Was geschah wirklich mit den amerikanischen Städten? Diese hochaktuelle Analyse der Urbanisierungsprozesse und Mobilitätsmuster in den USA enthüllt ein vielschichtiges Bild von Wachstum, Verfall und Wiederbelebung. Von den boomenden Metropolen des 19. Jahrhunderts bis zur heutigen Zersiedelung der Vorstädte zeichnet dieses Buch die dramatische Transformation der amerikanischen Stadtlandschaft nach. Es beleuchtet die treibenden Kräfte hinter der Landflucht, die Expansion der Stadtregionen und die Entstehung von riesigen Städtebändern, wie der berüchtigten Megalopolis an der Ostküste. Doch das Wachstum hat seinen Preis: Die Suburbanisierung führte zu einer tiefgreifenden Krise in den Innenstädten, zur Ghettobildung und zu finanziellen Engpässen, die die Kommunen an den Rand des Ruins trieben. Die Autoren analysieren die Gegenmaßnahmen, die seit den 1960er Jahren ergriffen wurden, um die Städte wieder attraktiver zu machen, von ehrgeizigen Stadtsanierungsprojekten bis zur Förderung des Tourismus. Dabei wird schonungslos aufgezeigt, welche Erfolge erzielt wurden und wo die Bemühungen gescheitert sind. Ein besonderes Augenmerk gilt den regionalen Bevölkerungsverschiebungen, die den Aufstieg des Sunbelt im Süden und Westen der USA begünstigten, während der Norden und Nordosten an Bedeutung verloren. Das Buch ergründet die Ursachen für die hohe Mobilität der Amerikaner, die von Arbeitsplatzwechseln bis hin zu klimatischen Gunstfaktoren reichen. Es ist eine fesselnde Lektüre für alle, die sich für Stadtplanung, Sozialgeographie und die Zukunft der amerikanischen Gesellschaft interessieren. Es bietet wertvolle Einblicke in die komplexen Herausforderungen, vor denen Städte weltweit stehen, und zeigt, wie sich Urbanisierungstendenzen auf das Leben der Menschen auswirken. Die Analyse der Suburbanisierung, der daraus resultierenden Probleme wie Ghettobildung und finanzielle Not der Städte, sowie die Untersuchung der Gegenmaßnahmen wie Stadtsanierungen und Tourismusförderung, bieten ein umfassendes Verständnis der Thematik. Die regionalen Bevölkerungsverschiebungen, insbesondere der Aufstieg des Sunbelt, werden detailliert beleuchtet und die hohe Mobilität der amerikanischen Bevölkerung wird im Kontext historischer und sozialer Faktoren analysiert. Eine essentielle Lektüre für Stadtplaner, Geographen und alle, die sich mit den Herausforderungen moderner Städte auseinandersetzen.
Verstädterungsprozesse und Mobilitätserscheinungen in den USA
Verstädterung allgemein:
Das Auswuchern der Städte über ihre ursprüngliche Grenzen, das Zusammenwachsen von Städten mit den Umlandge- meinden→Entstehung von ungegliederten Stadtlandschaften sowie Ausbreitung städt. Lebensformen in ländliche Ge- biete
Verstädterungstendenzen in den USA:
- 1870 überwiegend ländl. Bevölkerung: 27,5% der Bevölkerung städtisch, 72,5% ländlich Heute: 90% der Bevölkerung städtisch (mit rural nonfarm, d.h. mit Bevölkerungsanteil der in ländlichen Gegenden und städtischen Lebensstiel leben)
Grund für diese Tendenz:
- Bevölkerungswachstum (Einwanderung, natürliche Vermehrung)
- rasche Industrialisierung→Landflucht
Auswirkungen:
- Flächenexpansion der Großstädte (1950-1960 wuchs die Fläche der Stadtregionen um 100%, Bevölkerung aber nur um 38%)
- ausufern der Städte und Zersiedelung des stadtnahen Umlandes (wegen Drang der Amerikaner zum Einfamilienhaus in „ländlicher“ Umgebung, höherer Verdienste)
- Entstehung von Stadtagglomerationen und Städtebändern (z.B. Megalopolis zw. Boston u. Washington, südl. der großen Seen um Chicago und Pittsburgh, Pazifikküste zw. San Joséé und San Francisco)→Atlas S. 190/191
- Suburbanisierung (Wachstum der Randzonen auf Kosten der Innenstädte)
Probleme durch die Zersiedelung:
