Insekten, das Nahrungsmittel der Zukunft? Chancen, Herausforderungen und Akzeptanz


Pre-University Paper, 2019

34 Pages, Grade: 1,0

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Effekte herkömmlichen Fleischkonsums der Gegenwart auf die Umwelt
2.2 Vorteile einer potentiellen Umstellung des westlichen Fleischkonsums auf Insektennahrung
2.2.1 Vergleich von Insektenfleisch zu konventionellem Fleisch: Nachhaltigkeit
2.2.2 Nährstoffzusammensetzung: Deckung des Proteinbedarfs
2.3 Einsatzbereiche
2.3.1 Tiernahrung
2.3.2 Menschennahrung
2.4 Mögliche Probleme des Umstiegs
2.4.1 Akzeptanz von Insektennahrung
2.4.2 Allergenpotential
2.4.3 Lebensmittelsicherheit
2.4.4 Ethische Aspekte

3. Empirischer Teil: Studie zur Akzeptanz von Insektennahrung
3.1 Ergebnisse
3.1.1 Menschennahrung
3.1.2 Tiernahrung
3.2 Diskussion der Versuchsergebnisse in Bezug auf Beobachtungen aus Fachliteratur
3.3 Erkenntnisse und Hypothese

4. Fazit

5. Bibliografie

6. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Durch die wachsende Weltbevölkerung ist ein Anstieg der jährlichen Fleischproduktion von 300 Millionen auf 470 Millionen Tonnen in den nächsten 35 Jahren zu erwarten.1 Darum wird „in fernerer Zukunft ein Umdenken im Zusammenhang mit dem Fleischkonsum beziehungsweise der Beschaffung von gesunden und qualitativ hochwertigen Proteinquellen stattfinden müssen.“2 Nur so können der immense Platzbedarf und die klimaschädlichen Folgen der traditionellen Tierzucht vermindert werden.

Eine mögliche Alternative zum Fleischkonsum bildet der Verzehr von Insekten. Seit dem ersten Januar 2018 gilt in Europa die „Novel Food Verordnung“, die die Zulassung von Insekten als Nahrungsmittel einheitlich regelt3 und damit deren Verbreitung ermöglicht. Somit könnten die Kerbtiere als Fleischalternative in Zukunft stark an Bedeutung gewinnen. Darüber hinaus könnten Insekten auch als Futtermittel verwendet werden und eventuell die durch den Anbau von Monokulturen wie Soja verursachten Umweltschäden eindämmen.

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit den folgenden Fragen: Sind Insekten als alternative Proteinquelle für Menschen oder als Futtermittel in der Tierzucht grundsätzlich in der Lage, die durch den Fleischkonsum entstehenden Probleme zu vermindern? Eine potenzielle Verminderung hängt entscheidend von der Akzeptanz der Konsumenten ab. Daher wird als zweite Hauptfrage untersucht, ob Insekten als Nahrungs- bzw. Futtermittel bei Konsumenten und in der Tierzucht in Europa durchsetzbar sind.

Zunächst werden die negativen Folgen traditionellen Fleischkonsums erläutert. Im Folgenden werden die Vorteile und Einsatzbereiche von Insektennahrung beschrieben und die Nachteile sowie Hindernisse bei der Durchsetzung untersucht. Anschließend untersucht eine empirische Studie die Akzeptanz von Insekten in der Nahrung und Tierzucht. Abschließend werden die eigenen Analysen anderen empirischen Studien gegenübergestellt und ein Fazit hinsichtlich des künftigen Einsatzes von Insektennahrung gezogen.

2. Hauptteil

2.1 Effekte herkömmlichen Fleischkonsums der Gegenwart auf die Umwelt

Der heutige Fleischkonsum hat gravierende Folgen für die Umwelt. Nutztiere wie Kühe, Schweine, Geflügel und Fisch bekommen ihr Protein hauptsächlich über Soja im Futter. Auch andere Monokulturen wie Weizen, Gerste oder Roggen werden hauptsächlich für die Tierfütterung angebaut.4 So sind mittlerweile drei Viertel der weltweiten Agrarflächen für die Tierfütterung nötig.5 Der landintensive Anbau dieser Pflanzenarten findet hauptsächlich in Südamerika statt, wo jährlich vier Millionen Hektar Regenwald für den Getreideanbau gerodet werden müssen.6 Dadurch werden Treibhausgase freigesetzt und die Artenvielfalt zerstört.

