Schülerarbeitsblatt
Friedrich Nietzsche : “ Also sprach Zarathustra “
1. kurzer Ü berblicküber das Leben Friedrich Nietzsches
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Das Nietzsche - Archiv in Weimar
- Elisabeth Förster - Nietzsche drängte nach der Heirat mit dem Antisemiten Bernhard Förster immer mehr danach, Macht über Nietzsche zu erlangen
- gründete das Nietzsche-Archiv, in dem sie seine Texte unter nationalsozialistischem Konzept verfälschte und ihre eigene Biographie Nietzsches entwarf
- ihre Arbeit erhielt allgemein große Anerkennung, besonders von Hitler
3. “ Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen “
- Teil 1 bis 3 erschien zwischen 1883 und 1885
- die große Form des Werkes entzieht sich jeder Einordnung
- Untertitel läßt verlauten, daß Zarathustra und seine Art Nietzsche als Adressaten nicht zur Verfügung stehen
- Nietzsche sieht Zarathustra als “ Bibel der Zukunft, den höchsten Ausbruch des Genius, indem das Schicksal der Menschheit einbegriffen ist. “
Versteht man unter 'Inhalt' eine nacherzählbare Handlung, so bietet hier Nietzsches Zarathustra lediglich einige Motive, zusammengehalten durch die Hauptfigur selbst: Die Handlung des Werkes ist die fortschreitende Entwicklung seines Protagonisten, sein innerer Werdegang zum Verkünder der Umwertung aller Werte, des Übermenschen, vor allem aber der ewigen Wiederkehr des Gleichen. Zarathustra, der persische Religionsstifter und Prophet, beschließt nach zehnjährigem Einsiedlertum, nunmehr seine gewonnene Weisheit mit den Menschen zu teilen. Als er in ein Dorf gelangt, dessen Einwohner gerade auf den Auftritt eines Seiltänzers warten, predigt er der Menge sein Konzept vom »Übermenschen«: »Der Mensch ist etwas, das überwunden werden soll. Was habt ihr getan, ihn zu überwinden?« Der schwache und fremdbestimmte Mensch müsse über sich hinauswachsen und schließlich, eines Tages, der Vergangenheit angehören. Unverstanden wird Zarathustra von der höhnischen Gemeinde abgewiesen; so faßt er den Entschluß, nicht mehr zum Volke, nur noch zu herausragenden Einzelnen zu sprechen, und setzt seine Reise fort. Von kaum einem äußeren Ereignis bestimmt, beginnt nun eine Folge von Predigten, Gesängen, beschwörenden Ausbrüchen sowie lyrischen und kraftvollen (Selbst-)Gesprächen, die Zarathustras Lehre anschaulich dem Leser offenbaren und keinen Bereich des Lebens - die Kirche, den Staat, die Wissenschaft, die Künste - unkritisiert lassen. ( Textauszug aus dem Internet : www.xlibris.de/Autoren/Nietzsche/NzKurzin/NzK101.htm )
3. 1. Der Stil des Zarathustras
- Arbeit am Stil = Arbeit am Gedanken
- “ Den Gedanken verbessern. Den Stil verbessern - dass heisst den Gedanken verbessern, und gar Nichts weiter ! “
- Zarathustra spricht fast ausschließlich in Bildern und Gleichnissen, die von vornherein “Nichteingeweihten” den Zugang zum Buch verschließen
- Schreibstil wird teilweise als halkyonisch gedeutet :
- Der Gott der Winde sendet den in Eisvögel verwandelten Liebenden Keyx und Alkyone ruhiges Wetter, damit sie im Winter nisten können. Diese windstillen Tage im Winter wurden seither in der Antike als halkyonisch bezeichnet.
