Junges Deutschland und Vormärz (1835 - 1848)
Das Junge Deutschland
- ist eine Gruppe von Schriftstellern nach 1830 (hauptsächlich Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Ludolf Wienbarg und Theodor Mundt)
- fordert politisches Engagement der Literatur, freie Meinungsäußerung
- versteht Literatur als Träger weltverändernder Gedanken und rationalistischer Kritik
- fordert anstelle von Äußerlichkeiten das politische Einwirken auf den Menschen
- erfährt 1835 ein Verbot der jungdeutschen Schriften
Der Vormärz (1840 - 1848)
- revolutionäre, politisch engagierte Literatur, gegen den Absolutismus gerichtet, bis zum März 1848 (Märzrevolution) zunehmende Radikalität
Literarische Formen
- journalistische Prosa
- politische Lyrik
- Roman des »Nebeneinanders« - viele nebeneinander verlaufende Handlungen
Vertreter
- Heinrich Heine (Buch der Lieder, Neue Gedichte, Gedicht Die schlesischen Weber anläßlich des Weberaufstandes 1844, vierbändige Reisebilder voller Zeitsatire, Spott und Witz)
- Christian Dietrich Grabbe (teilweise nihilistische Literatursatire, Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, von Napoleons Rückkehr von Elba handelndes Drama Die hundert Tage)
- Georg Büchner (Trotz Gleichgesinnung Ablehnung des Jungen Deutschland, Drama Erzählung Lenz (Über das Ende von Jakob Michael Reinhold Lenz) und gesellschaftliches Drama Woyzeck (nach einer wahren Begebenheit: der Soldat
Woyzeck ermordet seine untreue Geliebte, nachdem er viele Jahre Demütigungen seiner Vorgesetzten und Kameraden ertragen mußte).
- Ludwig Börne (Briefe aus Paris), Anastasius Grün (Lyrik Spaziergänge eines Wiener Poeten), Georg Herwegh (Gedichte eines Lebendigen), August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (Unpolitische Lieder, das Deutschlandlied), Ferdinand Freiligrath (Ein Glaubensbekenntnis)
1. Übersicht
Junges Deutschland und Vormärz (1835 - 1848)
Das Junge Deutschland
- ist eine Gruppe von Schriftstellern nach 1830 (hauptsächlich Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Ludolf Wienbarg und Theodor Mundt)
- fordert politisches Engagement der Literatur, freie Meinungsäußerung
- versteht Literatur als Träger weltverändernder Gedanken und rationalistischer Kritik
- fordert anstelle von Äußerlichkeiten das politische Einwirken auf den Menschen
- erfährt 1835 ein Verbot der jungdeutschen Schriften
Der Vormärz (1840 - 1848)
- revolutionäre, politisch engagierte Literatur, gegen den Absolutismus gerichtet, bis zum März 1848 (Märzrevolution) zunehmende Radikalität
Literarische Formen
- journalistische Prosa
- politische Lyrik
- Roman des »Nebeneinanders« - viele nebeneinander verlaufende Handlungen
Vertreter
- Heinrich Heine (Buch der Lieder, Neue Gedichte, Gedicht Die schlesischen Weber anläßlich des Weberaufstandes 1844, vierbändige Reisebilder voller Zeitsatire, Spott und Witz)
- Christian Dietrich Grabbe (teilweise nihilistische Literatursatire, Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung, von Napoleons Rückkehr von Elba handelndes Drama Die hundert Tage)
- Georg Büchner (Trotz Gleichgesinnung Ablehnung des Jungen Deutschland, Drama Erzählung Lenz (Über das Ende von Jakob Michael Reinhold Lenz) und gesellschaftliches Drama Woyzeck (nach einer wahren Begebenheit: der Soldat
Woyzeck ermordet seine untreue Geliebte, nachdem er viele Jahre Demütigungen seiner Vorgesetzten und Kameraden ertragen mußte).