Des Weiteren wird auch das Grundwasser durch die Massentierhaltung stark verschmutzt, da Gülle große Mengen an Nitrat enthält, das ins Grundwasser gelangt. Schließlich schadet der Einsatz von Pestiziden heimischen Tieren und Gewässern.7 Für die Fleischherstellung benötigt man unter Einbezug der Futterherstellung bis zu 100-mal mehr Wasser als zur Erzeugung pflanzlichen Proteins.8 Insgesamt wird etwa ein Zehntel des weltweiten Trinkwasservorrats für die Tierzucht verwendet.9

Zudem leidet die genetische Vielfalt der Nutztiere an der Massentierhaltung, denn nur besonders ertragreiche Rassen werden gezüchtet. Das kann eine geringere Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten zur Folge haben. So ist ein Viertel der Nutztierarten vom Aussterben bedroht.10

Die gravierendste Auswirkung der klassischen Nutztierzucht ist jedoch der enorme Ausstoß von Treibhausgasen. Rund ein Drittel des um 21-mal klimaschädlicheren Methans (im Vergleich zu CO2) wird durch die Viehzucht verursacht.11 Außerdem ist die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch bezüglich der CO2-Emission mit einer Autostrecke von 250 Kilometern zu vergleichen.12 „Insgesamt stammen 18 % der anthropogenen Treibhausgase aus der konventionellen Landwirtschaft, mehr als aus dem Transportsektor. Weltweit stammen 65 % der N2O- [Lachgas], 35–40 % der CH4- [Methan] und 9 % der CO2- [Kohlenstoffdioxid] Emissionen aus der konventionellen Landwirtschaft.“13

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Methanausstoß von Nutztieren in verschiedenen Ländern

2.2 Vorteile einer potentiellen Umstellung des westlichen Fleischkonsums auf Insektennahrung

2.2.1 Vergleich von Insektenfleisch zu konventionellem Fleisch: Nachhaltigkeit

Der Rohstoffverbrauch und die Auswirkungen von Insekten- und traditioneller Fleischproduktion unterscheiden sich signifikant. Da die meisten Insektenarten eine Haltung mit einer großen Anzahl von Artgenossen bevorzugen, ist ihr Platzverbrauch im Gegensatz zu Kühen, Schweinen, Hühnern oder Schafen deutlich kleiner.14 Außerdem könnte man Insekten auch übereinander in mehreren Etagen halten, was ihren Platzverbrauch weiter reduzieren würde. So ist für die Produktion von einem Kilo Rindfleisch die acht- bis vierzehnfache Nutzfläche nötig, die man bräuchte, um ein Kilogramm Insektenfleisch zu produzieren. Auch der Platzverbrauch von Schweinen und Geflügel ist, wenn man sich nach den gesetzlichen Mindestplatzvorgaben richtet, zwei- bis dreimal größer als der von Insekten.15

Industrielle Nutztiere haben auch einen deutlich höheren Wasserbedarf, so müssen für die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch 22-43 Tausend Liter Wasser verwendet werden.16 Der Wasserverbrauch von Rindern übersteigt damit den von Insekten um das Fünffache.17 Dies lässt sich dadurch erklären, dass von Insekten ein größerer Teil der Masse des Tieres verwendet werden kann und einzelne Spezies wie der Mehlwurm gar dürreresistent sind.18 Dieser Faktor des geringeren Wasserverbrauchs kann vor allem in Ländern mit Wasserknappheit entscheidend sein.

