Stellen Sie sich vor: inmitten der unendlichen Weite der Sahara, ein pulsierendes grünes Herz – eine Oase. Doch was macht diese Enklaven der Fruchtbarkeit wirklich aus, und wie hat sich ihr Wesen im Laufe der Zeit gewandelt? Diese Erkundungstour durch die Welt der Oasen enthüllt nicht nur ihre Definition und Entstehung – von Grundwasser-, Quell- und Flussoasen bis hin zu den vom Wind geformten Deflationsniederungen –, sondern beleuchtet auch die tiefgreifenden Veränderungen, denen sie unterliegen. Einst als idyllische Rastplätze und Gärten in der Wüste beschrieben, stehen diese Lebensräume heute vor enormen Herausforderungen: Klimaverschlechterung, schwindende Wasservorräte und der Niedergang traditioneller Wirtschaftszweige. Erfahren Sie, wie der Tourismus, insbesondere in Ländern wie Tunesien, sowohl Segen als auch Fluch für die Oasen darstellt, Arbeitsplätze schafft und die Infrastruktur modernisiert, aber auch zu Umweltverschmutzung und sozialen Spannungen beiträgt. Die Abwanderung aus den traditionellen Qsur-Siedlungen, die einst Schutz und Gemeinschaft boten, hin zu modernen Oasenstädten mit über 100.000 Einwohnern, zeugt von einem tiefgreifenden Siedlungswandel. Entdecken Sie, wie technologische Fortschritte und veränderte Anbaumethoden, von der traditionellen Dreistockwerk-Landwirtschaft bis hin zu modernen Tiefbohrungen und Motorpumpen, die Landschaft und das ökologische Gleichgewicht der Oasen beeinflussen. Begleiten Sie uns auf einer Reise durch die Geschichte und Gegenwart der Oasen, von den ersten Forschungsreisen europäischer Kolonialherren bis hin zu den High-Tech-Oasen, die auf den Markt ausgerichtet sind, und erfahren Sie, wie der Traum von der Lebensmittelselbstversorgung das empfindliche Ökosystem der Sahara gefährdet. Tauchen Sie ein in eine Welt, in der Tradition und Moderne aufeinandertreffen, und entdecken Sie die verborgenen Geschichten und komplexen Herausforderungen dieser einzigartigen Lebensräume. Eine faszinierende Analyse für alle, die sich für Geographie, Geschichte, nachhaltige Entwicklung und die Zukunft der Wüstenregionen interessieren. Ein Muss für jeden, der die Bedeutung dieser fragilen Ökosysteme verstehen und zu ihrem Schutz beitragen möchte.
Oasen in der Sahara
Oasen - Definition
Oasen sind Gebiete in einer Wüste mit ausreichend Feuchtigkeit für eine permanente Vegetation. Es gibt Grundwasser-, Quell- und Flussoasen, des weiteren auch Deflationsniederungen (Gebiete, die vom Wind bis zum Grundwasserspiegel abgetragen wurden).
Jedoch sind heute eingige Oasen durch Austrocknung und Sanddünen bedroht.
Oasen - ein altes Thema in neuer Sicht
Der Begriff Oase wird keineswegs einheitlich verwendet. Da er in der Umgangssprache und auch in der Fachsprache benutzt wird, gibt es erhebliche Unterschiede in der Definition. Aber es gibt auch Merkmale, die immer in der Literatur zu finden sind:
- Aridität und weitgehend unbesiedeltes Land, was zum Inselcharakter der Oasen führt nutzbares Wasser
- begrenzter Bewuchs von Kulturpflanzen, deren Anbau mit Hilfe von Bewässerung als Lebensgrundlage dient
- Dattelpalme als Hauptanbaukultur
- kompakte ländliche Siedlung neben der Bewässerungsflur
Im 19. Jhd. Unternahmen viele Europäer Forschungsreisen nach Afrika. Sie beschrieben die Oasen als angenehme Rastplätze und als Gärten in der Wüste . In den folgenden Jahren wurde der Kontrast zwischen der feindlichen W üste und der schützenden Oase zum Leitmotiv.
