Stellen Sie sich vor, das Leben ist ein rauschendes Fest, ein Tanz um das goldene Kalb des Wohlstands. Doch was, wenn mitten in diesem Taumel der Tod als ungebetener Gast erscheint und zur letzten Rechnung bittet? Hugo von Hofmannsthals "Jedermann", ein zeitloses Mysterienspiel, konfrontiert uns mit dieser unausweichlichen Wahrheit. Der reiche Jedermann, versunken in Luxus und Selbstgefälligkeit, muss erkennen, dass irdischer Besitz und vermeintliche Freunde im Angesicht des Todes wertlos sind. Verlassen von Gesellen, Vettern und sogar seinem geliebten Mammon, steht er plötzlich allein vor dem göttlichen Gericht. Wird er einen Weg der Umkehr finden, bevor es zu spät ist? Begleiten Sie Jedermann auf seiner erschütternden Reise der Selbsterkenntnis, eine Reise, die ihn zwingt, sein Leben, seine Werte und seine Beziehung zu Gott zu hinterfragen. Das Stück, das seit 1920 fester Bestandteil der Salzburger Festspiele ist, berührt universelle Fragen nach Reichtum, Armut, Glaube und der menschlichen Sterblichkeit. Es ist eine eindringliche Mahnung, die uns daran erinnert, was im Leben wirklich zählt. "Jedermann" ist mehr als nur ein Theaterstück; es ist ein Spiegel, der uns unsere eigene Vergänglichkeit vor Augen führt und uns dazu anregt, über den Sinn unseres Daseins nachzudenken. Tauchen Sie ein in Hofmannsthals sprachgewaltige Welt, in der allegorische Figuren wie der Tod, der Glaube und die Guten Werke zum Leben erwachen und Jedermanns Schicksal bestimmen. Erleben Sie ein Drama von beeindruckender Intensität, das Sie noch lange nach dem Fallen des Vorhangs beschäftigen wird. "Jedermann" ist ein Muss für jeden Liebhaber klassischer Literatur und ein zeitloses Meisterwerk, das auch heute nichts von seiner Relevanz verloren hat. Entdecken Sie die tiefgründige Botschaft dieses außergewöhnlichen Stücks und lassen Sie sich von seiner kraftvollen Inszenierung berühren.
Hugo von Hofmannsthal: JEDERMANN
Der Autor:
Hugo von Hofmannsthal wurde am 1.Februar 1874 in Wien geboren. Er war Sohn eines jüdischen Bankdirektors und einer sudetendeutschen Mutter italienischer Abstammung. Hofmannsthal begann bereits im Alter von 16 Jahren während seiner Gymnasiumszeit zu schreiben. Seine Werke erlangt trotz seines Alters bereits damals Aufmerksamkeit. Er begann mit ,,Kleinen Dramen" , setzte mit der Jugendlyrik fort bis er nach 1900, gemeinsam mit Richard
Strauss (,,Elektra"), antike Tragödienstoffe aufgriff. Nebenbei betätigtte er sich als Dramatiker,
Lyriker, Erzähler und Essayist. 1920 wurde er zum Mitbegründer der Salzburger Festspiele, wo
traditionell Hofmannsthals Jedermann die Festspiele eröffnet. Hofmannsthal starb an einem Herzschlag nach dem Selbstmord seines ältesten Sohnes, erst 55 Jahre alt.
Zum Stück:
Das Werk ist ein Volksstück und wurde 1911 erstmals unter der Regie von Max Reinhardt aufgeführt. Es ist mitunter das bekannteste Werk von Hofmannsthal und wird seit 1920 jedes Jahr erneut bei den Salzburgern Festspielen in Szene gesetzt. Das Stück hat eine interessante Vorgeschichte , so ist es mehr oder weniger ein Mischung aus allen möglichen Elementen und Einflüssen die auf dem Dichter wirkten. Hofmannsthal wollte bereits 1903 eine
deutsche Version des englischen Stückes ,,Everyman" inszenieren, doch erst 1911 fertigte er auf
Drängen von Reinhardt eine exakte Übersetzung des Stücks an. Doch bei Begutachtung des Werkes , mußte sowohl Reinhardt als auch Hofmannsthal die Farblosigkeit der Personen und der
Handlung bemängeln. Daraufhin nahm der Schriftsteller ein Spiel gleichen Themas von Hans Sachs um sein Werk zu kontamieren. Um genau zu sein entnahm er Figuren und Handlungselemente. Darüber hinaus zog er neben einem Gebet Dürers auch Lieder einiger Minnesänger sowie sporadisch Schauspiele Calderons und Maeterlincks zu seinem Stück hinzu. Hofmannsthal ging bei seinen Arbeiten ähnlich wie die Gebrüder Grimm mit den verschiedenen
Themen um. Er restaurierte so zu sagen alte Elemente und Motive zu einem völlig neuen zeitkritischen Werk.