Weiterhin vorteilhaft ist die effiziente Umwandlung von Nahrungsmitteln in Körpergewicht, die bei Insekten beobachtet werden kann. So ist bei einem Rind eine Futtermenge von 25 Kilogramm nötig, um ein Kilogramm essbares Fleisch zu erhalten, bei einem Schwein sind es neun Kilogramm und bei einem Huhn viereinhalb Kilogramm.19 Bei einer Heuschrecke zum Beispiel können dagegen 2,1 Kilogramm Futter in ein Kilogramm essbares Fleisch umgewandelt werden. Der deutliche Unterschied hat zwei hauptsächliche Gründe. Erstens ist bei Insekten der essbare Anteil mit 80% deutlich höher als der von traditionellen Nutztieren, welcher bei 40-55% liegt.20 Im Übrigen sind Insekten Kaltblüter, das heißt, sie benötigen wenig Energie, um ihre Körpertemperatur konstant zu halten und können somit einen Großteil des Futters in Fleisch umwandeln.21 Insekten benötigen dadurch allerdings eine höhere Außentemperatur, was bei der Zucht in kalten Regionen einen höheren Energiebedarf erforderlich macht. Dadurch ist ihr gesamter Energieverbrauch höher als bei anderen Nutztieren.22 „Nach Ansicht mancher Autoren ist eine nachhaltige Produktion von Insekten – zumindest in Bezug auf ihren Energieverbrauch – aufgrund der günstigeren klimatischen Bedingungen nur in den Tropen möglich.“23

Insekten sind auch unkompliziert hinsichtlich ihrer Nahrungswahl; sie können sich von einer Vielzahl organischer Futtermittel ernähren. Manche Arten können sich sogar von pflanzlichen Abfällen ernähren.24

Zudem haben Insekten kürzere Lebenszyklen und vermehren sich rasch. Zum Beispiel dauert es nur 45 bis 60 Tage ab der Geburt, bis ein Mehlwurm groß genug zum Verzehr ist. Bei Rindern beträgt dieser Zyklus sechs bis achtzehn Monate.25 Eine Heuschrecke legt alle drei bis vier Wochen bis zu 1500 Eier, und ein Mehlwurm legt bis zu 160 Eier in seinem Leben, eine Kuh kann dagegen in ihrem Leben nur bis zu 4 Kälber bekommen.26 Aufgrund dieser schnelleren Lebenszyklen und Reproduktion wird eine häufigere Ernte möglich, und es ist einfacher, einen großen Bestand von Insekten zu züchten.

Der wichtigste Vorteil der Insektenproduktion im Vergleich zu konventioneller Landwirtschaft besteht aber in der Einsparung von Treibhausgasen und Ammoniak. Der Methanausstoß von herkömmlichen Nutztieren ist deutlich größer als der von Insekten. Auch die gesamt betrachteten Treibhausgasemissionen von Schweinen sind 10-100-mal höher als die von Mehlwürmern.27 Ferner ist die Ammoniakproduktion von herkömmlichen Nutztieren um ein Vielfaches höher und vermindert dadurch die Bodenqualität.28 In der Entstehung von einem Kilogramm Rindfleisch fällt 12,5-mal mehr Kohlenstoffdioxid und 1900-mal mehr Ammoniak an als bei der Produktion von einem Kilogramm Insektenfleisch.29

Der niedrigere Wasser- und Landverbrauch, die bessere Futtermittelumwandlung und die deutlich geringeren Treibhausgas- und Ammoniakemissionen zeigen, dass die Insektenzucht eine signifikant umweltfreundlichere Fleischproduktion als die traditionelle Nutztierzucht bietet. Durch die Einsparung von Treibhausgasen könnte außerdem ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Nachhaltigkeitsindikatoren von Insekten im Vergleich zu Huhn, Schwein und Rind

2.2.2 Nährstoffzusammensetzung: Deckung des Proteinbedarfs

Ein weiterer wichtiger Grund für den Umstieg auf Insektennahrung ist der hohe Nährstoffgehalt der Kerbtiere. „So weisen Mehlwürmer, Rüsselkäferlarven (zum Beispiel Rhyncophorus phoenicis und R. palmarum), Heimchen und die Puppen der Seidenraupe einen wesentlich höheren Energie-, Protein- und Fettgehalt auf als traditionelle, tierische Proteinquellen, wie Hühner-, Schweine- und Rindfleisch.“30

