„Kritiker sind wie Soldaten, die in ihre eigenen Reihen schießen.“
Auf dieses Zitat von Jean- Luc Godard verweist Regisseur Tom DiCillo, als er versucht, sein Unbehagen angesichts einer anstehenden Pressevorführung seines zweiten Spielfilms Living In Oblivion zu begründen. Filmkritiker leben davon, Filme zu rezensieren, aber sie scheinen nicht zu sehen, wie schwer eine schlechte Bewertung Filme schädigen kann. DiCillo glaubt, eine negative Kritik treffe Independent Filme, wie er sie macht, härter als etwa große Unterhaltungsfilme aus Hollywood. Bei Independent Produktionen gehe es schließlich um jeden Besucher, und jeder Zuschauer, der durch einen Verriß vom Kinobesuch abgehalten wird, könnte über das Überleben unabhängiger Filmschaffender entscheiden, sowohl ökonomisch als auch künstlerisch.
Insbesondere treffe dies auf die New York Times zu, bei der eine schlechte Rezension gleichbedeutend mit dem „literally kiss of death“ wäre. So erreiche z.B. kaum ein Film, der dort schlecht bewertet wurde, eine zweite Spielwoche in New Yorker Kinos.
Ein Pessimismus, der sicher zu dem gehört, was DiCillo an anderer Stelle als „Film-maker´s frustration“ bezeichnet. Frustration darüber, daß Filme, die kaum besser oder gar schlechter sind als die eigenen, von der Presse und dem Publikum hochgejubelt, und Regisseure, die nicht besser sind als man selbst, als „Filmartists“ gefeiert werden. Zum anderen die Schwierigkeit, sich gleichzeitig für neue Filmideen zu motivieren und diese diszipliniert zu bearbeiten, wenn man spürt, daß es niemanden stören würde, wenn man morgen das Filmemachen ganz bleiben ließe. Und auch in Living In Oblivion durchlebt der im-Film-Regisseur Nick Reve eine „Filmaker´s frustration“, wenn auch in einer Art ZeitrafferVersion von nur 3, 4 Minuten. Als Nick im Auto auf seine Darsteller wartet, erzählt er dem Fahrer von seinem Alptraum und beklagt sich, „manchmal“ frage er sich, „was er in dem Geschäft überhaupt zu suchen habe.“ Das ganze sei „eine Ansammlung von Kompromissen und Enttäuschungen.“ Und er glaube nicht, daß er „der richtige Typ dafür“ sei.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Schritt in den Spiegel - Die Inszenierung des Filmemachens in Living in Oblivion
- 3. „Beim Dreh kann ich keinen Beziehungsstress gebrauchen“ - Persönliche Verhältnisse und persönliches Verhalten
- 4. „Das einzige, wo es Träume gibt, in denen Zwerge vorkommen sind beschissene Filme“ - Filmische kreative Freiheit und der Zwang filmischer Konventionen
- 5. The Society of the Frame - Die Inszenierung der Dualität des Vor und Jenseits der Kamera
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Tom DiCillos Film "Living in Oblivion" und analysiert die darin dargestellten Herausforderungen und Frustrationen des Filmemachens. Der Fokus liegt auf der Darstellung der Dualitäten im Film, der Beziehung zwischen Realität und Fiktion, und den Auswirkungen persönlicher Verhältnisse auf den kreativen Prozess. Die Arbeit beleuchtet die Spannung zwischen künstlerischer Vision und den Zwängen der Produktion.
- Die „Film-maker’s frustration“ als zentrales Motiv
- Die Dualität von Realität und Fiktion im Film
- Der Einfluss persönlicher Beziehungen auf den Filmdreh
- Die Spannung zwischen künstlerischer Freiheit und filmischen Konventionen
- Die Inszenierung des Filmemachens als kreativer Prozess
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Films "Living in Oblivion" und die Frustrationen des Filmemachens ein. Sie verweist auf Tom DiCillos eigene Erfahrungen und die Schwierigkeiten unabhängiger Filmproduktionen. DiCillos Zitat von Godard über Kritiker und der Einfluss negativer Kritiken auf Independent-Filme werden thematisiert. Die Einleitung legt den Grundstein für die Analyse der "Film-maker's frustration" als zentralen Aspekt des Films und der Arbeit.
2. Schritt in den Spiegel - Die Inszenierung des Filmemachens in Living in Oblivion: Dieses Kapitel analysiert, wie "Living in Oblivion" den Prozess des Filmemachens selbst inszeniert und reflektiert. Es untersucht, wie der Film die verschiedenen Aspekte der Produktion – von der Planung bis zum Dreh – darstellt und welche Herausforderungen und Kompromisse dabei gezeigt werden. Die Selbstreflexivität des Films und seine Darstellung der Realität hinter der Kamera stehen im Mittelpunkt der Analyse.
3. „Beim Dreh kann ich keinen Beziehungsstress gebrauchen“ - Persönliche Verhältnisse und persönliches Verhalten: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Darstellung persönlicher Beziehungen und des privaten Verhaltens der Charaktere im Film und deren Einfluss auf den Drehprozess. Es analysiert, wie romantische Verwicklungen, Eitelkeiten und zwischenmenschliche Konflikte die Arbeit am Film stören und die Produktionsabläufe beeinträchtigen. Die Kapitel untersucht die Dynamik zwischen den persönlichen Beziehungen der Figuren und den kreativen Herausforderungen des Filmemachens.
