2. Weltkrieg: Deutscher Vorstoß im Osten
Konzeption des Vernichtungskrieges
- 18. Dezember 1940: „Weisung Nr. 21“: Hitlers Befehl zur Vorbereitung des „Unternehmens Barbarossa“ („ Die deutsche Wehrmacht muss darauf vorbereitet sein, auch vor Beendigung des Krieges mit England Sowjetrussland in einem schnellen Sieg niederzuwerfen...Das Endziel der Operationen ist die Abschirmung gegen das asiatische Rußland auf der allgemeinen Linie Wolga-Archangelsk.") à Karte
- Planung als Vernichtungskrieg (Vernichtung und Ausrottung galten als Leitmotive expansionistischer Kriegführung), Zitat von Hitler: „ Dieser kommende Feldzug ist mehr als nur ein Kampf der Waffen; er führt zur Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen “ , und er sei mit unerbittlicher Härte zu führen.)
- à Verstoß gegen Grundregeln des Völkerrechts, kein Protest der Wehrmacht. Begründung von Generalfeldmarschall Keitel: „ Bei der Beurteilung solcher Taten ist in jeder Verfahrenslage zu berücksichtigen, dass der Zusammenbruch im Jahre 1918, die spätere Leidenszeit des deutschen Volkes und der Kampf gegen den Nationalsozialismus mit den zahlreichen Blutopfern der Bewegung entscheidend auf bolschewistischen Einfluss zurückzuführen war und dass kein Deutscher dies vergessen hat. “
- „Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare“ vom 6. Juni 1941 päzisierten die Aufgaben der Wehrmacht. „ Im Kampf gegen den Bolschewismus ist mit einem Verhalten nach den Grundsätzen der Menschlichkeit oder des Völkerrechtes nicht zu rechnen. Die Urheber barbarisch asiatischer Kampfmethoden sind die politischen Kommissare. Gegen diese muss daher sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe vorgegangen werden. “
- à Hitler ordnete die Versammlung und Vernichtung der bolschewistischen Kommisare, der sowjetischen Armee und der kommunistischen Intelligenz an
- politische Führung Russlands sollte ausgeschaltet, entmachtet und bei dem geringsten Zeichen von Widerstand oder Widerspruch exekutiert werden
- russ. Gefangene brauchen nicht wie Kameraden behandelt werden
- Russen müssen für Deutschland arbeiten
Gründe füemr den Russlandfeldzug
- Hitler und Wehrmacht rechneten 1941 nicht mit militärischen Schlag der Sowjetunion (russische Armee befand sich in Phase der Reorganisation und Modernisierung à nicht kriegsbereit, dehnte seinen Machtbereich aus [Eroberung der balt. Staaten und Rumänien musste Gebiete abtreten] ) à Entwicklung zur Bedrohung des dt. Reichs
- erstes Ziel: der Eroberung von „Lebensraum im Osten“ und Vernichtung des Kommunismus - Zeit zwang Hitler zum Handeln, weil Aufgabe der amerikanischen Neutralität abzusehen war (Kriegseintritt der USA: keine Kraft für Krieg mit Russland)
- à Entweder: Aufgabe des „Lebensraums im Osten“ oder Krieg gegen Russen und dann erst gegen Ammi´s (mit russ. Ressourcen)
- à Lebensraumkampf im Osten war Kernelement der NS-Politik und entsprach Hitlers Ideologie à also: Vernichtungskrieg Vortrag, Geschichte Bearbeitet von: Michael Jüttner, Robert Freitag, Elmar Sorge Verlauf 2. Weltkrieg
Verlauf
Truppenstärke:
- insgesamt griffen 3.050.000 Mann in 118 Infanteriedivisonen, 600.000 Fahrzeuge in 15 motorisierten Divisionen, 3.850 Panzer und Sturmgeschütze in 19 Divisionen, 7.184 Geschütze und 1.830 Flugzeuge die Sowjetunion am 22. Juni 1941 3.15 Uhr ohne Kriegserklärung an - Ostheer der dt. Wehrmacht: 3 Heeresgruppen, HG Nord, Mitte und Süd (je 7 Armeen, 4 Panzergruppen, 3 Luftflotten) à Karte