Insektenfleisch ist aufgrund der vielen enthaltenen Nährstoffe kalorienreicher als etwa Rindfleisch,31 und manche Arten, wie Termiten, enthalten auf das Gewicht bezogen sogar mehr Kalorien als eine Pizza.32

Die Trockenmasse (also Masse ohne Wasseranteil) von Insekten besteht zu 35-61% aus Proteinen und manche Arten, wie beispielsweise die Heuschrecke, haben einen Eiweißanteil von bis zu 77%.33 Vergleicht man jedoch die Proteingehalte der tatsächlichen Masse, hat Rindfleisch mit rund 22% etwas mehr Eiweiß als beispielsweise der Mehlwurm mit 18,7%,34 wobei 18,7% immer noch ein hoher Wert im Vergleich zu beispielsweise Eiern (12,6%), die traditionell als proteinreich gelten, ist. Insekten enthalten essenzielle Aminosäuren, die der menschliche Organismus unter anderem zum Aufbau von Proteinen benötigt, da er sie nicht selbst herstellen kann.35

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Proteingehalt von Insekten im Vergleich zu herkömmlichen Nutztieren und Eiern

De Weiteren besitzen viele der Kerbtiere hohe Fettanteile. Die Tiere bestehen, auf die Trockenmasse bezogen, im Mittel zwischen 30-40% aus Fett.36 Sie enthalten ungesättigte Fettsäuren, die besonders für unterernährte Menschen wichtig sind,37 und auch essenzielle Fettsäuren, die der menschliche Körper nicht selber herstellen kann.38 Diese günstige Fettzusammensetzung ist mit der von Geflügel und Fisch zu vergleichen.39 Durch verschiedene Fütterungen der Insekten ist der Fettanteil und die Zusammensetzung der Fettsäuren regulierbar.40 „Mit 18 bis 25% haben die bekannten Nutztiere einen deutlich kleineren Fettanteil als Insekten.“41 Dieser hohe Fettanteil macht die Kerbtiere nahrhaft und kalorienreich, wodurch sie besonders für die Ernährung in ärmeren Ländern interessant werden.

Insekten beinhalten zahlreiche Vitamine wie Vitamin A, Vitamin B in verschiedenen Formen, Vitamin C und Vitamin E.42 Außerdem enthalten sie Biotin und Folsäure.43 Viele dieser Vitamine müssen durch die Nahrung aufgenommen werden, und bei einer Unterversorgung mit ihnen können Menschen erkranken. Während eine Unterversorgung an Vitamin A in Europa im Gegensatz zu Süd-Ost-Asien oder Afrika nicht verbreitet ist, haben viele Schwangere hierzulande einen Folsäure-Mangel (Vitamin B9).44 Dieser wird momentan noch durch Tabletten behoben,45 Insekten könnten aber durch ihren hohen Folsäuregehalt eine Alternative darstellen. „Der Verzehr von Insekten kann die bestehenden Vitamindefizite der Bevölkerung zumindest abschwächen, was die Lebenserwartung und Lebensqualität gerade auch in Entwicklungsländern verbessern könnte.“46

Die Mineralien Potassium, Calcium und Magnesium sind in vielen Insektenarten zu finden.47 Die Kerbtiere enthalten auch Spurenelemente wie Eisen, Zink, Mangan und Kupfer. Diese Spurenelemente müssen dem Körper über die Nahrung zugeführt werden. Sie tragen zum Beispiel zu besserer Wundheilung, dem Sauerstofftransport durch das Blut, der Stärkung des Immunsystems oder der Fruchtbarkeit bei.48 Im Vergleich liegen diese Mineralwerte bei Insekten deutlich über denen von Schweinefleisch, Fisch oder Sojamehl.49 Viele der Krabbeltiere enthalten auch mehr Eisen als Rindfleisch.50 Mehlwürmer haben fast die dreifache Menge an Eisen und nahezu die fünffache Menge an Magnesium verglichen mit Rindfleisch.51 Vitamin- und Mineraldefizite, die in Entwicklungsländern weit verbreitet sind, könnten also durch den Verzehr von Insekten vermindert werden. Dadurch ließe sich die Gesundheit vieler Menschen verbessern. Es könnte Krankheiten vorgebeugt werden, denn ohne ausreichende Vitamin- und Mineralzufuhr kann es zu Immunschwächen, Erblindung oder Wachstumsstörungen kommen.52