- Ludwig Börne (Briefe aus Paris), Anastasius Grün (Lyrik Spaziergänge eines Wiener Poeten), Georg Herwegh (Gedichte eines Lebendigen), August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (Unpolitische Lieder, das Deutschlandlied), Ferdinand Freiligrath (Ein Glaubensbekenntnis)
2. geschichtlicher Kontext des Jungen Deutschlands/des Vormärz
Um den literarische Vormärz beschreiben zu können, ist es zwingend notwendig, wie in jeder literarischen Epoche, sich die Geschichte anzusehen. Die Zeit von 1830 bis 1848 ist geprägt von zwei völlig gegensätzlichen Strömungen, dem Biedermeier-Stil, der Bezug nimmt auf die vornapoleonische Zeit und dem Vormärz als Gegenpol. Während der Biedermeier-Stil sich an die Romantik und Klassik anlehnt und somit bewußt einen ,,Schöne-Welt" - Eindruck vermittelt, konfrontiert der Vormärz den Leser eher mit der politischen Realität. 1830 beginnt die Einheitsbewegung der Deutschen. Sie verlief in drei Etappen. Die bürgerliche ,,gebildetere" Oberschicht hatte bis 1830 die Bewegung getragen. Nach der französischen Julirevolution 1830 wurde die Bewegung populärer und erfaßte sowohl die ,,liberalen Kleinbürger", als auch die ganz neue Gesellschaftsschicht, die Arbeiter. Die dritte Welle begann 1840, die in der bürgerlichen Revolution 1848 endete. Mit dem ständig steigenden Einkommen kam, vor allem der bürgerlichen Schicht, der Sinn nach mehr Rechten im Volk, sie wollten nun über sich selbst entscheiden. Sie apellierten an die Fürsten, endlich ökonomische Barrieren, so z.B. die Binnenzölle, aufzuheben und das Volk mitentscheiden zu lassen. Eine der wichtigsten Forderungen war die Forderung nach der versprochenen ,,Landständischen Verfassung" , die in Artikel 13 der Bundesakte versprochen wurde. Zwanzig Bundesstaaten hatten gar keine Verfassung, so auch Österreich, Preußen und Sachsen.
Der verfassungsgebende Gedanke war am Stärksten im Süddeutschen Raum, dem wirtschaftlich am Weitesten entwickelten Teil des Bundes. Die damals wohl fortschrittlichste Verfassung hatte Sachsen-Weimar. Der dortige Landtag bestand aus elf Abgeordneten der Rittergutsbesitzer und zehn Abgeordneten des Bürgertums und der Bauern, allerdings konnte man sich erst wählen lassen, wenn man ein Vermögen von mindestens 2000 Talern aufzuweisen hatte. Neben der Versammlungs- und Pressefreiheit konnten die auf sechs Jahre gewählten ,,Vertreter des Volkes" über Steuerbewilligungen, über das Budget, über Gesetze und über das Recht, gegen die Minister zu klagen, diskutieren.
Die frz. Julirevolution von 1830 fachte also nun die nationalen und liberalen Interessen in Deutschland wieder an, die revolutionäre Welle erfaßte einen großen Teil Europas. Zwei Jahre später versammelten sich 20.000 deutsche Demokraten unter den Farben der liberalen Nationalbewegung Schwarz-Rot-Gold zum sog. ,,Hambacher Fest". Es zeigte sich, dass trotz der Unterdrückung die liberalen Stimmen des Volkes nicht mehr zu unterdrücken waren. Die Schriftsteller des ,,Jungen Deutschlands" wie Ludwig Börne oder Heinrich Heine forderten lautstark einen freiheitlich verfassten Nationalstaat.
1834 schlossen sich viele deutsche Staaten zum sog . ,,Zollverein" zusammen, dieser hatte den Zweck alle Binnenzölle, die den Handel unter den einzelnen Länder unwirtschaftlich machten, aufzuheben. Lediglich an den Grenzen der Zollgebiets wurden Zölle erhoben. So stand einem länderübergreifenden Verkehrsmittel nichts mehr im Wege, der Eisenbahn. Sie wurde das Symbol der deutschen Industrialisierung, mit ihr begann die schnellere Entwicklung der Großindustrie. 1846 bestanden im Gebiet des Zollvereins schon mehr als 300 Großwebereien, in denen 45.000 Arbeiter tätig waren. Aber auf 800 mechanische Webstühle kamen 34.000 Handwebstühle. Im Jahre 1844 kam es zum schlesischen Weberaufstand, wo sich die Weber, die bisher in Heimarbeit produzierten , wegen den ständig sinkenden Löhnen auflehnten. Die Maschinen der fortschreitenden Industrialisierung drückten den Preis für Textilien so sehr, dass die Weber ihre Familien teilweise nicht mehr ernähren konnten. Der Weberaufstand konnte nur mit Hilfe der Militär unterdrückt werden . Elf Arbeiter werden erschossen, 24 verwundet, viele zu Freiheitsstrafen verurteilt.
