Italien, ein Land der Kontraste und verborgenen Ungleichheiten: Jenseits der malerischen Küsten und historischen Städte verbirgt sich eine tiefgreifende wirtschaftliche und soziale Kluft, die das Land seit Generationen prägt. Diese aufschlussreiche Analyse enthüllt die komplexe Dynamik zwischen dem wohlhabenden Norden und dem strukturschwachen Süden Italiens, dem Mezzogiorno. Entdecken Sie die historischen Wurzeln dieses Nord-Süd-Gefälles, von den unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungen im 18. und 19. Jahrhundert bis zu den fortbestehenden feudalen Strukturen im Süden. Erfahren Sie, wie die blühende Industrie im Norden, angetrieben von Städten wie Mailand, Turin und Genua, im krassen Gegensatz zur unproduktiven Landwirtschaft und hohen Arbeitslosigkeit im Süden steht. Untersuchen Sie die gescheiterten staatlichen Maßnahmen zur Angleichung der Lebensverhältnisse, die oft durch Korruption und mangelnde Koordination untergraben wurden. Analysieren Sie die Rolle der Mafia und Camorra, die ein ungünstiges Investitionsklima schaffen und die wirtschaftliche Entwicklung behindern. Dieses Buch beleuchtet nicht nur die Ursachen und Auswirkungen dieser regionalen Disparitäten, sondern wirft auch einen kritischen Blick auf die Herausforderungen und Chancen für eine gerechtere Zukunft Italiens im Kontext der Europäischen Union. Tauchen Sie ein in eine fesselnde Untersuchung der italienischen Wirtschaft, Regionalentwicklung, Sozialstruktur und der politischen Landschaft, die diese Unterschiede aufrechterhält, und gewinnen Sie ein tiefes Verständnis für die verborgenen Realitäten eines der faszinierendsten Länder Europas. Die Analyse bietet neue Einblicke in die komplexen Zusammenhänge von Wirtschaftswachstum, sozialer Gerechtigkeit und politischer Stabilität im gesamteuropäischen Kontext. Eine fundierte Auseinandersetzung mit den Herausforderungen, vor denen Italien steht, und ein Plädoyer für eine nachhaltige und integrative Entwicklung des Landes, die die Lebensqualität aller Bürger verbessert.
1. Kurze Vorstellung Italiens
Italien - allgemein:
- Fläche: 301302 km² (ca. viermal Bayern)
- Einwohneranzahl: 52,7 Mio.
- Bevölkerungsdichte: 190 EW(durchschnittl.)
- Nord-Südausdehnung 1000 km
- maximale Breitenausdehnung 610 km(Norden); Halbinsel(240km)
Landschaft und Geologie:
- Norden: Alpen mit anschließender breiter Poebene
- Anschließend an Poebene - Apenninen bis nach Sizilien
- nur etwa ein Drittel der Gesamtfläche sind Ebenen -> größte = Poebene
- Adriaküste flach und kaum schiffbar, bis auf Venedig
- Größten Flüsse Po(mit Nebenflüssen 965km Netz) und Etsch
- Seichten Flüsse der Halbinsel sind im Sommer häufig trocken(Industrie schlecht)
Klima:
- unterschiedliche klimat. Bedingungen durch die Länge Italiens
- Gebirgsklima(Alpen,Apenninen)
- Binnenklima(Poebene)
- subtropisches Klima(Süden); ähnlich wie Südspanien
- Durchschnittl. Jahrestemperaturen 11-14-19°C
- Durchschnittl. Jahresgesamtniederschlag 460mm(Foggia) - 1530mm(Udinese)
Umweltsituation:
- lange Zeit wurde kein großer Wert auf Umweltschutz gelegt
- seit 1970 sind die hohen Schwefelemissionen zurückgegangen; Rückgang liegt aber unter EU-Durchschnitt
- größtes Problem bei Schwefelemissionsbekämpfung, der immer noch zunehmende Verkehr von Nord nach Süd