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Vergleich ausgewählter Nährwerte von Insekten mit konventionellen Nutztieren

Zusammenfassend ist festzustellen, dass Insekten hervorragende Nährwerte besitzen und die von konventionellen Proteinquellen in einigen Bereichen wie Fett-, Energie- oder Mineraliengehalt deutlich übertreffen. Dies eröffnet die Möglichkeit, Nahrungsmängel in armen Ländern zu beheben.

Durch den hohen Eiweißanteil kann umweltschonend proteinreiche Nahrung produziert werden, und die Europäische Union müsste nicht mehr jedes Jahr über 40 Millionen Tonnen proteinreiche Futter- und Nahrungsmittel importieren.53 Wenn stattdessen Insekten gezüchtet würden, könnten Treibhausgasemissionen, die durch den Proteinimport aus fernen Ländern entstehen, als auch der Platzverbrauch und die negativen Umweltfolgen durch den Futtermittelanbau innerhalb Europas minimiert werden.

2.3 Einsatzbereiche

2.3.1 Tiernahrung

Es gibt mehrere unterschiedliche Einsatzbereiche, in denen ein verstärkter Einsatz von Produkten aus der Insektenzucht absehbar oder sinnvoll ist. Eine mögliche Verwendung ist die Verarbeitung zu Futter für Haustiere. Hunde- oder Katzenfutter aus Insekten hat die gleiche Proteinqualität wie herkömmliches Futter aus Fleisch oder Soja.54 Schon jetzt werden Kerbtiere bei Reptilien als Futter verwendet und es gibt Hundefutter auf Insektenbasis für Vierbeiner, die gegen herkömmliches Futter allergisch sind. In Deutschland gibt es rund 8,3 Millionen Hunde, die im Schnitt über 160 Kilogramm Fleisch pro Jahr essen.55 Wie bereits erläutert, verursacht die Herstellung ihres Futters große Mengen an Treibhausgasen. Eine Umstellung auf Insektenfutter könnte dieses Problem vermindern oder sogar lösen. Auch für Katzen stellen Insekten eine adäquate Futterquelle dar.

Der größte und wirkungsvollste Einsatz ist jedoch in der Fütterung von klassischen Nutztieren möglich, hier hat der Futtermittelanbau gravierende Folgen für die Umwelt. Kühe, Hühner und Schweine werden hauptsächlich mit proteinhaltigen Pflanzen wie Soja oder Getreide gefüttert.56 Insekten bestehen, wie gezeigt, zu einem großen Teil aus Eiweiß und könnten dazu dienen, den Proteinbedarf der Nutztiere zu decken oder die Futtermittel zu ergänzen. Dies wäre mit einem weitaus geringeren Platz- und Ressourcenaufwand als derzeit realisierbar (siehe Nachhaltigkeit). Pflanzliche Abfallprodukte könnten zur Fütterung der Insekten verwendet werden und diese Gliederfüßer würden dann wiederum an Nutztiere verfüttert.57 Studien haben gezeigt, dass Insekten als Futtermittelergänzung bei Schweinen, Hühnern und Fischen einsetzbar sind.58