- Truppen von Italien, Ungarn, Rumänien und Slowakei schlossen sich dt. Truppen an; Finnland führte eigenen Krieg um Gebiete zurückzuholen, sogar das neutrale Spanien entsendet „blaue Division“ gegen Kommunismus
Aufgaben der Verbände:
- Aufgabe der Heeresgruppe "Nord" (Generalfeldmarschall Ritter von Leeb) war die Eroberung der baltischen Länder und Auslöschung Leningrads à Karte
- Aufgabe der Heeresgruppe "Mitte" (Generalfeldmarschall von Bock) Vorstoß in Richtung Minsk- Smolensk-Moskau à Karte
- Aufgabe Heeresgruppe "Süd" (Generalfeldmarschall von Rundstedt) Vorstoß in Richtung Kiew, Eroberung des Donezbeckens und Angriff nach der Vernichtung der sowjetischen Armeen in Weißrußland zusammen mit der Heeresgruppe "Nord" Moskaus à Karte - SS-Gruppen operieren hinter den Fronten für systematische Auslöschung der Juden - Siegeszuversicht des Führers des Volkes und der Armee, weil man ja Frankreich auch mal eben niedergestreckt hatte
- à Deutsches Propagandablatt
Unternehmen Barbarossa Sommer 1941:
- erster Tag: Verstoß von Panzerverbänden bis zu 60 Kilometer weit in russisches Gebiet und Zerstörung 2000 Flugzeuge am Boden à alleinige Luftherrschaft
- 10.07.´41: große Kesselschlacht bei Bialystok und Minsk: Großteil der Truppen von Marschall Timoschenko zerschlagen (>320.000 Gefangene) à Karte à Bild mit den vielen Panzern
- 12.7.: Britisch - sowjetisches Abokommen über gegenseitige Hilfeleistungen à Hilfe von USA - weitere Kesselschlachten bei Smolensk (5.8.), Uman, Odessa, Dnjepropetrowsk und eine der größten östlich von Kiew (700.000 Gefangene) folgten à Karte à Bild der russ. Gefangenen à à Karte2
- Deutsche weit überlegen: Russen unvorbereitet, Soldaten hatten keine Ausbildung, keine Luftmacht, wenig Befestigungen oder motorisierte Truppen
- 6. Juli 1941: HGM 13 km vor Moskau, HGN Leningrad umzingelt, HGS Charkow à Karte
- Heeresgruppe Mitte: 324.000 Gefangene, 3330 Panzer und 1800 Geschütze wurden erbeutet, insgesamt fast 200 sowjetische Division wurden zerstört, SS geht mit großer Grausamkeit gegen russ. Bevölkerung und Partisanen vor à Bild Flammenwerfer (Vernichtungskrieg) - 2. Oktober 1941: Unternehmen "Taifun" (Sturm auf Moskau) à wurde durch Schlammperiode und ersten Schneefall (7. Oktober 1941) erschwertà Bild Panzer vor Moskau - Doppelschlacht bei Wjasma und Brjansk (673.000 Gefangene) à Karte - nach erfolglosen dt. Offensiven gegen Moskau befahl Hitler am 8.Dezember die Einstellung der Angriffsoperationen und gestattete den Rückzug in die Winterstellungen (nicht russ. Widerstand, sondern Schlamm, Kälte und Nichteinsatz der Luftwaffe machte Wehrmacht zu schaffen à Grund für Moskaus bestehen Vortrag, Geschichte Bearbeitet von: Michael Jüttner, Robert Freitag, Elmar Sorge Verlauf 2. Weltkrieg
Winterkrieg 1941/42:
- Deutsche Offensive kam vollständig zum Stillstand
- 6. Dezember 1941: sowjetischer Gegenangriff bei Moskau u.a. durch Nachschub aus dem Osten à Deutsche 100 Kilometer nach Westen zurück à Karte
- Fehlende Winterausrüstung der Deutschen (es sollte keinen Winterkrieg geben), Nachschubprobleme à Verhinderung militärischer Aktionen
- Vorteil für Russen (gut für Winter gerüstet, unerschöpfliche Reserve, Luftwaffe nicht einsetzbar)
- >100.000 Erfrorene und Tausende litten unter schweren Erfrierungen à Verlustenliste ( 6. Juni 1942 im Dokument "Wehrkraft 1942": "Fehlstellen des Ostheeres am 1. Mai 1942 625.000 Köpfe; volle Auffüllung der Verluste des Winters nicht möglich. Wehrkraft geringer als im Frühjahr 1941."