4. „Das einzige, wo es Träume gibt, in denen Zwerge vorkommen sind beschissene Filme“ - Filmische kreative Freiheit und der Zwang filmischer Konventionen: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Spannungsfeld zwischen kreativer Freiheit und den Zwängen filmischer Konventionen. Es analysiert, wie der Film die Balance zwischen künstlerischer Vision und den praktischen Realitäten der Filmproduktion darstellt. Es untersucht, wie die Figuren mit kreativen Entscheidungen, Kompromissen und den Einschränkungen durch Budget und Zeit umgehen. Die Frage nach der Authentizität der filmischen Darstellung wird diskutiert.
5. The Society of the Frame - Die Inszenierung der Dualität des Vor und Jenseits der Kamera: Dieses Kapitel erörtert die Dualität zwischen dem, was vor und hinter der Kamera passiert. Es untersucht die Inszenierung dieser Dualität und die Beziehung zwischen dem scheinbar chaotischen und unorganisierten Geschehen hinter der Kamera und der ästhetischen Schönheit der fertigen Bilder. Der Einfluss von Dokumentarfilmen wie "Heart of Darkness" auf DiCillos Ansatz wird analysiert. Die Frage nach der "Realität" des filmischen Geschehens wird in den Mittelpunkt gerückt.
Schlüsselwörter
Living in Oblivion, Tom DiCillo, Independent Film, Filmemachen, Film-maker’s frustration, Dualität, Realität und Fiktion, persönliche Beziehungen, kreative Freiheit, filmische Konventionen, Produktionsbedingungen.
Häufig gestellte Fragen zu "Living in Oblivion": Eine Analyse der Herausforderungen des Filmemachens
Was ist der Gegenstand der Analyse in diesem Text?
Der Text analysiert Tom DiCillos Film "Living in Oblivion" und untersucht die darin dargestellten Herausforderungen und Frustrationen des Filmemachens. Der Fokus liegt auf der Darstellung von Dualitäten (Realität/Fiktion, Vor/Hinter der Kamera), dem Einfluss persönlicher Beziehungen auf den kreativen Prozess und der Spannung zwischen künstlerischer Vision und Produktionszwängen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die zentralen Themen sind die "Film-maker's frustration" als zentrales Motiv, die Dualität von Realität und Fiktion, der Einfluss persönlicher Beziehungen auf den Dreh, die Spannung zwischen künstlerischer Freiheit und filmischen Konventionen sowie die Inszenierung des Filmemachens als kreativer Prozess.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in jedem einzelnen?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Kapitel 1 (Einleitung) führt in die Thematik ein. Kapitel 2 analysiert die Inszenierung des Filmemachens in "Living in Oblivion". Kapitel 3 konzentriert sich auf den Einfluss persönlicher Beziehungen auf den Dreh. Kapitel 4 befasst sich mit dem Spannungsfeld zwischen kreativer Freiheit und filmischen Konventionen. Kapitel 5 untersucht die Dualität von Vor und Hinter der Kamera. Kapitel 6 (Fazit) fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird die "Film-maker's frustration" im Film dargestellt?
Die "Film-maker's frustration" wird durch die Darstellung der verschiedenen Herausforderungen und Kompromisse während der Filmproduktion veranschaulicht. Dies umfasst Planungsprobleme, zwischenmenschliche Konflikte, kreative Differenzen und die ständigen Einschränkungen durch Budget und Zeit.
Welche Rolle spielen persönliche Beziehungen im Film?
Persönliche Beziehungen der Figuren werden als störende Faktoren im Drehprozess dargestellt. Romantische Verwicklungen, Eitelkeiten und Konflikte beeinträchtigen die Arbeit und verdeutlichen die Schwierigkeiten, kreatives Arbeiten mit privaten Angelegenheiten zu vereinbaren.
Wie wird die Dualität von Realität und Fiktion im Film inszeniert?
Der Film inszeniert die Dualität durch die Darstellung des Geschehens sowohl vor als auch hinter der Kamera. Der scheinbar chaotische Prozess hinter der Kamera steht im Kontrast zur ästhetischen Schönheit der fertigen Bilder. Der Einfluss von Dokumentarfilmen wie "Heart of Darkness" auf DiCillos Ansatz wird dabei analysiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Living in Oblivion, Tom DiCillo, Independent Film, Filmemachen, Film-maker’s frustration, Dualität, Realität und Fiktion, persönliche Beziehungen, kreative Freiheit, filmische Konventionen und Produktionsbedingungen.
Für wen ist diese Analyse relevant?
Diese Analyse ist relevant für alle, die sich für Independent-Filme, die Herausforderungen des Filmemachens, die Beziehung zwischen Realität und Fiktion im Film und die Analyse filmischer Inszenierung interessieren. Sie ist besonders geeignet für Studierende der Filmwissenschaft und Medienwissenschaften.
- Quote paper
- Benjamin Dostal (Author), 2001, Living in Oblivion: Film als Ansammlung von Kompromissen und Enttäuschungen oder Der Kreislauf der Krise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9683