Der dritte Einsatzbereich von Insekten in der Tierzucht wäre bei Fischen möglich. Insekten werden von wilden Fischen gefressen, das heißt sie sind in ihrer natürlichen Diät enthalten.59 Die Kerbtiere könnten Fischmehl ersetzen,60 wenn bei ihrem Einsatz nährstoffliche und hygienische Aspekte ausreichend beachtet werden. Dies wäre besonders im Anbetracht der steigenden Nachfrage nach Fisch, die bis 2030 um 23% im Vergleich zu 2010 steigen soll,61 interessant. „Produzenten in China, Südafrika, Spanien und den Vereinigten Staaten züchten bereits große Mengen der Fliegen als Futtermittel für die Aquakultur und Geflügelzucht durch biologische Umwandlung von organischem Abfall.“62

Die im Jahr 2010 weltweit produzierte Futtermittelmenge betrug 720 Millionen Tonnen.63 Der potenzielle Umstieg auf Insekten als Futter oder die Ergänzung des Futters durch die Kerbtiere hätte demzufolge enorme Auswirkungen. Insgesamt würde sich die Effizienz der Futtermittelproduktion verbessern und die Klimaschäden durch den Anbau von Soja und Getreide könnten eingedämmt werden.

[...]


1 Vgl.: Jetzke, T. (u. a.), Fleisch 2.0-unkonventionelle Proteinquellen, in: https://www.tab-beim-bundestag.de/de/pdf/publikationen/themenprofile/Themenkurzprofil-005.pdf; Zugriff vom 11.06.2019, S. 3.

2 Beyli, D., Hoi Schreck-Insekten als alternative Proteinquelle, in: Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 4 (2018), S. 29.

3 Vgl.: Rumpold, B./Schlüter, O., Insekten: Nahrung der Zukunft?, in UGBforum 5 (2016), S. 222.

4 Vgl.: Jetzke, Fleisch 2.0, S. 3.

5 Vgl.: Smith, R./Barnes, E., PROteINSECT Consensus Business Case Report, in: http://www.proteinsect.eu/fileadmin/user_upload/deliverables/PROteINSECT_CBC_FINALv1.pdf; Zugriff vom 10.09.2019, S. 13.

6 Vgl.: Jetzke, Fleisch 2.0, S. 3.

7 Vgl.: Ebd., S. 4.

8 Vgl.: Smith, PROteINSECT Consensus, S. 13.

9 Vgl.: Partel, M., Was isst die Zukunft? Eine Auseinandersetzung mit der Aufteilung und Beschaffenheit von Nahrungsmitteln auf unserer Erde, in: L. Burchert/ Z. Politikon (Hg.), Perspektiven für morgen: Gedanken zur Zukunft von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Potsdam 2012, S. 142.

10 Vgl.: Jetzke, Fleisch 2.0, S. 5.

11 Vgl.: Lippelt, J./Ketterer, J., Kurz zum Klima: Die Kuh macht nicht nur Muh, in: ifo Schnelldienst 11 (2010), S. 43.

12 Vgl.: Ebd., S. 45.

13 Fiebelkorn, F., Insekten als Nahrungsmittel der Zukunft, in: Biol. Unserer Zeit 47 (2017), S. 106.

14 Vgl.: Fiebelkorn, Insekten, S. 107.

15 Vgl.: Vetter, S., Die Akzeptanz und das Potential von Insekten in der Humanernährung, in: https://www.vzhh.de/media/1913; Zugriff vom 10.06.2019, S. 27.

16 Vgl.: Ebd., S. 26.

17 Vgl.: Blechner, A., Entomophagie als alternative Ernährungsergänzung zur Nahrungssicherung und Schonung der Umwelt, in: https://opus.ostfalia.de/frontdoor/deliver/index/docId/785/file/Blechner_2017_Nachhaltiges_Design_Entomophagie.pdf; Zugriff vom 17.06.2019, S. 14.

18 Vgl.: Vetter, Akzeptanz, S. 25 f.

19 Vgl.: Ebd.

20 Vgl.: Ebd.

21 Vgl.: Halloran, A./Vantomme, P., Der Beitrag von Insekten zu Nahrungssicherung, Lebensunterhalt und Umwelt, in: http://www.fao.org/edible-insects/en/; Zugriff vom 10.06.2019, S. 1.