Inhalt:
Als Gott der Herr sieht, daß man ihn auf der Erde nicht mehr schätzt und ihn nicht mehr als Schöpfer und Gebieter ehrt, beschließt er, die Menschen durch den Tod wieder an seine Allmacht zu erinnern. Er trägt dem Tod auf, in das Haus des Jedermann zu gehen und ihn vor das göttliche Gericht zu rufen.
Jedermann ist sehr reich und er lebt in einem prunkvollen Haus, aber er ist äußerst habsüchtig und geizig. Eines Tages befiehlt Jedermann nun dem Hausvogt, er möge ihm eine Geldsäckel bringen, damit er das Grundstück, das er zu kaufen gedenkt, bezahlen könne. Er will dort einen Lustgarten anlegen, den er seiner Buhlschaft zu schenken gedenkt.
Als er eben mit seinem Gesellen weggehen will, tritt der arme Nachbar an ihn heran, und bittet ihn um eine Geldspende. Jedermann gibt ihm einen Schilling und meint, daß dies vollauf genug sei. Der arme Nachbar gibt sich jedoch damit nicht zufrieden und erzählt ihm, daß er einst ebenso reich wie Jedermann gewesen sei, doch all seinen Reichtum verloren habe. Er meint, daß es jetzt christlich und recht sei, wenn der Reiche wenigstens einen Geldsäckel mit ihm teile. Doch Jedermann denkt nicht daran. Er antwortet, daß dieser Beutel schon für ihn arbeiten müsse so daß er keinen einzigen Pfennig entbehren könne. Der arme Nachbar weiß hierauf nichts zu entgegnen, nimmt schweigend den Schilling und entfernt sich. Kaum wollen sich Jedermann und sein Gesell anschicken um das Grundstück zu besichtigen, als ihnen ein Schuldknecht, der auf dem Weg in den Schuldturm ist, in den Weg tritt. Er ist ein Schuldner Jedermanns und er bittet ihn doch den Schuldbrief zu zerreißen und ihm aus seiner Not zu helfen. Jedermann aber kennt kein Erbarmen, doch um den Klagen des Weibes des Schuldners zu entgehen, erklärt er sich bereit, ihr und ihren Kindern Unterhalt und Verköstigung zu gewähren.
Nach der Begegnung mit dem Schuldknecht findet sich Jedermann nicht mehr in der Laune das Grundstück für den Lustgarten zu besichtigen und er beschließt zu seiner Buhlschaft zu gehen und bittet seinen Freund, ihm den Kaufvertrag dorthin zu bringen. Doch kaum will Jedermann das Haus verlassen, als er seine Mutter im Freien antrifft. Er hat es sehr eilig und darum versucht er seine Mutter auf ihre schwache Gesundheit aufmerksam zu machen, doch sie geht nicht darauf ein und hält ihm wie schon oft seine Gottlosigkeit und Liederlichkeit vor. Sie beklagt sich, daß er nicht ans Heiraten denke und sie gibt sich erst zufrieden, als er ihr verspricht sie werde seine Hochzeit schon noch erleben. Sein liederliches Leben aber will er nicht aufgeben und er meint, zum Glauben werde er schon noch im Alter zurückkehren wenn es dann ans Sterben ginge.
Kaum hat ihn seine Mutter verlassen, als seine Buhlschaft ihm auch schon entgegen kommt um ihn zu dem Feste, das für ihn bereitet wurde abzuholen. Auf dem Feste jedoch fühlt sich Jedermann schwach und elend und hat sonderbare Erscheinungen. Seine Buhlschaft ist um ihn besorgt und kann weder seine Meinung, daß er alle Gäste im Totenhemd vor sich sitzen sehe teilen, noch kann sie das dumpfe Glockenklingen, das in Jedermanns Ohren dröhnt vernehmen. Als er plötzlich sagt, er habe seinen Namen rufen hören, ist sie davon überzeugt, daß ihn das Fieber schüttle.
Doch Jedermann hat es mit der grausamen Wirklichkeit zu tun. Als er sich umblickt, steht ein ihm unbekannter Mann hinter ihm, der sich als Tod zu erkennen gibt und ihn auffordert sich für den letzten Weg bereit zu machen. Mit einmal kommt Jedermann sein schlechter Charakter und seine Untaten ins Bewußtsein, und er fleht den Tod an, ihm doch nur eine kurze Frist zu gewähren, damit er sich einen Freund suchen könne, der mit ihm vor die Schranken des Gerichtes Gottes treten wolle. Nach langem Bitten gewährt der Tod Jedermann die Frist von einer Stunde, um sich nach einer Begleitung umzusehen; er gibt ihm aber den guten Rat nicht allzusehr auf seine Freunde zu vertrauen und die Stunde gut zu nützen. Zuerst fragt er seinen guten Freund ob er ihm nicht einen Gefallen erweisen wolle, denn er müsse eine weite Reise antreten. Der Gesell ist bereit ihm alle Dienste zu tun, doch als er hört, daß er Jedermann vor das göttliche Gericht begleiten soll weigert er sich und verabschiedet sich eilig. Kaum anders handeln die beiden Vettern Jedermanns. Auch sie lassen ihn im Stich und schützen Lappalien vor. Da er sich nun von allen verlassen fühlt, will er doch wenigstens sein Geld in die Ewigkeit mitnehmen. Aber aus seiner Geldtruhe erhebt sich Mammon und erklärt sich keineswegs bereit mit ihm zu gehen.
