Ein Spanien zerrissen zwischen Tradition und Revolution, zwischen absolutistischer Herrschaft und dem Aufbegehren liberaler Geister – das ist das faszinierende Panorama des 19. Jahrhunderts, das sich in diesem Buch entfaltet. Wir erleben den Niedergang einer Weltmacht, gezeichnet von blutigen Unabhängigkeitskriegen gegen Napoleon, dem Ringen um eine Verfassung und den erbitterten Machtkämpfen zwischen Absolutisten und Liberalen. Fernando VII., eine tragische Figur, klammert sich an die Vergangenheit, während das Bürgertum nach politischer und wirtschaftlicher Teilhabe strebt. Die Ära Isabelina, geprägt von Desamortisation und politischer Instabilität, mündet in die "Gloriosa", die Flucht der Königin und das kurze Intermezzo der Ersten Republik. Doch die Restauration der Bourbonen unter Alfonso XII. bringt keine dauerhafte Ruhe. Im Gegenteil: Unter der Oberfläche brodelt es, während Liberalismus, Parteienhader, Pronunciamientos und die aufkeimende Arbeiterbewegung die Fundamente der Gesellschaft erschüttern. Parallel zu diesen politischen Umwälzungen entfaltet sich eine reiche literarische Szene. Die Romantik, beeinflusst von Byron und Hugo, findet in Gestalten wie José de Espronceda ihren leidenschaftlichen Ausdruck. Seine "Canción del pirata", ein Hymnus an Freiheit und Rebellion, wird zum Symbol einer Epoche, in der das Individuum gegen die Konventionen aufbegehrt. Begleiten Sie uns auf einer Reise durch ein Jahrhundert der Gegensätze, der Tragödien und der Hoffnung, ein Jahrhundert, das Spanien für immer verändern sollte. Eine Epoche, die von politischen Intrigen, glanzvoller Lyrik und dem unaufhaltsamen Ruf nach Freiheit geprägt war. Dieses Buch ist nicht nur eine Chronik historischer Ereignisse, sondern auch ein Fenster in die Seele einer Nation, die sich neu erfindet, voller Widersprüche, aber auch voller unbändiger Lebenskraft. Tauchen Sie ein in die Welt der spanischen Romantik, der politischen Umbrüche und der literarischen Meisterwerke. Erleben Sie, wie die Ideale von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die Gesellschaft erschüttern und neue Wege weisen. Entdecken Sie die verborgenen Geschichten hinter den großen Ereignissen und lassen Sie sich von der Leidenschaft und dem Mut der Menschen inspirieren, die für ihre Überzeugungen kämpften. Ein Jahrhundert voller Dramatik, das bis heute nachwirkt.
1. Geschichte Spaniens im 19.Jahrhundert
I) Fernando VII
Spanien zu Anfang des 19.Jahrhunderts ist eine absolutistische Monarchie unter dem Bourbonenkönig Fernando VII. Spanien orientierte sich im vorangegangenen Jahrhundert am aufklärerischem Frankreich... mit der frz. Revolution nähert sich Spanien allerdings wieder der Kirche an ... Schließlich wird bei der Schlacht von Trafalgar die gesamte Spanische Flotte versenkt und durch den Vertrag von Fontainebleau wird Napoleon autorisiert Truppen nach Spanien zu bringen für den Krieg mit Portugal. Nach der „Besetzung“ Spaniens wird Fernando VII gezwungen zugunsten Napoleons Bruder Joseph Bonaparte abzudanken.
2.Mai1808: Volksaufstand, der sich zum 6jährigen Unabhängigkeitskrieg entwickelte.