Im Jahre 1840 starb nun der senile König Friedrich Wilhelm III. und sein Sohn wurde sein Nachfolger als Friedrich Wilhelm IV. Das Volk hatte große Erwartungen an den liberal wirkenden Thronnachfolger. Sie erwarteten Reformen und endlich eine Verfassung. Der neue König verkündete eine Begnadigung für politisch Gefangene und erleichterte die Lage der Presse. Den Dichter des Vormärz, Georg Herwegh, der durch die Veröffentlichung seiner ,,Gedichte eines Lebendigen" sehr bekannt wurde, empfing er zur Audienz mit den Worten: ,,Ich liebe eine gesinnungsvolle Opposition." Auf Reformen oder gar die Einführung einer Verfassung wollte er sich aber nicht einlassen.
Die Jahre 1845/1846 brachten schwere Mißernten, die Preise stiegen, es kam zu Unruhen unter dem Volk. 1847 griff die Krise auf die Industrie über. Man begann Fabriken stillzulegen. Da der Staat am Rande des Bankrotts stand, rief der König den Vereinigten
Landtag zusammen, um auf dem Wege über Anleihen oder Steuern Gelder zu erhalten. Der Vereinigte Landtag war eine Versammlung von Abgeordneten aus den ständischen Institutionen, in denen der Adel vorherrschte. Die Hoffnung der Bürger auf eine Verfassung machte der König sofort zunichte, indem er sie direkt in seiner Eröffnungsrede ausschloss. Die Abgeordneten des liberalen Bürgertums hatten die Mehrheit des Landtages hinter sich. Als der Landtag versuchte neue Gelder zu beantragen, wurde dieser einfach durch den König aufgelöst. Die Unzufriedenheit wuchs.
Der alles entscheidende Auslöser für die Revolution von 1848 war die Februarrevolution in Frankreich.
Die Revolution von 1848
Die rückständigen Verhältnisse im Deutschen Bund sollten nun auch revolutionär umgestaltet werden. Die Kräfteverhältnisse hatten sich in den letzten Jahren jedoch geändert, die Bourgeoisie war mächtiger geworden und forderte eindeutige Veränderungen. Die Bourgeoisie begnügte sich aber mit der konstitutionellen Monarchie. Das Proletariat jedoch forderte eine demokratische Republik. Sie wollten eine nationale Einheit. In der ersten Phase der Revolution demonstrierten vor allem Handwerker, Bauern und Bürger und forderten die Umsetzung der ,,Märzforderungen". Die Fürsten akzeptierten die Märzforderungen und berief liberale ,,Märzministerien". Der Bundestag akzeptierte sowohl die Pressefreiheit, als auch Schwarz-Rot-Gold als Bundesflagge.
Die Nationalversammlung wird vorbereitet. Als letztes erfaßt die Revolution die stärksten reaktionärsten Staaten Österreich und Preußen (13. und 18/19. März 1948). Unter der Drohung, eine Versammlung vom Militär auflösen zu lassen, kommt es am 18.März in Berlin zum Aufstand. Die Aufständischen bilden Barrikaden und zwingen den preußischen König seine Truppen abzuziehen. Friedrich Wilhelm IV. huldigt den ,,Märzgefallenen" und verspricht eine Nationalversammlung und die Lösung der nationalen Frage.