- Nietzsche Form der Sprache wird aber auch als Sprache des Dithyrambus bezeichnet : sie ist die sprachliche Form, welche die jeweilige philosophische Stimmung Zarathustras ausdrückt
3. 2. Die Komposition des Zarathustras
- es existiert kein an ein System gebundener Verlauf der Wanderung Zarathustras
- “ Er zieht umher, ist - wie Nietzsche selbst - einmal in der einen Umgebung, dann wieder in einer anderen, kehrt zurück oder geht fort. “
- Umgebungen wechseln mit Gedankenbildern Nietzsches, sind gleichzeitig der Hintergrund für diese und treten als Erkennungszeichen auf :
- “ Nietzsche hat, speziell in der Spätphase seines schöpferischen Daseins, Begriffe benutzt, die leer und fast blutlos, beinahe nichtssagend scheinen ( z. B. der Begriff “ höhere Menschen “ ): man muß sich folglich aller vorhergehenden Bedeutungen erinnern, mit denen er sie angefüllt hat. Diese Begriffe sind sozusagen Siglen : sie sollen uns immer an das denken machen, was vorher gewesen ist. [ ... ] . ( M M, Notizen, LXXII )
3.3. Kommen und Gehen : die vier Teile
- erster Teil : Zarathustra steigt aus seinem Gebirge hinab; endet mit dem Verlassen seiner Jünger und der Rückkehr in die Einsamkeit
- zweiter Teil : Zarathustra bricht aus seiner Einsamkeit auf, kehrt nicht gleich zurück, läßt diesmal seine Freunde hinter sich
- dritter Teil : Heimkehr Zarathustras in seine Einsamkeit ( Selbstgespräche, Gespräche mit Tieren, mit dem Leben )
- vierter Teil : Aufbruch ;Treffen markanter Figuren => er lädt sie zum abendlichen Fest in seine Höhle ein ; am nächsten Morgen läßt er Höhle und Gäste hinter sich
- “ Ich schliesse Kreise um mich und heilige Grenzen; immer Wenigere steigen mit mir auf immer höhere Berge. “ ( Zarathustra, Von alten und neuen Tafeln )
4. Der Gegenschlag der Christen ? - Nietzsche, der Prophet Adolf Hitlers ! ?
- Setzen Sie sich nach der Lesung des Textauszuges mit folgendem Zitat auseinander :
“ Hitler ist der Testamentsvollstrecker Nietzsches . “ ( Georg Lukàcs )
eigene Notizen :
Kurzvortrag Friedrich Nietzsche : “ Also sprach Zarathustra “
1. kurzer Ü berblick zum Leben Friedrich Nietzsches
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
- litt unter kleinstädtischer Enge Naumburgs und unter seinen konservativen Tanten
- in “ Schulpforta “ Lernen nach klassischem Bildungsideal => lit. und mus. Produktion nimmt zu
- 1875 nehmen seine schweren Krankheiten zu ( Geistesverwirrtheit, Wahnvorstellungen, Tobsuchtsanfälle ) => muß Unterrichtung/Professur aufgeben
- oft Reisen, um Gesundheit und Genesung zu finden
- große Einsamkeit, keine Freunde
- Werke im wesentlichen von der Gesellschaft verkannt => zunehmende Selbstüberschätzung
- zuverlässiger Freund : Franz Overbeck
- Nietzsche hält sich zu letzt für Jesus, Buddha, Wagner, Napoleon
- Mutter holt Nietzsche nach Jena in Nervenheilanstalt und pflegt ihn
- mehrere Schlaganfälle => Tod 25. August 1900 in Weimar
2. Nietzsche - Archiv in Weimar
- Bruch der Geschwister durch Heirat Elisabeths mit Antisemiten Bernhard Förster
- nach Selbstmord ihres Mannes Rückkehr nach Naumburg
- versucht Nietzsche körperlich, geistig, finanziell in ihren Besitz zu bekommen
- Gründung des Nietzsche Archivs
- fälscht und verfälscht Schriften systematisch
- errichtet eigene Biographie Nietzsches verlegt sie
- Arbeit findet Anerkennung => mehrmals für Nobelpreis vorgeschlagen => nie geklappt
- erhielt Ehrendoktorwürde, Ehrensold von Hindenburg
- nationale, antisemitische Ausrichtung des Archivs
- oft Besuche Hitlers
- Unterstützung Hitlers und Mussolinis
3. “ Also sprach Zarathustra “
- ersten 3 Teile zwischen 1883/5 erschienen
- kein Verleger gefunden => privat 40 Exemplare gedruckt
- Form des Werkes entzieht sich jeder Einordnung
- Untertitel : “ Ein Buch für Alle und Keinen “
- => Zarathustra und seine Art stehen Nietzsche als Adressaten nicht zur Verfügung
- Einsamkeit ( auch Nietzsches ) = “ Einsamkeit der Distanz “
- sieht Zarathustra selbst als Bibel der Zukunft, den höchsten Ausbruch des Genius, indem das Schicksal der Menschheit einbegriffen ist
- viele stilistische Anlehnungen an heilige Bücher
- oft nur leicht veränderte Bibelzitate
4. Stil
- erhob Stil selbst zum wichtigen Gegenstand philosophischer Auseinandersetzung
- Arbeit am Stil = Arbeit am Gedanken
- “ Den Gedanken verbessern. Den Stil verbessern - dass heisst den Gedanken verbessern, und gar Nichts weiter ! “
- Zarathustra spricht fast ausschließlich in Bildern und Gleichnissen
- Stil als Versuch einen besonderen Zustand zu vermitteln
- => Nichteingeweihten bleibt Zugang verwehrt
- => Stil erhält auslesende Funktion
- halkyonischer Ton ( entstammt der griech. Mythologie ) :
Der Gott der Winde sendet den in Eisvögel verwandelten Liebenden Keyx und Alkyone ruhiges Wetter, damit sie im Winter nisten können. Diese windstillen Tage im Winter wurden seither in der Antike als halkyonisch bezeichnet.