Durch die infrastrukturelle Erschließung der Oasen durch Briten, Franzosen und Italiener war es möglich, die Oasen systematisch zu bereisen und zu erforschen. Das Forschungsinteresse galt vorwiegend der Frage, wie Oasen funktional organisiert sind.
Auch wenn die Oasenwirtschaft oft als traditionell bezeichnet wurde, erkannten die europäischen Kolonialherren die sehr komplexe und oft ausgeklügelte technische und soziale Organisation der Oasenwirtschaft als respektable Kulturleistung an. Mit dem Ende der Kolonialzeit und dem Beginn der Erdöl- und Erdgasgewinnung im Norden Afrikas erfolgte ein tiefer Einschnitt in die Welt der Oasen. Gründe für den wirtschafltichen Verfall der Oasen waren auch:
- Klimaverschlechterung und Verringerung der fossilen Wasservorräte
- Niedergang des Karawanenverkehrs
- Rückgang der Dattel als Leitkultur
- Abwanderung der Oasenbewohner in außerlandwirtschaftliche Berufe (vor allem Petrochemie)
- ineffiziente Bewässerungsmethoden mit zu hoher Arbeitsbelastung
- Sesshaftwerdung der Nomaden
Während dieser Oasen-Krise entstanden immer mehr High-Tech-Oasen. Diese sind vor allem durch neue Wasserförderungsmethoden geprägt. Die Produktion der High-Tech-Oasen ist auf den Markt ausgerichtet, der Produktionsabsatz ist erklärtes Ziel.
Heute kann ein Oase nur noch selten mit dem traditionellen Oasenbild verglichen werden. Denn neue Berufe, zurückgekehrte Gastarbeiter und Bevölkerungswachstum haben die Oasen verwandelt. Oasenstädte haben manchmal über 100 000 Einwohner.
Auswirkungen der Tourismus auf die Oasen (Beispiel Tunesien)
Als einsame Inseln in mitten der weiten Wüste besitzen Oasen ein hohe touristische Attraktivität. Für die Oasen bedeuten Massentourismus und Konsumgesellschaft ergänzende wirtschaftliche Einnahmequellen.
Für die Touristen sind fast ausschließlich die traditionellen Oasen von Interesse, denn sie vermitteln wegen des optisch erkennbaren Wasserverteilungsystems den Eindruck traditioneller Strukturen. Die ersten Hotels wurden in den Oasen entstanden in der franz. Protekoratszeit. Einige dieser Hotels wurden zu legendären Übernachtungsorten eines frühen Oasentourismus.
Durch die systematische Förderung des Tourismus, der als Pfeiler der künftigen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung gilt, wurden im ganzen Land Tourismuszentren errichtet. Doch die Tourismuspolitik brachte zunächst nicht die erhofften Erfolge in den Oasen, weil die Küstenregionen ein spektakuläres Wachstum erlebten.
Der Sahara-Tourismus zeigt in vielfältiger Weise die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen auf die Oasen: Es wurden einige tausend neue Arbeitsplätze und eine moderne Infrastruktur geschaffen, der Tourismus war und ist entscheidender Faktor f ür das Siedlungswachstum. Auch andere Wirtschaftsbereiche profitieren vom Sahara-Tourismus. So findet man z.B. in der Oasensiedlungen eine Art Disneyland à la Orient . Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen erhöhte sich rasch durch den Zustrom von Touristen. Dennoch gibt es neben der positiven Seite auch Schwachpunkte im Sahara-Tourismus:
- Arbeitsplätze im Tourismussektor nur saisonal und schlecht bezahlt
- Investitionen für neue Projekte werden immer höher, Hotels luxuriöser, aber die Preise und Einnahmen gehen wegen steigender Konkurrenz zurück
Auch auf lokaler Ebene hat der Tourismus große Spuren hinterlassen. Die dynamische Entwicklung hat zu einer wirtschaftlichen Blüte in den Oasen geführt. Doch die Industrieentwicklung führte zu Luftverschmutzung, starkem Siedlungswachstum und verschärfte die Konflikte um das verfügbare Wasser immer mehr. Der Tourismus lässt die Tradition einer bislang intakten Gesellschaft verkommen. Trotz mancher negativer Effekte bleibt der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, auch wenn die Oasen noch lange nicht so viele Touristen anziehen wie die Küstenregionen.