Der größte Teil Deutschlands war revolutioniert, die Macht des Feudaladels erstmal gelähmt. Wichtige demokratische Rechte waren erkämpft (Presse-, Vereins-, und Versammlungsfreiheit, Wahlrecht, Volksbewaffnung). Der Weg war nun frei für die vollständige Vernichtung des Absolutismus. Doch die Gegenspieler der Revolutionäre, die Bourgeoisie und der Feudaladel traten verbündet gegen diese Bewegung an. So entwickelte sich die Revolution von nun an rückläufig (seit März 1948).
In der zweiten Phase der Revolution ( Ende März bis Ende Juni 1848) gab es ein Gleichgewicht von Revolution und Reaktion. Es entwickelte sich zunächst ein reges politisches Leben. Es entstanden demokratische Vereine. Arbeiter organisierten sich in Arbeitervereinen. Doch die Bourgeoisie leistete Widerstand. Sie lenkte die Bewegung in ruhige parlamentarische Bahnen, um die Revolution im Einvernehmen mit dem Adel in einen ihr genehmen Abschluss zu bringen.
In der dritten Phase wird die Pariser ,,Junischlacht" zum Wendepunkt der Revolution. Die Reaktion formiert sich endgültig. Sie tritt zum Gegenangriff mit Unterstützung der Bourgeoisie an. Im Septemberaufstand bittet die Nationalversammlung um Truppenhilfe. In dieser Auseinandersetzung gewinnt die antirevolutionäre Bewegung ein Übergewicht. . Die Niederschlagung des Oktoberaufstand in Wien bringt in Österreich die Entscheidung zugunsten der Reaktion. Dadurch gestärkt, wagt auch die preußische Krone einen entscheidenden Schlag: Friedrich Wilhelm IV. setzte am 2. November ein offen reaktionäres Ministerium ein, vertagt die Berliner Vereinbarerversammlung und verhängte am 12. November über Berlin den Belagerungszustand. Protestaktionen wie Steuerverweigerung zugunsten des Parlamentes scheitern. Die Auflösung des Parlamentes und die gleichzeitig auferlegte Verfassung markieren den Sieg der Reaktion in Preußen. Mit der Wiederherstellung der alten Machtverhältnisse in den beiden Großstaaten endet diese Etappe der Revolution.
In der vierten Phase der Revolution wäre, angesichts dieser Verhältnisse, in der Zeit von Dezember 1848 bis Juni 1849 eine Fortsetzung der Revolution nur noch durch Auseinandersetzung zwischen revolutionärem Volk und Konterrevolution möglich gewesen. Diese festigte ihre noch labile Macht in Preußen und Österreich, um dann noch bestehende Positionen der Revolution, die in der Frankfurter Nationalversammlung ihr letztes Zentrum hatte, zu liquidieren. Höhepunkt waren die Kämpfe, die um die Anerkennung der von der Frankfurter Nationalversammlung am 28. März 1849 angenommenen, von den Regierungen der großen deutschen Staaten jedoch abgelehnten Reichsverfassung entbrannten. Die mit den Maiaufständen am 3. Mai 1849 beginnende Reichsverfassungskampagne wurde vor allem durch preußische Truppen niedergeschlagen. Den Abschluß bildete der badisch-pfälzische Feldzug. Am 18. Juni wurden die Überreste der Frankfurter Nationalversammlung in Stuttgart auseinandergejagt. Der Fall der Festung Raststatt am 23. Juli 1849 war das Ende der Reichsverfassungskämpfe und der Abschluß der Revolution.
3. Die literarische Epoche des Vormärz
Im Gegensatz zum Biedermeier , der sich die ,,private Gemütlichkeit" wünscht entwickelte sich zwischen 1830 und 1850 die relativ kurze Epoche des Vormärz. Der literarische Vormärz steht in sehr dichten Zusammenhang mit der politischen Lage in den deutschen Ländern vor und um 1848 (s.o.).
Eine wichtige Rolle spielten hierbei die Autoren des ,,Jungen Deutschlands" , die zwar nur losen Kontakt untereinander hatten, sich jedoch mit dem Verbot ihrer Schriften ( 1834 in Österreich , 1835 in Preußen) eine Zusammengehörigkeit erfuhren.
Sie alle lehnten den absolutistischen Staat und die dogmatische Kirche ab und plädierten für die Meinungsfreiheit, die Demokratie, für soziale Gerechtigkeit und die Emanzipation der Frau.
