Eine Gesellschaft besteht aus ständigem Wandel. In der bundesrepublikanischen hat "die hohe materielle Sicherheit, die außergewöhnlich lange Friedensperiode (...) und der starke Anstieg höherer Bildungsabschlüsse in den jüngeren Alterskohorten (...) zu einem tiefgreifenden Wertewandel (...) geführt" (Müller-Rommel/Poguntke, S.181). Natürlich äußert sich dies auch "rückwirkend in der Organisation des individuellen Lebenslauf" (Müller, S.31). Eine Erklärung verschiedener Verhaltens- und Lebensweisen allein über die Sozialstruktur reicht nicht mehr aus. Die theoretische und empirische Sozialforschung hat daher die Lebensstil- und Milieuforschung entdeckt, belebt (vgl. Hradil, S.15) und auf verschiedenste Bereiche angewand. Dazu gehört natürlich auch die Wahlforschung, ein Bereich der auch immer wieder großes Interesse in den Medien findet 1 . Wie wurde der Lebensstilsansatz der Soziologie nun mit der Wahlforschung verbunden? Welche Ergebnisse konnten erzielt werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich die vorliegende Arbeit. [...]
Inhaltverzeichnis:
1. EINLEITUNG:
1.1 Hinfuhrung zum Thema
1.2. Ziel und Struktur dieser Arbeit
2. HAUPTTEIL
2.1. Definition von Lebensstil
2.1.1. Entwicklung des Begriffes 'Lebensstil'
2.1.2. Definition des Begriffes 'Lebensstil'
2.2. Wahlforschung und Lebensstil-Ansatz
2.2.1. Kurze Ubersicht uber die Wahlforschung
2.2.2. Einordnung des Lebensstil- und Politikstil-Ansatzes in die Wahlforschung
2.3. Ubersicht uber Lebensstile in der empirischen Wahlforschung
2.3.1. Lebensstilforschung der KAS
2.3.2. KAS im Vergleich zur SINUS-Studie
2.3.3. Politikstile
2.4. Zusammenhang zwischen Lebens- und Politikstilgruppen und deren Wahlverhalten
2.4.1. KAS/SINUS und Wahlverhalten
2.4.2. Politikstile und Wahlverhalten
3. ZUSAMMENFASSUNG
Quellen:
1. Einleitung:
1.1 Hinfuhrung zum Thema
Eine Gesellschaft besteht aus standigem Wandel. In der bundesrepublikanischen hat "die hohe materielle Sicherheit, die aubergewohnlich lange Friedensperiode (...) und der starke Anstieg hoherer Bildungsabschlusse in den jungeren Alterskohorten (...) zu einem tiefgreifenden Wertewandel (...) gefuhrt" (Muller-Rommel/Poguntke, S. 181). Naturlich aubert sich dies auch "ruckwirkend in der Organisation des individuellen Lebenslauf" (Muller, S.31). Eine Erklarung verschiedener Verhaltens- und Lebensweisen allein uber die Sozialstruktur reicht nicht mehr aus. Die theoretische und empirische Sozialforschung hat daher die Lebensstil- und Milieuforschung entdeckt, belebt (vgl. Hradil, S.15) und auf verschiedenste Bereiche angewand. Dazu gehort naturlich auch die Wahlforschung, ein Bereich der auch immer wieder grobes Interesse in den Medien findet[1].
Wie wurde der Lebensstilsansatz der Soziologie nun mit der Wahlforschung verbunden? Welche Ergebnisse konnten erzielt werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschaftigt sich die vorliegende Arbeit.
1.2. Ziel und Struktur dieser Arbeit
Ziel dieser Arbeit ist es, den Zusammenhang zwischen Lebensstil und Wahlverhalten darzustellen. Dazu ist es notwendig auf den Begriff des Lebensstils einzugehen, einen kleinen Uberblick uber die Wahlforschung zu geben, um schlieblich den Lebens- stilansatz in diese einordnen zu konnen.
Anschliebend werden die wichtigsten Lebensstilansatze in der empirischen Wahlforschung vorgestellt, also die Untersuchungen der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), des SINUS-Institutes und Vesters Untersuchung uber Politikstile, wobei SINUS und KAS zusammenhangend betrachtet werden, da "die Konzeption in beiden Instituten nahezu identisch ist" (Muller-Rommel/Poguntke, S.183).
Auf das Wahlverhalten der jeweils herausgearbeiteten Gruppen wird dann explizit eingegangen. In der Zusammenfassung werden Vor- und Nachteile des Lebensstilansatzes herausgestellt und kommentiert.
Zu bemerken ist noch, dass, um in den vorgegebenen Umfang der Arbeit zu bleiben, auf eine Analyse der und Auseinandersetzung mit den mathematisch-statistischen Methoden sowohl bei den Lebensstilansatzen wie auch bei alien anderen erwahnten Umfragestatistiken verzichtet und dieser Themenkomplex bei SINUS und KAS nur kurz und deskriptiv behandelt wird (siehe Abschnitt 2.3.2.). Ebenso unberucksichtigt bleiben begrenzte Untersuchungen lokaler politischer Milieus und Parteiklientel unter diesem Ansatz (vgl. dazu Hradil, S.39).
