besonders in Bezug auf das Subversionspotential von Geschlechterrollen im HipHop hervorgehoben. Das Kapitel dient als theoretische Grundlage für die Analyse von Shirin Davids künstlerischem Handeln.
6. HipHop als performative Kultur: Dieses Kapitel verbindet die theoretischen Ansätze mit der Praxis des HipHop. Anhand der Habitus-Theorie von Bourdieu wird untersucht, wie soziale Strukturen und Machtverhältnisse im HipHop zum Ausdruck kommen und wie diese durch performative Akte subvertiert werden können. Es wird die Möglichkeit des künstlerischen Widerstands gegen die etablierten Normen thematisiert. Das Kapitel erklärt, wie HipHop als performative Kunstform die Möglichkeit bietet, Geschlechterrollen aktiv zu verhandeln und zu beeinflussen.
7. Geschlechtliche Rollenverteilung im Rap: Dieses Kapitel beleuchtet die ungleiche Geschlechterverteilung im Rap und konzentriert sich speziell auf den weiblichen HipHop. Es analysiert die Herausforderungen, denen sich weibliche Künstlerinnen in diesem Umfeld stellen müssen, und zeigt exemplarisch Wege auf, wie sie sich behaupten und gegen sexistische Stereotypen positionieren. Es wird ein Gesamtbild der Hürden und Strategien von Frauen im Rap gegeben.
8. Analyse Shirin David: Dieser Abschnitt analysiert die Musikvideos und Texte von Shirin David ("Gib ihm" und "ICE") im Hinblick auf ihre Darstellung von Weiblichkeit und Geschlechterrollen. Es wird untersucht, ob und wie sie etablierte Muster herausfordert und subvertiert. Das Zwischenfazit der Textanalyse zieht erste Schlussfolgerungen aus den analysierten Texten und bereitet die abschließende Betrachtung des Subversionspotentials vor. Die Analyse konzentriert sich auf die verwendeten Bilder, Metaphern und die gesamte Inszenierung, um deren Aussagekraft zu ergründen.
Schlüsselwörter
Deutschrap, Geschlechterverhältnisse, Shirin David, Sexismus, Stereotypen, Performativität, Subversion, Habitus, Weiblicher HipHop, „Doing Gender“, Judith Butler, Boss-Bitch.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Shirin David und das Subversionspotential von Geschlechterrollen im Deutschrap
Was ist das Thema der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht das Subversionspotential von Deutschrap im Hinblick auf die Geschlechterverhältnisse, anhand des Beispiels der Rapperin Shirin David. Es wird analysiert, wie Frauen in diesem männerdominierten Genre agieren und welche Strategien sie einsetzen, um sexistische Stereotypen zu bekämpfen.
Welche Forschungsfrage wird behandelt?
Die Arbeit untersucht, inwieweit Shirin David durch ihre Musik und ihr öffentliches Auftreten eine Subversion traditioneller Geschlechterrollen im HipHop darstellt. Im Fokus steht die Frage, ob und wie sie etablierte Machtstrukturen und sexistische Normen in Frage stellt.
Welche Künstler*in steht im Mittelpunkt der Analyse?
Die Analyse konzentriert sich auf die Rapperin Shirin David und ihre Songs "Gib ihm" und "ICE". Ihre Musikvideos und Texte werden im Hinblick auf die Darstellung von Weiblichkeit und Geschlechterrollen untersucht.
Welche theoretischen Konzepte werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf die Theorien von "Doing Gender" (West/Zimmermann), der Geschlechter- und Performanztheorie von Judith Butler und der Habitus-Theorie von Bourdieu. Diese Konzepte liefern das theoretische Fundament für die Analyse von Shirin Davids künstlerischem Handeln und dem performativen Charakter von HipHop.
Welche Aspekte der HipHop-Kultur werden betrachtet?
Die Arbeit beleuchtet die Entstehung und die zentralen Elemente der HipHop-Kultur (DJing, Breakdance, Graffiti, Rap), ihre Entwicklung in Deutschland und den geschlechtsspezifischen Aspekt innerhalb dieser Kultur, insbesondere die Dominanz männlicher Künstler*innen.
Wie wird die Geschlechterdarstellung im Deutschrap untersucht?
Die Arbeit analysiert die ungleiche Geschlechterverteilung im Rap, die Herausforderungen für weibliche Künstlerinnen und die Strategien, mit denen sie sich in diesem Umfeld behaupten und gegen sexistische Stereotypen positionieren. Es wird der "weibliche HipHop" als spezifisches Phänomen beleuchtet.
Welche Aspekte der Musik und des öffentlichen Auftretens von Shirin David werden analysiert?
Die Analyse umfasst die verwendeten Bilder, Metaphern und die Inszenierung in Shirin Davids Musikvideos und Texten. Es wird untersucht, ob und wie sie etablierte Muster herausfordert und subvertiert, und wie die Öffentlichkeit auf ihr Auftreten reagiert.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Arbeit zieht Schlussfolgerungen über das Subversionspotential von Shirin Davids Musik und Auftreten im Kontext des Deutschrap und der anhaltenden Debatte um Sexismus und Geschlechterrollen in der Musikbranche. Es wird bewertet, inwieweit sie eine Neuordnung der Geschlechterverhältnisse im HipHop bewirkt.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Deutschrap, Geschlechterverhältnisse, Shirin David, Sexismus, Stereotypen, Performativität, Subversion, Habitus, Weiblicher HipHop, „Doing Gender“, Judith Butler, Boss-Bitch.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Einleitung, Kapitel zur Methodenauswahl, zur HipHop-Kultur, zur Konstruktion von Geschlecht, zu HipHop als performativer Kultur, zur Geschlechterrollenverteilung im Rap, zur Analyse von Shirin Davids Musik ("Gib ihm" und "ICE"), zur Diskussion der öffentlichen Debatte um Shirin David und einem Fazit. Ein Inhaltsverzeichnis bietet einen detaillierten Überblick.
- Quote paper
- Gizem Gözüacik (Author), 2019, Rap ist Männersache?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/974702