Heinrich Heine1 ist der wohl bekannteste Schriftsteller dieser Epoche. Trotzdem kann Heine nur bedingt dem Jungen Deutschland zugeordnet werden. In seiner konsequenten Haltung ist diese führende Rolle zu begründen. Heine setzte sich mit der Romantik in dem Buch ,,Die romantische Schule" (1836) auseinander. Dieses Buch wurde eines der wichtigsten des Jungen Deutschland, da es nicht nur um Literaturgeschichte ging, sondern auch mit den reaktionären der Romantiker abrechnet. Andererseits wird Heine selbst oft als einer der letzten Romantiker angesehen: seine volksliedhafte Lyrik, seine Ironie, aber auch der vorhandene Pessimismus , der das Kleinbürgertum , das lediglich auf materielle Werte fixiert ist, ablehnt, sind im ursprünglichen Sinne romantisch.
Seine Prosa dagegen ist moderner. Dies wird vor allem in seinen Reisebildern (1826-1831) deutlich. Er entlarvte so die Mißstände Deutschlands und wurde zu einem gefürchtetem Kritiker des politischen status quo.
In seinem Epos ,,Deutschland. Ein Wintermärchen" kritisiert er den preußischen Militarismus und das kleinbürgerliche Obrigkeitsdenken mit scharfer Satire.
In ,,Atta Troll. Ein Sommernachtstraum" kritisiert er auch seine Zeitgenossen, denen er ,,Tendenzlyrik" und ,,politischen Dilettantismus" vorwirft.
Ludwig Börne war radikaler als Heine und außerdem seiner intelligenten, bissigen Art etwas verwandt, jedoch ohne Heines` poetische Qualitäten. Seine Briefe aus Paris (1832 - 1834), aus der Stadt, wo er ab 1830 lebte (Heine ab 1831), gehören ebenfalls zu den entscheidenden theoretischen Schriften für das Junge Deutschland. Doch auch Börne wird nicht zum Kreis dieser Bewegung gerechnet. Aus der französischen Julirevolution leitete er die Notwendigkeit der Umwälzung Deutschlands ab. Außerdem hinterließ Börne eine Reihe von Prosastücken und Aphorismen.
Als wirkliche ,,Mitglieder" des Jungen Deutschlands werden in den gängigen Literaturgeschichten in der Regel sechs Autoren aufgeführt. Ihnen ist außer der politischen Haltung noch etwas gemeinsam: die Bedeutung ihres literarischen Schaffens ist sehr begrenzt. Auf sehr journalistischen, propagandistischen oder literaturkritischen Terrain waren Autoren wie Theodor Mundt (Kritische Wälder, 1833) oder Ludolf Wienbarg (Ästhetische Feldzüge, 1834). Von dem ,,politischen Auftrag" erstickt oder nur in geringem Maße war das literarische Talent bei diesen Schriftstellern vorhanden: keines ihrer dichterischen Erzeugnisse hat den Weg in das Olymp der klassischen Werke der deutschen Literatur gefunden.
So bleiben noch Namen wie: Karl Gutzkow, der mit dem Roman ,,Wally, die Zweiflerin" (1835) durch aufklärerische Ansätze für Wirbel sorgte; Ernst Adolf Willkomm mit dem Roman ,,Die Europamüden" (1838); Heinrich Laube und Georg Herwegh, der wohl radikalste der Gruppe, der mit seinen ,,Gedichten eines Lebendigen" (1841-1843) den größten poetischen Elan mitbrachte. Er schrieb auch das Bundeslied des Allgemeinen deutschen Arbeitervereins mit den berühmten Zeilen:
Mann der Arbeit, aufgewacht Und erkenne deine Macht ! Alle Räder stehen still, Wenn dein starker Arm es will . Ein Jahrzehnt nach der eigentlichen Zeit des Jungen Deutschland sind zwei weitere Lyriker hervorgetreten: Ferdinand Freiligrath und August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Ihr politisches Engagement trugen ,,phrasenhaft-pathetische" Züge (d.h. blumig, übertrieben, mit vielen Worten nichts sagend ...) , schwächte sich mit der Zeit ab und bekam gefährlich nationalistische Töne. Vor allem Freiligrath, der noch zusammen mit dem berühmten Wirtschaftstheoretiker Karl Marx die ,,Neue rheinische Zeitung" herausbrachte und später die Tapferkeit der Deutschen im Krieg gegen Frankreich besang. Hoffmann von Fallersleben, der für den späteren Mißbrauch seines ,,Deutschlandliedes" nicht zur Rechenschaft gezogen werden kann, ist nicht nur durch dieses Gedicht zum Verfasser, der noch heute nach absoluten Maßstäben bekanntesten deutschen Texte geworden, zu denen ,,Alle Vögel sind schon da", ,,Ein Männlein steht im Walde" und ,,Kuckuck, Kuckuck, ruft's aus dem Wald" gehören.