- Vororte müssen schnell aufwendige Einrichtungen bereitstellen (z.B. Infrastruktur, Schulen, Krankenhäuser)
- Städte geraten in Finanznot durch Auszug der besten Steuerzahler
(reiche Bevölkerungsschichten, Industrie, Geschäfte)
→ Städte können den Verpflichtungen zur Pflege und Ausbau öffentlicher Einrichtungen nicht mehr nachkommen, keine Sanierungen mehr, Verfall der Innenstädte
- Ghettobildung in den Städten, nur die Ärmeren Schichten bleiben in den Innenstädten
- Frustration, Armut, Unzufriedenheit, Hoffnungslosigkeit, Kriminalität der Innenstadtbevölkerung
- seit 1970 verlangsamtes Wachstum der Großstadtbevölkerung, in einigen Ballungsräumen sogar Rückgang→weitere Einnahmeverluste der Großstädte
Gegenmaßnahmen:
- Stadtsanierungen (seit 1960) sollen Zentren wieder attraktiv machen
- Tourismus wird angekurbelt (Hotels, Cafés, Restaurants, Geschäftspassagen, Freizeits- u. Unterhaltungseinrichtungen) jedoch begrenzter Erfolg:
- Schäden können nicht kurzfristig behoben werden
- sehr kostenintensiv, daher Beschränkung auf einige wenige Projekte
- Slumbevölkerung kann sich den Rückzug in die renovierten Gebiete meist nicht leisten oder sind nicht in der Lage sie sinnvoll zu nutzen
Regionale Bevölkerungsverschiebungen:
- seit 60er Jahre Bevölkerungsbewegung von Norden u. Nordosten in den Süden v.a. nach Florida, Arizona, Texas, Nevada; Grund: industrieller Aufschwung des Sunbelt, klimatische Gunstfaktoren (Rentner)
Häufig gestellte Fragen
Was sind die allgemeinen Merkmale von Verstädterung?
Verstädterung beschreibt das Ausdehnen von Städten über ihre ursprünglichen Grenzen hinaus, das Zusammenwachsen von Städten mit Umlandgemeinden, die Entstehung ungegliederter Stadtlandschaften und die Ausbreitung städtischer Lebensformen in ländliche Gebiete.
Welche Verstädterungstendenzen gibt es in den USA?
In den USA hat sich die Bevölkerungsverteilung von überwiegend ländlich (72,5% im Jahr 1870) zu überwiegend städtisch (90% heute) verschoben. Diese Tendenz ist auf Bevölkerungswachstum (Einwanderung, natürliche Vermehrung) und rasche Industrialisierung (Landflucht) zurückzuführen.
Welche Auswirkungen hat die Verstädterung in den USA?
Die Verstädterung führt zu Flächenexpansion der Großstädte, Zersiedelung des Umlandes, Entstehung von Stadtagglomerationen und Städtebändern (z.B. Megalopolis) sowie Suburbanisierung (Wachstum der Randzonen auf Kosten der Innenstädte).
Welche Probleme entstehen durch die Zersiedelung in den USA?
Die Zersiedelung führt zu Problemen wie der Notwendigkeit, schnell aufwendige Einrichtungen in den Vororten bereitzustellen (Infrastruktur, Schulen, Krankenhäuser), Finanznot der Städte durch Auszug von Steuerzahlern, Ghettobildung in den Städten, Armut, Kriminalität und seit den 1970er Jahren verlangsamtes Wachstum der Großstadtbevölkerung oder sogar Rückgang.
Welche Gegenmaßnahmen gibt es gegen die Probleme der Verstädterung in den USA?
Gegenmaßnahmen umfassen Stadtsanierungen (seit 1960), um Zentren wieder attraktiv zu machen, und die Ankurbelung des Tourismus. Diese Maßnahmen haben jedoch begrenzten Erfolg aufgrund der Kostenintensität und der Schwierigkeit, die Schäden kurzfristig zu beheben.
Welche regionalen Bevölkerungsverschiebungen gibt es in den USA?
Seit den 1960er Jahren gibt es eine Bevölkerungsbewegung von Norden und Nordosten in den Süden, vor allem nach Florida, Arizona, Texas und Nevada. Dies ist auf den industriellen Aufschwung des Sunbelt und klimatische Gunstfaktoren zurückzuführen. Die Amerikaner zeigen ein starkes mobiles Verhalten aufgrund rascher Arbeitsplatzwechsel und eines starken sozialen Aufstiegswillens.
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- Gerald Wildenauer (Author), 2000, Verstädterungsprozesse und Mobilitätserscheinungen in den USA, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97261