Die Sage – handelt es sich um Fakt oder Fiktion? Haben die Menschen früher noch fest daran geglaubt, so muss man heute über die alten Sagen schmunzeln. Dennoch gibt es auch in unserer Zeit wieder Sagen, sogenannte „urban legends“ oder „modern legends“ an die wiederum viele Menschen glauben. Wird man über sie auch schmunzeln – in vielleicht 100 Jahren? Und welche Art von Sagen wird dann kursieren.
Der Begriff der „Sage“ wird oft ganz allgemein verwendet. Erzähler machen meist keinen Unterschied und benennen zum Beispiel auch Fabeln oder Legenden als „Sagen“. Um eine Unterscheidung zu erleichtern möchte ich auf verschiedene Kleinformen und ihre Definitionen eingehen.
Gliederung
1. Einleitung
2. Sage
3. Legende
4. Fabel
5. Märchen
6. Schwank
7. Historia
8. Moralische Geschichte
9. Biographische Erzählung
10. Bibliographie
1. Einleitung
Die Sage – handelt es sich um Fakt oder Fiktion? Haben die Menschen früher noch fest daran geglaubt, so muss man heute über die alten Sagen schmunzeln. Dennoch gibt es auch in unserer Zeit wieder Sagen, sogenannte „urban legends“ oder „modern legends“ an die wiederum viele Menschen glauben. Wird man über sie auch schmunzeln – in vielleicht 100 Jahren? Und welche Art von Sagen wird dann kursieren?
Der Begriff der „Sage“ wird oft ganz allgemein verwendet. Erzähler machen meist keinen Unterschied und benennen zum Beispiel auch Fabeln oder Legenden als „Sagen“. Um eine Unterscheidung zu erleichtern möchte ich im Folgenden auf verschiedene Kleinformen und ihre Definitionen eingehen.
2. Sage
Der Begriff „Sage“ ist ein Sammelbegriff für mündlich überlieferte Erzählungen. Sie gilt als wahre Geschichte, da sie vorgibt einen wahren Kern zu haben. Aber sie kolportiert auch (Gerüchte, Phantasie, ...). In der Sage kommt immer Übernatürliches vor, auch Wunder. Was die Sage so glaubwürdig macht ist, dass Namens-, Orts-, und/ oder Zeitangaben existieren. Das Volk glaubt an (seine) Sagen.[1]
Bei der Sage unterscheidet man das „Memorat“ (ein Bericht über ein übernatürliches Erlebnis) und das „Fabulat“ (ein Bericht mit unglaubwürdigen Elementen). Weiterhin unterscheidet man:
- inhaltlich: Toten-, Hexen-, Riesen-, Natur- Sagen und historische Sagen;
- funktional: ätiologische Sage (Erklärungssage);
- formal: Zeitungssage oder Schwanksage.
Die Sage gibt zwar vor, Wahres zu berichten, hat sich aber schon (sei es durch den Hörer oder den Erzähler) von der Wirklichkeit entfernt. Das ist dadurch zu begründen, dass sie mündlich tradiert beziehungsweise bewusst dichterisch umgeformt wird.
Interessant sind zum Beispiel die Volkssage (ungewöhnliche, beunruhigende Dinge, Gestalten oder Vorgänge) oder Berichte von außergewöhnlichen diesseitigen Phänomenen wie Krieg, Pest oder Hungerzeiten. Das Hauptinteresse liegt auf Geistern, Riesen, Zwergen, Gespenstern, Dämonen, Hexen, Zauberern, Wasserwesen, ..., und „Jenseitigen“. Die Sagen enthalten immer bannende Stoffe und haben meist einen primitiven Aufbau.
„Als der Teufel einst wahrnahm, daß man auf der Milseburg eine Kirche errichte, versprach er einem Bewohner der Gegend, ihm ein Wirtshaus zu bauen, und dieser gelobte dem Satan dafür sich und seine Seele, wenn er das Wirtshaus wenigstens einen Tag eher vollende, als die Kirche gebaut sei. Da aber beim Bau des Milseburgkirchleins der heilige Gangolf selbst behilflich war, und auf dessen Gebet die Steine sich schneller fügten als auf des Teufels Flüche, so wurde das Kirchlein fertig, als der Teufel eben mit dem letzten Stein für das Wirtshaus durch die Lüfte geflogen kam. Kaum sah er, daß er seine Wette und obendrein eine Seele verloren habe, so schleuderte er den mächtigen Felsstein auf das Wirtshaus herab und zertrümmerte den ganzen Bau.