Georg Büchner ist wohl der wichtigste Autor des Jungen Deutschlands.
Nach seiner Flucht aus dem Großherzogtum Hessen nach Veröffentlichung seiner radikalen Flugschrift ,,Der hessische Landbote" im Jahr 1834, mit der Parole ,,Friede den Hütten, Krieg den Palästen !", hatte er keinerlei Verbindung zu dieser Bewegung.
Georg Büchner ist eine einmalige Erscheinung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Seine Radikalität war nicht nur auf das politische begrenzt - Büchner war genauso radikal in der Auswahl seines Ausdrucks. Seine Werke sind zugleich ,,naturalistisch und symbolistisch, psychoanalytisch und sozialkritisch, und dies auf eine derart moderne Weise, dass es nicht verwundern darf, wenn es gut fünf Jahrzehnte dauerte, bis man seine Bedeutung begriff. ,,2. Lentz (Novelle, 1836): die präzise Studie einer Psychose ; Dantons Tod (Drama 1835): die Perversion der Aufklärung durch Macht; Leonce und Lena (Lustspiel 1836): Poesie als
Philosophie der Sprache , schwer verständlich; Woyzeck (,,dramatisches Fragment", 1835): alles zusammen - die präzise, poetische Darstellung der Zerstörung einer Seele durch die Mechanismen einer unnatürlichen (perversen) Gesellschaft.
Georg Büchner zeigte der deutschen Literatur neue Wege, die aber vorerst nicht befolgt wurden. Er zeit die Welt ohne Illusionen, ohne Götter, entmenschlicht , er zeigt unabhängige Poesie und soziale Anklage in einem. "Eine selten geglückte Verbindung , die sich vielleicht erst in der Lyrik Paul Celans wiederfinden lässt. "2
Es ist wohl kein Zufall, dass diesem 1959 die wichtigste literarische Auszeichnung im deutschsprachigem Raum zuerkannt wurde: der-Georg-Büchner-Preis.
4. Quellenangaben
http://www.uni-magdeburg.de
http://www.uni-oldenburg.de
http://www.frankfurter-rundschau.de http://www.glasnost.de
http://www.hessischer-rundfunk.de - alle Internetrecherchen am 09.09.99
,,Texte, Themen und Strukturen" , Cornelsen S. 210 - 213 ,,Woyzek-Erläuterungen und Dokumente", Reclam
5. Anhang
Erläuterungen zu Heinrich Heines Aufenthalt in Ostfriesland, aus ,,Die Wunde Deutschland Heinrich Heines Dichtung" von Walter Hinck (Insel Verlag, 1991):
Liest man heute, da landauf, landab Ostfriesenwitze die Runde machen, Heines Bemerkungen über ,,die guten Bürger Ostfrieslands", so scheinen sie den leichten Spott des Volksmunds schon vorwegzunehmen, setzen aber dann zur Ehrenrettung an:
,,ein Volk, das flach und nüchtern ist, wie der Boden, den es bewohnt, das weder singen noch pfeifen kann, aber dennoch ein Talent besitzt, das besser ist als alle Triller und Schnurrpfeifereien, ein Talent, das den Menschen adelt, und über jene windige Dienstseelen erhebt, die allein edel zu sein wähnen, ich meine das Talent der Freiheit. Schlägt das Herz für die Freiheit, so ist ein solcher Schlag des Herzens eben so gut wie ein Ritterschlag, und das wissen die freien Friesen [...]"
