Transmigrasi - Abbau von Disparitäten
I. Ausgangssituation:
1.Bevölkerungssituation der Haupt- und Außeninseln:
a) Java, Bali, Madura: -stellenweise bis zu 2000 E/km², Durchschnitt: 800 E/km² (Vgl.: BRD durchschnittlich 245 E/km²; Ruhrgebiet bis 1245 E/km²)
-Einwohnerzahl ca. 120 Mio.
b) Außeninseln: -0-200 EW/km², Durchschnitt:40 E/km²
-Einwohnerzahl ca. 70 Mio.
=>Bevölkerungswachstum Indonesiens von 2,1%, d.h. jährlicher Zuwachs von 4 Mio. Menschen
2.Wirtschaft der Haupt- und Außeninseln:
a) Java, Bali, Madura: regional vielseitig, relativ fortschrittlich, über 50 % der Erwerbstätigen in Landwirtschaft (Realteilung), da fruchtbare Böden gegeben sind.Gegen- über stehen 12 % Industriearbeiter
b) Außeninseln: meist unterentwickelt, nur Sumatra verfügt über ausgeprägtere Landwirt- schaft sowie kleinere Wirtschaftszweige,trotz großer Rohstoffvorkommen
=>bereits 50 Mio. Arbeitslose, bzw. Unterbeschäftigte der indonesischen Gesamtbevölkerung
Fazit: Auf den Hauptinseln ein Heer von Unterbeschäftigten Arbeitskräften, aber weitgehend er- schöpfte Ressourcen gegenüber einem Überangebot an Land und natürlichen Rohstoffen, sowie Mangel an Arbeitskräften auf den Außeninseln
II. Ziele und Realisierung des Projekts:
1.Abbau des Bevölkerungsdrucks auf Java, Bali und Madura durch gezielte Umsiedlung von Familien auf die Außeninseln (65% nach Sumatra; 35% restl. Inseln) unter
a) best. Vorraussetzungen: - indonesische Staatsangehörigkeit
- Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft
- politische Zuverlässigkeit
- legal geschlossene Ehe
- Altereinschränkung des Familienoberhaupts (18 bis 35 Jahre)
- Fähigkeit lesen und schreiben zu können
- landwirtschaftliche Erfahrung
b) best. Starthilfen: - Holzhaus auf einem 50 x 50 m großem Gartengrundstück
- landwirtschaftliche Nutzfläche von 2 ha (maximal 4 ha)
- Saatgut für die erste Saat
- Dünge- und Schädlingsbekämpfungsmittel für drei Jahre
- Werkzeuge für Landwirtschaft
- Grundnahrungsmittel für zwei bis drei Jahre
c) javanische Siedlungsformen: - Siedlungsgebiet umfasst 10-12 Dörfer (~6000 Familien)
- schachbrettartige, gereihte Form
- zentraler Dorfplatz mit öffentlichen Einrichtungen
2.Regionale Entwicklung peripherer Räume durch Einbindung in den Wirtschaftskreislauf der Zentren mittels Förderungen, gezielten Ansiedlungen (Dezentralisierung , hier: Entstehung neuer Marktzentren) und Verbesserung der Infrastruktur (Trans-Sumatra-Highway) => Inwertsetzung
3.Integration ethnischer Minderheiten durch „nation building": Beitrag der Transmigration aus dem Vielvölkerkonglomerat eine einzige Nation zu erschaffen. Javaner stellen Großteil der Bevölkerung im Siedlungsgebiet dar => „Javanisierung"
4.bisherige Umsiedlungen in drei Hauptphasen:
a) 50er bis frühe 60er Jahre : Bevölkerungsausgleich im Vordergrung
b) ab 1969 : wirtschaftliche Hauptgründe (Nahrungsmittelproduktionssteigerung)
c) 1979-1984 :Vorhaben in diesem 5-Jahresplan 500.000 Familien umzusiedeln
=> insgesamt wurden in etwa 90 Jahren 900.000 Familien, d.h. etwa 3,7 Mio. Menschen um- gesiedelt (aber: Bevölkerungszuwachs in ganz Indonesien beträgt jährlich knapp 4 Mio.!). Dennoch wurde durch den Katalysatoreffekt, d.h. durch spontane und autonome Migratio- nen eine demographische Entlastung erreicht. (Bevölkerungswachstum: Java ~ 1,8 % Sumatra ~ 3,1 %)
III. Problematik:
1.Vernichtung der Regenwälder:1 Mio. ha des indonesischen Regenwaldes. Hinzu kommt jedoch noch die Rodung durch zusätzl. Umsiedler, die mehr als die Hälfte der gesamten Transmigranten ausmachen. => Störung des ökologischen Gleichgewichts; globale Klimaschäden Lösungmöglickeit war die Ansiedlung in Gras- und Buscharealen. Hier gab es jedoch Probleme mit der einheimischen Bevölkerung un deren tradierter Besitzansprüche
