Der in der Bevölkerung verankerte Begriff „Spielsucht“ sowie der im klinischen und wissenschaftlichen Kontext gebräuchliche Fachausdruck „pathologisches Spielen“ kennzeichnen ein Erscheinungsbild, das sich folgendermassen beschreiben lässt:
Zentraler Lebensinhalt der Betroffenen ist das Glücksspiel, es dominiert und strukturiert ihr Denken, Fühlen und Handeln. Persönliche Interessen, das soziale Umfeld und berufliche Verpflichtungen werden vernachlässigt.
Nach der nosologischen Zuordnung innerhalb der Klassifikationssysteme psychischer Störungen (ICD-10, DSM-IV) zählt pathologisches Spielverhalten zu den Störungen der Impulskontrolle, die durch destruktives Verhalten infolge unkontrollierbarer Impulse gekennzeichnet sind.
Pathologisches Spielverhalten kann im Rahmen von akuten Lebenskrisen, affektiven
Störungen oder Persönlichkeitsstörungen auftreten.
Der Personenkreis, der besonders gefährdet ist, ein süchtiges Spielverhalten zu
entwickeln, soll mit den unterschiedlichsten Einflussfaktoren innerhalb eines komplexen Systems dargestellt werden. Den vielschichtigen Ursachen süchtigen Spielverhaltens wird das Drei-Faktoren-Modell am ehesten gerecht. Die süchtige Bindung an die Droge Glücksspiel ist nach diesem Modell ein Ergebnis der Wechselwirkungen von Merkmalen des Individuums, der Umwelt sowie der Droge (Tretter 1998). Dieses Modell dient der Integration verschiedener Konstellationen der Anfälligkeit für Drogeneffekte und von Erklärungsansätzen zur Entwicklung einer süchtigen Bindung. Die spezifischen Eigenschaften der drei Faktoren Individuum, Sozialfeld und Glücksspiel stehen miteinander in intensiver Wechselwirkung und wirken sich im Einzelfall in unterschiedlichem Ausmass und unterschiedlicher Kombination aus. Dies kann zu einem mehr oder weniger ausgeprägten süchtigen Spielverhalten führen.
Ein umfassendes Konzept, das die unterschiedlichen Bedingungsfaktoren in einen
widerspruchsfreien theoretischen Erklärungszusammenhang bringt, existiert jedoch
derzeit noch nicht.
Als erstes sollen die Charakteristika spielsuchtgefährdeter Personen dargestellt werden.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Charakteristika spielsuchtgefahrdeter Personen
1.1 Personlichkeitsstruktur
1.2 Geschlecht
1.3 Genetische und neurobiologische Bedingungen
1.4 Angststorungen und affektive Storungen
1.5 Soziodemographische Faktoren
2. Soziales Umfeld spielsuchtgefahrdeter Personen
3. Psychotrope Wirkung von Glucksspielen
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Der in der Bevolkerung verankerte Begriff „Spielsucht“ sowie der im klinischen und wissenschaftlichen Kontext gebrauchliche Fachausdruck „pathologisches Spielen“ kennzeichnen ein Erscheinungsbild, das sich folgendermassen beschreiben lasst: Zentraler Lebensinhalt der Betroffenen ist das Glucksspiel, es dominiert und strukturiert ihr Denken, Fuhlen und Handeln. Personliche Interessen, das soziale Umfeld und beruf- liche Verpflichtungen werden vernachlassigt.
Nach der nosologischen Zuordnung innerhalb der Klassifikationssysteme psychischer Storungen (ICD-10, DSM-IV) zahlt pathologisches Spielverhalten zu den Storungen der Impulskontrolle, die durch destruktives Verhalten infolge unkontrollierbarer Impulse gekennzeichnet sind.
Pathologisches Spielverhalten kann im Rahmen von akuten Lebenskrisen, affektiven Storungen oder Personlichkeitsstorungen auftreten.
Der Personenkreis, der besonders gefahrdet ist, ein suchtiges Spielverhalten zu entwickeln, soll mit den unterschiedlichsten Einflussfaktoren innerhalb eines kom- plexen Systems dargestellt werden. Den vielschichtigen Ursachen suchtigen Spiel- verhaltens wird das Drei-Faktoren-Modell am ehesten gerecht. Die suchtige Bindung an die Droge Glucksspiel ist nach diesem Modell ein Ergebnis der Wechselwirkungen von Merkmalen des Individuums, der Umwelt sowie der Droge (Tretter 1998). Dieses Modell dient der Integration verschiedener Konstellationen der Anfalligkeit fur Drogeneffekte und von Erklarungsansatzen zur Entwicklung einer suchtigen Bindung. Die spezifischen Eigenschaften der drei Faktoren Individuum, Sozialfeld und Glucksspiel stehen miteinander in intensiver Wechselwirkung und wirken sich im Einzelfall in unterschiedlichem Ausmass und unterschiedlicher Kombination aus. Dies kann zu einem mehr oder weniger ausgepragten suchtigen Spielverhalten fuhren.
