Gliederung:
- Kurzer Lebenslauf Rousseaus
- Schilderung der Hauptaussage des Textes
- Diskussion des Textes anhand von Leitfragen
- Bedeutung in unserer heutigen Zeit
Kurzer Lebenslauf:
1712 wurde Jean-Jaques Rousseau als Sohn armer Eltern in Genf geboren, wobei seine Mutter ums Leben kam. Seine gesamte Kindheit hindurch warf er sich vor, er habe Schuld an ihrem Tod.
Er riß mit 16 Jahren von zu Hause aus und landete schließlich in Paris, wo er mit seiner frühen Literatur, aber auch mit seiner Musik, schon zu einem gewissen Ansehen kam. Wirklichen Ruhm brachte ihm erst der Sieg eines Wettbewerbs der Akademie Dijon zum Thema „die Wiederherstellung der Wissenschaften und Künste zur Läuterung der Sinne“.
Jedoch war in seinen Gedanken zu konventionell für die Gesellschaft seiner Zeit, was seine Karriere stark behinderte. Vorwürfe wurden ihm auch aufgrund der Tatsache gemacht, daß er alle seiner fünf Kinder in jungem Alter bereits in ein Waisenhaus brachte.
1778 starb Rousseau.
In seinem Leben stand er oft vor dem Zwiespalt zwischen einem gesellschaftlichen Leben und dem Leben außerhalb der Gesellschaft, lediglich mit der Natur.
Catharina Geisz schreibt in ihrem Aufsatz „Philosophie und Pädagogik“, in dem sie die Leben verschiedener Philosophen gegenüberstellt:
„Rousseau gilt einerseits als Wegbereiter der französischen Revolution, andererseits auch als Überwinder der Aufklärung. Er war der ‚Wiederentdecker‘ des Gefühls und der Naturnähe“.
Weiter bedeutende Werke Rousseaus sind:
- Emile
- Über die Rolle von Kunst und Wissenschaft in der Entwicklung der Menschheit
- Der Ursprung menschlicher Ungleichheit
Hauptaussage des Textauszuges:
Rousseau beginnt mit der Begründung, warum sich Menschen in Gruppen zusammenschließen. Der Grund dafür liege in der Suche nach einer Möglichkeit, das Erhalten der eigenen Existenz in einer immer stärker bevölkerten Welt zu vereinfachen. Dabei nehme niemand anderer in einer so entstehenden Gesellschaft Schaden an den Taten eines anderen, aufgrund einer noch bestehenden Individualität ihrer Mitglieder. Nach einer bestimmten Zeit aber gehe aus diesen Umständen eine wachsende Ungerechtigkeit hervor, die aufgrund verschiedener entstehender Schwierigkeiten durch das Zusammenleben und die Behauptung einzelner in der Gruppe zu tage komme. Rousseau nennt als Beispiele Sklaverei und Grundbesitz, die ihre Ursprünge im persönlichen Eigentum finden.
Als Lösung bietet er den „Gesellschaftsvertrag“ an. Dieser diene der Gleichstellung aller Gesellschaftsmitglieder und gebe ihnen die Möglichkeit, ihrem eigenen Willen zu folgen. Sie müßten sich lediglich dem „Gemeinwillen“ (s.u.) unterstellen.
- Wie funktioniert der Gesellschaftsvertrag?
Der Gesellschaftsvertrag soll sozusagen das Grundgesetz einer Gesellschaft darstellen, an das sich alle Mitglieder einer ihm sich unterstellenden Gemeinschaft halten müssen, damit das Ziel des friedlichen Zusammenlebens und der Freiheit aller verwirklicht werden kann.
- Welche Probleme tauchen dabei auf?
Rousseau stellt die Problematik der Verwirklichung eines solchen Vertrages sehr vereinfacht dar und ignoriert bestimmte Probleme: Jeder einzelne müsse sich von jeglichen persönlichen Interessen trennen, um nicht anderen zu schaden. Bei der bestehenden Vielfalt von Interessen innerhalb einer Gruppierung dürfte dies wirklich schwierig werden.
Auch darf niemand persönliche Rechte besitzen, da dadurch wieder Personen, die diese Rechte nicht besitzen, benachteiligt würden. Ein völliges Abschaffen aller Rechte würde aber leicht zu komplettem Chaos führen, wenn nur ein einzelner sich gegen das System auflehnte.
- Gibt es also keine Obrigkeit? Wenn doch, wen?
Doch, es gibt so etwas wie eine Obrigkeit. Sie ist aber keine Person, sondern die Gesellschaft selbst. Nur ihr muß gehorcht werden: Sie schreibt bestimmtes Verhalten und Handlungen vor, damit sie in sich nicht unfrei und ungerecht wird. Die Gesellschaft, das ist man selbst, man stellt also praktisch seinen eigenen Herrscher dar, jedoch immer unter dem Gesichtspunkt des Allgemeinwohls.
- Der Gesellschaftsvertrag - Rechtfertigung für Anarchie?
Der Gesellschaftsvertrag ist nicht als Leitwerk für Anarchie zu sehen. Zwar herrschen die Individuen über sich selbst. Das schließt eine Kontrolle aber nicht aus. Man könnte von „Gesetzeshütern“ sprechen, die nicht geschriebenes Gesetz wahren, sondern das jeweils fürs Volk notwendige, das dem Allgemeinwohl dienliche.
- Was meint Rousseau mit dem Begriff „ Gemeinwille “ ?
Der Begriff „Gemeinwille“ ist irreführend. Zwar sollte es der Wille des Volkes bzw. des Individuums in einer Gruppierung sein, das Gemeinwohl aufrecht zu erhalten. Der Grundsatz „Die Mehrheit hat den Großteil der Zeit recht.“ Kann hier aber nicht gelten. Ginge es nämlich nur um den Willen einer großen Gruppe, und nicht aller, dann gibt es immer eine Minderheit, die sich benachteiligt fühlt. Der Gemeinwille müsse also nach dem Kriterium bestimmt werden, wie es allen ermöglicht wird, ihr Dasein als freies Individuum weiterzuführen.
Die Bedeutung in der heutigen Zeit:
Der Gesellschaftsvertrag ist ein utopisches Ideal eines Grundsatzdokuments zur Staatsführung. Er kann aufgrund der genannten Faktoren nicht komplett verwirklicht werden. Jedoch lassen sich viele darin enthaltene Grundsätze zur Verbesserung verschiedenster Staatsformen verwenden. Und tatsächlich findet man oben aufgeführte Element in der Demokratie, dem Sozialismus und auch dem Kommunismus wieder.
Quellen:
Jean-Jaques Rousseau: contract social, Auszug aus Kapitel 6
Rajko Knobloch: Jean-Jaques Rousseau und seine Konzeption der identitären Demokratie im „ contract social “
Catharina Geisz: Philosophie und Pädagogik