- Deutsche konnten die Front mittels heftigem Widerstand dennoch stabilisieren und überstanden den Winter
- Verantwortliche für die Mißerfolge im Winter fand Hitler schnell: die militärische Führung und das Offizierskorps (z.B. General von Brauchitsch protestierte gegen Hitlers „Halteplan“ (Kampf bis zur letzten Patrone) à Hitler bezeichnete ihn als "Feigling und Nichtskönner", entließ ihn und übernahm am 19. Dezember 1941 selbst den Oberbefehl über das Heer)
- Hitler tauschte zur Jahreswende 1941/42 militärische Spitze fast komplett aus: sämtliche Oberbefehlshaber des Heeres und alle Generalstabschefs, 11 von 18 Feldmarschällen , 21 von 40 Generalobersten; Heeresgruppe "Nord": Generalfeldmarschall von Küchler statt von Generalfeldmarschall von Leeb, Heeresgruppe "Mitte": Generalfeldmarschall Kluge statt Generalfeldmarschall von Bock, Heeresgruppe "Süd": Generalfeldmarschall Rundstedt statt Generalfeldmarschall von Reichenau
- nur wer dem Führer nicht widersprach, behielt seinen Posten à endgültige Entscheidungsgewalt an Hitlers: "Die Generäle haben genauso zu gehorchen wie der kleine Musketier. Ich führe, und da haben sich alle bedingungslos unterzuordnen..."
Sommeroffensive 1942:
- Hitler befiehlt im „Fall Blau“ Vorstoß zum Kaukasus und Donezbecken à Karte
- 28.5.1942: Vernichtung sowjetischer Truppen im Kessel von Charkow à Karte
- Festung Sewastopol (starke russ. Festung mit vielen Bunken, von See versorgt) leistete noch Widerstand; kapitulierte erst am 30. Juni 1942 nach Einsatz von schwerem Geschütz und der Luftwaffe, 100.000 russ. Gefangene à Bild 66cm-Mörser Thor à Karte - Juli 1942: 4.+1. Panzerarmee und später 6. Armee (Paulus) überschritt Donez - Eroberung der Kohleregion Rostow à Vormarsch zum Kaukasus durch deutsche Gebirgstruppen (Ziel: Öl bei Grosnij + Maikop) à Bild Schützenpanzer im Kaukasus - Überquerung des Dons und langsamer Vorstoß bis zur Wolga, vollständige Einnahme Stalingrads am 25.10.´42
- à größte Ausdehnung des dt. Reichs im Krieg
Quellen:
- Der „Zweite Weltkrieg“, Mowig Verlag, Chr. Zentner; „Die Chronik des 20. Jahrhunderts“; „Zweiter Weltkrieg in Bildern“, Otus-Verlag, Mathias Färber ; „Illustrierte Deutsche Geschichte“; „Knaurs neuer historischer Weltatlas“
Häufig gestellte Fragen
Was war die "Weisung Nr. 21" und wann wurde sie erteilt?
Die "Weisung Nr. 21" war Hitlers Befehl vom 18. Dezember 1940 zur Vorbereitung des "Unternehmens Barbarossa", dem Angriff auf die Sowjetunion. Sie legte das Ziel fest, Sowjetrussland in einem schnellen Sieg niederzuwerfen.
Wie wurde der Krieg gegen die Sowjetunion geplant und welche Rolle spielte die Ideologie dabei?
Der Krieg wurde als Vernichtungskrieg geplant, wobei die Vernichtung und Ausrottung als Leitmotive galten. Hitler betrachtete den Feldzug als Auseinandersetzung zweier Weltanschauungen und forderte eine unerbittliche Härte.