Ein umfassendes Konzept, das die unterschiedlichen Bedingungsfaktoren in einen widerspruchsfreien theoretischen Erklarungszusammenhang bringt, existiert jedoch derzeit noch nicht.
Als erstes sollen die Charakteristika spielsuchtgefahrdeter Personen dargestellt werden.
1. Charakteristika spielsuchtgefahrdeter Personen
Suchtiges Spielverhalten entwickelt sich vor dem Hintergrund unterschiedlichster individueller Bedingungen:
- Personlichkeitsstruktur
- Geschlecht
- Genetische und neurobiologische Bedingungen
- Angststorungen und affektive Storungen
- Soziodemographische Faktoren
Ebenso finden sich jedoch psychisch weitgehend unauffallige Personen, die erst im Verlauf einer Spielerkarriere aufgrund der Eigendynamik exzessiven Spielens auffallig werden (Meyer 1988).
1.1 Personlichkeitsstruktur
Im Gegensatz zu internal kontrollierten Menschen, die uberzeugt sind, durch eigene Begabungen, Fahigkeiten und Anstrengungen ihr Leben selbst gestalten zu konnen, sind Menschen mit externaler Kontrolluberzeugung, die fur ihre Lebenssituation bevorzugt Krafte und Einflusse ausserhalb ihrer Selbst, wie Schicksal, Gluck, Zufall oder andere Personen verantwortlich machen, eher zum Glucksspiel geneigt (Rotter 1966). Die Forschungsergebnisse in bezug auf pathologisches Spielverhalten sind jedoch uneinheitlich (Carroll und Huxely 1994; Glass 1992; Kweitel und Allen 1998; Malkin und Syme 1986).
In einer Langsschnittstudie verweisen die Befunde insbesondere auf die pradis- ponierende Wirkung von Defiziten in der Impulskontrolle fur die Entwicklung eines suchtigen Spielverhaltens (Vitaro u.a.1997). Diese Studie basiert auf der Untersuchung von uber 700 mannlichen Adoleszenten im Verlauf von vier Jahren.
Steel und Blaszczynski (1996) untersuchten eine Stichprobe pathologischer Spieler aus Behandlungseinrichtungen auf bestehende Gemeinsamkeiten. Hierbei erwies sich der Faktor Impulsivitat mit ausgepragten Storungen des Spielverhaltens und der psychischen Funktionen verbunden. Die Autoren fanden ein Modell pathologischen Glucksspiels bestatigt, nach dem die Auspragung der Storungen uber das Konstrukt einer „antisozial impulsiven“ Personlichkeitsdimension vermittelt wird (Blaszczynski u.a. 1997), wobei die Rolle der Impulsivitat jedoch im Kontext einer allgemein gestorten Personlichkeitsstruktur zu betrachten ist (Steel und Blaszczynski 1998). Dargestellt an der Eysenck-Impulsivitatsskala erzielen pathologische Spieler hohere Impulsivitatswerte gegenuber der Normpopulation. Ausgepragte Impulsivitat und geringe Impulskontrolle, die sich als uberdauernde Personlichkeitsmerkmale auf der Verhaltensebene, in kognitiven Prozessen und bei der Affektregulation manifestieren, erweisen sich bei einem breiten Spektrum psychischer Storungen einschliesslich des pathologischen Spielverhaltens als dispositionale Pradiktoren (Herpertz und SaB 1997).
Da es sich bei den Untersuchungen zur Personlichkeitsstruktur pathologischer Spieler bisher ausschliesslich um Querschnittstudien handelt, ausser einer einzigen, bereits oben erwahnten Langsschnittstudie, die nach dem Beginn der Suchtentwicklung erfolgten, lassen sich jedoch kausale Zusammenhange nicht ableiten, mogen sie auch zum Teil noch so plausibel erscheinen. Es lasst sich daher nicht unterscheiden, ob festgestellte Charakteristika Ursachen des suchtigen Spielverhaltens sind oder ob sie sich erst im Verlauf der Spielerkarriere entwickelt haben.
In einem klinischen Verfahren zur Erfassung psychopathologischer Auffalligkeiten zeigten sich typische Durchschnittsprofile mit erhohten Werten auf den Skalen „Psychopathie“ (Roston 1961; Bolen u.a. 1975) und „Depression“ (Graham und Lowen- feld 1986; Moravec und Munley 1983), jedoch keine einheitlichen Personlichkeits- strukturen. Andere Untersuchungen ergaben erhohte Neurotizismuswerte (Moran 1970; Seager 1970; Blaszczynski u.a. 1985) und erhohte Psychotizismuswerte (Roy u.a. 1989), geringe Ichstarke, Selbstkontrolle und Sozialisation sowie narzisstische Person- lichkeitszuge (Taber u.a. 1986; Mc Cormick 1987). Diese Befunde konnen jedoch nicht als spezifisch fur pathologische Spieler angesehen werden, da sie auch bei Alkohol- und Drogenabhangigen gefunden werden. Weiterhin wurden dissoziale, zyklothyme, depen- dente, schizoide und paranoide sowie Borderline bzw. nicht naher differenzierte Storungsbilder diagnostiziert (Krober 1991).
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