2. Nord-Süd-Gefälle
1.) Der reiche Norden( mit Mittelitalien)
- Po-Ebene die Kornkammer Italiens andererseits aber auch wichtigstes Industriegebiet -> rel. Hohe Kaufkraft
- 2/3 der Bevölkerung leben hier
- touristisch gut erschlossen; sowohl Winter als auch Sommer
- Städtedreieck Mailand-Turin-Genua
- Mailand: Börse- und Modezentrum
- Genua: Werftindustrie und Handelsdrehscheibe Italiens
- Turin: Automobilindustrie (Fiat) und Zulieferbetriebe (Reifen)
Gunstfaktoren für das Entstehen der Industrie sind:
- gutes Straßennetz
- Wasserkraftwerke in den nahen Alpen liefern billige Energie
- in der Nähe von Mailand sind Erdgaslagerstätten vorhanden
- über den Hafen von Genua können billige Rohstoffe importiert werden
- durch den Wohlstand erhöht sich die Kaufkraft, wodurch sich weitere Betriebe in der Region niederlassen Ø einziges Problem ist hohes Verkehrsaufkommen und damit verbundene Umweltschäden 2.) Der arme Süden: (Gebiet südlich von Rom, der sog. Mezzogiorno)
- es dominiert unproduktive Landwirtschaft (außer in Neapel) - 18/30/52(Erwerbsstrukzur)
- hohe Arbeitslosigkeit/ bis zu 22%/ bei Jugendlichen bis über 50%
- niedrige Löhne -> geringe Kaufkraft
- hohe Auswanderung (vor allem in die USA, Deutschland und die Schweiz) bzw. Abwanderung in den Norden
- Mafia bzw. Camorra (Neapel) schaffen ein ungünstiges Investitionsklima
Ungunstfaktoren für die Erhöhung der Produktivität in der Landwirtschaft sind:
- steile Hänge, die einen Maschineneinsatz nur bedingt möglich machen
- Trockenheit
- ungünstige Betriebsstruktur: Viele Ländereien sind im Besitz von Großgrundbesitzern
- teure Verpachtung an die Bauern
- Bauern können sich nur kleine Äcker leisten, auf denen sich Maschinen nicht auszahlen -> Produktivität gering
Ungunstfaktoren für die Entstehung einer Industrie:
- übermächtige Konkurrenz aus Norditalien
- Gebirge behindern den Straßenbau
- Mangel an Rohstoffen und Energiequellen
- hohe Arbeitslosigkeit -> geringere Kaufkraft -> Absatzschwierigkeiten der örtlichen Wirtschaft -> hohen Arbeitslosigkeit.
Maßnahmen des Staates zur Entwicklung des Mezzogiorno:
- Finanzierung diverser Entwicklungsmaßnahmen (Ausbau der Energie- und Wasserversorgung, der Bildungseinrichtungen, der Verkehrswege) · Steuervorteile und günstige Darlehen zur Investitionsstimulierung
- Seit den 50er Jahren sind alle Unternehmen gesetzlich verpflichtet, mindestens 40% ihrer Neuinvestitionen im Mezzogiorno zu tätigen.
Gründe für weitgehendes Scheitern der Maßnahmen:
- Verwaltungs- und Forschungszentren blieben in Norditalien(mangelnde Nähe und Verständnis) -> mangelnde Wirkung der Maßnahmen durch falsche Planung und Koordinierung(z.B. nutzlose Verkehrswege)
- Mangelnder Zuspruch in nördl. Bevölkerung durch Korruption und Fehlleitung von Mitteln führte oft zum frühzeitigen Scheitern von Entwicklungsprogrammen
- Keine Entstehung von Zulieferbetrieben, durch Lieferung aller Materialien (Rohstoffe, Halbfertigfabrikate etc.) aus Norditalien
- im Süden entstanden nur Arbeitsplätze in der Produktion
Beispiel für Belastung des Nordens:
Die Lombardei erwirtschaftet mehr als ein Fünftel des BIP von Italien - ein Viertel der Steuern wird dort aufgebracht aber bekommt nur 15% der Staatsausgaben. Ein Lombarde zahlt dem Staat jährlich 2400 DM !