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Der Widerstand wurde von den Intellektuellen aus Bürgertum und Adel (LIBERALES) organisiert, aus den einzelnen regionalen Widerstandsgruppen entwickelten sich die JUNTAS (Volksversammlungen)
Die Kampftruppe kann man hierbei den Traditionalisten zuordnen àABSOLUTISTAS
→ grausamer Guerillakrieg → Land weitestgehend verwüstet
1812: 1.freiheitliche Verfassung der Junta von Cádiz
1813/1814: Vertreibung der Franzosen & Reinthronisierung Fernandos VII aufgrund des Vertrag von Valençay F.VII führt wieder Ancien Regime i. S. der Heiligen Allianz, Abschaffung der Verfassung, Wiedereinführung
d. Inquisition,. Rückholung der Jesuiten, die unter Carlos III. um 1766 aus Spanien vertrieben wurden
1820: PRONUNCIAMENTO (Staatsstreich) des Obersten Rafael de Riego mit Unterstützung des Heeres
1820 - 1823: „TRIENIO LIBERAL“: período constitucional Fernando muß Verfassung anerkennen
1823: frz. Intervention → Niederwerfung der Liberalen
1823 - 1833: Absolutismus unter Fernando VII wie zuvor, Verfolgung der liberalen Intelligenz → Exil → Verlust des Ranges einer Weltmacht
1833: Tod Fernandos
II)Era Isabelina (1833 - 1868); (*1830 - †1904)
1830: PRAGMÁTICA SANCIÓN: Fernando VII legalisiert weibliche Thronfolge (einzige Tochter Isabel im Vorzug zu seinem Bruder Carlos) 1833-1843: I. wird von Ihrer Mutter vertreten
Es entwickelte sich Besitz-/ und Finazbürgertum, auf Grund wachsenden Kapitalinteresses Mitte 30er Jahre: Desamortisation (Verkauf von Kirchengütern und Gemeindebesitz), eigentlich gedacht war diese Maßnahme zur Finanzierung des 1. Carlistenkrieges
Entstehung zentralistischer Administration und Infrastruktur
Streitereien zwischen verschiedenen politischen und gesellschaftlichen Gruppierungen, nebst einhergehender Wirtschaftskrise führen zur Septemberrevolution:
III) LA GLORIOSA
Isabel flieht nach Frankreich
Cortes erarbeiten neue Verfassung
1870-1871: Spanisch -französischer Krieg (da Kandidatur eines Hohenzollernprinzen)
1871-1873: Amadeo I von Savoyen auf spanischen Thron, allerdings ist dieser sehr schwacher König (kann nicht 3.Carl.krieg verhindern)
11.02 1873: Ausrufung der 1. Spanischen Republik, dauerte aber nur 10 Monate wg. Unentschlossenheit und realitätsfernem Realismus zw. Liberalen und Republikanern
29.12.1874: PRONUNCIAMENTO durch General Martínez Campos
01.01.1875: àRestauration der Bourbonenmonarchie
IV) ÉPOCA DE LA RESTAURACIÓN
Politisch sehr konservativ, wirtschaftlich liberal
1876: Verfassung: konstitutionelle Erbmonarchie ( Volk: 2Kammernsystem; König: Veto) Alfonso XII (Sohn Isabels) regiert bis 1888
1902-1931: Alfonso XIII, 1931 Abdankung
Stichworte zum 19. Jahrhundert: Liberalismus, Parteienhader, pronunciamentos, absolutistische Herrscher und Exil, Carlistenkriege, Arbeiterbewegung, Wirtschaftskrise, Verfassungen, Unabhängigkeitskrieg, Republikanismus
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2. Literatur des 19. Jahrhunderts
von Anfang an: Entwicklung der verschiedensten Presseprodukte, Möglichkeit des Journalismus trotz Zensur; breiter gewordenes Publikum
Überblick:
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Romantik beginnt im Vgl. mit dem restlichen Europa erst sehr spät: anfangs der 30er Jahre... sie kann nicht früher beginnen, da unter Fernando alles was die „ewigen Werte“ in Frage stellt, unterdrückt wird. Zuvor gab es jedoch bereits im 18. Jhd. den „primer romanticismo español“, der vor allem auf der Rezeption fremdsprachiger Werke besonders der „gothic novel“ aus England basierte
Viktor Hugo: „le libéralisme en poésie“
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3. Biographie Esproncedas:
- Espronceda y Delgado, José Leonardo de (1808-1842) geboren zwischen Villafranca de los Barros und Almendralejo (Provinz Badajoz), gestorben in Madrid.