2. Hauptteil
2.1. Definition von Lebensstil
2.1.1. Entwicklung des Begriffes 'Lebensstil'
Von dem Begriff 'Lebensstil', der meistens neben den Begriffen 'Milieu' und 'Subkultur' verwendet und oft mit selbigen vermengt wird, geht seit Beginn der achtziger Jahre eine Faszination aus (Hradil, S.15), da er hilft die geanderte Sozialstruktur in der bundesrepublikanischen Gesellschaft zu beschreiben. Hat man bis dato angenommen, dass der Lebensstil in der Industriegesellschaft durch die Zugehorigkeit zu einer bestimmten Klasse bestimmt wird, die wiederum durch den okonomischen und beruflichen Status eines Einzelnen bedingt ist, setzte sich nun die Erkenntnis durch, dass aufgrund wirtschaftsstrukturellen und den damit verbundenen berufsstrukturellen Wandel die Pragekraft der Schicht bzw. Klasse immer mehr an Bedeutung verliert.
Wusste man fruher den Beruf einer Person, konnte man sie gesellschaftlich recht gut einordnen. Nun lassen jedoch "steigende Lebenserwartung, Verlangerung der Ausbildungs- und Verkurzung der (Lebens-)Arbeitszeit zusammen mit vermehrter Freizeit und relativ hohem allgemeinen materiellen Lebensstandard (...) erwarten, dab der Beruf nicht mehr die zentrale Bedeutung im Lebenszusammenhang behalten wird” (Kort- 1 Krieger, S.56), sondem nur noch ein Aspekt unter mehreren ist, um die Struktur einer Gesellschaft in der Mikro- und Makroebene zu erklaren[2].
2.1.2. Definition des Begriffes 'Lebensstil'
Hier setzten nun o.g. Begriffe an, die in der soziologischen Diskussion eine “Renaissance” (Hradil, S.20) erfuhren. So beschreibt Ludtke den Lebensstil als die “typische Grundstruktur der Alltagsorganisation von Menschen (...), die relativ unabhangig von 'objektiven' Determinanten zustandekommt” Betont wird wird neuerdings die “nicht erzwungenen Verhaltensweisen mit einem hohen Grad an Selbstreflexion und expressiver Symbolik” oder mit Schwengel zu sprechen: “Hier bin ich, ich kann nicht anders leben, ihr seht es” (alle Hradil, S.29).
Von dem Begriff 'Lebensstil' ist der Begriff des 'Milieus' abzugrenzen. Unter letzteren versteht man in der sozialwissenschaftlichen Forschung im Allgemeinen "heterogene Umweltbedingungen (...), die von bestimmten Bevolkerungsgruppen auf bestimmte Weise wahrgenommen und genutzt werden, so daB sich bestimmte Lebensweisen herausbilden" (Hradil, S.25); also das Umfeld das zu bestimmten Lebensstilen fuhrt.
In den in dieser Arbeit besprochenen Forschungsergebnissen halt sich die KAS naher am Lebensstilbegriff. Fur sie beinhaltet dieser die personliche Lebensweise bestimmenden Grundorientierungen, Verhaltensweisen und Einstellungen zu den zentralen Lebensbereichen (vgl. Gluchowski, S.20). Da das SINUS-Institut "auf den ganzen Menschen, auf das gesamte Bezugssystem seiner Lebenswelt zielt", ist ihm der Lebensstilbegriff zu eng und es arbeitet deshalb mit einem erweiterten Milieubegriff der Bezug auf soziale Syndrome nimmt, "bestehend aus sozialen Lagen einerseits und Wertorientierung sowie lebensweltlichen Sinn- und Kommunikationszusammenhangen andererseits" (beide Flaig/Meyer/Ueltzhoffer, S.58). Der Begriff des Lebensstils und seine soziologische Definition kann in der Wahlforschung also nicht isoliert betrachtet werden, sondern muss im Zusammenhang mit Milieu oder mit anderen soziologischen Begriffen gebracht werden; wie in dieser Arbeit auch mit dem Begriff 'Politikstil' (vgl. Abschnitt 2.2.2).
2.2. Wahlforschung und Lebensstil-Ansatz
2.2.1. Kurze Ubersicht uber die Wahlforschung
Da Wahlen eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Grundlage der Demokratie bilden, liegen sie naturlich auch unter genauer Beobachtung der Wissenschaft. Die Wahlforschung konzentriert sich dabei auf die “Hauptfrage: Wer wahlt wen, warum und mit welcher Wirkung?” (Burkling, S.10). Es werden also die Wahler und die Einflussfaktoren auf deren Wahlverhalten untersucht. Die Einflussfaktoren sind in vier Kategorien einteilbar:
- strukturelle Determinanten: z.B. Struktur des politischen Systems, der Offentlichkeit und des Medienbereiches
- kulturelle Rahmenbedingungen: z.B. gesellschaftliche Werteorientierung oder Vorhandensein einer demokratischen Tradition
- politische-situative Faktoren: z.B. Koalitionswahrscheinlichkeit, Anzahl der aussichtsreichen Parteien oder Politiker
- konjunkturelle Einflusse: z.B. internationale politische GroBwetterlage, wirtschaftliche Entwicklung, politische Streitfragen, Meinungsumfragen...