Dagegen fließen ca. 50 % der Staatsausgaben in den Süden, was bedeutet, daß ein Süditaliener ungefähr 6000 DM mehr erhält, als er jährlich "einzahlt". In keinem Land der EU sind so große Unterschiede wie zwischen Italiens Norden und Süden zu verzeichnen!
Allgemein lässt sich über die Entwicklung Italiens sagen, daß der Süden von Anfang an durch seine Lage stark benachteiligt war. Als der Norden(Ende18. - 19.) schon stark von den revolutionären Nachbarstaaten beeinflusst wurde und sich ein wirtschftl. starkes Bürgertum bildete, verharrte der Süden noch in seinen althergebrachten feudalen Strukturen(Adel, kein Bürgertum, verarmte Bauern). Dieser Rückstand hat sich bis heute gehalten und es wird erst langsam bes. durch Förderungen der EU eine allmähliche Angleichung der Disparitäten geben.
Förderungsgebiete der EU
Häufig gestellte Fragen
Was sind die grundlegenden Fakten über Italien, die in diesem Dokument behandelt werden?
Dieses Dokument gibt einen kurzen Überblick über Italien, einschließlich seiner Fläche (301.302 km²), Einwohnerzahl (ca. 52,7 Mio.), Bevölkerungsdichte (190 EW/km²), Nord-Süd-Ausdehnung (1000 km) und maximale Breitenausdehnung (610 km im Norden, Halbinsel 240 km). Es beschreibt auch die Landschaft, die Geologie und das Klima.
Wie wird die Landschaft und Geologie Italiens beschrieben?
Der Norden Italiens wird durch die Alpen und die anschließende breite Po-Ebene geprägt. Die Apenninen erstrecken sich von der Po-Ebene bis nach Sizilien. Nur etwa ein Drittel der Gesamtfläche sind Ebenen, wobei die Po-Ebene die größte ist. Die Adriaküste ist flach und kaum schiffbar (außer Venedig). Die größten Flüsse sind der Po (mit Nebenflüssen 965 km Netz) und die Etsch. Die Flüsse der Halbinsel sind im Sommer oft trocken.
Welche Klimazonen gibt es in Italien?
Italien weist aufgrund seiner Länge unterschiedliche klimatische Bedingungen auf. Es gibt Gebirgsklima (Alpen, Apenninen), Binnenklima (Po-Ebene) und subtropisches Klima (Süden), ähnlich wie in Südspanien. Die durchschnittlichen Jahrestemperaturen liegen zwischen 11 und 19 °C, und die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge variiert zwischen 460 mm (Foggia) und 1530 mm (Udinese).
Wie wird die Umweltsituation in Italien beschrieben?
Lange Zeit wurde dem Umweltschutz in Italien keine große Bedeutung beigemessen. Seit 1970 sind die Schwefelemissionen zwar zurückgegangen, der Rückgang liegt aber unter dem EU-Durchschnitt. Das größte Problem bei der Bekämpfung der Schwefelemissionen ist der zunehmende Verkehr von Nord nach Süd.
Wie wird das Nord-Süd-Gefälle in Italien charakterisiert?
Das Dokument beschreibt einen deutlichen Unterschied zwischen dem reichen Norden (einschließlich Mittelitalien) und dem armen Süden (Mezzogiorno). Der Norden ist durch eine starke Industrie und Landwirtschaft (Po-Ebene), hohe Kaufkraft und gute touristische Infrastruktur gekennzeichnet. Der Süden hingegen ist von unproduktiver Landwirtschaft, hoher Arbeitslosigkeit, niedrigen Löhnen, Abwanderung und dem Einfluss der Mafia bzw. Camorra geprägt.