2.Unangepaßte landwirtschaftliche Produktionssysteme: Nährstoffarme Böden, bereits besiedelte Spitzenstandorte und das Klima suggerieren Brand- rodungsfeldbau, da finanzielle Mittel für alternative Anbaumethoden nicht ausreichend vor- handen sind. Zu kurze Brachen, permanenter Trockenfeldbau und schlechte Werkzeuge führen zur Degradation der ohnehin geringen Bodenqualität. Durch Integration von Baum- und Strauch- kulturen soll eine nachhaltigere Produktion ermöglicht werden (Agrofortswirtschaft)
3.Verarmung der Umsiedler, da nach zwei bis drei Jahren der Tiefpunkt der Armuterreicht ist. Ursache sind die sinkende Bodenqualität, noch nicht fruchtende Baum- und Strauchkulturen, die aufgebrauchten Dünge-, Schädlingsbekämpfungs- und Grundnahrungsmittel. Je länger das Projekt jedoch dauert, desto stabiler werden die Lebendbedingungen. Problematisch wird es aber für die Nachkommen, da mit 2 ha kaum eine Lebensgrundlage geschaffen werden kann. Außerdem werden die landwirtschaftlichen Nutzflächen durch Realteiliung zersplittert.
=> der Bedarf steigt, während die Produktionserträge sinken
4.Hohe Kosten der Umsiedlung
(rund 10.000$ pro Familie)
5.Interethnische Konflikte, besonders zwischen angesiedelten
Javanern und den Papuas auf Irian Jaya, wegen der Überfremdung. Daher werden an Brennpunkten sogenannte „transmigrasi veteran" , d.h. Armeeveteranen angesiedelt.
V. Quellenhinweise:
Fundamente, Klett Verlag, S.113-119 Geogr. Rundschau 44 (1992), S.33 -39 Diercke Weltatlas, S.165/3 S.168/169 nachtr. Hinweis: optimale Quellen bezüglich der Ausführung des Referats: Geographische Rundschau Nr.44 von 1992 auf den Seiten 33-39!!!
kurze Ausführung des Thesenblatts:
Transmigrasi-Abbau von Disparitäten
Die Ausgangssituation des Projekts Transmigrasi, das bereits 1905 begann, beruht einerseits auf der äußerst ungleichen Bevölkerungsdichte der enorm übervölkerten Hauptinseln Java, Bali und Madura, sowie der beinahe unbesiedelten Außeninseln Sumatra, Kalimantan, Sulawesi, Irian Jaya, den Molukken, sowie den kleinen Sundainseln. Hier stehen Durchschnittswerte der Insel Java, mit knapp 800 EW/km², denen der Außeninseln von unter 200 EW/km² gegenüber.
Andererseits herrscht zudem ein extremer Unterschied bezüglich der Wirtschaft der Haupt- und Außeninseln, was die Durchführung dieses Projekts unterstützt. So steht nämlich die vielseitige, ausgeprägte Landwirtschaft der drei weiter entwickelten Inseln, im Gegensatz zu der unterentwickelten Landwirtschaft der Außeninseln. Darüber hinaus verfügen die drei Inseln über weiter differenzierte Wirtschaftszweige, wie z.B. die Textil- und Metallindustrie.
Dies ist unter anderem die Ursache für die Umsiedlung von knapp 900.000 Familien, d.h. von etwa 3,7 Mio. Menschen in 85 Jahren durch die indonesische Regierung.
Ziele, sowie die teilweise Realisierung des Projekts waren vor allem der Abbau des Bevölkerungsdrucks auf die Inseln Java, Bali und Madura, auf denen in Ballungszentren sogar Spitzenwerte von bis zu 2000 EW/km² registriert wurden. Somit wurden gezielte Umsiedlungen auf die Außeninseln durchgeführt, die unter teilweise ziemlich „banalen" Bedingungen abliefen. So sind beispielsweise heute noch die Bedingungen für eine Umsiedlerfamilie neben der indonesischen Staatsangehörigkeit, der Zugehörigkeit zu einer Religion, politischer Zuverlässigkeit, Nachweis einer legal geschlossenen Ehe, landwirtschaflicher Erfahrung sowie eines Alters des Familienoberhaupts zwischen 18 und 35 Jahren die Voraussetzung.
Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, erhält jede Umsiedlerfamilie per Los eine Hofstelle, bestehend aus einem Holzhaus und einem 50 mal 50m großem Gartengrundstück. Hinzu kommt ein 1 ha großes, gerodetes Stück Land, sowie die Möglichkeit auf weitere 0,75 ha unerschlossenes Land in der Peripherie. Daneben erhält jeder Haushalt kostenlos eine Grundausstattung für die Landwirtschaft sowie Nahrungsmittel für 2-3 Jahre.
Ein weiteres Ziel der Transmigrasi ist die Entwicklung peripherer Räume durch Einbinden in den Wirtschaftskreislauf der Zentren mittels Förderungen, gezielten Ansiedlungen und Verbesserung der Infrastruktur. So wurde z.B der Trans-Sumatra-Highway im Zuge des Projekts ausgebaut, und gleichzeitig durch den Bau weiterer Autostrecken die Dezentralisierung ermöglicht.
Doch neben den demographischen, bzw. ökonomischen Zielen, mußten auch soziologische Hürden überwunden werden, wie beispielsweise die Integration ethnischer Minderheiten durch sogenanntes „nation building". Auch hier sollte durch gezielte Transmigrationen das Vielvölkerkonglomerat Indonesiens bewahrt werden, was auch als Javaniesierung bezeichnet wird. Dies ist aber erst in Sumatra zur Geltung gekommen, während auf den übrigen Inseln meist ein Anteil von etwa 5-12% Javanern der Gesamtbevölkerung vorkommt. Außerdem werden in strategisch brisanten Gebieten Armeeveteranen angesiedelt, die dort für Sicherheit sorgen sollen.
Gerade solche Fälle werfen gewisse Probleme auf, die aber neben den soziologischen Brennpunkten hauptsächlich durch ökologische Problematiken auffallen. So ist die Vernichtung des indonesischen Regenwaldes ein entscheidender Fehler laut der Transmigrasi-Gegner. Zwar sei 1 Mio. ha Regenwald, die in 85 Jahren Transmigration vernichtet wurden, nur ein Prozent des gesamten Bestands, doch käme noch die Rodung durch spontane, autonome Umsiedler, die nicht vom Staat unterstützt werden, hinzu, deren Dunkelziffer in enormer Höhe läge.
Einen Problembereich stellen aber auch die ,an die Umwelt unangepaßten , landwirtschaftlichen Produktionssysteme dar. Einerseits erschweren die dauerfeuchten Tropen die Landwirtschaft durch ihr Klima, während zudem noch nährstoffarme Böden die grundlage für den Anbau sind. Außerdem sind die „Oasen" in solchen schlechten Regionen schon alle besiedelt durch die Einheimischen. Folge ist meist der Brandrodungswanderfeldbau, der neben zu kurzen Brachen, permanentem Trockenfeldbau und zu schlechten Werkzeugen die Ursache für die Degradation, sowie die Erosion der Böden ist, da alternative Anbaumethoden, wie z.B. der Bewäßerungsfeldbau für Naßreis zu kostspielig sind. Jedoch versuchen die Bauern durch Viehhaltung und Agroforstwirtschaft die rentabilität der Höfe zu steigern.
Dennoch ist ein weiteres Problem des Projekts nicht zu vermeiden, nämlich die häufige Verarmung der Umsiedler, da nach etwa zwei Jahren der Umsiedlung der Tiefpunkt der Armut erreicht ist, da die Nahrungsmittelvorräte aufgebraucht sind, und die Böden ausgelaugt sind, was einen Ernterückgang zur Folge hat, was für die Subsistenzwirtschaft fatal ist. Aber je länger das Projekt dauert, desto stabiler ist es, dennoch ist es für die Nachkommen sehr problematisch, da mit 2 ha kaum eine Lebensgrundlage für zwei Generationen gleichzeitig geschaffen werden kann.
Neben diesen Problemen kommt es, wie bereits erwähnt, auf Grund mangelnder Realisierung im Bereich der Soziologie immer wieder zu interethnischen Konflikten. So ist die zwar nicht auf der Insel Sumatra der Fall, jedoch können auf den übrigen Außeninseln die „Transmigrasi veteran", die angesiedelten Armeeveteranen, manchmal Auschschreitungen nicht verhindern. Dies ist besonders auf Irian Jaya der Fall, wo die einheimischen Papuas befürchten, durch die Javaner zu einer Minderheit in ihrem eigenen Staat degradiert zu werden.
Zusammenfassend kann man jedoch über das Projekt wohl erst in einigen Jahren eine genauere Prognose wagen, wenn sich zeigt, ob sich die Ausgaben von rund 10.000$ pro Siedlerstelle gelohnt haben.
- Arbeit zitieren
- Sascha Kubera (Autor:in), 1999, Transmigrasi - Abbau von Disparitäten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96871
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