Nun ist Jedermann völlig einsam und er ist der Verzweiflung nahe. Da hört er aus dem Hintergrund eine schwache Stimme, die seinen Namen ruft. Als er sich umwendet, sieht er eine gebrechliche Frau auf einer Bahre liegen, die ihm sagt, daß sie seine guten Werke sei und ihn gern ins Jenseits begleiten wolle; sie sei aber zu schwach, da sie Jedermann immer so vernachlässigt habe. Sie ist aber bereit, ihre Schwester, den Glauben, um Beistand zu bitten. Der Glaube weist Jedermann nun auf die unendliche Barmherzigkeit Gottes hin und rät ihm, die Gnade des Herrn anzurufen und um Vergebung zu flehen. Jedermann ergreift freudig die letzte Hoffnung auf Rettung und versucht nach Jahren der Ungläubigkeit wieder zu Gott zurückzufinden, wobei ihm ein Mönch hilft.
Inzwischen kommt der Teufel um die schuldbeladene Seele Jedermanns, deren er sich ganz sicher ist, zu holen und mit ihr zur Hölle zu fahren, doch er muß zu seinem Verdruß sehen, daß sie ihm durch die Gnade Gottes entrissen wurde. Wenig später kommt Jedermann völlig gereinigt zurück und nun kann er mit ruhigem Gewissen in Begleitung des Glaubens und der guten Werke vor Gottes Richterstuhl treten.
Interpretation:
Häufig gestellte Fragen
Wer war Hugo von Hofmannsthal?
Hugo von Hofmannsthal wurde am 1. Februar 1874 in Wien geboren. Er war ein österreichischer Dramatiker, Lyriker, Erzähler und Essayist. Er ist Mitbegründer der Salzburger Festspiele und bekannt für sein Werk "Jedermann".
Wann wurde "Jedermann" uraufgeführt?
"Jedermann" wurde 1911 erstmals unter der Regie von Max Reinhardt aufgeführt.
Was ist die Bedeutung von "Jedermann"?
"Jedermann" ist ein Volksstück, das die Themen Reichtum, Tod, Buße und die Bedeutung guter Werke behandelt. Es konfrontiert die Menschen mit der Vergänglichkeit des Lebens und der Notwendigkeit, sich ihrer Sterblichkeit bewusst zu werden.
Was sind die zentralen Themen in "Jedermann"?
Zentrale Themen sind die Auseinandersetzung mit dem Tod, der Wert von Reichtum und materiellen Gütern, die Bedeutung von Glauben und guten Werken, die Suche nach Vergebung und die Konfrontation mit den eigenen Sünden.
Was passiert in "Jedermann"?
Gott schickt den Tod zu Jedermann, um ihn vor das göttliche Gericht zu rufen. Jedermann, ein reicher und habgieriger Mann, versucht verzweifelt, jemanden zu finden, der ihn begleitet. Seine Freunde, Vettern und sein Geld lassen ihn im Stich. Schließlich findet er Trost im Glauben und den guten Werken, die ihn vor dem Gericht Gottes retten.
Wer sind die Hauptfiguren in "Jedermann"?
Die Hauptfiguren sind Jedermann (der reiche Mann), der Tod, der Gesell, die Buhlschaft, die Mutter Jedermanns, die Guten Werke, der Glaube und der Teufel.
Welche Rolle spielt Mammon in "Jedermann"?
Mammon, das Geld, symbolisiert Reichtum und materielle Güter. Er weigert sich, Jedermann in die Ewigkeit zu begleiten, was die Vergänglichkeit des Reichtums verdeutlicht.
Was lehrt uns "Jedermann"?
"Jedermann" lehrt uns, dass Reichtum und weltliche Güter nicht das Wichtigste im Leben sind und dass Glauben, gute Werke und die Suche nach Vergebung entscheidend sind, um vor dem Tod bestehen zu können.
Warum ist "Jedermann" so bekannt?
"Jedermann" ist bekannt für seine tiefgründigen Themen, seine religiöse und moralische Botschaft und die jährliche Aufführung bei den Salzburger Festspielen, die seine Popularität seit Jahrzehnten aufrechterhält.
Welchen historischen Kontext hat "Jedermann"?
Hofmannsthal schrieb "Jedermann" in einer Zeit des wachsenden Wohlstands, wollte aber die Menschen mit den Schattenseiten des Lebens, wie dem Tod, konfrontieren und an die spirituellen Werte erinnern.
- Quote paper
- Matthias Wernicke (Author), 2000, Hoffmannsthal, Hugo von - Jedermann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97031