22 Vgl.: Fiebelkorn, Insekten, S. 107.

23 Ebd.

24 Vgl.: Halloran, Beitrag, S. 1.

25 Vgl.: Censkowsky, U., Rindfleisch: Erzeugung, Rinder: Haltungsformen, Futtermittel, Rinderrassen, in: https://www.bzfe.de/inhalt/rindfleisch-erzeugung-456.html; Zugriff vom 13.06.2019

26 Vgl.: Vetter, Akzeptanz, S. 25.

27 Vgl.: Halloran, Beitrag, S. 1.

28 Vgl.: Fiebelkorn, Insekten, S. 107.

29 Vgl.: Schäfer, BfR-Symposium, S. 282.

30 Fiebelkorn, Insekten, S. 106.

31 Vgl.: Beyli, Hoi Schreck, S. 27.

32 Vgl.: Partel, Zukunft, S. 147.

33 Vgl.: Blechner, Entomophagie, S. 15.

34 Vgl.: Vetter, Akzeptanz, S. 15.

35 Vgl.: Blechner, Entomophagie, S. 15.

36 Vgl.: Vetter, Akzeptanz, S. 16.

37 Vgl.: Halloran, Beitrag, S. 1.

38 Vgl.: Vetter, Akzeptanz, S. 16.

39 Vgl.: Beyli, Hoi Schreck, S. 28.

40 Vgl.: Vetter, Akzeptanz, S. 16.

41 Ebd., S. 17.

42 Vgl.: Ebd., S. 23.

43 Vgl.: Blechner, Entomophagie, S. 16.

44 Vgl.: Vetter, Akzeptanz, S. 21. f.

45 Vgl.: Ebd., S. 22.

46 Ebd., S. 23.

47 Vgl.: Smith, R./Pryor, R., Enabling the exploitation of Insects as a Sustainable Source of Protein for Animal Feed and Human Nutrition, in: http://www.proteinsect.eu/uploads/media/D5.1t-FINAL.pdf; Zugriff vom 17.06.2019, S. 9.

48 Vgl.: Vetter, Akzeptanz, S. 18.

49 Vgl.: Ebd. S. 20.

50 Vgl.: Smith, Enabling, S. 9.

51 Vgl.: Beyli, Hoi Schreck, S. 29.

52 Vgl.: Partel, Zukunft, S. 144.

53 Vgl.: Smith, PROteINSECT Consensus, S. 11.

54 Vgl.: Neves, A., Determinants of consumers’ acceptance of insects as food and feed, A cross-cultural study, in: http://buglady.dk/wp-content/uploads/2015/02/Dissertacao_AneNeves.pdf; Zugriff vom 11.06.2019, S. 18.

55 Vgl.: Glose, J., Hundefutter aus Insekten: Schmeckt das?, Wir machen den Tierversuch!, Zugriff vom 17.06.2019

56 Vgl.: Jetzke, Fleisch 2.0, S. 3.

57 Vgl.: Burkhardt, M./Spelsberg, A., Insekten -eine alternative Eiweißquelle in der Ernährung?, in: Landinfo 5 (2016), S. 22.

58 Vgl.: Smith, Enabling, S. 6.

59 Vgl.: Neves, Determinants, S. 19.

60 Vgl.: Schäfer, BfR-Symposium, S. 285.

61 Vgl.: Smith, PROteINSECT Consensus, S. 48.

62 Halloran, Beitrag, S. 2.

63 Vgl.: Halloran, Beitrag, S. 2.

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Details

Title
Insekten, das Nahrungsmittel der Zukunft? Chancen, Herausforderungen und Akzeptanz
Grade
1,0
Year
2019
Pages
34
Catalog Number
V974113
ISBN (eBook)
9783346321350
Language
German
Keywords
Insekten, Nahrungsmittel, Akzeptanz, Insekten Akzeptanz, Nahrungsmittel Zukunft, Zukunft, Insektennahrung, Futtermittel
Quote paper
Anonymous, 2019, Insekten, das Nahrungsmittel der Zukunft? Chancen, Herausforderungen und Akzeptanz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/974113

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