- windstille Wintertage : Ruhe, Gelassenheit, befristet Pause nach überstandenen und vor bevorstehenden Auseinandersetzungen, Stürmen
- bestimmend : Kälte, Unwirtlichkeit des Winters
- Sprache des Dithyrambus ( in Antike Kultgesang für Dionysos )
- bei Nietzsche : sprachliche Form, welche die philosophische Stimmung des Zarathustra wiedergeben soll
- Erlebnisse von Gedanken rufen Stimmungen hervor
- => Zusammengehörigkeit von Stimmung und philosophischen Gehalt
5. Typus
- Begriff Typus tritt mehrmals auf ( Bsp. : Typus Übermensch, Typus Mensch )
- erreicht Verallgemeinerung
- Nietzsche muß damit keine allgemeine Definition für den Menschen geben
- Zarathustra als Typus : mögliche Spielart des Menschseins => Individualität
- Darstellung einer noch nicht vorhandenen Möglichkeit
6. Die Komposition des “ Zarathustras “
- Sehr offene Komposition => Nietzsche konnte immer wieder neue Gedanken, Texte eingliedern
- später Vorentwürfe gruppiert und dann nochmal abgeschrieben
- kein systematisch - zwingender Verlauf
- Kombination und Abfolge der Texte durch Geschmack und Vorlieben Nietzsches organisiert
- keine eigentliche Geschichte der Wanderungen Zarathustras, keine Marschroute
- “ Er zieht umher, ist - wie Nietzsche selbst - einmal in der einen Umgebung, dann wieder in einer anderen, kehrt zurück oder geht fort. “
- Umgebungen wechseln mit Gedankenbildern, sind der jeweilige Hintergrund für diese
- treten teilweise als Erkennungszeichen auf => stellen Bezüge zwischen den einzelnen Reden und Bildern Zarathustras her
- eine entsprechende Funktion haben die markanten Figuren, die mit Zarathustra zusammentreffen ( spielen mit Namen und Titeln auf anderen Kontext an oder verweisen auf Thematiken )
- Nietzsche verwendet oft Siglen :
- “ Nietzsche hat, speziell in der Spätphase seines schöpferischen Daseins, Begriffe benutzt, die leer und fast blutlos, beinahe nichtssagend scheinen ( z. B. der Begriff “ höhere Menschen “ ): man muß sich folglich aller vorhergehenden Bedeutungen erinnern, mit denen er sie angefüllt hat. Diese Begriffe sind sozusagen Siglen : sie sollen uns immer an das denken machen, was vorher gewesen ist. [ ... ] . ( M M, Notizen, LXXII )
- Gedankenbilder und Reden Zarathustras inhaltlich nicht gleichmäßig gestreut
- haben Schwerpunkte um gedankliche Zentren herum
7. Kommen und Gehen : die vier Teile
- erster Teil beginnt damit, daß Zarathustra aus dem Gebirge hinabsteigt
- endet mit dem Verlassen seiner Jünger und der Rückkehr in die Einsamkeit
- zweiter Teil : Zarathustra bricht aus seiner Einsamkeit auf, kehrt nicht gleich zurück, läßt diesmal seine Freunde hinter sich => Gang in die Einsamkeit
- auf dem Weg dorthin überquert er einen Berg und gelangt an das andere Gestade einer Insel => Beginn dritter Teil
- in dessen Mitte Heimkehr Zarathustras in seine Einsamkeit ( Selbstgespräche, Gespräche mit Tieren, mit dem Leben )
- Beginn des vierten Teil Aufbruch
- Treffen markanter Figuren => er läd sie zum abendlichen Fest in seine Höhle ein
- am nächsten Morgen läßt er Höhle und Gäste hinter sich => Ende vierter Teil
- ==> Distanzierungen machen die Unterteilung des Zarathustras aus :
- “ Ich schliesse Kreise um mich und heilige Grenzen; immer Wenigere steigen mit mir auf immer höhere Berge. “ ( Zarathustra, Von alten und neuen Tafeln )
- dieses Zitat bezeichnet auch die Tendenz des Buches : Nietzsches Gedanken sind in ihrer Radikalität einsame Experimente, sind Gedanken eines Einsamen
8. Nietzsche, der Prophet Adolf Hitlers ! ( ? )
- Textauszug DWzM Seite 129 ff vorlesen und folgendes Zitat nach der Untersuchung und Auseinandersetzung mit den Textbeispielen zur Diskussion stellen
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt des Schülerarbeitsblatts über Friedrich Nietzsches "Also sprach Zarathustra"?