- spanischer Dichter und Revolutionär Mit 13 gründete er den Geheimbund der NUMANTINOS Bereits im Alter von 14 Jahren schrieb er seine erste Ode. Mit 15 wurde er wegen seiner demokratischen Überzeugung verhaftet. Während der fünfjährigen Haftzeit entstand sein historischer Roman Don Sancho Saldaña o El castellano de Cuéllar (1834).
- 1827:Nach seiner Freilassung emigrierte(mehr aus Abenteuerlust als aus Verfolgung) er aus Spanien, hielt sich in Portugal und England auf und nahm an der Pariser Juli-Revolution teil (1830). Während der folgenden Jahre widmete er sich vorrangig seinen revolutionären Zielen und wurde 1842, kurz vor seinem Tod, Abgeordneter der Stadt Almería.
- 1842: Stirbt an Diphtherie
4. Werk
- Er stand unter dem literarischen Einfluss des englischen Dichters Lord Byron und gilt als führender Vertreter der spanischen Romantik.
Zu seinen Hauptwerken zählt die Verserzählung El estudiante de Salamanca (1840, Thema: weiße Dame), eine Variation des Don-Juan-Motivs.
Lyrische Dichtungen enthält der Band Poesías (1840), in dem der Einfluss Sir Walter Scotts und Byrons erkennbar ist: enthält Freiheitsgesänge, wie El dos del Mayo (patriotisch, aber auch kritisch), Canciones: El reo de muerte, El verdugo, El mendigo, Canto del cosaca
Das Versepos El diablo mundo (Der Weltteufel) wird häufig als Esproncedas ‚Faust‘- Dichtung angesehen; obgleich es unvollendet blieb, gilt es als eines seiner besten Werke.
- Wegbereiter der littérature engagée , da nicht nur Lyriker, sondern auch Journalist und Politiker, z.B. Artikel:
Libertad, Igualdad, Fraternidad (1835); Gründer der Zeitung EL SIGLO (fiel Zensur zum Opfer), politisch: Steuergesetzgebung
Seine wichtigsten Texte wurden erst in Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht, später erst in Buchform als Werk
5. Canción del pirata
- Das erste von den fünf CANCIONES (alle verwandt durch: Outsider - Ich, Provokation der Ordnung)
- Thema:
romantischer Banditenmythos, in byronscher Trotzhaltung (selbstsicher, unbekümmert) gegen die Konventionen der Gesellschaft lyrisches Ich wird gleichgesetzt mit dem Piraten: Outsider, Normenbrecher, Unbürgerlichen àFreiheitspathos
- Idee von Freiheit und Gleichheit:
Frei von Todesangst (politisch, existenziell, persönlich)
Frei von Gewinnsucht
Frei von Beschränkungen
- Anarchistisch, Kampfansage an Bürgertum
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt der "Geschichte Spaniens im 19. Jahrhundert"?
Dieser Abschnitt behandelt die spanische Geschichte im 19. Jahrhundert, beginnend mit Fernando VII und seiner absolutistischen Monarchie. Er beschreibt den Unabhängigkeitskrieg gegen Napoleon, die erste liberale Verfassung, die Restauration des Absolutismus, die Ära Isabelina, die Septemberrevolution ("La Gloriosa"), die kurzlebige Erste Spanische Republik und die anschließende Restauration der Bourbonenmonarchie.
Was waren die Hauptmerkmale der Herrschaft von Fernando VII?
Fernando VII regierte als absolutistischer Monarch. Nach der Vertreibung der Franzosen und seiner Reinthronisierung schaffte er die liberale Verfassung ab, führte die Inquisition wieder ein und holte die Jesuiten zurück. Seine Herrschaft war geprägt von der Verfolgung liberaler Intellektueller.
