Die wissenschaftliche Arbeit gibt einen kurzen Überblick über das politische Wirken von Konrad Adenauer. Im Fokus stehen dabei nicht nur die geschichtlichen Ereignisse, sondern vor allem die Beweggründe Adenauers für seine wichtigsten politischen Entscheidungen.
Die Arbeit ist keine Biographie über Konrad Adenauer, sondern versucht mit Hilfe bereits existierender Biographien Adenauers Weg zur Kanzlerschaft nachzuvollziehen und seinen Umgang mit Macht einzuordnen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob sein Antrieb eher aus Verantwortungsgefühl oder aus Machtbedürfnis bestand.
Hierbei darf nicht vergessen werden, dass die Nachkriegszeit andere Erfordernisse an einen Politiker stellte als das 21. Jahrhundert. Auf den nachfolgenden Seiten wird daher versucht, Adenauers Handeln nicht an heutigen Maßstäben zu messen, sondern die damaligen Umstände mit einzubeziehen. Bei der Beurteilung jeder Handlung eines Menschen müssen sein Charakter und seine Fähigkeiten mit einfließen. Daher wird vor dem Hauptteil der Arbeit auch Adenauers Zeit vor 1945 untersucht. Hierbei soll geklärt werden, welchen Charakter Adenauer besaß und auf welche Fähigkeiten er vertrauen konnte. Der letzte Gliederungspunkt wird sich mit Adenauers politischem Erbe für Deutschland und Europa befassen; also letztendlich mit der Frage, zu welchem Ergebnis Adenauers Anstrengungen geführt haben.
Inhaltsverzeichnis
A. Einführung in die Thematik
B. Adenauers politisches Wirken
I. Die charakterliche Prägung Adenauers
II. Entfaltung wichtiger politischer Fähigkeiten
III. Der Weg zur Kanzlerschaft
IV. Adenauers Regierungsstil
V. Erzwungener Rücktritt
VI. Adenauers politisches Erbe
C. Adenauers Antrieb
A. Einführung in Thematik
Konrad Adenauer war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Nachkriegszeit. Er prägte Deutschland wie kaum ein anderer. Aus diesem Grund wurde sein Leben und Schaffen bereits sehr ausführlich untersucht und analysiert.
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit ist keine Biographie über Konrad Adenauer, sondern versucht mit Hilfe bereits existierender Biographien Adenauers Weg zur Kanzlerschaft nachzuvollziehen und seinen Umgang mit Macht einzuordnen. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob sein Antrieb eher aus Verantwortungsgefühl oder aus Machtbedürfnis bestand.
Hierbei darf nicht vergessen werden, dass die Nachkriegszeit andere Erfordernisse an einen Politiker stellte als das 21. Jahrhundert. Auf den nachfolgenden Seiten wird daher versucht, Adenauers Handeln nicht an heutigen Maßstäben zu messen, sondern die damaligen Umstände mit einzubeziehen.
Bei der Beurteilung jeder Handlung eines Menschen müssen sein Charakter und seine Fähigkeiten mit einfließen. Daher wird vor dem Hauptteil der Arbeit auch Adenauers Zeit vor 1945 untersucht. Hierbei soll geklärt werden, welchen Charakter Adenauer besaß und auf welche Fähigkeiten er vertrauen konnte.
Der letzte Gliederungspunkt wird sich mit Adenauers politischem Erbe für Deutschland und Europa befassen; also letztendlich mit der Frage, zu welchem Ergebnis Adenauers Anstrengungen geführt haben.
B. Adenauers politisches Wirken
I. Die charakterliche Prägung Adenauers
Es steht außer Frage, dass Adenauer einen einzigartigen Charakter besaß. Inhalt dieses Kapitels wird sein, auf welchen Grundwerten dieser beruhte und auf welche Weise dieser während der Herrschaft der Nationalsozialisten weiter reifte.
Im Zentrum der elterlichen Erziehung stand die Vermittlung von christlichen Werten.1 Mit Ausnahme einer Glaubenskrise während des Studiums war Adenauer zeitlebens gläubiger Christ und nahm diese als Richtlinie allen Handelns.2 Zudem verdeutlichte ihm sein Vater die Bedeutung von Pflichtgefühl, Redlichkeit, Fleiß und sachlichem Ehrgeiz. Diese Grundwerte halfen Adenauer laut eigener Aussage oft „bei der Bewältigung schwieriger Situationen im politischen und privaten Leben“3. Aufgrund des geringen Gehalts seines Vaters wurde Adenauer zudem, wenn auch unfreiwillig, die Tugend der Sparsamkeit nähergebracht.