[...]
1 zu Heines Aufenthalt in Ostfriesland, siehe Anhang
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Junge Deutschland?
Das Junge Deutschland war eine Gruppe von Schriftstellern nach 1830, hauptsächlich Heinrich Heine, Karl Gutzkow, Heinrich Laube, Ludolf Wienbarg und Theodor Mundt. Sie forderten politisches Engagement der Literatur, freie Meinungsäußerung und verstanden Literatur als Träger weltverändernder Gedanken und rationalistischer Kritik. 1835 wurden ihre Schriften verboten.
Was ist der Vormärz?
Der Vormärz ist eine Epoche von 1840 bis 1848, die durch revolutionäre, politisch engagierte Literatur gegen den Absolutismus gekennzeichnet ist. Die Radikalität nahm bis zur Märzrevolution 1848 zu.
Welche literarischen Formen waren im Vormärz verbreitet?
Journalistische Prosa, politische Lyrik und der Roman des "Nebeneinanders" (viele nebeneinander verlaufende Handlungen) waren typische literarische Formen.
Wer waren die wichtigsten Vertreter des Jungen Deutschlands und des Vormärz?
Heinrich Heine, Christian Dietrich Grabbe, Georg Büchner, Ludwig Börne, Anastasius Grün, Georg Herwegh, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und Ferdinand Freiligrath.
Was waren die Hauptforderungen der Einheitsbewegung der Deutschen?
Die Aufhebung ökonomischer Barrieren, die Mitbestimmung des Volkes und die Einführung der versprochenen "Landständischen Verfassung" (Artikel 13 der Bundesakte).
Welche Rolle spielte die Julirevolution von 1830?
Sie fachte die nationalen und liberalen Interessen in Deutschland wieder an.
Was war der "Zollverein"?
Ein Zusammenschluss vieler deutscher Staaten im Jahr 1834 zur Aufhebung der Binnenzölle und Förderung des Handels.
Was war der schlesische Weberaufstand 1844?
Ein Aufstand der Weber aufgrund sinkender Löhne durch die fortschreitende Industrialisierung, der militärisch unterdrückt wurde.
Was waren die Erwartungen an Friedrich Wilhelm IV.?
Das Volk erhoffte sich Reformen und eine Verfassung, die jedoch nicht erfüllt wurden.
Was waren die Ursachen der Revolution von 1848?
Rückständige Verhältnisse im Deutschen Bund, steigende Unzufriedenheit durch Missernten und Wirtschaftskrisen, sowie die Februarrevolution in Frankreich.
Wie verlief die Revolution von 1848?
In mehreren Phasen, beginnend mit Märzforderungen und Märzministerien, gefolgt von der Nationalversammlung, Gegenbewegungen, der Niederschlagung von Aufständen und schließlich dem Scheitern der Reichsverfassungskampagne.
Was kennzeichnete die literarische Epoche des Vormärz?
Die Ablehnung des absolutistischen Staates und der dogmatischen Kirche, das Eintreten für Meinungsfreiheit, Demokratie, soziale Gerechtigkeit und die Emanzipation der Frau.
Inwieweit kann Heinrich Heine dem Jungen Deutschland zugeordnet werden?
Heine kann nur bedingt dem Jungen Deutschland zugeordnet werden, da er sowohl Merkmale der Romantik als auch moderne Elemente in seinen Werken vereint.
Was waren die wichtigsten Werke von Georg Büchner?
Lenz, Dantons Tod, Leonce und Lena, Woyzeck.
Was war die Bedeutung von Georg Büchner für die deutsche Literatur?
Büchner zeigte neue Wege auf und verband Poesie mit sozialer Anklage, ohne Illusionen und Götter.
Wo finde ich zusätzliche Informationen über Heinrich Heines Aufenthalt in Ostfriesland?
Informationen hierzu finden sich im Anhang des Dokuments, entnommen aus Walter Hincks "Die Wunde Deutschland Heinrich Heines Dichtung".
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- Tobias Scholder (Author), 1999, Junges Deutschland und Vormärz (1835 - 1848), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96971