Was sind die wirtschaftlichen Zentren im Norden Italiens?
Das Städtedreieck Mailand-Turin-Genua bildet das wirtschaftliche Zentrum des Nordens. Mailand ist das Börsen- und Modezentrum, Genua die Werftindustrie und Handelsdrehscheibe, und Turin das Zentrum der Automobilindustrie (Fiat) und Zulieferbetriebe.
Welche Faktoren begünstigen die Industrieentwicklung im Norden Italiens?
Günstige Faktoren sind ein gutes Straßennetz, Wasserkraftwerke in den Alpen, Erdgaslagerstätten in der Nähe von Mailand, der Hafen von Genua für den Import billiger Rohstoffe und eine hohe Kaufkraft.
Was sind die Merkmale des armen Südens (Mezzogiorno) Italiens?
Der Süden ist gekennzeichnet durch unproduktive Landwirtschaft, hohe Arbeitslosigkeit (besonders unter Jugendlichen), niedrige Löhne, Abwanderung und den negativen Einfluss der Mafia bzw. Camorra.
Welche Faktoren behindern die Produktivität der Landwirtschaft im Süden Italiens?
Ungünstige Faktoren sind steile Hänge, Trockenheit, ungünstige Betriebsstrukturen (Großgrundbesitzer, teure Verpachtung), und kleine Äcker, die den Einsatz von Maschinen unwirtschaftlich machen.
Welche Faktoren behindern die Entstehung einer Industrie im Süden Italiens?
Ungünstige Faktoren sind die übermächtige Konkurrenz aus Norditalien, gebirgiges Gelände, Mangel an Rohstoffen und Energiequellen, hohe Arbeitslosigkeit und daraus resultierende Absatzschwierigkeiten.
Welche Maßnahmen hat der Staat zur Entwicklung des Mezzogiorno ergriffen?
Maßnahmen umfassen die Finanzierung von Entwicklungsmaßnahmen (Energie- und Wasserversorgung, Bildungseinrichtungen, Verkehrswege), Steuervorteile und günstige Darlehen zur Investitionsstimulierung, sowie die gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen, mindestens 40% ihrer Neuinvestitionen im Mezzogiorno zu tätigen.
Warum sind diese Maßnahmen zur Entwicklung des Mezzogiorno weitgehend gescheitert?
Gründe sind die mangelnde Nähe und das mangelnde Verständnis der Verwaltungs- und Forschungszentren (die in Norditalien blieben), mangelnde Wirkung durch falsche Planung und Koordinierung, Korruption und Fehlleitung von Mitteln, das Ausbleiben von Zulieferbetrieben (alle Materialien wurden aus Norditalien geliefert), wodurch nur Arbeitsplätze in der Produktion entstanden.
Wie wird die finanzielle Belastung des Nordens durch den Süden dargestellt?
Die Lombardei erwirtschaftet mehr als ein Fünftel des BIP von Italien und zahlt ein Viertel der Steuern, erhält aber nur 15% der Staatsausgaben. Ein Lombarde zahlt jährlich mehr Steuern als ein Süditaliener.
Wie wird die historische Entwicklung des Nord-Süd-Gefälles in Italien erklärt?
Der Süden war von Anfang an durch seine Lage benachteiligt. Während der Norden im 18. und 19. Jahrhundert von revolutionären Nachbarstaaten beeinflusst wurde und sich ein wirtschaftlich starkes Bürgertum bildete, verharrte der Süden in feudalen Strukturen (Adel, kein Bürgertum, verarmte Bauern). Dieser Rückstand hat sich bis heute gehalten, und erst langsam gibt es eine Angleichung durch EU-Förderungen.
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- Janko Wangelow (Author), 2000, Mezzogiorno. Das Nord-Süd-Gefälle in Italien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96769