Was war die "Era Isabelina"?
Die "Era Isabelina" (1833-1868) bezieht sich auf die Regierungszeit von Isabel II. (Isabella II.). Sie wurde durch die Pragmatische Sanktion ermöglicht, die die weibliche Thronfolge legalisierte. Die Periode war durch politische Auseinandersetzungen, Wirtschaftskrisen und die Entstehung eines Besitz- und Finanzbürgertums gekennzeichnet. Die Desamortisation, der Verkauf von Kirchengütern und Gemeindebesitz, fand während dieser Zeit statt.
Was war "La Gloriosa"?
"La Gloriosa" bezieht sich auf die Septemberrevolution, die zur Flucht von Isabel II. nach Frankreich führte.
Was geschah nach "La Gloriosa"?
Nach "La Gloriosa" erarbeiteten die Cortes eine neue Verfassung. Amadeo I. von Savoyen wurde König, war aber ein schwacher Herrscher. Es folgte die Ausrufung der Ersten Spanischen Republik, die jedoch nur kurzlebig war.
Was war die "Época de la Restauración"?
Die "Época de la Restauración" war eine politisch konservative und wirtschaftlich liberale Periode, die mit der Restauration der Bourbonenmonarchie unter Alfonso XII begann. Sie wurde durch die Verfassung von 1876 geprägt, die eine konstitutionelle Erbmonarchie etablierte.
Welche Stichworte kennzeichnen das 19. Jahrhundert in Spanien?
Liberalismus, Parteienhader, Pronunciamentos (Staatsstreiche), absolutistische Herrscher und Exil, Carlistenkriege, Arbeiterbewegung, Wirtschaftskrise, Verfassungen, Unabhängigkeitskrieg, Republikanismus.
Was behandelt der Abschnitt über die Literatur des 19. Jahrhunderts?
Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die literarische Entwicklung im 19. Jahrhundert, einschließlich des Aufkommens von Presseprodukten und Journalismus. Er behandelt die späte Entwicklung der Romantik in Spanien und den Einfluss ausländischer Werke.
Wer war Espronceda?
José Leonardo de Espronceda y Delgado (1808-1842) war ein spanischer Dichter und Revolutionär. Er gilt als führender Vertreter der spanischen Romantik.
Welche Werke werden Espronceda zugeschrieben?
Zu Esproncedas Hauptwerken zählen die Verserzählung "El estudiante de Salamanca", der Gedichtband "Poesías" und das Versepos "El diablo mundo".
Was ist die "Canción del pirata"?
Die "Canción del pirata" ist eines der bekanntesten Gedichte von Espronceda. Es ist das erste von fünf "Canciones", die alle durch das Thema des Außenseiters, die Provokation der Ordnung und das Freiheitsideal verbunden sind.
Was sind die Hauptthemen der "Canción del pirata"?
Die "Canción del pirata" thematisiert den romantischen Banditenmythos, die byronische Trotzhaltung gegen gesellschaftliche Konventionen, die Gleichsetzung des lyrischen Ichs mit dem Piraten als Außenseiter und Normenbrecher, sowie das Freiheitsstreben.
Was sind die Freiheitsvorstellungen in "Canción del pirata"?
Freiheit von Todesangst, Frei von Gewinnsucht, Frei von Beschränkungen.
Welche Bedeutung hat Esproncedas Werk im Kontext der "littérature engagée"?
Espronceda gilt als Wegbereiter der "littérature engagée", da er nicht nur Lyriker, sondern auch Journalist und Politiker war. Er setzte sich für politische Ideale wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ein und kritisierte die herrschenden Verhältnisse.
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- Steffen Buch (Author), 2000, Geschichte und Literatur im Spanien des 19. Jahrhunderts. Das Leben und Werk von José de Espronceda, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97084