1) Was versteht man unter aggressivem Verhalten?
Man unterscheidet enge und weite Definitionen von Aggression. Bei den weiten Aggressionsdefinitionen werden quasi alle Verhaltensweisen, die ein hohes Aktivierungsniveau voraussetzen als Aggression bezeichnet, z.B. auch Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen. Eine solch weite Definition läßt den Begriff schwammig werden, deshalb habe ich eine enge Definition gewählt, die sich an FELSON anlehnt.
Aggression wird verstanden als eine Handlung, mit der einePerson ein anderes Individuum verletzt, zu verletzen suchtoder zu verletzen droht, unabhängig davon wie dieseHandlung begründet wird.
2) Welche Phänomene aggressiven Verhaltens lassen sich unterscheiden?
Man kann nicht von dem aggressiven Verhalten, nicht von der Aggression schlechthin sprechen, denn es zählen ganz unterschiedliche Phänomene dazu. Zur Unterscheidung stellt sich besonders die Frage, ob eine aggressive Handlung aktiv oder reaktiv, ob sie aggressiv motiviert oder nicht aggressiv motiviert ist.
a) Vergeltungs-Aggression
Die Vergeltungs-Aggression ist reaktiv. Sie bezieht sich auf eine vorherige Ärger-Situation und verlangt nach Vergeltung, nach Wiedergutmachung o.ä. Die Schmerzzufügung dient dazu, die innere Zufriedenheit wieder herzustellen, sie ist also aggressiv motiviert.
BEISPIEL: Ein Schüler setzt ein böses Gerücht über einen anderen in Umlauf, weil der ihn während einer Klassenarbeit nicht abschreiben ließ.
b) Abwehr-Aggression
Die Abwehr-Aggression ist ebenfalls reaktiv. Die Schmerzzufügung erfolgt, um eine Belästigung oder eine Gefahr abzuwehren. Die aggressive Handlung ist hier Mittel zum Zweck, damit ist das Verhalten nicht aggressiv motiviert.
BEISPIEL: Ein Schüler schimpft: „Laß‘ mich doch in Ruhe!“, um zu Umgehen, daß ein Mitschüler ihm Fragen zu einem unangenehmen Thema stellt.
c) Erlangungs-Aggression
Bei der Erlangungs-Aggression ist die Schmerzzufügung Mittel zum Zweck und erfolgt aus eigenem Antrieb. Sie ist also aktiv und nicht aggressiv motiviert.
BEISPIEL: Ein Schüler schubst einen anderen beiseite, um im Bus einen besseren Platz zu erhalten.
d) Spontane Aggression
Die spontane Aggression kommt zahlenmäßig am seltensten vor, muß aber erwähnt werden, um solche Phänomene wie sadistische Handlungen beschreiben zu können. Die spontane Aggression ist also aktiv und aggressiv motiviert.
BEISPIEL: Einzelne Schüler tyrannisieren und schikanieren andere durch ihre Attacken.
Aggressives Verhalten
1) Was versteht man unter aggressivem Verhalten?
Man unterscheidet enge und weite Definitionen von Aggression. Bei den weiten Aggressionsdefinitionen werden quasi alle Verhaltensweisen, die ein hohes Aktivierungsniveau voraussetzen als Aggression bezeichnet, z.B. auch Ehrgeiz und Durchsetzungsvermögen. Eine solch weite Definition läßt den Begriff schwammig werden, deshalb habe ich eine enge Definition gewählt, die sich an FELSON anlehnt.
Aggression wird verstanden als eine Handlung, mit der einePerson ein anderes Individuum verletzt, zu verletzen suchtoder zu verletzen droht, unabhängig davon wie dieseHandlung begründet wird.
2) Welche Phänomene aggressiven Verhaltens lassen sich unterscheiden?
Man kann nicht von dem aggressiven Verhalten, nicht von der Aggression schlechthin sprechen, denn es zählen ganz unterschiedliche Phänomene dazu. Zur Unterscheidung stellt sich besonders die Frage, ob eine aggressive Handlung aktiv oder reaktiv, ob sie aggressiv motiviert oder nicht aggressiv motiviert ist.
a) Vergeltungs-Aggression
Die Vergeltungs-Aggression ist reaktiv. Sie bezieht sich auf eine vorherige Ärger-Situation und verlangt nach Vergeltung, nach Wiedergutmachung o.ä. Die Schmerzzufügung dient dazu, die innere Zufriedenheit wieder herzustellen, sie ist also aggressiv motiviert.
BEISPIEL: Ein Schüler setzt ein böses Gerücht über einen anderen in Umlauf, weil der ihn während einer Klassenarbeit nicht abschreiben ließ.
b) Abwehr-Aggression
Die Abwehr-Aggression ist ebenfalls reaktiv. Die Schmerzzufügung erfolgt, um eine Belästigung oder eine Gefahr abzuwehren. Die aggressive Handlung ist hier Mittel zum Zweck, damit ist das Verhalten nicht aggressiv motiviert.