Man kann die Spuren heute noch sehen. Die Felsen liegen dort übereinander wie gespaltene Eichenstämme in einem wirren Holzhaufen.“[2]
An dieser Sage kann man erkennen, dass oft auch Elemente aus anderen Kleinformen genutzt werden: So der heilige Gangolf aus der Legende. Im ganzen ist obige Sage eine ätiologische, da sie den Sachverhalt erklären will, dass Felsen und Eichenstämme umher liegen, wofür niemand eine Erklärung hat.
3. Legende
Das Wort „legenda“ kommt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet „das zu Lesende/ Vorzulesende“. Anfangs hat man das Wort für Liturgien gebraucht, ab dem 7. Jahrhundert auch für Heiligenviten. Seit dem 9. Jahrhundert ist die Legende auch zum Synonym für Erzählungen über einzelne Heilige geworden. Dies war besonders in Klostern gebräuchlich.
In der Germanistik versteht man unter der Legende hauptsächlich „erbauliche“ Texte. Die Erbauung ist als ein Überbegriff zu „Verdeutlichung des göttlichen Heilswirkens über Trostspendung, moralische Stärkung, den Erweis /die Erinnerung der Kuluturwürdigkeit und Hilfsbereitschaft eines Heiligen zur pädagogischen Anregung von Nachahmungshandlungen (imitatio) einer vorbildlichen Lebensführung, letztlich bis zur Besserung (melioratio), Erleuchtung (illuminatio) und Erlösung (salus)“[3] zu verstehen.
Als Subgenres der Legende werden zum Beispiel Vita, Kutlegende oder Kultsage, Jenseitsreise oder Martyrium bezeichnet. Sehr schön hat Ecker die Grenzen und Spielräume der Gattung mit Hilfe eines dynamischen Textsortenfächers mit zwölf Kategorien abgesteckt.[4]
Die Sachgeschichte der Legende ist weit gefächert: So kann man „in allen (nach)achsenzeitlichen Hochkulturen“[5], die zwischen Immanenz und Transzendenz unterscheiden können, Legenden finden. Die ersten waren Ausschmückungen von Bibelstoffen. Im 4. Jahrhundert ist der Heiligenkult, im 5. die Märtyrerverehrung hinzugekommen. Ab dem 9. Jahrhundert sind die Legenden auch in das Deutsche übertragen worden. Um das Jahr 1050 sind die ersten Heiligenhymnen entstanden und ab dem 12. Jahrhundert sind auch weltliche Elemente und der Marienkult einbezogen worden. Das 13. Jahrhundert hat viele Legendare (Legendensammlungen) hervorgebracht. Die bekannteste ist die „legenda aurea“. In Zeiten der Reformation ist die Legendenbildung zurückgegangen, wogegen in der Gegenreformation wieder neue Legendare entstanden sind. Einen Höhepunkt hat die Legende noch einmal in der Romantik erlebt, die sie wegen ihrer ästhetisch – poetischen Motive geschätzt hat. Heute präsentiert sich uns ein weites Spektrum von der streng religiösen bis zum gruseligen Legende.
Besondere Kennzeichen der Legende sind ihre lehrhaften Züge, ihre Erbaulichkeit, ihre Vorbildfunktion, ihre Wunder und das Wunderbare. Aber auch ihre Christlichkeit und ihre mündliche Tradiertheit sind wichtig. Natürlich erzählt die Legende von Heiligen und allerlei Übernatürlichem.
In der katholischen Kirche gibt es etwa 4500 Heilige, die in einem Heiligenkalender verzeichnet sind. Heute streicht man immer öfter Heilige wegen zu fantastischer Legenden. Diesen Streichungen sind auch Christophorus und Barbara zum Opfer gefallen.
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[1] Microsoft Encarta Enzyclopädie: Sage.
[2] www.gutenberg2000.de/sagen/index.htm
[3] Ecker: Legende. Sp. 857.
[4] Ders.: Die Legende. S. 345f.
[5] Ders.: Legende. Sp. 861.
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