Die Arbeit thematisiert die Ursachen, Umstände und Folgen der „Politik des 4. Augusts“. Hierfür werden zunächst Standpunkt und Einfluss sowohl der SPD als auch der II. Sozialistischen Internationale in Fragen der Kriegsvermeidung analysiert und in Bezug auf die spätere Burgfriedenpolitik kontextualisiert. In einem sich anschließenden zweiten Teil folgt die skizzierende Darstellung der Entwicklungen und Konfliktlinien, welche die Entscheidung zur Kriegskreditbewilligung flankierten. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf die Auseinandersetzungen der Reichstagsfraktion und der Umschwung der Kriegsstimmung mit Bekanntwerden der russischen Mobilmachung. Schließlich werden die wesentlichen Etappen des Spaltungsprozesses innerhalb der deutschen Arbeiterbewegung bis zur Gründung der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft (SAG) herausgestellt und erläutert.
Am 4. August 1914, vor dem Hintergrund der britischen Mobilmachung und des drohenden Krieges, appellierte Kaiser Wilhelm II. in seiner Ansprache zur Eröffnung des Reichstags: „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche!“. Es handelte sich dabei um die Wiederholung des von ihm bereits drei Tage zuvor proklamierten Signum des Burgfriedens. Dieser impliziten Forderung, sich in die „vaterländische Front“ einzureihen, folgte die SPD-Reichstagsfraktion durch die Zustimmung der Kriegskredite – geschlossen und bedingungslos. Dabei erscheint dieser Akt nicht erst in der historischen Nachbetrachtung symbolträchtig und folgenreich, tatsächlich berieten bereits Zeitzeugen über Weg und Ziel dieses Schulterschlusses einer Partei der prinzipiellen Opposition mit der reaktionären Führung des Kaiserreiches.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1.1 Fragestellung
- 1.2 Kommentierung der benutzten Quellen und Literatur
- II. Sozialistische Kriegspolitik bis 1914
- 2.1 Die Kriegspolitik der II. Sozialistischen Internationale
- 2.1.1 Die sozialistische Deutung des Krieges
- 2.1.2 Die Massenstreik- und Kriegsdebatte in der II. Internationale
- 2.1.3 Parlamentarische Aktionsmuster
- 2.2 Kriegspolitik der deutschen Sozialdemokraten
- 2.2.1 Das Gebot der Wehrhaftigkeit
- 2.2.2 Der Ausbruch der Massenstreikdebatte und der Einfluss der Gewerkschaften
- III. Die Besiegelung des Burgfriedens
- 3.1 Julikrise, die Sitzung des ISBs, der Fall Südekum
- 3.2 Der vorzeitige Burgfriedenschluss der Gewerkschaften
- 3.3 Die Handlungen der Reichstagsfraktion
- 3.4 Ursachen und Gründe des Votums
- 3.5 Der Weg in die Spaltung
- IV. Fazit
- V. Literatur- und Quellenverzeichnis
- 6.1 Literatur
- 6.2 Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entscheidung der SPD-Reichstagsfraktion zur Zustimmung der Kriegskredite im August 1914, die zur Besiegelung des Burgfriedens führte. Sie analysiert die Hintergründe und Einflussfaktoren dieser Entscheidung, indem sie die Kriegspolitik der SPD und der II. Sozialistischen Internationale im Kontext der damaligen Zeit beleuchtet. Dabei werden die Debatten innerhalb der Sozialdemokratie über die Kriegsvermeidung und den Massenstreik sowie die Spannungen zwischen der Reichstagsfraktion und anderen Teilen der Arbeiterbewegung aufgezeigt.
- Die Kriegspolitik der II. Sozialistischen Internationale
- Die Rolle des Massenstreikes in der Kriegsdebatte
- Die Kriegspolitik der deutschen Sozialdemokraten
- Die Entstehung des Burgfriedens
- Die Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor, die sich mit den Ursachen, Umständen und Folgen der „Politik des 4. Augusts“ beschäftigt. Sie erläutert den historischen Kontext des Burgfriedens und die Bedeutsamkeit der Entscheidung der SPD-Reichstagsfraktion. Zudem werden die benutzten Quellen und Literatur kurz vorgestellt.
Kapitel II untersucht die sozialistische Kriegspolitik bis 1914, wobei sowohl die II. Internationale als auch die deutschen Sozialdemokraten betrachtet werden. Es werden die sozialistische Deutung des Krieges, die Debatte um den Massenstreik und die parlamentarischen Aktionsmuster der Sozialisten analysiert.
Kapitel III widmet sich der Besiegelung des Burgfriedens und beschreibt die Ereignisse der Julikrise, die Rolle der Gewerkschaften und die Handlungen der Reichstagsfraktion. Die Ursachen und Gründe für die Zustimmung der Kriegskredite sowie die Folgen der Entscheidung, die zur Spaltung der Arbeiterbewegung führten, werden beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen der Arbeit sind: Burgfrieden, Kriegspolitik, Sozialistische Internationale, Massenstreik, SPD, Reichstagsfraktion, Gewerkschaften, Spaltung, Arbeiterbewegung, Krieg, Erster Weltkrieg, Imperialismus, Kapitalismus, Sozialismus.
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- Tom Moritz (Author), 2020, Der Burgfrieden 1914. Die SPD zwischen Opposition und Konformität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/967798