Letzterer Punkt spielt im Wahlkampf die Hauptrolle, da solche konjunkturellen Einflusse am ehesten von den Parteien bzw. Parteikandidaten steuerbar sind.
Alle Faktoren beeinflussen mit unterschiedlichen Gewichtungen die Wahler, die grob in drei Gruppen eingeteilt werden: Die Stammwahler, die Wechselwahler und die Nichtwahler. (Vgl. alle Woyke, S.235/6)
Diese Tatsachen werden in der Wahlforschung allgemein anerkannt. Hochst kontrovers sind die Meinungen, die sich mit der Gewichtung und dem Verhaltnis der Einflussfaktoren untereinander auseinandersetzen (vgl. Burklin/Klein, S.18). Vereinfacht kann man hierbei von “zwei sich ursprunglich alternativ gegenuberstehende[n], mittlerweile sich indessen eher erganzende[n] Erklarungs-ansatzen” (Schulze, S.12) sprechen, den Gruppenansatz und den sozial-phsychologischen Ansatz. Die Vertreter des ersteren gehen von einem sozialstrukturell determinierten Wahlverhalten des Individuums aus, im Gegensatz zu den Vertretern des zweiten Ansatzes, die den Wahler im “Spannungsfeld von Parteibindung und aktueller Politik” (Schulze, S.13) sehen und den sozialen Gruppen bzw. Milieus nur einen geringen Einfluss zuschreiben. Einigkeit besteht, dass im Determinanten-Trias Sozialstruktur/Parteiidentifikation - Kandidaten - Sachfragen (vgl. Schulze, S.17) Ersteres an Bedeutung verliert und die beiden anderen Determinanten, Kandidaten und Sachfragen, seit Anfang der siebziger Jahre an Bedeutung gewinnen. Dies wird mit dem gesellschaftlichen, industriellen und berufsstrukturellen Wandel erklart, der mehr vertikale und horizontale Mobilitat zulasst und "Auflosung einst homogener sozialer Umwelten” und Lockerungen struktureller Bindungen zur Folge hat (Schulze, S.17). Somit hat auch “die Erklarungskraft des traditionellen Milieu-Konzeptes fur das Wahlverhalten insgesamt stark abgenommen.” (Muller-Rommel/Pogunkte, S. 181), was die Wahlforscher veranlasste verstarkt nach neuen Wegen zu suchen.
2.2.2. Einordnung des Lebensstil- und Politikstil-Ansatzes in die Wahlforschung
Bei besagter Suche nach neuen Konzeptionen traf man auf den Lebensstilansatz der Soziologie. In Deutschland sind die empirischen Forschungen des SINUS-Instituts in Heidelberg und die der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bonn die wichtigsten zum Lebensstilansatz in der Wahlforschung[3]. Sie "resultieren in beiden Instituten aus der Unzufriedenheit mit den Moglichkeiten, durch die herkommlichen Instrumente der empirischen Sozialforschung das Alltagsleben und das politische Verhalten der Bundesburger bei sich verandernden Einstellungen und Wertorientierungen in seiner Vielfalt zu erfassen" (Muller-Rommel/Poguntke, S.183), wobei die CDU-Nahe KAS direkt auf das Wahlverhalten abzielt, wahrend die SINUS-Milieutypologie aus der Politikforschung kommt, sich in der Marktforschung bewahrte (Flaig/Meyer/ Ueltzhoffer, S.53) und dann auch "im Auftrag (...) der SPD eingesetzt wurde, um gewandelte Wahlerpotentialen auf die Spur zu kommen" (Hradil, S.37).
[...]
[1] Analyse der s.g. Sonntagsfrage, Beliebtheitsskalen von Politiker usw. sind fester Bestandteil verschiedenster Medien. So u.a. beim ZDF mit der Sendung Politbarometer oder bei NTv mit Emnid.
[2] genauer gesagt hat es “erwerbsarbeitsfremde und lageunabhangige sozio-kulturelle Erscheinungen, freigewahlte Lebensstile etc. immer gegeben” sie wurden jedoch nur mit Ausnahmen (v.a. gesellschaftliche Randgruppen wie Drogenabhangige, Punker...) beachtet (Hradil, S.20).
[3] Der Lebensstil- bzw. Milieuansatz wird daneben in vielen anderen empirischen Forschungen verwendet, die man nach Hradil in vier soziologische Untersuchungsfelder einteilen kann. Dies sind neben der Wahlforschung bzw. politische Soziologie die Konsumsoziologie bzw. kommerzielle Marketingforschung, die Freizeitforschung und die allgemeine Sozialstrukturanalyse (vgl. Hradil, S.34- 42).
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