BEISPIEL: Ein Schüler schimpft: „Laß‘ mich doch in Ruhe!“, um zu Umgehen, daß ein Mitschüler ihm Fragen zu einem unangenehmen Thema stellt.
c) Erlangungs-Aggression
Bei der Erlangungs-Aggression ist die Schmerzzufügung Mittel zum Zweck und erfolgt aus eigenem Antrieb. Sie ist also aktiv und nicht aggressiv motiviert.
BEISPIEL: Ein Schüler schubst einen anderen beiseite, um im Bus einen besseren Platz zu erhalten.
d) Spontane Aggression
Die spontane Aggression kommt zahlenmäßig am seltensten vor, muß aber erwähnt werden, um solche Phänomene wie sadistische Handlungen beschreiben zu können. Die spontane Aggression ist also aktiv und aggressiv motiviert.
BEISPIEL: Einzelne Schüler tyrannisieren und schikanieren andere durch ihre Attacken.
Unter das Phänomen spontane Aggression fällt auch das ‚Suchen‘ nach einem Grund, um eine Schlägerei oder Rempelei anzufangen. Es handelt sich dann nur scheinbar um eine Vergeltungs-Aggression.
3) Lernen aggressiver Verhaltensweisen
Neben anderen Theorien (z.B. Triebtheorien oder Frustrations- Aggressionstheorien) gibt es Theorien, die davon ausgehen, daß aggressive Verhaltensweisen auf Lernprozesse zurückgehen. Ich habe diesen Aspekt herausgegriffen, weil Lernen auch bedeutet, daß man etwas Verlernen kann. Auch impliziert sind Umlernen und neu Lernen. Somit ergeben sich hier auch viele mögliche Ansätze zur Intervention und Prävention, worauf ich später noch eingehen möchte.
a) Lernen am Effekt
Lerntheoretiker nehmen an, daß aggressives Verhalten genauso wie anderes Verhalten davon abhängt, welche Konsequenzen auf ein Verhalten folgen. Aggressives Verhalten wird dann besonders häufig gezeigt, wenn die Person damit schon in ähnlichen Situationen erfolgreich war. Die positiv empfundenen Konsequenzen von aggressivem Verhalten können sein: Durchsetzung, Anerkennung, Beachtung, Gerechtigkeitserleben und Stimulierung.
BEISPIELE: Ein Kind schubst ein anderes weg und gelangt so an ein begehrtes Spielzeug.
Ein Schüler beschimpft den Lehrer und erfährt so die Beachtung des Lehrers und seiner Mitschüler.
Das Abwenden negativer Konsequenzen kann ebenfalls aggressives Verhalten bestärken.
BEISPIEL: Ein Kind hat einen Wutanfall, die Eltern hören auf zu schimpfen.
b) Lernen am Modell
Eine Art des Neuerwerbs von Verhaltensweisen stellt das Lernen am Modell dar. Ein Verhalten eines anderen wird beobachtet und nachgeahmt. Durch ein aggressiv handelndes Modell kann also aggressives Verhalten gelernt werden, ob sich dieses dann auch zeigt, hängt von weiteren Faktoren ab.
Genießt die Modell-Person ein hohes Ansehen oder eine hohe Autorität (aus der Sicht des Lerners), wird das Verhalten eher nachgeahmt. Wird die Modell-Person für ihr aggressives Verhalten belohnt, ist die Auftretenswahrscheinlichkeit beim Lerner ebenso höher.
c) Kognitives Lernen
Durch kognitives Lernen kommt es zum Interpretieren und Bewerten von Situationen sowie bewußtem Planen und Steuern des eigenen Handelns. Ursachenzuschreibungen können aggressives Verhalten in großem Maße beeinflussen.
BEISPIEL: Ein Schüler wird von einem anderen auf den Fuß getreten. Wie wird die Situation bewertet? Hat der andere aus Versehen, aus Fahrlässigkeit oder mit voller Absicht gehandelt? Je nachdem zu welchem Urteil der Getretene kommt wird auch seine Reaktion unterschiedlich ausfallen.
Kognitives Lernen kann für aggressives Verhalten bedeuten, daß sich jemand sehr ausgeklügelte Strategien ausdenkt, wie er einen anderen schädigen kann (z.B. Banküberfall).
Durch kognitives Lernprozesse kann man aber auch zu Handlungsalternativen zu aggressivem Verhalten und Lösungsansätzen zu Problemen kommen. Umgekehrt folgt daraus, daß möglicherweise starres unflexibles Denken eher dazu führt, daß sich jemand aggressiv verhält.
d) Signallernen
Bestimmte Reize in der Umwelt können ein aggressives Verhalten mitbedingen, wenn vorher eine negative, aggressive Bedeutung für diese Reize gelernt wurde. So können Waffen, bestimmte Worte, Uniformen dazu führen, daß aggressives Verhalten verstärkt auftritt.