Siedlungswandel in den Oasen
In den Oasen der Sahara vollzieht sich ein Umbruch der Siedlungsstruktur. Die Bevölkerung verlässt immer mehr die Qsur. Ein Qsar ist eine eng bebaute Dauersiedlung mit Handel und Gewerbe. Sie ist von einer Mauer umgeben und besitzt Festungstürme, die als Vorratsspeicher genutzt werden. Es gibt eine städtische Ordngung, einen Marktplatz, Moscheen und eine Schule.
Die Bevölkerung siedelt sich in kleinen "Ersatzdörfern" an Straßen und Pisten an. Andererseits gibt es auch staatlich organisierte Plansiedlungen.
Gründe für den Siedlungswandel:
- die Oasenbewohner finden gute Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Oasenwirtschaft (Arbeitsmigration nach Frankreich, Arbeitsmärkte in der Sahara)
- die Schutzfunktion des Qsars wird nicht mehr benötigt
- in den Qsar herrscht eine sehr große Bevölkerungsdichte
- Repräsentanten der Sippenverbände (Dorfrat) lenkten Gemeinschaftsaufgaben nach schriftlich fixierten Regeln. Diese soziale Ordnung wurde durch moderne Verwaltungsstrukturen ersetzt. Die ländliche Oasenbevölkerung ist weitgehend sich selbst überlassen.
Die Sippen teilen sich das dörfliche Kollektivareal auf. In der Hausbautechnik und in der Architektur passt man sich immer mehr an die Stadt an.
Die moderne Oasenstadt hat ein großes Arbeits-, Ausbildungs- und Infrastrukturangebot. Durch den raschen und hektischen Ausbau der Städte werden die alten Siedlungsräume zu dichtbevölkerten Wohnquatieren.
Technologische und landwirtschaftliche Veränderungen in den Oasen
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Sahara und damit auch die Funktion der Oasen verändert. Die vorhandenen Zustände mussten überdacht werden.
- Es wurden effektivere Produktionsstrategien entwickelt.
- Es wurde ein leistungesfähigeres Straßennetz gebaut, um den Transport und Strecken besser zu bewältigen.
- Heutzutage sind scheinbar unbegrenzte Wassermengen verfügbar. Durch die Motorpumpe kann aus großen Tiefen trotzdem Wasser befördert werden.
Früher in den traditionellen Oasen wurden oft drei Anbaustockwerke benutzt, d.h. drei unterschiedlich große Anbaupflanzen wurden auf einer Fläche angebaut.
Die Oasen lagen traditionell auf tief gelegenen Flächen, weil dort - entweder durch artesische Brunnen, Quellen oder Überschwemmungen - die Bewässerung am einfachsten war.
Da heute Wasser vor allem durch Tiefbohrungen und Motorpumpen befördert wird, ist ein Standort für ein Land, das erschlossen werden soll, fast unbegrenzt.
Durch diesen geradezu unbeschränkten Wasservorrat ist eine Anbau- und Produktionsausrichtung weit über den privaten Verbrauch möglich und damit werden private Erschließungsmaßnahmen immer alltäglicher.
Denn einen Vorteil versprachen sich die privaten "Erschließer" in der Nebensaison, weil sie dann wegen dem Klima trotzdem anbauen können.
Außerdem können Futterpflanzen über das ganze Jahr weg angebaut werden. Teure Anschaffungen wie z.B. beheizte Gewächshäuser sind ebenfalls überflüssig, falls man weiß, geothermisches Wasser zu nutzen.
Und gerade auch diese Privatunternehmen werden durch den Staat gefördert, weil dieser eine Lebensmittelselbstversorgung erreichen will. Er will die Unabhängigkeit des Landes von Lebensmittelimporten erhöhen.