Was waren die "Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare" und welche Anweisungen enthielten sie?
Die "Richtlinien für die Behandlung politischer Kommissare" vom 6. Juni 1941 wiesen die Wehrmacht an, im Kampf gegen den Bolschewismus keine Menschlichkeit oder Völkerrecht zu erwarten. Politische Kommissare sollten sofort und ohne weiteres mit aller Schärfe behandelt werden.
Welche Gründe gab es für den Russlandfeldzug aus Sicht Hitlers und der Wehrmacht?
Hitler und die Wehrmacht rechneten 1941 nicht mit einem militärischen Schlag der Sowjetunion, sahen aber in der Expansion des sowjetischen Machtbereichs eine Bedrohung. Das Hauptziel war die Eroberung von "Lebensraum im Osten" und die Vernichtung des Kommunismus.
Wie war die Truppenstärke der deutschen Wehrmacht beim Angriff auf die Sowjetunion?
Insgesamt griffen 3.050.000 Mann in 118 Infanteriedivisionen, 600.000 Fahrzeuge in 15 motorisierten Divisionen, 3.850 Panzer und Sturmgeschütze in 19 Divisionen, 7.184 Geschütze und 1.830 Flugzeuge die Sowjetunion am 22. Juni 1941 an.
Welche Aufgaben hatten die Heeresgruppen "Nord", "Mitte" und "Süd" im Unternehmen Barbarossa?
Die Heeresgruppe "Nord" sollte die baltischen Länder erobern und Leningrad auslöschen. Die Heeresgruppe "Mitte" sollte in Richtung Minsk-Smolensk-Moskau vorstoßen. Die Heeresgruppe "Süd" sollte in Richtung Kiew vorstoßen, das Donezbecken erobern und zusammen mit der Heeresgruppe "Nord" Moskau angreifen.
Wie verlief der Sommer 1941 im Unternehmen Barbarossa und welche Kesselschlachten gab es?
Die ersten Tage waren von schnellen Vorstößen und der Zerstörung sowjetischer Flugzeuge geprägt. Es folgten große Kesselschlachten bei Bialystok und Minsk, Smolensk, Uman, Odessa, Dnjepropetrowsk und östlich von Kiew, in denen große Teile der sowjetischen Truppen zerschlagen wurden.
Was war das "Unternehmen Taifun" und wann wurde es gestartet?
Das "Unternehmen Taifun" war der Sturm auf Moskau, der am 2. Oktober 1941 gestartet wurde.
Warum scheiterte die deutsche Offensive vor Moskau im Winter 1941/42?
Die Offensive scheiterte aufgrund von Schlammperioden, ersten Schneefällen, fehlender Winterausrüstung, Nachschubproblemen und dem sowjetischen Widerstand.
Welche Folgen hatte der Winterkrieg 1941/42 für die deutsche Wehrmacht?
Die deutsche Offensive kam zum Stillstand, die Truppen erlitten hohe Verluste durch Erfrierungen und die Wehrkraft war geringer als im Frühjahr 1941. Hitler tauschte die militärische Spitze fast komplett aus.
Was war der "Fall Blau" und welche Ziele wurden damit verfolgt?
Der "Fall Blau" war die Sommeroffensive 1942, in der Hitler den Vorstoß zum Kaukasus und Donezbecken befahl, um die Ölfelder bei Grosnij und Maikop zu erobern.
Wie verlief die Sommeroffensive 1942 und welche Erfolge wurden erzielt?
Es gab die Vernichtung sowjetischer Truppen im Kessel von Charkow, die Eroberung der Festung Sewastopol und den Vormarsch zum Kaukasus und zur Wolga, einschließlich der teilweisen Einnahme Stalingrads.
Wo befand sich die größte Ausdehnung des Deutschen Reiches im Krieg?
Die größte Ausdehnung des Deutschen Reiches im Krieg wurde im Sommer/Herbst 1942 erreicht.
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- Michael Jüttner (Author), 2000, 2. Weltkrieg: Der Deutsche Vorstoß im Osten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97301