4) Mögliche Maßnahmen zur Prävention und Intervention bei aggressivem Verhalten im schulischen Kontext
I. Man kann sozial erwünschtes Verhalten verstärken (Lob,anerkennender Blick) oder Schritte in die ‚richtige‘ Richtung. Das ‚Bestrafen‘ von aggressiven Verhaltensweisen kann im Zusammenhang mit in der Klasse ausgehandelten Regeln und Sanktionen erfolgen.
II. Lehrer haben - bewußt oder unbewußt - ebenso Modellcharakter wie andere Menschen auch, deshalb sollte man die Gelegenheit nutzen, z.B. friedliche Konfliktlösungen vorzuleben. Schüler haben untereinander auch Modellcharakter, deshalb ist es notwendig, wenn aggressives Verhalten vorkommt, auch tatsächlich unerwünschtes Verhalten zu ‚bestrafen‘.
III. Im Zusammenhang mit dem kognitiven Lernen kann man in der Klasse Problemlösestrategien im Rollenspiel oder fiktiven Konfliktsituationen trainieren, so daß den Schülern alternative Handlungsmöglichkeiten zum aggressiven Verhalten eröffnet werden.
IV. Reize und Signale, die (in unserer Kultur) sehr häufig mit aversiven Gefühlen verbunden sind wie z.B. Abzeichen mit geballten Fäusten o.ä. gehören nicht in die Schule.
Häufig gestellte Fragen
Was versteht man unter aggressivem Verhalten?
Aggression wird als eine Handlung definiert, mit der eine Person ein anderes Individuum verletzt, zu verletzen sucht oder zu verletzen droht, unabhängig davon, wie diese Handlung begründet wird. Es wird eine enge Definition verwendet, die sich an Felson anlehnt.
Welche Phänomene aggressiven Verhaltens lassen sich unterscheiden?
Es gibt verschiedene Phänomene, die unter aggressives Verhalten fallen, insbesondere in Bezug darauf, ob die Handlung aktiv oder reaktiv und aggressiv motiviert ist. Es werden folgende Formen unterschieden:
- Vergeltungs-Aggression: Reaktiv, aggressiv motiviert, dient der Wiedergutmachung.
- Abwehr-Aggression: Reaktiv, nicht aggressiv motiviert, dient der Abwehr einer Belästigung.
- Erlangungs-Aggression: Aktiv, nicht aggressiv motiviert, dient der Erlangung eines Ziels.
- Spontane Aggression: Aktiv, aggressiv motiviert, umfasst sadistische Handlungen.
Wie lernt man aggressives Verhalten?
Aggressives Verhalten kann durch verschiedene Lernprozesse erworben werden:
- Lernen am Effekt: Aggressives Verhalten wird häufiger gezeigt, wenn es in der Vergangenheit erfolgreich war.
- Lernen am Modell: Beobachtung und Nachahmung von aggressivem Verhalten anderer.
- Kognitives Lernen: Interpretation und Bewertung von Situationen, bewusste Planung und Steuerung des Handelns.
- Signallernen: Bestimmte Reize in der Umwelt können aggressives Verhalten verstärken.
Welche Maßnahmen gibt es zur Prävention und Intervention bei aggressivem Verhalten im schulischen Kontext?
Mögliche Maßnahmen umfassen:
- Verstärken von sozial erwünschtem Verhalten.
- Lehrer als Modell für friedliche Konfliktlösungen.
- Training von Problemlösestrategien im Rollenspiel.
- Vermeidung von Reizen, die mit aversiven Gefühlen verbunden sind.
- Schaffung eines menschlich-sozialen Klimas in der Klasse.
Was sind Beispiele für die verschiedenen Arten von Aggression?
Einige Beispiele sind:
- Vergeltungs-Aggression: Ein Schüler verbreitet ein Gerücht, weil er nicht abschreiben durfte.
- Abwehr-Aggression: Ein Schüler schimpft, um unangenehmen Fragen auszuweichen.
- Erlangungs-Aggression: Ein Schüler schubst einen anderen, um einen besseren Platz im Bus zu bekommen.
- Spontane Aggression: Schüler tyrannisieren und schikanieren andere ohne ersichtlichen Grund.
Welche Rolle spielt die Ursachenzuschreibung bei aggressivem Verhalten?
Die Art und Weise, wie eine Situation interpretiert wird, kann das Verhalten beeinflussen. Zum Beispiel kann ein Schüler, der auf den Fuß getreten wird, je nach seiner Interpretation (Absicht oder Versehen) unterschiedlich reagieren.
Was bedeutet kognitives Lernen im Zusammenhang mit Aggression?
Kognitives Lernen kann dazu führen, dass jemand ausgeklügelte Strategien entwickelt, um andere zu schädigen. Es kann aber auch zu Handlungsalternativen und Lösungsansätzen führen, während starres Denken aggressives Verhalten fördern kann.
Wie können Lehrer als Vorbilder dienen?
Lehrer haben Modellcharakter und sollten friedliche Konfliktlösungen vorleben. Sie sollten auch unerwünschtes Verhalten bestrafen, wenn es vorkommt.
- Quote paper
- Stefanie Plener (Author), 1999, Aggressives Verhalten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96985