Aber jedoch all diese neuen Fördertechnologien in Kombination mit der rasch wachsenden Bevölkerung und Weiterverbreitung der Verstädtung haben wesentlich das Gleichgewicht des landwirtschaftlichen Ökosystems gesört.
Häufig gestellte Fragen
Was sind Oasen laut dem Text "Oasen in der Sahara"?
Oasen sind Gebiete in einer Wüste, die ausreichend Feuchtigkeit für eine permanente Vegetation aufweisen. Es gibt verschiedene Arten von Oasen, darunter Grundwasser-, Quell- und Flussoasen sowie Deflationsniederungen.
Welche Merkmale werden in der Definition von Oasen in der Literatur häufig genannt?
Die Merkmale sind Aridität und weitgehend unbesiedeltes Land, nutzbares Wasser, begrenzter Bewuchs von Kulturpflanzen (deren Anbau mit Hilfe von Bewässerung als Lebensgrundlage dient), Dattelpalmen als Hauptanbaukultur und kompakte ländliche Siedlungen neben der Bewässerungsflur.
Welche Faktoren haben zum wirtschaftlichen Verfall vieler Oasen beigetragen?
Zu den Faktoren gehören Klimaverschlechterung und Verringerung der fossilen Wasservorräte, Niedergang des Karawanenverkehrs, Rückgang der Dattel als Leitkultur, Abwanderung der Oasenbewohner in außerlandwirtschaftliche Berufe, ineffiziente Bewässerungsmethoden mit zu hoher Arbeitsbelastung und Sesshaftwerdung der Nomaden.
Was sind High-Tech-Oasen?
High-Tech-Oasen sind Oasen, die vor allem durch neue Wasserförderungsmethoden gekennzeichnet sind und deren Produktion auf den Markt ausgerichtet ist.
Wie hat sich der Tourismus auf die Oasen in Tunesien ausgewirkt?
Der Tourismus hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf die Oasen. Positiv sind die Schaffung von Arbeitsplätzen und moderner Infrastruktur sowie das Siedlungswachstum. Negativ sind saisonale und schlecht bezahlte Arbeitsplätze, hohe Investitionen bei sinkenden Einnahmen und Konflikte um das verfügbare Wasser. Außerdem kann der Tourismus die Tradition einer intakten Gesellschaft verkommen lassen.
Was ist ein Qsar und warum verlassen die Menschen diese Siedlungen?
Ein Qsar ist eine eng bebaute Dauersiedlung mit Handel und Gewerbe, die von einer Mauer umgeben ist. Die Menschen verlassen die Qsur aufgrund besserer Verdienstmöglichkeiten außerhalb der Oasenwirtschaft, des Wegfalls der Schutzfunktion des Qsars, der hohen Bevölkerungsdichte und des Wandels der sozialen Ordnung.
Welche technologischen und landwirtschaftlichen Veränderungen haben in den Oasen stattgefunden?
Es wurden effektivere Produktionsstrategien entwickelt, ein leistungsfähigeres Straßennetz gebaut und scheinbar unbegrenzte Wassermengen durch Motorpumpen verfügbar gemacht. Traditionelle Anbaumethoden mit drei Anbaustockwerken wurden teilweise durch neue Methoden ersetzt.
Wie wirkt sich die private Erschließung durch Tiefbohrungen auf die Oasen aus?
Die private Erschließung ermöglicht eine Anbau- und Produktionsausrichtung über den privaten Verbrauch hinaus. Der Staat fördert diese Maßnahmen zur Erreichung einer Lebensmittelselbstversorgung. Allerdings kann dies in Kombination mit Bevölkerungswachstum und Verstädterung das Gleichgewicht des landwirtschaftlichen Ökosystems stören.
Welche Konsequenzen hat die moderne Entwicklung für die Umwelt in den Oasen?
Durch mangelnde Rücksichtnahme auf die Umwelt sind einige Flächen der Sahara heute Beispiele für den Misserfolg moderner Entwicklungsmaßnahmen.
- Quote paper
- Sascha Kubera (Author), 1999, Oasen in der Sahara, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96874