Das Arbeitsblatt bietet einen Überblick über Friedrich Nietzsches Leben, das Nietzsche-Archiv in Weimar und das Werk "Also sprach Zarathustra". Es behandelt den Stil und die Komposition des Werkes und diskutiert die Interpretation Nietzsches als Prophet Adolf Hitlers.
Wer war Elisabeth Förster-Nietzsche und welche Rolle spielte sie im Nietzsche-Archiv?
Elisabeth Förster-Nietzsche war Friedrich Nietzsches Schwester. Nach der Heirat mit dem Antisemiten Bernhard Förster gründete sie das Nietzsche-Archiv, in dem sie Nietzsches Texte unter nationalsozialistischen Gesichtspunkten verfälschte und eine eigene Biographie Nietzsches entwarf.
Was sind die zentralen Themen in "Also sprach Zarathustra"?
Das Werk behandelt die Entwicklung Zarathustras zum Verkünder der Umwertung aller Werte, des Übermenschen und der ewigen Wiederkehr des Gleichen. Es kritisiert verschiedene Aspekte des Lebens, einschließlich Kirche, Staat, Wissenschaft und Künste.
Wie wird der Stil von "Also sprach Zarathustra" beschrieben?
Der Stil wird als bildhaft und gleichnishaft beschrieben, was den Zugang für Uneingeweihte erschwert. Er wird auch als halkyonisch (ruhig, gelassen) und als Sprache des Dithyrambus (ausdrucksstark, philosophisch) bezeichnet.
Wie ist "Also sprach Zarathustra" aufgebaut?
Das Werk hat keine systematisch-zwingende Handlung. Es besteht aus vier Teilen, die durch Zarathustras Kommen und Gehen, seine Distanzierungen und seine Wanderungen gekennzeichnet sind.
Was ist der "Übermensch" in Nietzsches Philosophie?
Der Übermensch ist ein zentrales Konzept in Nietzsches Philosophie, insbesondere in "Also sprach Zarathustra". Es beschreibt einen Menschen, der sich selbst überwunden hat, über seine Schwächen hinausgewachsen ist und neue Werte geschaffen hat.
Was bedeutet der Begriff "Siglen" im Zusammenhang mit Nietzsches Werk?
Nietzsche verwendete oft Begriffe (Siglen), die scheinbar leer und nichtssagend sind. Der Leser soll sich an die vorherigen Bedeutungen erinnern, mit denen er sie gefüllt hat.
Was bedeutet die Aussage: "Hitler ist der Testamentsvollstrecker Nietzsches"?
Dieses Zitat, von Georg Lukács, ist ein Diskussionspunkt, der nach der Analyse der Textbeispiele gestellt wird. Es thematisiert die Frage, inwieweit Nietzsches Philosophie von den Nationalsozialisten vereinnahmt und missbraucht wurde.
Welche Rolle spielt die Einsamkeit in Nietzsches Werk "Also sprach Zarathustra"?
Die Einsamkeit wird als "Einsamkeit der Distanz" beschrieben und spiegelt Nietzsches eigene Isolation wider. Sie ist ein notwendiger Zustand, um zu neuen Erkenntnissen und zur Entwicklung des eigenen Selbst zu gelangen.
Was ist die Bedeutung der vier Teile in "Also sprach Zarathustra"?
Die vier Teile des Buches sind durch Zarathustras Distanzierungen gekennzeichnet: Aufbruch, Verlassen von Jüngern oder Freunden, Heimkehr in die Einsamkeit und erneuter Aufbruch. Diese Distanzierungen symbolisieren die radikalen und einsamen Experimente von Nietzsches Gedanken.
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- Alexander Keil (Author), 2000, Friedrich Nietzsche - Also sprach Zarathustra - Ein Buch für Alle und Keinen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97159