Da Adenauer seine Abneigung gegenüber den Nationalsozialisten offen zeigte, wurde er Opfer vieler politischer Willküraktionen der NSDAP. Zunächst wurde ihm als Kölner Oberbürgermeister öffentlich „Verschwendungssucht [und] Vergeudung von Steuergeldern“4 vorgeworfen. Aufgrund dieser unfundierten Vorwürfe wandte sich die Kölner Bevölkerung, die ihn noch kurz zuvor gefeiert hatte, sowie ein Großteil seines Freundeskreises von ihm ab.5 Die SA plante für den 13. März 1933 sogar einen Anschlag auf sein Leben. Aufgrund einer geheimen Information eines Parteimitglieds konnte er dem Anschlag jedoch entgehen und Köln verlassen. Diesen Umstand nutze die NSDAP dafür, Adenauer aus seinem Amt zu entlassen. Als Konsequenz darauf fuhr er zum Innenminister Göring nach Berlin, um sich bei diesem über das Vorgehen der SA zu beschweren. Die Kölner Regionalzeitungen sprachen von einer „Flucht“ Adenauers.6 Es ist meiner Meinung nach jedoch vielmehr Zeugnis von Mut und Unerschrockenheit, sich bei einem Parteimitglied der NSDAP über das Vorgehen einer NSDAP Organisation zu beschweren. Erwartungsgemäß änderte dieses Gespräch jedoch nichts an seiner Entlassung.
Einer Widerstandsbewegung beizutreten, kam für Adenauer aus Angst um sein Leben und um seine Familie trotzdem nie in Frage.7 Dies sollte ihm jedoch nicht als unehrenhaftes Verhalten angelastet werden, sondern zeigt vielmehr, dass Adenauer wichtige Entscheidungen rational und nicht emotional traf. Doch auch ohne aktiven Widerstand zu leisten, wurde Adenauer am 23. August 1944 verhaftet und in das Internierungsgebäude auf dem Deutzer Messegelände gebracht. Mit Hilfe zweier Mithäftlinge erreichte er eine Überweisung ins Krankenhaus. Da er mit dem Chefarzt Professor Uhlenbrock befreundet war, wäre es ihm möglich gewesen von hier zu fliehen. Doch obwohl auch im Krankenhaus sein Leben nicht sicher war, floh er vorerst nicht, um Professor Uhlenbrock keine Probleme zu bereiten.8 In dieser Situation bewies Adenauer beachtliches Verantwortungsgefühl. Später floh er dann doch, achtete dabei aber genauestens darauf, seinen Arzt aus der Verantwortung zu nehmen. Dies gelang ihm, indem er sich von einem befreundeten Major als vordergründig offizielle Aktion abholen ließ.9 Adenauer versteckte sich in der darauffolgenden Zeit in der Nister Mühle bei einem befreundeten Parteikollegen. Unter massivem Druck durch die Gestapo verriet seine Frau jedoch wenig später Adenauers Aufenthaltsort. Hierauf wurde Adenauer am 25. September 1944 erneut inhaftiert und verbrachte zwei weitere Monate in Todesangst im Gefängnis in Brauweiler, bevor er auf Intervention seines Sohnes Max freigelassen wurde.10 Das Überstehen dieser schwierigen Zeit unter härtesteten Bedingungen erforderte von Adenauer Durchhaltevermögen und Geduld. Vermutlich half ihm darüber hinaus sein unerschütterlicher Glaube an Gott und an eine bessere Zukunft.
Adenauer richtete sein komplettes menschliches und politisches Handeln stets nach diesen Werten aus.
II. Entfaltung wichtiger politischer Fähigkeiten
Vor dem 2. Weltkrieg war Adenauer über 30 Jahre in der Kölner Kommunalpolitik tätig. In dieser Zeit erzielte er beachtliche politische Erfolge. Anhand dieser wird im Folgenden untersucht, welche Eigenschaften und Fähigkeiten Adenauer als guten Politiker auszeichneten.
Da sich sein Vorgänger oft in Berlin aufhielt, war Adenauer als Erster Beigeordneter schon vor seiner Zeit als Kölner Oberbürgermeister maßgeblich für die Kölner Stadtverwaltung zuständig. Er leitete das Finanz- und Personaldezernat und ab 1914 auch das Ernährungsdezernat. In dieser Funktion war er dafür zuständig, während des 1. Weltkriegs eine ausreichende Nahrungsmittelversorgung für die Kölner Bevölkerung zu gewährleisten. Indem er mit den Landwirten im Kölner Umland frühzeitig Verträge über die Lieferung von Lebensmitteln schloss, machte er Köln zur bestversorgtesten deutschen Großstadt während des ersten Weltkriegs.11
Da sein Vorgänger 1917 dem Ruf nach Berlin als Staatssekretär folgte, wurde Adenauer als sein Stellvertreter, auch aufgrund seiner hervorragenden Leistungen, mit nur 43 Jahren zum jüngsten Oberbürgermeister des Deutschen Reiches gewählt.12
Bereits ein Jahr später musste Adenauer zusehen, wie der Arbeiter- und Soldatenrat, der sich aus den revolutionierenden Matrosen der Kieler Novemberrevolution gebildet hatte, auch in Köln die Macht übernahm. Adenauer trat mit diesen in Verhandlungen und bekam tatsächlich einige Zugeständnisse zugesprochen. So erhielt er beispielsweise als ihr Sicherheitsbeauftragter das Recht gegen Plünderer vorzugehen und konnte so wenigstens für ein Mindestmaß an Ordnung sorgen. Gleichzeitig gründete er eine Bürgerwehr und konnte den Arbeiter- und Soldatenrat auf diese Weise langsam ausschalten.13
Kaum war dieses Problem gelöst, sah sich Adenauer mit dem nächsten konfrontiert. In Köln waren verschiedene separatistische Bewegungen entstanden, die eine Heraustrennung des Rheinlands aus dem Deutschen Reich forderten. Adenauer lehnte dies entschlossen ab und schlug stattdessen die Bildung eines neuen Landes, welches jedoch ausdrücklich im Deutschen Reich bleiben sollte, vor. Durch eine Rede am 1. Februar 1919 gelang es ihm, die Mehrheit der Separatisten von seiner Idee zu überzeugen. Als Adenauer jedoch merkte, dass die Selbstständigkeitsbewegungen im Rheinland kleiner wurden, verwarf er diese Idee wieder. Unberechtigterweise wurde ihm später oft vorgeworfen, mit den Separatisten sympathisiert zu haben.14
Unmittelbar in die Jahre nach dem ersten Weltkrieg fallen auch die großen Bauprojekte seiner Oberbürgermeisterzeit. Diese umfassen beispielsweise die neue Universität, die Sportplätze, die neue Hafenanlage und den Grüngürtel auf dem ehemaligen Festungsgelände. Bei jedem dieser Vorhaben leistete das Stadtparlament, das ihn einen „Utopisten“ nannte, zunächst erbitterten Widerstand. Letztendlich konnte Adenauer diesen jedoch immer überwinden und seine Bauvorhaben verwirklichen.15
Auch bei dem Bau der Mühlheimer Brücke zeigte er sein ganzes Verhandlungsgeschick. Zunächst war die klare Mehrheit der Kölner Stadtverwaltung für eine Bogenbrücke. Doch Adenauer bevorzugte, hauptsächlich aus ästhetischen Gründen, eine Hängebrücke. Tatsächlich stimmte die Stadtverwaltung zwei Wochen später mit einer knappen Mehrheit für die von Adenauer gewünschte Hängebrücke. Adenauer hatte in diesem Vorhaben sogar einige seiner größten politischen Feinde für seine Meinung gewonnen.16
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Adenauers Oberbürgermeisterzeit, vor allem aufgrund seines Organisationstalents, seiner Überzeugungskraft und seines Verhandlungsgeschicks, äußerst erfolgreich war. Diese Fähigkeiten und Eigenschaften waren sicherlich auch die Grundpfeiler für seine spätere erfolgreiche Politik als Bundeskanzler.
[...]
1 vgl. Paul Weymar, Konrad Adenauer, 1955, München, S. 13
2 vgl. ebd. S. 118/119
3 ebd. S. 15
4 ebd. S. 150
5 vgl. ebd. S. 150
6 vgl. ebd. S. 152/153
7 vgl. Judith Michel, www.konrad-adenauer.de, Konrad Adenauer – Im „Dritten Reich“ 1933-1945
8 vgl. Paul Weymar, Konrad Adenauer, 1955, S. 210-214
9 vgl. ebd. S. 214/215
10 vgl. ebd. S. 232-248
11 vgl. Horst Osterheld, Konrad Adenauer Leben und Politik, 1975, S. 73
12 vgl. ebd. S.74
13 vgl. ebd. S.74/75
14 vgl. Horst Osterheld, Konrad Adenauer Leben und Politik, 1975, S.75
15 vgl. Paul Weymar, Konrad Adenauer, 1955, S. 94/95
16 vgl. Paul Weymar, Konrad Adenauer, 1955, S. 108-110
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2019, Das politische Wirken und Erbe von Konrad Adenauer. Der Mensch und die Macht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/974179
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